Biella: Restrukturierungen führen zu tiefrotem Semesterergebnis

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Der Büroartikelhersteller Biella Group AG sieht sich mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld konfrontiert. Wir berichteten bereits im März über die Ziehung der Reissleine in Polen durch die Konzernleitung wegen des starken Kostenanstiegs. Zusätzlich zur Schliessung des polnischen Werks wurden auch die Vertriebszentren in Warschau und im niederländischen Hoorn aufgegeben. Die Produktion und der Vertrieb für das europäische Geschäft ausserhalb der Schweiz werden am deutschen Standort Peitz zusammengefasst. Wie Biella seine Anteilseigner im aktuellen Semesterbericht informiert, wurde die Umsetzung der Massnahmen mit Hochdruck vorangetrieben. Dies ist jedoch nur mit hohen Restrukturierungskosten möglich, die das Ergebnis des ersten Semesters mit 4.1 Mio. CHF belasteten.

Digitalisierung wird weiter forciert

Weiterhin auf Erfolgskurs befindet sich das Unternehmen mit den digitalen Produkten. Mit angepassten Angeboten und innovativen Produkten konnten erkennbar steigende Umsätze erzielt werden, informiert Biella weiter. Diese haben in einem anhaltend rückläufigen Büroartikelmarkt zu einem Plus der Gruppennettoumsätze um 0.5 Mio. CHF auf 59.8 Mio. CHF geführt. Ebenfalls positiv auf die Einkünfte in Franken hat sich der erstarkte Euro ausgewirkt.

Materialpreise belasten

Die Gesamteinnahmen des ersten Semesters legten deutlich um 7,8% auf 61.8 Mio. CHF zu. Hierin enthalten sind neben den um 0.9% angestiegenen Nettoumsätzen die Bestandsänderungen der Halb- und Fertigprodukte. Nachdem hier im Vorjahr erfolgswirksam Abwertungen von 2.2 Mio. CHF verbucht wurden, konnte im laufenden Jahr ein Plus von 1.5 Mio. CHF verzeichnet werden. Dies ist neben den um 160’000 CHF auf 477’000 CHF angestiegenen anderen betrieblichen Erträgen der Grund des hohen Umsatzanstiegs. Auf der Kostenseite schlugen sich die um 10,6% auf 36.8 Mio. CHF angestiegenen Materialpreise negativ nieder. Auch die Personalkosten erhöhten sich um vergleichsweise hohe 5,8% auf 18.4 Mio. CHF. Leicht tiefer waren indessen mit 6.1 Mio. CHF die betrieblichen Aufwendungen. Im Ergebnis führte dies zu einem Rückgang des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) exklusive Restrukturierungen von 717’000 im Vorjahr auf 496’000 CHF. Eine erhebliche Belastung für das Ergebnis stellten die Restrukturierungskosten von 4.1 Mio. CHF dar. So resultierte trotz der um 110’000 tieferen Abschreibungen ein negatives EBIT von minus 5.8 Mio. CHF nach einem EBIT-Verlust von 1.5 Mio. CHF im Vorjahr. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich die um 100’000 CHF gesunkenen Finanzkosten und die um 150’000 CHF gefallenen Steueraufwendungen aus. Dennoch musste ein Verlust von 5.9 Mio. CHF nach einem Minus von 1.9 Mio. CHF im Vorjahr ausgewiesen werden.

Schwieriges Umfeld bleibt

Das Unternehmen erwartet für das zweite Semester weiterhin anspruchsvolle Marktbedingungen. Mit der Digitalisierung und innovativen Produkten soll dem allgemein weiter rückläufigen Büroartikelmarkt begegnet werden. Ab dem laufenden September wird im deutschen Peitz die Fertigung für das Jahresendgeschäft hochgefahren. Das Unternehmen zeigt sich überzeugt, dass so die Effizienz und Ertragskraft schrittweise weiter gesteigert werden kann. So kann das im Büroartikelmarkt deutlich stärkere zweite Semester gemeistert werden. Das Jahr 2018 wird als ein von Restrukturierungen geprägtes Übergangsjahr bezeichnet. Zukünftig rechnet das Unternehmen mit einer deutlich steigenden EBIT-Marge.

