Cendres+Métaux: Es kommt Schwung auf

Organisches Wachstum von 17,3% im Geschäftsjahr 2023

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Cendres+Métaux hat nach einer Umfrage eines unabhängigen Instituts 2023 die Zertifizierung «Great Place to Work» erhalten. Bild: Cendres+Métaux

Es läuft nicht nur rund bei Cendres+Métaux, sondern es kommt richtig Schwung auf. Das liegt nicht bloss an der bedeutenden Stärkung im wichtigen Geschäftsbereich Schwungmassen, sondern ist auch Folge der Implementierung von strategischen Prozessen und nicht zuletzt des erfolgreichen Personalaufbaus.

Durch zwei Akquisitionen erhöhte sich der Personalstand von Cendres+Métaux 2023 um 165 Mitarbeitende, weitere 104 kamen durch Neueinstellungen hinzu. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Mitarbeitenden binnen Jahresfrist von 498 auf 692. Damit ist eine der grössten Herausforderungen zwar noch nicht ganz bestanden, aber die Zwischenbilanz zeigt doch in beeindruckender Weise, dass das Management in dem anhaltend schwierigen Markt für Fachkräfte den richtigen Weg geht, um das gesuchte Fachpersonal zu finden oder zu halten. Noch 2022 und im ersten Halbjahr 2023 hatte der Fachkräftemangel dazu geführt, dass Aufträge nur verzögert abgearbeitet werden konnten, was den Umsatz schmälerte.

Zweistelliges Wachstum

Diese Engpässe haben sich im weiteren Jahresverlauf zu einem grossen Teil aufgelöst. Das Ergebnis ist ein organisches Wachstum von 17,3% auf einen Jahresumsatz von 192.3 Mio. CHF. Die Personalkosten stiegen von 53.5 Mio. CHF auch wegen höheren Löhnen auf 59.9 Mio. CHF. Beide akquirierten Gesellschaften, R. Schlierholz und Lauener, waren im Juli 2023 respektive November 2023 erworben worden, wobei R. Schlierholz das ganz Jahr und Lauener zeitanteilig konsolidiert wurde. Höher fielen auch die Aufwandsposten Energie, Instandhaltung, Reparaturen und Ersatz aus. Der gesamte Betriebsaufwand erhöhte sich um 9.7 Mio. CHF auf 82.2 Mio. CHF.

Gewinnbezogene Kennzahlen deutlich verbessert

Das EBITDA-Ergebnis belief sich auf 26.4 Mio. CHF nach 14.9 Mio. CHF im Vorjahr. Die EBITDA-Marge hat sich somit um 4,2 Prozentpunkte auf 13,7% verbessert. Durch die rege Investitionstätigkeit stiegen die Abschreibungen und Wertberichtigungen um 2.1 Mio. CHF auf 9.9 Mio. CHF. Das EBIT konnte sich auf 16.5 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppeln. Höhere Finanzierungskosten führten zu einem um 1.1 Mio. CHF verminderten Finanzergebnis von -3.8 Mio. CHF. Nach einer leicht erhöhten Steuerzahlung von 1.3 Mio. CHF blieb ein Jahresgewinn von 12 Mio. CHF oder 890.93 CHF je Aktie. Der Dividendenvorschlag liegt bei 150 CHF je Aktie.

Höheres Fremdkapital

Die Übernahmen, die Reorganisation, der Personalaufbau und die mit 7,8% des Umsatzes hohen Investitionen in Infrastruktur und Produktionstechnologie bringen entsprechende Kosten mit sich. Das Fremdkapital wurde von 70 Mio. CHF auf 167 Mio. CHF erhöht, weshalb auch die Finanzierungskosten höher ausfallen. Die Eigenkapitalquote sank auf 46,1%. Die gute Gewinnlage wird daher zur Rückführung der Kredite sowie der Finanzierung der verschiedenen Entwicklungsprojekte verwendet.

Investitionen in Maschinen

2023 wurden 12 neue Maschinen angeschafft. Dies steigert die Effizienz und erhöht die Kapazitäten. Darunter sind drei Maschinen zur Fräsbearbeitung des führenden japanischen Roboterproduzenten Fanuc, drei Citizen-Drehbänke, zwei taktile Zeiss-Messgeräte und ein Sandstrahler von Sandmaster – allesamt «state of the art»-Equipment. Beste Voraussetzungen also, um die ambitionierten Ziele auch zu erreichen.

