Die Griesser Holding AG konnte im 2017 die Konzernerlöse um 1.7% auf 294.7 Mio. CHF steigern. Wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt, konnte die Marke Weinor ein ansehnliches Plus von 9.2% erzielen. Hingegen musste die Marke Griesser einen um Währungseinflüsse bereinigten Umsatzrückgang von 1.5% verbuchen. Schwach entwickelte sich das erste Quartal im Schweizer Markt. Im Verlauf des Jahres haben sich dann aber im Werk in Aadorf sowohl die Auftragslage als auch die Auslastung deutlich verbessert. So sind die Umsätze per Saldo denn im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Deutlich erhöht werden konnte der Betriebsgewinn (EBIT) dank Kostensenkungsmassnahmen, Produktivitätssteigerungen und Anlagenverkäufen sowie der Reduktion von Kosten im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Softwaresystems.
Schwache Entwicklung in Frankreich
Deutlich weniger positiv als in den anderen Märkten stellt sich die Situation in Frankreich dar, wo die Umsätze und die Margen tiefer ausfielen als im Vorjahr. Zudem wurde der EBIT der ausländischen Tochtergesellschaften durch Sonderkosten im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Software in Frankreich und Österreich und Strukturanpassungen in Frankreich belastet. Die Kosten der neuen Software beziffert Griesser mit rund 1.3 Mio. CHF. Wie bereits in der Vergangenheit macht das Unternehmen keine Angaben zu den Ertragsmargen der einzelnen Sparten respektive Ländergesellschaften. Publiziert werden lediglich die Umsatzentwicklungen der verschiedenen Länder, die indessen beide Marken umfassen. Im Hauptgeschäftsgebiet Deutschland-Österreich-Schweiz stiegen die Verkäufe um 1.6% auf 218.9 Mio. CHF an, während im übrigen Europa ein leichtes Minus von 0.6% auf 68.2 Mio. CHF verbucht wurde. Klar zulegen konnte Griesser auf tiefem Niveau ausserhalb von Europa, wo die Einnahmen um 0.5 Mio. CHF auf 1.2 Mio. CHF anschwollen. Erfreulich auf die Konzernumsätze wirkten sich die positiven Bestandsänderungen von Waren im Umfang von 2.3 Mio. CHF aus, nachdem im Vorjahr noch ein negativer Wert von 2.2 Mio. CHF verbucht wurde. Etwas niedriger als im Vorjahr fielen die anderen betrieblichen Erträge mit 4.2 Mio. CHF nach 4.3 Mio. CHF aus. Diese resultieren aus der Verwertung von Abfallmaterial, Patent- und Lizenzerträgen sowie Subventionen, informiert das Unternehmen seine Anteilseigner.
Margen legten im Berichtsjahr deutlich zu
Griesser setzte 2017 die betrieblichen Optimierungen weiter fort, was sich positiv auf die Kostenstruktur auswirkte. So stiegen etwa die Personalaufwendungen nur um 1% auf 123.8 Mio. CHF an. Der detaillierten Aufstellung im Geschäftsbericht kann entnommen werden, dass das Plus vor allem auf die höheren Ausgaben für Fremdpersonal, die um 0.8 Mio. CHF auf 16.5 Mio. CHF anstiegen, basiert. Diese Ausgaben dürften zumindest teilweise auf die neue Software zurückzuführen sein. Auch bei den anderen betrieblichen Aufwendungen werden die Auswirkungen der Kostenoptimierungen deutlich. Diese legten nur um 0.8% auf 50.6 Mio. CHF zu. Das Plus wurde ausschliesslich durch den höheren Vertriebsaufwand verursacht, während der Verwaltungsaufwand und die übrigen Betriebskosten rückläufig waren. Einzig bei den Materialkosten verzeichnete Griesser einen klar überproportionalen Anstieg von 4.5% auf 101.5 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des EBITDA von 10.6% auf 18.8 Mio. CHF. Trotz des investitionsbedingten Anstiegs der Abschreibungen um 1.1 Mio. CHF auf 12.3 Mio. CHF resultierte ein Plus des EBIT von 11.4% auf 6.5 Mio. CHF. Die daraus resultierende Verbesserung der Marge von 2% im Vorjahr auf 2.2% blieb -wie Griesser im Geschäftsbericht mitteilt- klar hinter den internen Erwartungen zurück. Positiv auf das Reinergebnis wirkte sich der um 1.1 Mio. CHF angestiegenen Finanzertrag, der grossmehrheitlich auf Währungsgewinnen basiert, aus. So resultierte trotz der um 0.8 Mio. CHF angestiegenen Steueraufwendungen ein Plus des Reingewinns von 29.3% auf 3.1 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von 15 CHF pro Aktie.
