Start Blog Seite 4

Immobilienanlagen im Fokus: Nach wie vor hoher Kapitalbedarf

0
Immobilienanlagen sind weiterhin von anhaltendem Investoreninteresse und hohem Kapitalbedarf geprägt. Bildquelle: KI-generiert mit OpenAI DALL·E

Die Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat die Stimmung an den Finanzmärkten deutlich aufgehellt. Auch die unerwartet rückläufigen Inflationszahlen in den USA stimmten die Investoren optimistischer. Zwischenzeitlich keimten sogar Hoffnungen auf eine frühere Zinssenkung auf. Die US-Notenbank sieht jedoch derzeit keinen Anlass, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern. Der nächste Zinsschritt wird nun frühestens im Herbst 2025 erwartet.

Trotz der Zurückhaltung der FED haben die internationalen Aktienmärkte im Mai teils deutliche Kursgewinne erzielt. Der US-Aktienindex S&P 500 legte im Monatsverlauf um rund 5% zu, der deutsche Leitindex DAX stieg sogar um 6,7% und markierte am 21. Mai 2025 mit 24.112 Punkten ein neues Allzeithoch (+21,16% YTD). Der Schweizer Leitindex SMI verzeichnete hingegen lediglich ein Plus von 1,26%. Den Index belastete insbesondere die hohe Gewichtung der aktuell aufgrund möglicher Preisregulierungen in den USA unter Druck stehenden Pharmawerte. Derweil hat der Index der kotierten Schweizer Immobilienaktiengesellschaften nach einer kurzen Konsolidierungsphase seine Aufwärtsbewegung fortgesetzt.

REAL Index

Mit einer Jahresperformance von +17,14% notiert der REAL Index nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert (+17,85%) von Anfang Monat. In den vergangenen Wochen standen vorwiegend die grosskapitalisierten Titel unter erhöhtem Verkaufsdruck, während kleinere Werte teilweise deutliche Kursgewinne erzielten. Top-Performer im Index bleiben die Aktien von Swiss Prime Site mit einem Plus von 22,28%. Der EPRA Index legte seit dem Tiefststand vom 9. April 2025 über 15,5% zu und weist nun eine positive Jahresbilanz von +3,16% (nicht währungsbereinigt) auf. Allerdings führten im laufenden Monat vermehrt Gewinnmitnahmen dazu, dass die Aufwärtsdynamik bei den europäischen Immobilienaktien deutlich an Schwung verloren hat.

SWIIT Index

Deutliche Kursgewinne verzeichneten im Mai auch die Schweizer Immobilienfonds: Der SWIIT Index stieg um 5%, die Jahresperformance verbesserte sich auf +4,47%. Am 16. Mai 2025 schloss der Index mit 571,27 Punkten und einer Jahresperformance von +5,1% auf einem neuen Allzeithoch. Die Kursentwicklung ist angesichts der zahlreichen Kapitalerhöhungen im Mai bemerkenswert: Die Emissionen spielten dem Fonds über 750 Mio. CHF ein – und in aller Regel belastet eine derart hohe Kapitalnachfrage die Kursentwicklung der kotierten Fonds, weil sich Investoren die erforderlichen Mittel oft durch Verkäufe an der Börse beschaffen. Doch aktuell scheint die Nachfrage nach Schweizer Immobilienfonds so hoch zu sein, dass Anleger zusätzlich zu den Emissionen auch an der Börse aktiv Käufe tätigen.

Der Bedarf nach frischem Kapital ist offenbar noch nicht gedeckt. Für den kommenden Monat Juni sind weitere Emissionen von rund 400 Mio. CHF geplant. Zudem hat die BLKB Fund Management AG für das dritte Quartal 2025 die Lancierung eines neuen Immobilienfonds angekündigt – des direkt in energieeffiziente Immobilien investierenden BLKB (CH) Sustainable Property Fund. Der Fokus liegt auf einem Portfolio mit hohem Wohnanteil. Die Erstemission richtet sich ausschliesslich an qualifizierte Anleger und umfasst ein Volumen von bis zu 160 Mio. CHF. Die Liberierung ist für den 30. Juli 2025 geplant.

Text: Thomas Marti und Florian Lemberger, Swiss Finance & Property Group

Der Artikel in der Rubrik «Immobilienanlagen im Fokus» erscheint in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Immobilien-Magazin Immobilien Business.

Branchentalk Industrie: Schweizer Unternehmen gehen von Preiserhöhungen ihrer Produkte in den USA aus

0
Unsicherheit, Unsicherheit und Unsicherheit – das sind laut Marc Desrayaud, CEO von Mikron (rechts), zurzeit die drei grössten Herausforderungen für Unternehmen. Alle Fotos: Luca Uloth, schweizeraktien.net

«Schweizer Unternehmen im Spannungsfeld geopolitischer Herausforderungen», unter diesem Titel stellten sechs Unternehmen ihre Strategie mit den sich ändernden externen Einflüssen vor.

Veranstaltet von schweizeraktien.net in Zusammenarbeit mit der Helvetischen Bank und der Berner Kantonalbank stellten die Unternehmen Bystronic AG, Wolffkran Holding AG, Mikron Holding AG, Ascom Holding AG, Zehnder Group AG und Klingelnberg AG zunächst ihr Geschäftsmodell vor, um im Anschluss darüber zu sprechen, wie sie mit der neuen Weltlage umgehen und mit welchem – schön neudeutsch – Exposure sie in den USA konfrontiert sind.

Den Unternehmen ist gemeinsam, dass sie alle zwischen 10% und 20% ihres Geschäfts in den USA machen und dort eigene Produktionskapazitäten besitzen. Gemeinsam ist ihnen auch, dass es sich um Small Caps handelt, sie also von der Marktkapitalisierung her weit unter einer Milliarde Schweizerfranken liegen.

Preiserhöhungen durch Zölle sollen weitergegeben werden

Alle waren sich einig, dass die Zollmassnahmen der USA, sollten sie Bestand haben oder gar neue Zollhämmer auf die Industrie niederprasseln, sowie die damit verbundenen Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben werden.

So geht Dr. Peter Schiefer, der Alleineigentümer der Wolffkran AG (das einzige Unternehmen in dieser Runde, das nicht an der SIX kotiert ist), davon aus, dass er eher Kräne in Saudi-Arabien bauen wird als in den USA, ganz einfach deshalb, weil er keine Möglichkeit der Produktion in den USA sieht. Dies, weil die Kosten z.B. von Stahl zu hoch sind und die Facharbeiter fehlen.

In den USA für die USA produzieren

Die Zehnder Gruppe, die Lüftungen und Radiatoren herstellt, hat ein wachsendes US-Geschäft, das mittlerweile 16% vom Gesamtumsatz ausmacht. René Grieder, der CFO, will denn auch in den USA für die USA produzieren. Weil die Unsicherheit so gross sei, setzt Grieder auf Regionalisierung. Es lohne sich für das Unternehmen sogar, in Kanada zu produzieren und in die USA zu exportieren, weil die hohen Lohnstückkosten in den USA damit nicht anfielen und die Zölle zwischen den beiden nordamerikanischen Staaten somit verschmerzbar seien. Aber auch Grieder geht von Preiserhöhungen aus.

«Wir brauchen Investitionssicherheit», sagte Philipp Kannengiesser, der CEO der Klingelnberg AG. Diese sei aber im Moment in den USA nicht vorhanden. Global vertreten sein, lokal handeln, das sei die Devise. Womit er in das gleiche Horn stösst wie Grieder von der Zehnder AG.

Kalina Scott, CFO der Ascom Holding AG, und Marc Desrayaud, CEO der Mikron Holding AG, sehen Stand heute beide nur wenige Produkte, die von den Zöllen betroffen sein könnten. Sollte sich aber die Makroökonomie wegen des Zollgehabes eintrüben, habe das natürlich Auswirkungen auf Ascom, befürchtet Scott. Noch aber sehe sie das nicht.

Bei der abschliessenden Paneldiskussion war schnell klar, wie einig sich die operativ und finanziell Verantwortlichen bei der Einschätzung der Lage sind. Die grössten drei Herausforderungen sieht Marc Desrayaud in der Unsicherheit, der Unsicherheit und der Unsicherheit. Auch Domenico Iacovelli von der Bystronic AG macht die Ungewissheit zu schaffen. «Wir sind dann in der Lage zu reagieren, wenn wir wissen, was passiert».

Verschiebung der tektonischen Platten

Iacovelli sprach die geopolitischen Verschiebungen an und mahnte, dass der China-Markt für die hiesigen Produzenten wohl nicht wieder komme. Es gebe viele Überkapazitäten in China, die nicht mehr kompensiert werden könnten. «Die tektonischen Platten haben sich unwiederbringlich verschoben», so Iacovelli.

Dem konnte Philipp Kannengiesser von Klingelnberg nur zustimmen. Und er warf den Fokus auf den für die Schweizer Unternehmen so wichtigen deutschen Markt. Er sei höchst skeptisch gegenüber dem Weg, welchen Deutschland in den vergangenen drei Jahren genommen habe. Jetzt gebe es aber mit dem neuen Kanzler Friedrich Merz einen Mentalitätswechsel, freute sich Kannengiesser.

