Die BVZ Holding AG konnte im ersten Semester 2015 den Erfolgskurs des Vorjahres fortsetzen. Dank der erfreulichen Ertragslage der Tochtergesellschaften wird bei der Holding ein gutes Jahresergebnis erwartet, wie die Gesellschaft in einer Medienmitteilung zum ersten Semester 2015 schreibt. Auf Konzernebene stiegen die Einnahmen im Vorjahresvergleich um 0.5 Mio. CHF auf 66.9 Mio. CHF an. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, resultierte der Mehrertrag aus dem Geschäftsfeld Gornergrat und dem Regionalverkehr mit einer Taktverdichtung. Mit der Aufnahme des Halbstundentakts zwischen Fiesch und Zermatt im Dezember 2014 konnte das Angebot erweitert werden, was sich positiv auf die Einnahmen auswirkte. Zudem wurde die Umsetzung der neuen Unternehmensstrategie für den Zeitraum 2015 bis 2019 in die Wege geleitet. Die zentralen Schwerpunkte stellen die Aufwertung des Gornergrats als naturnahen Erlebnisberg, die Nutzung der Potenziale der Immobilien und die Förderung des touristischen Verkehrs dar. Auf Kurs sind die geplante Neugestaltung des Bahnhofs Brig und der Neubau der Getwing-Brücke in Zermatt.
Einnahmen der Gornergratbahn steigen um 4.2%
Im Bereich der Mobilität stiegen die Einnahmen um 0.6% auf 26.8 Mio. CHF. Noch stärker legten sowohl der Regionalverkehr mit einem Ertragsplus von 2.6% als auch der Güterverkehr mit einem Anstieg um 4.1% zu. Gleichzeitig musste allerdings ein deutliches Minus von 12% beim Autoverlad verbucht werden. Der Rückgang geht auf das Konto der mehrwöchigen Sperrung der Schöllenenstrasse (Verbindung Göschenen-Andermatt) nach einem Felssturz im Juni 2015. Deutlich besser entwickelte sich der touristische Verkehr. Mit einem Einnahmenplus von 4.2% auf 11 Mio. CHF habe die Gornergratbahn wesentlich zum guten Ergebnis beigetragen. Auch beim Glacier Express vermeldet die BVZ ein Plus von 2.7% auf 4.3 Mio. CHF. Knapp gehalten werden konnten die Immobilienerträge mit einem leichten Minus auf 2.4 Mio. CHF. Auf der Kostenseite verzeichnete die BVZ einen Anstieg des Personal- und Betriebsaufwands um 2.3% respektive plus 1.2 Mio. CHF auf 52.6 Mio. CHF. Hauptverantwortlich für den Anstieg waren der verdichtete Taktverkehr zwischen Zermatt und Fiesch und die höheren Rohmaterialkosten. Im Ergebnis resultierte daher ein Rückgang des Betriebsgewinns (EBIT) um 0.7 Mio. CHF respektive minus 11.1% auf 5.6 Mio. CHF. Der Reingewinn betrug 3.1 Mio. CHF. Negativ auf das Ergebnis wirkten sich die Folgekosten der Beschaffung neuen Rollmaterials in Höhe von 1.2 Mio. CHF und das tiefere operative Ergebnis der Matterhorn Gotthard Bahn beim Autoverlad in Höhe von 0.6 Mio. CHF aus.
Start ins 2. Semester erfreulich
Der Start ins zweite Semester verlief erfreulich. In den Sommermonaten wurden die Vorjahreswerte übertroffen. Eng eingebunden war die BVZ auch in die Feierlichkeiten zur 150-jährigen Erstbesteigung des Matterhorns und den Freilichtspielen „The Matterhorn Story“. Diese erlangten sowohl national als auch international eine sehr grosse Aufmerksamkeit.
Die bislang erhältlichen Vorabinformationen zu den Semesterzahlen 2015 fallen erfreulich aus. Insbesondere zeigt der Abschluss keine negativen Auswirkungen, welche auf die Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank zurückzuführen sind. Zwar musste die Gesellschaft einen Gewinnrückgang verzeichnen. Dieser kommt aufgrund der Erweiterung des Angebots keinesfalls unerwartet und stellt auch kein Zeichen von Schwäche dar. Nach wie vor sehr solide sind die Bilanzkennzahlen, die einen Eigenfinanzierungsgrad von 90.4% aufweisen. Die Aktien der BVZ sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Nach einem starken Kursanstieg der Papiere um gut 45% seit Jahresbeginn lagen die letztbezahlten Kurse bei 452 CHF. Dennoch werden die Papiere nach wie vor mit einem hohen Abschlag zum Buchwert, der per 31. Deezmber 2014 bei rund 825 CHF lag, gehandelt. Der aktuelle Marktwert der Papiere von rund 89 Mio. CHF entspricht in etwa dem Immobilienvermögen. Vollkommen unberücksichtigt bleiben die übrigen Sachwerte der BVZ. Unter der Annahme einer gegenüber dem Vorjahr gleichbleibenden Ausschüttung in Höhe von 11 CHF pro Aktie weisen die Titel eine Rendite von 2.4% aus, was zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld als durchschnittlich gut angesehen werden kann. Die Aussagen der Gesellschaft lassen keine negativen Überraschungen für das Jahresergebnis erwarten.
Trotz der Kursanstiege der letzten Monate deuten die wichtigsten Finanzkennzahlen auf eine sehr tiefe Bewertung der Papiere hin. In den aktuellen Preisen dürften alle möglichen Risiken beinhaltet sein. Ein Manko der Aktien stellt indessen die tiefe Liquidität dar, die es sehr schwierig macht, grössere Positionen auf- bzw. abzubauen. Für Privatanleger, die mit der geringen handelbaren Stückzahl leben können, eignen sich die Titel auf dem aktuellen Niveau zumindest als Obligationenersatz mit einer zufriedenstellenden Rendite zur Anlage. Trotz der tiefen Bewertung sind indessen keine raschen oder deutlichen Kursgewinne mehr zu erwarten. Dies insbesondere nach dem starken Plus seit Jahresbeginn, das wir in unserem Beitrag vom Frühjahr, der hier nachgelesen werden kann, nicht erwartet hatten.
Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Bergtourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 4. November 2015 im Kursaal Bern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.