Bernexpo: Neue Halle für Herausforderungen der Zukunft

Unklare Aussichten mahnen zur Vorsicht für Investoren

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Die geplante neue Halle wird einen Teil der heute noch freien Aussenflächen bedecken. Quelle: Bernexpo Holding AG

Die Bernexpo Holding AG blickt eigenen Angaben zufolge auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück. Wie dem neuesten Geschäftsbericht entnommen werden kann, zeigt sich die VR-Präsidentin Franziska von Weissenfluh „sehr zufrieden“ mit dem Jahresergebnis 2017. Bei diesen optimistischen Aussagen darf aber die Zyklizität des Messegeschäfts nicht übersehen werden: So finden zahlreiche Messen nur im 2-Jahres-Rhythmus statt, was bei der Bernexpo in der Vergangenheit stets dazu führte, dass die ungeraden Jahre die geraden Jahre übertrafen. Mit einem gegenüber 2016 nur leichten Umsatzplus von 0.5% im 2017 fiel der Zuwachs indessen bescheiden aus. Nicht zuletzt dank dem Engagement des früheren CEO Roland Brand gelang es der Gesellschaft, im 2016 die Zyklizität erstmalig in der Unternehmensgeschichte zu durchbrechen und ein klares Umsatzplus zu erzielen. Dieses Ergebnis ging allerdings auf Kosten der Profitabilität. Auch im letzten Jahr fiel der Gewinn nochmals tiefer aus. Wie die Aktionäre an der GV am 25. Juni erfuhren, belasteten die von der Gesellschaft getätigten Investitionen das Jahresergebnis.

Mehrere Wechsel in der Chefetage in Folge

Seit 1. Juni 2018 neuer CFO: Bruno Battaglia kam von Admeira zu Bernexpo. Bild: kleinreport.ch

Im Sommer 2016 gab Roland Brand die Position als CEO überraschend auf. Dies geschah gemäss einem Communiqué auf eigenen Wunsch hin. Seinerzeit wurde der Finanzchef Beat Schranz interimistisch als Firmenchef eingesetzt. Er bekleidete diese Position bis zum Antritt der aktuellen Chefin Jennifer Somm im Frühjahr 2017. Gemäss Aussagen der VRP standen für das Amt keine internen Kandidaten – auch Schranz nicht – zur Verfügung. Nunmehr gab, ebenfalls überraschend, im Frühjahr 2018 der Finanzchef Schranz das Zepter als CFO bei der Bernexpo ab. Mit Bruno Battaglia, der am 1. Juni in die Fussstapfen von Schranz trat, konnte rasch ein Nachfolger gefunden werden. Über die Gründe der Wechsel ist nichts bekannt.

Gewinn sinkt investitionsbedingt

Die Bernexpo Gruppe konnte im 2017 die Gesamteinnahmen auf 58.1 Mio. CHF erhöhen. Haupteinnahmequelle war auch im Berichtsjahr das Geschäftsfeld Hallen- und Platzvermietung mit einem leicht höheren Umsatz von 35.3 Mio. CHF. Federn lassen musste die Gesellschaft im Bereich Installationen und Einrichtungen sowie bei den Eintritten. Gewonnen hat sie hingegen bei den sonstigen Erträgen, die von 11.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 12 Mio. CHF anstiegen. Hierbei handelt es sich – wie auf Nachfragen eines Aktionärs an der GV erklärt wurde – nahezu ausschliesslich um die Erträge der Tochtergesellschaft Republica AG. Auf der Kostenseite stiegen die Betriebsaufwendungen wegen höherer Ausgaben für das Personal und Fremdleistungen um 1% an. Höher fiel der übrige betriebliche Aufwand, der auch die Entwicklungskosten umfasst, aus. Im Ergebnis resultierte daher ein Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 1.4%. Noch stärker fiel wegen der investitionsbedingt deutlich höheren Sachabschreibungen mit 13.5% das Minus beim EBIT aus. Trotz eines tieferen Steuer- und Finanzaufwands fiel der Reingewinn um gut 6% auf 2.9 Mio. Die Aktionäre erhalten im Rahmen der Dividendenkontinuität, der sich die Gesellschaft verschrieben hat, eine unveränderte Dividende in Höhe von 15 CHF pro Aktie. Diese wird wie in den Vorjahren für Schweizer Privatanleger steuerfrei aus den Kapitaleinlagereserven bezahlt.