Wie Kannengiesser fordert auch Iacovelli, dass Deutschland sich neu erfinden müsse. «‹Deutsche müssen wieder mehr arbeiten›, dieser Satz von Friedrich Merz hat mir sehr gefallen», so Iacovelli.

Nach Regierungswechsel ist Deutschland als starker Standort zurück

Es sei eine Illusion zu glauben, dass man nicht arbeiten muss. In Indien betrage die Wochenarbeitszeit 46 Stunden, deshalb habe das Land starke Wachstumsraten. In Deutschland sei durch Bürgergeld und Schwarzarbeit die Bereitschaft, einer geregelten Arbeit nachzugehen, zu wenig vorhanden, sagte der deutsche CEO von Klingelnberg. Aber er habe auch Hoffnung und Zuversicht; die DNA Deutschlands als starker Standort sei mit dem Regierungswechsel wieder vorhanden.

Starker Schweizer Franken als Fitnessprogramm

Remo Rosenau, Head Research bei der Helvetischen Bank, bezeichnet den starken Schweizerfranken als Fitnessprogramm für die Schweizer Firmen.

Das Schlusswort gehörte dem Co-Gastgeber Remo Rosenau von der Helvetischen Bank. Er rückte den Schweizer Franken in das Zentrum seiner Betrachtungen. «Der starke Schweizer Franken ist mühsam. Er zwingt die Unternehmen, effizienter zu werden». Eine starke Währung sei ein Fitnessprogramm für alle Unternehmen; für diese Aussage erhielt der Banker aus dem Publikum spontanen Applaus. Längerfristig sei Unabhängigkeit ein extrem hohes Gut, dem schloss sich auch Kannengiesser an.

Fazit

Es wurde sehr deutlich, dass die mittelständischen Schweizer Unternehmen in erster Linie unter der Unsicherheit leiden, die das Hin und Her von jenseits des Atlantiks verursacht. Und dass sie für alle Fälle gerüstet sind. Preiserhöhungen bei entsprechenden Zöllen gehören ebenso zur einhelligen Folgerung wie auch das Hinterfragen von Produktionsstandorten. Deutlich wurde aber auch, dass Firmen mit einer starken Marktstellung und einer soliden Bilanz aus der aktuellen Krisenlage gestärkt hervorgehen werden. Für Anleger bieten sich daher im aktuellen Umfeld durchaus interessante Chancen, auch und gerade unter Schweizer Industrietiteln.

Die Präsentationen der Unternehmen finden Sie hier zum Download.

Andreas Buner und Raffael Frauenfelder, Albin Kistler: «Politische Börsen haben kurze Beine»

0

Der Albin Kistler Aktien Small & Mid Cap Schweiz verfolgt das Ziel, den SPI Extra Index (SPIEX) über einen ganzen Börsenzyklus hinweg zu übertreffen. Der Fonds wurde 2016 aufgelegt, investiert aktiv und mit langem Anlagehorizont. Im Unterschied zu vielen Anlagefonds werden die Investitionsentscheide im Team gefällt. Das 4-köpfige SMC-Anlagegremium wird dabei von insgesamt 20 Analysten unterstützt. Das Fondsvolumen liegt derzeit bei etwa 45 Mio. CHF.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net äussern sich die beiden Portfoliomanager Andreas Buner und Raffael Frauenfelder zu den Fragen, welche Unternehmen die angedrohten US-Zölle am besten abfedern können, welche Investments in ihrem Fonds besonders gut performen und welche sie eher enttäuscht haben.

Andreas Buner und Raffael Frauenfelder verantworten als Co-Portfoliomanager gemeinsam den Albin Kistler Aktien Small & Mid Cap Schweiz. Bild: schweizeraktien.net

Herr Buner, Herr Frauenfelder, die Ungewissheit, welche Zölle wir aus den USA zu erwarten haben, ist weiterhin der «Weisse Elefant» bei vielen Anlegerentscheidungen. Wie gehen Sie damit um? Inwieweit beeinflusst dies Ihre Investitionsentscheidungen?

Raffael Frauenfelder (RF): Die USA haben in ihrer Wirtschafts- und Aussenpolitik einen Kurswechsel vollzogen, der einem Paradigmenwechsel gleichkommt. Nach anfänglicher Nervosität kehrte an den Märkten aber rasch wieder etwas Ruhe ein.

Bei Albin Kistler gilt seit jeher das Motto «politische Börsen haben kurze Beine». Ein zu starker Fokus auf die kurze Frist und medialen Eskapaden haben nur wenig mit seriöser Investitionstätigkeit gemein. Kurzfristig wird das Wirtschaftswachstum wohl etwas gehemmt. Wir erwarten aber mittel- bis langfristig eine Beruhigung des Handelsstreits. Die grossen Wirtschaftsräume werden sich einigen, denn die Vorteile des grenzüberschreitenden Handels sind signifikant. Wir bleiben auch in diesem Umfeld unserer Philosophie treu: Solide finanzierte Unternehmen mit tiefem Burggraben und hoher Preissetzungsmacht werden potenzielle Zolleffekte am besten abfedern können und rascher wieder zu Wachstum finden.

Sie hinken der Performance der Benchmark SPIEX über die letzten fünf Jahre gesehen zurück. Was sind die Gründe für den Rückstand?

Andreas Buner (AB): Wir hatten bis und mit 2021 ein hervorragendes Umfeld für klein- und mittelkapitalisierte Unternehmen. Dieses Umfeld, getrieben durch tiefe Zinsen und einen Anlagenotstand, führte bei Qualitätswerten, wie wir sie bevorzugen, zu einer massiven Bewertungsexpansion. Für Unternehmen wie Straumann, Belimo, EMS Chemie oder Bachem wurden Bewertungen von teilweise weit über 60 Mal den Gewinn bezahlt. Das war klar zu viel. Während Qualitätswerte ihre Stabilität normalerweise in Phasen von Marktstress wie durch den Ukrainekonflikt, den Nahostkonflikt etc. unter Beweis stellen, erfuhren diese eine starke Bewertungskontraktion und konnten nicht mit dem breiten Markt mithalten. Unser philosophiebedingtes Übergewicht in diesen Werten hat daher zum Rückstand geführt.

Performance des Albin Kistler Aktien Small & Mid Cap Schweiz im Vergleich zur Benchmark SPIEX. Grafik: zVg.

Eine Ihrer grössten Positionen ist weiterhin Straumann, daran hat sich nichts geändert, seit wir das letzte Mal vor anderthalb Jahren miteinander gesprochen hatten. Allerdings ist die Performance der Aktie seither nicht wirklich überzeugend. Bauen Sie die Position bei Preisen von um die 110 CHF weiter aus? Sie haben diese Aktie ja bereits übergewichtet im Vergleich zur Benchmark SPIEX.

AB: Straumann bleibt eines der wachstumsstärksten Unternehmen im Bereich Zahnimplantate. Die fundamentale Geschäftsentwicklung ist weiterhin sehr solide. Allerdings haben die jüngsten Zölle die ohnehin vorhandenen makroökonomischen Bedenken und insbesondere die gedämpften Aussichten für das Konsumentenvertrauen im bedeutenden US-Markt zusätzlich verstärkt. Die Aktienkursentwicklung von Straumann zeigt historisch eine gewisse Korrelation mit dem Konsumvertrauen.

«Straumann ist weiterhin gut für nachhaltiges Wachstum»

Ungeachtet dessen setzt das Unternehmen konsequent auf seine Innovationskraft und seine Fähigkeit, Marktanteile sowohl in etablierten als auch in aufstrebenden Märkten auszubauen. Diese langfristige Perspektive, in Verbindung mit der soliden fundamentalen Performance, positioniert Straumann unserer Einschätzung nach weiterhin gut für nachhaltiges Wachstum. Aus diesen Gründen halten wir an dieser Position fest.

Sie halten nicht nur die Lindt & Sprüngli Aktie, sondern auch den PS des Schokoladeherstellers. Insgesamt liegt Ihr Engagement in diesen Titel bei fast 9% des Portfolios. Sie scheinen Schoggi-Liebhaber zu sein?

RF: Wir mögen Schokolade, aber noch vielmehr die Qualität von Lindt & Sprüngli.

Das Schokolade-Segment ist momentan extrem herausfordernd. Grund dafür ist der Kakao-Preis, der sich in den letzten Quartalen aufgrund schlechter Ernten vervielfacht hat. Die Qualität der Firma kommt in dieser Situation stärker zum Vorschein als je zuvor. Viele Konkurrenten haben grosse Probleme damit, steigende Rohstoffpreise an ihre Kunden weiterzugeben. Lindt & Sprüngli hat damit aufgrund von Markenstärke und gutem Management deutlich weniger Mühe. Wachstum und Margenentwicklung können auch in diesem Umfeld aufrechterhalten werden.

Das grösste Übergewicht zum SPIEX halten Sie in Belimo. Die Aktie notiert mit einem Preis von knapp 800 CHF auf Allzeithoch. Halten oder verkaufen?

