Obschon die Betriebe der Luzerner Raststätten AG (Lurag) 2019 während rund vier Monaten baubedingt sozusagen mit angezogener Handbremse fahren mussten, hielten sich die Umsätze zum Jahresende annähernd auf Vorjahresniveau. Die Tankstellenshops konnten trotz der Einschränkungen den Umsatz gar um 4% steigern. Das betriebseigene Hotel Holiday Inn Express verzeichnete zudem das beste Ergebnis seit der Eröffnung 1998. Da die Lurag jedoch von der Corona-Krise stark betroffen ist, steht für das Unternehmen die Sicherung der Liquidität im Vordergrund. Auf die Auszahlung einer Dividende soll verzichtet werden.
Höhere Abschreibungen belasten Gewinn in 2019
Insgesamt fällt das Gesamtergebnis 2019 etwas geringer als im Vorjahr aus. Der Nettoertrag liegt mit 19.4 Mio. CHF rund 3,1% unter dem Wert von 2018. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA beträgt 1.7 Mio., was einem Rückgang von knapp 10% entspricht. In Anbetracht der ungewissen Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres nahm die Innerschweizer Gesellschaft bereits 2019 Abschreibungen zu den maximal zulässigen Sätzen vor. Ebenso trugen die Umbauten im 2019 zu erhöhten Abschreibungen bei, so dass sich diese gegenüber dem Vorjahr um 16,7% auf 1.3 Mio. CHF erhöhten. Darunter litten sowohl EBIT und Reingewinn, die um 46,2% bzw. 59,8% zurückgingen. Der Reingewinn erreicht nur noch 260’671 CHF (Vorjahr: 648’076 CHF).
Dennoch zeigt sich der Verwaltungsrat sehr zufrieden mit dem Ergebnis. 2019 sei für die Raststätte wegen der umfassenden Neu- und Umbauprojekte auf der Anlage Ost ein Jahr mit ganz besonderen Herausforderungen gewesen, wird Verwaltungsratspräsident Franz Wüst im Geschäftsbericht zitiert. Trotz dieser Herausforderungen sei es gelungen, in den Tankstellen-Shops zu wachsen. Das betriebseigene Hotel Holiday Inn Express konnte mit einer durchschnittlichen Auslastung von fast 75% und einem Umsatz von rund 1.9 Mio. CHF sogar das beste Resultat seit der Eröffnung im Jahr 1998 erzielen. «Bei aller Dramatik, die sich seit Anfang Jahr durch die Corona-Krise ergeben hat, ist es ein sehr gutes Ergebnis», kommentiert Thomas Lohmann, CEO der Lurag Luzerner Raststätten AG, das Resultat im Gespräch mit schweizeraktien.net.
Corona-Krise schafft neue Herausforderungen
Nach den umbaubedingten Herausforderungen im Vorjahr steht die Lurag im laufenden Geschäftsjahr aufgrund der Corona-Krise vor den nächsten Herausforderungen. «Die Corona-Krise wird einen massiven Einfluss auf die Geschäftstätigkeit der Luzerner Raststätten im laufenden Jahr haben», so Franz Wüest. Um die Liquidität sicherzustellen, müssen die Aktionären auf die Ausschüttung der Dividende für 2019 verzichten. Zudem bezieht die Lurag Kurzarbeitsentschädigungen, da in den Tankstellen und Shops das Angebot und die Öffnungszeiten angepasst werden mussten. Das Holiday Inn Express stellte den Betrieb komplett ein; ebenso die Restaurants.
Während an den Tankstellen der Absatz der Kraftstoffe um bis zu 60% eingebrochen sei, bewegten sich die Umsätze in den Shops nach einem kurzen Dämpfer im März im April schon wieder auf Budgetkurs. Derzeit wird das Angebot wieder ausgebaut. Auch das Hotel soll seinen Betrieb im Juni wieder aufnehmen. Allerdings sei dies abhängig davon, ab wann und in welchem Umfang der internationale Reiseverkehr wieder anlaufe, erklärt Thomas Lohmann. Die Gäste im Holiday Inn stammen zu mehr als 50% aus dem Ausland. Lohmann hofft, dass es nach der Lockerung der Einschränkungen zu einem Nachholbedarf der Reisetätigkeit kommt. Allerdings werde dies seine Zeit brauchen. Im Pendlerverkehr sei seit der Lockerung ein stetiges Ansteigen zu verzeichnen. «Wie schnell wieder Normalität einkehren wird, lässt sich im besten Fall wohl erst gegen Ende dieses Jahres erkennen.», so Lohmann.
Fazit
Für 2019 weist die Luzerner Raststätten AG ein respektables Ergebnis aus. Denn die starken Bautätigkeiten beeinflussten weder die Umsätze noch das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA in einem grösseren Ausmass. Die Corona-Pandemie unterbricht diese positive Entwicklung jäh. Für das laufende Geschäftsjahr sind angesichts der Umsatzausfälle und der unsicheren Entwicklung Prognosen sehr schwierig. Die Liquidität ist nach Aussagen der Gesellschaft dank der Kurzarbeitsentschädigung und des beantragten Dividendenverzichts gesichert. Ein Notkredit wurde bisher nicht in Anspruch genommen, so dass die Aufnahme einer Dividendenzahlung in Zukunft nicht in Frage gestellt werden kann. Zudem wäre es möglich, dass ein Teil des durch die Pandemie verursachten Schadens über eine Versicherung abgedeckt ist. Sofern es zu keiner zweiten Infektionswelle kommt und die Lockerungsmassnahmen in den kommenden Monaten weiter zurück zur Normalität führen, dürfte der Einfluss des Lockdowns auf das 2020er Ergebnis zwar massiv, aber nicht dramatisch sein.
Gelingt es im kommenden Jahr wieder an die Zahlen der früheren Jahre anzuknüpfen, so erscheint der starke Kursverfall der Aktie in den letzten Wochen übertrieben. Zuletzt wurden 800 CHF auf OTC-X für eine Aktie bezahlt. Damit notiert der Titel nur leicht über dem Buchwert von 718 CHF je Aktie und beinahe auf einem Allzeittief. Mit einer Eigenkapitalquote von 53,3% ist die Bilanz solide. Kehrt die Gesellschaft in 2021 zu ihrer früheren Ausschüttungspolitik zurück, so würde die Dividendenrendite bei einer Dividende von 40 CHF je Aktie 5% betragen. Angesichts der vielen Unsicherheit eilt ein Kauf der Aktien sicherlich nicht. Dennoch dürfte es sich lohnen, die Aktien im Auge zu behalten. Die Generalversammlung findet im Juni ohne physische Präsenz der Aktionäre statt.