Detlef Brose, CEO Stadtcasino Baden: „Bei einer Annahme des Geldspielgesetzes steht die Schweiz als Gewinnerin da.“

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Die Stadtcasino Baden AG blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück. So konnten sowohl die Besucherzahlen als auch der Bruttospielertrag (BSE) gesteigert werden. Zur Zeit steht das Management, das u.a. das Grand Casino Baden betreibt, ganz im Bann der Volksabstimmung am 10. Juni über das neue Geldspielgesetz.

Detlef Brose, CEO der Stadtcasino Baden Gruppe, äussert sich im Interview mit schweizeraktien.net zu den Chancen für die Schweizer Casinos, sollte das Geldspielgesetz angenommen werden, und über die illegalen Betreiber im Schweizer Online-Casinomarkt.

Detlef Brose, CEO der Stadtcasino Baden AG, beim Ortstermin im Grandcasino Baden. Bild: schweizeraktien.net

schweizeraktien.net: Am 10. Juni wird über das für Spielbanken wegweisende Geldspielgesetz abgestimmt. Können Sie den Gegnern und ihrem Argument, dass damit Netzsperren salonfähig werden, etwas abgewinnen?

Detlef Brose, CEO Stadtcasino Baden AG: Natürlich nicht, denn im neuen Geldspielgesetz geht es nicht um Internetsperren, sondern lediglich um das Blockieren von illegal in unserem Lande operierenden Geldspielanbietern. Das Internet wird nicht gesperrt. Es wird lediglich der Zugang zu sogenannten Offshore-Websites blockiert, deren Spielangebote illegal auf Schweizer Kunden zielen und sich deshalb auf einer schwarzen Liste befinden.

Das Internet ist in vielen Bereichen kein rechtsfreier Raum, was auch für die Geldspielbranche gilt. Die Schweizer Casinos haben u.a. Sicherheitskonzepte einzuhalten, Geldwäscherei zu verhindern und den weltweit weitreichendsten Sozialschutz umzusetzen. Alleine deshalb ist hier eine Regulierung notwendig, weil der Schweizer Online-Markt vor den weltweit über 1’000 in der Schweiz illegal operierenden Online-Anbietern mit geeigneten Massnahmen geschützt werden muss. Erfahrungen aus Ländern wie Dänemark, Frankreich, Italien oder Belgien veranschaulichen, dass die Zugangssperren auch tatsächlich Wirkung zeigen. Der Schwarzmarkt in diesen Ländern ist kleiner geworden. Zudem ist ein Schutz auch im Sinne des Sozialkonzeptes sinnvoll, denn der Zugang zu illegalen Anbietern wird mit den Blockingmassnahmen zumindest erschwert. 

Wie sehen Sie den gesetzgeberischen Prozess zum Geldspielgesetz?

Unser Bundesrat hat das Geldspielgesetz in einem langjährigen Prozess seriös erarbeitet. Der Gesetzesentwurf wurde im Parlament optimiert und anschliessend mit grosser Mehrheit verabschiedet. Ich habe Vertrauen in unsere demokratischen Prozesse; auch zukünftig wird sehr genau geprüft, welche Branchen speziellen Regulierungen unterliegen sollen. Dass zukünftig die Internetzugänge beispielsweis von Schuhgeschäften gesperrt werden, ist eine absurde Aussage.

Was ist der Grund für die unterschiedlichen Argumentationslinien der Gegner des neuen Geldspielgesetzes beispielsweise in Deutschland und der Schweiz?

Die illegalen Online-Betreiber haben bislang zusammen mit den Gegnern des neuen Geldspielgesetzes argumentiert, dass das Internet-Blocking, also das Sperren illegaler Seiten, verhindert werden müsse. In Deutschland und Österreich sind sie aber merkwürdigerweise anderer Meinung. Dies belegt eine von diesen Online-Betreibern mitfinanzierte und veröffentlichte Studie. Darin stellen die in der Schweiz kritisierten Schutzmassnahmen plötzlich ein unverzichtbares und wichtiges Instrument zum Schutz des dortigen Marktes dar.

Oder mit anderen Worten: Nach § 5 des Spielbankengesetzes ist das Angebot von Online-Casinos in der Schweiz bislang verboten. Die illegalen Betreiber ziehen in der Schweiz pro Jahr CHF 250 Mio. ab, ohne Arbeitsplätze zu schaffen, Steuern zu bezahlen oder für gemeinnützige Zwecke zu sorgen. Der Status quo, also eine Ablehnung des Gesetzes, würde weiterhin das Eldorado für ihre illegalen Machenschaften bedeuten. Also wird argumentiert, wie es gerade passt, mit dem Hintergedanken, das neue Gesetz zu verzögern oder sogar zu verhindern. Von dieser Seite wurde auch das Referendum mit 500‘000 CHF finanziert, denn diese Investition hat sich ja schon allein mit der Verzögerung des Gesetzes rentiert.

Die Argumentation der Gegner des Geldspielgesetzes hat sich in den letzten Wochen gewandelt: Sie behaupten jetzt, sie wollten eigentlich gar kein neues Gesetz, sondern ein verbessertes, was es auch ausländischen Anbietern erlauben würde, eine Konzession in der Schweiz zu erhalten. Warum jetzt dieses neue Argument?