RF: Belimo ist für uns eine Kernanlage im Bereich Small & Mid Caps, weshalb ein Totalverkauf des Engagements trotz der stattlichen Bewertung zum heutigen Zeitpunkt keine Option darstellt. Allerdings bieten kurzfristige Übertreibungen der Börse in beide Richtungen Gelegenheiten für Zukäufe (Liberation Day) oder auch Gewinnmitnahmen auf den aktuellen Niveaus.

Bei unserem letzten Gespräch waren Sie noch des Lobes voll für Bachem. Wie sind Sie seither mit dieser Position umgegangen, die vielen Anlegern Kopfschmerzen bereiten dürfte?

AB: Die grossen Verzögerungen des so wichtigen Neubaus K, welcher die Kapazitäten von Bachem verdoppeln wird, haben zu einem Vertrauensverlust geführt. Trotz weiteren möglichen Herausforderungen wie etwa der US-Zollthematik glauben wir an die strukturellen Wachstumsmöglichkeiten im CDMO-Markt für Peptide sowie an die übergeordnete Marktstellung von Bachem. Die Bewertungsmultiples befinden sich auf einem klaren Mehrjahrestief und werden der Qualität sowie den Wachstumsmöglichkeiten von Bachem nicht gerecht. Wir haben die Aktie nach wie vor übergewichtet.

Welche Titel aus Ihrem Portfolio möchten Sie positiv herausstreichen?

AB: Zum einen Sensirion. Nach dem schwierigen, von Lagerabbau geprägten Jahr 2023 hat das Unternehmen im vergangenen Jahr wieder auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Auch der Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 hat positiv überrascht, weshalb die Aktie im laufenden Jahr zu den Gewinnern zählt. Sensirion investiert etwa 20% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung und schafft es so, doppelstellige Wachstumsraten zu erzielen. Mit den innovativen Produkten ist Sensirion meist Markt- und Technologieführer in den jeweiligen Nischen. Beispielsweise müssen Klimaanlagen in Amerika zukünftig mit einem für die Umwelt weniger schädlichen Gas betrieben werden, welches aber leichter entflammbar ist. Aus diesem Grund hat Sensirion einen spezifischen Leckage-Sensor entwickelt, der nun zur Anwendung kommt. Das Unternehmen dürfte auch in Zukunft mit innovativen Produktenentwicklungen überraschen.

«das Geschäftsmodell von Swissquote ist hoch profitabel und gut skalierbar»

Ein weiteres Unternehmen ist Swissquote. Die Bank hat in den letzten Jahren eine beeindruckende operative Entwicklung gezeigt. Dank dem umfassenden und fair bepreisten Leistungsangebot ist das Unternehmen in der Lage, eine Vielzahl an Neukunden und Kundenvermögen anzuziehen – zunehmend auch ausserhalb des Heimmarkts. Darüber hinaus wurde die Diversifizierung der Ertragsströme vorangetrieben, was die Zyklizität des naturgemäss schwankungsanfälligen Geschäfts verbessert hat. Dazu ist das Geschäftsmodell hoch profitabel und gut skalierbar, was zu überproportional steigenden Gewinnen führt.

 

Welche Titel haben Sie aufgrund der Performance eher enttäuscht?

RF: Von der Aktienkursentwicklung von Georg Fischer sind wir etwas enttäuscht. Vom Unternehmen aber nach wie vor sehr überzeugt. GF befindet sich in einer Transformation vom Konglomerat zum Marktführer im Bereich Water and Flow Solutions. Nach der Ankündigung dieses Plans erreichte die Aktie im März beinahe ein neues Allzeithoch, doch nach dem Absturz infolge des Liberation Day fehlt die Dynamik. Die Ankündigung der Übernahme der VAG-Group, einem Spezialisten für Metallarmaturen, ist strategisch passend. Doch strapaziert diese die Bilanz weiter. Der Abschluss des Verkaufs von Machining Solutions wird sehnlichst erwartet. Und auch Neuigkeiten zur Überprüfung der strategischen Optionen von GF Casting Solutions könnten helfen, die Anleger wieder zu mehr Engagement zu motivieren.

«Bei tecan überwiegen kurzfristig die belastungsfaktoren»

Bei Tecan blicken wir auf ein herausforderndes Geschäftsjahr 2024 zurück, geprägt von rückläufigem Umsatz und sinkenden Margen. Die Investitionsbereitschaft im Biopharmabereich ist insgesamt gedämpft, insbesondere aus China kommen weniger Aufträge. Hinzu kommt die Unsicherheit durch die von Donald Trump angekündigten Budgetkürzungen für staatliche Forschungseinrichtungen wie Universitäten und Spitäler. Auch Lagerabbau bei Kunden und verlängerte Investitionszyklen bremsen das Neugeschäft. Zwar arbeitet Tecan intern an Effizienzsteigerungen, doch kurzfristig überwiegen die externen Belastungsfaktoren. Ein qualitativ hochwertiges und innovatives Unternehmen mit einer soliden Bilanz, bei der es Geduld braucht, bis die Erholung kommt.

Sie halten mit PSP Swiss Property und Allreal auch Immobilientitel in Ihrem Fonds. Von welchem Zinsszenario gehen Sie in 2025 aus?

AB: Wir halten mit PSP einen der beiden grossen Immobilientitel im SPI Extra. Ergänzt wird das Portfolio mit Allreal. Insgesamt sind wir bezüglich Immobilientitel aber untergewichtet gegenüber unserem Vergleichsindex. In der aktuellen Phase von wieder sinkenden Zinsen weisen Immobilientitel ein gewisses Potenzial auf. Es fliesst viel Kapital in den Schweizer Immobilienmarkt. Wenn das Zinsniveau wie jetzt bereits wieder Richtung null tendiert resp. nahe null ist, fliesst dies in die Bewertung der Immobilienaktien ein und deren Attraktivität nimmt gegenüber anderen Unternehmen wieder ab.

Bezüglich unserem Zinsszenario: Viel Handlungsspielraum hat die SNB nicht mehr. Die Inflation ist weit unter 1%, der Schritt zu Null-Zinsen eine Frage der Zeit.

Auf was sollten Anleger in diesem Jahr achten?

RF: Der Liberation-Day hat erneut gezeigt, dass gewisse Entwicklungen nur schwer antizipiert werden können. Anleger sind gut beraten, in solch volatilen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Vertrauen in die gewählte Anlagestrategie sowie die Marktkräfte zu haben.

Das laufende Jahr hat weiterhin das Potenzial, die Anleger auf die Probe zu stellen. Geopolitische Herausforderungen und rezessive Tendenzen stehen einer grundsätzlich gesunden Unternehmenswelt gegenüber.

Wir machen akribisch unsere Hausaufgaben, behalten den Fokus auf Qualität und bleiben unserer Strategie treu – das gleiche, wie alle Anleger in solch einem Umfeld tun sollten.

Herr Buner, Herr Frauenfelder, herzlichen Dank für dieses Gespräch. 

Rigi-Bahnen: Drittes erfolgreichstes Geschäftsjahr in Folge

0
Die gut besuchte GV der Rigi-Bahnen fand im Eventzelt auf Rigi Staffel statt. Alle Bilder: Romel Janeski, schweizeraktien.net

«Dankbarkeit. Freude. Respekt.» Mit drei Wörtern setzte Karl Bucher, Verwaltungsratspräsident der Rigi-Bahnen, den Ton für die Generalversammlung. Er wolle die Freude über das Erreichte teilen, denn geteilte Freude sei doppelte Freude. Der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2024 passt bestens unter die drei Schlagwörter. Mit dem dritten erfolgreichsten Geschäftsjahr in Folge, einem Jahr voller positiver Entwicklungen, lässt es sich hervorragend in die Feierlichkeiten zum 150-Jahre-Jubiläum der Arth-Rigi-Bahn starten.

Karl Bucher, Verwaltungsratspräsident der Rigi Bahnen, sprach in seiner Eröffnungsrede von Dankbarkeit, Freude und Respekt.

Umfangreiche Feierlichkeiten zum 150-Jahre-Jubiläum

Dazu findet am Pfingstwochenende das Bahnhofsfest in Goldau statt, mit zahlreichen Highlights wie z.B. Pendelfahrten mit der historischen Lok 7 ab Goldau. An einer Fahrzeugparade am Pfingstsonntag präsentieren die Mitarbeitenden die weltweit einzigartigen historischen Fahrzeuge der Rigi Bahnen. Als zusätzliches Highlight wird SBB Historic den Bahnhof Goldau mit dem Trans Europe Express (TEE) anfahren. Im August folgt das Festspiel «Arth-Rigi-Bahn» in der Schwingarena auf Rigi Staffel. «Danke sagen» wolle man, so CEO Frédéric Füssenich, der die Begeisterung ob dieser Events spürbar in das gut gefüllte Eventzelt zu versprühen wusste.

CEO Frédéric Füssenich versprühte viel Vorfreude auf das 150-Jahre-Jubiläum, das bereits an Pfingsten in Arth-Goldau beginnt.

