Patiswiss: Umsätze legen in 2015 trotz Frankenstärke zu, Investitionen lassen Abschreibungen steigen und Gewinn sinken – Gleiche Dividende

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Die Premiumprodukte wie die hier abgebildeten Amaretti sorgen für gute Laune bei Patiswiss. Quelle: Patiswiss AG
Die Premiumprodukte wie die hier abgebildeten Amaretti sorgen für gute Laune bei Patiswiss. Quelle: Patiswiss AG

Die Patiswiss AG blickt auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2015 zurück. Zu schaffen machte dem Hersteller von Halbfertigprodukten im Bereich Confiserie und Backwaren nicht nur die Aufgabe der Euro-Kurs-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar, sondern auch die Entwicklung der Rohstoffpreise. Zudem konnte das Unternehmen wegen sehr grosser Lieferschwierigkeiten eines Partners die eigenen Kunden nicht mit den gewünschten Produkten beliefern, wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt. Eine sehr wichtige Rolle bei den Handelsprodukten und den Halbfabrikaten spielen Haselnüsse und Mandeln. Um deren Bedeutung gerecht werden zu können, sichert Patiswiss die Preisentwicklung für die nächsten sechs Monate über Kontrakte ab. So bleibt die Preisentwicklung besser kalkulierbar, und Erhöhungen treffen das Unternehmen erst verspätet. Gleichzeitig aber können Preissenkungen nur verspätet realisiert werden. Als Beispiel für die Abhängigkeit von der Preisentwicklung kann das Jahr 2015 herangezogen werden. So zogen die Preise der Haselnüsse bis in den August hinein massiv bis auf 16 CHF pro Kilo an, um bis Jahresende auf einem hohen Niveau von rund 10 CHF pro Kilo zu verharren. Etwas besser präsentierte sich die Situation bei den Mandeln, die nach einem Rekordwert von 12 CHF pro Kilo im August bis zum Jahresende wieder auf 8.35 CHF pro Kilo fielen. Aus der Erhöhung der Rohstoffpreise resultierte die Notwendigkeit, die Verkaufspreise anzupassen. Eine solche Situation bedeutet immer eine Gratwanderung zwischen der Marge auf der einen und dem Erhalt der Marktanteile auf der anderen Seite. So musste Patiswiss denn auch im Berichtsjahr einen Rückgang im Bereich der Halbfabrikate mit der Marke Pistor und bei den Grossisten hinnehmen. Diesem negativen Effekt steht die positive Entwicklung bei den Premiumhalbfabrikaten, die das Unternehmen kontinuierlich weiter ausbaut, entgegen. So konnte bei den Industriekunden ein Plus realisiert werden, weswegen trotz der widrigen Umstände insgesamt ein Umsatzanstieg von 3.8% gelang.

Wachstum dank Industriegeschäft

Patiswiss konnte im Geschäftsjahr 2015 die Nettoeinnahmen aus Lieferungen und Leistungen um 3.8% auf 16.3 Mio. CHF erhöhen. Bei den betrieblichen Erträgen musste das Unternehmen allerdings wegen Korrekturen an Erzeugnissen und nicht fakturierten Dienstleistungen ein Minus um 1.4% auf 16 Mio. CHF verbuchen. Ebenfalls deutlich tiefer waren die Absatzmengen, die im 2015 bei knapp 1.4 Mio. Tonnen nach 1.55 Mio. Tonnen im Vorjahr lagen. Neben den höheren Preisen der Produkte war vor allem das Wachstum bei den Industriekunden für die Mehrumsätze verantwortlich. So zogen die Einnahmen bei den Industriekunden um 1.1 Mio. CHF respektive um 17.5% an. Gleichzeitig hat dieser Geschäftsbereich erstmals mit einem Gesamtanteil an den Einnahmen von 46% nach 41% im Vorjahr den Bereich Gewerbe, dessen Anteil von 41% im Vorjahr auf 38% fiel, überholt. Den grössten Rückgang musste das Unternehmen im Bereich der Handelswaren mit minus 0.6 Mio. CHF verbuchen, was sich auch im um 5% auf 25% gesunkenen Umsatzanteil der Handelswaren an den Gesamtverkäufen widerspiegelt. Der Grossteil des Minus basiert auf dem Wegfall eines einmaligen Auftrags für ein Glacéprodukt von der Migros, für welches im 2015 kein Folgeauftrag erteilt wurde. Die tieferen Absatzmengen zeigen sich auch bei den um 9.5% auf 9.2 Mio. CHF gesunkenen Materialkosten. Verschiedene Neubesetzungen wichtiger Positionen liessen die Personalaufwendungen um 4.2% auf 3.5 Mio. CHF ansteigen. Die Fokussierung auf höherwertige Produkte schlug sich in einem Plus der übrigen Betriebsaufwendungen von 20% auf 1.7 Mio. CHF nieder. Im Ergebnis gelang es dennoch, den Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 28% auf 1.6 Mio. CHF zu steigern. Zahlreiche Erneuerungs- und Ersatzinvestitionen in die Betriebsstätten liessen die Sachabschreibungen um 0.6 Mio. CHF auf 1.3 Mio. CHF ansteigen. So ging das EBIT von 0.6 Mio. CHF im Vorjahr auf 0.4 Mio. CHF zurück. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 0.3 Mio. CHF nach 0.4 Mio. CHF, was einem Minus von 26.2% entspricht. Die Aktionäre erhalten dennoch eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 7.50 CHF pro Aktie.

