Zermatt Bergbahnen: Rekordzahlen im Geschäftsjahr 2016/17 – Dividende steigt auf 4 CHF pro Aktie

Kunstschnee schaffte in der Wintersaison gute Voraussetzungen.

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Die neue 3-S-Bahn wird per 2018 in Betrieb gehen. Eine erste Visualisierung lässt die Dimensionen des Projekts erahnen. Quelle: Zermatt Bergbahnen AG

Die Zermatt Bergbahnen AG konnte im Geschäftsjahr 2016/17 den Negativtrend bei den Einnahmen stoppen und sogar einen neuen Rekordumsatz von 69.6 Mio. CHF erreichen. Dies entspricht einer Erhöhung um 5.2% gegenüber dem Vorjahr. Das Ergebnis geht auf Steigerungen sowohl im Sommer als auch im Winter zurück, teilt die Gesellschaft im aktuellen Geschäftsbericht mit. Im aktuellen Abschluss spiegeln sich zwei grundlegend unterschiedliche strategische Ausrichtungen der Gesellschaft wider. Dies ist auf der einen Seite der Ausflugstourismus, bei dem das Unternehmen von der Steigerung der Besucher aus Asien profitiert, und auf der anderen Seite der Wintertourismus. Das Marktumfeld im Ausflugsverkehr bleibt weiterhin positiv, während die Wintersportbranche unter weiterhin schwierigen Bedingungen leidet. So wird die stagnierende bis leicht rückläufige Anznahl an Schneesportlern in der Schweiz zu einer echten Herausforderung. In Zermatt habe sich dieser Trend nur in leichten Schwankungen niedergeschlagen, wie die Gesellschaft weiter mitteilt. Die Investitionen in moderne Anlagen und in die maschinelle Beschneiung hätten sich ausbezahlt. So konnte die Gesellschaft in der für die Branche nicht nur wegen der ungünstigen Witterungsbedingungen sehr schwierigen Saison ein Rekordergebnis erzielen. Geopolitische negative Einflüsse belasteten die Schweizer Wintersportorte weiterhin. Dennoch konnte in Zermatt das beste Winterergebnis seit der Saison 2008/09 erzielt werden. Wie wichtig die maschinelle Beschneiung ist, belegte die letzte Saison: So hätte ohne Kunstschnee ein regulärer Skibetrieb nur auf dem Gletscher oberhalb des Trockenen Stegs stattfinden können. Während lediglich drei Wochen vom 7. März 2017 an wären die übrigen Teile des Gebiets mit Naturschnee nutzbar gewesen.

Bedeutung des Ausflugsgeschäfts steigt

Im Berichtsjahr legte die Bedeutung des Ausflugsverkehrs weiter zu. So konnten in den Sommermonaten die Anzahl der Ersteintritte um 4% und der Verkehrsertrag um 5% gesteigert werden. Bei den Ersteintritten geht das Plus ausschliesslich auf das Konto des Ausflugsgeschäfts, während im Sommerskigeschäft die Skierdays leicht sanken. Ebenfalls deutlich zulegen konnte die Zermatt Bergbahnen bei den Freizeitangeboten, die vor allem von Residenzgästen genutzt werden. Trotz eines Anstiegs der Umsätze um 15.3% machen diese mit 1.5 Mio. CHF nur einen kleinen Teil der Einkünfte aus. Im Sommergeschäft konnte auf dem Rothorn der Rückgang in den letzten Jahre mit einem Plus der Gästefrequenzen um 12% egalisiert werden. Erstmals seit 2010 wurde die Marke von 50’000 Besuchern wieder erreicht. Auch auf der Strecke Trockener Steg zum Kleinen Matterhorn konnte mit über 274’000 Gästen das zweitbeste Ergebnis nach dem Rekord aus dem Jahr 2004 erreicht werden. Diese positive Entwicklung ist auch in den Zahlen zu sehen: So stiegen die Verkehrserträge im Einzelreiseverkehr um 8.2% auf 14.1 Mio. CHF an. Diese beinhalten neben den Sommer- auch die Wintermonate. Ebenfalls entgegen dem Branchentrend positiv entwickelte sich das Schneesportgeschäft mit einem Umsatzplus von 3.5% auf 49.5 Mio. CHF. Nicht mehr erreicht wurden die Rekordzahlen der Besucher aus Italien, die im Berichtsjahr um 8% hinter den Vorjahreswerten zurückblieben. In der Summe sind die Ersteintritte in Zermatt um 5.1% angestiegen. Hier spielte die von der Gesellschaft zutreffend als „Lebensversicherung“ bezeichnete maschinelle Beschneiung eine wichtige Rolle. So wählen Wintersportler wegen der ungünstigen Witterungsentwicklung schneesichere Skigebiete wie Zermatt.