Marcel Waldis, CFO der Rigi-Bahnen, stand seinem CEO mit der Verbreitung guter Nachrichten in nichts nach. Die Rigi habe 2024 das zweitstärkste Besucheraufkommen in ihrer Geschichte erlebt, 940’000 Gäste konnten begrüsst werden, freute sich Waldis.

70% der Gäste kommen aus der Schweiz

Der Nettoerlös im Unternehmen ist mit 7,5% dabei stärker gewachsen als die Anzahl der Gäste, das heisst, dass die Gewinnschöpfung pro Besucher deutlich gesteigert werden konnte. Waldis betonte dabei die Bedeutung der Schweizer Gäste, die 70% des Besucheraufkommens ausmachen. Diese hohe Zahl an inländischen Besuchern führt Waldis darauf zurück, dass das Generalabonnement der SBB auch auf der Rigi gültig ist.

70% der Gäste reisen mit dem öffentlichen Verkehr an, sekundierte Füssenich. Er freue sich selten darüber, wenn in einem Bereich der Umsatz zurückgehe. Aber im Falle des Umsatz-Rückgangs bei den Parkhäusern sei das anders, gab der CEO mit einem Lächeln preis.

USA wichtigster Auslandsmarkt

Die ausländischen Touristen, die auf die Rigi reisen, sind eine wichtige zusätzliche Einnahme-Quelle. Denn sie kommen, im Gegensatz zu den Schweizern, auch bei durchwachsenem Wetter. Für viele Reisende aus den USA, Deutschland und Südkorea sei die Rigi ein festes Ziel bei Schweiz-Reisen, sagte Waldis.

Die USA sei der wichtigste Auslandsmarkt geworden, und er sei stolz, dass die Rigi-Bahnen nach nur vier Jahren Marktbearbeitung bereits so gut positioniert seien, fügte Füssenich an. Bei den europäischen Nahmärkten geht der CEO von grossem Wachstumspotenzial aus. Der klassische Gruppengast bei den Rigi Bahnen mache rund zehn sehr wichtige Prozent der Frequenzen aus.

Rekordgewinn und Verbesserung der Eigenkapitalquote

Unter dem Strich verzeichneten die Rigi-Bahnen 2024 einen Gewinn von 6.9 Mio. CHF, ein Plus von 36% gegenüber dem Vorjahr. Dies bei einem Umsatz von 37.5 Mio. CHF. Dass das Unternehmen die Kosten im Griff hat, zeigt sich daran, dass der Betriebsaufwand lediglich um 3,4% zunahm. Das EBITDA schnellte um 17% gegenüber dem Vorjahr in die Höhe.

Und auch auf bilanzieller Seite gibt es gute Nachrichten. Insbesondere deshalb, weil die kurzfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten um 5 Mio. auf 2 Mio. CHF zurückgingen, stieg die Eigenkapitalquote auf sehr solide 61% an.

«Auf dem Gipfel aufgeräumt»

Man habe auf der Rigi-Kulm aufgeräumt, so Füssenich beim Blick auf die Highlights 2024. Der Aussenbereich auf dem Gipfel wurde neugestaltet, die Remise soll umgebaut werden und dereinst die historische Lok 7 beherbergen. Mit den «Rigi Sprints» habe man ein Format geschaffen, um innerhalb von sechs Wochen zu definieren, wie man eine konkrete Verbesserung einbringen kann. So fanden z.B. Freundlichkeitsworkshops statt, die vom Reinigungspersonal bis zum Verwaltungsrat alle Mitarbeitenden umfassten. «Parat, engagiert, gästeorientiert» wolle man vorgehen, und dies stets mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

«Tourismus ist eine absolute Wachstumsbranche», freute sich Füssenich. Und der Start ins Geschäftsjahr sei wegen einem wunderbaren Winter und tollen April perfekt gewesen.

Nachhaltigkeit in neuer Unternehmensstrategie noch fester verankern

Wie sollen sich die Rigi-Bahnen weiterentwickeln? Die neue Strategieperiode ab 2026 wird derzeit intensiv vorbereitet. Ziel ist es, die gute nachhaltige Entwicklung der Rigi Bahnen AG noch fester in der Strategie zu verankern. Aus umfassenden Stakeholdergesprächen mit Bewohnern am Berg, vielen Partnern und den Mitarbeitenden konnten Erkenntnisse abgeleitet werden, welche in den Entwicklungsprozess der neuen Strategie einfliessen.

Sämtliche Anträge des Verwaltungsrats wurden von den 459 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären mit der grösstmöglichem Mehrheit an Stimmen gutgeheissen.

Dividende von 25 Rappen

Die guten Geschäftszahlen erlauben es dem Unternehmen, eine Dividende von 0.25 CHF pro Aktie auszuschütten. Aktionäre mit 150 oder mehr Aktien können zwischen einer Barausschüttung oder Aktionärstageskarten wählen. Das waren erfreuliche Nachrichten für jene 459 an der GV anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre, die trotz schlechten Wetters den Weg hinauf auf Rigi Staffel auf sich genommen hatten. Sie nahmen alle Anträge des Verwaltungsrats praktisch einstimmig an.

Bernexpo: Berner Messeunternehmen will 2025 mit der Neuen Festhalle durchstarten

0
Tom Winter, CEO der Bernexpo AG, berichtet über das Portfolio der Gruppe. Bild: schweizeraktie.net
Tom Winter, CEO der Bernexpo AG, berichtet über das Portfolio der Gruppe. Bild: schweizeraktie.net

Das vergangene Geschäftsjahr der Bernexpo AG war geprägt vom Bau der Neuen Festhalle, die am 25. April 2025 eröffnet wurde. Und es war geprägt von einem Geschäftsjahr mit weniger Messen, da einige Veranstaltungen nur alle zwei Jahre durchgeführt werden. Der Umsatz fiel daher mit 47.6 Mio. CHF um 10,6% tiefer als im Vorjahr aus. Dass das Berner Messeunternehmen trotz dieser Belastungen ein positives Ergebnis von 0.7 Mio. CHF ausweisen kann, führt das Unternehmen auf Effizienzsteigerungsmassnahmen und ein straffes Kostenmanagement zurück. Für 2025 stehen die Zeichen gut: Die Festhalle ist fristgerecht fertig geworden und gut gebucht. Aufgrund der Zyklizität stehen wieder mehr Messen auf dem Programm.

Bau der Neuen Festhalle prägt Geschäftsjahr 2024

Dass die Bernexpo Groupe es mit der Effizienz ernst meint, zeigt sich nicht nur an den Zahlen. Auch an der Generalversammlung (GV) des – neudeutsch – Live-Marketing-Unternehmens lebten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung die Effizienz vor. In nur 48 Minuten wickelten sie das Aktionärstreffen mit rund 250 Aktionärinnen und Aktionären ab.

Nicht ohne Stolz verwies VR-Präsident Peter Stähli dabei darauf, dass Messeplätze wie Basel und St. Gallen in den vergangenen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, in Bern und auch Luzern das Geschäft hingegen gut läuft. Die Bernexpo AG sei wachsam, agil und bleibe hochprofessionell, so Stähli. In den neuen Confex-Formaten – einer Kombination aus Konferenzen und Ausstellungen – liege die Zukunft und damit auch das Wachstumspotenzial für die Bernexpo-Gruppe. Die Neue Festhalle in Kombination mit digitalen Tools biete hier die passenden Lösungen, so der VR-Präsident.

Für das Geschäftsjahr 2024, in dem nach der Pandemie wieder 330’000 Besucherinnen und Besucher an der Traditionsmesse BEA begrüsst werden konnten, zieht er insgesamt eine positive Bilanz: «Trotz der Grossbaustelle konnten wir wie geplant viele zufriedene Ausstellende und Besuchende auf unserem Areal begrüssen und ungeachtet des Mehraufwands die wirtschaftlichen Erwartungen im Geschäftsjahr 2024 erfüllen.»

Mehr Effizienz verhilft zum Gewinn

Mit dem Hinweis auf die «wirtschaftlichen Erwartungen» spricht Stähli vor allem die Rentabilität an. Denn dass der Umsatz baustellenbedingt und wegen des «geraden» Jahres, in dem weniger Messen und Veranstaltungen stattfinden, zurückgehen würde, damit hatten die Verantwortlichen gerechnet. CEO Tom Winter räumte denn auch ein, dass insgesamt weniger Fläche verkauft werden konnte. Dennoch habe die Bernexpo Groupe 2024 fast eine Million Besucherinnen und Besucher begrüssen können. Man habe aber an der Rentabilität gearbeitet.

