Die Aktien des Anlagenbauers Bobst Group werden seit dem 3. Januar 2023 ausserbörslich gehandelt. Dies, nachdem die JBF Finance SA im vergangenen Jahr ein Übernahmeangebot unterbreitet hatte und die Aktien der Gesellschaft per Ende 2022 von der SIX dekotiert wurden. Der Handelsstart für die Aktien verlief äusserst dynamisch. Allein in der ersten Handelswoche wurden 20’480 Aktien mit einem Volumen von 1.2 Mio. CHF auf OTC-X gehandelt. Für den ausserbörslichen Aktienhandel ist dies ein grosser Gewinn. Denn sollte sich das Volumen weiterhin auf diesem Niveau bewegen, so würden die Bobst-Aktien zu den am meisten gehandelten Aktien auf OTC-X gehören. Erstaunlich ist, dass der Freefloat nur noch rund 16% beträgt und auch dieser sich in den Händen von Investoren befindet, die vom Übernahmeangebot der JBF Finance zu 78 CHF keinen Gebrauch machen wollten.
Kurs auf OTC-X deutlich unter Übernahmepreis
Erstaunlich ist ebenso, dass derzeit Aktien zu Kursen von 59.50 CHF auf OTC-X gehandelt werden. Damit liegt der Kurs fast 20 CHF unter dem Preis, welcher noch im November von JBF an die Aktionäre gezahlt wurde. Im Rahmen des Übernahmeangebotes hatte die Beratungsgesellschaft KPMG in einer Fairness Opinion per 22. Juli 2022 sogar einen fairen Wert pro Aktie von 78 bis 86 CHF errechnet. Einige Investoren erachteten den Preis als zu niedrig und sind daher weiterhin investiert geblieben. Daher drängt sich die Frage auf, wer Aktien auf diesem tiefen Preisniveau auf OTC-X nun verkauft. In Marktkreisen ist die Rede davon, dass es Investoren seien, welche aufgrund ihres Anlagereglements nur in kotierte Aktiengesellschaften investieren dürften und den «Ausstieg» an der SIX verpasst hätten. Ebenso soll es Aktionäre geben, die auf ein verbessertes Angebot der JBF Finance gehofft hatten, sich nun aber enttäuscht zurückziehen würden.
Unabhängig von den Spekulationen scheint die Aktie auf dem Kursniveau von 59.50 CHF günstig bewertet. Für das Jahr 2022 erwartet der Hersteller von Verpackungsmaschinen einen Gesamtjahresumsatz von 1.7 bis 1.8 Mia. CHF, wie er am 9. November 2022 an einer Analysten- und Medienkonferenz in Zürich bekannt gab. Bobst bestätigte auch die langfristigen Finanzziele von mindestens 8% Betriebsergebnismarge (EBIT) und mindestens 20% Rendite auf dem eingesetzten Kapital (ROCE). Bereits für 2021 wurden wieder eine ordentliche Dividende von 2 CHF je Aktie sowie eine Sonderdividende von 6 CHF gezahlt. Allein bei der ordentlichen Dividende ergibt sich eine Rendite von 3,4%. Auch ist eine Erhöhung der Dividende nicht auszuschliessen. Nicht zuletzt lässt die Fairness Opinion von KPMG – in der Regel fallen Fairness Opinions zugunsten des Käufers aus – deutlich höhere Bewertungen vermuten. Es würde daher nicht überraschen, wenn der Aktienkurs gegen Jahresende wieder höher läge, sofern sich das konjunkturelle Umfeld nicht weiter eintrübt.