Unterstützung der öffentlichen Hand erhofft

Auf der Zielgeraden befindet sich die Planung zum Neubau der Eventhalle. Wie wir bereits berichteten, wollen sowohl die Stadt als auch der Kanton Bern den Neubau mit Steuergeldern fördern. Die Ausschreibung des Projekts wurde in den letzten Wochen abgeschlossen, und das Berner Archtikekturbüro Matti Ragaz Hitz AG gewann den Zuschlag. In den nächsten Wochen wird die Entwicklung des Projekts vorangetrieben. Es ist vorgesehen, die Planung bis zum Jahresende 2018 abzuschliessen und anschliessend die notwendige Baugenehmigung einzuholen. Im Herbst 2019 soll dann das Stadtberner Stimmvolk über die Subventionsvergabe entscheiden. Mit der neuen Halle will sich die Bernexpo bereit machen, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Wie die neue Direktorin Jennifer Somm vor den Aktionären erklärte, reicht es heutzutage nicht mehr aus, nur Flächen zu vermieten. Die Anforderungen der Aussteller seien deutlich höher geworden. Es müsse das Ziel sein, das Live-Erlebnis an der Messe mit dem digitalen Erlebnis zu verbinden.

Die Geschäftszahlen der Gesellschaft fallen eher durchschnittlich aus. Angesichts des allgemein schwierigen Branchenumfelds und der teuren Vorbereitungsarbeiten für den Bau der neuen Halle ist dies nachvollziehbar. So war der Gewinn nunmehr das zweite Jahr in Folge rückläufig. Für das zyklisch schwache 2018 dürfte keine Gewinnverbesserung zu erwarten sein. Das Unternehmen macht bis zum aktuellen Zeitpunkt keine konkreten Angaben zu den Geschäftsaussichten.

Als grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen des Unternehmens mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 47% exklusive und von 58.9% inklusive der Minderheitsanteile. Die Zukunftsaussichten der Gesellschaft sind derzeit eher kritisch zu betrachten. So stehen einerseits massive Investitionen in den Bau der neuen Halle an, und andererseits ist das Messegeschäft in einer allgemein schwierigen Lage. Verschiedene grössere Messen werden zukünftig nicht mehr stattfinden bzw. im Umfang deutlich reduziert. Lediglich die BEA, die wichtigste Eigenmesse der Bernexpo, konnte sich bislang dem negativen Trend klar entziehen. Dies konnte zumindest im laufenden Jahr so beibehalten werden. Ob es der Gesellschaft gelingt, mit den geplanten Investitionen weiterhin erfolgreich zu sein, muss sich erst noch zeigen. Den möglichen hohen Erträgen stehen zuerst Investitionen gegenüber, welche die Rechnung massgeblich negativ beeinflussen dürften.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf Basis der zuletzt bezahlten Aktienkurse von 500 CHF lässt sich für 2017 ein keinesfalls günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13.5 ermitteln. Als zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv angesehen werden muss die Dividendenrendite von 3%. Zudem erhalten die Aktionäre im Jahresverlauf wiederholt Gutscheine für Gratiseintritte an Messen. Als günstig angesehen werden kann der Aktienkurs auf der Basis des Substanzwerts: So werden die Titel aktuell mit einem Discount von gut 15% auf den Buchwert exklusive Minderheiten gehandelt. Unter Einbezug der Minderheitsanteile fällt der Discount mit rund einem Drittel nochmals deutlich höher aus. Die unsicheren Zukunftsaussichten, von denen auch die anderen Messegesellschaften – zu nennen ist hier insbesondere die Messe Schweiz (MCH) – betroffen sind, sollten von Investoren bei möglichen Anlageentscheiden keinesfalls unberücksichtigt bleiben.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens

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