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Walter Oberhänsli, VRP Zur Rose Group: «Die Zur Rose-Gruppe stellt stets den Kunden ins Zentrum»

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Walter Oberhänsli ist neu VRP der Zur Rose Group AG. Bild: zvg

Am 28. April 2022 fand die 29. GV der Zur Rose Group AG statt. Der Gründer und langjährige CEO Walter Oberhänsli wurde an der GV zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt. CEO ist nun Walter Hess. Die Stabsübergabe erfolgt zu einem Zeitpunkt, der kurz vor einem singulären Ereignis steht, auf das Zur Rose und insbesondere Oberhänsli mit grosser Beharrlichkeit langfristig hingearbeitet haben. Mit der bevorstehenden Einführung des E-Rezeptes in Deutschland wird die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft in Europa einen entscheidenden Schub erhalten.

Walter Oberhänsli ist neu Verwaltungsratspräsident der Zur Rose Group AG. Zuvor leitete er das Unternehmen operativ als Delegierter des Verwaltungsrats und CEO. Seit Mai 2022 hat Walter Hess das CEO-Amt von Oberhänsli übernommen. Bis Ende 2004 war er selbständiger Rechtsanwalt in Kreuzlingen (TG). Sein Studium der Rechtswissenschaften hat er an der Universität Zürich absolviert. Bild: zvg

Im Interview mit schweizeraktien.net zieht Oberhänsli eine Zwischenbilanz des bisher Erreichten und erklärt, warum der Schlüssel zum Erfolg in der Fokussierung auf den Mehrwert für den Kunden und Patienten besteht. Weitere Punkte des Interviews sind die Änderungen der Wettbewerbslandschaft, die Rolle von Partnerschaften und Akquisitionen sowie der spezielle Charme des Plattform-Anbieters Zur Rose vs. reinen E-Commerce oder Tele-Health-Unternehmen.

Seit unserem letzten Interview 2018 war die Entwicklung von Zur Rose sehr ereignisreich, Herr Oberhänsli. Nun haben Sie die Rolle des CEO Ende April Ihrem Nachfolger übertragen und sind neu Verwaltungsratspräsident. Wie sieht Ihr Résumé aus?

Wir haben uns in den vergangenen Jahren auf Wachstum fokussiert und sind die mit Abstand führende E-Commerce-Apotheke Europas. Damit haben wir eine starke Basis für den weiteren Expansionskurs, aber auch für nachhaltige Profitabilität geschaffen.

Es scheint, als ob das «E-Rezept» in Deutschland respektive dessen Einführung eine überragende Auswirkung auf Zur Rose hat, orientiert man sich an den Nachrichten zum «E-Rezept» und dem Kursverlauf der Aktie. Ist das tatsächlich so, oder werden vielleicht nur andere wichtige Aspekte dadurch aus dem Blickwinkel verdrängt?

Die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland ist eine «once in a lifetime opportunity» für uns. Die Chancen, die sich angesichts der derzeit sehr tiefen Online-Durchdringung ergeben, erachten wir als ausserordentlich gross und werden wir als Marktführer nutzen. Für das Gesundheitssystem selber ist dieser Digitalisierungsschritt immens und mit erheblichen Kosteneinsparungen verbunden. Auch – und vor allem – für den Patienten, der das E-Rezept künftig einfach und bequem über sein mobiles Gerät empfangen und weiterleiten kann, liegt der Mehrwert auf der Hand. Insofern ist der Stellenwert, den das E-Rezept in der öffentlichen Wahrnehmung hat, absolut richtig.

Der Zur-Rose-Aktienkurs hat wegen der Verzögerungen bei der Einführung des e-Rezepts in Deutschland stark gelitten. Chart: money-net.ch

Die Kursentwicklung ist demgegenüber geprägt durch Unsicherheiten als Folge der verzögerten Einführung. Die Testphase ist nun aber auf einem sehr guten Weg, und wir sind der festen Überzeugung, dass einem bundesweiten Roll-out im zweiten Halbjahr 2022 nichts im Weg steht.

Was antworten Sie kritischen Aktionären, die enttäuscht über die immer weiter in die Zukunft verschobene Erreichung der Gewinnzone sind? Auf EBITDA-Ebene nennen Sie 2024.

Die Enttäuschung kann ich nachvollziehen. Man muss allerdings sehen, dass der ursprünglich kommunizierte Zeitpunkt zur Erreichung der Gewinnzone in der Annahme getroffen wurde, dass das elektronische Rezept Anfang dieses Jahres verpflichtend und bundesweit eingeführt wird. Die Verzögerung hat dieses Ziel um ein Jahr nach hinten verschoben.

War es im Rückblick richtig, die zahlreichen Akquisitionen zu den jeweils vereinbarten Kaufpreisen zu tätigen? 2018 sprachen wir über medpex. Der finale Preis sollte bei einem Multiple von 0.7 bis 1 des Umsatzes von 2018 liegen. Zur Rose war damals mit einem KUV von 0.6 bewertet.

Strategisches Ziel war es stets, die Nummer-1-Position im deutschen Markt zu erreichen und eine möglichst gute Startposition vor der Einführung des elektronischen Rezepts zu erlangen. Mit der dank der Akquisitionsstrategie erzielten Marktführerschaft und rund 11 Millionen Kunden in Deutschland haben wir die bestmögliche Ausgangsposition geschaffen, um im digitalisierten Rezeptgeschäft eine führende Rolle zu spielen. Wir sehen grosses Potenzial in der Aktivierung der bestehenden Kundenbasis, künftig auch ihre Rezepte bei der Versandapotheke ihrer Wahl einzulösen. Das elektronische Rezept sehen wir als Katalysator für diese Entwicklung.

Die Übernahme des spanischen E-Commerce- und Technologie-Unternehmens PromoFarma sollte die internationale Expansion und den Auf- und Ausbau der E-Health-Plattform beschleunigen. Wurden die Ziele erreicht?

Absolut. Wir arbeiten intensiv daran, die E-Health-Plattform sukzessiv in allen Geschäftsbereichen und Segmenten zu verankern. In der DocMorris-App sind bereits heute die Services Telemedizin, Marktplatz und Apotheke abrufbar. Mit der Übernahme von PromoFarma hat sich aber auch ein neues Geschäftsfeld eröffnet. Wir verbinden unser Technologie-Know-how mit den Gesundheitssystemen verschiedener Märkte und etablieren uns als Plattformanbieter. So haben wir beispielsweise für die schweizerische Gesundheitsplattform Well die Technologiekompetenz beigesteuert.

Was sind die weiteren Ziele ausserhalb der bisherigen Kernmärkte Schweiz und Deutschland?

Wir stellen in verschiedenen Märkten einen Trend zur Liberalisierung fest. So erlaubt Frankreich seit September 2021 bestimmte Werbemöglichkeiten von rezeptfreien Medikamenten oder auch die Gewährung von Rabatten. Wir haben daher Ende letzten Jahres gemeinsam mit einem strategischen Partner das Produktangebot um rezeptfreie Arzneimittel im französischen Markt erweitert, womit die Kunden einen einfachen und sicheren Zugang zu einem breiten Sortiment an gesundheitsrelevanten Produkten und pharmazeutischer Beratung erhalten. Hier ist auch denkbar, zu einem späteren Zeitpunkt das Serviceangebot über eine Partnerschaft im Bereich Telemedizin auszubauen.

Das Umsatzwachstum hat sich 2021 mit 14,8% und -1,8% im ersten Quartal 2022 ja merklich verlangsamt. Sind dafür überwiegend vorübergehende Sonderfaktoren wie Covid und zuletzt die russische Invasion in der Ukraine verantwortlich, oder sind doch andere Faktoren ausschlaggebend?

Die Gesamtentwicklung wurde massgeblich durch den Umsatzrückgang mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln auf Papierrezeptbasis in Deutschland beeinflusst. Die Marketingaktivitäten hierfür haben wir bewusst reduziert zugunsten des Hauptaugenmerks auf die E-Rezept-Einführung. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf unser Profitabilitäts- und Break-even-Ziel in 2024 werden wir in diesem Jahr den Wachstumsfokus in Deutschland insbesondere auf die Marke DocMorris legen.

Positiv entwickeln sich ja die Anzahl der Kunden mit zuletzt 12.1 Mio. und deren hohe Wiederholungsquoten im Bereich 75%. Worauf führen Sie die «stickiness» zurück? Ist das der Brand Value, der mit den Marketing-Kampagnen erhöht wurde?

