Start Blog

Ausserbörsliche Aktien: Nebenwerte waren 2022 ein Stabilitätsanker im Portfolio

0
Fels in der Brandung und Stabilitätsanker fürs Portfolio: die ausserbörslich gehandelten Aktien trotzten 2022 den Börsenstürmen. Bild: stock.adobe.com
Fels in der Brandung und Stabilitätsanker fürs Portfolio: Die ausserbörslich gehandelten Aktien trotzten 2022 den Börsenstürmen. Bild: stock.adobe.com

Das Jahr 2022 ist bereits seit mehr als zwei Wochen Vergangenheit. Und der Start ins neue Börsenjahr verlief bisher erstaunlich erfolgreich: Der SMI liegt mit rund 6% im Plus. Auch der ausserbörsliche Markt ist mit einem leichten Plus gestartet. Lohnt sich angesichts dieses dynamischen Jahresauftakts ein Blick in den Rückspiegel?

SPI Extra vs. OTC-X
Im Gegensatz zum SPI Extra hielt sich der ausserbörsliche Markt 2022 stabil. Chart: money-net.ch

Auf jeden Fall. Denn im letzten Jahr hat sich der ausserbörsliche Aktienmarkt wieder einmal als Stabilitätsanker behaupten können. Interessant ist allerdings eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Sektoren. Wir haben die Kursdaten von OTC-X ausgewertet und jeweils die fünf Gewinner und Verlierer-Aktien für die zehn Branchen ermittelt. Dabei zeigt sich, dass gerade die Vielzahl der auf OTC-X vertretenen Branchen zur Stabilität des Marktsegments beitragen.

Tourismusaktien mit Nachholbedarf

Nach zwei Corona-bedingt schwachen Jahren ging es 2022 in der Schweizer Tourismusbranche wieder aufwärts, auch wenn in den ersten drei Monaten des Jahres noch einige Einschränkungen zu verzeichnen waren. Dennoch konnten bereits in der Wintersaison Bergbahnen und Hotels eine höhere Auslastung als im Vorjahr verzeichnen. Diese verbesserte sich in den Sommermonaten weiter.

Es überrascht daher nicht, dass der OTC-X-Index Bergbahnen mit einem Plus von 62,7% der grosse Gewinner im letzten Jahr war. Zu der starken Performance haben insbesondere Aktien von kleineren, wenig gehandelten Ausflugsbahnen beigetragen. Auch zog der Kurs der Andermatt-Sedrun Sport AG weiter an, nachdem sich die amerikanische Vail Resorts an der Gesellschaft beteiligt hat. Den Bergbahn-Aktien mit einem Kursplus stehen nur wenige Titel mit einem Minus gegenüber.

Luxushotels sehr gefragt

Unter den Top 5 aus dem Tourismussektor finden sich gleich drei Luxushotels. Auch hier dürfte es sich um einen Nachholeffekt handeln, denn die Aktienkurse der Cresta Palace Celerina, Dolder Hotel AG und Grand Resorts Bad Ragaz waren seit Beginn der Corona-Pandemie unter Druck. Mittlerweile haben sich die Gästezahlen wieder erholt. Auch sorgt der Immobilienbesitz dieser Firmen für eine gewisse Wertstabilität. Allerdings muss betont werden, dass die Anzahl gehandelter Aktien bei Cresta Palace mit 32 im Jahr 2022 sehr gering war. Interessant ist dennoch, dass die Aktienkurse einiger Luxushotels auch in diesem Jahr weiter zulegen konnten.

Rekordzahlen sorgten bei der Weissen Arena AG in Laax im Jahr 2022 für ein fettes Kursplus von 28,6%. Wieder gefragt waren auch die Aktien der Berner Messegesellschaft Bernexpo AG (+ 13,5%), die nach zwei Jahren hoher Verluste für 2022 wieder schwarze Zahlen in Aussicht gestellt hat. Ebenso fanden sich die Aktien der Bädergesellschaften Zurzach (+ 8,1%) und Bad Schinznach (+ 5,9%) auf der Gewinnerseite. Die Verliererliste wird vom Kongresshaus Zürich angeführt, das 2022 eine Kapitalsanierung durchführen musste. Allerdings befinden sich unter den Verlierern nur 14 der insgesamt 35 auf OTC-X gelisteten Tourismus- und Freizeitwerte.

Banken mehrheitlich im Plus

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den 34 Bank- und Finanztiteln. Nur gerade einmal 5 Aktien wiesen 2022 eine negative Performance auf. Die übrigen Bankaktien lagen im Plus, ebenso wie der OTC-X-Index Banken (+ 4,6%). Trotz der schwachen Finanzmärkte finden sich unter den Top 5 vier in der Vermögensverwaltung und im Wertschriftenhandel tätige Institute. Wie die ersten Eckwerte zu den Geschäftszahlen 2022 von Bondpartners zeigen, wird der Einbruch an den Finanzmärkten allerdings seine Spuren in der Jahresrechnung hinterlassen. Ganz anders sieht es für die vielen Regionalbanken aus: Steigende Zinsen führen, zumindest kurzfristig, zu einer Ausweitung der Zinsmargen. Kein Wunder also, dass die meisten Regionalbank-Aktien entgegen dem Markttrend im Jahr 2022 zulegen konnten.

Licht und Schatten bei Energie- und Versorgeraktien

Sehr heterogen entwickelte sich der Energiesektor. Der Index verlor zwar 4,1%. Dass es dennoch in dieser Branche sowohl Gewinnern als auch Verlierer gibt, ist auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle zurückzuführen. Produzenten von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Wind und Sonne gehörten zu den Gewinnern. Überdurchschnittlich profitiert haben davon die Valoren der Bündner Repower AG mit einem Plus vom 24,1%. Aber auch die Anteilsscheine kleinerer Grünstromproduzenten wie ADEV Windkraft oder ADEV Wasserkraft waren gefragt, wenn auch bei weitaus geringeren Handelsvolumen.

Unternehmen, die Energie allerdings einkaufen müssen und diese in ihrem Netz nur verteilen, leiden zumindest auf kurze Frist unter den stark gestiegenen Beschaffungspreisen. Dies zeigt ein Blick auf die Verliererseite. Die Kurse der Zuger WWZ verloren 17,4%, die des Westschweizer Gasversorgers Holdigaz sogar 18,1%. Gut möglich allerdings, dass gerade diese Aktien bei einer Entspannung der Lage an den Energiemärkten wieder kräftig zulegen. Bei Holdigaz kommt hinzu, dass das Unternehmen mittlerweile 22% seiner Umsätze mit Gebäudetechnikdienstleistungen und mehr als 7% mit Erneuerbaren Energien erzielt. Die Abhängigkeit vom Gaspreis hat also abgenommen.

Industriefirmen leiden am stärksten

Am stärksten gelitten haben unter der unsicheren konjunkturellen Lage und stark steigenden Kosten die Industrietitel. Der OTC-X Index Industrie mit seinen 24 Titeln verlor binnen Jahresfrist 7,1% und damit mehr als der Liquidity-Index. Besonders stark gefallen sind die Kurse der Industriebeteiligungsgesellschaft Montana Tech. Grund dafür dürften die Kursverluste der börsenkotierten Tochtergesellschaften Varta, Montana Aerospace und Aluflexpack sein, was sich auf die Bewertung der Montana-Tech-Aktie sofort negativ auswirkte und für das Minus von 35,0% sorgte. Zu schaffen macht die unsichere Wirtschaftslage auch anderen Industriefirmen. So mussten die Naturkosmetikfirma Weleda und die Ostschweizer Plaston Gruppe Gewinnwarnungen veröffentlichen, was sich negativ auf die Kurse auswirkte.

Zu den wenigen Gewinnern unter den Industriefirmen zählt die SSE Holding mit einem Plus von 7,0%. Das Walliser Unternehmen steigerte im ersten Halbjahr 2022 Umsatz und Ertrag kräftig und produziert künftig im Chemiegeschäft ein Mittel, das den Methanausstoss von Wiederkäuern um bis zu 35% reduziert. Bei den vier weiteren Industriefirmen, die in der Gewinnerliste mit einem zweistelligen Plus ausgewiesen sind, handelt es sich mehrheitlich um Betriebe, welche ihre industriellen Tätigkeiten aufgegeben haben uns sich um die Verwaltung und Entwicklung ihrer Liegenschaften kümmern.

Immobilienaktien mit schwacher Performance

Ehemalige Industriefirmen, die mittlerweile zu Immobiliengesellschaften transformiert wurden, befinden sich auch unter den 22 Immobilienaktien auf OTC-X. Mit der Reussegg Holding und dem Tonwerk Lausen stehen gleich zwei davon ganz oben auf der Siegerliste für 2022. Bei Reussegg dürfte die abgeschlossene Restrukturierung der Grund für den rasanten Kursanstieg sein. Auch hier jedoch der Hinweis, ebenso wie bei Tonwerk Lausen, dass die Aktien auf OTC-X sehr selten gehandelt werden und mehrheitlich in festen Händen sind. Unter den Top 5 befindet sich auch die SitEX Properties, die erst seit Ende 2021 auf OTC-X gehandelt  wird und ihren Schwerpunkt auf ein US-Entwicklungsprojekt legt.

Dass der OTC-X-Index Immobilien dennoch um 1,7% verloren hat und auch fast die Hälfte der Immobilientitel ein Minuszeichen vor ihrer Jahresperformance ausweisen, hängt auch mit der Zurückhaltung von Investoren vor Immobilienaktien zusammen. Denn es besteht die Angst, dass die steigenden Zinsen negativ auf das Ergebnis sowie auf die Bewertung des Immobilienportfolios wirken. Die Thurella Immobilien AG, die die Verliererliste mit einem Minus von 93,2% anführt, hat 2022 ihre einzige Liegenschaft verkauft und den Verkaufserlös an die Aktionäre ausgeschüttet. Nun steht die Liquidation bevor.

NZZ-Aktie gehört zu den Gewinnern 2022

Kein einheitliches Bild lässt sich angesichts der geringen Anzahl gelisteter Titel bei den Sektoren Medien sowie Nahrung + Getränke ablesen. Grosser Gewinner bei den Medien war die NZZ-Aktie mit einem Plus von 11,4%. Dank dem geplanten Teilverkauf von Anteilen an der CH Media AG dürfen sich die NZZ-Aktionäre an der Generalversammlung vom 15. April 2023 auf die Ausschüttung einer Sonderdividende freuen. Bei der ZT Medien hat sich der Aktienkurs der eher selten gehandelten Aktie auf Vor-Pandemie-Niveau eingependelt.

Im Nahrungsmittelsektor konnte einzig die Patiswiss-Aktie zulegen. Diese steigt nun schon seit über fünf Jahren ununterbrochen. Der Kurs für PS und Namenaktie der Brauerei Schützengarten hat das Corona-Tal noch nicht hinter sich gelassen, obwohl der Bierabsatz im Geschäftsjahr 2021/22 wieder zulegen konnte.

Selten gehandelte «Exoten» im Sektor Transport, Verkehr

Gemessen am Volumen handelt es sich bei den meisten Aktien im Sektor Transport, Verkehr, Logistik um «Exoten». Wenige Ausnahmen bilden hier die Luzerner SGV Holding, die Auto Holding AG Rothenburg oder die Lagerhäuser der Centralschweiz. Andere Gesellschaften, wie die BLS oder die die Matterhorn Gotthard Verkehr AG, befinden sich mehrheitlich in öffentlichen oder halböffentlichen Strukturen. Bei der BLS, dem zweitgrössten Schweizer Bahnunternehmen, besitzen Bund (21,7%) und Kanton Bern (55,75%) die Mehrheit. Aktienkurs und Bewertung spielen daher keine Rolle, da die Minderheitsaktionäre unabhängig vom Geschäftserfolg keine Ausschüttungen erwarten dürfen.

Bei den meisten Transportunternehmen, wie auch der Drahtseilbahn Marzili, handelt es sich daher weniger um ein Investment, sondern vielmehr um sogenannte Liebhabertitel. Allerdings zeigt der Blick auf das Kurstableau, dass auch diese Aktien in schwierigen Zeiten ihren Wert durchaus behalten oder sogar steigern konnten.

Die gesamte Kursliste mit allen Gewinnern und Verlierern aus 2022 können Sie hier herunterladen (alle Angaben ohne Gewähr).

Virtuelle Immobilienrenditen: Metaverse-Sky is the limit!

0

Im Kultfilm «Tron» aus den 1980er-Jahren gerät ein Programmierer in die Welt seines eigenen Computerspiels und muss um sein Leben kämpfen. In der Raumschiff-Enterprise-Franchise begibt sich die Mannschaft unter Captain Picard aus Trainingszwecken auf eine Holodeck. Dort ist es möglich, die Weltmeere auf einem traditionellen Skipper zu durchpflügen. Natürlich ist die heute erlebbare virtuelle Realität noch Ionen von diesen Fantasien entfernt. Dennoch haben sich viele Bereiche unserer Umwelt stark virtualisiert.

Einen markanten Schritt in die virtuelle Realität vollzog der Milliarden-Konzern Facebook. Zuerst beschliesst Firmengründer Mark Zuckerberg vor einem Jahr eine Namensänderung in Meta: Klingt wie eine Abkürzung von Metaverse – der generellen Bezeichnung von digitalen Parallelwelten. Andererseits tätigte der immer noch jugendlich scheinende Unternehmer Milliardenbeträge in die Weiterentwicklung von virtuellen Plattformen. Unternehmen zahlreicher Branchen sehen sich seither gefordert, Geschäftsmodelle für das Metaverse zu entwickeln. Der Immobiliensektor scheint hier eine virtuelle Lösung für die Bodenknappheit oder steigende Landpreise gefunden zu haben. Über Plattformen wie Sandbox oder Decentraland kaufen Plattform-Anwender bereits heute Parzellen in einem Paralelluniversum.

Die Registrierung in der Sandbox ist sehr niederschwellig: Zuerst muss der neue Anwender seinen Avatar wählen und ausstatten. Dieser kann sich hüpfend, schreitend oder im Gangman-Style fortbewegen. Der Kontakt mit der monetären Realität ist aber nur ein paar Klicks entfernt. Auf einem grünen Grund mit gleichfarbigen Feldern steht ein oranges Feld für 7’000 USD, d.h. dem Äquivalent von 5.5 Ethereum zum Verkauf. Das entspricht ziemlich genau dem Quadratmeterpreis für eine reale Parzelle zwischen dem Zürcher Hauptbahnhof und dem Paradeplatz. Also die höchste Karte bei Monopoly. Angebote willkommen. Vertrauenserweckend wirkt nicht unbedingt, dass die Gegenpartei nur mit einem Kürzel auftritt und sich als stark verpixelter Roboter porträtieren lässt. Der Avatar steht auf seiner winzigen Parzelle – und was nun?

Keine Fesseln durch Mieterschutz

Der stolze Neubesitzer einer Parzelle erwirbt sich das Recht, diese so zu nutzen, wie es ihm gefällt. Oft ist eine kommerzielle Nutzung im Vordergrund, aber nicht nur. In der Sandbox zum Beispiel darf der Anwender auch Spiele entwickeln, wobei ihn die Plattform dabei mit einer intuitiven Toolbox unterstützt. Wer darauf keinen Wert legt, wird – wie ihm realen Leben – danach trachten, eine anständige Rendite zu erzielen zum Beispiel mit einer Zwischenvermietung an andere Anwender. Für die Festsetzung der Miete gibt es keinerlei Fesseln oder Regeln. In der Anleitung zu Sandbox steht der ermutigende Satz: Landbesitzer können selbst entscheiden, wie hoch die Miete sein soll. Allerdings, so die Anleitung, sollte der Besitzer sich an bestimmten Leitplanken orientieren, zum Beispiel die Nähe zu sogenannten Social Hubs. Der Mieter darf auf seiner Fläche selber Spiele entwickeln, wobei der Vermieter nicht am Gewinn beteiligt ist.