Ein Blick in die Erfolgsrechnung zeigt, dass der Umsatz um 10,6%, der Betriebsaufwand mit 12,4% auf 45.9 Mio. CHF jedoch deutlich stärker als der Umsatz zurückgegangen ist. Gespart wurde vor allem bei den Fremdleistungen (-21,4%), dem Personal (-5,1%) und beim Werbeaufwand (-21,4%).  Dies, obwohl durch die Bautätigkeit für die Neue Festhalle auf dem Areal Mehraufwand entstanden ist. Das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA erreicht daher 1.7 Mio. CHF, nach 1 Mio. CHF im Vorjahr. Mit einer EBITD-Marge von 3,6% ist die Bernexpo AG allerdings noch weit von ihrem Ziel entfernt. In einem Interview mit schweizeraktien.net nannte Tom Winter eine Grösse von 8 bis 10% für das Jahr 2025. Unter dem Strich verblieb der Jahresgewinn von 0.7 Mio. CHF.

Gute Buchungslage für 2025 und 2026

Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich Winter positiv. «Die aktuelle Buchungslage ist sehr erfreulich und stimmt uns zuversichtlich, dass die Festhalle für zahlreiche und unterschiedliche Events gebucht und unser Business Case erreicht wird», so der CEO. Er wies auch auf die erfolgreiche Durchführung der Publikumsmesse BEA mit 334’000 Besucherinnen und Besuchern in 2025 hin. Für 2025 und 2026 seien bereits etliche Kulturveranstaltungen, Kongresse und andere Events in dem Neubau fix geplant. Tom Winter strich an der Generalversammlung auch die Flexibilität des Gebäudes hervor, das für grosse Konzerte bis 9’000 Personen, aber auch für mehrere kleine Events genutzt werden könne. «Fällt einmal ein Grossevent aus, können wir diesen flexibel durch mehrere kleine ersetzen», so der CEO. Damit habe man einen Vorteil gegenüber anderen Veranstaltungsorten, die hier weniger flexibel seien.

Stabile Bilanz

Auch wenn der Bau der Neuen Festhalle nicht von der Bernexpo AG, sondern von der Messepark Bern AG, an der die Bernexpo mit 26,8% beteiligt ist, finanziert wurde, so investierte das Unternehmen 2024 sehr stark in den Ausbau der Gebäude sowie in digitale Lösungen. Dies führte dazu, dass die Verschuldung der Bernexpo durch die Aufnahme von Bankkrediten gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat. Die Eigenkapitalquote ging daher von 63,8% auf 53,1% zurück.

Fazit

Die Bernexpo AG fokussierte sich im vergangenen Jahr auf die Fertigstellung der Neuen Festhallte und deren Vermarktung. Dass es trotz der baubedingten Einschränkungen gelang, die Messen und Events planmässig durchzuführen und dabei gleichzeitig die Effizienz zu steigern, ist positiv zu werten.

Im laufenden Geschäftsjahr sollte es der Bernexpo AG nun möglich sein, dass sie dank steigender Umsätze bei einem guten Kostenmanagement den Gewinn überproportional steigern kann. Gelingt dies, wäre auch die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung möglich. Denn für das Geschäftsjahr 2024 galt aufgrund der bezogenen Covid-Härtefallgelder für das Unternehmen noch eine Ausschüttungssperre.

Auf die Bekanntgabe der Geschäftszahlen hat der Kurs der Bernexpo-Aktie bereits reagiert. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Bernexpo AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 394 CHF für eine Aktie bezahlt. Damit notiert die Aktie rund 25% über dem per Ende 2024 ausgewiesenen Buchwert von 314 CHF je Aktie. Erreicht oder übertrifft die Bernexpo im laufenden Jahr ihre Ziele und kehrt zu einer aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik zurück, sind auch weitere Kurssteigerungen denkbar.

Schilthornbahn: Grossbaustellen hinterlassen im Jahresabschluss 2024 Spuren

0
Von Mitte Oktober bis kurz vor Ostern war der Gipfel auf dem Schilthorn nicht erreichbar. Bild: schilthorn.ch
Von Mitte Oktober 2024 bis kurz vor Ostern 2025 war der Gipfel auf dem Schilthorn nicht erreichbar. Bild: schilthorn.ch

Seit mehr als zwei Jahren baut die Schilthornbahn AG an ihrem Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX. Anfang Dezember 2024 konnte mit der Eröffnung der steilsten Seilbahn der Welt ein Teilprojekt erfolgreich abgeschlossen werden. Seit April ist das Schilthorn-Piz Gloria wieder für Gäste erreichbar. Dass trotz der temporären Schliessung des Gipfels der Betriebsertrag nur um 1,8% auf 32.2 Mio. CHF zurückging, ist erfreulich. Allerdings belasteten höhere Personalkosten und die Finanzierung der neuen Bahnen die Jahresrechnung, sodass das operative Ergebnis deutlich und auch der Gewinn auf 1 Mio. CHF tiefer als 2023 ausfiel. Auf die Ausschüttung einer Dividende wird angesichts der hohen Investitionen verzichtet.

Weniger Frequenzen wegen Schliessung des Schilthorn-Gipfels

Insgesamt gestaltete sich die Ausgangslage für das Jahr 2024 bei der Schilthornbahn gut. So konnten in den ersten neun Monaten die Besucherzahlen auf dem Gipfel trotz der Beeinträchtigungen durch die Grossbaustellen gehalten werden. Mit der Schliessung von Schilthorn-Piz Gloria gingen die Besucherzahlen jedoch zurück. Dies, obwohl die Bahn die Mittelstation Birg zwischen Mürren und dem Gipfel als Alternative beworben hatte.

Entwicklung der Frequenzen der Schilthornbahn AG. Abb. schilthorn.ch

Bis Ende 2024 fielen die Frequenzen daher um 9,3%. Nach Angaben im Geschäftsbericht hatte die Bahn einen Rückgang in dieser Höhe allerdings erwartet. Neben den Gästen aus der Schweiz und den europäischen Nachbarländern verzeichneten die Besucherzahlen aus den USA und Südostasien wiederum Höchstwerte. Hingegen sei die Nachfrage des chinesischen Marktes hinter den Erwartungen zurückgeblieben, schreibt die Schilthornbahn. Dies führt dazu, dass sich die Frequenzen gesamthaft um 5,3% auf 3’017’731 verringerten.

Auch der Ertrag im Segment Luftseilbahn & Ausflugsverkehr ging daher von 18.3 Mio. CHF auf 17.9 Mio. CHF zurück.

Hotels in Mürren laufen gut

Weniger stark betroffen von den Bautätigkeiten war das Segment Hotels & Gastronomie. Mit 7.6 Mio. CHF bewegte sich der Umsatz leicht unter dem Niveau des Vorjahres, in dem noch 7.7 Mio. CHF erzielt wurden. Während der Ertrag in der Gastronomie aufgrund der Schliessung des Drehrestaurants Piz Gloria um 5,2% zurückging, konnten die Erträge in den zwei Hotels Alpenblick und Blumenthal in Mürren um 25,1% auf 1.7 Mio. CHF gesteigert werden. Positiv entwickelten sich auch die Erträge im Restaurant auf dem Allmendhubel, das wieder in Eigenregie betrieben wird. Leicht rückläufig waren hingegen die Erträge in den Shops auf 1.5 Mio. CHF (-9,6%).

Betriebsaufwand steigt kräftig an

Die Aufwandseite wird vor allem durch einen höheren Personalaufwand belastet, der mit 13.2 Mio. CHF um 11,9% höher als im Vorjahr ausfiel. Auch die anderen betrieblichen Aufwendungen nahmen um 7,8% auf 10.4 Mio. CHF zu, wobei hier auch die höheren Energiekosten dazu beigetragen haben dürften.

Wegen des gestiegenen Aufwands ging der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um fast 2.5 Mio. CHF auf 6.1 Mio. CHF zurück. Die EBITDA-Marge sank auf 18,9% (Vorjahr: 26,1%). Aufgrund geringerer Abschreibungen in Höhe von 3.7 Mio. CHF – im Vorjahr hatten die Abschreibungen noch 6.6 Mio. CHF betragen – lag das EBIT mit 2.3 Mio. CHF über dem Vorjahreswert. Mit 1.3 Mio. CHF fiel der Finanzaufwand jedoch fast doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Dies ist auf den Anstieg der langfristigen Schulden auf 46 Mio. CHF (Vorjahr: 28.1 Mio. CHF) zurückzuführen, was im Zusammenhang mit der Finanzierung des 100-Mio.-CHF-Projekts Schilthornbahn 20XX steht. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich nochmals auf knapp 20%.

Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn von 1.1 Mio. CHF, nach 1.3 Mio. CHF im Vorjahr.

Eröffnung der 2. Spur Birg-Schilthorn bereits im April 2026

Auch in diesem Jahr stehen die intensiven Bauarbeiten weiter im Fokus der Bahn. Bereits am 15. März 2025 konnte die 1. Spur der neuen Funiforbahn von der Mittelstation Birg auf das Schilthorn eröffnet werden. Seither ist auch das Drehrestaurant Piz Gloria wieder geöffnet. Die 2. Spur soll dann im April 2026 fertig sein, vier Monate früher als geplant.

Neben dem Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX baut das Unternehmen auch an einem Personalhaus, das im Dezember 2025 fertiggestellt sein soll. Zudem stehen Digitalisierungsprojekte an, darunter ein neues KI-gestütztes Steuerungssystem für die Sesselbahn Winteregg.

