Die Brauerei Schützengarten AG musste im Geschäftsjahr 2016/17 einen leichten Rückgang des Bierabsatzes verzeichnen. Wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht schreibt, habe die verstärkte Konkurrenzsituation am Biermarkt und der Verlust des Eigenmarken-Auftrags eines Detailhändlers zum Minus geführt. In einem online abrufbaren Mediencommuniqué zum Jahresabschluss informiert die Gesellschaft darüber, dass das Minus entsprechend dem nationalen Biermarkt ausgefallen sei. Dieser hat im Berichtsjahr einen Rückgang um 0.2% verzeichnet. Weiterhin kein Ende in Sicht ist beim rückläufigen Konsum in der Gastronomie. Auch im Detailhandel konnten die Wachstumsziele nicht ganz erreicht werden, informiert das Unternehmen weiter. Positiv entwickelten sich die Bierverkäufe an Veranstaltungen, was unserer Ansicht nach sicher auch mit dem warmen Sommer 2017 zusammenhängt. Zulegen konnte Schützengarten auch beim Getränkehandel. So stiegen die Getränkeverkäufe der Brauerei im Berichtsjahr um 3.8% an.
Betriebsertrag legt um 1.3% zu
Die betrieblichen Erträge legten im abgelaufenen Geschäftsjahr um 1.3% auf 85 Mio. CHF zu. Als wichtigste Einnahmequelle fungierten die Umsätze der Eigenproduktion, die allerdings ein Minus von 2.6% auf 44.4 Mio. CHF verbuchten. An zweiter Stelle stehen die Einnahmen aus den Handelsprodukten, die ein deutliches Plus von 11.2% auf 32.7 Mio. CHF verzeichneten. Ein wichtiges Standbein bei Schützengarten stellen die zahlreichen Gastronomiebetriebe im Besitz der Gesellschaft dar. Im Berichtsjahr wurden Liegenschaftserträge aus dem Brauereibetrieb und den Gastronomiebetrieben von 6.3 Mio. CHF nach 6.6 Mio. CHF im Vorjahr erzielt. Auf der Ausgabenseite stiegen die Materialkosten deutlich um 5.1% auf 26.9 Mio. CHF an. Auch beim Personalaufwand verzeichnete die Brauerei ein Plus von 4.4% auf 21.6 Mio. CHF. Leicht tiefer war hingegen mit 23.6 Mio. CHF nach 24 Mio. CHF im Vorjahr der übrige betriebliche Aufwand. Verantwortlich für den Rückgang ist der deutlich um 0.3 Mio. CHF auf 1.7 Mio. CHF gesunkene Fabrikationsaufwand. Nur wenig verändert waren die ebenfalls in dieser Position enthaltenen Vertriebsaufwendungen mit 16.3 Mio. CHF und die Liegenschaftskosten mit 5.7 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 6.5% auf 8.8 Mio. CHF. Dank der um 0.5 Mio. CHF auf 2.1 Mio. CHF gesunkenen Sachabschreibungen fiel das EBIT nur unterproportional um 2% auf 6.7 Mio. CHF. Die Gesellschaft verbuchte im Berichtsjahr zulasten der Jahresrechnung hohe ausserordentliche Aufwendungen von 5.6 Mio. CHF nach 5.2 Mio. CHF im Vorjahr. Diese gehen massgeblich auf das Konto kurzfristiger Rückstellungen in Höhe von 4.9 Mio. CHF im letzten Jahr. Den ausserordentlichen Ausgaben stehen ebensolche Einnahmen in Höhe von 1.3 Mio. CHF im Berichtsjahr nach 1.4 Mio. CHF im Vorjahr gegenüber. Unter dem Strich resultierte auch dank der um 0.2 Mio. CHF tieferen Steuern ein Rückgang des Reingewinns um 2.5% auf 3.1 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende in Höhe von 650 CHF pro Aktie respektive 130 CHF pro Partizipationsschein.
Stabile Entwicklung erwartet
Für das neue Jahr rechnet die Brauerei Schützengarten mit einem Absatz in Vorjahreshöhe. Sowohl beim Bier als auch bei den Getränkeverkäufen werden gleiche Zahlen erwartet. Weiterhin rechnet die Geschäftsleitung mit einer Fortführung des Trends der Verlagerung von Bierabsätzen aus der Gastronomie hin zum Handel. Im August 2017 wurden die Schützengarten-Biere am World Beer Award in London ausgezeichnet: Das „Klosterbräu“ wurde als weltweit bestes Lager Amber ausgezeichnet. Auch der „Weisse Engel“, erhielt eine Auszeichnung und wurde als das beste Weizenbier der Schweiz auserkoren.
Die Geschäftszahlen der Brauerei Schützengarten fallen ansprechend aus. Die operative Ertragskraft des Unternehmens vermag zu überzeugen. Nur teilweise in den Geschäftszahlen ersichtlich sind die zahlreichen „Nebenertragsfelder“. Hier an erster Stelle zu nennen sind die Renditeliegenschaften im Bestand der Gesellschaft. Deren Umfang ist allerdings nicht bekannt. Lediglich die Erträge aus diesen Objekten werden wie im Vorjahr mit 0.3 Mio. CHF in der Erfolgsrechnung benannt. Diesen stehen Aufwendungen von 0.6 Mio. CHF im Berichtsjahr nach 0.2 Mio. CHF im Vorjahr gegenüber. Wie sich diese Positionen zusammensetzen und welche Objekte diese beinhalten, ist offen. Ein weiterer Ertragspfeiler stellt die Wertschriftenanlage dar. Dem Portfolio mit einem Bilanzwert von 9.7 Mio. CHF stehen im Berichtsjahr Finanzerträge von 1.3 Mio. CHF gegenüber.
Zu keinerlei Kritik Anlass bieten die sehr soliden Bilanzkennzahlen der Gesellschaft. Die offen ausgewiesenen Eigenmittel lagen im Berichtsjahr bei 31.1 Mio. CHF respektive 55.2% der Bilanzsumme. Zudem enthält die Bilanz Rückstellungen im Umfang von gut 12 Mio. CHF, die zumindest grossmehrheitlich Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. So dürfte die wirtschaftliche Eigenmittelquote in der Grössenordnung von 70% anzusiedeln sein. Weiterhin sind im Anlagevermögen erhebliche stille Reserven zu vermuten, die indessen nicht ermittelbar sind.
Die Aktien und die stimmrechtslosen Partizipationsscheine der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die relativ selten umgesetzten Namenaktien im Nennwert von 1’000 CHF wurden letztmalig zu Kursen von 63’000 CHF gehandelt. Die ebenfalls nur selten umgesetzten Partizipationsscheine mit einem Nennwert von 200 CHF wurden letztmalig zu Kursen von 6’855 CHF gehandelt. Eine Bewertung der Titel mittels der klassischen Finanzkennzahlen zeigt eine klare Überbewertung an. Allerdings sind die Kennzahlen aufgrund des Geschäftsberichts nur wenig aussagekräftig. Die hohen Reserven, welche die Gesellschaft im Immobilienvermögen besitzt, sind nur ansatzweise in den Zahlen erkennbar. Als Anlagegrund kommt neben der Verbundenheit mit dem Unternehmen, der allerdings teuer erkauft werden muss, daher vor allem der Substanzwert in Betracht. Dieser dürfte den ausgewiesenen Wert um ein Mehrfaches übertreffen und der Grund für die sehr hohen Kurse sein. Inwieweit die Kurse gerechtfertigt sind, lässt sich nicht ermitteln.