V-Zug: Zyklischer Umsatzrückgang und Gewinnanstieg in 2023

Noch keine Dividendenzahlung vorgesehen

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Die Excellence Line: Küchendesign von V-Zug. Bild: vzug.com

Die schwache Konjunktur hinterlässt Spuren im Jahresabschluss von V-Zug. Eine gebremste Bau- und Renovierungstätigkeit, der Lagerabbau, Inflation und Frankenstärke liessen den Jahresumsatz um 8% auf 585.4 Mio. CHF absacken. Nicht zuletzt durch Massnahmen zur Optimierung der Prozesse und durch allgemeine Kostensenkungen gelang es dem Management jedoch, das EBIT um 63,9% und den Reingewinn um 47,2% zu steigern.

Die gute Nachricht ist, dass die hohe Vergleichsbasis der Vorjahre, die im Zeichen des Home Improvements während der Pandemie gestanden hatte, einer normalisierten Basis gewichen ist. Der Krieg in der Ukraine seit über zwei Jahren hat weitere Ungleichgewichte in der Wirtschaft gezeitigt und gleichzeitig die Konsum- und Investitionsneigung gedämpft. Die schlechte Nachricht ist, dass der Ausblick auf 2024 bisher noch keinen Anlass zu Optimismus liefert. Die Baukonjunktur ist schwach, und auch Sanierungen bleiben bei den Auftraggebern zurückgestellt. Der Grund sind die höheren Zinsen einerseits und die allgemeine geopolitische Unsicherheit andererseits.

Volumen sinkt um 16%

Während in der Covid-Ära ein starker Rückenwind das Geschäft von V-Zug ankurbelte und auch die internationalen Expansionsbestrebungen beschleunigt wurden, herrscht mittlerweile ein schneidender Gegenwind. Nicht nur in der Schweiz, wo der Umsatzrückgang 7,3% auf 481.4 Mio. CHF betrug, sondern auch international. Nach soliden Steigerungen in den Vorjahren ging der Umsatz der Auslandsmärkte nun um 10,9% auf 104.1 Mio. CHF zurück. Noch stärker fiel mit 16% das Volumen. Preiserhöhungen kompensierten die verminderte Nachfrage etwa zur Hälfte.

Operative Verbesserungen führen zu EBIT-Steigerung

Die EBITDA-Marge stieg um 1.5 Prozentpunkte auf 6,8%. Das EBIT nahm um 63,9% auf 16.8 Mio. CHF zu. Kostensenkungen durch Optimierung der Produktionsprozesse, der Abbau der eigenen Lagerhaltung und eine Verkaufsinitiative trugen wesentlich zum Turnaround bei. Die EBIT-Marge erholte sich 2023 auf 2,9% von 1,6% im Vorjahr. Im zweiten Halbjahr lag sie jedoch bei 4,1%, was anzeigt, dass sich die Dynamik nicht erschöpft hat, sondern die Erholung der Marge weiter an Fahrt gewinnt. Dasselbe Bild zeigt sich bei der Aufsplittung des EBIT. Im ersten Halbjahr fielen 5.1 Mio. CHF an, im zweiten jedoch 11.7 Mio. CHF.

Umsatzentwicklung unter Druck

Spiegelbildlich hat sich der Umsatzschwund im zweiten Halbjahr ebenfalls beschleunigt. Der Umsatz lag 3,6% tiefer als im ersten Semester. Die Anzahl der Mitarbeitenden wurde im Jahresverlauf von 2193 auf 2066 reduziert, allerdings sozialverträglich durch Reduzierung von Zeitarbeit und Verzicht auf Neueinstellungen nach dem regulären Ausscheiden von Mitarbeitenden. Die Marktbedingungen haben sich insbesondere seit Beginn des zweiten Semesters 2023 normalisiert. Das ermöglichte auch, wieder von Spot-Käufen von Rohstoffen abzusehen, was wiederum zu günstigeren Einkaufspreisen führt.

Das Management ist gefragt

Wird das konjunkturelle Umfeld schwieriger, ist das Management mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Bei V-Zug war bei der Abspaltung von Metall Zug die Verselbständigung des Unternehmens ein wesentlicher Punkt. Ohne Mehrheitsaktionär sollen die für das Unternehmen besten Management-Kapazitäten entwickelt werden und der freigesetzte Unternehmergeist das Handeln bestimmen. Diese marktwirtschaftliche Erkenntnis scheint bei V-Zug sichtbar zu werden. Denn nicht nur der Einkauf und die Produktionsprozesse wurden optimiert, sondern auch Marketing und Engineering. Zudem wurde mit der unternehmensinternen Initiative «Simplify» ein Prozess gestartet, der die zunehmende Komplexität von Organisation und Produktion reduzieren soll. Die internationale Expansion wurde planmässig fortgesetzt. In den europäischen Metropolen Amsterdam, Kopenhagen und Wien wurden neue V-Zug Studios eröffnet.