Fazit

Dass die Schilthornbahn während der intensiven Bauphase für die neuen Bahnen von Stechelberg über Mürren und Birg auf den Schilthorn-Gipfel Einbussen bei den Umsätzen hinnehmen muss, war zu erwarten. Erfreulich ist, dass die Bauarbeiten nur zu einem sehr geringen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr geführt haben. Weniger erfreulich sind hingegen die deutlich gestiegenen Kosten, hier insbesondere im Personalbereich, welche den Gewinn belasten. In Kombination mit den höheren Finanzierungskosten hat dies zu einem Einbruch beim Gewinn geführt, der nur aufgrund der geringeren Abschreibungen weniger offensichtlich ist. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Schilthornbahn in früheren Jahren stets eine sehr offensive Abschreibungspolitik verfolgt hat.

Mit dem Baufortschritt haben auch die Schulden der Bahn wie geplant zugenommen. Die Eigenkapitalquote von knapp 20,0% ist jedoch vergleichsweise tief. Es ist daher wichtig für das Unternehmen, nun die Bauarbeiten so rasch wie möglich planmässig abzuschliessen, um mit den neu geschaffenen Kapazitäten die Erträge weiter steigern und so die Verschuldung reduzieren zu können.

Der Aktienkurs der Schilthornbahn hat sich in den letzten Monaten wenig bewegt. Chart: otc-x.ch

Der Aktienkurs hat sich, auch wegen der intensiven Bautätigkeit im vergangenen Jahr, wenig bewegt. Zuletzt wurden auf OTC-X 1’320 CHF für eine Aktie bezahlt. Gemessen an Kennzahlen wie Kurs-/Gewinn-Verhältnis von über 50 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 2.4 sind die Aktien derzeit hoch bewertet. Mit einer Dividende ist vorerst nicht zu rechnen. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem Bezug zur Region, die von den Aktionärsvergünstigungen profitieren können. Mit der Einladung zur GV erhalten sie je ein Aktionärsfreibillet für eine Retourfahrt von Stechelberg aufs Schilthorn und von Mürren auf den Allmendhubel. Die Billette sind vom 16. Juni bis 19. Oktober 2025 gültig.

Rigi-Bahnen: Trotz Regen zieht es hunderte Aktionäre zur GV auf Rigi Staffel

0

Regen und tiefe Temperaturen konnten 459 Aktionärinnen und Aktionäre der Rigi-Bahnen AG nicht davon abbringen, auch in diesem Jahr an der Generalversammlung „ihrer“ Bahn im Eventzelt auf Rigi Staffel teilzunehmen. Verwaltungsratspräsident Karl Bucher und CEO Frédéric Füssenich berichteten über eine weiteres Rekordjahr. Die Anteilseigner durften an dem guten Geschäftsergebnis in Form einer höheren Dividende – wahlweise in Form einer Bardividende in Höhe von 25 Rappen je Aktie oder in Form von Aktionärsgutscheinen – partizipieren.

Einen ausführlichen Bericht über die Generalversammlung lesen Sie hier.

SGV Gruppe: Viel Licht und wenig Schatten

0
Über 400 Aktionäre nahmen an der GV der SGV Gruppe in der Messe Luzern teil. Alle Bilder: Boris Baldinger, schweizeraktien.net

«Licht und Schatten», dieses Motto bezieht sich auf die Fotografien, die für die Illustration des Geschäftsberichts 2024 der SGV Gruppe verwendet wurden. Das Motto zog sich wie ein roter Faden durch die diesjährige Generalversammlung.

So begann Verwaltungsratspräsident Josef Felder seine Eröffnungsansprache: «Das Licht steht im Vordergrund. Der Schatten ist der ‹Sidekick» des Lichts›». Das Licht: Die SGV Gruppe erzielte in 2024 mit 9.6 Mio. CHF einen Rekordgewinn. Der Schatten: Der Umsatz ging auf 92 Mio. CHF zurück, im Vorjahr lag er bei 96 Mio. CHF. Dies im Zusammenhang mit dem volatilen Projektgeschäft der im industriellen Schiffbau tätigen Shiptec AG.

3.1 Millionen beförderte Passagiere

Der einmalig hohe Rekordgewinn sei unter anderem dadurch zustande gekommen, weil die Tavolago AG im Berichtsjahr mit dem Kanton Luzern die Frage des offenen Restbetrags der Covid-19-Härtefallunterstützung im Umfang von 3.5 Mio. CHF habe regeln können. Damit hätten rückwirkend ein grosser Teil der Verluste in den Jahren 2020 und 2021 gedeckt werden können, so Felder.

Sehr erfreut zeigte sich Felder über die Zahl der 3.1 Mio. beförderten Passagiere der SGV AG und der SGV Express AG, dies auch im Quervergleich mit den anderen Schweizer Schifffahrtsgesellschaften, welche im Jahr 2024 Einbussen in Kauf nehmen mussten. Die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee böte sehr viel Licht und wenig Schatten.

Leuchtturmprojekt Stadthotel

Die Tavolago AG, in der die Restaurant- und Hotelaktivitäten der SGV-Gruppe zusammengefasst sind, biete tolle Aussichten, so Felder. Das neue Stadthotel mit 150 Zimmern, das ab 2027 von der Tavolago AG betrieben werden wird, wird derzeit vom Investor HG Commerciale gebaut und nach Fertigstellung zu den grössten Hotels in Luzern gehören.

Shiptec AG mit aussergerichtlicher Konfliktlösung

Wenn es Schattenseiten gäbe, dann bei der Tochtergesellschaft Shiptec AG, räumte Felder ein. Aber einen Lichtblick machte Felder dennoch aus: Es sei erfreulich, dass im letzten Jahr eine aussergerichtliche Konfliktlösung bei den strittigen Punkten und deren Kostenfolge zwischen der Shiptec AG und der Kundin, der CGN SA, abgeschlossen werden konnte. Als Wermutstropfen bleibe, dass das diesjährige Ergebnis der Shiptec AG nur knapp positiv ausgefallen und einmal mehr durch das Grossprojekt in Lausanne belastet sei.

Handeln statt Leiden sei angesagt, so die Nachricht von SGV-Verwaltungsratspräsident Josef Felder an der Generalversammlung.

Felder setzte seine Ausführungen mit einem Zitat des Psychoanalytikers Sigmund Freud fort: «Leiden ist einfacher als Handeln». Bei der SGV sei aber Handeln angesagt, man wolle das Schiff aktiv steuern. So sei das Unternehmen offen für neue Geschäftsfelder.

100 Mio. CHF an Investitionen in den nächsten zehn Jahren

Es war an CEO Stefan Schulthess, die Eingangsworte seines VRPs zu untermauern. Die SGV werde in den nächsten zehn Jahren rund 100 Mio. CHF für Zukunftsprojekte investieren, wobei ein grosser Teil in die Schiffflotte fliessen soll. So sei die Generalsanierung des Dampfschiffes «Uri» für 2030/31 vorgesehen. Und für die Werftsanierung der Shiptec werden ab 2026 rund 20 Mio. CHF eingeplant.

«Legends of Lake Lucerne»

Gleichzeitig arbeite die SGV daran, die Wertschöpfung pro Gast zu erhöhen. Mit «Legends of Lake Lucerne» werden ab diesem Frühling auf dem Dampfschiff «Gallia» exklusive Angebote lanciert. Das sei ein Nischenprodukt für gut situierte Gäste, welche kulinarische Leckerbissen mit exzellentem Service in privater Atmosphäre auf einem Dampfschiff erwarteten. Das Premiumangebot sei die Antwort auf die steigende Nachfrage nach exklusiven Reiseerlebnissen, entgegnete Schulthess den Kritikern an diesem Vorhaben. Um den 410 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären die «Legends of Lake Lucerne» schmackhaft zu machen, wurden an der GV zwei Fahrten auf der «Gallia» verlost.

Dekarbonisierung kommt voran

Die Dekarbonisierung der Flotte komme voran, so Schulthess. Mit der Elektrifizierung der MS Rütli sei der Anfang 2024 gemacht worden. Ein weiterer Schritt sei die geplante Umrüstung der MS Saphir auf einen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb im Winter 2025/2026. Ein Meilenstein in der Schweizer Kursschifffahrt. Und auch der Einsatz des Solar-Treibstoffes Synhelion ab 2027 werde dazu beitragen, den Ausstoss von CO₂ weiter zu reduzieren.

CEO Stefan Schulthess zeigte das Engagement der SGV-Gruppe in Sachen Nachhaltigkeit auf.

Luzerner Jahrhundertprojekt

Zum Schluss seiner Ausführungen kam Schulthess noch auf ein Luzerner Jahrhundertprojekt zu sprechen. Nämlich den Durchgangsbahnhof Luzern, kurz DBL. Es sei noch nicht absehbar, was eine 10-jährige Bauzeit des DBL im Herzen der Stadt Luzern am und im Seebecken für den Tourismus im Allgemeinen und für die SGV AG und die Tavolago AG im Besonderen bedeute. Klar sei, dass damit die Erreichbarkeit von Luzern deutlich verbessert werden dürfte. Aber die lange Bauzeit könnte auch zu Rückgängen der Gäste- und Umsatzzahlen führen. Das nationale Parlament wird 2027 über dieses Projekt entscheiden.

