Schweizer Zucker: Hohe Zuckerpreise führen zu positivem Ergebnis 2020/21

Rübenanbau und Produktionsmengen nehmen ab

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Zwischen 15% und 20% schwankt der Zuckergehalt der Schweizer Zuckerrüben. Dank höheren Niederschlagsmengen und nährstoffreicherem Boden sind dies höhere Werte als in anderen europäischen Ländern – ein Vorteil bei der Produktion. Bild: Schweizer Zucker AG

Der Schweizer Zucker AG gelang im per Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/21 die Rückkehr in die Gewinnzone. Mit 0.3 Mio. CHF liegt der Gewinn zwar nur knapp im positiven Bereich, die Aussichten am Zuckermarkt seien dafür so gut wie lange nicht mehr, informiert das Unternehmen im Aktionärsbrief zum Geschäftsjahr.

Schwarze Zahlen dank steigenden Zuckerpreisen

Dieses positive Ergebnis erzielte die Schweizer Zucker AG trotz einer im Vergleich zur Vorperiode um 1% gesunkener Verkaufsmenge von 243’000 Tonnen Zucker. Gar nur bei 229’000 Tonnen lag die Zuckerproduktion, die Differenz kompensierte das Unternehmen durch zusätzliche Einkäufe. Hoher Schädlingsdruck und viröse Vergilbung machten den Rüben im Anbaujahr 2020 zu schaffen, so dass schlussendlich die Ernte tiefer ausfiel. Dank gestiegener Zuckerpreise resultierte trotzdem ein Umsatz von 218 Mio. CHF (+4%). Durch die tiefere Rübenmenge sanken auch die Aufwendungen für die Rüben, was zusammen mit guter Kostenkontrolle ein deutlich verbessertes EBIT von 1.9 Mio. (Vorjahr -9.2 Mio.) und den eingangs erwähnten Gewinn von 0.3 Mio. (Vorjahr -0.1 Mio.) ermöglichte. Bemerkenswert ist, dass im Vorjahr Rückstellungen über 8.7 Mio. aufgelöst wurden um das Ergebnis zu stützen, was 2020/21 nicht mehr nötig war. Der erwirtschaftete Cash Flow verfünffachte sich auf 11.6 Mio. CHF.

Biozucker-Anteil nimmt zu

Erneut gestiegen ist die Menge an produziertem Biozucker. Aufgrund der schlechteren Wirtschaftlichkeit für die Pflanzer ist der Anteil mit 10’500 Tonnen jedoch noch relativ gering. Durch Projekte wie beispielsweise den Wechsel von der herkömmlichen Saat zu Setzlingen soll die Wirtschaftlichkeit verbessert und so der Anteil vollkommen pestizidfreien Zuckers erhöht werden.

Zukunftsaussichten sind abhängig von Preisniveau

Dieser Trend setzt sich auch im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 fort. So konnte die Schweizer Zucker AG aus der Ernte diesen Herbst mit 210’000 Tonnen erneut weniger Zucker gewinnen, die Menge an Biozucker stieg dafür auf 11’500 Tonnen an. Das selbe Bild zeigt sich auch bei der vertraglich festgelegten Anbaufläche. Gesamtschweizerisch sank sie aufgrund von Krankheiten und Wetterkapriolen auf rund 16’500 Hektare, die Anbaufläche für Biorüben nahm hingegen zu. Dass die Schweizer Zucker AG trotz dieses Produktionsrückganges von „hervorragenden Aussichten“ spricht, liegt hauptsächlich an den gestiegenen Preisen. Im November 2021 kletterten diese auf 525 USD je Tonne Zucker, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den im Herbst 2020 verzeichneten Preisen um die 400 USD. Nebst dem generellen, weltweiten Anstieg der Nahrungsmittel-Preise sorgte eine durch Trockenheit und starken Frost bedingte schwache Ernte im Hauptproduktionsland Brasilien für das höhere Preisniveau.