Erfreuliche Geschäftsentwicklung

Auf Konzernstufe stiegen die Einnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr um 5% auf 70.3 Mio. CHF an. Da die Zermatt Bergbahnen mit Ausnahme des Restaurants auf dem Klein Matterhorn keine eigenen Gastronomiebetriebe besitzen respektive betreiben, stammt der Grossteil der Einnahmen aus dem Verkehrsgeschäft. Ebenso nur gering fällt aus diesem Grund der Unterschied zwischen der Konzernrechnung und dem Einzelabschluss der Zermatt Bergbahnen aus. Bei den Einnahmen beträgt die Differenz lediglich 0.7 Mio. CHF. Dem Anstieg der Einnahmen steht ein leichter Rückgang des Betriebsaufwands um 1.2% auf 36 Mio. CHF gegenüber. Deutlich tiefer fiel mit einem Minus um 3.5% auf 12.3 Mio. CHF der Sachaufwand aus. Das Minus geht auf tiefere Energiekosten und die vom Bund erstmals teilweise rückerstatteten Mineralölsteuern zurück. Der Personalaufwand konnte trotz der grossen Ressourcen, die für die maschinelle Beschneiung notwendig waren, mit einem Betrag von 23.2 Mio. CHF nahezu auf dem Vorjahreswert von 23.1 Mio. CHF gehalten werden.

EBITDA steigt um 12.6% auf 34.4 Mio. CHF

Im Ergebnis resultierte ein deutliches Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 12.6% auf 34.4 Mio. CHF. Die Investitionen, zu nennen ist hier die neue Bahnanlage von der Station Blauherd zur Gant, die im letzten Winter eröffnet wurde und das Nadelöhr Gant auflöste, liessen die Sachabschreibungen um 14.5% respektive 3.6 Mio. CHF auf 28.6 Mio. CHF ansteigen. Dennoch konnte das EBIT um 3.8% auf 5.7 Mio. CHF gesteigert werden. Negativ auf das Ergebnis wirkten sich die auf 0.2 Mio. CHF halbierten ausserordentlichen Erträge aus. Insgesamt konnte der Reingewinn um 3% auf 1.9 Mio. CHF erhöht werden. Die Aktionäre partizipieren an der besseren Geschäftsentwicklung mit einer um 1 CHF auf 4 CHF pro Aktie erhöhten Dividendenzahlung. Damit wird die im Vorjahr erfolgte Senkung auf 3 CHF wieder rückgängig gemacht. Die Ausschüttung wird wie im Vorjahr aus den Kapitaleinlagereserven ausbezahlt und ist damit für Privatanleger mit Wohnsitz in der Schweiz steuerfrei.

Vielversprechender Sommerauftakt

Die guten Witterungsbedingungen im Mai und Juni 2017 sorgten für einen vielversprechenden Sommerauftakt. So konnten gegenüber dem Vorjahr beachtliche Steigerungen bei den Gästezahlen und den Erträgen erzielt werden. Entscheidend sein wird indessen die Entwicklung in den Monaten Juli bis September. Weitere Prognosen zum Geschäftsgang macht die Gesellschaft nicht. Der Hauptfokus im laufenden Jahr liegt auf der 3-S-Bahn Trockener Steg – Klein Matterhon, die mit einem Investitionsvolumen von mehr als 50 Mio. CHF die bisher grösste Einzelinvestition der Zermatt Bergbahnen darstellt. Die Eröffnung der Bahn ist per Ende September 2018 geplant. Auf Mittelfristsicht ist mit der Bahnanlage von der Testa Grigia zum Klein Matterhon ein weiteres Grossprojekt auf der Planungsliste des Unternehmens.

An der Generalversammlung vom 22. September wurde der ehemalige Walliser Staatsrat und aktuelle Präsident der SRG SSR, Jean-Michel Cina, in den Verwaltungsrat der Zermatt Bergbahnen AG gewählt.