Wie bei allen frei handelbaren Gütern wird der Wert einer Metaverseparzelle durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Je attraktiver ein Stück des digitalen Bodens ist, desto mehr wird dafür bezahlt. Je mehr Spieler sich in der Nähe des eigenen Grundstückes im Schnitt aufhalten, desto mehr Ertrag kann theoretisch mit der Parzelle generiert werden, was wiederum einen höheren Preis rechtfertigt. Lagequalität ist aber auch ein Thema. Als besonders gut gelegen gelten Grundstücke, welche möglichst nahe beim Spieleinstiegsorts liegen oder sich in Gegenden befinden, an welchen sich bereits andere attraktive Spielinhalte und Angebote befinden. In einem Punkt unterscheiden sich reale und virtuelle Immobilien aber deutlich: Während in der realen Welt Land grundsätzlich ein knappes, beschränktes Gut ist, kann im Metaverse quasi per Mausklick einfach neues erschaffen werden. Sei es in der Spielwelt, in der man investiert ist oder über die Entstehung immer neuer, konkurrierender Metaverseprojekte (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Das Metaverse ist in seiner Ausdehnung unbegrenzt. Quelle: Sandbox.

Markt in den Kinderschuhen

Der Markt für virtuelles Land ist derzeit noch überschaubar und handelt mit sehr kleinen Volumen. Getrieben durch den Hype entstehen unweigerlich Preisblasen, wie sie auch bei Kryptowährungen zu beobachten sind. Anfang Januar 2021 wurde beispielsweise in der Sandbox die durchschnittliche Landparzelle noch für unter 150 USD verkauft. Nach einem längeren, stetigen Preisanstieg wurde der virtuelle Boden Ende Oktober für rund 2’500 USD gehandelt, was bereits einem Preisanstieg von etwa 1’550% entspricht. Die Ankündigung einer ersten, öffentlich zugänglichen Alphaversion des Spieles katapultierte die gehandelten Preise auf über 16’000 USD. Einen ordentlichen Reibach durften auch die Landbesitzer beim Mitbewerber Decentraland erleben. Laut dem Creative Director des Unternehmens gingen die ersten Landverkäufe mit einem Preis von 20 USD über die Bühne. Heute ist die billigste Parzelle bereits 3’500 US-Dollar wert. Letztes Jahr kaufte das Krypto-Unternehmen Token.com eine Parzelle in der Nähe der virtuellen Bahnhofstrasse mit vielen Modegeschäften. Zu einen Rekordpreis von 2.49 Millionen USD (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Immobilien im Metaverse. Anzahl Transaktionen und mittlerer Verkaufspreis von Parzellen im Spiel «The Sandbox», 7-Tage Schnitt. Quelle: Raiffeisen Economic Research

Die Blasenbildungen in der Preisentwicklung sollten die Nerven der Anleger noch einige Zeit auf Trab halten, denn das Potenzial von Sandbox, Decentraland und was noch kommen mag, ist bisher nur zu einem geringen Teil ausgeschöpft. Die Welt der Spiele, die das Gros der zahlungswilligen Anwender anziehen soll, befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Zudem ist die Zukunft von den virtuellen Landschaften an die Weiterentwicklung des Metaverses gebunden. Ausschlaggebend ist hier vor allem die Frage, wann das Metaverse massentauglich wird. Das ist nicht zuletzt auch von kulturellen Faktoren abhängig. Gaming hat in Europa noch den Beigeschmack von ungelüfteten Teenager-Buden, während es sich in Asien zu einem wahren Volkssport entwickelt hat. Der Verdacht liegt bei vielen Projekten nahe, dass vor allem der Handel mit digitalem Boden im Vordergrund steht und weniger die Erschaffung eines tatsächlichen Metaverse. Als Käufer, welcher nicht nur auf kurzfristig steigende Preise spekuliert, wettet man schlussendlich darauf, dass in Zukunft tatsächlich ein Produkt entsteht, welches auch Spieler und andere Investoren anziehen wird. Dass grosse Unternehmen wie Meta (Facebook) ihr Interesse an der Entwicklung eigener Metaverseprojekte geäussert haben, könnte ein Hinweis sein, dass sich in Zukunft tatsächlich rege genutzte, digitale Parallelwelten etablieren werden. Heute abzuschätzen, welche dies sind, ist aber schlicht unmöglich. Wer mit viel Glück auf das richtige Pferd setzt, wird stark profitieren können. Die Wahrscheinlichkeit, sein Geld in ein zukunftsloses Projekt zu stecken, ist aber um ein Vielfaches grösser.

KMU-Aktien: Versprechen Schweizer Nebenwerte einen Schutz gegen Marktturbulenzen?

0
Die Sektorenvielfalt unter den Nebenwerten ist sehr gross. Bild: adbobe.stocks.ch

Das laufende Jahr droht für die Anleger verheerend auszufallen. Global gesehen haben sowohl Aktien als auch Obligationen seit Jahresbeginn rund 20% und mehr verloren. Die Investoren sind auf der Suche nach sicheren Häfen. Da rücken Aktien von heimischen KMU in den Fokus. Diese Art von Titeln wird in der Schweiz am Haupttableau der Schweizer Börse SIX, aber auch ausserbörslich (OTC, over the counter) gehandelt.

Seit Jahresbeginn hat der OTC-X Liquidity-Index (rot) deutlich weniger verloren als der SPI Extra Index (blau). Chart: moneynet.ch

Ein Blick auf die verschiedenen Indizes gibt ein klares Bild. Der Liquidity-Index, der die liquidesten nicht kotierten Aktien umfasst, die auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt werden, hat im laufenden Jahr 6,5% nachgegeben, der Top 50 mit den Aktien-Titeln mit der höchsten Marktkapitalisierung verlor nur 2,6% und der All Share sogar nur 2,1%. Der SPI Extra Index büsste bis zu 24% und mehr ein – dieser Index umfasst die kotierten Schweizer Aktien ohne die 20 SMI-Titel. Der Blue-Chip-Index SMI hat deutlich über 15% an Wert verloren. Man müsste daraus schliessen, dass KMU am stabilsten sind, vor Blue-Chip-Titeln wie Nestlé und ABB, und dass mittelgrosse kotierte Unternehmen am unsichersten sind.

Geringere Handelbarkeit

Doch dieser «kurzfristige» Blick hat einen Haken. Das Nebensegment wird von den Anlegern eher stiefmütterlich behandelt. Verglichen mit SIX kotierten Aktien ist die Liquidität oft geringer. Bei einigen Titeln muss ein Verkäufer oder teilweise auch ein Käufer Tage oder Wochen warten, bis sich eine Gegenpartei findet. Dies gelte vor allem für die sogenannten Liebhaberwerte, nicht aber für die liquidesten Aktien, betont Sascha Hitz, Aktienhändler der BEKB. Damit reagieren die KMU-Aktien viel langsamer auf Marktveränderungen. Dies gilt im ausserbörslichen Bereich in jeder Marktsituation – auch in Haussen. Im OTC-Markt lassen sich nur in Einzelfällen kurzfristige Gewinne realisieren. Für den Anlagerfolg braucht es Geduld. Spezialisierte Händler sprechen von einem Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren.

«Im Markt fehlen weitgehend institutionelle Investoren wie Fonds, die gezwungen sind, in Baisse-Zeiten Aktien abzustossen», erklärt Hitz, der für den Handel auf OTC-X zuständig ist. Auch derivative Instrumente und Short Selling, welche negative Trends an der Hauptbörse verstärken würden, gebe es nicht. «KMU weisen ein Aktionariat von Anlegern und nicht von Investoren, beziehungsweise Tradern auf», sagt Hans Peter Diethelm, externer Vermögensverwalter aus Uster. Es gebe Studien, wonach Familienunternehmen die erfolgreichsten Unternehmen sind, nicht die grossen börsenkotierten Firmen. Manager tendierten dazu, kurzfristig zu denken. Ein Familienmitglied wolle, dass das Unternehmen auch in 20, 30 Jahren noch erfolgreich ist.

Sektoren, die der SPI nicht kennt

KMU-Aktien reagieren gemäss Diethelm auch mit sinkenden Notierungen auf Inflation, Zinserhöhungen und Rezession, jedoch nicht im gleichen Umfang. Das liege auch am Aktionariat, das keine Fantasiepreise, respektive zu hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse bezahle. Das Aktionariat, oft Immobilien-Besitzer, sei an einer jährlich wiederkehrenden «erfreulichen» Dividendenhöhe – vielfach höher als bei den SPI-Titeln – interessiert, begrüsse eine physische Generalversammlung mit genussvollem Nachtessen und schätze bei einigen Firmen noch das Naturalgeschenk. Wer ausserbörsliche Aktien-Titel hält, der erlitt dank der Dividendenhöhe im laufenden Jahr 2022 noch keinen Verlust, sagt Diethelm.

Die Sektorenvielfalt unter den Nebenwerten ist sehr gross. Bild: adbobe.stocks.ch

«Der Vorteil des ausserbörslichen Marktes ist neben der tiefen Volatilität die grosse Breite an Sektoren», sagt Sascha Hitz. «Tourismus- und Freizeitwerte haben sich, ebenso wie Regionalbanken, sogar positiv entwickelt, während der Industriesektor wie an der Hauptbörse gelitten hat.» Tourismus- und Regionalbankaktien sind im SPI so gut wie nicht vertreten. Im Industriesektor leiden gemäss Hitz einzelne Firmen unter dem Ukrainekrieg und der Inflation im Euroraum. Der Rückschlag finde nur bei diesen Unternehmen statt, nicht aber im gesamten ausserbörslichen Markt.

Institutionelle Anleger zieren sich

«Der Sektor der kleinkapitalisierten Unternehmen reagiert wegen der fehlenden Liquidität mit Verzögerung auf die Marktbewegungen der Blue Chips», sagt Eugen Perger von den Research Partners, ein auf Schweizer börsenkotierte Aktien spezialisiertes Analysehaus. Zwar sei die Tagesvolatilität bei den kleinen börsenkotierten Aktien weniger heftig, auf lange Sicht fielen die Korrekturen aber nicht weniger stark aus. Auch in diesem Segment müssten Investoren, die mit Lombardkrediten auf Kredit kauften, die Positionen abstossen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. In kleinkapitalisierte Unternehmen könne man immer investieren, wieder rauszukommen, sie dagegen schwieriger, so Perger. Diese „Trägheit“ der Titel halte viele Investoren von einem Engagement ab.

Perger weist darauf hin, dass Research Partners keine OTC-Titel und aus dem SIX-Haupttableau nur Unternehmen abdecke, die eine gewisse Liquidität aufweisen würden. «Zu kleine Unternehmen aus dem SPI sind für unsere Kunden wie Banken und Vermögensverwalter zu klein und zu wenig attraktiv». Es gebe einen grossen Unterschied zwischen den Unternehmen aus dem SPI, den Research-Partners abdeckten, und den OTC-Werten. Während Fonds- und institutionelle Anleger meist nicht in OTC-Werte investieren dürften, seien diese in «seinem Segment» auch vertreten. Was fehlten, seien teilweise die grossen angelsächsischen Asset-Manager und Hedge Funds.

Geografisch weniger breit diversifiziert

Die KMU-Aktien sind kein homogenes Feld, es gibt wie unter den Konzernen unterschiedlichste Strukturen und Ausrichtungen. Die Stabilität des OTC-Indizes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der ausserbörsliche Bereich heterogen ist. «Der Markt, beziehungsweise die daran gehandelten Gesellschaften, sind in sehr unterschiedlichen Branchen tätig und auch untereinander zum Teil sehr unterschiedlich aufgestellt», erklärt Markus Rüegsegger von Quantex, der einen ausserbörslichen Fonds betreibt. Es müsste also jedes Unternehmen einzeln angeschaut und mit einem ähnlich gelagerten kotierten Unternehmen verglichen werden.

Der grösste Unterschied zu kotierten Unternehmen liegt gemäss Quantex-Manager Rüegsegger in der geografisch weniger diversifizierten Ausrichtung vieler KMU. Dies könne etwa Einfluss auf die Margen haben. So seien beispielsweise die Energiepreise vor allem in Europa eklatant gestiegen. Schweizer KMU, die auf dem freien Energiemarkt sind oder mit Gas produzieren, haben explodierende Energiekosten zu tragen. Die Rezession sei auch nicht in allen Ländern gleich ausgeprägt. Zudem ist nach Ansicht von Rüegsegger das politische Risiko für Fehlentscheidungen in Europa – und damit auch in der Schweiz – doch wesentlich höher, zumal hier die Anspruchsgesellschaft am ausgeprägtesten scheint.

Grossaktionäre bevorzugt

Im aktuellen Umfeld sind nach Ansicht von Perger nur die steigenden Zinsen für die von ihm analysierten Unternehmen aus dem SPI eine Bedrohung. Für die Schweiz halte sich diese Zinsbewegung aber noch im Rahmen. Eine Rezession müsse länger andauern, um die Wirtschaft spürbar zurückzuwerfen, nicht nur ein oder zwei Quartale. Die aktuelle Konjunkturabschwächung sei nicht mit der Finanz- oder anderen Krisen zu vergleichen. Die Nachfrage bleibe etwa in der Industrie hoch, viele Branchen wie etwa Unterhaltung und Reisen hätten nach der Pandemie weiterhin Aufholbedarf. Viele Schweizer Unternehmen seien international «kleine Stars», die für Investoren attraktiv seien. Diese Firmen weisen eine hohe Wertschöpfung auf und besitzen in einer Inflation auch Preissetzungsmacht – teilweise mit etwas Verzögerung.

Doch Aktien im Nebensegment weisen Risiken auf, die grosskapitalisierte Titel nicht zeigen. Rüegsegger sieht die Risiken klar in den gegenüber der Schweizer Börse fehlenden Regulierung und der Intransparenz. «Es geht hier weniger um die Pflicht zur Publikation von Quartals- oder Halbjahresberichten sowie deren Detailierungsgrad, sondern vielmehr um die Gleichstellung der Aktionäre», sagt der Quantex-Fondsmanager. Im OTC-Markt sei es nicht zu verhindern, dass wichtige und grosse Aktionärsgruppen anders – d.h. besser, früher oder auch detaillierter – informiert würden. Kleinere Aktionäre werden teilweise nicht zeitgleich oder gar nicht informiert. Auch bestehen bei den OTC-Gesellschaften viele Gross- bzw. Mehrheitsaktionäre, denen der Kleinaktionär auf Gedeih und Verderben ausgeliefert ist (u.a. bei einem Aktienpaketverkauf). Das letztgenannte Risiko kann gemäss Rüegsegger auch bei kotierten Unternehmen vorkommen. Das habe der Fall Sika vor einigen Jahren gezeigt hat, allerdings mit gutem Ausgang.

Nur mit Limite handeln

OTC-Aktien weisen gemäss Hans Peter Diethelm bei Handelbarkeit und der Preissetzung Nachteile auf. Die Spanne zwischen Geld- und Brief-Kurs ist deutlich höher als an der Börse. «Daher halten wir in unserem News-Letter stets fest: Ausserbörsliche Aktien dürfen nur mittels Limite gekauft oder verkauft werden, wegen allfälligen grösseren Schwankungen», sagt der Vermögensverwalter. Anleger müssten Geduld mitbringen.

Auf welchen Aktien setzen die Experten in der aktuellen angespannten Börsensituation? Rüegsegger agiert bei den Nebenwerten aufgrund der «aktuellen Lage» ähnlich wie bei den kotierten Aktien: Er empfiehlt eine Übergewichtung von Gesellschaften mit tiefer konjunktureller Abhängigkeit wie Versorger, Nahrungsmittelhersteller, Gesundheitsdienstleister und Produzenten von Basiskonsumgütern. Die Unternehmen müssten ein gutes Management und eine langfristige Strategie aufweisen. Bei der Auswahl achtet der Quantex-Fondsmanager auf solide Bilanzkennzahlen, d.h. eine tiefe oder keine Verschuldung, eine konservative Bewertung der Aktiven, keinen oder kaum Goodwill bzw. immaterielle Werte und wie erwähnt transparent berichtende Gesellschaften.

Wegen tiefer Verschuldung wenig zinssensitiv

«Die KMU-Unternehmen sind in der Regel weniger stark verschuldet, weisen eine hohe Eigenkapitalquote und geringe Nettoverschuldung auf», sagt Sascha Hitz. Dies mache sie bei Krisen resilienter. Dank der geringen Verschuldung seien die Gesellschaften von Zinserhöhungen weniger stark betroffen. Aufgrund ihrer Grösse seien sie zudem agiler und könnten in der Regel schneller auf Entwicklungen wie Inflation und Rezession reagieren.

