Schweizer Zucker: 6.7 Mio. CHF Betriebsverlust in 2014/15, Marktumfeld bleibt schwierig – Weitere Kostensenkungen notwendig

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Der Absatz von Schweizer Zucker harzt deutlich. Quelle: Schweizer Zucker AG
Der Absatz von Schweizer Zucker harzt deutlich. Quelle: Schweizer Zucker AG

Die Schweizer Zucker AG hat ein schwieriges Geschäftsjahr 2014/15 (Ende: 30. September 2015) hinter sich. In einem Aktionärsbrief informierte das Unternehmen die Anteilseigner über den Verlauf des Geschäftsjahres. So habe in der Kampagne 2014 dank der idealen Wetterbedingungen eine Rekordmenge von 1’951’000 Tonnen Rüben, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus um 40.2% entspricht, verarbeitet werden können. Aus den angelieferten Rüben wurden 317’000 Tonnen Zucker produziert. Hieraus lässt sich ein tiefer Zuckergehalt der Rüben von nur 16.2% errechnen, was nach 17.6% einem deutlichen Rückgang entspricht. Von der produzierten Zuckermenge hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 265’000 Tonnen abgesetzt. Der Rest diente zur Wiederauffüllung der tiefen Lagerbestände. Im Vorjahr wurde mit 259’800 Tonnen eine um 2% geringere Zuckermenge verkauft. Trotz der grösseren Verkaufsmenge gingen die Umsätze aus Zucker, Futtermitteln, Sorten und Handel von 241.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 239.7 Mio. CHF im Berichtsjahr zurück.

Geschäftsjahr mit Betriebsverlust

Wie dem Aktionärsbrief weiter entnommen werden kann, musste die Schweizer Zucker einen Betriebsverlust vor Zinsen und Steuern in Höhe von 6.7 Mio. CHF nach einem Gewinn von 9.2 Mio. CHF im Vorjahr verbuchen. Es sei zwar gelungen, die seit 2012 begonnene Kostensenkung fortzusetzen und bei den Betriebskosten 9.6 Mio. CHF einzusparen. Doch angesichts der tiefen Zuckerpreise und der Wertverluste beim Euro würden nun weitere Kostensenkungen in Höhe von 10% für die nächsten beiden Geschäftsjahre angestrebt. Um das Rübengeld gemäss der Vereinbarung mit den Pflanzern auszahlen zu können, wurden Rückstellungen von 6.2 Mio. CHF, welche die Gesellschaft für die Zuckermarktordnung gebildet hatte, aufgelöst. Unter dem Strich muss die Gesellschaft einen Verlust in Höhe von 0.05 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 2.7 Mio. CHF ausweisen. Zudem fielen die flüssigen Mittel infolge des Lageraufbaus von 100.3 Mio. CHF im Vorjahr auf 83 Mio. CHF. Deutlich tiefer waren mit 7.5 Mio. CHF nach 14.6 Mio. CHF im Vorjahr die Investitionen in Sachanlagen.

Tiefere Produktion im neuen Geschäftsjahr

Im aktuellen Geschäftsjahr 2015/16 konnten mit 230’000 Tonnen um über 27% weniger als im Vorjahr produziert werden. Neben der Reduktion der Zuckerquote infolge freiwilliger Betriebsstillegungen war die starke Trockenheit im Sommer verantwortlich für die massiv tiefere Zuckerproduktion. Auch mussten die Rübenpreise wegen der aktuellen Marktsituation angepasst werden. Weltweit dürfte im laufenden Jahr die Zuckerproduktion tiefer ausfallen als die Nachfrage. Die geringe Zuckermenge bei der Schweizer Zucker AG und die anhaltend tiefen Preise belasten den Geschäftsgang weiterhin. Die im 2017 auslaufende Zuckermarktordnung wird zu einem Zuckerüberschuss in der EU führen. Angesichts dieser Situation seien Massnahmen der Politik notwendig, so die Gesellschaft in ihrem Aktionärsbrief. Diese beinhalten einen temporären Grenzschutz und eine Erhöhung der Einzelkulturbeiträge. Unabdingbar seien aber auch weitere Kostensenkungen. Nur so werde es möglich bleiben, den Pflanzern auch in Zukunft Rübenpreise bezahlen zu können, welche die Bereitschaft Zucker anzubauen, gewährleisten würden.

Die Geschäftszahlen der Schweizer Zucker AG fallen erwartungsgemäss schwach aus. Ein Betriebsverlust zeichnete sich bereits im Sommer ab (siehe Blog-Beitrag vom 14. Juli 2015). Auch die seinerzeitige Befürchtung, es würden Rückstellungen aufgelöst, um den Rübenpflanzern unter die Arme zu greifen, hat sich bestätigt. Ein Ende der schwierigen Ertragssituation zeichnet sich vorderhand nicht ab. Stattdessen befindet sich das Unternehmen im laufenden Jahr in einer nochmals schwierigeren Situation. Eher positiv auf den Geschäftsgang auswirken dürfte sich die witterungsbedingt tiefere Zuckerproduktion. Je nach Absatzmenge kann die Gesellschaft möglicherweise Zucker zu deutlich günstigeren Preisen, als sie für den Rübenankauf an die Pflanzer zahlen müsste, auf dem Markt einkaufen. Allerdings verfügt die Schweizer Zucker AG über einen hohen Lagerbestand, der im Vorjahr aufgebaut wurde. Dieser muss vor einem Zukauf von günstigem Zucker abgebaut werden.

Angesichts der aktuell vorliegenden Informationen dürfte die Gesellschaft für das Jahr 2014/15 auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten. Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Innerhalb der letzten zwölf Monate haben die Aktien 41.5% ihres Werts verloren und wurden letztmalig zu Kursen von 17 CHF gehandelt. Wegen des Verlustausweises können die Papiere nicht mehr auf der Basis des Kurs/Gewinn-Verhältnisses bewertet werden. Auch ist eine Bewertung anhand der Dividendenrendite hinfällig geworden.

Somit können die Papiere lediglich noch auf der Basis des Buchwerts bewertet werden. Dieser betrug per Bilanzstichtag 30. September 2014 rund 59 CHF pro Aktie. Ob der Wert für das Berichtsjahr gehalten werden konnte, kann erst mit der Publikation des detaillierten Geschäftsberichts beurteilt werden. Klar ist lediglich, dass die Gesellschaft nach wie vor über eine solide Bilanz verfügt und hohe Rückstellungen besitzt. Da allerdings die genauen Zahlen noch nicht bekannt sind, verzichten wir vorderhand auf eine Einschätzung der Titel. Wir werden diese mit der Vorlage des Geschäftsberichts und anlässlich der GV im März nachholen. Bis zu diesem Zeitpunkt raten wir den Anlegern, Ruhe zu bewahren. Sie sollten sich weder zu Panikverkäufen noch zu vermeintlichen Schnäppchenkäufen verleiten lassen.

 

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