Positive Konjunkturentwicklung hält an
Für das laufende Jahr rechnet Griesser mit einer Fortsetzung der positiven Konjunkturentwicklung in Europa. Dies werde sich positiv auf die Nachfrage von Produkten und Dienstleistungen auswirken. Den höheren Materialkosten begegnet das Unternehmen mit weiteren Effizienzsteigerungen auf der einen Seite, kommt aber andererseits nicht umhin, auch leichte Preisanpassungen auf der Verkaufsseite vorzunehmen. Neue Produkte bei Weinor, die im Frühjahr lanciert werden, sollen erlauben, die erfolgreiche Entwicklung der Marke fortzusetzen. Weit fortgeschritten sind die Planungen zur Erweiterung der Fertigungskapazitäten. Bei Griesser werden die Massnahmen zur Ausrichtung auf die Marktbedürfnisse zu einem erneuten Wachstum und zu einer Verbesserung der Ertragslage führen.
Die Geschäftszahlen von Griesser für 2017 fallen insgesamt gut aus. Auch wenn die internen Erwartungen der Konzernleitung klar verfehlt wurden, ist die deutliche Verbesserung der Ertragsmargen positiv zu bewerten. Hierbei nicht übersehen werden darf auch, dass im Berichtsjahr erneut Kosten der neuen Software von 1.3 Mio. CHF nach 1.7 Mio. CHF im Vorjahr angefallen sind, die der Erfolgsrechnung belastet wurden. Im laufenden Jahr sollten keine weiteren derartigen Kosten mehr anfallen, sofern alles wunschgemäss läuft. Angesichts der optimistischen Aussagen zur Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr zeichnen sich zumindest bis zum aktuellen Zeitpunkt keine Belastungen ab. Eine erneute deutliche Steigerung des Gewinns und der Ertragsmargen kann als sicher angesehen werden.
Als grundsolide angesehen werden können auch die Bilanzkennzahlen des Unternehmens. Die ausgewiesene Eigenmittelquote von knapp 60% ist nicht nur im Branchenvergleich hoch und bietet dem Unternehmen genug Spielraum für weitere Investitionen. Zu nennen sind hier insbesondere die geplanten Kapazitätserweiterungen bei Weinor.
Die Aktien von Griesser werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 800 CHF weisen die Papiere eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld wenig attraktive Dividendenrendite von 1.9% auf. Auch das KGV von über 20 für 2017, das zudem noch die Minderheitsanteile am Ergebnis beinhaltet, signalisiert keinesfalls eine Unterbewertung der Papiere. Bereinigt um die Minderheitsanteile beträgt das KGV sehr hohe 47. Lediglich das Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 0.6 signalisiert eine klare Unterbewertung der Papiere. Diese lässt sich allerdings mit der für freie Aktionäre nahezu vollständig ausgeschlossene Chance, den Substanzwert der Titel je realisieren zu können, erklären. Ebenso partizipieren die Aktionäre nur zu einem sehr geringen Teil an der deutlichen Verbesserung der Ertragsmargen der Gruppe. Lediglich im Fall eines sich derzeit nicht abzeichnenden Wechsel des Unternehmensparadigmas gepaart mit einer Fokussierung auf die Aktionärsinteressen sind deutlich höhere Kurse zu erwarten.
Transparenzhinweis: Der Autor hält Aktien des Unternehmens.