Die Industriegruppe Montana Tech Components AG legte in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres 2017 ein deutliches Wachstum im Vergleich zum Vorjahr hin. So stiegen die Konzernumsätze um 12.3% auf 637.6 Mio. EUR an. Allerdings verzeichnete die Gruppe im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal ein leichtes Umsatzminus von 0.7% auf 213.7 Mio. EUR. Deutlich stärker ging indessen der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) mit einem Minus von 11.3% auf 35.2 Mio. CHF zurück, während das EBIT sogar um 16.1% auf 22.6 Mio. CHF fiel. Unter dem Strich resultierte lediglich noch ein Minus von 3.9% auf 14.1 Mio. EUR. Ob der erfolgreiche Börsengang von Varta, über den wir am Monatsanfang berichteten, einen Einfluss auf das Ergebnis hat, ist bis dato nicht bekannt. Montana Tech hat im Rahmen des IPO 4.74 Millionen Titel der Varta AG verkauft. Zusätzlich wurden 8.6 Millionen neue Titel zu einem Preis von 17.50 EUR pro Aktie ausgegeben, wie das Unternehmen im Bericht zum dritten Quartal schreibt. Nunmehr befinden sich noch 65% der Aktien der Varta im Besitz der Montana, wodurch die Gesellschaft weiterhin zum Konsolidierungskreis der Gruppe zähle. Varta will die Mittel aus dem Börsengang – dem Unternehmen flossen gemäss Angaben von Montana Tech Bruttomittel von 10.5 Mio. EUR zu – in den Ausbau der Produktionskapazitäten der operativen Tochterfirmen investieren.
Gesamtinvestitionen von 100 Mio. EUR im laufenden Jahr
Montana Tech investiert im 2017 insgesamt 100 Mio. EUR in den Ausbau der Produktionskapazitäten. Das Unternehmensangaben zufolge „grossteils umgesetzte“ Investitionsprogramm hat die Basis für weiteres Wachstum geschaffen. Namentlich wurden in der Division Aerospace Components, die Aluminumprofile und einbaufertige Strukturen hauptsächlich für die Luftfahrtindustrie herstellt, 20 Mio. EUR in den neuen Standort Ball Ground in den USA investiert. Weitere 7 Mio. EUR flossen in die Inbetriebnahme der Extrusionsanlage in Rumänien. Dank der Ausbauten kann Montana Tech alle wesentlichen Produktionsprozesse von Aluminiumkomponenten für die Luftfahrtindustrie am rumänischen Standort durchführen. Mit dem geplanten Werk der früheren Alu Menziken in Rumänien wird der nächste Wachstumsschritt eingeleitet. Im Oktober erfolgte der Baustart für eine neue Giesserei und Presswerk. Schliesslich wurden im Bereich Industrial Components eine neue Druck- und Beschichtungsmaschine und weitere Maschinen in Frankreich in Betrieb genommen. Die Ausgaben hierfür betrugen 20 Mio. EUR.
Drittes Quartal 2017 mit Bremsspuren
Nach einem sehr positiven ersten Semester 2017 konnte die Industriegruppe im dritten Quartal das bisherige Wachstumstempo nicht fortsetzen. Während die Umsätze nur marginal tiefer als im Vorquartal ausfielen, ist die EBITDA-Marge im Berichtsquartal deutlich von 18.5% im Vorquartal auf 16.5% gesunken. Gleichzeitig erhöhte sich der Personalbestand um 200 Personen auf 5’866 Mitarbeiter. Dennoch sanken die Personalkosten im dritten Quartal um 3.4% auf 53.1 Mio. CHF. Erheblich höher fielen hingegen die ausgewiesenen Materialkosten mit einem Plus von 26.8% auf 112 Mio. CHF aus. Diese führten denn auch zu den tieferen Margen. Insgesamt konnte die Gruppe bis Ende September 2017 allerdings deutlich zulegen. So stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 12.3% bei einem deutlich überproportionalen Plus des EBITDA von 30.9%. Das EBIT erhöhte sich sogar um 44.6%, was allerdings noch deutlich unter dem Plus des Reingewinns von 86.8% liegt.
Weiteres Wachstum erwartet
Für das Gesamtjahr rechnet die Gesellschaft mit einer Fortführung der bisherigen positiven Entwicklung. Weiter forciert werden die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Ebenso soll der Mitarbeiterbestand nochmals aufgestockt werden. Ab 2018 wird die ASTA wirtschaftlich in die Montana Tech Gruppe integriert und voll konsolidiert werden. ASTA ist ein auf die Herstellung von Komponenten aus Kupfer für Transformatoren und Generatoren fokussiertes Unternehmen, welches seit 2012 im Besitz der Montana Tech Gruppe ist.
Die Kennzahlen der Montana Tech Gruppe für die ersten drei Quartale 2017 fallen insgesamt sehr erfreulich aus und können als gut bis sehr gut bezeichnet werden. Als eher durchschnittlich angesehen werden muss indessen die Bilanz mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von knapp 37% per 30. September 2017. Trotz der guten betrieblichen Kennzahlen bieten die Titel nur wenig Anlagequalität. In der Vergangenheit geriet der CEO und VRP Tojner wiederholt in die Kritik. Wir informierten bereits vor längerer Zeit über die Vorgehensweise des Firmenchefs anlässlich des Rückkaufangebots für die Aktien vor mehreren Jahren. Auch wenn sich entgegen unserer Einschätzung der Kurs der Aktien seitdem markant von 4 CHF auf den letztbezahlten Kurs von 10 CHF deutlich positiv entwickelte, ist das Risiko eines Engagements nicht nur auf dem aktuell sehr hohen Kursniveau keinesfalls zu unterschätzen. Auf dem aktuellen Kursniveau wird die Gesellschaft mit knapp 860 Mio. CHF bei einem ausgewiesenen Eigenkapital von 409.1 Mio. EUR (ca. 480 Mio. CHF) bewertet. Unter der Annahme eines im Vergleich zu den Vorquartalen konstanten Gewinns im vierten Quartal lässt sich ein KGV von rund 13 für das laufende Jahr ermitteln. Dies ist für ein Industrieunternehmen durchaus ein akzeptabler Wert. Auch die Berichterstattung ist insbesondere für ausserbörslich gehandelte Firmen sehr transparent. Allerdings können die Aktionäre kaum je mit einer Dividendenzahlung rechnen. Für einen möglichen Anlageentscheid dürfen zudem die geringen Umsätze in den Aktien der Gesellschaft keinesfalls unberücksichtigt bleiben. Deutliche Kursschwankungen der Titel sind weder nach oben noch nach unten ausgeschlossen. Ein Indiz liefert etwa die grosse Spanne zwischen dem Geldkurs von 8.85 CHF und dem Briefkurs von 10.50 CHF. Die Titel können wir trotz der guten betrieblichen Kennzahlen nicht zur Anlage empfehlen.