WWZ: Mit Innovationen auch 2021 auf Erfolgskurs

Umsatz steigt, Gewinn-Niveau trotz hoher Investitionen gehalten

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In der Schweiz erfolgten 2020 schätzungsweise
80% aller Ladevorgänge
von Elektrofahrzeugen an privaten
Ladestationen am Wohnort oder
am Arbeitsplatz. Foto: wwz.ch

Das widrige Umfeld im Pandemie-Jahr 2022 konnte dem Zuger Versorgungsunternehmen WWZ nur wenig anhaben. Die Nettoerlöse kletterten um 8,6% auf 247.2 Mio. CHF. Der Konzerngewinn stieg dagegen nur geringfügig auf 39.2 Mio. CHF. Die eigentliche Story besteht aber aus den Fortschritten in neuen Geschäftsfeldern wie Fernwärme und -kälte, Wärmepumpen oder Elektro-Mobilität. Das gemeinsame Element ist der Beitrag zu der von WWZ angestrebten CO2-Neutralität.

Die WWZ kehrt ein Stück weit zurück zum Wasser, das ja auch bei der Gründung als Aktiengesellschaft Wasserwerke Zug 1892 am Anfang der Unternehmensgeschichte stand. Neben der Wasserversorgung der Region und der Stromgewinnung aus den lokalen Flüssen ist nun auch Fernwärme und -kälte ein wichtiger Pfeiler der Unternehmensstrategie geworden. Die Wärme- und Kälte-Energie wird aus den Seen gewonnen oder aus dem Tiefengrundwasser. Diese Technologie ist emissionsfrei und erfährt laut WWZ eine Nachfrage, die weit über den Erwartungen liegt. Die Projekte Energieverbund Circulago und Wärmeverbund Ennetsee tragen wesentlich zur CO2-Reduktion in der Zuger Region bei.

Leuchtturm-Projekt mit V-Zug

Dazu kommt die gemeinsam mit V-Zug gegründete Multi Energie Zug AG, die Fernwärme aus dem Circulago-Projekt, Grundwasserenergie, bisher verpuffende Abwärme industrieller Prozesse und Solarenergie koppelt und sogar grünen Wasserstoff produzieren wird. Schon heute können die Mieter auf dem V-Zug Areal für die kommende Heizperiode mit einer zu 100% emissionsfreien Energieversorgung rechnen. Das Projekt hat für die beteiligten Unternehmen, den Industrie-Standort Zug und die ganze Schweiz einen «Leuchtturm-Charakter» und soll neue nachhaltige und kostenreduzierende Lösungen für die Energiewende aufzeigen sowie junge innovative Unternehmen anziehen.

Anfänglich zeigten vor allem Stockwerkeigentümerschaften grosses Interesse an der Elektrifizierung ihrer Tiefgaragenplätze; inzwischen ist das Thema auch bei institutionellen Kunden, Grossüberbauungen und Arealprojekten relevant. Grafik: WWZ, Geschäftsbericht 2021
E-Mobility im Fokus

Im Multi Energy Hub spielt die Elektromobilität eine wichtige Rolle. 250 Ladepunkte sowie ein benachbarter Parkplatz sollen als Umsteigestation für den Individualverkehr von und nach Zug fungieren. Idealerweise, so WWZ im Geschäftsbericht, werden die Elektromobile dort aufgeladen und der Individualverkehr auf ÖV, E-Bikes etc. verlagert. Im Geschäftsjahr 2021 hat WWZ die Anzahl der selbst betriebenen Ladepunkte um 61,4% auf 589 gesteigert. Die registrierten Ladepunkte nahmen um 60,6% auf 1’352 zu. Dahinter steht die Strategie, die Kompetenz rund um die E-Mobility als Service sowohl für kommunale Kunden als auch für Mehrfamilienhauseigentümer zu skalieren. Mit Erfolg, denn die Anfragen nehmen zu.