Aktuell mag Perger die Aktien aus dem Medtech- und dem Pharmabereich. Diese Unternehmen hätten ihre Prognosen kaum anpassen müssen. Auch Tech-Aktien hätten übertriebene Rückschläge hinnehmen müssen und seien oft wieder attraktiv. Finanztitel erachtet der Analyst als zu wenig spannend. Er glaubt aber nicht, dass die steigenden Zinsen grosse Verluste im Hypothekar- oder Kreditgeschäft bringen werden. Dafür seien die Polster zu gross. «Beim Thema Energie ist die Fantasie jedoch schon eingepreist», so der Analyst von Research Partners. Auch im Bereich «neue Energien» zu denen Perger Windkraftausrüster Gurit oder den Solarausrüster Meyer Burger zählt, gibt es für ihn wenig attraktive Anlagen.

«Die Auswahl ist im OTC-Bereich etwas eingeschränkt, zumal ein Grossteil der gehandelten Aktien, geschätzt ein Drittel, aus den Branchen Banken sowie Tourismus und hier vor allem Bergbahnen stammt», so Rüegsegger. Übergewichten würde er die Versorger CKW und Repower, die von den hohen Energiekosten in den nächsten Jahren profitieren werden und antizyklisch Holdigaz und Wasserwerke Zug (WWZ), Diese Gesellschaften würden zwar mittelfristig unter hohen Gestehungskosen leiden, mittelfristig die Preise aber weitergeben können und die erwähnten Kriterien erfüllen.

«Im Moment keine Aktien kaufen»

Absolute «Buys» sind für den Quantex-Fondsmanager Griesser und Weiss+Appetito, wenn diese auch etwas zyklischer seien. Reishauer empfiehlt er – trotz hoher Konjunkturabhängigkeit – wegen des starken Kursrückgangs ebenfalls. Die Gesellschaft sei völlig überfinanziert, sodass sie in den letzten Jahren noch jede Krise problemlos «überstehen» konnte. Diese drei Unternehmen empfehlen sich zudem in der längerfristigen Optik und auch, falls man davon ausgehe, dass die Rezession weniger schlimm ausfalle als angenommen.

Hans Peter Diethelm empfiehlt im Moment keine Aktien zum Kauf, denn «die Zinsen dürften noch steigen, auch wenn die US-Inflation gerade auf 7,7 % zurückging». Die Gewinne würden sich wegen den stark gestiegenen Energiekosten weiter reduzieren wie etwa jüngst bei Geberit. Der Vermögensverwalter legt momentan nicht in ausserbörsliche Aktien an, hat aber diverse Titel-Aufträge im Orderbuch der Banken platziert. Das KGV dieser «Geld-Kurse» sei vernünftig. «Für kurzfristiges Traden eignen sich OTC-Titel aber überhaupt nicht.»

schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – Juni-Zwischenbilanz

0

Die meisten repräsentativen Aktien-Indizes bleiben auf Rekordkurs, vereinzelt, wie in Japan, geht es aber auch nur seitwärts. Die Unternehmensgewinne liegen zumeist über den Erwartungen, der Renditeanstieg an den Anleihemärkten hat sich zuletzt wieder abgeflacht. Alles bestens also? Kommt auf die Auswahl an, denn ein Favoritenwechsel liegt in der Luft.

Das erste Halbjahr ist zu Ende. Das ist traditionell auch die Zeit für eine Zwischenbilanz. Das laufende Jahr ist jedoch in vielerlei Hinsicht atypisch. In den Wintermonaten war noch ein weitreichender Lockdown installiert, erst allmählich kehrte im Frühjahr eine Normalisierung der Bedingungen ein. Die veröffentlichten Zahlen sprechen für sich. So zeigt die Fremdenverkehrsbilanz für 2020 einen Rückgang der Umsätze um 47,8% auf 9.4 Mrd. CHF, so das Bundesamt für Statistik.

Schweizer Börse in Rekordlaune

Doch die Börse scheint das alles bisher wenig zu kümmern. Der SPI kletterte seit Jahresbeginn um weitere 15%, der SMI um 12%. Allerdings verläuft die Kursentwicklung einzelner Aktien und Industrien durchaus differenziert. Das Luxusgüter-Segment übernahm die Führung: Richemont legte um über 40% in den ersten sechs Monaten zu, Swatch um über 30% und Givaudan um immerhin 16%. Partners Group zählte mit einem Plus von 35% zu den besten Performern. Aber auch Schwergewichte wie Nestlé mit 11% gewannen deutlich. Fast alle Aktien legten zu, doch CS liegt um mehr als 12% hinten. Die Archegos- und Greensill-Debakel waren wohl doch zu viel des Schlechten. So entfällt mehr als die Hälfte der von der Finanzindustrie erlittenen Verluste durch das Archegos-Desaster allein auf CS.

Alternative Szenarien denkbar

Dabei ist aber im hohen Kursniveau und in den oft ambitionierten Bewertungen bereits die beste aller Welten eskomptiert. Die BIZ in Basel hat zwei weitere Szenarien entwickelt: Die Inflation könnte doch höher als gemeinhin angenommen ausfallen und länger andauern oder, alternativ, das Virus könnte die Weltwirtschaft länger und stärker im Griff behalten, als es sich in den gegenwärtig optimistischen Annahmen widerspiegelt, was die wirtschaftliche Erholung verzögern würde. Sollte die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne zu wünschen übrig lassen, wäre die Börse für signifikante Korrekturen anfällig.

Geringe Schwankungen der Favoriten

Doch ob nun zyklische Aktien ihren Gipfelsturm fortsetzen oder sich die beginnende Wiederentdeckung defensiver Aktien verstärkt, am Ende kommt es bei der Performance doch auf die Auswahl und die Perspektiven der Einzeltitel an. Im Juni kam es bei den Valoren der Favoritenliste von schweizeraktien.net nur zu geringen Kursveränderungen in beide Richtungen. Während Ypsomed wieder zurückgefallen ist, konnte Barry Callebaut Boden gutmachen. Die beiden Starperformer Swissquote und Coltene haben sich trotz Gewinnmitnahmen auf dem erhöhten Niveau halten können. Der Ausblick bei beiden Unternehmen bleibt positiv. Das gilt bei allen Favoriten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So sollte die Tatsache, dass inzwischen fast alle US-Amerikaner geimpft sind, dazu führen, dass die durch die Pandemie aufgehaltene Markteinführung der YpsoPump durch den Partner Eli Lilly in den USA nun beschleunigt von statten gehen wird.

Kursverlauf der Ypsomed-Aktie während der letzten zwei Jahre. Chart: money-net.ch
Durchschnitts-Performance

Bei den kotierten Aktien der Favoritenliste liegt die durchschnittliche Performance nach sechs Monaten bei 24,7%, bei den ausserbörslich gehandelten Aktien beträgt sie 11,7%, bezogen auf alle Titel sind es 18,9%. Dividenden bleiben unberücksichtigt.

Einstiegschance bei Vifor Pharma

Gibt es Gelegenheiten für das Portfolio, so sollte man sie nutzen. Das ist gegenwärtig angesichts des allgemein hohen Kursniveaus nicht einfach. Doch beim Pharma-Konzern Vifor bietet sich eine solche Einstiegschance. Die Aktie ist nach mehreren Durchstartversuchen doch immer wieder zurückgefallen. So auch zuletzt. Der Kurs rutschte kurzzeitig unter 120 CHF. Am 24. Juni meldete Vifor, dass der bisherige CEO Stefan Schulze zurücktritt und am 16. August sein Nachfolger Abbas Hussain übernimmt. Vielleicht gab es Differenzen zur weiteren Strategie. Doch der neue CEO ist ein ausgewiesener Pharma Executive mit langjährigen Stationen bei Eli Lilly und GSK. Dort war er in den letzten fünf Jahren Global President Pharmaceuticals and Vaccines.

Der Kurs der Vifor-Aktie rutschte zuletzt kurzzeitig unter 120 CHF. Chart: money-net.ch
Neue Besen kehren gut

Bei der Globalisierung von Vifor, schlagkräftigen Partnerschaften und der Skalierung des Produktportfolios könnte er nun den Sprung aufs nächste Level bewirken. Hilfreich könnte dabei auch der Private-Equity-Hintergrund des Kandidaten sein. Mehr zum Unternehmen findet sich in der schweizeraktien.net Evaluierung „Vifor Pharma: Wachgeküsst?“ von Ende November 2020. Die Aktie wird mit einem 2-Jahres-Anlagehorizont per Anfang Juli der Favoritenliste 2021 hinzugefügt.

Dividendenstrategie 2021: Die Herausforderungen für Anleger steigen

0
Banking and finance, Saving money for future growth concept: Pours water from a watering can, Green sprout on bucket full of coins and graph growth business investment .

Jahrelang sind die jährlichen Ausschüttungssummen der börsenkotierten Unternehmen stetig gestiegen, zuletzt auf 1.428 Bio. USD. Doch 2020 sorgt nun die Pandemie in den meisten Industrien für eine abgeschwächte Nachfrage oder sogar echten Stress. Vielfach steht die Dividendenfähigkeit ernsthaft in Frage. Sind nun mit Blick auf ein wohl schwieriges Jahr 2021 Anpassungen im Dividendenportfolio angebracht?

Steigende Unternehmensgewinne und Dividenden sind Ausdruck einer gesunden und wachsenden Wirtschaft. Für 2016 lagen die globalen Ausschüttungen bei 1.164 Bio. USD und zeigten in den beiden Folgejahren Zuwächse von 8% und 9,8%. Für 2019 betrug der Zuwachs immerhin nochmals beachtliche 3,6% – so jedenfalls die global aktive Fondsgesellschaft Janus Henderson.

Ausschüttungssumme im zweiten Quartal um 20% gefallen

Bereits seit 2009 führt die Gesellschaft den aus den globalen Top 1’200, nach Marktkapitalisierung gerankten, Dividendenzahlern zusammengestellten Janus Henderson Global Dividend Index. Der zeigt nun im zweiten Quartal 2020 zum ersten Mal einen Rückgang um rund 20% an. Als Summe ausgedrückt fielen die Ausschüttungen um 108.1 Mrd. USD auf 383.2 Mrd. USD. Das ist das schwächste Quartal seit 2012! Volle 27% der ausschüttenden Unternehmen kürzten oder strichen die Dividende.

Globale Dividenden (in Mrd. USD)
Globale Dividenden (in Mrd. USD). Quelle: Janus Henderson
Schweiz und Nordamerika in Sonderstellung

Allerdings sind die Dividendenkürzungen und -streichungen nach Ländern, Regionen und Industrien höchst unterschiedlich verteilt. Europa kommt besonders schlecht weg. In Frankreich, dem europäischen Land mit den höchsten Dividendenausschüttungen, fiel die Summe auf den tiefsten Stand seit mindestens 10 Jahren. In den USA und insbesondere Kanada blieben die aggregierten Dividendenzahlungen dagegen nahezu unverändert. Die gute Nachricht ist, dass die Ausschüttungssumme in der Schweiz im zweiten Quartal auf bereinigter Basis nicht zurückgegangen ist. Die Bereinigung bezieht sich auf Wechselkursveränderungen und die für UBS und CS angeordnete Zurückstellung der hälftigen Ausschüttung.

Schweizer Unternehmen schütten 23.2 Mrd. USD im zweiten Quartal aus

In Summe zahlten die Schweizer börsenkotierten Gesellschaften im zweiten Quartal beachtliche 23.2 Mrd. USD an Dividenden. Mit 8.23 Mrd. USD führt Nestlé nicht nur die Liste der Schweizer Top-Dividendenzahler an, sondern ist weltweit der führende Dividendenzahler. Auf Rang 2 in der Schweiz folgt Zurich Insurance mit 3.1 Mrd. USD; weltweit liegt Zurich Insurance damit immerhin auf Rang 14. Swiss Re zahlte 1.99 Mrd. USD und belegt damit Rang 3 in der Schweiz und Rang 28 in der globalen Liste. Sowohl Nestlé als auch Swiss Re befinden sich bereits seit November 2018 in der Auswahl-Liste der jährlichen schweizeraktien.net Dividendenstrategie.

Sistierte und gekürzte Dividenden in der Schweiz

Nur Sonova hat die Dividende für 2019 ganz gestrichen, Swiss Life und Swatch haben die Ausschüttung gekürzt. Im Verlauf des dritten Quartals hat sich das Bild aber weiter eingetrübt. Mikron kürzte von 3.3 Mio. CHF Ausschüttungssumme auf 1 Mio. CHF. Valora und Aevis Victoria strichen die Ausschüttungen zwischenzeitlich ganz. Sonova setzte auch das Aktienrückkaufprogramm aus. Die Banken stehen weiterhin unter dem wachen Auge der Finma, die vor allem eine Krise des Finanzsystems abwenden und keinesfalls eine Verschlechterung der Eigenmittelausstattung der systemrelevanten Finanzintermediäre riskieren will. Bei vielen weiteren Unternehmen steht eine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2020 durchaus ernsthaft infrage, denn wichtiger als die Dividende dürfte es auch für die Aktionäre sein, die Liquidität zu schonen – und vor allem das Überleben sicherzustellen.

Top Spot für Healthcare

Die unerwartete Krise zeigt, dass nicht jede sogenannte Dividenden-Strategie wirklich langfristig funktioniert. Wie in allen Investmentangelegenheiten zahlt es sich aus, kritisch an die Aktien-Auswahl heranzugehen und diese immer wieder auf Herz und Nieren zu prüfen. Wie sich zeigt, ist die in den Vorjahren getroffene Auswahl soweit ganz gut über die Krise gekommen. Dabei ist der mit 5:4 auf den Healthcare-Sektor gelegte Schwerpunkt generell positiv mit Blick auf die Dividendenhöhe und -sicherheit zu bewerten. Dies vor allem, weil die Gewinnentwicklung der gewählten Aktien nicht wirklich leidet und damit die relative Attraktivität der Aktien zunimmt versus Aktien aus zyklischen Industrien oder Branchen, die von der Pandemie stärker betroffen sind.

Consumer Staples – noch ein Fels in der Brandung

Die relative Attraktivität gilt auch für den Weltmarktführer in der Nahrungsmittelindustrie, Nestlé. Untenstehende Grafik zeigt am Beispiel des amerikanischen S&P 500 Index, welche Veränderungen in der Gewinnentwicklung der einzelnen Sektoren die Analysten für das dritte Quartal erwarten. Wie schnell ersichtlich wird, sind Healthcare und nicht zyklische Konsumgüter die Sektoren, die neben Technologie die geringsten Einbussen zu erwarten haben. Die nachhaltige Dividendenfähigkeit dieser Sektoren steht somit kaum infrage.

     

Neun Aktien – neunmal Dividendenerhöhung in 2020

Ausnahmslos alle neun Titel, die im November 2018 respektive November 2019 in das Dividenden-Portfolio aufgenommen worden waren, erhöhten im laufenden Jahr die Ausschüttung pro Aktie, z. T. deutlich. Dies steht im Kontrast zu den meist nur gehaltenen oder sogar gekürzten oder gestrichenen Dividenden in der Schweiz und weltweit. Jedes dividendenorientierte Portfolio sollte nicht nur die absolute Höhe der Ausschüttungen der infrage kommenden Aktien in Betracht ziehen, sondern vor allem die Perspektiven für fortgesetzte Gewinnsteigerungen und damit Dividendenkontinuität sowie -steigerungspotenzial. Dabei sind die Empfehlungen von Banken und Börsenratgebern nicht immer hilfreich. Ein Rückblick auf die vor einem Jahr populären Tipps hinsichtlich Dividendenaktien offenbart das ganze Ausmass der Schieflagen. Demgegenüber beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der auf schweizeraktien.net ausgewählten neun Aktien aktuell trotz der teilweise erhöhten Kursbasis überdurchschnittliche 4,2%.