Jahresgewinn steigt um 47,2%

Trotz des konjunkturellen Gegenwinds ist es V-Zug gelungen, die Profitabilität deutlich zu verbessern. Der Jahresgewinn liegt mit 11.7 Mio. CHF um 47,2% über dem Vorjahresergebnis. Im Hinblick auf die unsicheren und wechselhaften Marktbedingungen wird auf Prognosen für das laufende Geschäftsjahr verzichtet. Die Aufnahme der Dividendenzahlung wird noch aufgeschoben. Auf mittlere Sicht soll das organische Wachstum bei 3% p.a. liegen.

Finanzieller Turnaround

Positiv auf den Geschäftsgang im laufenden Jahr dürfte sich die Normalisierung der Lagerhaltung bei den Kunden auswirken. Wegen der Lieferengpässe der Vorjahre hatten die Kunden grössere Lager aufgebaut, diese jedoch mit der Konjunkturflaute und nachlassender Nachfrage abgebaut. Unterdessen hat V-Zug die Investitionen in Sachanlagen um 36,4% auf 68.4 Mio. CHF erhöht. Der Cashflow aus Geschäftstätigkeit verbesserte sich markant von 1 Mio. CHF in 2022 auf 80.5 Mio. CHF. Gründe sind geringere Kundenforderungen sowie der eigene Lagerabbau. Der Free Cashflow, also nach Investitionsaufwand, erreichte 18.2 Mio. CHF. Im Vorjahr waren es noch -52.2 Mio. CHF.

Ein Resultat des umsichtigen Finanzmanagements ist, dass trotz der fortlaufenden Investitionen in die vertikale Fabrik bisher keine Fremdmittel benötigt werden. Die Bilanz bleibt mit einer Eigenkapitalquote von 74,9% stark. Die liquiden Mittel haben sich auf 81 Mio. CHF erhöht.

Reduktion der Emissionen schreitet voran

V-Zug hat die CO2-Emissionen weiter reduziert. Zukünftig soll grüner Wasserstoff eine bedeutende Rolle in der Energieerzeugung und -versorgung spielen. Da sich die Fertigstellung der vertikalen Fabrik inzwischen abzeichnet, wird diese klimaneutrale Zukunft nicht mehr weit in der Ferne liegen. Vielmehr wird die vertikale Fabrik ein Vorzeigeprojekt sein, das zeigt, wie Wirtschaft und Wissenschaft effektive Lösungen für die Energiewende erarbeiten können. Innovationsführung, besonders im technologischen Bereich, führt meist auch zu einer Steigerung der Produktivität und Profitabilität. Darüber hinaus wird die Marktstellung befestigt. Zum nachhaltigen Wirtschaften gehören auch neue Geschäftsmodelle wie «Product-as-a-service». Hierbei bleiben beispielsweise die Waschmaschinen im Besitz von V-Zug, und der Nutzer entrichtet eine Gebühr.

Fazit

Die Anpassungen an die veränderten Marktbedingungen sind bei V-Zug vielfältig. Kennzeichnend ist, dass die strategischen Prioritäten konsequent umgesetzt werden. Das Besondere ist, wie  bei der ehemaligen Muttergesellschaft Metall Zug, dass auch zyklische Abschwünge die mehrjährigen Investitionsprogramme wie in die Transformation des Areals, die vertikale Fabrik oder die Internationalisierung nicht wesentlich beeinflussen. Der Schlüssel dazu liegt in der Kapitalausstattung respektive dem langfristigen Finanzmanagement. Trotz widriger Bedingungen und konjunkturell bedingter Nachfrageschwächen konnten 2023 alle gewinnbezogenen Kennzahlen deutlich verbessert werden. Die Optimierungsmassnahmen sind opportun und werden die Wettbewerbsfähigkeit im kommenden Zyklus verbessern. Die Internationalisierung wird mit der für 2024 geplanten Eröffnung von V-Zug Studios in Hamburg, Berlin, Sydney und Mailand nahtlos fortgesetzt. Der Anteil der internationalen Umsätze soll ja mittelfristig auf 30% erhöht werden. Für Forschung & Entwicklung werden weiterhin 8% bis 10% des Umsatzes aufgewendet.

Die Aktie hat ihre Höchstkurse schon lange hinter sich. Seit Ende September 2023 bewegt sich der Kurs in einem Band um die 60-CHF-Marke. Auch wenn sich im Moment noch kein Auslöser für eine substanzielle Aufwärtsbewegung erkennen lässt, die Gewinnsteigerung trotz Nachfrageschwächen zeugt von Stärke. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren, wenn die Konjunktur wieder angezogen haben wird, sind deutlich höhere Kurse zu erwarten.

Chart V-Zug
Kursverlauf der Aktie von V-Zug seit Handelsaufnahme an der SIX. Chart: six-group.com

 

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