Genügend Liquiditätsreserven

CFO Pascal Koch präsentierte im Anschluss an Schulthess die Zahlen des Geschäftsjahrs 2025. Er verwies noch einmal auf den Rekordgewinn; 2024 sei ein äusserst erfolgreiches Jahr gewesen, mit der kleinen Einschränkung des Umsatzrückgangs bei der Shiptec.

Man habe genug Liquiditätsreserven, um die vom CEO angesprochenen Investitionen schultern zu können. Dazu trägt auch ein sehr erfolgreicher Start ins Geschäftsjahr 2025 bei, sagte Koch.

Neue VR-Mitglieder

Im statutarischen Teil der GV wurden sämtliche Anträge des Verwaltungsrates mit einem Ja-Stimmen-Anteil von rund 95% genehmigt. Da die beiden Verwaltungsräte Felix Frei und Georg Reif nach 12 Jahren, wie es die entsprechende Amtszeitbeschränkung vorsieht, ausscheiden, werden sie durch Peter Fischer, Luzern, und Michael Thomann, Oberlunkhofen, ersetzt.

Keine Dividende

Die SGV schüttet für das vergangene Geschäftsjahr trotz Rekordgewinn keine Dividende aus. Das führte zur Nachfrage aus dem Aktionariat, ob ein Dividendenverzicht noch zeitgemäss sei. Felder betonte in seiner Antwort, dass eine Ausschüttung im Verwaltungsrat immer wieder besprochen werde und wollte nicht ausschliessen, dass in den kommenden Jahren wieder eine Dividende bezahlt würde.

Im Anschluss an die GV genossen die mehr als 400 Aktionärinnen und Aktionäre den Apéro riche.

Auch ohne Dividende waren die Aktionäre und Aktionärinnen mit «ihrer» SGV Gruppe sichtlich sehr zufrieden. Sie liessen sich zum Ende von einem Apéro riche aus dem Hause Tavolago verwöhnen und blieben länger als gewohnt. Denn draussen hatte Petrus seine Schleusen geöffnet. Es regnete in Strömen. Der Schatten, der auf die GV fiel, hatte also in erster Linie einen meteorologischen Ursprung.

Philippe Deecke, CFO Lonza: «Man spürt den frischen Wind im Unternehmen»

0

Seit Sommer 2024 verantworten sowohl auf CEO-Ebene mit Wolfgang Wienand als auch auf Verwaltungsrats-Ebene mit dem neuen Präsidenten Jean-Marc Huët zwei neue Führungspersönlichkeiten die Geschicke beim multinationalen Basler Pharma-Auftragsproduzenten Lonza.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net äussert sich CFO Philippe Deecke über den frischen Wind, der seit den Personalwechseln durch das Unternehmen weht. Er erläutert, warum man das Kapselgeschäft veräussern und sich in Zukunft auf das CDMO Geschäft (Contract Development and Manufacturing Organization) konzentrieren will, wie sich dies auf die Ertragsstruktur auswirkt und warum die Aktie weiterhin einen Kauf wert ist.

Philippe Deecke ist seit 2021 CFO bei Lonza, dem Basler Pharma-Auftragsproduzenten. Bild zVg.

Herr Deecke, seit letztem Jahr verantwortet Wolfgang Wienand als CEO das operative Geschäft bei Lonza. Gleichzeitig wurde Jean-Marc Huët neuer VRP. Was hat sich im Unternehmen mit dem Antritt von Wienand und Huët geändert?

Philippe Deecke: Vieles hat sich zum Guten verändert. Wolfgang Wienand und Jean-Marc Huët kamen mit grosser Erfahrung zu Lonza. Wolfgang Wienand besitzt profundes Fachwissen in unserer Industrie. Er war schon lange CEO und bringt entsprechend Strategieerfahrung mit. Was zusätzlich hilft: Beide haben Erfahrung im Bereich Capital Market und Governance von grossen, multinationalen Konzernen.

Jean-Marc Huët und Wolfgang Wienand haben Mitte 2024 angefangen und seither viele Mitarbeitende im Unternehmen getroffen und mit ihnen gesprochen. Auch extern haben sie sich mit wichtigen Stakeholdern im Markt ausgetauscht. Und danach haben sie viele positive Änderungen vorangetrieben.

Wie sehen diese Änderungen konkret aus?

Zum einen haben wir die Struktur unserer Organisation vereinfacht und verflacht. Wir sind von vier Divisionen zu drei sogenannten Plattformen mit mehr funktionalen Komponenten übergegangen, was die Skalierung der Organisation und auch die Kundennähe verbessert.

«Wir haben uns entschieden, aus dem Bereich Capsules & Health Ingredients (CHI) auszusteigen»

Auch haben wir eine neue Vision und eine neue Strategie festgelegt, die «One Lonza Strategy». Diese kommt jetzt für unsere Kunden aus einem Guss daher. Unsere drei Plattformen arbeiten nach den gleichen Prinzipien, in unterschiedlichen technologischen Bereichen.

Wir haben uns entschieden, aus dem Bereich Capsules & Health Ingredients (CHI) auszusteigen. Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt, uns bei entsprechender Gelegenheit von diesem Bereich zu trennen, um uns auf unser Kerngeschäft CDMO zu konzentrieren.

Auch auf der VR-Ebene hat Lonza einiges geändert. Wir haben seit der letzten Generalversammlung Anfang Mai drei neue Verwaltungsräte im Gremium, die sehr viel Wissen im Bereich Manufacturing mitbringen und unserer Industrie sehr zuträglich ist. Auch haben wir ein neues VR-Mitglied mit grosser Finanzerfahrung unter Vertrag. Zusätzlich haben wir die Länge der VR-Mandate auf 9 bis maximal 12 Jahre begrenzt, um die Unabhängigkeit sicherzustellen.

Sie sehen, es gibt einige Änderungen, die die beiden in nur einem knappen Jahr vorangetrieben haben. Im Unternehmen spürt man einen frischen Wind.

Sie haben im vergangenen Jahr 1.4 Mrd. CHF in den USA investiert. Noch ist unklar, ob die angedrohten US-Zölle auf Pharmazeutika in Höhe von 31% kommen. Wie ist Lonza darauf vorbereitet, sollten diese tatsächlich eingeführt werden?

Lonza war schon immer sehr präsent in den USA. Wir sind der grösste CDMO-Anbieter im Bereich der Biologics und Cell & Gene. Aus diesem Grund waren die USA seit langer Zeit ein wichtiges Land für uns und für unsere Kunden. Was die Zölle angeht, verfolgen wir natürlich die Lage Tag und Nacht. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir bestätigen, dass die angedrohten Zölle, die möglicherweise auch für Pharmazeutika gelten könnten, uns kaum direkt betreffen werden. Unser Businessmodell schirmt uns von den besprochenen Zöllen ab. Dies aus dem einfachen Grund, weil wir selber keine Produkte in die USA importieren oder exportieren. Wir verkaufen sie vor unserer Haustür, an unsere Kunden, die dann beim Exportieren mit möglichen Zöllen belastet werden.

Wie verhält es sich mit Rohmaterialien?

Gewisse Rohmaterialien werden aus anderen Ländern importiert, falls wir sie nicht lokal in den USA beziehen können. In diesem Fall würden die Zölle unseren Kunden weiter verrechnet.

«Unser CDMO-Geschäft ist in den USA sehr gut positioniert»

Unser CDMO-Geschäft ist in den USA sehr gut positioniert. Wenn Pharma- und Biotechkunden US-Kapazität suchen, finden sie diese bei Lonza. Und wie erwähnt, sind wir vom Businessmodell her abgeschirmt gegen Zölle.

Was unser Geschäft mit Kapseln betrifft, so glauben wir sogar, dass sich Zölle leicht positiv auswirken könnten, da wir der einzige grosse Hersteller sind in den USA. Viele unserer Wettbewerber befinden sich in Asien oder in Südamerika. Und deshalb sind wir da im Vorteil mit unserer Herstellung in den USA und in Mexiko.

Wenn die Kurse zum Beispiel von Novartis und Roche wegen der Zollandrohung nachgeben, wird Lonza in Mithaftung genommen und zeitigt seinerseits Kursverluste. Ganz werden Sie also nicht verschont werden.

Das stimmt zum Teil. Wir haben Anfang April unseren Investoren und dem Markt gut erklären können, wieso wir glauben, dass wir von den Zöllen abgeschirmt sind. Und der Aktienkurs hat dann auch nach oben korrigiert. Aber klar ist: Wenn die ganze Pharmaindustrie, wie im April, in Mitleidenschaft gezogen wird, dann wird das irgendwann  auch auf uns abfärben. Aber unser Geschäft profitiert von langjährigen Verträgen, das heisst, wir haben hier viel Sicherheit.

