Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil: Gewinn steigt 2019 trotz rückläufiger Umsätze

Gleichbleibende Dividende von 200 CHF je Aktie beantragt.

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Die Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil AG (EWJR) verzeichnete im Geschäftsjahr 2019 ein Umsatzminus von über 4% auf 30.9 Mio. CHF. Wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht informiert, hatte der tiefere Ertrag aus Netznutzung und Energie als direkte Folge der regulatorischen Vorgaben einen grösseren Einfluss auf das Ergebnis. Ebenfalls belastend auf der Einnahmenseite wirkte sich der um 1% auf 179 Gigawattstunden gesunkene Energieabsatz aus. Das grösste Minus fiel bei den Haushaltskunden an, was auf den Zuwachs an Photovoltaikanlagen zurückgeführt wird. Einen Einfluss hatte auch das warme Wetter.

Ausbau des Solargeschäfts
Ein Batteriespeicher soll überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen zwischenspeichern. Bild: Geschäftsbericht EWJR

Die EWJR erwarb per 1.1.2019 eine Mehrheitsbeteiligung von 70% an der ch-Solar AG in Dürnten. Die Gesellschaft verfügt über eine langjährige Expertise bei Solar- und Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen sowie Batterien. Die EWJR will so am Boom der erneuerbaren Energien teilhaben. Im Geschäftsjahr 2019 wurden über 100 neue Anlagen installiert, was einem Anstieg um 20% entspricht. Flankiert wird diese erweiterte Angebotspalette durch einen neuen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 2 Megawatt, der im Juni auf dem Firmenareal in Betrieb genommen wurde. Dieser hilft, die stark schwankende Stromproduktion aus den erneuerbaren Energiequellen zu stabilisieren und im Bedarfsfall Energie ins Netz einzuspeisen.

Grossauftrag im Installationsgeschäft

Mit dem Umbau des CC Aligro wurde im Installationsgeschäft der grösste Auftrag in der Firmengeschichte im Dezember 2019 erfolgreich abgeschlossen. Dennoch gingen die Einkünfte aus dem Geschäftsbereich Installationen und Eigenleistungen gemäss den Zahlen des Geschäftsberichts um 3,3% auf 6 Mio. CHF zurück. Noch stärker sanken indessen die diesem Bereich zuzurechnenden Ausgaben für Material und Leistungen Dritter mit einem Minus von 15,7% auf 1.9 Mio. CHF. Diese Zahlen verdeutlichen, dass aus dem Nebengeschäft zwar ein ansehnliches Resultat erzielt werden kann, aber dennoch das Energiegeschäft die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle ist und wohl auch bleiben wird.

Geringere Abschreibungen lassen Gewinn anschwellen

In dieser Sparte belasteten die regulatorischen Anforderungen und die leicht tiefere Strommenge, so dass ein Umsatzminus von 4,5% auf 24.9 Mio. CHF resultierte. Nur um 1,6% auf 16.2 Mio. CHF sanken die Kosten für Energie und Netznutzung. Hierin spiegelt sich der Strompreisanstieg im letzten Jahr wider. Negativ auf das Ergebnis schlug sich der um 4,4% auf 4.5 Mio. CHF erhöhte Personalaufwand nieder. In der Summe fiel der Betriebsaufwand bei gehaltenen Administrativaufwendungen um 5,9% auf 24.6 Mio. CHF. Trotz dieses überproportionalen Kostenminus ging der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 11,6% auf 6.3 Mio. CHF zurück. Auch die EBITDA-Marge fiel mit 20,3% nach 22% im Vorjahr schwächer aus. Die Sachabschreibungen betrugen 2.5 Mio. CHF nach 3 Mio. CHF im 2018. Die gute Entwicklung der Finanzmärkte liess den Finanzertrag um 0.3 Mio. CHF auf 0.5 Mio. CHF anschwellen. So stieg der Reingewinn dennoch um 1,4% auf 5.9 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 200 CHF pro Aktie erhalten.

Fazit

Die Geschäftszahlen der EWJR für 2019 fallen insgesamt gut aus. Auch wenn die betrieblichen Ertragsmargen rückläufig waren, ist die EBITDA-Marge mit einem Wert von über 20% erfreulich hoch. Die Sachabschreibungen dürften trotz des deutlich tieferen Werts die betrieblich notwendigen Abschreibungen übersteigen. Als Indiz hierfür angesehen werden kann etwa die Aussage im Geschäftsbericht, wonach die Beteiligung an der ch-Solar AG nahezu komplett abgeschrieben wurde. Auch die sehr tiefen Bilanzwerte der Sachanlagen von gesamthaft 3.6 Mio. CHF liefern Hinweise auf deutlich überhöhte Abschreibungen. So sind denn auch die Kennzahlen mit Ausnahme der Werte bis auf Stufe EBITDA mit Vorsicht zu geniessen. Die wirtschaftlichen Werte dürften die ausgewiesenen Werte übersteigen.

