Nach dem bereits guten Jahresauftakt boomten die IPO-Märkte mit 50% mehr Börsengängen auch in QII 2017 weiter. 392 Unternehmen weltweit erzielten IPO-Erträge von 50.1 Mrd. USD, eine Steigerung um 65% zum Vorjahresquartal. Der Börsengang von Galenica an der SIX im April mit 1.9 Mrd. CHF Emissionsertrag war der grösste in Europa im ersten Halbjahr und auf Rang 3 weltweit!
Neuzugang Idorsia
Dem folgte an der SIX Swiss Exchange im Juni ein weiterer Neuzugang, allerdings nicht als IPO. Bei der Übernahme von Actelion durch Johnson&Johnson war vereinbart worden, dass die F&E-Abteilung, die early-stage-Wirkstoffkandidaten, die Forschungsfazilitäten und ausreichend Cash in eine neue Gesellschaft unter Führung von Jean-Paul Clozel ausgegliedert werden, die nun seit 16. Juni als Idorsia (IDIA) den SIX-Kurszettel bereichert. Die Idorsia-Aktien waren an die Actelion-Aktionäre als Sachdividende ausgeschüttet worden. Der erste Kurs lag bei 10 CHF, entsprechend einer Börsenbewertung von 1.073 Mrd. CHF. Inzwischen ist die Aktie über 20 CHF gestiegen und liegt aktuell bei 18.65 CHF. Die Clozels haben ihre Beteiligungsquote um einige Prozent durch Käufe an der Börse auf fast 26% erhöht.
Galenica mit überzeugender Performance
Weniger dynamisch, aber doch sehr zufriedenstellend, ist auch die Aftermarket-Performance von Galenica. Nach Höchstkursen von 47 CHF liegt die Aktie aktuell bei 45 CHF. Gegenüber dem Emissionspreis von 39 CHF errechnet sich ein Kurszuwachs von 15.4%.
Erfolgreicher Börsengang von Zur Rose
Am Ende des zweiten Quartals lief auch schon die Zeichnungsfrist für den am 6.Juli erfolgten Börsengang der Zur Rose Group, die zuvor auf OTC-X der BEKB gehandelt worden war. Vor dem Börsengang hatte sich der Kurs auf OTC-X innert eines Jahres verfünffacht. Dennoch waren die Erstzeichner, vornehmlich internationale institutionelle Anleger, bereit, 140 CHF je Aktie zu bezahlen. Die Zur-Rose-Aktien wurden am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne zugeteilt und waren überzeichnet. Am ersten Handelstag wurde kurzzeitig ein Spitzenkurs von 159.90 CHF bezahlt. Inzwischen ist der Kurs unter 150 CHF gefallen.
Nächster IPO-Kandidat Landis+Gyr
Schon seit März war bekannt, dass die ums Überleben kämpfende japanische Toshiba ihre Tochtergesellschaft Landis+Gyr versilbern will. Ein IPO war von Anfang an eine Möglichkeit. Nachdem industrielle Käufer und die meisten interessierten Private-Equity-Investoren inzwischen abgewunken hatten, wurde Anfang Juli überraschend kurzfristig der Börsengang noch im Juli angekündigt. Die Zeichnungsfrist läuft. Die Bookbuildingspanne beträgt 70 CHF bis 82 CHF. Erster Handelstag wird voraussichtlich der 21. Juli sein. Es werden 100% der Aktien platziert. Die Bewertung an der Börse dürfte bei 2.2 Mrd. CHF oder maximal 200 Mio. CHF mehr liegen. Allerdings kann der Börsengang auch noch abgeblasen werden, sollten die beiden letzten interessierten Private-Equity-Adressen einen höheren Preis bieten als sich für die Emission abzeichnet. Mehr Informationen zum IPO von Landis+Gyr finden sich hier und hier.
Börse Zürich in Top-Verfassung
Auch wenn gegenwärtig keine neuen Kandidaten für den Schweizer Primärmarkt bekannt sind, so ist doch davon auszugehen, dass bei fortgesetzt guter Börsenverfassung noch mindestens 2 IPOs bis Jahresende folgen werden. Alle Börsengänge an der SIX in der letzten Zeit erfolgten überraschend ohne grosse Vorankündigung – VAT, Investis, Varia US Properties, Galenica, Zur Rose, Landis+Gyr. Wenn die anderen kontinentaleuropäischen Börsenplätze nicht noch gewaltig im zweiten Halbjahr aufdrehen, dürfte Zürich nach Emissionsvolumen weiterhin eine Spitzenposition einnehmen.
Europa überwindet politische Unsicherheiten
In Europa fanden in QII 2017 insgesamt 78 IPOs im Volumen von 13.3 Mrd. USD statt, darunter auch zahlreiche in Juniorsegmenten mit geringen Emissionsvolumina. In London fanden 21 IPOs statt, der Ertrag mit 1.9 Mrd. USD liegt gleichauf mit dem von Galenica. Zweitgrösster Börsengang war ALD mit 1.3 Mrd. Emissionsertrag in Paris, gefolgt von Gestamp Automocion in Madrid mit 935 Mio. USD. Die durchschnittliche Performance in Europa am ersten Handelstag lag bei 12.2%, die Aftermarket-Performance bis Ende von QII belief sich auf 20.5%.