 

Vorstellungskurs

Kurs 22.10.20 Performance Aktuelle Dividenden- rendite (2020)
Nestlé 85.14 106.32 24.90% 2.50%
Novartis 80.4 76.63 -4.70% 3.90%
Roche 257.20 298.40 16.00% 3%
Galenica 46.42 60.30 29.90% 3.00%
Landis & Gyr 62.05 52.35 -15.60% 6.00%
Swiss Re  91.26 67.48 -26% 8.70%
BB Biotech 64.20 60.85 -5.20% 5.60%
SIG Combibloc 14.16 19.27 36.10% 2.00%
HBM Healthcare 200.00 273.00 36.50% 2.80%
Durchschnitt     10.40% 4.20%
Vorstellungskurs für alle Aktien ist der 26.11.18 ausser HBM Healthcare und SIG Combibloc, bei denen es der 11.11.19 ist. Quelle: SIX Swiss Exchange
         
Trennung von Landis + Gyr

Auch wenn nicht alle Aktien im Plus liegen, die durchschnittliche Performance der Aktien liegt mit 10,4% deutlich im positiven Bereich. Dazu kommen die Dividenden, sodass der Total Return p.a. bei rund 9% liegt. Die Auswahl ist langfristig angelegt, dennoch ist festzustellen, dass die Auswirkungen der Pandemie zumindest im Fall Landis + Gyr so gravierend sind, dass es spätestens jetzt besser ist, sich von der Aktie zu trennen. Auftragseingang, Umsatz, Projektentwicklung – alle wichtigen Parameter zeigen prozentual zweistellige Rückgänge. Bereits im November 2019 waren Gewinnmitnahmen nahegelegt worden, nachdem die Aktie innert eines Jahres um 78% zugelegt hatte.

Chart LandisGyr
Seit dem Absturz im März hat sich die Landis-Aktie nicht mehr erholt. Chart: moneynet.ch
Mega-Caps auf Kurs

Die drei Mega-Caps Nestlé, Novartis und Roche bleiben auf Erfolgskurs, auch wenn die breit diversifizierten Aktivitäten zum Teil zeitweilig mehr oder weniger unter den von der Pandemie geprägten Bedingungen leiden. Dem stehen jedoch Konzernbereinigungen wie bei Nestlé gegenüber, die das Ziel haben, sich auf wachstums- und margenstärkere Segmente zu konzentrieren. Novartis hat die Tochter Alcon erfolgreich an die Aktionäre als Sachdividende verteilt, was, beiläufig bemerkt, die Rendite der Aktie erheblich besser aussehen lässt als die blosse Kursveränderung der letzten zwei Jahre. Roche ist auf Onkologie und Immunologie spezialisiert, wo die Erkenntnisse der Forschung und die technologischen Möglichkeiten zu bahnbrechenden, aber auch teuren neuen Diagnostika und Therapeutika führen. Es gibt keinen erkennbaren Grund, von diesen drei Aktien als Nukleus eines Schweizer Dividenden-Portfolios abzurücken.

Galenica mit stetiger Geschäftsentwicklung

Das gilt auch für Galenica, den 1927 gegründeten Apothekenbetreiber und -grossisten, bei dem sich auch für 2020 ein Umsatzanstieg von gut 4% abzeichnet. Während EBIT und Gewinn stagnieren, dürfte die Dividende dennoch um 4% erhöht werden. Das sagt jedenfalls der Konsens von 11 Analysten, die die Galenica-Aktie abdecken. Für die beiden Folgejahre wird erwartet, dass EBIT und Gewinn kräftiger als der Umsatz zunehmen und jeweils Anhebungen der Ausschüttungen im mittleren einstelligen Prozentbereich vorgenommen werden. Die Analystenschätzungen weisen eine geringe Streuung auf, was charakteristisch für das hochgradig prognostizierbare Geschäft von Galenica ist. Das Unternehmen hat wenig Konkurrenz und baut systematisch das Beauty- und Eigenmarkengeschäft aus, das höhere Margen bietet.

Biotech – Wachstum und Dividenden

Zwei Investments sind im Biotech- respektive Healthcare-Sektor angesiedelt. Es handelt sich um die Beteiligungsgesellschaften BB Biotech, seit November 2018 im Portfolio, sowie HBM Healthcare, der vor einem Jahr der Vorzug gegeben worden war. Zwischenzeitlich kletterte der Kurs um 36%, die Dividendenrendite ist daher trotz Erhöhung auf 2,8% gesunken. Die Gesellschaften verfolgen unterschiedliche Investmentansätze und Strategien. Während BB Biotech schwerpunktmässig auf etablierte und profitable Biotech-Grössen und auch innovative Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe setzt, kommt der über die letzten Jahre hohe Gewinnanstieg bei HBM Healthcare davon, dass Beteiligungen, die teilweise vor über 10 Jahren initiiert wurden, nun zur Börsenreife gelangt sind oder lukrative Angebote von grösseren Playern auf sich ziehen. Allein die Beteiligung Cathay brachte bei ihrem Börsengang in Hongkong Bewertungsgewinne von über 400 Mio. CHF. CEO Wicki erläuterte im August im schweizeraktien-Interview, warum noch viel Raum zur Expansion besteht. Das BB Biotech-Investment bleibt trotz der wenig inspirierenden Kursentwicklung fortbestehen, denn es bietet gut gewählte Exposure zur chancenreichen US-Biotechnologie, eine Wachstumsindustrie mit und ohne Pandemie.

Bei Performance und Dividende können die Aktien von HBM überzeugen. Chart: moneynet.ch
SIG Combibloc

Ebenfalls um 36% brachte die Neuaufnahme des vorigen Jahres, SIG Combibloc. Das Wachstumstempo wird zwar durch die Pandemie in einzelnen Regionen vorübergehend gedämpft, doch an den Tendenzen zur Müllvermeidung und Nutzung von Recyclingmaterialien ändert sich nichts. Die Kreislaufwirtschaft steht weltweit auf der Agenda weit oben.

Gute Performance trotz Krise: die Aktie von SIG Combibloc. Chart: moneynet.ch
Swiss Re

Swiss Re zahlt eine hohe Dividende, dafür muss der Aktionär die Risiken des Rückversicherungsgeschäftes mittragen. Im ersten Halbjahr 2020 lag das Prämienwachstum bei 10%, der Gewinn lag bei 865 Mio. USD vor Covid-bezogenen Schadenfällen und Rückstellungen. Diese beliefen sich auf 2.5 Mrd. USD, wodurch ein Verlust von 1.1 Mrd. USD entstand. Die Solvenz des globalen Top-Rückversicherers liegt über dem Industriestandard und den regulatorisch geforderten Quoten. Der nicht überraschende und vorübergehende Kursrückgang ist hinzunehmen.

Fazit

Krisen, externe Schocks und rezessive Tendenzen sind für einkommensorientierte Anleger immer grosse Herausforderungen, denn es gilt, sowohl das Kapital zu erhalten als auch nachhaltige Dividendeneinkünfte zu erzielen. Unnötige Risiken sind zu vermeiden. Solange es keine stichhaltigen Gründe für massiv verschlechterte Perspektiven bei den Einzeltiteln gibt oder sich die Dividendenperspektiven für bislang nicht berücksichtigte Sektoren oder Unternehmen signifikant verbessern, gibt es keinen Anlass für Änderungen in der Zusammensetzung. Die Lage kann natürlich in sechs Monaten oder einem Jahr anders sein.

Novartis, Nestlé & Co.: Comeback der defensiven Aktien

0
Novartis CEO Vasant Narasimhan will sich auf das Pharma-Geschäft konzentrieren und Alcon, das Ophtalmologiegeschäft, nächstes Jahr an die Börse bringen. Bild: novartis.com

Novartis CEO Vasant Narasimhan will sich auf das Pharma-Geschäft konzentrieren und Alcon, das Ophtalmologiegeschäft, nächstes Jahr an die Börse bringen. Bild: novartis.com

Ab Mitte 2016 waren defensive Aktien aus den Sektoren Pharma, Nahrungsmittel, Tabak in einem relativen Abwärtstrend, da sich plötzlich die davor jahrelang herrschende Eurosklerose als Folge der Liquiditätsschöpfung und der historisch tiefen Zinsen in einen Wachstumsboom verwandelt hatte. Zyklische Aktien waren plötzlich gefragt und zeigten bis Anfang 2018 auch eine überzeugende Outperformance. Doch der im März vom US-Präsidenten angekündigte internationale Zoll- und Handelskrieg ist inzwischen in vollem Schwung – und die Rotation in defensive Aktien ebenfalls.

Die meisten Investoren bleiben jedoch weitgehend unverändert auf globales Wachstum eingestellt, und ihre Portfolien sind immer noch entsprechend positioniert. Das hat jedoch weitsichtige Anleger nicht davon abgehalten, die günstigen Bewertungen der nicht zyklischen Aktien im Frühjahr zum Aufbau von Positionen zu nutzen. Die Wiederentdeckung erfolgte allerdings nicht überall zeitgleich. Während die in London kotierte GSK Glaxo SmithKline bereits seit März eine sichtbare Umkehrformation mit gut 20% Kursgewinn vollzogen hat, wurden die Schweizer Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé erst gegen Ende Juni aus ihrer Seitwärtsbewegung gerissen und drehten dann kraftvoll nach oben. Zur Überraschung vieler Anleger, denn die drei Blue Chips galten zuletzt als lahme Enten.

Devisenmärkte in Bewegung

Bei der Betrachtung von GSK vs. Novartis drängt sich auf, die Entwicklung an den Devisenmärkten mit ins Kalkül zu ziehen. Während das britische Pfund nach einer Erholungsphase in 2017 dieses Jahr erneut zur Schwäche tendiert, hat der Franken nach einer Seitwärtsbewegung in den ersten Monaten des Jahres einen neuen Höhenflug gestartet, allerdings nicht in USD. Da aber der USD seinerseits Stärke zeigt, sind USD und CHF die härtesten Währungen und ziehen folglich Kapital aus den anderen Währungsräumen an.

Vergleich der Kursentwicklung GSK Glaxo SmithKline (blaue Linie) mit Novartis (schwarze Linie) im Jahr 2018. Quelle: marketwatch.com

Vorteile von Dividendenaktien

Die Motive der Käufer von defensiven Aktien sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Dividende. Zum einen sind ihre Höhe und auch die langfristige Steigerungsfähigkeit entscheidende Kriterien für Investoren, die Einkommen generieren wollen. Zum anderen bietet eine hohe Dividendenrendite zum Einstiegszeitpunkt auch eine gewisse Sicherheit für ein über kurz oder lang zu befürchtendes weniger günstiges Börsenumfeld.

Protektionismus verdirbt Börsenparty

Genau das ist in den letzten Monaten jedoch brachial in das „Goldlöckchen-Szenario“ der Anlegerschaft eingedrungen, und zwar in Form von Zöllen und Handelsschranken. Zyklische Aktien aus den Bereichen Automobil, Investitionsgüter etc. beendeten an der Börse ihren Aufwärtstrend abrupt und verloren in 2018 bisher zweistellig, z.B. Daimler von 76 EUR auf 54 EUR und Caterpillar als Leitaktie im Dow-Jones vom All-Time High bei 173 USD auf 132 USD.

Kursentwicklung von Caterpillar (blaue Linie ) im Vergleich zum Dow Jones (schwarze Linie). Quelle: marketwatch.com

Setzt sich der Wachstumstrend fort?

Gegenwärtig scheint es bei den Investoren zwei Lager zu geben. Das grössere der beiden bleibt von der Fortsetzung des Wachstumskurses der letzten Jahre überzeugt und interpretiert Trumps sprunghaftes „Geschäftsgebaren“ als Taktiererei, um mehr für sich und seine Wiederwahlchancen und die USA herauszuholen. „Ein Sturm im Wasserglas“, so liesse sich die Betrachtungsweise der Mehrheit zusammenfassen. In den Portfolios der Investoren, die eine solche Perspektive einnehmen, sind und bleiben defensive Sektoren untergewichtet – noch.

Oder sind rezessive Tendenzen zu erwarten?

Das andere Lager ist weniger optimistisch, was die weiteren Perspektiven für das globale Wachstum anbelangt. Solche Portfolios spiegeln in unterschiedlichem Ausmass die Vorsicht wider, und defensive Sektoren und Value-Aktien sind höher gewichtet. Und manche Investoren bewegen sich dazwischen und schichten nach und nach entsprechend der Branchenrotation um.

Das Revival der defensiven Aktien. Die Linie setzt die defensiven Aktien im Verhältnis zu den zyklischen. Das Balkendiagramm zeigt das Bruttoinlandprodukt in der Eurozone in den letzten fünf Jahren. Quelle: ukreuters.com

September und Oktober im Blickfeld

Noch ist offen, ob sich das globale Wirtschaftswachstum weiter abkühlen wird oder doch noch einmal beschleunigt. Abgesehen von den verschiedenen Frühindikatoren gilt es vor allem, die politische Bühne im Blick zu behalten. Bisher gingen die Impulse für protektionistische Massnahmen überwiegend von Trump aus. Die USA als grösste Volkswirtschaft der Welt können als vielleicht einziges Land wegen der wirtschaftlichen Dominanz ihre Agenda auch durchsetzen. Ob es sich bei den weitergehenden Androhungen von neuen Zöllen nur um Einschüchterungsversuche handelt oder diese tatsächlich auch vollumfänglich umgesetzt werden, wird sich im September und Oktober zeigen. Die China angedrohten Zölle auf ein weiteres Exportvolumen von 200 Mrd. USD werden bis Anfang September entweder verworfen, abgeändert oder aber eingeführt. Ähnlich verhält es sich mit den der EU angedrohten Zöllen auf Automobile. Hier ist der Oktober voraussichtlich der Monat der Entscheidung.

Branchenrotation im Gang

Wie die Dinge liegen, ist wohl von einer weiteren Eskalation auszugehen und damit einer weiteren Abkühlung des Wachstumstempos und des Investitionsklimas. Fall-out wie der Türkei-Crash und die weitergehenden Effekte an den Devisenmärkten dämpfen die Wachstumserwartungen zusätzlich. Für die Börse ist daher zu erwarten, dass die Branchenrotation in defensive Aktien und Sektoren andauert. Da zumindest bei den Titeln mit hoher Marktkapitalisierung ausländische institutionelle Anleger die Kurse machen, ist deren Einschätzung massgebend.

Schwergewichte mit erstaunlicher Trendwende

Die jüngste Kursentwicklung zeigt, dass die Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé gar nicht so schwer sind, wenn nur ausreichend Nachfrage bei den Aktien herrscht. Roche ist um gut 20% seit Juni gestiegen, Novartis und Nestlé jeweils um rund 15%. Bei Novartis hat dieses Jahr ein neuer CEO den Taktstock übernommen. Er will sich von margen- und wachstumsschwachen Bereichen trennen und Novartis auf das Kerngeschäft Arzneimittel refokussieren. Ein wichtiger Meilenstein wird der Spin-off von Alcon, dem Ophtalmologiebereich, im kommenden Jahr werden, wenn, wie erwartet, die GV im Februar 2019 zustimmt.

Management hat Kerngeschäft im Fokus

Refokussierung auf das Kerngeschäft und Steigerung der Margen ist auch das Rezept bei Nestlé, wo ebenfalls ein neuer CEO für frischen Wind sorgt. Beide Aktien waren auf schweizeraktien.net bereits vor dem letzten Jahreswechsel und danach als aussichtsreich dargestellt worden. Die Aktionäre brauchen jedoch Geduld, denn wie sich der Kurs eines Ozeandampfers nicht so plötzlich ändern lässt, so braucht es bei grossen Konzernen auch ein wenig Zeit. Für beide Aktien spricht neben dem Managementaspekt und der Branchenrotation in defensive Titel die hohe und steigerungsfähige Dividendenrendite sowie eine immer noch relativ attraktive Bewertung.

Schilthornbahn: 55. Generalversammlung im Zeichen des Jubiläums – Sonderdividende beschlossen, Rekordbesuch mit 346 Aktionären

0
Mit 346 Aktionären verzeichnete die GV der Schilthornbahn einen Rekordbesuch. Bild: schweizeraktien.net

Mit 346 Aktionären verzeichnete die GV der Schilthornbahn einen Rekordbesuch. Bild: schweizeraktien.net

Die Schilthornbahn hat Grund zum Feiern: Vor genau 50 Jahren wurde die durch James Bond weltbekannt gewordene Bahn im Berner Oberland in Betrieb genommen. Auch die Aktionäre der Schilthornbahn AG feierten anlässlich der Jubiläums-Generalversammlung mit. Insgesamt nahmen 346 Aktionäre an der 55. Generalversammlung teil. Gegründet wurde die Gesellschaft bereits fünf Jahre vor der Eröffnung der Bahn. Verwaltungsratspräsident Peter Feuz zeigte sich bei der Begrüssung der Aktionäre und Gäste erfreut über die grosse Teilnehmerzahl und das damit gezeigte Interesse der Anteilseigner an ihrem Unternehmen. Denn gegenüber dem Vorjahr, in dem nur 240 Aktionäre die Versammlung besuchten, stellte die Aktionärszahl einen markanten Anstieg dar.