Erfolgsausweis Personalaufbau

Der gelungene Personalaufbau ist ein Anzeichen für die ganzheitliche Sicht in der Unternehmensentwicklung. Der Wettbewerb um Facharbeiter ist hart. Um gute Kräfte zu gewinnen, braucht es im gegebenen Umfeld mehr als kompetitive Löhne. Die Arbeit muss auch sinnstiftend sein, dem persönlichen Wachstum förderlich und auch einen gesellschaftlichen Nutzen aufweisen. Das Management hat es verstanden, dem zuvor nahezu unsichtbaren Unternehmen ein Gesicht zu geben und durch Transparenz die Akzeptanz und Attraktivität deutlich zu erhöhen. Dazu hat wesentlich die Etablierung eines zentralen Management Teams beigetragen, in dem auch Personal- und Kommunikationsdirektoren vertreten sind. Die Wahrnehmung des Unternehmens und seiner Werte hat sich erhöht und verbessert. Dies drückt sich in der hohen Mitarbeiterzufriedenheit von 78% und in der Zertifizierung «Great Place to Work» aus.

Die Mitarbeiterzufriedenheit bei C+M beträgt 78%. Grafik: Cendres+Métaux, Geschäftsbericht 2023

Glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie

Die verbesserten Strukturen und Prozesse zeigen sich nicht zuletzt in der konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie, die zuerst definiert und dann umgesetzt wurde. Gerade für ein Unternehmen, das viel mit Chemikalien, Wasser, Energie und Edelmetallverarbeitung zu tun hat, sind Glaubwürdigkeit und Transparenz unverzichtbar. Während der Wasserverbrauch um 36,2% deutlich abgesenkt werden konnte und 2% der verbrauchten Energie mit den neu installierten PV-Anlagen selbst erzeugt wird, bleibt der Verbrauch fossiler Brennstoffe für Heizzwecke noch hoch. Wichtig ist: Die Ziele für die Jahre bis 2030 sind klar abgesteckt.

Für das Nachhaltigkeitsziel «Klimaneutralität» hat C+M im
vergangenen Jahr für 2022 zum ersten Mal den CO2-Fussabdruck
für die gesamte Organisation erfasst. Grafik: Cendres+Métaux, Geschäftsbericht 2023

Luxusgüterkonjunktur läuft

Motor des Wachstums in 2023 war klar das Luxusgüter-Segment mit einem Zuwachs von 18%, ohne die Akquisitionen. Im Medtech-Segment ging der Umsatz dagegen um 1% zurück, da sich die Nachfrage für Edelmetall-Implantate abschwächt. Ein Highlight war das Sub-Segment Medtech mit einem Anstieg von 16,4%. Auf Luxury & Medtech entfallen 90% des Umsatzvolumens. 10% werden von den eigenen Dental-Marken beigesteuert, wo der Umsatzrückgang 10% beträgt. Das Geschäft ist bei den Tochtergesellschaften in Spanien, Frankreich und im Schweizer Hauptsitz angesiedelt und soll fokussierter ausgerichtet werden. Bis 2025 werden neue Produktentwicklungen die Marktreife erlangt haben.

Ausblick

Mit den gezielten Akquisitionen der letzten Jahre hat Cendres+Métaux die Positionierung als umfassender Lieferant für die Uhren- und Schmuckindustrie deutlich geschärft und verbessert. Zu den Kompetenzen zählen Ätzen, Fräsen, Langdrehen mit Fokus auf die Erstellung von Mikrobauteilen und Schwungmassen. Dadurch öffnen sich aber auch Tore zu neuen Geschäftsfeldern wie der Halbleiterindustrie, die eine wichtige Kundengruppe der zugekauften R. Schlierholz ist. Trotz gestiegener Kosten bleiben die Geschäfts- und Gewinnperspektiven gut. 2023 war geprägt von der Personalfindung, -integration und -schulung. Die Produktivität wurde dadurch beschränkt, was sich nun ab 2024 ins Gegenteil umkehren sollte.

Fazit

Der Turnaround ist gelungen, Geschäftsvolumen und Gewinne steigen. Die herausfordernden Marktbedingungen der letzten Jahre hat das Management für Anpassungen der Strategie und die Schaffung einer neuen Corporate Identity genutzt. Der Aktienkursverlauf allerdings lässt die Dynamik noch nicht erkennen. Die Bewertung mit einem KGV von 6 und einem KBV von 0.56 lässt offensichtlich viel Spielraum nach oben. Allerdings ist die Aktie auch wenig gehandelt, im laufenden Jahr haben lediglich 68 Aktien den Besitzer gewechselt. Ziel des Managements ist es, den «intrinsischen Wert» von Cendres+Métaux zukünftig sichtbar zu machen und Gewinnsteigerungen bei einer soliden Eigenkapitalquote zu erzielen. Auch wenn noch Raum für operative Verbesserungen ist, wie im Medtech-Segment und bei den Dental-Marken, die Aktie erscheint unterbewertet.

Cendres+Métaux wird auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5700 CHF bezahlt. Die Geld-/Brief-Spanne ist mit 5300 CHF und 5900 CHF ungewöhnlich hoch.

Chart Cendres+Métaux
Der Aktienkursverlauf bei Cendres+Métaux spiegelt die Dynamik des Unternehmens noch nicht wider. Chart: otc-x.ch

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