Die Zur-Rose-Gruppe stellt in allen Märkten und Geschäftsbereichen stets die Kunden ins Zentrum. In Deutschland verzeichnen wir mit rund 11 Mio. die höchste Kundenzahl und mit unserer Kernmarke DocMorris eine Markenbekanntheit von 71%. Hierzu trägt auch die im letzten Jahr gelaunchte DocMorris-App bei. Diese knackte die 1,3-Millionen-Download-Marke und erzielt Bestbewertungen in den gängigen Stores. Insgesamt trägt der Mehrwert, den wir unseren Kunden bieten – sei es die Convenience, die Kunden- oder Tech-Fokussierung – sicherlich seinen Teil zur Kundentreue bei.

Sie kündigten neue strategische Partnerschaften mit Roche und Novo Nordisk an. Bitte erläutern Sie unseren Lesern kurz, was die Zielsetzungen sind.

Bei beiden geht es um Ökosystem-Partnerschaften mit demselben Ziel: einen kundenzentrierten Behandlungspfad für Menschen mit einer chronischen Erkrankung zu schaffen, sodass diese einen einfachen Weg zur bestmöglichen Versorgung erhalten – bei Roche im Bereich Diabetes und bei Novo Nordisk im Bereich Adipositas. Das wollen wir erreichen, indem wir die Gesundheitsprodukte und -lösungen beider Partner mit Services von Zur Rose und qualitativ hochwertigen Dienstleistungen Dritter zusammenzuführen, um das Leben derer, die mit diesen Erkrankungen leben, zu erleichtern.

E-Health ist seit Jahren ein wichtiges Thema. Können Sie erläutern, wie Zur Rose damit Geld verdient?

Als digitales Gesundheitsökosystem stellen wir uns umfassender als eine reine E-Commerce-Apotheke auf. So bieten wir nicht nur Medikamente, sondern auch Telemedizin-Services, Markplatz- und weitere digitale Dienstleistungen an und gehen relevante Partnerschaften ein. Die verschiedenen Modelle stellen je für sich betrachtet einen attraktiven Business Case dar und zahlen zudem auf die Kundentreue und somit unser Kerngeschäft ein.

Beim Blick in die Bilanz stechen auf der Aktivseite die Liquidität von 277 Mio. CHF und Intangible Assets von 595 Mio. CHF ins Auge. Auf der Passivseite beträgt das Eigenkapital 485 Mio. CHF, was einer Eigenkapitalquote von 38,2% entspricht. Sind diese Intangibles auch in einem sich verschlechternden Umfeld noch wirklich werthaltig?

Bei den Intangibles handelt es sich vor allem um Technologieentwicklungen und Software sowie um immaterielle Vermögenswerte aus den akquirierten Unternehmen. Die Werthaltigkeit dieser Assets sehen wir als gesichert und durch die Chancen aus dem elektronischen Rezept ein sich verbesserndes Umfeld als äusserst plausibel.

Wie hat sich eigentlich die Wettbewerbslandschaft entwickelt? Gibt es neue Konkurrenten, und was machen die alten?

Einzelne Anbieter, wie Douglas, sind in den Medikamentenmarkt eingestiegen, gleichzeitig ist eine Szene von jungen Lieferdiensten – sogenannte Q-Commerce-Start-ups – entstanden. Wir beobachten und analysieren den Markt genau, um abzuwägen, ob Möglichkeiten für Partnerschaften Sinn machen und entsprechend für beide Seiten eine Win-Win-Situation entstehen kann.

Trotz der Verzögerungen bei der Markteinführung des E-Rezeptes in Deutschland scheint sich doch am Business Case abgesehen von der Zeitschiene nichts Grundlegendes geändert zu haben. Zusätzlich gibt es nun sogar Ansätze, das elektronische Rezept in der ganzen EU einzuführen. Dennoch rudern die Bankanalysten von ihren zuvor vollmundigen Prognosen zurück, die Fachmedien stimmen ein, und die Leerverkäufer jubilieren. Wie kann sich der «rationale» Aktienkäufer diese bipolare «Schwarz-Weiss-Welt» erklären?

Wir erachten die Relevanz der E-Rezept-Einführung weiterhin als sehr hoch, lediglich der Startpunkt ist verschoben. Das ganze Zur-Rose-Team ist bestens auf den Start vorbereitet und freut sich darauf, die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen. Die Erfahrungen in Schweden, wo bereits 13% aller rezeptpflichtigen Arzneimittel online gekauft werden, stimmen uns sehr zuversichtlich.

Blicken wir zum Schluss noch einmal weit in die Zukunft. Was ist Ihre Vision für Zur Rose im Jahr 2030?

Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Auf- und Ausbau des führenden europäischen Gesundheitsökosystems und unserer Vision «health in one click» den Nerv der Zeit treffen. Das heisst, dass die Menschen entlang einer nahtlosen «Gesundheits-Journey» die besten Optionen für eine optimale Versorgung erhalten. Eine Online-Sprechstunde mit einem Arzt zu vereinbaren, gehört genauso dazu, wie das Rezept elektronisch zu empfangen und es an die Wunsch-Apotheke bequem und einfach weiterzuleiten. Die Menschen möchten wir so befähigen, genau jenes Mass an Verantwortung für ihre Behandlung zu übernehmen, das sie zu tragen bereit sind. Das ist die Zukunft – und sie ist nicht mehr fern, sondern greifbar.

Vielen Dank für die erhellenden Antworten und die klaren Worte, Herr Oberhänsli. Ihnen wünschen wir gutes Gelingen bei der weiteren Entwicklung der Zur-Rose-Gruppe.

Digital Assets: Fünf Schweizer Start-ups präsentierten vor Investoren

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Gökhan Altinok pitcht für DEXGame. Bild: Jonas Gasser

Für junge Unternehmen ist es immer wichtig, potenzielle Geldgeber treffen und ihre «Story» erklären zu können. Wegen der Corona-Massnahmen war dies in den letzten zwei Jahren nur bedingt möglich. Die Zürcher Daura AG wählte während der Pandemie den digitalen Weg, um an ihren zwei «Meet the CEO-Events» Unternehmen mit Investoren in Kontakt zu bringen. Am 26. April war nun Schluss mit den virtuellen Treffen. Zum ersten Mal präsentierten sich beim 3. «Meet the CEO» im Technopark Zurich fünf Start-ups persönlich vor rund 100 Investoren und Mitgliedern der Daura-Community. Ziel der Veranstaltung sei es Daura-Kunden live vor Publikum präsentieren lassen und Fragen beantworten zu lassen, so Peter Schnürer, CEO von Daura (siehe Video).

Sehr breiter Mix an Sektoren

Besonders interessant an der Auswahl der fünf präsentierenden Unternehmen war der Mix an unterschiedlichen Sektoren. Wer erwartete, dass ausschliesslich Technologieunternehmen ihren Investment Case im Technopark zeigen würden, hatte sich getäuscht. Denn auch ein auf Oldtimer fokussiertes Carsharing-Unternehmen und ein Immobilienentwickler waren mit von der Partie. So wurde auch gleich deutlich, dass Daura mit seiner Plattform für digitale Unternehmensbeteiligungen für alle Branchen offen ist.

Gaming-Marktplatz im Metaverse

Einen virtuellen Treffpunkt für die Gaming-Community lässt das Gründer-Team von DEXGame im Metaverse entstehen. Das Unternehmen entwickelt derzeit den DEXPark, wo es verschiedene Angebote wie eine Spielearena, eine NFT-Galerie und eine Börse für Spieletoken geben wird. Bereits heute schon verfügt DEXGame über einen eigenen Token, den DXGM Token, der auch schon auf Kryptobörsen gehandelt wird. Sobald der DEXPark im Metaverse fertiggestellt ist, sollen weitere Komponenten rund um die Bedürfnisse für Gamer in dieser neuen Welt entstehen. Co-Gründer und CEO von DEXGame, Gökhan Altinok, schwärmte vom grossen Marktpotenzial. So soll der Markt für Gaming bereits rund 180 Mrd. US-Dollar schwer sein und derjenige für NFTs von derzeit etwa 90 Mrd. US-Dollar in den kommenden Jahren auf über 800 Mrd. US-Dollar wachsen. Von diesem Kuchen möchte sich DEXGame ein Stück abschneiden. Investoren werden sich im Rahmen einer Finanzierungsrunde auf Daura an DEXGame beteiligen können.

