Splint Invest: Alternative Anlagen, drei Mausklicks entfernt

Luxusgüter-Token als Diversifikation

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Das Team des Start-up Splint Invest. Bild: zVg

Wein, Luxusuhren, seltener Whisky – als Genussmittel und Statussymbole sind sie eine unkomplizierte Angelegenheit. Schwieriger wird es, wenn sie als alternative Investments betrachtet werden. Das Start-up Splint Invest aus Bern will diesen Umstand ändern.

Tiefe Zinsen, hohe Inflation und geopolitische Verwerfungen: Die Zeiten für Investoren sind herausfordernd. Auch die so attraktiv erscheinenden Kryptowährungen, als Alternative zum wertunbeständigen Fiat-Geld erst hochgelobt, haben sich von ihrer gefährlichen Seite gezeigt: Der Bitcoin hat seit November 2021 drei Viertel seines Wertes eingebüsst – und der Skandal um die Kryptobörse FTX zieht andere Kryptos zielsicher Richtung Keller. Zuverlässig im Wachstum begriffen ist hingegen die Schar an interessierten Investoren, die nach dem idealen Asset suchen: 2017 gab es weltweit 35.6 Mio. individuelle Anleger – 2021 waren es bereits 150 Mio. Das Berner Startup Splint Invest um den CEO Aurelio Perucca konzentriert sich auf Anlegerinnen und Anleger, die einfach aber auch sicher in alternative Anlagen diversifizieren möchten. Mit einer mobilen App und mit Hilfe der Blockchain-Technologie will es die Barrieren niederreissen, die diesem Unterfangen bisher noch im Weg stehen.

Depot für tokenisierte Assets – und Handel auf Sekundärmarkt

«Dank sozialer Medien und vieler weiterer Kanäle, um sich über die Finanzmärkte und Investments zu informieren, wächst die Gruppe potenzieller Neuanleger schnell», sagt Aurelio Perucca, «es gibt jedoch abseits von Aktien, ETF, Anleihen usw. viele interessante und leistungsstarke Anlageklassen – wie Private Equity, Immobilien, Infrastrukturprojekte und Luxusgüter. Diese Anlageklassen sind für Privatanleger noch nicht oder schlecht zugänglich.» Die drei Hauptgründe: Der Aufbau von Partnerschaften zu vertrauenswürdigen Experten ist zu zeitaufwendig. Der Mindestanlagebetrag ist zu hoch für ein Mittelklasseeinkommen. Zudem sind alternative Anlagen illiquide und oft nicht übertragbar. «Unser Serviceable Obtainable Market (SOM) dürfte etwa 9.6 Mrd. Euro gross sein», sagt Perucca. Er spricht von den mind. 4 Mio. Nutzern in der DACH-Region, die monatlich ein Budget von 200 EUR anlegen.

Exklusive Weine, Luxusuhren, seltene Whiskys: Die Auswahl alternativer Investments in der Splint Invest App ist gross.

«Mit der Splint Invest App können Investoren innerhalb von 2 Minuten ein Konto bei uns anlegen – und aus einer Vielzahl attraktiver Anlagen auswählen», so Perucca weiter. Um auf der Plattform zugelassen zu werden, durchlaufen die Experten hinter den Anlagen einen mehrstufigen Prozess, in dessen Verlauf rechtliche, organisatorische und personelle Aspekte geprüft werden. «Wir prüfen jedes Asset auf Existenz, Bewertung, Versicherung und Lagerung. Zudem übernehmen wir die Tokenisierung der Eigentumsrechte und die Koordination der Miteigentümer.» Ein Whisky-Experte oder eine Oldtimer-Koryphäe etwa könnten sich dann ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, statt sich um die Verteilung zu kümmern. Verteilung ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn Anleger erhalten letztlich fungible Token (sogenannte «Splints») – also Blockchain-basierte, partielle Eigentumsrechte − in einen virtuellen Tresor 〈«Wallet»〉. «Es müssen auch nicht unsere eigenen Wallets genutzt werden», erklärt Perucca, «bereits ab Dezember wird die App ‹Tezos Wallets› unterstützt» – weitere Blockchains würden in den kommenden Monaten dazustossen.

Die Splints lassen sich hernach auf einem Sekundärmarkt handeln – oder die Investoren warten, bis die Anlage am Ende ihrer jeweiligen Laufzeit (3-5 Jahre) von Splint Invest verkauft wird – dann wird der Gewinn anteilsgerecht an alle Miteigentümer ausbezahlt. Fällt das Asset im Preis, teilen sich die Anleger anteilsmässig den Verlust.

