Brunni-Bahnen Engelberg: Pionier als erste klimaneutrale Bergbahn der Schweiz

Rekorde bei den Gästezahlen und der Erfolgsrechnung in 2018/19

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Die Brunni-Bahnen in Engelberg sind mit erneuerbarer Energie unterwegs, die teilweise auch im eigenen Solarkraftwerk produziert wurde. Bild: zvg

Im Schatten der grossen Titlisbahnen entwickeln sich die kleinere Brunni-Bahnen auf der anderen Talseite des Engelberger Tals seit mehreren Jahren prächtig. Auch für das kürzlich abgeschlossene Geschäftsjahr 2018/19 weist das Bergbahnunternehmen mit einem Umsatz von 7.68 Mio. CHF und einem operativen Ergebnis (EBITDA) von 2.09 Mio. CHF Rekordwerte auf. Doch aus dem Schatten der Titlis-Bahnen-Gruppe, die es auf einen Umsatz von knapp 80 Mio. CHF bringt, treten die Brunni-Bahnen mit einer ganz anderen Nachricht heraus: Sie sind das erste und damit bisher einzige klimaneutrale Bergbahnunternehmen der Schweiz, wie Geschäftsführer Thomas Küng in einer Medienmitteilung zum Jahresabschluss bekannt gab.

Eigene Solarkraftwerke decken 15% des Energiebedarfs

Es ist überraschend, dass gerade die vom Klimawandel betroffene Bergbahnenbranche in diesem Punkt noch nicht weiter ist. Denn schlussendlich hängt ihr zukünftiger Geschäftserfolg eng mit den klimatischen Veränderungen zusammen. Im Wintersport haben es gerade die tiefer gelegenen Gebiete schwer. Seit dem 1. Mai 2018 können sich die Brunni-Bahnen als klimaneutrales Unternehmen bezeichnen. Die Bezeichnung wurde von der Stiftung Myclimate verliehen. Doch auch sonst ist das Unternehmen im nachhaltigen und schonenden Umgang mit der Umwelt vorbildlich, wie die Verantwortlichen in einer Umwelterklärung schreiben. So produziert die Bergbahn schon heute rund 15% des eigenen ganzjährigen Strombedarfs mit ihren Solarkraftwerken. Beim Umbau des Berglodge Restaurants Ristis, der in 10 Wochen vorgenommen wurde und 3.2 Mio. CHF kostete, wurde ganz gezielt eine Solaranlage mit Solarziegeln realisiert. «Das Bergrestaurant ist neu auch ein Solar-Kraftwerk», schreiben die Brunni-Bahnen daher auch in ihrer Mitteilung. Es decke nicht nur den eigenen Strombedarf ab, sondern leiste auch einen namhaften Beitrag zur Versorgung des gesamten Bergbahnunternehmens mit erneuerbarer Energie. Schon 2016 nahmen die Brunni-Bahnen auf dem Dach der alten Bergstation ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von 27 kWp in Betrieb, das im ersten Betriebsjahr 30’220 kWh Strom produzierte.

Eine Viertelmillion Gäste auf dem Brunni

Im per Ende April 2019 beendeten Geschäftsjahr 2018/19 (1. Mai 2018 bis 30. April 2019) besuchten rund eine Viertelmillion Gäste das Brunni und die Klostermatte. Dies sei ein neuer Gästerekord, teilte das Unternehmen mit. Der starke Besucherandrang zeigt sich auch in der Erfolgsrechnung. So stieg der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahr um 13,2% auf 7.68 Mio. CHF. Besonders gut entwickelte sich das Sommergeschäft. Hier stieg die Anzahl der Gäste um 22,3% und der Verkehrsertrag sogar um 25,4%. Damit sei der Verkehrsumsatz im Sommergeschäft erstmals höher ausgefallen, als im Winter, so die Bahn. Trotz späten Wintereinbruchs und der frühzeitigen Einstellung des Betriebes wegen der Bauarbeiten auf Ristis im März 2019 schlossen die Brunni-Bahnen die drittbeste Wintersaison in der Geschichte des Unternehmens ab.

Das EBITDA legte sogar um 26% zu. Die EBITDA-Marge erreichte mit 27,2% einen Wert, der über dem Branchendurchschnitt liegt. Die gute Geschäftsentwicklung nutzte das Unternehmen, um zusätzliche Abschreibungen auf die Sachanlagen in Höhe von 0.6 Mio. CHF vorzunehmen. Nach Abschreibungen von gesamthaft 1.9 Mio. CHF verlieb ein kleiner Gewinn von 112’080 CHF. Die Aktionäre sollen an der Generalversammlung vom 29. Oktober eine Dividende in Form einer für Privataktionäre steuerfreien Rückzahlung aus Kapitaleinlagereserven in Höhe von 25 CHF erhalten.

Fazit

Die Aktien der Brunni-Bahnen werden auf OTC-X seit Jahren zu Preisen um den Buchwert von rund 2’100 CHF gehandelt. Das Kursband liegt bei 1800 bis 2100 CHF. Lediglich als es im vergangenen Jahr Gespräche für eine Übernahme durch die Titlis-Bahnen gab, notierten die Titel deutlich höher. Zuletzt wurden 1’802 CHF für eine Aktie gezahlt. Eine Bewertung auf der Basis des KGV erscheint angesichts der offensiven Abschreibungspolitik nicht sinnvoll. Zieht man allerdings das EBITDA für eine Bewertung heran, so zeigt sich, dass das Unternehmen lediglich mit dem Fünffachen des EBITDA bewertet wird. Allerdings ist die Dividendenrendite mit knapp 1.4% nicht gerade üppig. Weitere Angaben zum Jahresabschluss sind derzeit noch nicht verfügbar. Dennoch zeigen die bereits vorhandenen Kennzahlen, wie die Eigenmittelquote von 67% und die EBITDA-Marge von 27%, dass das Unternehmen solide finanziert ist und erfolgreich wirtschaftet. Positiv sind auch die Bestrebungen in Sachen Nachhaltigkeit zu bewerteten. In Zukunft dürften solche Massnahmen nicht nur für das Unternehmen selber, sondern auch für die Kunden bei der Auswahl ihrer Reiseziele wichtiger werden. Hier hat die Brunni-Bahnen Engelberg AG Vorbildcharakter für die gesamte Branche.

Setzt sich die positive Entwicklung der Brunni-Bahnen in den kommenden Jahren fort, dürfte sich dies auch in weiter steigenden Aktienkursen zeigen. Dennoch bleiben die Aktien insbesondere ein Investment für Anleger mit einem sehr langen Atem und einem Bezug zur Region.

Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom Development Holding, auch Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.

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