Ukraine-Krieg, Material-Engpässe, Fachkräftemangel: Dem Energieversorger EWJR konnten sie alle nichts anhaben. Das breit aufgestellte EVU legte Rekordzahlen vor – und auch die Aussichten überzeugen.
Im Februar 2022 begann der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Es folgten Preisverwerfungen auf den Energiemärkten, wie sie die Welt seit der Ölkrise 1973 nicht mehr gesehen hatte. Schon Mitte März lagen die Preise pro Megawattstunde Strom in Europa um 250% höher als zu Kriegsbeginn. Die Benzinpreise in der Schweiz kletterten von 1.76 CHF/Liter (bleifrei) auf 2.25 CHF/l im Sommer 2022 – erst im zweiten Halbjahr fielen sie wieder. Dazu kamen Lieferengpässe in der Industrie – etwa fehlende Teile für Solarzellen. Dies alles vor dem Hintergrund eines seit längerem grassierenden Fachkräftemangels in der Schweiz, der Industrieberufe besonders stark betrifft. Schlechte Voraussetzungen für einen kommunalen Energieversorger wie die Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil AG, möchte man meinen – doch EWJR legte 2022 mit 48 Mio. CHF den höchsten Umsatz der Firmengeschichte vor (+21%) – und konnte auch den Gewinn im Vergleich zu 2021 mit plus 10% auf 4.667 Mio. CHF leicht steigern.
Zugriff auf das Portfolio von SN Energie AG
«Der Strommarktpreis für das Lieferjahr 2023 kletterte bis im August 2022 auf eine noch nie dagewesene Höhe von über 1 CHF pro Kilowattstunde», sagte EWJR-Geschäftsführer Michael Bätscher an der Aktionärsversammlung im April. «Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag er noch unter 5 Rappen.» Durch die Beteiligung an der Stromproduzentin SN Energie AG habe EWJR der grundversorgten Kundschaft in Rapperswil-Jona 2023 aber trotzdem attraktive Energiepreise anbieten können. Und der Geschäftsbericht 2022 zeigt: EWJR weist für 2022 im Vergleich zum Vorjahr gerade mal 15% höhere eigene Kosten für Energie und Netznutzung aus. SN Energie kann nämlich auf ein Erzeugungs-, Beteiligungs- und Handelsportfolio zugreifen, das nebst Schweizer Wasser- und Windkraft auch viel Kernkraft beinhaltet. Aus der Schweiz – und beinahe ebenso viel aus französischen KKW. «Das Problem der langen Lieferfristen konnten wir mit einer optimierten Lagerhaltung bewältigen», so Patrick Sommer, VR-Präsident EWJR an der Aktionärsversammlung. Dem Fachkräftemangel begegne man schon länger mit der konsequenten Ausbildung von Lernenden (11 Lernende bei 106 Mitarbeitenden per Ende 2022).
Diversifizierter Energiedienstleister, neue Firmentochter
Doch vor allem ist EWJR viel mehr als bloss ein «Stromverkäufer». Insbesondere mit Energieberatung, der Planung von Heizungen, Lüftungen und Klimalösungen sowie bei der Installation von Photovoltaikanlagen hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren hervorgetan. Vernetzte Energie-Dienstleistungen also, wie auch die folgende Aussage des Geschäftsführers Michael Bätscher unterstreicht: «Wir verzeichnen einen Trend weg von der reinen Installation von Photovoltaikanlagen – hin zu umfassenden ‚Smart-Energy‘-Produkten.» Das heisst, dass der installierte Solarstrom z.B. für eine E-Ladestation, eine Wärmepumpe, einen Batteriespeicher oder auch eine Notstromlösung genutzt wird – alles digital vernetzt und steuerbar. «Diese Komplexität wird in Zukunft weiter zunehmen und ist das Steckenpferd des Bereichs Smart Energy bei der EWJR», so Bätscher. Und: Die EWJR verfügt über ein attraktives Portfolio nichtbetrieblicher Liegenschaften. 2022 betrug der Ertrag daraus 861’788 CHF. Freiwillige Gewinnreserven von 10.75 Mio. CHF (+9% im Vgl. zu 2021) runden das ansehnliche Gesamtpaket ab. Zudem hat die EWJR im Sommer 2022 eine neue Firmentochter aus der Taufe gehoben: Die Energielokal AG bietet ihrer Kundschaft in der Ostschweiz Lösungen rund um die Beratung, Planung, Umsetzung und Installation von Photovoltaikanlagen, E-Ladestationen, Batteriespeichern und Energiemanagern an.
Für Aktionäre: intaktes Wachstum, fair bewertet, schöne Dividendenrendite
Installationen von Photovoltaikanlagen (PV) und der Ausbau der Ladestationen-Infrastruktur für die E-Mobiliität tragen beim Energiedienstleister EWJR schon länger wesentlich zum Wachstum bei. 2022 betrug der Anteil dieser Tätigkeiten am Umsatz gut 36%. Auch das Vorhaben der neuen Tochter Energielokal AG – Energiebertung und Umsetzung in der Ostschweiz – ist eine gefragte Sparte mit guten Gewinnmargen. Der verkaufte Strom der EWJR wird zu 100% von der SN Energie AG geliefert, was die Rapperswiler – wie eingangs beschrieben – sogar die Ukraine-Krise wohlbehalten umschiffen liess. Durch die Beteiligung profitieren sie naturgemäss auch von den Beteiligungserträgen. Das Liegenschaftsportfolio sorgt derweil, gerade in der aktuellen Zeit mit einem Mangel an Mietwohnungen, für weiter steigende Mieterträge.
Die Aktie wird ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Preise von 5’100 CHF für eine Aktie gezahlt. Das KGV beträgt auf dieser Kursbasis 16. Vor diesem Hintergrund werden die Aktien zu einem fairen Preis gehandelt – und bieten eine attraktive Dividendenrendite von 3,9%.