Importbedarf senkt Nachhaltigkeit

Weniger inländische Produktion bedeutet auch, dass mehr Zucker importiert werden muss um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wie die Schweizer Zucker AG betont, leidet darunter die Nachhaltigkeit. So weisen Schweizer Verarbeitungswerke beispielsweise eine deutlich höhere Zuckerausbeute auf als europäische und die Überbleibsel der Zuckerproduktion werden vollständig weiterverarbeitet zu Rohstoffen wie Futter- oder Düngemitteln. Sogar die an den Rüben hängen bleibende Erde wird zu nährstoffreicher Pflanzenerde aufbereitet.

Umstieg auf Holzkraftwerke

Bereits seit Frühling 2021 bezieht die Schweizer Zucker AG Ökostrom und Wärmeenergie aus dem Holzkraftwerk Aarberg, welches das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Terra Nova und AVAG gegründet hat. So kann 60% des Energiebedarfs am Standort Aarberg abgedeckt werden. Am Standort Frauenfeld baut die Schweizer Zucker zusammen mit der Energie 360° AG ein Holzheizkraftwerk, welches Mitte 2022 in Betrieb gehen soll. Gemeinsam sollen die beiden Kraftwerke jährlich die Einsparung von rund 24’000 Tonnen CO2 ermöglichen. Die Nachhaltigkeitsbemühungen der Schweizer Zucker AG zeigten sich auch in der letzten Frühling von schweizeraktien.net durchgeführten ESG-Bewertung von ausserbörslich gehandelten Unternehmen, wo das Unternehmen den Spitzenplatz einnahm.

Dank guten Scores in den Bereichen Umwelt und Soziales erzielte die Schweizer Zucker AG 25 von 30 möglichen Punkten in der von schweizeraktien.net durchgeführten ESG-Bewertung – Bestwert unter allen teilnehmenden Unternehmen. Grafik: schweizeraktien.net
Fazit

Das Geschäftsergebnis der Schweizer Zucker AG hängt stark von externen Faktoren ab. Wetter und Schädlingsbefall entscheiden oft über den Erfolg der Rübenernte und so auch über die mögliche Produktionsmenge von Zucker. Zudem entscheiden schlussendlich die Marktpreise für Zucker zu grossen Teilen über das Vorzeichen des Ergebnisses. Als einziges in der Verarbeitung von Zuckerrüben tätiges Unternehmen der Schweiz ist die Schweizer Zucker AG zwar marktführend, jedoch auch stark von der Attraktivität des inländischen Rübenanbaus abhängig. Seit einigen Jahren sind Zuckerrübenfläche und –menge tendenziell rückläufig. Dies trotz bestehender Stützungsmassnahmen aus der Politik, welche in der Herbstsession bis 2026 verlängert wurden.

Auch im laufenden Geschäftsjahr braucht die Schweizer Zucker AG die hohen Marktpreise für Zucker, um das positive Ergebnis der vergangenen Periode bestätigen zu können, da die nach der Ernte im Herbst produzierte Menge Zucker erneut unter Vorjahresniveau liegt. Ein markanter Preisrückgang hätte dementsprechend deutlich negative Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis. Diese Abhängigkeit gilt es längerfristig im Auge zu behalten, schliesslich weist die Produktionsmenge historisch betrachtet eine hohe Konstanz auf. So lag die Zuckerproduktion seit 2015 immer zwischen 210’000 und 270’000 Tonnen. Ein schneller Anstieg ist dementsprechend nicht zu erwarten.

Der Kursverlauf der Aktien der Schweizer Zucker AG widerspiegelt den Geschäftsverlauf. Konstant und ohne lang anhaltende Schwankungen. Chart: otc-x.ch

Der letztbezahlte Preis der ausserbörslich auf OTC-X gehandelten Aktien der Schweizer Zucker AG liegt bei 27.10 CHF. Für eine genaue Bewertung der Titel muss die Veröffentlichung des Geschäftsberichtes abgewartet werden. Mit einer P/B-Ratio von um 0.4 wiesen sie bisher jedoch einen klaren Abschlag vom Buchwert auf. Durch die eher unspektakulären Aussichten aufgrund der doch recht hohen Konstanz des Geschäfts kann aber kurzfristig keine Annäherung an den Buchwert erwartet werden.

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