Stolzer Rückblick auf 50 Jahre Schilthornbahn

Nicht ohne Stolz berichtete Peter Feuz anlässlich des Jubiläums über die wichtigsten Meilensteine in der Firmengeschichte. Am 12. Juni 1967 begann mit der Inbetriebnahme des letzten Teilstücks Birg-Schilthorn die Erfolgsgeschichte der Bahn. Gleichzeitig startete mit der Eröffnung des ersten Drehrestaurants Piz Gloria auch eine neue Epoche der Berggastronomie in den Alpen. Die anfänglich von zahlreichen Kritikern vorgebrachten Einwände und deren Skepsis gegenüber dem Projekt erwiesen sich rasch als Makulatur. Trotz der schwierigen Finanzierungssituation, die mehrere Kapitalerhöhungen erforderte, erreichte die Bahn bereits im vierten Jahr die Gewinnzone. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Projektes leisteten die Dreharbeiten zum James-Bond-Film «Im Geheimdienst ihrer Majestät», der 1969 in die Kinos kam, und von dem die Bahn noch heute profitiert. Zu den belastenden Faktoren gehörten damals die aufwendigen Bauarbeiten und die starke Bauteuerung. Doch schon 1974 war es der Gesellschaft möglich, den Aktionären eine Dividende auszuzahlen.

Übernahme weiterer Bahnen

Die Schilthornbahn besteht nicht nur aus der legendären Bahn auf das Schilthorn, sondern aus zahlreichen weiteren Bahnen. Diese konnten alle von den früheren Eigentümern übernommen werden. Neben den zahlreichen Gondelbahnen, die ab dem Jahr 1993 durch Neubauten ersetzt wurden und damit die Attraktivität des Skigebiets steigerten, erwarb die Schilthornbahn auch die Standseilbahn Mürren-Allmendhubel von der Jungfraubahn. Diese für Mürren sehr wichtige Bahn durfte nicht abgebrochen werden. Feuz beteuerte auch die Wichtigkeit der Qualität der Anlagen und deren Benutzerfreundlichkeit. In den letzten Jahren habe die Gesellschaft daher nicht nur in die Erneuerung der Bahnen, sondern auch massiv in die Verbesserung der Pistenqualität investiert. Essenziell für den Erfolg sei die künstliche Beschneiung der Pisten geworden, ergänzte der VR-Präsident. Die Unternehmensgeschichte von der Gründung bis zum 50-jährigen Jubiläum hat die Bahn in einem Buch zusammengefasst, das die GV-Besucher am Ende der Versammlung als Geschenk mitnehmen durften.

2016 mit zahlreichen Höhepunkten

CEO Christoph Egger (r.) und VRP Peter Feuz. Bild: schweizeraktien.net

Über den Geschäftsgang im 2016 und das laufende Jahr informierte CEO Christoph Egger die Aktionäre im Anschluss an das Referat von Peter Feuz. Ein Höhepunkt sei die Inbetriebnahme des komplett sanierten Gipfelgebäudes am 9. Dezember 2016 gewesen, berichtete Egger. Bereits in der Wintersaison 2015/16 hätten die Besucher vom neuen, deutlich komfortableren Skiausgang auf Piz Gloria profitieren können. Das absolute Highlight sei jedoch die Eröffnung des Thrill Walk bei der Mittelstation Birg am 7. Juli 2016 gewesen. Der neue Felsensteg werde von den Gästen sehr positiv aufgenommen, so Egger. Dies zeigte sich auch in den Besuchsfrequenzen des Restaurants Birg, das nun wesentlich besser genutzt werde. Egger verwies dabei auf die markant höheren Umsätze.

37’000 zusätzliche Besucher dank UBS-Aktion

Einen starken Besucheransturm brachte die Aktion der Schweizer Grossbank UBS, die es ihren Kunden durch ein Sponsoring ermöglichte, für 10 CHF auf den Berg zu fahren. Von dieser Aktion machten im Sommer 2016 über 37‘000 Personen Gebrauch. «Das Schilthorn war der meistbesuchte Berg der gesamten UBS-Aktion, noch vor dem Pilatus und dem Gornergrat», erklärt Christoph Egger sichtlich erfreut. Der grosse Ansturm hatte aber auch Schattenseiten: So mussten die Besucher an Spitzentagen an allen Stationen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Ebenfalls zu den Höhepunkten des letzten Jahres gehörte die Neugestaltung des Flower Trails auf dem Allmendhubel. Als richtig erwiesen hat sich nach Informationen von Egger auch die Verlängerung der Betriebszeiten der Bahn während der Sommermonate in die Abendstunden hinein. Vor allem die Besucher aus Asien und den arabischen Ländern reisen oft erst abends an und können dank der verlängerten Betriebszeiten noch auf das Schilthorn fahren. Gleichzeitig wird ihnen ein einmaliges Naturerlebnis mit dem Sonnenuntergang auf dem Berg geboten.

Gute Geschäftszahlen im Berichtsjahr

Die Umsätze in 2016 erreichten mit 26.7 Mio. CHF das Vorjahresniveau und übertrafen damit zum zweiten Mal in der Unternehmensgeschichte die Marke von 25 Mio. CHF. Sehr erfreulich entwickelte sich das Sommergeschäft mit einem vierten Rekord in Folge. So legten die Frequenzen der Luftseilbahn um 12.7% zu. Allerdings konnte sich die Schilthornbahn dem Negativtrend im Wintersportgeschäft nicht entziehen. So gingen die Winterfrequenzen um 6% zurück. Nur dank der maschinellen Beschneiung der Pisten war ein Wintersportbetrieb über die Festtage möglich. Der Verkehrsertrag litt zudem unter den nochmals tieferen Abgeltungsleistungen für die öffentliche Erschliessung von Gimmelwald und Mürren. Trotz diesen belastenden Faktoren konnte der Verkehrsertrag um 0.3% gesteigert werden. Auf der Aufwandseite schlug sich die Frequenzsteigerung bei den Restaurants in einem deutlichen Plus des Warenaufwands um 17.3% nieder. Auch der Personalaufwand legte um 4.4% zu. So fiel der Reingewinn mit 1.9 Mio. CHF um 3.7% tiefer aus als im Vorjahr. Wegen des Jubiläums erhalten die Aktionäre eine Sonderdividende von 14 CHF zusätzlich zur regulären Ausschüttung von 36 CHF.

Erfolgreicher Start ins 2017

Zu Jahresbeginn 2017 entwickelte sich das Geschäft wegen des warmen und trockenen Wetters schwierig, besserte sich aber in den Folgemonaten deutlich. Massive Zuwächse erzielten die Bereiche Gastronomie mit plus 34.7% und die Shops mit plus 29.7%. Aber auch die Bahnfrequenzen stiegen um deutlich mehr als 10% im Vergleich zum Vorjahr an.

Abstimmungen erfolgten einstimmig

Unterhaltung für die Aktionäre mit Sängerin Michele Ryser. Bild: schweizeraktien.net

Im Anschluss übernahm wieder VR-Präsident Feuz das Zepter. Er führte durch die anstehenden Abstimmungen, die allesamt einstimmig zugunsten der Anträge des Verwaltungsrats erfolgten. So wurden der Geschäftsbericht, die Ausschüttung der Dividende, die Entlastung des Verwaltungsrats und dessen Wiederwahl sowie die Wahl der Revisionsstelle von den Aktionären gutgeheissen.

Im Anschluss an die GV feierten die Aktionäre das Jubiläum in einem Festzelt bei einem Apéro riche und einer musikalischen Darbietung der bekannten Sängerin Michele Ryser.

Fotogalerie der Generalversammlung

Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen: Steigende Profitabilität

0

Die Zürichsee-Fähre verbindet Meilen und Horgen. Die 10-minütige Überfahrt bedeutet für viele Anwohner, aber auch für Touristen, eine willkommene kleine Auszeit vom Alltagsstress. Bild: faehre.ch

Sie verbinden seit der Antike vom Wasser getrennte Ufer: Der griechische Mythos von Charon, dem Fährmann, der die Seelen über den Fluss Styx in die Unterwelt transportierte, ist ein Beispiel für die frühe Existenz von Fähren.

Heute werden keine Seelen mehr transportiert, sondern Autos, Fussgänger und Fahrräder. Und das auch nicht in der Unterwelt, sondern zwischen der Zürcher Goldküste und der «Pfnüselküste». So das Geschäftsmodell der Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen.

10 Minuten dauert das Übersetzen, Minuten, in denen der gestresste Reisende zur Ruhe kommt, in die Wellenspiele des Kielwassers schaut oder das Alpenpanorama geniesst. Für manchen Gast ein seltener Moment kontemplativer Ruhe im täglichen Verkehrsgeschehen. Und das natürlich besonders bei schönem Wetter.

Verkehrsertrag steigt deutlich an

Das durchzogene Wetter im letzten Sommer brachte der Schifffahrt auf den Schweizer Seen allerdings ein eher unterdurchschnittliches Jahresergebnis. Trotzdem kann die Zürichsee-Fähre im Jahr 2024 wie bereits im Vorjahr auf ein erfreuliches Geschäftsjahr zurückblicken mit einem resultierenden Jahresgewinn von rund 695‘000 CHF.

Das sei stabilen Frequenzen in der Hauptkategorie Personenwagen, einem rigorosen Kostenmanagement, einer Vereinfachung des Tarifsystems und Investitionen in die Modernisierung zu verdanken, schreibt der Verwaltungsrat im Geschäftsbericht.

Obwohl die Frequenzen mit 1,86 Mio. Fahrgästen gesamthaft leicht unter dem Vorjahr lagen, konnte der Verkehrsertrag dank dem neuen Tarifsystem um 5,4% gesteigert werden. Der Wettereinfluss machte sich in der Hauptkategorie der Fahrzeuge bis 7.49 Tonnen sowie beim Schwerverkehr (Fahrzeuge über 7.5 Tonnen) kaum bemerkbar, hingegen bei den Frequenzen der Zweiräder (Fahrräder und Motorräder) mit einer Abnahme um 5,7% im Vergleich zum Vorjahr.

5500 Fahrzeuge pro Tag an der Rad-WM

Positiv für die Zürichsee-Fähre sei die zehntägige Durchführung der Rad-Weltmeisterschaften im September in der Stadt Zürich ausgefallen, freuen sich die Verantwortlichen. Die Fähre stellte dabei eine wichtige und beliebte Ausweichroute für den Verkehr in der Region Pfannenstiel dar. Das Angebot wurde während diesen Tagen auf einen 5-Fähren-Betrieb angepasst. Zuerst war die Nachfrage verhalten, in der zweiten Woche stieg sie dann aber deutlich, und es wurden bis mehr als 5‘500 Fahrzeuge pro Tag transportiert.

Neue Tarife für anstehende Investitionen

Die neuen Tarife der Zürichsee-Fähre erwirtschafteten einen Mehrertrag, der für die anstehenden notwendigen Investitionen in den nächsten Jahren notwendig sei, schreiben Verwaltungsratspräsident René Schneider und Geschäftsführer Martin Zemp in der Einleitung zum Geschäftsbericht. Der bereinigte Verkehrsertrag stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0.6 Mio. CHF auf 11.4 Mio. CHF. Der Personalaufwand lag um 0.2 Mio. Franken über demjenigen des Vorjahres. Neben allgemeinen Lohnerhöhungen und den entsprechend höheren Ausgaben für Sozialversicherungen stiegen auch die Kosten bei den Personalnebenkosten für Ausbildung und Teambuilding.

Im Jahr 2024 wurden knapp 19’000 Liter Diesel mehr als im Vorjahr benötigt. Der Verbrauch pro Überfahrt stieg leicht auf 19,9 Liter; der gesamte Treibstoffverbrauch betrug im Jahr 2024 1,331 Mio. Liter. Trotz des weiterhin hohen durchschnittlichen Einkaufspreises von 162.3 CHF pro 100 Liter inklusive Mehrwertsteuer (Vorjahr: 168.1 CHF) sanken die Beschaffungskosten gegenüber dem Vorjahr. Zum Rückgang der Kosten beigetragen haben die gegenüber Vorjahr gesunkenen Preise für Schmier- und Hydrauliköl bzw. Harnstoff. Die starke Erhöhung der Stromtarife im 2023 waren auch für das Jahr 2024 gültig. Eine Senkung der Tarife erfolge erst ab 2025, so die Verantwortlichen der Zürichsee-Fähre.

Der Verwaltungs- und IT-Aufwand stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0.23 Mio. Franken. Weiterhin steigend ist die Nutzung der elektronischen Zahlungsmittel, und entsprechend stiegen auch die Aufwendungen für Kreditkartenkommissionen. Die restlichen Mehraufwendungen stammen aus der externen Unterstützung für die Realisierung des neuen Zahlungssystems bzw. den Vorarbeiten für den Ersatz der Fähre «Schwan». Die höheren betrieblichen Aufwendungen konnten mit der Einnahmensteigerung vollständig ausgeglichen werden. Entsprechend stieg der Erfolg auf der Ebene des EBITDA auf 1.6 Mio. CHF (Vorjahr: 1.3 Mio. CHF).

Ausblick

Der Verwaltungsrat  beschäftigt sich seit längerem mit dem Ersatz der in die Jahre gekommenen Fähre «Schwan». Basierend auf dem gleichen Modell wie die Fähre «Meilen» soll die dritte, umweltschonende Generation einen vollständig elektrischen Antrieb erhalten. Die Mehrkosten gegenüber einer neuen, aber weiterhin mit Diesel betriebenen Fähre – einschliesslich der zusätzlich notwendigen Aufwendungen an Land (Transformator, Anpassung des Garderobengebäudes) – belaufen sich auf etwa 10 Mio. CHF.

Ohne eine substanzielle finanzielle Unterstützung sei eine elektrische Fähre derzeit nicht finanzierbar, betonen die Verantwortlichen. In den letzten Monaten hätten sich aber Optionen für eine mindestens teilweise Deckung der Differenz eröffnet; die Finanzierung der fehlenden Mittel sei damit realistischer geworden.

Sofern diese Möglichkeiten umgesetzt werden können, soll die neue Fähre noch im laufenden Jahr 2025 bestellt und im Herbst 2027 in Betrieb genommen werden. Auch die Planung für einen Neubau des Garderobengebäudes in Horgen sei weit fortgeschritten, vermeldet das Unternehmen. Die Räumlichkeiten für das Personal entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen und seien zu klein, um getrennte Garderoben anbieten zu können. Zudem biete der Neubau optional den notwendigen Raum für einen Transformator, der für eine Elektrofähre benötigt würde.

Um für weitere Investitionen ein optimales Kreditrating zu erhalten, sei es notwendig, in den nächsten Jahren das Eigenkapital durch die Bildung von zusätzlichen Reserven zu stärken.

Fazit

Für Anwohner an den beiden Ufern des Sees gehört die Zürichsee-Fähre zur selbstverständlichen Infrastruktur. Und auch wenn die Fährbelegungen eine gewisse Wetterabhängigkeit aufweisen, so sind sie von schlechtem Wetter doch viel weniger betroffen als rein touristische Schiffs-Angebote auf dem See.

Dass die Fähren wirtschaftlich durch ruhige Gewässer pflügen, hat auch damit zu tun, dass es den operativ Verantwortlichen gelungen ist, die leicht rückgängige Gästefrequenz mit einem höheren Verkehrsertrag mehr als zu kompensieren. Was wiederum für die anstehenden Investitionen bedeutend ist.