Sie wollen sich zukünftig hauptsächlich auf das CDMO-Geschäft konzentrieren. Welche Auswirkungen wird das auf den Gewinn und die Marge haben? Wie wird sich das auf das Wachstum des Unternehmens auswirken?

Das Kapselgeschäft ist ein attraktives Geschäft, und unsere Division ist beim Umsatz und der Marge Marktführerin, mit Abstand. Es handelt sich aber um ein ganz anderes Geschäft als unser CDMO-Kerngeschäft. Unser Kerngeschäft wächst schneller. Wir haben hier das Ziel, in den tiefen 10% zu wachsen, also zwischen 10% und 13%. Unser Kapselgeschäft liegt hingegen im unteren bis mittleren einstelligen Bereich, also irgendwo zwischen 2% bis 6%. Das heisst, es zeigt sich dort eine andere Dynamik. Im Bereich der Margen streben wir ja eine von deutlich über 30% an. Unser Kapselgeschäft ist leicht darunter, zurzeit im mittleren 20er Bereich. Auch das weist auf eine andere Dynamik hin.

Welche bilanziellen Folgen hat der Fokus auf das CDMO-Geschäft? Welche Geschäftszweige wollen Sie aufgeben bzw. veräussern?

Gegenwärtig wollen wir uns erst mal von der Kapsel-Division trennen. Das braucht Zeit und Arbeit. Zum Glück haben unsere Teams das bereits vor ein paar Jahren durchexerziert mit dem Verkauf der Lonza Speciality Ingedients-Sparte (LSI).

Das Kapselgeschäft wurde nie vollständig integriert. Es nutzt eine andere Lieferkette und produziert an anderen Standorten auf der Welt. Dies erleichtert eine Abspaltung. Wir müssen keine Werke aufspalten. Trotzdem braucht das Vorbereitung.

«Aus der Veräusserung könnte ein großer Cash-Zufluss resultieren, den wir dann in organische oder anorganische Wachstumsprojekte reinvestieren können»

Was heisst das in der Konsequenz für uns? Wir werden etwa 1 Milliarde Umsatz verlieren, denn das Kapselgeschäft ist relativ cash-stark. Durch die Trennung werden wir temporär Einbussen verzeichnen. Aber das CDMO-Kerngeschäft wird diese rasch auffangen, da es wie erwähnt zwischen 10 und 13% wächst. Wir werden also diesen Rückgang relativ schnell wieder wettmachen.

Und dann kommt es darauf an, wie wir aus dem Geschäft aussteigen. Ob das durch einen Verkauf, einen Börsengang oder einen Demerger passiert. Aus der Veräusserung könnte ein grosser Cash-Zufluss resultieren, den wir dann in organische oder anorganische Wachstumsprojekte reinvestieren können.

mRNA-Wirkstoffe sind Ziel von US-Gesundheitsminister Kennedys Umgestaltungsabsichten. Sie könnten gebannt werden. Lonza hat hohe Investitionen in mRNA-bezogene Kapazitäten aufgebaut. Was wird nun passieren?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die grossen Investitionen, die im Bereich mRNA getätigt wurden, im Zusammenhang mit den Covid-19-Impfstoff standen. Das Geschäft haben wir Ende 2023 mit Moderna abgeschlossen und betreiben seither keine grossen mRNA-Kapazitäten mehr. Diese wurden abgebaut, da sie nicht mehr benötigt wurden. Heute fokussieren wir uns auf das frühe Geschäft mit mRNA, auf die frühen Entwicklungsphasen. Der Markt braucht heute CDMO in den Anfangsphasen der Entwicklung. Wir glauben weiterhin an die Fähigkeiten der mRNA-Technologie und dass wir hier ein kommerzielles Potenzial haben. Aber es ist noch sehr früh, und deshalb ist auch unsere Investition im Moment relativ klein und fokussiert. Bei Kundenanfragen würden wir dann zusammen mit ihnen skalieren.

Lonza schloss am 1. Oktober 2024 die Akquisition einer Grossanlage zur Herstellung von Wirkstoffen aus Säugetierzellen von Roche Genentech am Standort in Vacaville (USA) erfolgreich ab und hat seither zwei neue Kundenverträge unterzeichnet. Was genau wird dort wie und für wen produziert?

Wir haben langjährige Verträge für Produkte, die kommerziell ausgerichtet sind. Es ist eine gute Zeit für die Herstellung von Biologics. Und die zwei Verträge gehören auch dazu. In der Zwischenzeit haben wir auch noch einen dritten Vertrag unterzeichnet. Das heisst, wir haben jetzt zusätzlich zu Roche Genentech drei neue Verträge für Vacaville. Wir sind auch weiterhin in mehreren Verhandlungen. Wir erwarten, dass wir noch in diesem Jahr weitere Verträge unterzeichnen werden.

Die Aktie von Lonza ist mit einem KGV von über 60 relativ teuer. 2024 hat Lonza den SMI deutlich hinter sich gelassen. Warum sollten Investoren trotzdem in die Aktie investieren?

Gerne hierzu eine kurze Einschätzung von mir: Unser KGV ist hoch, auf adjustierter Basis ist es aber schon viel moderater, würde ich sagen. Aber klar, wir sind ein Wachstumsunternehmen, und eine Wachstumsaktie wird tendenziell höher bewertet. Wieso sollten Investoren weiterhin in Lonza investieren? Einerseits sind wir in einer wachsenden Industrie zu Hause: Die Industrie der Lohnhersteller im pharmazeutischen Bereich ist mit Wachstumsraten im hohen einstelligen Bereich extrem attraktiv, und zwar konstant, mit sehr wenig zyklischer Aktivität.

Andererseits hat Lonza eine einzigartige Position in dem Bereich. Wieso? Weil wir mit verschiedensten Technologien arbeiten. Wir haben Chemie, also kleine Moleküle. Wir haben grosse Moleküle. Wir haben wie vorher besprochen mRNA, wir haben aber auch Cell & Gene. Wir sind also sehr breit aufgestellt. Wir decken die Brandbreite ab von der frühen Entwicklungsphase bis zur kommerziellen Herstellung von Produkten. Viele unserer Wettbewerber entscheiden sich für eine vertikale oder eine horizontale Ausrichtung. Wir hingegen bieten die komplette Palette an, was wiederum für unsere Kunden strategisch wichtig ist. Wir glauben, dass wir sehr stark positioniert sind. Und wie erwähnt sind wir auch international gut aufgestellt, und das sowohl in Asien, in Europa als auch in den USA. Das ist ziemlich einzigartig in unserer Industrie. Unser Portfolio an Technologien, Kunden und Standorten ist einzigartig und erlaubt es uns, Risiken zu minimieren. Auch weil wir dadurch die Abhängikeit von einem Kunden oder von einem Produkt beschränken. Der Markt wächst weiter. Wir sind sehr gut positioniert. Die Lonza-Aktie ist daher meiner Einschätzung nach eine gute Anlage.

Herr Deecke, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Kursverlauf der an der SIX kotierten Lonza-Aktie über die letzten zwei Jahre. Quelle: six-group.com

 

Kursaal-Casino AG Luzern: Geschäftsjahr 2024 mit Rekordergebnis

0

Im Video äussern sich Verwaltungsrat und Geschäftsführung der Kursaal-Casino AG Luzern zum Geschäftsjahr 2024.

Die Grand Casino Luzern Gruppe und die Kursaal-Casino AG Luzern konnten im
Geschäftsjahr 2024 ihre Marktposition weiter stärken. Parallel zum höheren Bruttospielertrag stieg auch die Spielbankenabgabe um 1.5 Mio. auf neu fast 61.3 Mio. CHF. Seit 2002 summieren sich die Spielbankenabgaben aus Luzern zugunsten der AHV auf fast 600 Mio. CHF.

Erfreulich entwickelt sich der Online-Bereich: mycasino, das Online-Casino der Grand
Casino Luzern-Gruppe, behauptete im Jahr 2024 souverän seine Spitzenposition in der
Schweiz: Auf hohem Niveau verzeichnete mycasino ein Wachstum von 3,7% auf 98.4 Mio. CHF. Das Online-Casino hat einen starken Marktanteil von 32%.

Die gesamte Casinobranche befindet sich in der Schweiz in einem strukturellen Wandel. Das Online-Geschäft gewinnt an Bedeutung, die traditionellen Casinos stagnieren. Diese
Marktveränderungen lassen sich auch in Luzern beobachten: Trotz eines Anstiegs der
Besucherzahlen um 3,2% auf 159’468 Gäste sank 2024 der Bruttospielertrag im
landbasierten Casino um 4,5% auf 26.2 Mio. CHF. In der Grand Casino Luzern-Gruppe arbeiten die beiden Casino-Typen eng zusammen. Das ermöglicht zum Nutzen der Gäste kombinierte Angebote über beide Vertriebskanäle.

Der Verwaltungsrat will das Aktionariat weiterhin angemessen am Unternehmenserfolg
beteiligen. Er beantragt der Generalversammlung 2025 die Ausschüttung einer ordentlichen Dividende von je 12 CHF pro Namenaktie und Genussschein.

GV-Termine und Veranstaltungen