Investitionen in sehr früher Phase

Planet Ants International möchte mit seinem gleichnamigen Mobile-Game, in dem die Spielenden Herrscher über eine Ameisenkolonie werden, Millionen Spielerinnen und Spieler in ganz Europa begeistern. Allerdings benötigt die in UK und der Schweiz domizilierte Gesellschaft derzeit noch Kapital, um die Programmierung des Spiels finanzieren zu können. Wer in Planet Ants investiert, steigt also in einem sehr frühen Stadium in das Unternehmen ein – mit entsprechen grossen Chancen und Risiken. Das besondere an der Kapitalerhöhung, welche über die Daura-Plattform abgewickelt wird: Investoren können sowohl in Schweizerfranken, also auch in Kryptowährungen in Planet Ants investieren.

Noch ganz am Anfang seiner Unternehmensgeschichte steht auch SB Immo4invest. Die auf Projektentwicklungen in der Immobilienbranche spezialisierte Gesellschaft sucht derzeit Kapital für ein erstes Immobilienprojekt, welches das erfahrene Team um Gründer Alexander Röhrig anschliessend realisieren möchte. Ist das erste Projekt erfolgreich fertiggestellt und verkauft, soll ein Teil des Projektgewinns an die Investoren zurückfliessen. Der andere Teil dient dann als Eigenkapital für das nächste Entwicklungsprojekt. Auf diesem Weg plant SB Immo4invest sein künftiges Wachstum. Doch erst einmal steht nun die Finanzierung des ersten Projekts an.

Kapital für Classic Cars Club gesucht

Etwas weiter ist hier schon die Cow Level AG, deren Anteile bereits auf der Handelsplattform SME|X der Berner Kantonalbank gehandelt werden. Mit ihrem Shop für virtuelle Gegenstände, sogenannte Items, ist das Unternehmen bereits live gegangen. Zudem ist Cow Level ins Accelerator-Programm des Start-up Inkubators F10 aufgenommen worden. Ebenso weit fortgeschritten ist die Classic Venture AG. Unter dem Namen Soul Garage entsteht eine Art Carsharing für Oldtimer-Liebhaber. Basis dafür ist ein Classic Cars Club mit verschiedenen Mitgliedschafts-Stufen. Neben der Möglichkeit, eines der Fahrzeuge zu mieten, führt Soul Garage auch Events für seine Mitglieder durch. Zehn Classic Cars besitzt das Unternehmen bereits. Zur Finanzierung der weiteren Expansion führt die Classic Venture AG derzeit auf Daura eine Kapitalerhöhung durch.

Trotz oder gerade wegen der verschiedenen Businessmodelle und dem unterschiedlichen Projektstatus zeigte der 3. Meet the CEO-Event, wie vielfältig die Projekte auf der Daura-Plattform sind. Gut möglich, dass sich unter den präsentierenden Unternehmen auch ein künftiges Unicorn befindet. Das Feedback von Unternehmen und Besuchern fiel jedenfalls sehr positiv aus. Die Teilnehmenden freuen sich bereits auf den 4. Meet the CEO-Event.

Impressionen vom 3. Meet the CEO-Events
  • Boris Obboda präsentiert FIPME. Bild: Jonas Gasser

Eniwa: Erneute Gewinnsteigerung dank Rekordabsatz und solidem Finanzergebnis

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Solarenergie boomt. Die überschüssige Strommenge aus Photovoltaikanlagen, die ins Eniwa-Netz eingespeist wird, nimmt Jahr für Jahr zu. Bild: Eniwa AG

Im Rahmen der dezentralisierten Energieversorgung werden je länger je mehr Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Wohngebäuden installiert. Mittels intelligenter Steuerung des Verbrauchs sowie Eigenverbrauchsgemeinschaften wird die Nutzung der vor Ort produzierten Energie optimiert. Damit rückt der Dienstleistungsbereich für Energieversorger wie die Eniwa AG vermehrt in den Fokus, bleibt aber betreffend Bedeutung fürs Geschäftsergebnis dennoch im Schatten des Energieabsatzes.

Rekordmenge an gelieferter Energie

Eniwa liefert in 30 Gemeinden im Grossraum Aarau Energie für rund 100’000 Personen. Im Geschäftsbericht 2021 informiert das Unternehmen über die Lieferung von 1’090 Gigawattstunden Energie in Form von elektrischem Strom, Gas sowie Wärme und Kälte über ihre drei Verteilnetze. Dies stellt eine neue Rekordmenge dar, wobei insbesondere im kalten ersten Halbjahr hohe Energieabsätze angefallen waren. Erneut rückläufig war dafür die Eigenproduktion des Aarekraftwerks mit 90 Gigawattstunden. Trotz der Hochwassersituation im Sommer lag die Wasserführung 2021 deutlich tiefer als im Durchschnitt der Vorjahre. Zudem musste in der Zeit der Hochwasser während Wochen im 24-Stundenbetrieb Treibgut weggeschafft werden, weshalb das Wasser nicht mit voller Kapazität turbiniert werden konnte.

Deutliche Gewinnsteigerung dank gutem Finanzergebnis

Mitunter dank der stark steigenden Strom- und Gaspreise im letzten Quartal 2021 – das Unternehmen schreibt von einer Verdoppelung der Gaspreise und einer Steigerung der Strompreise um 73% – konnte Eniwa den konsolidierten Umsatz auf 162.6 Mio. CHF (+8,2%) steigern. 124.4 Mio. davon entfallen auf den Bereich Energie und Wasser, 26.1 Mio. auf den Dienstleistungsbereich. Getrieben von Mehrkosten in der Energie- und Wasserbeschaffung erhöhte sich auch der betriebliche Aufwand deutlich auf 149.6 Mio. CHF (+8,7%). Das EBIT liegt folglich mit 12.9 Mio. (+2,3%) nur leicht über Vorjahresniveau. Die gute Performance der Finanzmärkte ermöglichte einen hohen Finanzerfolg von 6.1 Mio. CHF, wodurch der Gruppengewinn mit 16.2 Mio. CHF (+24,4%) deutlich über dem Wert von 2020 zu liegen kam. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung am 19. Mai die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 20 CHF pro Aktie.

Investitionen in die nachhaltige Energieversorgung der Region

Im Berichtsjahr investierte Eniwa rund 32 Mio. CHF in die Netzinfrastruktur und in Produktionsanlagen. Der Hauptteil davon floss in die Erneuerung des Stromnetzes, den Ausbau der Wärmenetze und den Neubau des Trinkwasserreservoirs Gönhard. Rund 4 Mio. CHF flossen in das neue Dotierkraftwerk beim Wehr Schönenwerd, welches 2022 in Betrieb genommen werden soll und jährlich 5 Gigawattstunden Strom liefern wird. In den nächsten Jahren wird Eniwa die Kompletterneuerung des Wasserkraftwerkes an der Aare beschäftigen. Das Gesamtinvestitionsvolumen soll sich auf rund 135 Mio. CHF belaufen, wobei aus verschiedenen Fördermitteln des Bundes mit einer Unterstützung von bis zu 45 Mio. gerechnet wird, und die umweltfreundliche Energieversorgung in der Region bis zum Ablauf der Konzession im Jahr 2085 ermöglichen.

Darin zeigt sich die strategische Ausrichtung von Eniwa mit Fokus auf erneuerbare Energien und Regionalität. Durch Dienstleistungen im ICT-Bereich wie den Ausbau des Glasfasernetzes oder die Bereitstellung hochmoderner Serverräume zur Datenaufbewahrung stärkt Eniwa ihre regionale Präsenz weiter. Die Verfolgung der Nachhaltigkeitsstrategie zeigte sich denn auch in der von schweizeraktien.net im letzten Jahr durchgeführten ESG-Bewertung von Schweizer KMU, wo Eniwa im Bereich Umwelt eine der höchsten Punktzahlen erzielte.

Während Eniwa in der ESG Bewertung von schweizeraktien.net im Bereich Umwelt mit 9 von 10 Punkten den geteilten ersten Rang belegt, besteht im Sozialen und der Governance noch Potenzial. Grafik: schweizeraktien.net
Unsichere Marktaussichten

Kurz- und mittelfristig rechnet Eniwa mit einer deutlichen Erhöhung der Energiepreise. Bezüglich Versorgungssicherheit mit Strom und Gas beurteilt das Unternehmen die Lage infolge des Ukraine-Krieges als sehr herausfordernd. Konkrete Prognosen zum Geschäftsjahr 2022 oder der Marktentwicklung macht das Unternehmen nicht.