Geschäftsmodell: B2B2C-Plattform mit Plattform- und Transaktionsgebühr

Splint Invest ist eine Business-Partnerschaft mit Eigentümern alternativer Anlagen – bislang genannt werden z.B. Watchbox, der führende Marktplatz für Luxusuhren, RareWineInvest, Skandinaviens grösster Anbieter von Investment-Weinen, und Mark Littler, einer der grössten UK-Whisky-Broker. Diese Intermediäre sind gegenüber Privaten die Garanten für Existenz und Qualität der in Anteilen verkauften Produkte – daher auch die Bezeichnung «B2B2C» für das Geschäftsmodell. «Aktuell erheben wir keine Registrierungsgebühr für neue Experten, um die Plattform so attraktiv wie möglich zu machen», sagt Splint Invest CEO Aurelio Perucca. Später wird eine Onboarding-Gebühr anfallen – denn die Verifizierung der Experten kostet pro Fall 500 bis 5000 Euro.

Die individuellen Splint-Investorinnen und -Investoren zahlen keine Kontogebühr, was auch so bleiben soll. Splint Invest kassiert jedoch für jede Transaktion auf dem Primärmarkt eine Plattformgebühr von 8-10% des Investitionswertes, für Transaktionen auf dem Sekundärmarkt 2% des Transaktionsvolumens – und bei Verkauf am Ende des Anlagehorizonts 2% des Verkaufspreises.

Das Angebot richtet sich an Investoren mit einem Portfolio von 50’000 bis 1’000’000 CHF. «Eine Menge Anleger würde ihr Geld gerne in etwas Stabiles investieren, das nicht oder nur schwach mit dem Aktienmarkt korreliert. Wir liefern ihnen dazu die Informationen, die Plattform und die Expertise.» Fürs Marketing nutzt das Start-up bezahlte Anzeigen im Internet und den sozialen Medien. «Auch die Zusammenarbeit mit Deal-Plattformen, Bloggern und Influencern ist geplant.»

500’000 CHF von den «Löwen», 1 Mio. von der Community, 2 Mio. noch offen

In der Jungunternehmer-Sendung «Höhle der Löwen» auf 3+ konnte Splint Invest drei Business Angels überzeugen – und erhielt ein Wandeldarlehen von 500’000 CHF (und 250’000 CHF von zwei weiteren Start-up-Förderern). Gut eine Million kam in einem 5-tägigen Crowd-Investing zusammen, während dem 377 Investoren stimmrechtslose Aktien kauften. In einer weiteren Finanzierungsrunde über daura will sich das bislang erfolgsverwöhnte Start-up nochmals 1’750’00 CHF über den Verkauf von Stimmaktien besorgen. Die Verhandlungen mit nationalen und internationalen VCs sei auf der Zielgeraden.

Die Risiken: Der Investment Case der B2B2C-Plattform benötigt eine schnell wachsende Investoren-Basis, um die erklärten Wachstumsziele mit dem verfügbaren Budget zu erreichen. Die Akquisition vertrauenswürdiger Wertanlagen-Verkäufer für Splint Invest ist kostspielig – und die Kosten fallen im Voraus an. Das Unternehmen geht indes davon aus, die Kundengewinnungskosten innerhalb der nächsten 18 Monate amortisiert zu haben – aufgrund der bisherigen, erfreulichen Umsatzzahlen. 2024 will das Start-up zum ersten Mal ein positives EBITDA von gut einer halben Million Euro ausweisen – danach soll der Wert sprunghaft ansteigen, dank der hohen Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Von seinen Mitbewerbern will sich Splint Invest durch bessere Benutzerfreundlichkeit, höhere Transparenz und investitionswürdigere Assets abheben. Den Hauptkonkurrenten, Timeless Investments, sieht Aurelio Perucca eher als Sammlerbörse denn als Anlageplattform: «Wir konzentrieren uns auf Investment-Grade-Assets statt auf emotionale Aspekte.»

Investment-Weine etwa haben in den letzten 15 Jahren in der Tat eine erstaunliche annualisierte Rendite von 13,6% abgeworfen. «Wer fährt, trinkt nicht“, sagt der Volksmund. In diesem Fall müsste es eher heissen «wer klug investiert, trinkt nicht».

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