Fazit

Die Geschäftszahlen von Biella für das erste Semester 2018 sind von hohen Restrukturierungsaufwendungen gekennzeichnet. Zu schaffen machte dem Unternehmen aber auch der starke Anstieg der Materialpreise und der Lohnkosten. Zumindest ein Teil des zulasten der Erfolgsrechnung verbuchten Mehraufwands dürfte auf das Konto des mittlerweile geschlossenen Standortes in Polen gehen. Unter dieser Annahme kann der Rückgang des EBITDA als akzeptabel angesehen werden. Es ist zudem auch sehr wahrscheinlich, dass zulasten der Kosten auch Ausgaben für die Entwicklung neuer digitaler Produkte enthalten sind. Dennoch sollte die künftige Entwicklung des EBITDA von Investoren beobachtet werden.

Nach dem Ende der Restrukturierungsphase, die im laufenden Jahr abgeschlossen werden soll, sind weitere Herausforderungen zu meistern. Hierzu zählt vor allem der weiter rückläufige Büroartikelmarkt. Ob es Biella gelingt, sich diesem Trend mit den neuen digitalen Produkten erfolgreich zu widersetzen, ist nach wie vor offen. Es bestehen allerdings Indikationen für erste Teilerfolge, wie die Entwicklung der Nettoumsätze belegt. Bis dato ist jedoch nach wie vor offen, wie hoch die Umsätze aus dem neuen digitalen Geschäft sind.

Angesichts der Restrukturierungsaufwendungen ist für das Gesamtjahr 2018 ein Verlustausweis auf Konzernstufe zu erwarten. Auch wenn der Grossteil der Restrukturierungsaufwendungen bereits angefallen ist, sollten weitere Kosten im zweiten Semester zu erwarten sein. Wie hoch dieser ausfallen wird, lässt sich aktuell nicht verlässlich bestimmen, da weder zusätzliche Abschreibungen noch Gewinne aus Verkäufen von Anlagen im Zusammenhang mit der Restrukturierung ausgeschlossen werden können.

Die Aktien von Biella werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X gehandelt. Ähnlich wie im letzten Jahr sind die Aktien im Verlauf des Frühjahrs auf Kurse von bis zu 4’750 CHF avanciert. In den letzten Wochen hat der Kurs etwas auf 4’500 CHF nachgegeben.

Als attraktiv angesehen werden kann der weiterhin hohe Discount auf den Buchwert per 30. Juni 2018 in der Grössenordnung von gut 40% und die hohe Dividendenrendite. Angesichts der soliden Bilanzkennzahlen dürfte trotz des zu erwartenden Verlustausweises keine Dividendenkürzung anstehen. Somit lässt sich eine sehr attraktive Rendite von 4% ermitteln. Sollte sich indessen die Hoffnung auf eine konstante Dividende als zu optimistisch erweisen, wäre eine entsprechend tiefere Rendite zu verzeichnen.

Biella befindet sich weiterhin in einer Transformationsphase, die von der Marktentwicklung vorgegeben wird. Dank der guten Positionierung und dem hohen Renommé des Unternehmens dürfte es Biella leichter fallen, das Vertrauen von alten und neuen Kunden für die digitalen Angebote zu gewinnen. Sofern es gelingt, durch diese Angebote die weiter erodierenden Absätze im traditionellen Büroartikelgeschäft zu kompensieren, erscheinen höhere Kurse gerechtfertigt. Sollte dies indessen nicht gelingen, bietet die hohe Substanz des Unternehmens gepaart mit der soliden Bilanz zumindest einen gewissen Schutz vor deutlichen Kursrücksetzern.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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