Fazit

Das Geschäftsjahr 2021 brachte Eniwa eine Verbesserung des Resultates. In der langjährigen Betrachtung bewegen sich die Zahlen des Energiedienstleisters aber weiter seitwärts. So resultierte in den letzten zehn Jahren stets ein EBIT zwischen 8.6 Mio. und 17.7 Mio. CHF. Die 12.9 Mio. CHF von 2021 stellen aber zum dritten Mal in Folge eine Verbesserung dar seit dem Tiefstwert im Jahr 2018. Die nächsten Jahre werden im Zeichen des Erneuerungsprojekts des Aarekraftwerkes stehen, dank einem ausgewiesenen Eigenkapital von knapp 385 Mio. CHF bei einer Eigenkapitalquote von 58% ist das Unternehmen aber solide aufgestellt, um die Investitionen stemmen zu können. So leistet Eniwa ihren Beitrag zur Energiewende und dürfte langfristig vom Fokus auf Nachhaltigkeit und Regionalität profitieren, sei es beim Stromabsatz oder im Dienstleistungsbereich.

Die Aktien der Eniwa Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 1’300 CHF. Auf diesem Kursniveau errechnen sich ein KGV von 24.1 und ein KBV von 1.0. In Anbetracht der eher bescheidenen Dividendenrendite von 1,5% sind die Titel somit nicht gerade günstig bewertet. Investoren sollten deshalb in näherer Zukunft nicht mit grossen Kurssprüngen rechnen, zumal die Titel in den letzten zwölf Monaten nach einem Zwischentief bereits um 23,8% zugelegt haben.

Nach dem rasanten Anstieg im letzten Jahr fiel der Geldkurs der Eniwa-Aktie seit dem letzten Abschluss auf 1’000 CHF. Der Brief-Kurs verbleibt bei 1’300 CHF. Chart: otc-x.ch

Schweizer Aktien Favoriten 2022: April-Unbeständigkeiten fordern Tribut

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Trotz mancher kraftvoller Erholungsbewegung, seit Jahresanfang überwiegt an den Weltbörsen die Gravitationskraft. „What goes up, must come down.“ So lautet ja auch eine mittlerweile fast vergessene Börsenweisheit. Tatsächlich sind auch die grössten Kursverluste bei den Börsenlieblingen der vergangenen Hausse-Jahre zu finden. Demgegenüber halten sich die meisten Titel der Favoritenliste relativ gut.

Die Netflix Aktie veranschaulicht deutlich den Effekt. Das Hoch lag im vergangenen Oktober bei 700 USD, inzwischen kostet die Lieblingsaktie einer ganzen Generation von neuen Anlegern weniger als 200 USD. Die Market Cap erreicht nur noch 88 Mrd. USD. Selbst gewiefte Hedge Fund Koryphäen wie Bill Ackman schätzten die Signale falsch ein. Sein Anlagevehikel Pershing Square erwarb Netflix "günstig" nach dem ersten Kursrutsch und realisierte inzwischen entnervt einen Verlust von über 400 Mio. USD. Ähnliche Beispiele finden sich überall. In der Schweiz sind es Aktien wie Zur Rose oder Straumann, die in schwindelerregender Geschwindigkeit auf Bewertungen gehievt wurden, die nicht von Dauer sein konnten. Momentum Investment mag zwar kurzzeitig eine Überrendite bringen, die Gefahren eines schnellen Absturzes werden dagegen gerne ignoriert.

Was hoch steigt, muss auch wieder tief fallen. Diese Börsenweisheit trifft auf Netflix genauso wie auf die Schweizer Zur Rose Group zu. Chart: money-net.ch

Vom Darling zum Underdog

Mit Logitech befindet sich allerdings ein solcher ehemaliger "Liebling" der Anleger auf der Favoritenliste. Der Einstieg erfolgte, im Rückblick betrachtet, wohl zu früh, denn die Korrekturbewegung scheint noch nicht abgeschlossen. In der fundamentalen Betrachtung bleiben jedoch die Nachfragetrends intakt, die Profitabilität ist hoch und die Innovationskraft ungebrochen. Das alles spricht für eine letztlich positive Kursentwicklung. Manchmal ist für Börsenerfolge eben auch Sitzfleisch erforderlich.

Geduldsprobe für Ypsomed Aktionäre

Ähnlich ist der Fall bei Ypsomed gelagert. Durch die Pandemie wurde die Markteinführung der eigenen Produkte verzögert, was sich auch in der Entwicklung der Zahlen niederschlägt. Das ändert aber nichts am Investment Case, der sich vor allem auf innovative, effiziente und auch kostensenkende Lösungen für Patienten wie auch die Gesundheitssysteme gründet. Die Anzahl der Diabetesfälle wächst mit 9% p.a. und vielfach sind die Patienten und die bestehenden Infrastrukturen überfordert. Die Strategie eigene Produkte zu lancieren, ist richtig und bringt der Gesellschaft und ihren Aktionären trotz der Verzögerungen am Ende eine höhere Gewinnmarge sowie mehr Skalierungsspielräume. Ein Beispiel ist die am 27. April bekanntgemachte Kooperation mit Abbott und CamDiab zur Versorgung von Diabetikern mit der automatisierten Insulinabgabe. Die Volatilität der eher marktengen Aktie mag zwar nervenaufreibend sein, doch verweist sie gleichzeitig auf das zukünftige Kurspotential.

Schokoladenachfrage wächst

Barry Callebaut meldete beeindruckende Geschäftszahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/2022. Demnach stieg der Umsatz um 15,8% auf 4 Mrd. CHF. Der Nettogewinn nahm um 9,3% zu. Das Wachstum ist über alle Regionen stark, insbesondere im Segment Gourmet & Specialties mit fast 30% Zuwachs. Die Gesellschaft hat drei Fabriken in Russland, der Anteil Russlands am Umsatz liegt unter 5%. Wertberichtigungen sind wahrscheinlich. Der Vorteil der breiten geographischen Diversifikation ist, dass solche Ereignisse verkraftet werden können ohne tiefere Spuren in der Bilanz zu hinterlassen. Die Aktie zählt zu den wenigen Gewinnern seit Anfang Jahr.

OTC-X Aktien mit stabiler Entwicklung

Von den OTC-X Unternehmen legten Griesser Holding und Rapid Holding die Jahresabschlüsse 2021 vor. Bei der Rapid Holding stieg der Umsatz um 17%, das EBIT sogar um 69%. Auch die Griesser Holding glänzte mit 11,1% Umsatzzuwachs sowie einem Anstieg des Gewinns vor Minderheiten von 6,2%. Beide Unternehmen liessen die Dividende unverändert. Beide Aktien liegen leicht im Plus seit Jahresbeginn.

Performance

Während der SPI Extra-Index seit Jahresbeginn um mehr als 10% verlor, entwickelte sich der OTC-X Liquidity-Index stabil. Chart: money-net.ch

Bei den fünf Aktien, die auf OTC-X gehandelt werden, zeigen sich keine negativen Vorzeichen, allerdings halten sich auch die Kursgewinne in engen Grenzen. Am besten liegt Weiss+Appetito mit einem Plus von 4,5%. Im Durchschnitt liegt die Performance bei 1,4% seit Jahresanfang. Die repräsentativen OTC-X Indizes bewegen sich wenig verändert zwischen -1,4% und 1,6%. Die Market Cap der 248 Aktien bewegt sich stabil bei 18.3 Mrd. CHF. Bei den kotierten Aktien sieht die Zwischenbilanz eindeutig schlechter aus. Obwohl zwei Aktien ein Pluszeichen aufweisen, liegt die Performance im Durchschnitt bei -9,4%. Dabei fällt insbesondere der Rückgang um einen Viertel bei Ypsomed ins Gewicht, aber auch der gedrückte Kurs von Logitech. Über alle zehn Aktien gerechnet beträgt die Jahresperformance somit nach vier Monaten -8%. Der S&P 500 zeigt nach den seit Jahrzehnten schlechtesten ersten vier Monaten des Jahres eine Performance von -13,3%, der DAX von -11,3% und der Performance-orientierte SPI Extra von -14,4%.

Reishauer: Elektromobilität, Lieferkettenprobleme und steigende Preise prägen das Geschäft

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Im Fabrikneubau am Standort Wallisellen wird nach dessen Fertigstellung die Produktion und Logistik von Reishauer Platz finden. Bild: zvg

Die Automobilbranche befindet sich seit einigen Jahren in einer Transformation weg von herkömmlichen Verbrennungsmotoren und hin zu alternativen Antriebsarten, insbesondere zu batterieelektrischen Fahrzeugen. Mit einem Absatz von rund 5 Mio. Fahrzeugen im Jahr 2021 stieg der Marktanteil dieser Kategorie auf 6%. In Europa entschieden sich gar 10% der Käufer für ein Auto mit reinem Batterieantrieb. Noch deutlicher zeigt sich die Transformation im Auftragseingang der Zulieferer und Ausrüster der Automobilbranche. Bei der Reishauer Gruppe, Herstellerin von Schleifmaschinen zur Zahnradbearbeitung, kämen aktuell rund drei Viertel der Auftragseingänge aus dem Bereich der Elektromobilität, erklärt Verwaltungsratspräsident Jost Sigrist auf Nachfrage. Mit der Reishauer AG und der deutschen Felsomat GmbH & Co. KG profitieren beide Tochtergesellschaften der Gruppe von den hohen Investitionen in die Elektromobilität.