Die Strategie der Gesetzesgegner kann ich natürlich nicht bewerten. Fakt ist, dass die zurzeit in der Schweiz operierenden Online-Betreiber mit Spielerträgen von über 250 Mio. CHF gegen das Schweizer Spielbankengesetz verstossen. Unabhängig vom Ausgang der Volksabstimmung werden diese Unternehmen auch zukünftig hierzulande ihren guten Ruf nicht nachweisen können und somit keine Schweizer Konzession erhalten können. Somit wird auch ein geändertes Konzessionsmodell, vor allem ohne ausreichende Schutzmassnahmen, keinesfalls eine bessere Lösung sein.

Auffällig ist aber, dass nach Meinung der Gesetzesgegner plötzlich «Netzsperren in begrenztem Masse» nun doch sinnvoll seien. Zwischenzeitlich hat man wohl festgestellt, dass auch Dänemark, das von den Gegnern als regulatorisches Eldorado des Online-Marktes angepriesen wird, sehr wohl Blocking-Massnahmen gegen illegale Online-Betreiber nutzt. Fakt ist zudem, dass Dänemark mit seinem Konzessionsmodell nicht für zusätzliche volkswirtschaftliche Effekte im eigenen Land sorgt. Mit dem Schweizer Modell werden dagegen hierzulande Arbeitsplätze im Online-Bereich geschaffen, denn Kernkompetenz-bereiche wie z.B. Management oder die Umsetzung eines Sozialkonzeptes müssen vor Ort nachgewiesen werden.

Sollten die Befürworter des Gesetzes die Oberhand behalten: Was würde das für die Casino-Landschaft in der Schweiz bedeuten?

Sollte das Geldspielgesetz am 10. Juni angenommen werden, steht in erster Linie die Schweiz als Gewinnerin da. Die Umsätze der Schweizer Casinos sind vor allem wegen der illegalen Online-Casinos und der ebenfalls zahlreichen illegalen Spieletablissements vor Ort um einen Drittel zurückgegangen. Wir werden immer wieder von unseren Gästen auf diese illegalen Casinos angesprochen, allein im unmittelbaren Zürcher Einzugsgebiet soll es 20 Standorte mit Roulette, Black Jack oder Spielautomaten geben. Daher ist es wichtig, dass mit dem neuen Gesetz auch die Strafbestimmungen verschärft werden. Zudem wird die Konkurrenzfähigkeit der bestehenden, legalen Anbieter gestärkt. So wird zukünftig die Einführung neuer innovativer Spiele eher möglich sein als nach dem bestehenden Gesetz, und die Attraktivität des Sportwettenangebotes der Lotterien wird erhöht. Zudem wird natürlich auch das Casino-Online-Gaming legalisiert. Daher werden insgesamt nicht nur die bisherigen gemeinnützigen Abgaben der legalen Anbieter in Höhe von einer Milliarde Franken gesichert, sondern nach Schätzung des Bundes sogar um 300 Mio. CHF pro Jahr gesteigert.

Wo liegt die kritische Masse an Online-Casinos in der Schweiz?

Wir schätzen, dass es nach der Annahme des Gesetzes ca. 10 Konzessionserweiterungen geben wird, was für den Schweizer Markt sicher vorerst ausreicht. Im Prinzip kann aber jedes der 21 bestehenden Schweizer Casino auch später noch eine Konzessionserweiterung beantragen. Zudem werden sämtlich Konzessionen spätestens 2025 neu ausgeschrieben. Wie viele Konzessionen es in der nächsten Runde werden, steht noch nicht fest.

Im Social-Casino des Grand Casino Baden «JackPots.CH» (zurzeit Spiel ohne Geldeinsatz) bieten wir bereits heute ca. 50 Roulette-, Black Jack- oder Slot-Spiele an. Nach Annahme des Gesetzes werden wir dies konsequent ausbauen, um uns weiterhin optimal auf das neue Geschäftsfeld vorzubereiten. Ein weiterer Punkt, der für eine erfolgreiche Kanalisierung der Spielgelder in legale Kanäle spricht, ist der Trust-Wert, den die zukünftigen legalen Schweizer Anbieter nutzen werden. In den zukünftigen Schweizer Online-Casinos können die Spieler nämlich im Gegensatz zu zahlreichen ausländischen Angeboten sicher sein, dass die Spiele korrekt ablaufen und sie allfällige Gewinne auch ausbezahlt bekommen.

Werden Sie zum Beispiel Online-Pokerturniere auch international anbieten?

Das neue Gesetz sieht vor, dass wir zukünftig Kooperationen mit ausländischen Poker-Online-Casinos eingehen können. Das haben wir in Baden natürlich auch so vorgesehen, denn Poker wird auch online zukünftig zu unserer Produktpalette gehören.

Sie haben mit dem Standort Davos einiges vor, sollte das Geldspielgesetz angenommen werden, insbesondere soll Davos sozusagen der Ausgangspunkt für Ihre Onlineaktivitäten werden. Können Sie uns Ihre Pläne mit Davos etwas genauer erläutern?