Verbesserung in 2016 erwartet

Für das laufende Jahr 2016 zeichnet sich eine weiter anhaltende Unsicherheit bei den Wachstumsaussichten der Schwellenländer und Europa ab, von denen Patiswiss betroffen sein wird. Daher bezeichnet die Gesellschaft eine Prognose als schwierig. Dennoch zeigt sich das Management überzeugt, sowohl bei den Umsätzen als auch bei den Mengen ein leichtes Plus erreichen zu können. Auch die Marge sollte wieder etwas besser ausfallen. Diese Vorhersagen werden von der bisherigen Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr gestützt, teilt das Unternehmen weiterhin mit. Positiv auswirken werde sich die Investition in eine neue Krokant-Anlage und der personelle Ausbau der Entwicklungsabteilung. Zulegen will Patiswiss bei den Handelswaren. Dank der Sortimentsaufnahme von ausgewählten Marmeladeprodukten des österreichischen Premiumherstellers Darbo, die das Unternehmen exklusiv in der Schweiz und Liechtenstein vertreibt, wird die Stellung als Premiumanbieter bei den Bäckereien und Confiserien gefestigt.

Die Geschäftszahlen von Patiswiss für 2015 fallen spätestens auf den zweiten Blick gut aus. Es gelang dem Unternehmen trotz sehr schwieriger Umstände, die Margen auf Konzernstufe zu halten und beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen sogar ein Plus zu erzielen. Der Ausbau der hochwertigen Produkte, auf den das Management setzt, trägt seine Früchte. Die Kehrseite der Medaille stellen allerdings die hohen Anforderungen an diese Produkte dar, die sich in höheren Betriebskosten, höheren Abschreibungen und auch höheren Personalausgaben niederschlagen. Um diese Mehraufwendungen zu egalisieren, hält das Unternehmen auch am Handelsgeschäft, welches trotz tieferer Margen einen ansehnlichen Deckungsbeitrag liefert, fest. So sollte es zumindest mittel- bis langfristig gelingen, die Margen auch nach Abschreibungen wieder zu steigern und ein Gewinnplus zu erzielen. Als grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen mit einer Eigenmittelquote von 62.5% per Jahresende 2015.

Die Aktien der Patiswiss werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 325 CHF weisen die Titel eine zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld ansehnliche Dividendenrendite von 2.3% auf. Allerdings erscheint das KGV auf der Basis des Reingewinns von 32 für 2015 sehr ambitioniert. Hierbei nicht übersehen werden dürfen aber die zahlreichen belastenden Faktoren in der Form von Abschreibungen, Personalwechselkosten und den Auswirkungen der Euroschwäche. Zudem dürften die Abschreibungen die betriebswirtschaftlich notwendigen Werte übersteigen. Für die Bestimmung des fairen Werts kommt daher vor allem das Kurs/EBITDA-Verhältnis in Betracht. Dieses signalisiert mit einem Wert von 6.4 für 2015 eine angemessene Bewertung. Für die Zukunft sind moderate Gewinnsteigerungen zu erwarten, die das aktuelle Kursniveau unterstützen dürften. Grosse Kurssteigerungen sind indessen ebenso wenig wie grosse Gewinnsteigerungen zu erwarten. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem längerfristigen Anlagehorizont als Ersatz für Obligationen zur Anlage.

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