Nachfrage kann wegen angebotsseitigen Problemen nicht gedeckt werden

Die erfolgreiche Bewältigung der Transformation der Branche war aber bei weitem nicht die einzige Herausforderung, die Reishauer im Geschäftsjahr 2021 zu bewältigen hatte. Von der Covid-Pandemie ausgelöste Produktionsstopps bei den Kunden führten auch bei Reishauer zu Jahresbeginn zu tiefen Auftragseingängen, die Mitarbeitenden der Fertigung und Montage am Standort in Wallisellen mussten zeitweise in Kurzarbeit gehen. Während sich die Auftragslage bereits im ersten Quartal wieder spürbar verbesserte, blieben Lieferkettenprobleme, Halbleiterknappheit und die globale Teuerung bestehen. Die Nachfrage nach Automobilen wäre vorhanden, allerdings könne diese angebotsseitig von den Herstellern nicht vollständig abgedeckt werden, erläutert Jost Sigrist. Dies schlage sich auch in den Zahlen der Zulieferer und Ausrüster nieder.

Dennoch verzeichnete die Reishauer AG 2021 Auftragseingänge von 201 Mio. CHF, was den Wert aus dem Vorjahr beinahe verdoppelt und auch über dem Wert von 2019 liegt. Bei Felsomat konnten die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr um 16% auf 144 Mio. EUR gesteigert werden. Per Ende 2021 belief sich der Auftragsbestand bei Reishauer auf 94 Mio. CHF, jener bei Felsomat auf 159 Mio. EUR. Insbesondere die Fernmärkte USA und China trugen in den letzten Monaten mit hohen Wachstumszahlen zu den Auftragseingängen bei. Gerade in China ist die Lage mit sich teilweise wieder verschärfenden Covid-Restriktionen aber weiter anspruchsvoll. So würde Reishauer gemäss Jost Sigrist zwar ihre Präsenz vor Ort gerne auch mit Schweizer Fachpersonal verstärken, was aktuell aber schlicht nicht möglich sei. Bei der Reishauer AG entfallen 62% der Auftragseingänge auf Asien und 10% auf Nord- und Südamerika, bei Felsomat sind es 30% respektive 11%.

Zufriedenstellendes Ergebnis 2021

In Anbetracht des Umfeldes bezeichnet die Reishauer Gruppe die Geschäftsentwicklung im neusten Geschäftsbericht als zufriedenstellend. Der konsolidierte Gruppenumsatz aus Lieferungen und Leistungen ging um 1% auf 263 Mio. CHF zurück. Gemäss Jost Sigrist sei Reishauer aufgrund der ausserordentlichen Lage teilweise in Vorleistung gegangen, was sich in hohen Bestandszunahmen der fertigen und unfertigen Erzeugnisse niederschlug. Der totale Betriebsertrag liegt folglich mit 301 Mio. CHF um 16% über Vorjahresniveau.

Die weltweiten Preiserhöhungen der Rohmaterialien und Zulieferprodukten hatten einen überproportionalen Anstieg des Betriebsaufwandes um knapp 18% auf 296 Mio. zur Folge. Reishauer kann die höheren Preise nicht vollumfänglich an die Kunden weitergeben, da die Preisentwicklung jegliche Erwartungen überstiegen hat und somit bei Vertragsabschluss nicht in dem Umfang abgesichert wurde. Das betriebliche Ergebnis ging dementsprechend gegenüber dem Vorjahr um 34% zurück auf 4.6 Mio. CHF. Dank der guten Performance der Wertschriftenmärkte im Berichtsjahr konnte die Gruppe dafür mit 11.7 Mio. einen beinahe doppelt so hohen Finanzertrag wie 2020 erzielen. Unter dem Strich resultierte so ein deutlich gesteigerter Gruppengewinn von 10.6 Mio. CHF (+84%).

Herabsetzung des Aktienkapitals um 5% beantragt

Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 900 CHF pro Aktie. Damit liegt diese über dem Vorjahreswert von 750 CHF je Aktie, allerdings weiterhin deutlich unter den 1’280 CHF von vor Pandemiebeginn. Weiter beantragt der Verwaltungsrat die Herabsetzung des Aktienkapitals um 5% durch Vernichtung von 500 Namenaktien, die Reishauer bereits seit einigen Jahren selbst hält. «Da wir die Aktien bereits halten, wirkt sich die Vernichtung nicht finanzwirksam aus. Nach ausführlicher Beurteilung der Handlungsoptionen hat sich die Kapitalverdichtung als beste Alternative für alle unsere Aktionäre ergeben», erklärt Jost Sigrist den Entscheid des Verwaltungsrates. Bei Zustimmung der Generalversammlung reduziert sich das Aktienkapital der Gruppe auf 2.375 Mio. CHF, eingeteilt in 9’500 Namenaktien zu nominal 250 CHF.

Mit solider Basis ins 2022

Die Eigenkapitallage der Gruppe präsentiert sich per Ende 2021 mit einem Anteil von 66% am Gesamtkapital weiter grundsolide. Die flüssigen Mittel sanken im Berichtsjahr zwar von beinahe 150 Mio. auf 94 Mio. CHF, dies lässt sich aber mit dem Neubau des Produktionsgebäudes in Wallisellen begründen. Die erste Etappe soll noch 2022 abgeschlossen werden und ein Investitionsvolumen von rund 70 Mio. CHF aufweisen. Das Projekt ist auch ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz und dem hier beschäftigten Fachpersonal. Trotz des hohen Ablaufs flüssiger Mittel beläuft sich das Umlaufvermögen weiterhin auf 400 Mio. CHF oder 75% des Gesamtkapitals.

Für 2022 zeigt sich Reishauer in Anbetracht der hohen Auftragsbestände zu Jahresbeginn optimistisch, eine Steigerung des Umsatzes erzielen zu können. Die Probleme entlang der Lieferketten und steigende Preise werden aber auch im laufenden Jahr zentrale Themen bleiben und vom Krieg in der Ukraine noch akzentuiert werden. Ein nennenswertes direktes Exposure in der Ukraine oder Russland hat Reishauer nicht.

Fazit

Nach dem Rückgang 2020 zeigen die Reishauer Zahlen langsam wieder nach oben. Bis zum Niveau von 2019 fehlt allerdings noch immer ein gutes Stück. Der hohe Auftragsbestand lässt auf eine Annäherung der Umsätze hoffen, kostenseitig werden sich aber die Lieferkettenprobleme und gestiegenen Preise für Rohmaterialien, Energie und Transportkapazitäten erneut negativ aufs Ergebnis auswirken. Immerhin beschränken sich die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf indirekte Effekte über die Preise und Lieferketten. Allfällige langfristige Konsequenzen für die Branche und Reishauer bleiben unklar.

Reishauer hat sich in den letzten beiden schwierigen Geschäftsjahren in der Lage gezeigt, auch in einem herausforderndem Marktumfeld schwarze Zahlen schreiben zu können. In Anbetracht der weiter bestehenden Probleme entlang der Lieferketten und unlängst auch wieder Ausbrüchen des Corona-Virus in China bleibt das Geschäft der Reishauer aber zumindest in naher Zukunft risikobehaftet. Die Nachfrage nach Automobilen ist jedoch vorhanden, ebenso bringt der Wechsel zur Elektromobilität zusätzlichen Investitionsbedarf. Eine kontinuierliche Rückkehr auf Vorkrisenniveau scheint deshalb im Bereich des Möglichen, auch wenn dies voraussichtlich nicht in einem einzigen Schritt geschafft werden wird.