Die Stadtcasino Baden AG hat die Partnersuche für das Casino Davos erfolgreich abgeschlossen und die belgische Ardent-Gruppe als wichtigen Partner in die Casino Davos AG aufgenommen. Die Ardent-Gruppe erwirbt dabei 44% des bisherigen Aktienvolumens der Stadtcasino Baden AG, welche nach wie vor der grösste Aktionär mit einem 46%igen Anteil ist. Die Aktienanteile der Davos Tourismus Organisation bleiben mit 10% unverändert. Sollte das Geldspielgesetz am 10. Juni angenommen werden, werden wir unverzüglich und gemeinsam mit unserem neuen Partner ein konkurrenzfähiges Online-Angebot für das Casino Davos entwickeln. Selbstverständlich werden wir danach eine Konzessionserweiterung beantragen. Ein Davoser Online-Casino wäre ein wichtiger Schritt für eine langfristige Zukunftssicherung des vorletzten Schweizer Bergcasinos.

346’000 Gäste besuchten 2017 das Casino in Baden. Bild: www.grandcasinobaden.ch

Höherer Bruttospielertrag, mehr Besucher im Grand Casino in Baden: Ist die Talsohle damit durchschritten?

Ende 2012 eröffnete das Casino in Zürich. Diverse Berechnungen gingen von einem 40%igen Badener Spielertragsrückgang aus. Dies konnten wir verhindern, denn am Ende waren es bis 2016 lediglich ca. 25 – 30%. Gleichzeitig traf uns aber auch der allgemeine Branchenrückgang der letzten Jahre und zusätzlich der Ausbau der Badener Hauptverkehrskreuzung am Schulhausplatz ab 2015. Dass wir trotz des wesentlich besseren Einzugsgebietes immer noch nur knapp hinter unserem Hauptkonkurrenten liegen, verdanken wir der konsequenten Umsetzung unser Strategie „House of Entertainment“, den weiterhin hohen Investitionen in das Ambiente unseres Casinos, attraktiven neuen Spielangeboten und dem Aufbau unseres Gästeclubs mit inzwischen über 20‘000 Mitgliedern.

2017 war das erste Jahr seit 2011 mit einer Umsatzsteigerung. Auch dieses Jahr begann vielversprechend, allerdings steht im Juni die Fussball-WM an, die aller Erfahrung nach für etwas schwächere Wochen sorgen wird. Dagegen werden aber im diesjährigen Sommer die Umbauarbeiten am Schulhausplatz beendet sein.

Wie wird sich Ihr Engagement in Ostdeutschland weiterentwickeln? Ist mit einer Ausdehnung der Kooperation mit der Gauselmann-Gruppe, die nach der Stadt Baden Ihr grösster Einzelaktionär ist, zu rechnen?

Bisher betreiben wir in Sachsen-Anhalt mit einer 25%-Beteiligung zwei Casinos bei Leuna und in der dortigen Landeshauptstadt Magdeburg. Für diesen Herbst ist die Eröffnung eines dritten Standortes in Halle geplant. Wir generieren in Sachsen-Anhalt jährlich nach wie vor hohe Ertragssteigerungen, und so erwirtschafteten wir im letzten Jahr erstmals ein sehr gutes und positives Geschäftsergebnis.

Wie sieht es mit Ihrem gescheiterten Projekt in Österreich aus? Werden Sie hier noch Schadenersatzansprüche geltend machen können?

Unser Projekt in Österreich war wirklich eine Farce. Wir gewannen den Konzessionswettbewerb gegen drei namhafte Konkurrenten mit dem höchst bepunkteten Gesuch und dem besten Standort. Nur aufgrund von Formfehlern der zuständigen Behörde wurde uns die Zusage nach einem mehrjährigen Gerichtsverfahren wieder entzogen. Nicht einmal die Gebühr in Höhe von 100‘000 EUR, die wir nach Erhalt der Konzession unverzüglich zahlen mussten, erhielten wir bisher zurück. Wir werden diesen Monat entscheiden, ob wir in Wien eine Amtshaftungsklage einreichen. Allein mit unserem 66%-Anteil haben wir in Österreich insgesamt ca. 4 Mio. CHF investiert, daher werden wir Chancen und Risiken einer Klage genau abwägen.

Trotz der guten Zahlen haben Sie die Dividende nicht erhöht. Was sind die Gründe hierfür?

Wir haben die Dividende vorletztes Jahr auf 20 CHF erhöht, nachdem wir sie vor Jahren von 25 CHF auf 15 CHF reduziert hatten. Für 2017 haben wir uns für eine unveränderte Dividende entschieden, die immer noch vergleichsweise attraktiv ist. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr nochmals ein gesteigertes Geschäftsergebnis für das Grand Casino Baden zu erzielen. Hierfür spricht, dass wir im Budget 2018 aufgrund von Effizienzsteigerungen weniger Aufwendungen budgetieren konnten und der Start in diesem Jahr recht gut verlief.

Herr Brose, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Die Aktien der Stadtcasino Baden AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Preise von 515 CHF für eine Aktie gezahlt.

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