Von der steigenden Profitabilität mit einem Gewinnschub von 37% profitieren die Aktionäre und Aktionärinnen. Sie erhalten 2024 eine Dividende von 80 CHF (wie im Vorjahr). Die Aktien der Zürichsee-Fähre werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4’100 CHF für eine Aktie bezahlt. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von knapp 2%, eine gleichbleibende Zahlung vorausgesetzt.

Kursverlauf über die letzten fünf Jahre der auf OTC-X gehandelten Aktie der Zürichsee-Fähre. Quelle: otc-x.ch

 

RealUnit Schweiz: Beteiligungsgesellschaft erhöht Kapital um weitere 7.2 Mio. CHF

0
Anteile der Investmentgesellschaft RealUnit gibt es in Aktien und in Token. Bild: realunit.ch

Anteile der Investmentgesellschaft RealUnit gibt es in Aktien und in Token. Bild: realunit.ch

Die in Baar ansässige RealUnit Schweiz AG wächst weiter. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung bekannt gab, konnte die im Mai durchgeführte Kapitalerhöhung mit maximal 6 Mio. Aktien erfolgreich abgeschlossen werden. Der Beteiligungsgesellschaft flossen so weitere 7.2 Mio. CHF zu. RealUnit Schweiz verfügt neu über 39 Mio. Aktien zu nominal 1 CHF. Die neu geschaffenen Inhaberaktien wurden am 11. Juni 2025 an der BX Swiss zum Handel zugelassen.

Die neuen Aktien wurden zu einem Ausgabepreis von 1.20 CHF angeboten. Nach Angaben der Gesellschaft konnte das Angebot innert weniger Tage platziert werden. Dabei wurden rund die Hälfte der neuen Aktien über das Bezugsrecht von bestehenden Aktionären gezeichnet. Weitere 3 Mio. RealUnit Aktien wurden in der freien Zeichnung erworben. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, stammen 75% der Teilnehmer an der Kapitalerhöhung aus der Schweiz sowie 21% aus Deutschland.

Die zugeflossenen Mittel sollen nun gemäss der Anlagestrategie in Realwerte fliessen. Den grössten Anteil am Portfolio machen mit über 40% Gold und Edelmetalle aus, gefolgt von Schweizer Aktien mit einer soliden Bilanzrelation. Ein kleiner Teil ist auch in Kryptowährungen angelegt, darunter vor allem Bitcoin.

Die an der BX Swiss gehandelten Aktien der RealUnit Schweiz AG konnten binnen Jahresfrist kräftig zulegen. Chart: bxswiss.ch

Die Performance der RealUnit Schweiz Aktien, die an der BX Swiss gehandelt werden, liegt seit Jahresbeginn bei über 5%. Ein Teil der RealUnit Schweiz Aktie ist auch als Aktientoken verbrieft. Kürzlich gab die Beteiligungsgesellschaft eine Kooperation mit Honesto bekannt.

Auto AG Group: Neues Geschäftsfeld mit Importen von Ford und BYD

0

Im Video beleuchtet Marc Ziegler, CEO der Auto AG, das Geschäftsjahr 2024 und gibt einen Ausblick auf das laufende Jahr. Dabei betont er neben dem Ausbau aller Geschäftsfelder insbesondere die Bedeutung der Schülertransporte für die Auto AG, deren Wachstumspotenzial als sehr gross einschätzt wird. Und Ziegler erklärt, was es mit der Gründung der Tochterfirma BF Import auf sich hat.  

CKW: Axpo baut Anteil am Zentralschweizer Energieunternehmen weiter aus

0
Das Wasserkraftwerk Rathausen der CKW. Bild: www.ckw.ch

Das Wasserkraftwerk Rathausen der CKW. Bild: www.ckw.ch

Im 1. Semester des Geschäftsjahres 2024/25 steigerte der Zentralschweizer Versorger CKW die Gesamtleistung der Gruppe um 3% auf 607 Mio. CHF. Dank der Absicherung der eigenen Energieproduktion erzielte das Unternehmen trotz gesunkener Marktpreise hohe Erlöse für die selbst produzierte Energie. Das bereinigte operative Ergebnis auf Stufe EBIT stieg von 79 auf 87 Mio. CHF an. Gleichzeitig gab die CKW AG in der Medienmitteilung zum Halbjahresabschluss bekannt, dass die Muttergesellschaft Axpo ihren Anteil auf 85,6% erhöht hat.

Martin Ebner verkaufte Aktienpaket im März 2025

Die Transaktion erfolgte bereits im März 2025. Das Aktienpaket im Umfang von 4,6% oder 272’403 Aktie stammt von der Anna Holding AG, einer Beteiligungsgesellschaft des Investors Martin Ebner. Neben der Axpo AG mit mittlerweile 85,9% sind noch der Kanton Luzern sowie Gemeinden mit 11,3% an der CKW beteiligt. Die übrigen 2,8% befinden sich im Publikumsbesitz. Auf Nachfrage von schweizeraktien.net teilt die Medienstelle der Axpo mit, dass der Kaufpreis pro CKW-Aktie 380 CHF betragen habe. Dieser sei basierend auf dem Kurs an der BEKB OTC-X Handelsplattform festgelegt worden.

Gemäss CKW-Organigramm besitzt die Axpo bereits 85,9% der CKW-Aktien. Abb. ckw.ch

Weiterer Ausbau geplant?

In der Medienmitteilung zum Halbjahresabschluss schreibt die CKW AG auch, dass sich mit dem Ausbau der Beteiligung um 4,5% auf 85,6% die Hauptaktionärin Axpo zu ihrer Absicht bekenne, ihren Anteil an CKW weiter zu steigern. Von Seiten der Axpo Medienstelle heisst es dazu: «Axpo beobachtet die Situation rund um ihr Tochterunternehmen CKW laufend und prüft gegebenenfalls sich bietende Möglichkeiten. Eine aktive Ansprache von Aktionären ist derzeit nicht vorgesehen.» Der Kantonsanteil an der CKW AG ist immer wieder Thema der politischen Diskussion im Kantonsrat. Erst Anfang Jahr wurde wieder eine Aufspaltung der CKW oder der Verkauf der Aktie gefordert.

42 GWh mehr Energie produziert

Operativ läuft es bei der CKW-Gruppe jedenfalls gut. Wie das Unternehmen in seiner Medienmitteilung zum Halbjahresabschluss schreibt, konnte die Energiemenge aufgrund der sehr guten Verfügbarkeit der Anlagen im Vorjahresvergleich um weitere 42 GWh gesteigert werden. Trotz stark gesunkener Marktpreise habe CKW dank der Absicherungsstrategie von hohen Erlösen für die produzierte Energie profitieren können, was zu der um 3% höheren Gesamtleistung von 607 Mio. CHF geführt habe. Gleichzeitig senkte das Unternehmen die Stromtarife in der Grundversorgung um rund 30%, was im Kanton Luzern zu den schweizweit günstigsten Strompreisen für 2025 führte.

Positive Entwicklung auch bei Dienstleistungen und Gebäudetechnik

Positiv entwickelt haben sich gemäss der Medienmitteilung auch die Resultate im Bereich der Marktkunden und im Dienstleistungsbereich im Segment Energie. «Der gute Geschäftsgang im Dienstleistungsgeschäft des Segments Netze, dazu gehört insbesondere der Netzanlagenbau für Industrie und andere Netzbetreiber, hat die Ertragslage verbessert.»

Auch das Segment Gebäudetechnik, in den vergangenen Jahren das Sorgenkind der Gruppe, habe in einem anspruchsvollen Marktumfeld die Profitabilität verbessern und den positiven Trend des Vorjahres bestätigen können. Detaillierte Angaben zu den einzelnen Segmenten gibt die CKW AG im Rahmen der Halbjahresberichterstattung nicht bekannt.

Sondereffekte belasteten Semestergebnis

Allerdings belasteten zwei Sondereffekte im ersten Halbjahr 2025/26 das Ergebnis. So fiel die Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (Stenfo) aufgrund der schwächeren Entwicklung an den Finanzmärkten um 42 Mio. CHF tiefer aus. Ausserdem führten temporäre Bewertungseffekte auf den abgesicherten Energiemengen zu einem Rückgang des EBIT um weitere 19 Mio. CHF, was gesamthaft zu einem um 37% tieferen EBIT von 89 Mio. CHF führte. Ohne diese Sonderfaktoren wäre das EBIT gegenüber Vorjahr um 10% auf 87 Mio. CHF gestiegen.

Die Sonderfaktoren belasteten auch das Unternehmensergebnis, das mit 82 Mio. CHF um 37% niedriger als in der Vorjahresperiode ausgefallen ist. Der Free Cashflow lag mit 101 Mio. CHF (-2%) nahezu auf Vorjahresniveau. Das Eigenkapital (inkl. Minderheiten) erhöhte sich auf 2.09 Mrd. CHF (+4%). Die Eigenkapitalquote lag bei hohen 85%.

Fazit   

Dank der guten Absicherungsstrategie fällt das Semesterergebnis der CKW AG erwartungsgemäss erfreulich aus. Dies dürfte sich auch im zweiten Semester fortsetzen. Positiv zu werten ist auch der Turnaround bei der Gebäudetechnik, auch wenn hier konkrete Zahlen fehlen. Im Geschäftsjahr 2023/24 lag die EBIT-Marge in diesem Segment nur bei dünnen 0,5%, dies bei einem Umsatz von 257 Mio. CHF.

Auf Basis der auf OTC-X letztbezahlten Kurse von 375 CHF lag die Bewertung mit einem KGV von 13 und einer Dividendenrendite von 2,7% (Zahlen per Ende GJ 23/24) auf einem fairen Niveau. Der Buchwert der Aktien erreicht per Ende 31. März 2025 (inkl. Minderheiten) 352 CHF. Angesichts dieser Bewertungszahlen erscheint auch der Preis von 380 CHF, den Axpo für die CKW-Aktien von Martin Ebner gezahlt hat, moderat. Wie sich die künftigen Gewinne entwickeln, wird sehr stark von den Strommarktpreisen und der Absicherungsstrategie der CKW abhängen. Chancen auf eine Margenverbesserung ergeben sich auch im Segment Gebäudetechnik.

Der Aktienkurs von CKW hält sich seit mehr als einem Jahr stabil im Bereich von 375-380 CHF. Chart: otc-x.ch

Interessant dürfte die künftige Rolle der Axpo und die Haltung der öffentlichen Hand sein, die noch 11,3% an der CKW AG hält. Sollte sich die Politik für einen Verkauf des Aktienpakets entscheiden, wäre es auch nicht überraschend, wenn die Axpo den restlichen Aktionären ein Angebot unterbreitet. Fraglich ist allerdings, ob dies deutlich über den zuletzt bezahlten Kursen liegen würde.

WIR Bank: Germann Wiggli zum neuen VRP gewählt

0

Germann Wiggli ist neuer VRP der Bank WIR. Bild: zvg

An der diesjährigen Generalversammlung der WIR Bank Genossenschaft wurde der frühere CEO, Germann Wiggli, als Nachfolger von Marc Reimann zum Verwaltungsratspräsidenten (VRP) gewählt. Neu werden dem Gremium auch Daniel Hug und Yvonne Seiler Zimmermann angehören. Zudem stimmten die Genossenschafter der Erhöhung der Dividende auf 11 CHF je Beteiligungsschein zu.

Der bisherige Verwaltungsratspräsident Marc Reimann ist aufgrund der Amtszeitbeschränkung aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden. Sein Nachfolger Germann Wiggli ist kein Unbekannter: Er gehört seit 2019 dem Verwaltungsrat an und war zuvor viele Jahre in leitender Funktion für die Bank WIR tätig, unter anderem von 2006 bis 2019 als CEO. «Die Bank WIR ist ausgezeichnet positioniert, um auch in einem herausfordernden Umfeld langfristig Mehrwert für ihre Kundinnen und Kunden zu schaffen», wird der neue VRP in einer Medienmitteilung zitiert.

Neu zum Aufsichtsgremium hinzugestossen sind Daniel Hug und Yvonne Seiler Zimmermann. Daniel Hug (58) ist Eigentümer und Geschäftsführer einer unabhängigen Vermögensberatungsfirma mit angegliederter Treuhandgesellschaft in Zürich und Revisor. Yvonne Seiler Zimmermann (49) ist Professorin für Finance am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern.

Die Beteiligungsscheine der WIR Bank Genossenschaft werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 477 CHF für einen Anteilsschein gezahlt. Die Ausschüttungsrendite liegt bei 2,3%.

«Europäische Small & Mid Caps verspeisen Granolas zum Frühstück»

0
Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments und Portfoliomanagerin bei Bellevue Asset Management. Bild: bellevue.ch

Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments und Portfoliomanagerin bei Bellevue Asset Management. Bild: bellevue.ch

Europäische Aktien rücken wieder stärker in den Fokus, auch bei internationalen Anlegern. In einem globalen Umfeld voller Unsicherheiten bietet der Kontinent Diversifikation und attraktive Bewertungen. Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments und Portfoliomanagerin bei Bellevue Asset Management, erklärt, warum besonders europäische Nebenwerte überzeugen – und warum das Stockpicking von Bellevue so erfolgreich ist.

Europas Renaissance – positive Kapitalflüsse und Rückenwind

In einem von geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten geprägten Umfeld erleben europäische Aktien ein bemerkenswertes Comeback. Nach den stark negativen Kapitalabflüssen der letzten drei Jahre kehren Investoren nun zurück: Bis Ende April 2025 flossen über EUR 20 Mrd. in europäische Aktien.

Das Bewertungsniveau ist attraktiv: Der MSCI Europe notiert mit einem Forward-KGV von ca. 13x, verglichen mit etwa 21x beim S&P 500 – was einem Bewertungsabschlag von knapp 40% entspricht. Auch bei der Dividendenrendite liegt Europa mit über 3.5% vorne.

Fiskalpolitisch schlägt Europa – und allen voran Deutschland – ein neues Kapitel auf. Nach 30 Jahren struktureller Unterinvestition werden die Verteidigungsausgaben angehoben. Aufgrund der Dringlichkeit ist das NATO-Ziel von 2% des BIP schon fast Makulatur. Künftig könnten 3.5% bis 4% anvisiert werden. Flankierend werden Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung in Angriff genommen. Das schafft eine solide Basis für Wachstum.

Auch verbessern sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen für Unternehmen und Anleger: Die EZB stellt weitere Leitzinssenkungen in Aussicht, während die Inflation dank sinkender Energiepreise und moderater Löhne weiter zurückgeht.

Europäische Indizes weisen aufgrund ihrer Sektorzusammensetzung – weniger Tech, mehr Industrie und Finanz – eine starke Binnenmarktorientierung auf, was sie robuster gegenüber tarifären Unsicherheiten macht.

Small & Mid Caps – unterrepräsentiert, unterbewertet und am Outperformen

Noch spannender als der Gesamtmarkt präsentieren sich derzeit europäische Small & Mid Caps. Während sich Anleger in den letzten Jahren auf die grossen Namen oder die sogenannten GRANOLAS fokussierten, wurden kleinere Werte vernachlässigt, mit dem Ergebnis, dass sich deren Bewertungsniveau auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008 befindet.

Dabei spricht vieles für ein Umdenken. Was für Europas Aktienindizes insgesamt gilt, trifft auf Nebenwerte noch deutlicher zu. Wir haben es oft mit Hidden Champions zu tun, lokal verwurzelt und weniger abhängig von komplexen, globalen Lieferketten. Ihre Geschäftsmodelle sind meist klar fokussiert, geprägt von hoher Innovationskraft und ausgezeichneter Qualität – Eigenschaften, die in einem zunehmend volatilen und sich deglobalisierenden Umfeld besonders gefragt sind.

Von Jahresbeginn bis Ende Mai haben kontinentaleuropäische Small & Mid Caps gemessen am MSCI Europe Small ex UK eine Rendite von 12.7% erwirtschaftet, verglichen mit 10.1% für den Stoxx 600, 7.8% für den Stoxx 50 und -7.9% für den S&P 500 (wobei etwas weniger als die Hälfte der Unterperformance auf die USD-Schwäche zurückzuführen ist).

Bellevue Entrepreneur Europe Small – unternehmerisch denken, agil investieren

Der Bellevue Entrepreneur Europe Small Fonds investiert gezielt in eigentümergeführte Werte, die unternehmerisch und langfristig denken, solide bilanzieren und innovationsstark sind.

