Die in Basel ansässige WIR Bank konnte im vergangenen Jahr erfolgreich wirtschaften. Wie CEO Germann Wiggli im Interview mit „schweizeraktien.net“ erklärte, kletterte die Bilanzsumme aufgrund einer kräftigen Ausweitung der Hypothekarkredite um 4% auf 4.174 Mrd. CHF. Nach ersten Einschätzungen erwartet die Genossenschaftsbank, deren Anteilsscheine ausserbörslich gehandelt werden, auch eine Zunahme des Bruttogewinns.
Herr Wiggli, im Geschäftsjahr 2012 hat die WIR Bank zum ersten Mal die Bilanzsumme von 4 Mrd. CHF knacken können. Ist die Bank auch 2013 weiter gewachsen?
Mit einem Zuwachs von 161.2 Mio. CHF oder 4.0% kann die WIR Bank wiederum mit einem erfreulichen Wachstum aufwarten und erreicht eine Bilanzsumme von 4.174 Mrd. CHF.
In welchen Bereichen ist das Wachstum vor allen Dingen erfolgt?
Das Wachstum fand primär im Hypothekarbereich und vornehmlich im Bereich der Firmenkunden statt. An Privatpersonen vergeben wir nur sehr wenige Hypotheken.
Mussten Sie im Hypothekargeschäft auch etwas auf die Bremse treten, um keine unnötigen Risiken einzugehen?
Wie in der Vergangenheit hat die WIR Bank auch im abgelaufenen Geschäftsjahr im Hypothekargeschäft „CHF“ keine Zugeständnisse weder hinsichtlich Sicherheiten und Bonität noch Konditionen gemacht. Trotzdem liegt das Wachstum in diesem Bereich mit 7.5% über dem Marktdurchschnitt.
2012 hat das Geschäft mit Ihrer eigenen Währung „WIR“ unter den niedrigen Zinsen gelitten, während sich die Ausleihungen im Bereich des Schweizer Frankens, dem „CHF“-Geschäft, besser entwickelt haben. Hat sich dieser Trend fortgesetzt?
Nach wie vor sind die tiefen Zinsen nicht förderlich für das WIR-Geschäft. Allerdings hat sich der WIR Umsatz mit einem Rückgang um lediglich 1.68% gegenüber dem Vorjahr recht gut halten können. Das zweite Semester zeigte sogar einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Mit einem neu lancierten Kreditprodukt im WIR-Bereich – einem LIBOR-basierenden WIR-Kredit ohne Margenzuschlag – konnte die WIR Bank auch in dieser Position dem Negativtrend erfolgreich entgegenwirken.
2013 war ein sehr gutes Börsenjahr. Welchen Einfluss hat dies auf die zinsindifferenten Erträge aus Kommissionen und Dienstleistungen?
Die zinsindifferenten Erträge bestehen bei der WIR Bank – in Ermangelung des Vermögensverwaltungs- und Depotgeschäftes – fast ausschliesslich aus dem Kommissionsertrag aus dem WIR-Verrechnungsverkehr unserer Kunden. Insgesamt reduzierten sich die gesamten Kommissionserträge leicht um 2.5% oder CHF 738’000.
Im Handelsgeschäft erzielte die WIR Bank 2012 stattliche 4.8 Mio. CHF. Werden Sie dieses Ergebnis halten können?
Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft konnte gegenüber Vorjahr um gut 4% noch leicht gesteigert werden und beläuft sich auf erfreuliche knapp 5.0 Mio. CHF. Die Gewinne im Handelsgeschäft haben wir vor allen Dingen im Aktienmarkt erzielt.
Im letzten Jahr kündigten Sie an, das Produktportfolio ausbauen zu wollen, um so von einer Drittbank zu einer Zweit- oder gar Erstbank bei Ihren bestehenden Kunden zu werden. Wie weit konnten Sie dieses Vorhaben bereits umsetzen?
Wir werden unsere Produktepalette sukzessive ausbauen. Dies, um unsere bestehende Kundschaft aus dem Schweizer Mittelstand umfassender bedienen zu können. Unser Hauptfokus liegt weiterhin bei den KMU. Aber auch Private können von unseren Ausbauschritten profitieren.
Konnten Sie bereits erste neue Produkte lancieren?
Wir haben auf den 1.11.2013 das Sparkonto 60+ mit einer sehr attraktiven Verzinsung eingeführt. Ab dem 1.2.2014 ist via E-Banking der Auslandzahlungsverkehr möglich. Auch können bei uns Fremdwährungskonti geführt werden. Weitere Produkte wie eine Debitkarte im CHF-Bereich werden folgen.
Gemeinsam mit der Regiobank Solothurn sind Sie an der Leasinggesellschaft IG Leasing beteiligt. Wie verlaufen hier die Geschäfte?
Das vergangene Geschäftsjahr der Gesellschaft war geprägt durch die Umstellung der Informatik. Dies lähmte das laufende Geschäft etwas. In den letzten zwei Monaten konnte ein schönes Wachstum erzielt werden, und die IG Leasing konnte uns bereits eine Dividende abliefern. Wir werden unserem Kundenstamm auch zukünftig Leasingverträge vermitteln und somit unseren Kunden eine bislang fehlende Dienstleistung rasch und unkompliziert anbieten.
Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung bei Ihren Kunden, vorwiegend Schweizer KMU-Betrieben, für 2014 ein, und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Wir rechnen mit einer stabilen Entwicklung. Wir werden unsere Kunden mit verschiedenen Massnahmen besser erreichen können. Sei dies durch die Mitarbeitenden der neun Standorte in der ganzen Schweiz, durch das effiziente Beratungszentrum oder das Grosskundenteam in Basel. Dabei steht die bessere Durchdringung unserer bestehenden 100’000 Kunden im Vordergrund.
Hat der US-Steuerstreit einen Einfluss auf Ihr Geschäft, und nehmen Sie am US-Steuerprogramm teil?
Wenn in der Schweiz eine Bank mit diesem Programm keine Probleme hat, dann sind es wohl wir. Wir stufen uns auf jeden Fall nicht in die „Sünderkategorie 2“ ein. Ob wir als lokal tätiges Institut beim Programm der Kategorie 4 mitmachen, entscheiden wir im ersten Semester dieses Jahres.
Können Sie bereits einen Ausblick auf das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2013 geben? Wir erwarten einen Bruttogewinn, der weit über den 37.8 Mio. CHF des Vorjahres liegen wird. Der Reingewinn dürfte ebenfalls besser ausfallen. Details werden wir allerdings erst am 18. März publizieren.
Der Kurs der Stammanteile der WIR Bank, die im OTC-Markt der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden, ist Anfang 2013 nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen stark gestiegen. Seither bewegt sich der Kurs seitwärts. Die gute Geschäftsentwicklung im Jahr 2013 könnte eine weitere Erhöhung der Dividende erlauben. Bei einer geschätzten Dividende von 9.25 CHF je Anteilsschein würde bei Kursen um die 418 CHF eine Rendite von 2.2% resultieren. Die Titel bleiben damit ein Obligationenersatz.