Der Medtech-&-Services-Sektor wird seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht

Von Marcel Fritsch, Portfoliomanager des Bellevue Medtech & Services

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Marcel Fritsch trat 2008 der Bellevue Asset Management bei und ist Portfoliomanager des Bellevue Medtech & Services (ISIN B-CHF LU0415391605) sowie des Bellevue Digital Health (ISIN B-CHF LU1811047833).

Während die Notenbanken die Zinsen aufgrund der unverändert hohen Inflation weiter anheben und sich damit das Rezessionsrisiko erhöht, scheinen innovative und nicht zyklische Aktien vermehrt im Blickpunkt der Investoren zu stehen. Das rückt auch Medtech-&-Services-Unternehmen in den Fokus der Anleger.

Mit der jüngsten Leitzinserhöhung hat US-Notenbankchef Jerome Powell deutlich gemacht, dass die Straffung der Geldpolitik und damit das konsequente Vorgehen gegen die Inflation fortgesetzt wird. Die Aktienmärkte sind demzufolge volatil in den Herbst gestartet. Der auf Medizinaltechnik und Gesundheitsdienstleister ausgerichtete Fonds Bellevue Medtech & Services (-10.3%) vermochte den deutschen Leitindex DAX (-22.6%) und den Euro Stoxx 50 (-17.6%) im aktuellen Umfeld zu übertreffen und liegt somit im bisherigen Jahresverlauf deutlich vorne (Angaben per 6. Oktober 2022 in EUR).

Bei den Gesundheitsdienstleistern profitieren US-Krankenversicherer wie United Health, Cigna und Elevance vom Anstieg der kurz- und mittelfristigen Zinsen, da die Prämiengelder einen höheren Zinsertrag abwerfen. Aufgrund mittelfristiger Verträge mit Krankenhäusern und anderen Leistungserbringern haben die Krankenversicherer die Kosten auch im gegenwärtigen inflationären Umfeld unter Kontrolle. Zudem können sie die Kosten in Form von höheren Prämien zum passenden Zeitpunkt weitergeben. Ausserdem ist ihr Geschäft nur marginal den wirtschaftlichen Zyklen unterworfen, was auch für den Medizinsektor zutrifft.

Im aktuellen, von Rezessionsängsten geprägten Marktumfeld, sind auch die Medizintechnik-Unternehmen gut positioniert. Die Berichterstattung der Zweitquartalsergebnisse sind mehrheitlich positiv ausgefallen. Die Kommentare der Managements bezüglich des 3. Quartals sind ermutigend und lassen den Schluss zu, dass der Bereich seinen Nimbus als sicherer Hafen in schwierigen Zeiten nicht verloren hat. In der letzten grossen Rezession 2008/2009 konnte die Mehrheit der Medtechunternehmen ein Umsatz- und Gewinnwachstum zeigen. Seitdem hat die Branche weiter an Reife gewonnen und ihren defensiven Charakter gefestigt.

Der Ausblick ist attraktiv. Die breite Immunität in den wichtigsten Absatzmärkten des Medizintechniksektors wie Nordamerika, Europa und Japan dürfte eine signifikante Erholung der elektiven Eingriffe im 2. Halbjahr 2022 und 2023 ermöglichen. Langfristige Wachstumsfaktoren wie die hohe Innovationskraft – wir erwarten zahlreiche relevante Zulassungen und Markteinführungen in den Bereichen Diabetes, Operationsrobotik und strukturelle Herzkrankheiten – und die steigende Lebenserwartung lassen den Medtech-&-Services-Sektor im Vergleich zur Gesamtwirtschaft schneller wachsen und die Gewinne überdurchschnittlich ansteigen. Das langfristige durchschnittliche Gewinnwachstum je Aktie im MSCI Medtech & Services liegt bei 12% und damit doppelt so hoch wie bei allen im MSCI World Index enthaltenen Unternehmen.

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