Die Aktien der Reishauer Beteiligungen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 42’000 CHF. Damit liegt der Kurs bei einem KBV von 1.2 nur leicht über dem ausgewiesenen Eigenkapital. Abzüglich der verzinslichen Verbindlichkeiten verfügt Reishauer über eine Nettoliquidität von 240 Mio. CHF. Pro Aktie – unter der Voraussetzung, dass die Generalversammlung der Aktienvernichtung zustimmt – ergibt dies einen Wert von gut 25’000 CHF oder 60% des aktuellen Kurses. Nach unten scheint die Bewertung auf dem aktuellen Niveau somit gut abgesichert zu sein. Sollte der Reingewinn von 2019 wieder erreicht werden können, entspräche dies bei der aktuellen Bewertung einem KGV von eher günstigen 11.4. Bei einer Erholung des Geschäftes, der Industrie und der Lieferketten weisen die Titel somit Potenzial auf. Viele Fragezeichen; mit einer Dividendenrendite von 2,1% und dem begrenzten Downside-Risiko dürfte es sich für Aktionäre jedoch lohnen, in den Titeln investiert zu bleiben.

Die Reishauer-Titel haben den Aktionären in jüngster Vergangenheit wenig Anlass zu Freudensprüngen gegeben. Seit dem Höchststand 2017 hat sich der Kurs halbiert. Chart: otc-x.ch

Espace Real Estate: Mit attraktiven Produkten gut aufgestellt für die Zukunft

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«Wer hätte sich vor drei Jahren vorstellen können, dass uns eine Pandemie und ein fürchterlicher Vernichtungskrieg beschäftigen würde», so eröffnete Andreas Hauswirth, Verwaltungsratspräsident der Espace Real Estate AG, die Generalversammlung in Solothurn.

Andreas Hauswirth, Verwaltungsratspräsident der Espace Real AG, spricht zu den Aktionärinnen und Aktionären anlässlich der Generalversammlung. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Eine Generalversammlung, die seit drei Jahren zum ersten Mal wieder physisch durchgeführt werden konnte. Gerade in Zeiten von Krieg und Pandemie war es den zahlreichen Aktionären, Besuchern und Espace-Mitarbeitenden anzumerken, wie erleichternd es war, mit einer physischen GV wieder so etwas wie Normalität zu leben, zumindest was das Unternehmen anbelangt. Sich nach der GV mit Kunden, externen Dienstleistern und natürlich den Aktionärinnen und Aktionären von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen – man hatte Nachholbedarf in Sachen direkter Kommunikation, das war deutlich zu sehen und zu spüren.

Bei der letzten physischen GV 2019 wurde Andreas Hauswirth zum Verwaltungsratsvorsitzenden gewählt. Für ihn Grund genug, nach drei Jahren eine Bilanz zu ziehen. Wobei auch diese der Aktualität nachstehen musste. Man habe 8 Wohnungen für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung gestellt, 4 davon seien jetzt bezugsbereit, sagte Hauswirth am Anfang seiner Ausführungen. Und Espace habe am nationalen Solidaritätstag für die Ukraine einen namhaften Betrag gespendet.

Auch in der Pandemie habe man durch Mieterlasse insbesondere bei Gewerbemietern eine für beide Seite sehr gute Lösung gefunden, das Band zwischen Mietern und Espace sei durch diese Massnahmen noch enger geworden, so Hauswirth.

Aber zurück zu der Bilanz nach drei Jahren, die in Hauswirths Worten sehr erfolgreich ausfiel. So konnte seit 2018 der Liegenschaftsaufwand um 13% gekürzt werden. Die Leerstandsquote ging gar um 28% auf 5,3% zurück. Und auch auf der Finanzierungsseite gab es positive Nachrichten: Der Finanzaufwand sank um 21% auf 5.8 Mio. CHF, und das bei einem gleichzeitigen Anstieg des Hypothekarvolumens um 8% auf 374 Mio. CHF. «CFO Christian Froelicher und die Geschäftsleitung haben die Finanzierung proaktiv gesteuert, deshalb die erfreulichen Resultate», bedankte sich Hauswirth bei der operativen Spitze des Unternehmens.

Mit Blick nach vorne machte Hauswirth deutlich, dass durchaus weiteres Potenzial zur Verbesserung der Unternehmensperformance vorhanden sei. So sollten die Leerstände insbesondere im Gewerbebereich weiter gesenkt, die Prozesslandschaft ausgebaut werden. Und der VRP mahnt ein stärkeres Wachstum an, auch und durchaus über Akquisitionen, wenn sie opportun seien.

Gruppenbild (noch) ohne Dame. Der Verwaltungsrat will laut VR-Präsident Andreas Hauswirth möglichst bald auch eine Frau in seinen Reihen haben. Stephan A. Müller, Christoph Arpagaus, Andreas Hauswirth und Ueli Winzenried (vlnr.) bei der GV 2022. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Und dann ein Thema, bei dem Hauswirth etwas neidisch auf die operative Seite von Espace schielte. Über 90% beträgt der Frauenanteil im Unternehmen, während sich der Verwaltungsrat als «Gruppenbild ohne Dame» präsentiert. Hauswirth versprach gegenüber der GV Abhilfe: «Wir arbeiten daran, Ihnen bald eine Verwaltungsrätin präsentieren zu können».

Gruppenbild der Damen. Der Frauenanteil der Mitarbeitenden beträgt bei Espace Real Estate über 90%. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Für CEO Lars Egger standen im vergangenen Jahr die zahlreichen Sanierungen an diversen Liegenschaften der Espace im Zentrum des Handelns. Dass dabei keinem einzigen Mieter eine Kündigung ausgesprochen wurde, darauf sei er besonders stolz, so Egger. In den nächsten zwei bis drei Jahren würden alleine im Raum Solothurn weitere 170 Wohnungen saniert werden. So ist z.B. geplant, die Balkone der Überbauung Amselweg in Zuchwil deutlich zu vergrössern, Corona habe gezeigt, wie wichtig das den Mieterinnen und Mietern sei, sagt Egger.

CEO Lars Egger erläutert die operativen Meilensteine in 2021. Bild: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Die erfolgreich durchgeführten Sanierungen im letzten Jahr werden laut Egger 2022 zu höheren Mieterträgen führen. Und es sind, im Gegensatz zu 2021, in diesem Jahr auch wieder Investitionen in Neubauten geplant.

Ein immer wieder kontrovers behandeltes Thema bei Immobiliengesellschaften ist der Erfolg aus Neubewertung. Espace wies da 2021 einen Erfolg von 4.8 Mio. CHF aus. Im Verhältnis zum Wert des Liegenschaftenbestands von knapp 738 Mio. CHF sei dies eine Preissteigerung von 0,7%, so Egger, mithin weit unter den Teuerungsraten, wie wir sie im letzten Jahr gesehen hätten.

Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt aller baulichen Massnahmen, die Espace vornimmt. Egger machte darauf aufmerksam, dass über alle Immobilien gesehen 10,5 kg/m2 direkte CO2-Emissionen zu verzeichnen sind, was bereits deutlich unter dem Durchschnitt der Liegenschaften in der Schweiz sei. Bis 2030 ist eine weitere Halbierung geplant. Man werde künftige Neubau- und Sanierungsprojekte nach dem Standard nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS zertifizieren lassen. Nachhaltigkeit hat aber seine Bedeutung auch im Verhältnis der Dauer der Kundenbeziehungen: 12,3 Jahre blieben die 5 grössten Mieter im Vertragsverhältnis mit Espace, so Egger.

Egger sprach wie schon zuvor Hauswirth die Prozesse an, die in Zukunft weiter angepasst werden sollen. Im Bereich Digitalisierung sei Espace mit dem digitalen Onlinevermietungstool Fastspace bereits erfolgreich, erste Vermietungen konnten über die seit März aufgeschaltete Plattform abgeschlossen werden.

Beim Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sieht VRP Hauswirth drei Herausforderungen. An erster Stelle stehen dabei die Energiekosten. Sie würden zu markant höheren Nebenkosten führen; allerdings sei man bei Espace im Bereich Energie gut aufgestellt, und die Vorgabe, die Emissionen um weitere 50% zu senken, ginge in die richtige Richtung. Auch die Photovoltaik müsste weiter ausgebaut werden, um Stromkosten zu reduzieren. Als zweite Herausforderung macht Hauswirth die Inflation aus, in deren Folge die Hypothekarzinsen steigen werden und damit Druck auf die Bewertung der Liegenschaften entsteht. Deshalb sei ein weiterer Anstieg des EBIT zwingend. Dieses betrug 2021 33.4 Mio. CHF, gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs von 22%. Last but not least würden Probleme mit den Lieferketten die Baukosten erhöhen. Das erfordere vom Unternehmen gute und harte Verhandlungen bei der Bauvergabe.

Trotz aller externen Widrigkeiten ist Hauswirth zuversichtlich, dass das Geschäftsjahr 2022 ähnlich gut wird wie 2021. «Wir haben attraktive Produkte auf dem Markt», schloss Hauswirth den informativen Teil der GV.

