Beat Brechbühl, VRP Flughafen Bern AG: „Ab 2016 wollen wir Dividende zahlen“

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Dr. Beat Brechbühl, VR-Präsident der Flughafen Bern AG. Bild: zvg
Dr. Beat Brechbühl, VR-Präsident der Flughafen Bern AG. Bild: zvg

Nachdem sich die Turbulenzen um den Flughafen Bern und die Fluggesellschaft Skywork im letzten Jahr gelegt haben, schaut der neue Verwaltungsratspräsident Beat Brechbühl zuversichtlich nach vorne. Ende Februar kündigte die Flughafen Bern AG eine Kapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital an. Insgesamt werden vom 27. Februar bis zum 19. März bis zu 50’750 Namenaktien zu nominal 100 CHF zur Zeichnung angeboten. Mit den maximal 5 Mio. CHF, welche dem Flughafen bei voller Zeichnung zufliessen, soll die Sanierung der über 50 Jahre alten Piste finanziert werden. Beat Brechbühl zeigte sich im Gespräch mit schweizeraktien.net zuversichtlich, dass flugaffine Kleinaktionäre und die Berner Wirtschaft das Kapital bereitstellen. Ausserdem sieht er Wachstumschancen für den kleinen Flughafen sowohl im aviatischen als auch im nicht-aviatischen-Bereich. Ein Investment in den Flughafen sollte seiner Ansicht nach nicht nur eine Herzensangelegenheit sein. Der Verwaltungsrat hat sich daher auch ganz klar das Ziel gesetzt, im Jahr 2016 wieder eine Dividende zu zahlen. Gemäss Emissionsprospekt erzielte die Flughafen Bern AG im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von 11.8 Mio. CHF (- 8.4%) und einen Cashflow von 1.2 Mio. CHF.

Die Flughafen Bern AG führt derzeit eine Kapitalerhöhung über 5 Mio. CHF durch. Warum gerade jetzt?

Wir müssen aus regulatorischen Gründen in den nächsten Jahren die über 50-jährige Piste sanieren. Dies kostet rund 7 Mio. CHF. Durch die Sanierung verdienen wir allerdings keinen Franken zusätzlich. Es sind einfach Kosten, die für den zeitgemässen Flugbetrieb notwendig sind und die wir nicht aus dem Cashflow erwirtschaften können.

Werden Sie die Mittel aus der Kapitalerhöhung denn ausschliesslich für die Pistensanierung einsetzen?

In erster Linie für die erwähnte Pistensanierung, in zweiter Linie für weitere Investitionen. Wir können uns insbesondere ein Business Aviation Center (BAC) vorstellen, das „state-of-the-art“ ist, um diesen Nischenbereich gezielt auszubauen.

Wie gross ist das Potenzial für ein solches Business Aviation Center?

Es wird eine Nische bleiben, insbesondere auch, weil unsere Piste zumindest mittelfristig nicht verlängert werden kann und so gewisse grössere Business Jets gar nicht landen können. Fakt ist aber, dass Geschäftsflieger von den Grossflughäfen verdrängt werden, und so gibt es hier ein gewisses Potenzial.

Bei einer Eigenkapitalquote von rund 65% und einem jährlichen Cashflow von über 1 Mio. CHF stellt sich die Frage, warum Sie Ihr Vorhaben nicht über eine Bank finanziert haben. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen, wo Kantone sogar Geld fürs Schuldenmachen erhalten, wäre dies doch eine günstige Alternative.

Mit der Aktienkapitalerhöhung können wir max. 5 Mio. CHF aufnehmen. Den Rest finanzieren wir über den Cashflow und Kredite. Hinzu kommt, dass ein zu hoher Leverage in unserer sehr volatilen Branche heikel ist: Es müssen nur die Erträge zurückgehen und die Zinsen leicht steigen, schon sitzen wir in der Schuldenfalle. Das wollen wir vermeiden.

Die Abhängigkeit von einzelnen Airlines, wie derzeit Skywork, war schon immer eines der Klumpenrisiken des Berner Flughafens. Wie wollen Sie dies künftig ändern?

Der Ausdruck Klumpenchance wäre besser. Denn unter dem Strich ist ein Homebase Carrier ein Asset und keine Last, auch wenn die Wechselbeziehungen natürlich nicht immer einfach sind. Richtig ist, dass es ein grosser Brocken bleibt. Wir versuchen deshalb, weitere Airlines zu akquirieren. Das ist im heutigen Umfeld nicht einfach. Und wir versuchen, durch den Infrastrukturausbau die Erträge im Non-Aviation-Bereich zu erhöhen. Auch das ist ein langer und beschwerlicher Weg, aber wir gehen ihn beharrlich.

Wo sehen Sie Ausbaupotenzial, und welche weiteren Wachstumsperspektiven hat der kleine Flughafen überhaupt?

Wir haben im nordseitigen Publikumsbereich ein gewisses Ausbaupotenzial. Neben dem bereits erwähnten BAC sind es Parkplätze oder ein kleineres neues Hotel mit entsprechenden Annex-Dienstleistungen, in das wir investieren können. Das grösste Potenzial liegt im Süden, wo wir über eine vom Bundesrat bewilligte Fläche von 27’000 Quadratmeter Abstellfläche und 22’500 Quadratmeter Hochbauten verfügen. Diese dürfen in erster Linie für Hangars und flugnahes Gewerbe verwendet werden. Nun müssen wir einerseits die planerischen Voraussetzungen schaffen und andererseits den Business Case schärfen, damit der Flughafen selbst am Ende nicht nur Durchlauferhitzer ist, sondern eben gewisse Abhängigkeiten vom direkten Fluggeschäft reduzieren kann.

