Für den ehemaligen FDP-Ständerat Georges Theiler war es die letzten Medienkonferenz der Auto AG Holding, die er in diesem Jahr als deren Verwaltungsratspräsident leitete. An der Generalversammlung vom 8. Mai wird er sein Amt an den derzeitigen Vize Walter Huber übergeben. In den letzten zwanzig Jahren, seit dem Theiler im Verwaltungsrat des im öffentlichen Verkehr sowie dem Nutzfahrzeughandel tätigen Unternehmens ist, hat sich die Gesellschaft markant verändert. Mit dem Wechsel auf Stufe Management von Rolf Meyer zu Marc Ziegler im letzten Jahr, der erfolgreichen Akquisition und Integration der Ostschweizer Nater AG und dem Vorantreiben von Immobilienprojekten am Standort Weiningen und derzeit in Rothenburg wird er ein geordnetes Unternehmen übergeben.
Auch in Sachen e-Mobilität hat die Auto AG einen wichtigen Schritt gemacht: Noch im 2. Quartal 2019 wird sie die ersten Elektrotransporter des chinesischen Herstellers SAIC anbieten. Diese haben eine Reichweite von 200 km. Erste Modelle stehen bereits auf dem Gelände der Firma in Rothenburg. Damit beginnt auch hier ein weiteres Kapitel der Gesellschaft, die im letzten Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiern konnte.
Sichtbar wird die Erneuerung auch bei der Markenführung und in der Organisation: Im Laufe dieses Jahres verschwindet die Marke «Nater». Künftig treten die Tochtergesellschaften – mit Ausnahme von Geser Fahrzeugbau – nur noch unter der Dachmarke «Auto AG» auf.
Kräftiges Wachstum in den Nutzfahrzeugbereichen
Georges Theiler übergibt auch eine solide und profitable Firma, wie der Jahresabschluss 2018 zeigt. So stieg der Umsatz im letzten Jahr um 5,9% auf 121.2 Mio. CHF. Das Umsatzwachstum sei rein organisch erfolgt, erklärte der VR-Präsident. Ein dynamisches Wachstum wiesen die beiden Bereiche «Nutzfahrzeugverkauf» (plus 8,4% auf 68.2 Mio. CHF) und der Servicebereich «Werkstatt/Ersatzteile» (plus 4,8% auf 35.1 Mio. CHF) auf. Der Bereich «Öffentlicher Verkehr» verharrte mit 17.9 Mio. CHF knapp unter dem Vorjahresniveau. Als Grund für den leichten Umsatzrückgang im Öffentlichen Verkehr nennt die Auto AG die tiefere Abgeltung. Denn mit 6,8 Mio. Fahrgästen nutzten so viele Personen wie nie zuvor in der Firmengeschichte die konzessionierten Buslinien in Luzern Nord. Georges Theiler erinnerte daran, dass vor 20 Jahren die Anzahl Fahrgäste mit 3 Mio. gerade einmal halb so hoch war.
Enge Margen im Fahrzeugverkauf
Im Bereich Nutzfahrzeugverkauf erreichten die verkauften Stückzahlen ein Plus von 3,7% auf 1’802. Das Wachstum erfolgte vor allem im Segment der leichten Nutzfahrzeuge von Fiat Professional. Viel wichtiger ist für die Auto AG Group allerdings der After-Sales-Service. Da die Margen im Fahrzeugverkauf seit Jahren unter Druck sind, muss das Unternehmen vor allem durch den Verkauf von Ersatzteilen, Reparaturen und Wartung sowie den Fahrzeugbau das Geld verdienen. Wie die Erfolgsrechnung der Gruppe zeigt, ist dies auch im Geschäftsjahr 2018 wieder gelungen. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) legte leicht um 1,0% auf 8.5 Mio. CHF zu. Die EBITDA-Marge ging allerdings von 7,4% auf 7,0% zurück. Auch der Gewinn fiel wegen höherer Abschreibungen insbesondere auf den Goodwill für die Übernahme der Nater AG um 10,5% niedriger als im Vorjahr aus. Zudem belasteten Sonderkosten u.a. für das 100-Jahr-Jubiläum und die Integration von Nater das Ergebnis. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 2.8 Mio. CHF (Vorjahr: 3.1 Mio. CHF). Dennoch beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung eine Ausschüttung in Höhe von 11 CHF (Vorjahr: 12 CHF inkl. 2 CHF Jubiläumsdividende), die als Auszahlung von Reserven aus Kapitaleinlagen erfolgen soll und damit für Privatanleger steuerfrei ist.
Gelungener Start ins 2019
Ins laufende Geschäftsjahr ist die Gesellschaft nach Angaben von CEO Marc Ziegler gut gestartet. «In allen Bereichen haben wir ein Wachstum geplant», so Ziegler. Auch die Profitabilität soll weiter verbessert werden. Unterstützt wird das Wachstumsstreben durch verschiedene Projekte. So wird die Auto AG Truck am Standort Weiningen ab 1. Juli 2019 die MAN-Vertretung übernehmen. Ebenfalls soll der Verkauf der chinesischen Elektrotransporter Maxus EV8 von SAIC starten. Die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Lieferwagen sei derzeit auch wegen der CO2-Diskussion gross. Die Auto AG habe mit verschiedenen Anbietern von Elektrofahrzeugen verhandelt, sich aber nun für SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) entschieden. Ebenfalls voran gehen soll es mit dem Bau des Gewerbeparks und einem Parkhaus am Standort Rothenburg. Zudem gibt es ein potenzielles Projekt mit einem Einzelmieter, der auf dem Reservegrundstück der Auto AG in Rothenburg eine Überbauung plant und diese langfristig mieten möchte. Angesichts dieser Vielzahl an Projekten und den Herausforderungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Zukunft der Mobilität, bleibt auch dem Nachfolger von Georges Theiler genügend Spielraum, um seine Handschrift zu hinterlassen.
Fazit
Der Jahresabschluss der Auto AG Holding fällt zufriedenstellend aus. Erfreulich ist das starke organische Umsatzwachstum, das trotz der öffentlichen Diskussion über den Stickoxid-Ausstoss von Dieselfahrzeugen erzielt wurde. Der leichte Rückgang der Marge war wegen der Integrations- und Sonderkosten zu erwarten. Bei Aktienkursen von 455 CHF, die zuletzt auf der Plattform OTC-X der BEKB für eine Aktie gezahlt wurden, beträgt das Kurs/Gewinn-Verhältnis 13,7. Die Ausschüttungsrendite liegt bei 2,4%. Sofern im Geschäftsjahr 2019 weitere Verbesserungen bei Umsatz und Gewinn erzielt werden, ist die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau nicht zu teuer. Setzt sich der Wachstumskurs fort, dürfte sich der Kurs wieder in Richtung Buchwert bewegen, der bei 670 CHF / Aktie liegt.
Eine grosse Herausforderung für das Unternehmen stellt sicherlich der Wechsel von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren hin zu Elektroantrieben dar. Hier muss die Auto AG ein neues Geschäftsmodell entwickeln, denn Elektrofahrzeuge sind wesentlich wartungsärmer als konventionelle Fahrzeuge. Das After-Sales-Geschäft könnte mittelfristig darunter leiden. Interessant sind für den Aktionär die Immobilienprojekte. Gelingt es, die Flächen erfolgreich zu vermieten, so würden die Mieterträge zur Diversifikation der Gesamterträge beitragen. Insgesamt bleiben die Aktien daher ein Investment insbesondere für langfristig denkende Investoren, welche sich der Chancen und Risiken bewusst sind, die der Strukturwandel in der Mobilitätsbranche mit sich bringt.