Statutarisch wurden alle Anträge an die Generalversammlung grossmehrheitlich von dem anwesenden Kapital in Höhe von 80,6% angenommen. Lediglich eine Wortmeldung wurde verzeichnet, als es um die Ermächtigung des Verwaltungsrates ging, eine Kapitalerhöhung von maximal 4 Mio. CHF vorzunehmen. Ein Aktionär wollte Klarheit, ob die Grossaktionäre der Espace ihren Anteil etwas reduzieren würden. Dem sei grundsätzlich nicht so, so Hauswirth. 

Grund zur Freude haben die Aktionäre: Die Dividende der Espace Real Estate wurde um 0.25 CHF auf 5.50 CHF erhöht. Auch der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie verläuft nach dem Gusto der Teilhaber. Foto: Sandra Blaser, schweizeraktien.net

Die Aktionärinnen und Aktionäre der Espace haben gleich mehrere Gründe zur Freude. Erstens wird die Dividende erhöht, steuerfrei werden für das vergangene Jahr 5.50 CHF pro Aktie ausbezahlt, das sind 0.25 CHF mehr als im Vorjahr. Zweitens stieg der Kurs der Aktie in 2021 um 10,9%. Aber die grösste Freude für alle ist, dass mit der physischen GV im Landhaus in Solothurn endlich wieder ein Stück Normalität eingekehrt ist.

 

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Espace Real Estate: Aktionäre trafen sich wieder zur Präsenz-GV

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Nach zwei Jahren Pause trafen sich wieder über 100 Aktionäre an der Generalversammlung der Espace Real Estate AG im Landhaus Solothurn zu einer Präsenz-GV. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung präsentierten ein sehr gutes Jahresergebnis für 2021.

Einen ausführlichen GV-Bericht publizieren wir am Freitag. Hier finden Sie erste Impressionen von der Generalversammlung.

Die internationalen Gäste blieben dem Stanserhorn auch 2021 pandemiebedingt zu grossen Teilen fern. Das internationale Geschäft stellt für das Unternehmen aber auch in normalen Jahren im Vergleich zu anderen Schweizer Tourismusdestinationen eine geringe Bedeutung dar. Über 80% der Gäste stammen im Normalfall aus dem Inland. Dadurch ist das Wetter eine wichtige Variable für die Gästezahlen, da Herr und Frau Schweizer tendenziell nur bei guten Wetterverhältnissen Ausflüge auf Aussichtsberge unternehmen.

Härtefallgelder verhindern Wiederholung des Vorjahresverlustes

Aufgrund der im Vergleich zu 2020 um 42 Tage länger dauernden Saison und geringerer Kurzarbeitsentschädigung stieg der Personalaufwand um 11,9% auf 3.2 Mio. CHF. Abzüglich des Materialaufwandes von 0.7 Mio. (-1,6%) und des übrigen betrieblichen Aufwandes von 1.3 Mio. (-4,6%) resultierte mit 0.1 Mio. CHF ein EBITDA knapp im positiven Bereich. Abzüglich Abschreibungen hauptsächlich der CabriO Luftseilbahn steht auf Stufe EBIT ein Verlust von 1.4 Mio. zu Buche. Dank bezogenen Härtefallgeldern von ebenfalls knapp 1.4 Mio. resultierte unter dem Strich mit einem minimen Verlust von 375 CHF beinahe eine schwarze Null. 2020 hatte ohne Härtefallgelder noch ein Rekordverlust von 1.1 Mio. CHF verzeichnet werden müssen.

Generalversammlung wieder mit physischer Präsenz

Im laufenden Geschäftsjahr besteht Hoffnung auf ein operativ verbessertes Ergebnis. Schliesslich konnte die neue Saison am 9. April früher als 2021 und ohne Einschränkungen gestartet werden. Auch die Generalversammlung fand nach zweijähriger Absenz am 22. April wieder mit physischer Präsenz statt. 264 Aktionärinnen und Aktionäre nahmen teil und stimmten allen Geschäften zu. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Patrick Vogler. Als CEO des Grand Resort Bad Ragaz bringt er wertvolle Erfahrung in den Bereichen Tourismus und Gastronomie mit. Er ersetzt Klaus Kayser, welcher nach 18 Jahren seinen Rücktritt aus dem Gremium gegeben hat.

Nur einen Tag nach der GV feierte die 2012 für 29 Mio. CHF gebaute CabriO Luftseilbahn – ihres Zeichens weltweit einzige doppelstöckige Luftseilbahn mit offenem Oberdeck – mit ihrer hunderttausendsten Fahrt Jubiläum.

Fazit

Die beiden Pandemie-Jahre waren eine schwierige Zeit für die Stanserhorn-Bahn AG. Die ohnehin schon auf die Sommersaison beschränkte Betriebszeit wurde durch die behördlichen Massnahmen nochmals verkürzt, zudem lag 2021 die durchschnittliche Besucherzahl pro Betriebstag mit 508 Gästen deutlich unter den rund 800 Gästen von vor der Pandemie. Dank der bezogenen Härtefallgeldern konnte der Verlust immerhin in Grenzen gehalten werden, zudem sorgten die Besucherzahlen gegen Ende Saison und die Rückkehr erster internationaler Gäste auch aus Übersee für Lichtblicke.

Nach dem Wegfall der Covid-Massnahmen darf 2022 eine weitere Annäherung der Gästezahlen an den langjährigen Durchschnitt erwartet werden. Da die Umsätze im Vergleich zu den Aufwänden während der Pandemie deutlich stärker eingebrochen sind – 2021 flossen ganze 62% der Umsätze in den Personalaufwand gegenüber 47% im Jahr 2019 – wird sich die Gäste- und Umsatzrückkehr auch deutlich im operativen Ergebnis widerspiegeln. Mit einem hohen Gewinn darf aber trotzdem nicht gerechnet werden, da zum einen der ausserordentliche Ertrag im Vergleich zum Vorjahr wegfallen wird und zum anderen weiterhin hohe Abschreibungen der CabriO Luftseilbahn vorgenommen werden.

Dank diesen hohen Abschreibungen ist die Luftseilbahn aber auch bereits zu über 60% abgeschrieben. Das gesamte Anlagevermögen beläuft sich per Ende 2021 auf 11.3 Mio. CHF, was in Anbetracht der Investitionshöhe von 29 Mio. für die CabriO Bahn die Vermutung nahe legt, dass stille Reserven in der Bilanz schlummern. Die flüssigen Mittel übersteigen mit 2.2 Mio. das kurzfristige Fremdkapital deutlich. Gesamthaft beläuft sich das Fremdkapital auf 4.0 Mio. CHF, wovon 0.5 Mio. auf einen aufgenommenen, aber bisher nicht benötigten Covid-Kredit entfallen. Das Eigenkapital beträgt 10.0 Mio. und die Eigenkapitalquote 72%. Die Stanserhorn-Bahn AG ist somit auch nach den zwei äusserst schwierigen Jahren grundsolide aufgestellt.

Die Stanserhorn-Bahn AG schüttet ihren Aktionären keine Dividende aus. Allerdings kommen sie, wie üblich in der Branche, in den Genuss einer Naturaldividende in Form vergünstigter Fahrkarten auf den Berg. Das Aktienkapital der Stanserhorn-Bahn AG ist eingeteilt in 2'000 Namenaktien zu nominal 10 CHF und 12'000 Namenaktien zu 250 CHF. Beide Aktienkategorien werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Die liquideren Aktien zu nominal 250 CHF wechselten zuletzt für 1'400 CHF den Besitzer. Der letztbezahlte Kurs der Aktien zu nominal 10 CHF liegt bei 500 CHF, datiert jedoch vom Dezember 2021. Damit sind beide Kategorien deutlich über dem anteiligen Buchwert, welcher 830 CHF bei den 250 CHF Aktien respektive 33 CHF bei den 10 CHF Aktien beträgt, und somit nicht gerade günstig bewertet. Das Unternehmen ist aber solide aufgestellt und verfügt dank dem hohen Anteil Schweizer Gäste über eine gesicherte Gästebasis im Vergleich zu internationaler ausgerichteten Innerschweizer Unternehmen wie den Pilatus- oder Rigi-Bahnen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und sich veränderndem Reiseverhalten.