Stilagnostisch und fundamental orientiert verfolgt das Team einen differenzierten Investmentansatz. Sowohl Wachstums- wie auch Value-Titel finden Eingang ins Portfolio, was für Diversifikation sorgt und eine beständigere Performance in einem breiten Spektrum von Markt- und Zinskonstellationen ermöglicht. So wird jedes Unternehmen hinsichtlich Strategie, Cashflow und Bewertung individuell und im Austausch mit dem Management analysiert – mit dem Ziel, ein robustes und diversifiziertes High-Conviction-Portfolio aufzubauen.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Seit Jahresbeginn (per 30. Mai 2025) liegt der Fonds 13.8% im Plus – deutlich über dem breiten Markt. Auch über 3, 5 und 10 Jahre zählt der Fonds zu den besten seiner Kategorie. Ein erfahrenes Managementteam mit tiefem Verständnis der Nebenwertemärkte sorgt dafür, dass Chancen in diesem unterschätzten Marktsegment frühzeitig erkannt und konsequent genutzt werden.

Fazit

Europas Small & Mid Caps holen auf. Attraktive Bewertungen, strukturelle Wettbewerbsvorteile und eine gestärkte wirtschaftliche Basis machen die Anlageklasse zu einer vielversprechenden Ergänzung im Portfolio professioneller Investoren. Der Bellevue Entrepreneur Europe Small überzeugt dabei nicht nur mit Substanz – sondern auch mit Renditestärke.

Mehr dazu erfahren Sie auf unserer Website.

SSE Holding: Prozentual zweistelliger Gewinnanstieg im Jahr 2024

0
Beim Bau des Ligerztunnel setzt die SSE Group den Sprengstoff Hypex Bio ein. Bild: implenia.ch

Beim Bau des Ligerztunnel setzt die SSE Group den Sprengstoff Hypex Bio ein. Bild: implenia.ch

Es war das siebte Jahr in Folge mit positiven Wachstumsraten für die SSE Holding. Der Umsatz erhöhte sich um 5,5%, doch das EBITDA stieg weit kräftiger um 31% auf den Höchstwert von 25.9 Mio. CHF. Die Aktienkursentwicklung im letzten Jahr hat die jetzt gemeldeten starken Finanzzahlen korrekt antizipiert. Die Aktie der SSE Holding legte in den letzten 12 Monaten von 4260 CHF weiter auf jetzt 5810 CHF zu. Und wie sind die weiteren Perspektiven?

Die lange Erfolgsserie mit steigenden Gewinnausweisen differenziert die SSE Holding am Markt, wo derzeit nicht wenige Unternehmen abermals ein «Übergangsjahr» deklamieren, um so nicht Nachfrageschwächen oder Wertberichtigungen in den Vordergrund stellen zu müssen. Bei der SSE Holding ist das Momentum dagegen nicht zu übersehen. Die langfristig verfolgte Expansionsstrategie fruchtet offensichtlich, obwohl auch die SSE Holding den widrigen Einflüssen von Pandemie, Inflation und Krieg ausgesetzt ist.

Reduzierung der Methangas-Emissionen im Visier

Das zeigt sich besonders deutlich bei der Feinchemie-Tochter Valsynthèse, die den Umsatz 2024 um 26% steigern konnte. Der Wachstumstreiber ist die Auftragsproduktion des Futtermittelzusatzes 3-NOP für DSM-Firmenich als Contract Development and Manufacturing Organisation, kurz CDMO. Bovaer, so der Handelsname, verringert die Methan-Emissionen von Rindern um 30% und trägt damit nicht unwesentlich zur Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen bei.

Politischer Wille und Wachstumsperspektiven

Da sich viele Länder zu einer starken Reduzierung der nationalen Emissionen verpflichtet haben, bleiben die Anreize für den Einsatz von Bovaer hoch. Landwirtschaft und Viehzucht sind neben Gebäuden und Transport weltweit die grössten Verursacher von Treibhausgasen. Angesichts der weltweiten Rinderpopulation von rund 1.4 Mrd. Tieren bleibt der Grossteil des Marktpotenzials bislang noch unausgeschöpft. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung erwarten ein fortgesetztes Wachstum.

Grüne «explosive» Innovation

Auch im Geschäftsbereich der zivilen Sprengstoffe spielen innovative Lösungen eine wichtige Rolle für die Geschäftsentwicklung. Am europäischen Markt ist die Tochter EurEx Holding nach mehreren Konsolidierungswellen zwar Marktführerin, doch die Nachfrage bleibt relativ stabil. Das heisst, dass der Umsatzkuchen nicht grösser wird. Für wichtige Impulse sorgt die Kooperation mit dem schwedischen Partner Hypex Bio Explosives Technology. Der neuartige Sprengstoff ist emissionsfrei und stellt einen wesentlichen Schritt in der Transformation des zivilen Sprengstoffwesens dar.

Erster Einsatz

Bereits im September 2024 war der innovative grüne Sprengstoff am Standort Gamsen erstmals eingesetzt worden. Am 15. Januar 2025 wurde dann nach umfangreichen Prüfungen und Vorarbeiten die erste Tunnel-Sprengung in Mitteleuropa mit Hypex Bio für den Ligerztunnel vorgenommen. Der Tunnel soll den letzten Einspurabschnitt zwischen Lausanne und Biel durch den Doppelspurausbau ablösen. Das Projekt wird von der SBB geführt und einem Konsortium unter Führung von Implenia umgesetzt.

Beginn der grünen Ära?

Der Tunnel hat eine Länge von 2.1 km. Die Bauarbeiten umfassen aber auch ein Viadukt, vier Fluchtstollen sowie die Neugestaltung des Kantonstrassenabschnitts. Der Ausbruch wird einer nachhaltigen Verwendung zugeführt. Das Novum ist aber die Tatsache, dass mit Hypex Bio bei zukünftigen Tunnelarbeiten, aber auch bei Sprengungen zum Gesteinsabbau und in Minenbetrieben keine Umweltbelastung mehr entstehen muss. Somit läuteten die SSE Holding und der schwedische Partner 2025 eine neue klimaneutrale Ära im zivilen Sprengstoffwesen ein.

Marktanteilsgewinne

Der Geschäftsbereich zivile Sprengstoffe konnte den Umsatz 2024 leicht steigern und in allen Märkten ausser Skandinavien die Marktanteile steigern. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Produktion der Tochter Eurodyn schrittweise abgebaut werden musste. Anfang 2024 hatte der Besitzer des Grundstücks mitgeteilt, dass der Mietvertrag für den Produktionsstandort Würgendorf nicht verlängert wird. Der Rückbau löste ausserordentliche Aufwendungen in Höhe von 8 Mio. CHF aus.

Finanzergebnisse 2024

Das Zahlenwerk fällt dennoch überzeugend aus. Bei einem um 5,5% erhöhten Umsatz von 179 Mio. CHF stieg das EBITDA überproportional um 31% auf 25.9 Mio. CHF. Das EBIT erhöhte sich um 49% auf 17.9 Mio. CHF und der Jahresgewinn um 22% auf 7.7 Mio. CHF, trotz der Eurodyn Sondereffekte. Die Investitionen lagen 2024 um 2 Mio. CHF über dem Vorjahresniveau bei 19 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen durch eine um 10 CHF auf 110 CHF je Aktie erhöhte Dividende am guten Ergebnis teilhaben.

Ausblick

Was ist weiterhin von der SSE Holding zu erwarten? Laut Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wird die Feinchemie-Tochter Valsynthèse weiterhin zweistellig wachsen. CEO Gilles de Preux sieht die SSE Holding als «ideal positioniert». Im Geschäftsfeld zivile Sprengstoffe geht es jetzt darum, die grüne Innovation Hypex Bio durch das Zulassungsprozedere in den verschiedenen europäischen Märkten zu bringen. Die endgültige Schliessung des Eurodyn-Standortes wird den Jahresabschluss 2025 allenfalls «marginal belasten», so der CEO in der Medienmitteilung. Zu den längerfristigen Perspektiven äussert sich Verwaltungsratspräsident Raymond Lauretan so: «Die ausgezeichneten Ergebnisse sind die Folge einer Strategie, die darauf abzielt, die einzelnen Geschäftsbereiche zu verselbstständigen, um ihre Agilität zu stärken und künftige strategische Allianzen vorzubereiten.»

Fazit

Die SSE Holding dürfte weiterhin für positive Überraschungen gut sein, bis hin zu wertstiftenden M&A-Transaktionen oder dem IPO einer Tochtergesellschaft. Bei einer aktuellen Kapitalisierung von 168 Mio. CHF errechnet sich ein KGV von 22. Damit ist die Aktie nicht unbedingt günstig bewertet, kann aber angesichts der Gewinndynamik und möglichen Unternehmenstransaktionen oder sogenannten Liquidity Events durchaus noch weiter zulegen.

In den letzten drei Jahren ist der Aktienkurs der SSE Holding kontinuierlich gestiegen und hat sich fast verdoppelt. Chart: otc-x.ch

Die Aktie der SSE Holding wird auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5810 CHF bezahlt.

Swiss Economic Forum: Ein Plädoyer für Europa und die Schweiz

0

Am Swiss Economic Forum in Interlaken traf sich zum 27. Mal die Schweizer Wirtschaftselite, Politiker und einflussreiche Lobbyisten. Keine Frage: Bei dem Wirtschaftreffen ging es nicht nur um Inhalte, sondern auch – oder vor allem – darum, Kontakte zu pflegen, neue Kontakte zu knüpfen und das eine oder andere Geschäft einzufädeln. Dies vor allem während der Pausen und am Networkingabend, der in diesem Jahr dank günstiger Witterung unter freiem Himmel im Garten des Kursaal Interlaken stattfand.

Netzwerken in entspannter Atmosphäre: am Swiss Economic Forum 2025 im Park des Kursaal Interlaken. Bild: © NZZ Connect

Doch das Rahmenprogramm mit bekannten nationalen Wirtschaftsgrössen wie Sulzer-CEO Suzanne Thoma oder renommierten Wirtschaftswissenschaftlern wie Joseph Stiglitz lieferte nicht nur Brainfood und Inspiration, sondern den rund 1700 Teilnehmenden auch Gesprächsstoff für die Pausen. Allgegenwärtig war die grosse Unsicherheit in der Welt und die Frage nach den Auswirkungen der sich bildenden neuen Weltordnung für Europa und die Schweiz. Die gute Nachricht: Europa und auch die Schweiz haben die Chance, gestärkt aus der aktuellen Krise hervorzugehen. Wenn sie den Mut haben, zusammenzuhalten und unabhängiger von den USA zu werden.

Grosse Zustimmung für den Rahmenvertrag

Dass die Schweiz den Rahmenvertrag mit der EU annehmen soll, darüber herrschte unter den anwesenden Wirtschaftsführern überraschenderweise eine klare Meinung: 69% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des SEF sprachen sich in einer während der Veranstaltung durchgeführten Online-Umfrage für die Annahme der Verträge aus. Für José Manuel Barroso, den ehemaligen EU-Kommissionspräsident, war das Umfrageergebnis natürlich eine Steilvorlage. Denn er rief eindringlich gerade in den aktuell herausfordernden Zeiten zur Geschlossenheit in Europa auf. Er machte zwar deutlich, dass er aufgrund der kulturellen und historischen Faktoren die Zurückhaltung der Schweiz gegenüber Verträgen mit der EU respektiere, die Schweiz aber schon heute in Bezug auf Handel und Investitionen stark in Europa integriert sei.

Der frühere EU-Komissionspräsident Barroso betonte im Gespräch mit Urs Gredig, dass die EU an Krisen immer wieder gewachsen sei. Bild: © NZZ Connect

Die grössten Bedrohungen für die Europa seien nicht nur der Krieg in der Ukraine und die konjunkturellen Schwierigkeiten, sondern auch der technologische Rückstand insbesondere bei der Künstlichen Intelligenz. Europa müsse daher gemeinsam handeln, um diese Herausforderungen zu meistern, so Barroso. Damit meinte er nicht nur die EU-Mitgliedsländer, sondern auch andere europäische Staaten wie die Schweiz. Eine Krise in der EU will er nicht sehen. Im Gegenteil: Die Europäische Gemeinschaft sei durch Krisen entstanden und werde auch aus der aktuellen Krisensituation gestärkt hervorgehen, war Barroso überzeugt.

Europäisches Verteidigungssystem?

Auch der US-amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz betont die Wichtigkeit der Unabhängigkeit von Europa, da die USA als zuverlässiger Partner für Europa nicht mehr zur Verfügung stünde. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten bezeichnete er als einen Alptraum für sein Land. Jedoch verlange die aktuelle Situation die Notwendigkeit, strategische Verteidigungsausgaben und wirtschaftliche Vorteile in Einklang zu bringen. Kurz- und langfristig sei die Schaffung eines autonomen europäischen Verteidigungssystems von Vorteil, so Stiglitz.

Kritik an der US-Zollpolitik

In Bezug auf die Zollpolitik der Trump-Administration äusserte sich der renommierte Ökonom sehr skeptisch. An eine Rückkehr der industriellen Arbeitsplätze, die durch die Globalisierung verloren gegangen sind, glaubt er nicht. Er wies darauf hin, dass die USA derzeit sehr stark von Importen aus China abhängig sind. Diese zu ersetzen, würde wohl mehrere Jahre dauern, was Chinas Position im Handelsstreit noch stärke.

Wer ist stärker? Die USA oder China? Joseph Stiglitz fand am SEF klare Worte. Bild: © NZZ Connect

Auch Stiglitz sieht in der aktuellen Krise eine Chance für Europa. «Länder, die Demokratie, Wissenschaft, Innovation und Freiheit unterstützen, werden sich in Zukunft wirtschaftlich gut entwickeln. Europa sehe sich diesen Werten derzeit wohl am stärksten verpflichtet», so der Ökonom.

Starker Franken fordert Unternehmen

Trotz der aktuellen Entwicklungen rechnet Suzanne Thoma, CEO der Industriegruppe Sulzer, nicht mit einer Abkehr von der Globalisierung, erwartet allerdings eine Zunahme der Nationalstaatlichkeit. Dem müssten die Unternehmen Rechnung tragen. Thoma griff auch die Währungsthematik auf: Der starke Schweizerfranken zwinge die Schweizer Wirtschaft zu einem Dauergalopp. Es könnte nur passieren, dass den Firmen dabei langsam der Schnauf ausgehe. Allerdings sei es kein Fehler, stets an der Produktivität zu arbeiten.

KI als Chance

Weitere Themen neben EU, USA und den Folgen der Zollpolitik, die am diesjährigen SEF diskutiert wurden, waren auch Unternehmensführung und -nachfolge sowie Künstliche Intelligenz (KI). Gerade KI bietet auch die Chance für Schweizer Unternehmen, durch Effizienzgewinne noch produktiver zu werden. Rory Stewart, Strategieprofessor der Yale-Universität, riet den anwesenden Unternehmensführern, sich mindestens zwei Stunden täglich mit KI zu beschäftigen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Und auch Bea Knecht, Gründerin des Streamingdienstes Zattoo, machte auf das Potenzial von KI für Unternehmen und für den Standort Schweiz aufmerksam.

Erfolg muss verdient werden

Eines wurde den Teilnehmenden bei allen Vorträgen, Gesprächen und in den Break-out Sessions vor Augen geführt: Erfolg kommt nicht von allein – egal ob im Unternehmen, Beruf, Sport oder bei ehrenamtlichen Engagements. Er muss verdient werden. «Earn it» lautete daher auch das diesjährige Motto des Schweizer Wirtschaftstreffens.