Amerikanische IPO-Märkte mit starkem Comeback
Die amerikanischen Primärmärkte erholten sich weiterhin im Gleichschritt mit der positiven Börsenentwicklung. In den USA fanden 80 IPOs in QII statt im Volumen von 22 Mrd. USD, in Kanada 11 IPOs mit 1.8 Mrd. USD Ertrag. Laut Ernst&Young wurden in New York 53 neue Anträge auf Börsenzulassung gestellt. Die meisten Börsenneulinge sind aus den Sektoren Health-Care, Technologie und Industrie. Die Zeichnungsgewinne am Ende des ersten Handelstages beliefen sich auf durchschnittlich 16%, die Aftermarket-Performance auf 11.2%.
Asien-Pazifik bleibt globales IPO-Zentrum
Auch in QII blieb Asien-Pazifik das Zentrum der globalen Primärmarktaktivität. In Hongkong sorgten 28 Börsengänge und Erträge von 5.4 Mrd. USD für die Spitzenposition vor Shanghai, wo 56 IPOs Emissionserträge von 4.9 Mrd. USD generierten. Das grösste IPO der Region fand jedoch in Südkorea statt. Das Technologieunternehmen Netmarble Games nahm 2.3 Mrd. USD ein. Insgesamt fanden in Seoul 8 Börsengänge im Gesamtvolumen von 3.9 Mrd. USD statt, was Rang 3 in der Region bedeutet. Dabei waren auch die Börsen in Japan und Australien wieder aktiv. In Tokio gab es 11 IPOs, allerdings überwiegend kleinere Technologieunternehmen, mit Emissionserträgen von 493 Mio. USD. In Australien fanden im ersten Halbjahr schon 45 IPOs statt, was weltweit Rang 4 nach Anzahl bedeutet.
ASEAN-Börsen mit steigender Primärmarktaktivität
Sind schon Berichte über die Neuemissionsaktivität in Japan und Südkorea rar gesät, so bleiben die Primärmärkte der ASEAN-Länder aus europäischer Perspektive nahezu völlig im Dunkel. Dabei sind Thailand mit 11 IPOs und 1 Mrd. USD Ertrag, Indonesien mit 14 Börsengängen, Malaysia mit 8, die Philippinen mit 4 überaus aktiv. Insgesamt fanden in der Region im ersten Halbjahr 48 Börsengänge statt, das Emissionsvolumen betrug immerhin 4.3 Mrd. USD. Nach Volumen das grösste IPO im ASEAN-Raum war Lotte Chemical Titan Holding an der Kuala Lumpur Stock Exchange im Volumen von 1.3 Mrd. USD. Für das zweite Halbjahr erwartet EY eine Belebung sowohl in den ASEAN-Ländern als auch in Japan und Australien. In Tokio befinden sich 180 Kandidaten in der Zulassungspipeline.
IPO der Bombay Stock Exchange
In China sind 580 Kandidaten in der IPO-Pipeline, in Hongkong 65. Somit zeichnet sich auch für das zweite Halbjahr 2017 ab, dass sich der Trend der Verlagerung der Schwerpunkte bei der globalen IPO-Aktivität in Richtung Asien-Pazifik verstetigt. Im ersten Halbjahr 2017 entfielen 61% der IPOs nach Anzahl und 44% nach Volumen auf Asien-Pazifik. Rechnet man noch Indien und Nah-Ost dazu, sind es sogar zwei Drittel. Im Rahmen der etablierten Methodik wird Südwest-Asien mit Europa und Afrika als EMEIA-Region zusammengefasst. In Bombay setzte sich der IPO-Boom ungebremst fort. Bei 57 Börsengängen in QII wurden Emissionserträge von 2.3 Mrd. USD erzielt. Als Höhepunkt und positives Signal gilt der erfolgte Börsengang der boomenden Bombay Stock Exchange.
Beste Perspektiven für die Primärmärkte
Der Ausblick auf das zweite Halbjahr und auch 2018 ist soweit wirklich sonnig. Die Börsen steigen seit geraumer Zeit, ebenso die Stimmung der Anleger. Unverändert sind die Zinsen niedrig, und Alternativen zu Aktien sind mit Blick auf die grossen Anlagesummen nur marginal zu erkennen. Zudem ist die Volatilität gering, was die Anleger in Sicherheit wiegt. Auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen ist zumeist ungetrübt. So erwartet die ZKB in ihrem monatlichen IPO-Newsletter, dass die Gewinne der SPI-Unternehmen dieses Jahr um 12%, 2018 um 13.4% und 2019 um 14.7% zulegen. Das KGV von aktuell 20.7x fällt daher über 18.3x für 2018 auf 15.9x für 2019. Mit anderen Worten: Aktien bleiben attraktiv, die Dividendenrendite des SPI liegt nach wie vor über 3%. In diesem Umfeld werden neue IPO-Kandidaten wohl schon bald aus der Deckung kommen.