Die Geschäftszahlen der Zermatt Bergbahnen AG fallen überzeugend aus. Wie im Geschäftsbericht zutreffend erwähnt wird, kann die Gesellschaft die Früchte der Investitionen in die Beschneiung und die Bahnanlagen ernten. Ohne die aufwendigen Beschneiungsanlagen wäre auch in Zermatt im Winter 2016/17 ein Winterbetrieb nahezu unmöglich gewesen. Es zeigt sich auch, dass die Möglichkeiten zur Steigerung der Einnahmen, welche die Gesellschaft aus einer Position der Stärke heraus lancierte, zumindest erste Erfolge zeigen. So ist etwa der Ausflugsverkehr weiterhin ansteigend. Gleichzeitig konnte die Gesellschaft im wichtigen Wintersportgeschäft aber auch von den Rückgängen anderer Bahnen profitieren. Die Schneesicherheit gepaart mit den modernen Anlagen bieten den Wintersportlern attraktive Bedingungen. Diese waren denn auch bereit, die teureren Skipasspreise zu bezahlen. Hieran vermochte auch die Lancierung günstiger Angebote anderer Bahnen nichts zu ändern. Zwar ist die Preissensivität bei den Wintersportlern insgesamt hoch, doch sind diese auch bereit, für hohe Qualität angemessene Preise zu bezahlen. So konnte das Unternehmen im Berichtsjahr ein deutliches Plus im Schneesport erzielen, ohne Konzessionen bei den Preisen zu machen. Dies erlaubte es denn auch, die wichtigen Ertragsmargen trotz der aufwendigen Beschneiung zu steigern.

Nach wie vor übertreffen sämtliche Kennzahlen der Erfolgsrechnung den Branchenschnitt deutlich und reflektieren die hohe Ertragskraft. So kann das Unternehmen aus dem betrieblichen Cashflow die Erneuerung sämtlicher Anlagen in 20.5 Jahren finanzieren, ohne auf die Aufnahme von Fremdmitteln angewiesen zu sein. Bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer der Anlagen von 25 bis 30 Jahren ist es der Gesellschaft daher möglich, die notwendigen Erneuerungen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Sie ist auch in der Lage, das Grossprojekt der neuen Bahn Trockener Steg Matterhorn Glacier Paradise mit einem Investitionsvolumen von über 50 Mio. CHF zu realisieren. Als eher nur durchschnittlich gut ist die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 37% anzusehen. Damit ist die Gesellschaft auch leicht von der eigenen Zielquote, die eine Eigenmittelquote von 40% anstrebt, entfernt. Angesichts der hohen aktuellen Investitionen in die neue 3-S-Bahn und der Ertragskraft kann die Bilanz dennoch als gut angesehen werden.

Die Aktien der ZBAG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Gesellschaft verfügt über zwei verschiedene Aktienkategorien: Zum einen sind dies Namenaktien mit einem Nennwert von 50 Franken, zum anderen Inhaberpapiere mit demselben Nennwert. Beide Kategorien sind wirtschaftlich gleichgestellt. Die Namenaktien wurden letztmalig zu Kursen von 270 CHF gehandelt, während der letztbezahlte Kurs der Inhaberpapiere 340 CHF betrug. Beide Kategorien werden relativ selten gehandelt, was Investoren bei einem Anlageentscheid berücksichtigen sollten. Bei einem Kurs von 270 CHF verfügen die Titel über eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld wenig attraktive Rendite von 1.5%, die allerdings steuerfrei ist. Wenig aussagekräftig sind sowohl das Kurs/Buchwert-Verhältnis als auch das Kurs/Gewinn-Verhältnis wegen der verhältnismässig hohen Abschreibungen, die die ZBAG macht. Es ist daher zu vermuten, dass die Bilanz stille Reserven enthält.

Als Bewertungsmassstab herangezogen werden kann indessen das Kurs/Cashflow-Verhältnis. Bei einem Kurs von 270 CHF beträgt dieses auf der Basis der Zahlen 2016/17 nicht überteuerte 5.4. Für Anleger mit einem Interesse an Bergbahntiteln stellen die Aktien auf dem aktuellen Kursniveau eine valable Anlagemöglichkeit dar. Unterbewertet sind sie allerdings nicht.

Hinweis in eigener Sache: Fernando Lehner, CEO der BVZ Holding, referiert am Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net, der am 31. Oktober ab 13:30 Uhr in Interlaken auf dem Harder Kulm stattfindet. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten unter www.schweizeraktien.net/branchentalk/Tourismus/.

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