Praktisch alle grossen Automarken setzen heute auf Elektromobilität. Grafik: WWZ, Geschäftsbericht 2021
Absatzsteigerungen

Der Stromabsatz nahm 2021 um 7,9% auf 755 Mio. kWh zu. Davon entfallen 51.3 Mio. kWh auf die selbsterzeugte Energie. Das ist eine Steigerung von 19,9% und auf den ausgiebigeren Regen zurückzuführen. Der Gasabsatz erhöhte sich, ebenfalls witterungsbedingt, um 9,5% auf 529 Mio. kWh. Der Wärme- und Kälteabsatz stieg kräftig um 24,5% auf 44.7 Mio. kWh. In den Segmenten Wasser und Telekom waren die Veränderungen nur marginal. Insgesamt entfallen auf den Geschäftsbereich Strom 44,1% der Nettoerlöse, 30,7% auf Telekom, 14% auf Erd- und Biogas, 5,7% auf Wärme und Kälte und 4,4% auf Wasser.

Die WWZ AG transportierte im Berichtsjahr 2,8% mehr Strom über ihre Netze. Grafik WWZ, Geschäftsbericht 2021
Investitionen mit Weitsicht

Die Umsatzerhöhung resultiert aus gestiegenen Preisen und Absatzmengen. Allerdings sind auch die Beschaffungspreise und die Betriebskosten gestiegen. Neues Fachpersonal für Marketing, Fernwärme und Produkt-Management wurde eingestellt. Die Ambitionen sind vielfach über die Kantonsgrenzen hinausreichend. So ist die Tochtergesellschaft Heizungsmacher AG landesweit aktiv und setzt insbesondere auf den Vertrieb von Wärmepumpen und Solaranlagen. Bei der Fernwärme und -kälte ist WWZ ein Vorreiter. Die hohen langfristigen Investitionen in das Circulago-Projekt lösten zu Beginn mancherorts Kopfschütteln aus, doch nun geht es für WWZ darum, die schweizweit enorme Nachfrage nach Contracting-Lösungen für ähnliche Projekte auch befriedigen zu können. Dafür braucht es Fachpersonal, Marketing-Experten und Produkt-Manager. Die Anzahl der Mitarbeitenden nahm 2021 um 3% auf 488 zu.

Gewinnzahlen

Trotz der gestiegenen Kosten blieb das operative Ergebnis vor Abschreibungen mit 88.8 Mio. CHF nahezu unverändert. Infolge der weiterhin hohen Investitionen stiegen die Abschreibungen weiter und erreichen mit 50.5 Mio. CHF einen Rekordwert. Das EBIT ging um 5.1 Mio. CHF auf 32.4 Mio. CHF zurück. Ein verbessertes Finanzergebnis sowie ein Liegenschaftsverkauf mit einem Buchgewinn von 4.4 Mio. CHF trugen dazu bei, dass der Konzerngewinn mit 39.2 Mio. CHF kaum verändert ausfiel. Die Dividende soll mit 33 CHF unverändert bleiben.

Aktien-Split und Aktienumsätze

Die Durchführung des Aktiensplits im vergangenen Jahr hat ihre Ziele erfüllt. Die Anzahl der Aktionäre hat sich gemäss Geschäftsbericht weiter erhöht. Auch der Aktienhandel hat sich sichtlich belebt. Bis zum 9. April erreichen die Jahresumsätze 2022 auf OTC-X bereits 3 Mio. CHF, im gesamten Vorjahr waren es 4.6 Mio. CHF. Die Aktie erreichte Ende Februar bei 1’205 CHF ihr langjähriges Tief, erholte sich aber auf zuletzt 1’280 CHF.

Der Handel der WWZ-Aktie hat sich seit dem Aktiensplit im letzten Jahr belebt. Chart: money-net.ch
Fazit

Die Bewertungsparameter für die auf OTC-X gehandelten Aktien haben sich verbessert. Das KGV liegt bei Kursen um die 1280 CHF bei 16, das KBV bei 0.7 und die Dividendenrendite beträgt 2,6%. Durch die Emission einer 100-Mio.-CHF-Anleihe mit Laufzeit 2033 hat sich zwar die Eigenkapitalquote auf 79% verschlechtert, doch ist das immer noch sehr komfortabel. Der Coupon der an der SIX gehandelten Anleihe ist mit 0,2% p.a. äusserst attraktiv. Im gegebenen unsicheren Kapitalmarktumfeld erfüllt WWZ alle Kriterien für langfristig angelegte Engagements. Der Investitions-Kraftakt wird sich zukünftig in Wachstum und Margenstärke niederschlagen.

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