Die im Berner Oberland beheimatete BBO Bank Brienz Oberhasli blickt im Geschäftsbericht 2020 auf ein durchwachsenes Jahr zurück. Trotz solidem Wachstum in den Bilanzpositionen drückten die sinkende Bruttozinsmarge, der höhere Geschäftsaufwand und Zuweisungen in die Ausfallrisiken den Geschäftserfolg um 16,6% auf 1.6 Mio. CHF.
Sinkender Erfolg im Zinsengeschäft trotz Volumenzunahme
Die Bilanzsumme der im Jahresschnitt 22 Vollzeitmitarbeitende beschäftigenden BBO Bank stieg 2020 auf 651.3 Mio. CHF (+7,3%). Aktivseitig legten die Kundenausleihungen um 27.9 Mio. oder 5,4% auf 548.5 Mio. zu. Haupttreiber dieses Wachstum waren die Hypothekarforderungen mit einem Anstieg von 4,0% auf 497.2 Mio. Weiter unterstützten die vergebenen Covid-19-Notkredite im Volumen von 7.0 Mio. CHF das solide Wachstum. Passivseitig stiegen die Kundengelder leicht unterproportional um 4,6% auf neu 488.1 Mio. Als Folge reduzierte sich der Kundendeckungsgrad leicht auf 89,0% (Vorjahr 89,7%).
Das solide Wachstum vermochte die BBO Bank leider nicht in die Erfolgspositionen zu übertragen. Während der Brutto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft mit 6.8 Mio. CHF (+0,7%) noch leicht über Vorjahresniveau zu liegen kam, ging der Netto-Erfolg doch deutlich zurück auf 6.6 Mio. (-5,3%). Zurückzuführen ist dies zum einen auf die Bruttozinsmarge, welche sich auf 1,09% reduzierte (Vorjahr 1,15%), und zum anderen auf Zuweisungen über 0.2 Mio. in die Ausfallrisiken, die die Regionalbank zur Absicherung allfälliger wirtschaftlicher Risiken vornahm. Das Zinsengeschäft bleibt jedoch mit einem Anteil von 85% am Gesamtertrag der mit Abstand stärkste Ertragspfeiler. Ebenfalls rückläufig war aufgrund der unsicheren Umstände des Devisen- und Aktienmarktes der Erfolg aus dem Handelsgeschäft mit 0.1 Mio. (-16,3%), während der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft auf 0.6 Mio. (+8,7%) anstieg.
Steigende Liegenschaftserträge
Auch der übrige ordentliche Erfolg schloss dank höheren Liegenschaftserträgen mit 0.4 Mio. (+4,5%) über Vorjahresniveau ab. Momentan beschränkt sich der Liegenschaftsertrag noch auf vermietete Wohn- und Dienstleistungsflächen in den beiden Bankliegenschaften in Brienz und Meiringen. Im Rahmen des Immobilienprojektes «Tracht» entstehen aber in Brienz zwei weitere Wohn- und Geschäftsgebäude, welche ab Sommer 2021 bezugsbereit sein sollen. Dementsprechend werden sich auch die Liegenschaftserträge voraussichtlich weiter erhöhen.
Der Geschäftsaufwand nahm 2020 auf 4.9 Mio. CHF (+3,9%) zu, liegt gemäss Angaben der Bank aber im Bereich der Erwartungen. Die Cost-/Income Ratio stieg konsequenterweise auf 62,3% (Vorjahr 57.6%), was im Branchenvergleich ein eher hoher Wert ist. Unter dem Strich resultierte ein gegenüber 2019 deutlich gesunkener Geschäftserfolg von 1.6 Mio. (-16,6%). Durch eine geringere Zuweisung in die Reserven für allgemeine Bankrisiken konnte zumindest der Jahresgewinn konstant bei 0.5 Mio. (+0,8%) gehalten werden. An der Generalversammlung vom 24. März wird der Verwaltungsrat den gut 3’000 Aktionärinnen und Aktionären die Ausschüttung einer zum Vorjahr unveränderten Dividende von 2.80 CHF je Aktie vorschlagen.
Fazit
Wie die gesamte Bankenbranche trifft die BBO Bank momentan mit dem hohen Zinsmargendruck und den unsicheren wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf zwei grosse Herausforderungen. Durch den nach wie vor sehr hohen Anteil des Zinsengeschäfts von 85% des Gesamtertrages ist die Bank jedoch überdurchschnittlich stark von den Zinsentwicklungen abhängig. Fallende Zinsmargen, wie dies 2020 für die BBO Bank der Fall war, wirken sich dementsprechend stark auf das Ergebnis aus. Im Ausblick geht die Bank auch für 2021 von keiner Erhöhung des Zinsniveaus aus – der Margendruck wird bestehen bleiben. Positiv zu bewerten ist deshalb sicherlich, dass per Sommer 2021 das Immobilienprojekt «Tracht» abgeschlossen sein soll und die Wohn- und Geschäftsräume bezogen werden können. Dadurch verstärkt die BBO Bank ihr zinsindifferentes Standbein, was schlussendlich zu einer robusteren Ergebnisentwicklung führen wird.
Zusätzlich ist die BBO Bank durch ihre regionale Verankerung in der Tourismusregion Berner Oberland auch den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie gegenüber exponierter als Vergleichsbanken. Durch die hohe wirtschaftliche Betroffenheit des Tourismus scheint die Gefahr von vereinzelten Kreditausfällen bei der BBO Bank höher zu sein als in nicht touristischen Regionen. Durch die Zuweisungen in die ausfallrisikobedingten Wertberichtigungen hat die Bank diesem Umstand bereits 2020 Rechnung getragen.
Die Aktien der BBO Bank Brienz Oberhasli werden von verschiedenen Banken gehandelt, unter anderem auch von der BEKB auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X. Mit einem zuletzt bezahlten Kurs von 160 CHF ist die Aktie aktuell mit einem Abschlag von über 60% vom Buchwert bewertet und berücksichtigt somit bereits das risikobehaftete Wirtschaftsumfeld der BBO Bank. Die beantragte Dividende von 2.80 CHF je Aktie entspricht einer unspektakulären Ausschüttungsrendite von 1,8%.