In 2014 sind die Passagierzahlen um 25% zurückgegangen. Welche Auswirkungen hat dies aufs Jahresergebnis?

Wir haben es dank rigorosen und raschen Sparmassnahmen und Kostenmanagement geschafft, mit knapp 100’000 CHF eine schwarze Null zu erreichen. Das war nicht einfach, und das ist vor allem das Verdienst der operativen Führung.

Wie sind die Perspektiven für 2015, nachdem mit bmi nun eine neue Airline in Bern präsent ist? Führt die Konkurrenzierung von Skywork durch bmi am Ende nicht lediglich zu einem Nullsummenspiel für den Flughafen?

Ich bin für 2015 zuversichtlich. Die Sommerflugpläne von Helvetic und Skywork sind etwas dichter als letztes Jahr, und mit bmi hat der Flughafen einen neuen Carrier. Das Potenzial für München ist grundsätzlich so gross, dass beide Gesellschaften diese Strecke fliegen können. Natürlich ist es nicht optimal, wenn sich in unseren kleinen Verhältnissen auf einer Strecke zwei Airlines konkurrenzieren. Aber das ist eben freie Marktwirtschaft. Als konzessionierter Flughafen müssen wir alle Fluggesellschaften zulassen, die unseren Flughafen anfliegen möchten.

Der Ausgabepreis für die Aktien soll 100 CHF betragen. Ausserbörslich kann man die Titel für 70 CHF kaufen. Wer soll die Aktien überhaupt zeichnen?

Wir haben ein treues Aktionariat, das aus rund 700 Aktionären besteht. Darunter sind viele flugaffine Kleinaktionäre und ein paar grosse Ankeraktionäre aus der Berner Wirtschaft. All diese Aktionäre wollen nicht primär ein Schnäppchen machen und sind auch keine Trader. Sie helfen mit, in den Erhalt der Infrastruktur der Wirtschaftsregion zu investieren.

Gibt es bereits Zusagen von Grossaktionären, die zeichnen werden?

Ja, es gibt Zusagen von namhaften Aktionären. Aber wir sind auf jeden einzelnen Investor angewiesen. Denn es gibt auch grössere Aktionäre, die ihre Aktien im Rahmen des feindlichen Übernahmeversuchs vor zwei Jahren gekauft haben und nun, da dieser gescheitert ist, ihre Bezugsrechte nicht mehr ausüben.

Wie sieht die künftige Dividendenpolitik aus: Wird der Aktionär eines Tages für sein Investment eine entsprechende Rendite erwarten können, oder ist das Investment in den Flughafen eine Herzensangelegenheit?

Der Verwaltungsrat hat klar entschieden, dass er im 2016 der Generalversammlung eine Dividende beantragen will. Die Höhe der Dividende werden wir erst festlegen, wenn wir das Ergebnis des Geschäftsjahres 2015 kennen. Unser Ziel ist es, regelmässig eine Dividende auszuschütten. Denn die Antwort auf Ihre Frage ist klar: Das Flughafeninvestment soll zwar auch eine Herzensangelegenheit sein, weil Fliegen etwas Emotionales ist und die Hauptstadt auch per Luft an Europa angeschlossen sein soll. Aber es soll mit dem „Investment“ auch ein „Return“ verbunden sein.

Die Aktien der früheren Alpar AG, die seit letzten Sommer unter dem Namen Flughafen Bern AG firmiert, führen seit vielen Jahren ein Mauerblümchendasein im ausserbörslichen Aktienhandel auf der OTC-X Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB). Nur selten überstieg der Kurs den Nominalwert von 100 CHF. Und auch die Zahlung der letzten Dividende liegt schon mehr als zehn Jahre zurück. Daher lassen die Aussagen des neuen Verwaltungsratspräsidenten aufhorchen, wenn er im Rahmen der Kapitalerhöhung wieder die Rückkehr zu einer Dividendenzahlung ankündigt.

Eine Bewertung der Flughafen-Bern-Aktie ist zum jetzigen Zeitpunkt dennoch schwierig. Zumindest der Buchwert (Eigenkapital pro Aktie) liegt – auch nach einer kompletten Platzierung der Kapitalerhöhung – bei etwas mehr als 105 CHF und damit über dem Nominalwert. Allein durch die Immobilien auf dem Flugplatzgelände dürfte dieser Wert abgesichert sein. Sofern es in den kommenden Jahren gelingt, im Fluggeschäft und in den übrigen Bereichen moderat zu wachsen, erscheint auch die Ausschüttung einer Dividende realistisch. Investoren, welche die Aktien auf OTC-X kaufen oder die Kapitalerhöhung zeichnen, sollten sich allerdings bewusst sein, dass das Gewinnpotenzial limitiert ist. Ein Investment in den Flughafen Bern bleibt daher auch ein Bekenntnis zum Standort Bern und zum Flughafen selbst.

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