Die EWJR verfügt zudem noch über Liegenschaften, aus denen im Berichtsjahr Mieterträge von 0.8 Mio. CHF erzielt wurden. Deren bilanzieller Wert beträgt wegen hoher Abschreibungen lediglich 1.6 Mio. CHF, während der Anschaffungswert bei 13.7 Mio. CHF liegt. Der Wert von 1.6 Mio. CHF ist Bestandteil der Sachanlagen. In der Bilanz der EWJR sind zudem im langfristigen Fremdkapital Rückstellungen für den Fonds Energieeffizienz von 3.5 Mio. CHF und für den Erneuerungsfonds Verteilung von 8.1 Mio. CHF enthalten. Diese dürften grossmehrheitlich Eigenmittelcharakter haben. Dies lässt die ausgewiesene niedrige Eigenmittelquote von 36% der Bilanzsumme in einem deutlich besseren Licht erscheinen. Die wirtschaftliche Eigenmittelquote ist bei rund zwei Dritteln der Bilanzsumme anzusetzen.

Die Aktien der EWJR werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 5’350 CHF weisen die Titel eine nicht nur im Branchenvergleich attraktive Ausschüttungsrendite von 3,7% auf. Als teuer angesehen werden muss indessen das Kurs/Buchwert-Verhältnis auf der Basis des ausgewiesenen Buchwerts von 870 CHF pro Aktie. Dieser Wert dürfte allerdings nur einen Teil des Substanzwerts widerspiegeln, während der aktuelle Aktienkurs diesen reflektieren sollte. Als nur theoretischer Wert angesehen werden muss das KGV von über 20. Als eher geeignet erscheint das Verhältnis des EBITDA im Verhältnis zum Unternehmenswert (EV/EBITDA), das allerdings mit einem Wert von 9.8 keine Unterbewertung der Papiere mehr anzeigt. Die Papiere eignen sich dennoch als Ersatz für Obligationen zur Anlage bei verhältnismässig tiefen Kursrisiken. Dies ist besonders in den aktuellen Zeiten der Coronakrise ein keinesfalls zu unterschätzendes Kriterium bei der Geldanlage.

1 Kommentar

  1. Ich habe lange in der Elektrizitätsbranche gearbeitet und halte den 2019er-Abschluss für eher mässig. Die regulatorischen Vorgaben haben im Jahr 2019 nicht geändert. Dies heisst, es handelt sich um ein internes Problem mit zu hohen Netznutzungspreisen, die den Kunden wieder zurückgegeben werden müssen. Dieser Wert ist in den Passiven Rechnungsabgrenzungen enthalten. Der negative Effekt ist nachhaltig und dürfte sich in Zukunft mit sich verändernden regulatorischen Vorgaben verschlimmern.

    Beim Drittgeschäft müssen nebst dem Umsatz und den Materialkosten ein Teil der Personalkosten berücksichtigt werden. Diese sind gestiegen, d.h. in Tat und Wahrheit dürfte daraus kaum ein grösserer Erfolgsbeitrag resultiert haben.

    Die Abschreibungen dürften den tatsächlichen Wertverzehr kaum gross überschreiten (nur Beteiligungen), die CHF 1.8 Mio. auf den Sachanlagen scheinen mir ein eher geringer Wert zu sein, da damit das durchschnittliche Investitionsvolumen kaum gedeckt sein dürfte.

    Langer Rede, kurzer Sinn… Das Ergebnis von CHF 4 Mio. (von mir aus CHF 4.5 Mio.) scheint mir der tatsächlichen Leistungsfähigkeit relativ nahe zu kommen. Dies entspricht pro Aktie einem Gewinn von 266 CHF (bei 4.5 Mio. = 300). Setzt man diesen ins Verhältnis des Aktienkurs von 5´500 resultiert ein hohes KGV von über 20. Mit den eher mässigen Zukunftsprognosen (Marktöffnung, strengere regulatorische Vorgaben bei der Netznutzung), welche mit den neuen Geschäftszweigen wohl maximal aufgegangen werden können, ist m.E. ein KGV von maximal 15 „fair“. Dies heisst der Aktienkurs sollte eher bei 4´000 bis 4´500 CHF als bei 5´500 CHF stehen. Die Dividenden-Rendite mag attraktiv aussehen, v.a. in Zeiten von Alternativen bei Obligationen, steht m.E. aber in keinem Verhältnis zur Überbewertung der Aktie. Auch die Coronakrise wird sich kaum positiv aufs Jahresergebnis 2020 auswirken…

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