Autobahn-Raststätten: Das Geld liegt neben der Strasse

0
Nur in der Nebensaison in den Abendstunden ist die Raststätte menschenleer. Quelle: Gotthard Raststätte A2 Uri AG

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Raststätte am Gotthard steigende Besucherzahlen – das dürfte sich 2025 fortsetzen. Bild: zVg

Im laufenden Jahr begeht die Gotthard Raststätte A2 Uri AG ihren 50. Geburtstag. Im Geschäftsbericht 2024 wird die Entstehungsgeschichte des Unternehmens dargelegt. Mit dem Bau der Nationalstrasse N2 in den 1960er Jahren sei es offensichtlich gewesen, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kanton Uri grundlegend verändern würden. Das vom Durchgangsverkehr abhängige einheimische Gewerbe erkannte die Notwendigkeit, sich rechtzeitig an die neuen Gegebenheiten anzupassen und die möglichen Chancen zu nutzen – das Geschäftspotenzial sollte nicht wie andernorts internationalen Konzernen oder Mineralölgesellschaften überlassen werden. Die Urner entschieden sich für eine unabhängige Lösung. Mit den Gründungen der Urner Autogewerbe-Tankstellen AG durch die Urner Garagisten im Jahr 1968 sowie der Raststättengesellschaft Uri AG im Jahr 1975 wurde die Basis für eine «heimische» Gesellschaft gelegt.

Das vergangene Geschäftsjahr hat gezeigt, dass dieses Konzept funktioniert – die Raststättengesellschaft prosperiert. Der Gesamtumsatz legte um 7,9% auf 28,8 Mio. CHF zu. Der Anstieg der Besucherzahlen fiel mit 8,5% (auf 1,8 Mio. Gäste) noch stärker aus. Wie die regelmässigen Staumeldungen an den Festtagen zeigen, sparen die Schweizerinnen und Schweizer – wenn überhaupt – nicht bei den Autoreisen. Während in der Raststätte die Einnahmen sowohl im Restaurant als auch im Shop gesteigert wurden, nahm der Verkauf von Treibstoff an der Tankstelle (gemessen in Litern) ab. Das kann aber auch auf effizientere Motoren und das Aufkommen von E-Autos zurückgeführt werden.

Neben der Autobahnraststätte betreibt das Unternehmen die Kantine Breiti in Göschenen. Dieser Restaurantbetrieb steht nicht nur den Bauarbeitern des zweiten Gotthardtunnels offen, sondern auch anderen Gästen. Die Kantine Breite nahm 2024 den Betrieb auf und steuerte einen Umsatz von 1,426 Mio. CHF zum Gesamtergebnis bei. Auch im ebenfalls der Gruppe angeschlossenen Seerestaurant Breite (1,478 Mio. CHF) und im Catering (0,989 Mio. CHF) konnten die Erträge gesteigert werden. Der Betriebsgwinn der Raststätten-Gruppe erhöhte sich um 21,5% auf 3,64 Mio. CHF.

Mehr Pilger und Ausweichverkehr vom Brenner

Der Personalbestand erhöhte sich im Geschäftsjahr von 101 auf 115 Vollzeitstellen, der Personalaufwand legte 2024 mit 17% noch etwas stärker zu. Auch das Investitionsvolumen fiel mit 967’000 CHF um 150% deutlich höher aus. Trotzdem gelang es, den Betriebsaufwand von 2.59 Mio. auf 2.44 Mio. CHF zu senken, das übersetzte sich in ein Plus im Betriebsgewinn und einer Zunahme des Jahresergebnisses um 28% auf 1.7 Mio. CHF. Auf Basis Aktie beläuft sich der Reinertrag auf 13.80 CHF. Die Dividende wurde angesichts dieses Resultats von 6.50 auf 8.50 CHF je Aktie erhöht.

Für das Jahr 2025 erwartet die Gotthardraststätte eine Geschäftsentwicklung, die an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen soll. Dazu werden zwei Hauptargumente angeführt: Wegen des heiligen Jahres werden 32 Millionen Pilger in Rom erwartet, davon rund 900’000 aus Deutschland, von denen ein Grossteil über den Gotthard reisen dürfte. Dies auch, weil der zweite grosse Nord-Süd-Alpenübergang, die Brennerautobahn, saniert wird und deshalb eine Kapazitätsreduzierung zu erwarten ist. Diese Beeinträchtigung am Brenner dürfte bis Ende 2030 andauern.

LURAG auf hohem Niveau stabil

Im Gegensatz zum florierenden Geschäft der Gotthardraststätte konnte die LURAG, Luzerner Raststätten AG, welche die Raststätte in Neuenkirch betreibt, die Betriebseinnahmen und den Betriebsgewinn im vergangenen Geschäftsjahr lediglich knapp stabil halten. Gemäss Geschäftsbericht geschah dies auf «hohem Niveau». Das Holiday Inn Express-Hotel steigerte den Umsatz aus dem Vorjahr. Die Tankstellenshops hielten das rekordhohe Umsatzniveau vom Vorjahr stabil, während der Absatz fossiler Treibstoffe – wie auch an der Gotthardstrecke – leicht rückläufig war. Die Nachfrage nach elektrischer Antriebsenergie nahm dagegen zu.

Der Gesamtumsatz auf der Raststätte, inklusive Partnerbetriebe Coop Pronto und Marché, war im Geschäftsjahr 2024 leicht rückläufig (von 32.804 Mio. auf 32.088 Mio. CHF). Die Einnahmen der Raststättengesellschaft gingen leicht auf 19.9 Mio. CHF zurück (-3,5%). Der Betriebsgewinn reduzierte sich deutlich um über 10% auf 1.14 Mio. CHF, was auf eine Zunahme bei Unterhalt und Reparaturen sowie höhere Kosten in der Informatik zurückzuführen ist. Vom Reingewinn von 897’000 CHF (Vorjahr 1 Mio. CHF) werden 560’000 CHF als Dividende ausgeschüttet. Damit wird eine unveränderte Dividende von 40 CHF ausgeschüttet (auf Namenaktien mit einem Nominalwert von 500 CHF).

Die Raststätte macht vorwärts bei der «Elektrisierung» des Betriebs. Auf den Dachflächen werden bis im Herbst 2025 gesamthaft 1349 Photovoltaik-Module in Betrieb genommen, die rund 515’500 kWh Strom pro Jahr produzieren sollen. Die Anzahl der an den Ladesäulen geladenen Fahrzeuge legte um über 20% zu. Während die durchschnittliche Ladung stabil bei rund 30 kWh pro Fahrzeug liegt, stieg der Gesamtverkauf auf 682’016 kWh – das entspricht einer Fahrleistung von knapp 3.4 Millionen Kilometern mit einem gängigen Elektroauto. «Der weitere Ausbau von Ladeinfrastruktur ist in Planung. Wie bei allen Investitionen müssen wir dabei auch den per 2033 auslaufenden Baurechtsvertrag berücksichtigen», schreibt die Gesellschaft.

Weiterer Umbau in der Ostschweiz

Auch bei der Raststätte Thurau kam das Resultat im vergangenen Jahr unter Druck. Die Einnahmen fielen über 4% tiefer aus (vgl. Tabelle). Die Gruppe betreibt eine Anzahl von Raststätten in der Ostschweiz und im grenznahen Ausland. Zum Unternehmen gehören die Raststätte Thurau (zwischen Wil und Oberbüren), Mehrheiten an den Raststätten Rheintal und Walensee sowie Hörbranz im Vorarlberg und eine Minderheit an der Viamala-Raststätte Thusis. Das Betriebsergebnis der Gruppe verschlechterte sich um 11,4% auf 3 Mio. CHF, während der Unternehmensgewinn um 4,8% auf 1.059 Mio. CHF fiel.

Die Raststättengruppe wird im laufenden Jahr an der Raststätte Rheintal ein deutliches Umsatzminus verzeichnen. Anfangs März erhielt die Raststätte an der A13 in Fahrtrichtung Süden zwischen Buchs und Sevelen die Baubewilligung. Mitte März waren Restaurant, Shops und Tankstelle letztmals geöffnet. Die neue Raststätte Rheintal West soll Anfang 2026 eröffnet werden, teilt das Unternehmen mit. Während der Bauarbeiten können sich Reisende in Richtung Süden in der Raststätte Rheintal Ost verpflegen, die mit der Westseite über eine Brücke verbunden ist. Das Provisorium der Tankstelle auf der Westseite bleibt noch bis November offen, dann erhält sie ein neues Dach, und auch die Parkplätze werden überdacht. Auf den Dächern wird eine Solaranlage montiert, die pro Jahr 300’000 kWh Strom produzieren soll. Die Investitionssumme für die neue Raststätte wird auf 9 bis 10 Mio. CHF veranschlagt. In den vergangenen Jahren hat die Gruppe zahlreiche ihrer Standorte modernisiert. An die Aktionäre wird momentan keine Dividende ausgeschüttet.

Fazit

Zwar läuft der Verkehr auf den Autobahnen, für die Raststättenbetreiber besteht indes nur beschränkt Wachstumsfantasie – das zeigt sich auch an der Kursentwicklung der Raststättentitel, die in den vergangenen Jahren grösstenteils seitwärts verlief. Zudem besteht bei den Unternehmen Investitionsbedarf, um die Tankstellen für die E-Mobilität aufzurüsten. Die besten Aussichten hat im Segment die Autobahnraststätte Gotthard, die in den kommenden Jahren noch ein wachsendes Passagieraufkommen verzeichnen dürfte. Die Titel der Gotthardraststätten und der LURAG können wegen der Stabilität und der hohen Rendite als Anleihenersatz betrachtet werden.

Wolffkran: Ein möglicher IPO-Kandidat, wie ihn sich der Markt wünscht

0

Der erste WOLFF-Laufkatzkran in der 900 mt-Klasse wurde an der bauma 2025 erstmals präsentiert. Bild: wolffkran.com

Es gibt noch keine offizielle Ankündigung, doch die vom Unternehmen ausgesandten Signale legen eine bevorstehende Wachstumsfinanzierung nahe. Das muss kein Börsengang mit Kapitalerhöhung sein, kann aber. Alternativen zum IPO gibt es zwar, doch ob die mit den Interessen und Zielsetzungen des Alleineigentümers konform gehen können, bleibt eine offene Frage.

Krane sind in der Moderne essenziell für Städtebau und Infrastrukturprojekte. Mit dem Bau des ersten Drehkrans vor über 150 Jahren begründete Julius Wolff die Innovationskultur, welche die 1854 gegründete Firma Wolffkran bis in die Gegenwart prägt. Die Drehkrane werden bis heute am Gründungsort Heilbronn in Süddeutschland gebaut. Hinzu gekommen ist 2008 der zweite Standort in Luckau, Brandenburg. Aktiv ist Wolffkran weltweit mit Tochtergesellschaften in Österreich, der Schweiz, Belgien, Grossbritannien, Norwegen, Tschechien, den USA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hauptsitz ist in Zug in der Schweiz.

Die Wolffkran Gruppe ist weltweit tätig. Abb. Geschäftsbericht 2024

Vor kurzem wurde zum zweiten Mal ein Geschäftsbericht veröffentlicht, der gute Einblicke in Tätigkeitsgebiete, Strategie, Geschäftsmodell und die finanzielle Entwicklung gibt. 2024 belief sich der Umsatz auf 227.1 Mio. Euro, nach 199.4 Mio. Euro im Vorjahr. Das EBITDA erhöhte sich um 6.5 Mio. Euro auf 37 Mio. Euro. Der Jahresgewinn stieg um 54,7% auf 3.8 Mio. Euro.

Eckdaten

Besonders interessant ist der Blick auf die geografische Verteilung. Auf Europa entfallen 161 Mio. Euro, eine Steigerung um 4,7%. Auf Nordamerika entfallen 54.2 Mio. Euro und damit 32,6% mehr als 2023. Der Rest der Welt steuerte 11.9 Mio. Euro bei und verzeichnete mit 146,7% die höchste Wachstumsrate. Um die Potenziale im Nahen Osten besser erschliessen zu können, wurde 2024 ein Tochterunternehmen in Saudi-Arabien gegründet. Zur langfristigen Finanzierung der Expansion war eine Anleihe im Volumen von 38 Mio. CHF emittiert worden. Weiterhin wurde mit Banken ein Konsortialkredit in Höhe von 45 Mio. Euro vereinbart.

Zwei Geschäftseinheiten

Die Aktivitäten sind in zwei Geschäftseinheiten gegliedert: den Verkauf neuer Krane sowie den Flottenservice mit 800 Turmdrehkranen, der diese vermietet. Kranverkäufe steuerten 102.9 Mio. Euro zum Umsatz bei, das Wachstum lag bei 18%. Das Servicegeschäft erzielte einen um 10,6% gesteigerten Umsatz von 124.2 Mio. Euro. Der Spartenumsatz ist allerdings durch den erhöhten Verkauf von gebrauchten Kranen stark beeinflusst. Auf das eigentliche Vermietgeschäft entfielen 41.5 Mio. Euro.

Starke Position, starke Partner

Der Fokus liegt auf dem Ausbau des Nordamerikageschäfts sowie dem Aufbau des saudischen Joint Ventures mit der Zamil-Baugruppe, um die gesamte Region Nah-Ost zu bedienen. Geplant ist eine eigene Produktion sowie der Aufbau einer Flotte zum Vermieten. In der Digitalisierung ist Wolffkran Innovationsführer und strebt auf längere Sicht den autonomen Kranbetrieb an. Das Unternehmen kooperiert mit namhaften Konzernen der Bauindustrie in den bearbeiteten Märkten, beispielsweise Züblin, Lupp, Porr und Strabag.

Auf Expansionskurs

Wolffkran blickt zwar auf eine lange Geschichte zurück, doch der profitable Wachstumskurs seit 2005 ist auf die Übernahme von mittlerweile 100% der Anteile durch Peter Schiefer zurückzuführen. Verkäufer war die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, kurz MAN, die seit 1953 beteiligt war. Schiefer übernahm die Rolle des CEO und prägte die Geschäftspolitik der vergangenen 20 Jahre. Das Unternehmen ist in einer starken Wettbewerbsposition, ist solide finanziert und generiert hohe Cashflows. Das ist eine gute Ausgangsposition, um die Chancen des Marktes zu nutzen und die internationale Expansion zu beschleunigen. Die Wahl fiel nicht zufällig auf Saudi-Arabien und den Markt im Nahen Osten. Dort gibt es zahlreiche Mega-Projekte bei gleichzeitig geringen Budgetzwängen der staatlichen Auftraggeber. Aber auch in Deutschland und der gesamten EU wurden mit Mega-Infrastrukturprojekten starke Impulse für die Bauwirtschaft gesetzt.

Erste Schritte in die Financial Community

Die Emission einer Anleihe war einer erster Schritte des privat gehaltenen Unternehmens an den Kapitalmarkt, der auch die Veröffentlichung der Jahres- und Halbjahresabschlüsse notwendig machte und dazu führte, dass das Unternehmen in der Financial Community auftrat, u.a. auch als Teilnehmer der Sparks IPO Academy. Dies sind weder einzeln betrachtet noch zusammengenommen eindeutige Hinweise auf einen bevorstehenden Börsengang. Doch sie können als solche interpretiert werden. Auch die Zeitschiene, auf der, beginnend im Juli 2024 mit der Emission einer börsenkotierten Anleihe, die Schritte in die Öffentlichkeit bisher erfolgt sind, entsprechen dem typischen IPO-Muster der letzten Jahre, zumindest bei Unternehmen mit ähnlichen Charakteristika.

Wahrscheinlichkeit und Vorteile des Börsengangs

Die Öffentlichkeitsarbeit kann aber genauso gut Teil einer Strategie sein, an deren Ende die Übernahme durch einen Industriekonzern stehen soll. Bei einer Dual-Exit Strategie kann ein beabsichtigter Börsengang hilfreich für die Steigerung des Preises durch den Wunsch-Käufer sein. Bekanntermassen sind industrielle Käufer weniger als Finanzinvestoren bereit, hohe Preise zu bezahlen. Doch eher wahrscheinlich ist im Fall Wolffkran ein klassisches IPO mit Kapitalerhöhung und damit der Wandel zur Publikumsgesellschaft. Der Gesellschaft würde frisches Wachstumskapital zufliessen, der bisherige Alleinaktionär könnte dennoch über eine komfortable Aktienmehrheit verfügen, und durch das IPO würde Wolffkran den Bekanntheitsgrad signifikant steigern sowie den Zugang zum Kapitalmarkt verbreitern. Zu erwarten wäre angesichts der Innovationsführerschaft und der starken Marktposition wohl eine attraktive Börsenbewertung. Allerdings müsste der erste offizielle Schritt zum IPO die Publikation der «Intention to float» sein. Angesichts des gegenwärtig volatilen Umfelds könnte diese Ankündigung auch eher kurzfristig erfolgen.

GV-Termine und Veranstaltungen