Seit Jahren schon bewegt sich der Geldkurs der Stanserhorn-Bahn Aktie (nominal 250 CHF) seitwärts. Chart: money-net.ch

Rigi Bahnen: Mit Volldampf aus der Corona-Delle

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Die historische Lok 7 auf dem Weg zum Gipfel der "Königin der Berge", Bild: zvg

Die historische Lok 7 der Rigi Bahnen auf dem Weg zum Gipfel der „Königin der Berge“, Bild: zvg

Die Folgen der Corona-Pandemie, ein regnerischer Sommer: Wer glaubt, dass sich die Rigi Bahnen durch diese ungünstigen Rahmenbedingungen im Geschäftsjahr 2021 die Laune haben verderben lassen, der irrt gewaltig. Vom 21. bis 24. Mai 2021 feierten die Bahnen ihr 150-jähriges Jubiläum mit prominenten Gästen und einer historischen Fahrzeugparade. Ende August und Anfang September wurde dann mit geladenen Gästen sowie später mit den Mitarbeitenden das Jubiläum (nach)gefeiert. Und schliesslich fand im September die Präsentation der neuen Triebwagen statt. Die schwierigen Rahmenbedingungen haben auch den wirtschaftlichen Erfolg nicht mehr so stark wie im Vorjahr gebremst: Der Umsatz stieg gegenüber 2020 um 20,1% auf 22.9 Mio. CHF, und der operative Gewinn (EBITDA) verdreifachte sich fast auf 4.7 Mio. CHF. Unter dem Strich konnten die Bahnen wieder einen kleinen Gewinn von 549’000 CHF ausweisen – diesmal sogar ohne ausserordentliche Erträge. Auch wenn die Aktionäre nochmals auf eine Dividende verzichten müssen, so findet in diesem Jahr am 12. Mai wenigstens wieder eine Generalversammlung auf Rigi Staffel statt. Erstmals dabei sein werden wohl auch die Vertreter des Fonds «FUNIS Infrastructure Investments S.C.S», der seit Anfang 2022 rund 6% der Aktien der Rigi Bahnen AG hält.

Noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt

Obwohl 2021 der Tourismusbetrieb an der Rigi wieder besser als im Vorjahr lief, ist die Gesellschaft von dem Vor-Krisen-Niveau noch weit entfernt. Im Rekordjahr 2018 wurden ein Umsatz von 29.3 Mio. CHF und ein EBITDA von 7.7 Mio. CHF erzielt. «Wir sind unter den gegebenen Rahmenbedingungen mit dem Ergebnis des Geschäftsjahres 2021 zufrieden», so das Fazit von Frédéric Füssenich, CEO der Rigi Bahnen AG. Der Betriebsaufwand sei trotz des kräftigen Umsatzanstiegs im Vergleich zum Vorjahr nur um 4,7% auf 18.2 Mio. CHF gestiegen. Dabei ist der erhöhte Personalaufwand von 9.5 Mio. CHF vor allem auf die niedrigere Kurzarbeitsentschädigung zurückzuführen. Diese lag 2021 nur noch bei 640’000 CHF, nach 1.5 Mio. CHF im 2020. Per Ende 2021 waren 229 Mitarbeitende (Vorjahr 215) bei den Rigi Bahnen angestellt. Weggefallen ist 2021 auch der ausserordentliche Ertrag in Höhe von 2.8 Mio. CHF, der 2020 noch dank der Auflösung von stillen Reserven auf dem Anlagevermögen, der Auflösung einer Rückstellung für die Pensionskasse sowie einer Umsatzausfallentschädigung einer Versicherung zustande kam. Mit einem betrieblichen Cashflow von über 4 Mio. CHF konnten auch die Abschreibungen wieder verdient werden.

Gastronomie wächst um fast 35%

Mit 17.9 Mio. CHF oder 78% macht der Verkehrsertrag nach wie vor den grössten Anteil am Gesamtertrag der Rigi Bahnen AG aus. Allerdings erholte sich das Ergebnis aus der Gastronomie mit einem Plus von 34,9% auf 1.6 Mio. CHF überproportional. Massgeblich dazu beitragen habe auch das Rebranding des früheren Restaurants «Bärggnuss», das nun als «Restaurant Lok 7» geführt wird, sowie weiteren Optimierungen bei Abläufen und Angeboten. Dabei sei die erste Jahreshälfte noch geprägt von behördlichen Einschränkungen aufgrund der Pandemie und schlechtem Wetter gewesen, heisst es. Dank der Feierlichkeiten rund um das 150-Jahr-Jubiläum hätten jedoch in der 2. Jahreshälfte viele Schweizer Gäste die Rigi besucht.

Fokus auch 2022 auf dem Heimmarkt und Europa

In das aktuelle Geschäftsjahr sind die Rigi Bahnen nach eigenen Angaben gut gestartet. «Im ersten Quartal 2022 besuchten im Vergleich zum Vorjahr 50% mehr Gäste die Rigi», heisst es in einer Medienmitteilung. Allerdings wirke der schreckliche Krieg in der Ukraine und die globale pandemische Lage weiterhin negativ auf das interkontinentale Reisen. Daher legt das Unternehmen in diesem Jahr den Hauptvertriebsfokus weiterhin auf den Heimmarkt und Europa. Seit dem 8. April 2022 haben sechs neue Triebwagen von Stadler Rail ihren regulären Betrieb aufgenommen. 2021 wurden 16 Mio. CHF investiert, davon rund 13 Mio. CHF für das neue Rollmaterial. Insgesamt werden die Rigi Bahnen 50 Mio. CHF in neues Rollmaterial und Perronanpassungen investieren. Damit wolle man neue Massstäbe in Sachen barrierefreiem Fahrkomfort, Effizienz und Nachhaltigkeit setzen, heisst es. Die gemeindeinterne Bahnerschliessung von Rigi Kaltbad werde durch den projektierten Ersatz der Luftseilbahn Weggis-Rigi Kaltbad ebenfalls weiterverfolgt.

Ausserdem teilte die Rigi Bahnen AG mit, dass sie Anfang 2022 den Bestand an eigenen Aktien an den Fonds «FUNIS Infrastructure Investments S.C.S» verkauft hat. Nach Informationen der Rigi Bahnen investiere dieser in europäische Seilbahnunternehmen mit dem Fokus auf Ausflug- und Sommerbergbahnen.

Fazit

Mit Volldampf aus der Krise, so könnte der Jahresabschluss 2021 der Rigi Bahnen AG bezeichnet werden. Dieser fällt in der Tat erfreulich aus, insbesondere, weil der Gewinn wieder zum grossen Teil operativ verdient und – mit Ausnahme der Kurzarbeitsentschädigungen in Höhe von 640’000 CHF – nicht mehr durch ausserordentliche Erträge erzielt wurde. Da allerdings COVID-19-Überbrückungskredite über 2.5 Mio. CHF noch nicht zurückerstattet wurden, darf vorerst keine Dividende ausbezahlt werden. Die Bilanz ist zudem geprägt von der hohen Investitionstätigkeit: So nahmen die Bankschulden von 11.5 Mio. CHF auf 31 Mio. CHF zu; die Eigenkapitalquote ging daher von 53,8% auf 44,9% zurück. Angesichts der weiter anstehenden Investitionen ist es nun wichtig, dass in diesem und den kommenden Jahren Umsatz und vor allem EBITDA weiter zulegen und auch die höheren Abschreibungen so «verdient» werden können.

Von seinen Höchstständen im September 2019 von 12 CHF ist der Aktienkurs der Rigi-Aktie noch weit entfernt. Chart: www.otc-x.ch

Der Aktienkurs ist seit Beginn der Corona-Pandemie unter Druck geraten und hat sich nicht mehr erholt. Zuletzt wurden auf OTC-X 9 CHF für eine Aktie bezahlt. Die Zurückhaltung der Aktionäre spiegelt die nach wie vor grosse Unsicherheit im Tourismusmarkt wider, bei gleichzeitig hohen laufenden Investitionen. Vor allem die steigenden Zinsen könnten mittelfristig zu einem Anstieg des Finanzaufwands führen. Sofern sich allerdings die Frequenzen auf der «Königin der Berge» weiter erholen, wie dies im 1. Quartal 2022 der Fall war, und mittelfristig die Gäste aus den Fernmärkten zurückkehren, sollte sich die positiv auf die Ertragssituation auswirken. Bei Kursen um den Buchwert von 9.27 CHF je Aktie (per Ende 2021) scheint der Titel nicht zu teuer. Dies hat offenbar auch der neue Aktionär erkannt. Angesicht der geopolitischen Risiken und damit verbundenen Unsicherheiten ebenso wie den steigenden Preissteigerungen für Rohstoffen ist mit einer raschen Erholung des Rigi-Aktienkurses allerdings nicht zu rechnen. Dazu braucht es noch etwas Zeit.

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