Adrian Peter, GR Aktien Schweiz Small & Mid Caps: «Partners Group ist ein Top-Unternehmen»

0
4035

Das Anlageziel des Fonds GR Aktien Schweiz Small & Mid Caps besteht darin, den SPI Extra Index (SPIEX) mittels aktiven Managements langfristig zu übertreffen. Die Aktienauswahl basiert auf einem fundamentalen Bottom-up Ansatz. Die Kernanlagen bestehen aus Qualitätsunternehmen, die einen freien Cashflow generieren und angemessen bewertet sind. Der Fonds investiert in der Regel in 45 bis 55 Unternehmen. Das Fondsvolumen liegt bei knapp 130 Mio. CHF.

Der Fonds wurde 2009 aufgelegt und schloss das letzte Jahr mit -15,9% leicht besser ab als die Benchmark, der SPI Extra Index.

Adrian Peter (51), Betriebswirtschafter HF, trägt seit 20 Jahren Fondsverantwortung. Seit 2012 ist der zweifache Familienvater bei der Privatbank Von Graffenried als Portfoliomanager für den Fonds GR Aktien Schweiz Small & Mid Caps zuständig. Zuvor war er unter anderem bei der Mirabaud-Gruppe und bei der Bank Vontobel für die jeweiligen Schweizer Small & Mid Cap Fonds verantwortlich.

Herr Peter, welche Anlagephilosophie verfolgen Sie mit Ihrem Fonds?

Wir betreiben einen fundamentalen Bottom-up-Ansatz. Mit eigener Primäranalyse, qualitativen und quantitativen Auswahlkriterien versuchen wir, die besten Unternehmen zu bestimmen. Dazu gehört auch der regelmässige Austausch mit den jeweiligen Unternehmensführern wie CEO und CFO. Wir setzen in erster Linie auf Qualitätswerte, d.h. Marktführer in Nischenmärkten, mit  stabilem Wachstum und der Fähigkeit, freien Cashflow über den ganzen Wirtschaftszyklus zu generieren. Der Qualität des Managements messen wir ebenfalls einen hohen Stellenwert bei.

Performance in CHF (Basis100) per 28. Februar 2019. Quelle: graffenried-bank.ch

Das Ziel Ihres Fonds ist es, den SPIEX mittels aktivem Management langfristig zu übertreffen. Seit der Fonds 2009 aufgelegt wurde, ist die Performance aber um 30 Basispunkte unter der Benchmark geblieben. Was sind die Gründe dafür?

Ein Merkmal unserer Anlagephilosophie ist, das Risikoprofil dem Umfeld anzupassen. Das bedeutet, dass wir, je länger die Hausse dauert, tendenziell vorsichtiger werden. Wir waren bereits seit längerer Zeit vorsichtig, die Sorglosigkeit vieler Anleger im zehnten Jahr der Hausse machte uns Sorgen. Wie wir ab Oktober 2018 gesehen haben, trifft es in einer Korrektur die Momentumaktien am stärksten. Weil wir bereits vor der Korrektur defensiver positioniert waren und die Momentum-Titel reduziert hatten, profitierten wir nicht mehr bis zum Schluss von den Kursanstiegen, manövrierten den Fonds aber gesamthaft gesehen sehr gut durch das anspruchsvolle Jahr 2018 und konnten die Benchmark schlagen. Die Risiken zu kontrollieren, ist ein wichtiger Aspekt unserer Philosophie.

Unsere Kunden schätzen an uns,  dass wir in der Phase der Hausse mithalten, aber, und das ist wichtig, in der Phase der Korrektur überperformen. Ich bin seit 20 Jahren verantwortlich für Schweizer Small & Mid Cap Fonds. In 15 von 20 Jahren konnte ich den Index vor Kosten schlagen.

Ihre grösste Position ist die Partners Group mit 7,2% Anteil am Gesamtportfolio. Warum dieses Klumpenrisiko, zumal die Partners Group-Aktie im letzten Jahr zwischen September und Dezember ca. 30% ihres Wertes einbüsste?

Die Verluste im Q4 waren mit -25% tatsächlich massiv, aber seit Jahresbeginn ist Partners Group einer der Werte, die sich auch wieder am stärksten erholt haben. Anfang Januar 2019 haben wir Partners Group bei 618 CHF dazugekauft und gegen Ende Februar nach einem Anstieg von 15% tendenziell  wieder etwas reduziert.

Partners Group ist qualitativ ein Top-Unternehmen. Das Geschäftsmodell erlaubt stabile Erträge ohne allzu grosse Schwankungen beim Gewinn.

Unser Ziel ist es, in qualitativ guten Titeln durch taktische Käufe und Verkäufe Mehrwert für unsere Kunden zu erzielen. Korrekturen in solchen Titeln bieten somit immer auch Kaufgelegenheiten.

Mit kleiner Unterbrechung Ende 2018 stetig bergauf: Langfristchart der Aktie der Partners Group. Quelle: six-group.com

Wie stark gewichten Sie Finanztitel?

Insgesamt sind wir bei den Finanzwerten deutlich untergewichtet. Wir halten nur Partners Group, Basler Kantonalbank, Valiant und Cembra. Dafür sind wir bei Versicherungen wie Baloise und Helvetia stärker engagiert.

Was macht den Versicherungsbereich so attraktiv?

Die Versicherungen liefern stabile Resultate, haben die Risiken deutlich reduziert und führen nicht benötigtes Kapital dem Aktionär als Dividenden zu. Sie sind interessant, weil viele von ihnen immer noch um den Buchwert herum gehandelt werden. Ganz anders die Banken: Die sind viel zyklischer und kämpfen mit grossen regulatorischen Herausforderungen. Im Bereich der Zykliker favorisieren wir ganz klar Industrieunternehmen.

Auch Temenos, ebenfalls eine grosse Position Ihres Fonds, musste Ende letzten Jahres einen Abschlag um einen Drittel hinnehmen. Welche Erfolgsgeschichte sehen Sie bei dem Anbieter von Banking-Software?

Temenos ist ein ausgesprochener Wachstumstitel mit einer hohen Profitabilität. Aus Bewertungsgründen waren wir jedoch lange Zeit stark untergewichtet. Während der Korrektur im 4. Quartal 2018 konnten wir unsere damals kleine Position wieder aufstocken. Bei Temenos sehen wir Chancen auf anhaltendes strukturelles Wachstum mit der Kernbankensoftware T24. Temenos gewinnt laufend Marktanteile dazu. Aufträge aus den USA könnten der Aktie einen weiteren Schub verleihen.

Ihre zweitgrösste Portfolio-Position ist Schindler. Wie sehen hier Ihre Aussichten aus?

Bei  Schindler überzeugt uns das Geschäftsmodell, welches wenig kapitalintensiv ist und somit eine hohe Profitabilität, gemessen am eingesetzten Kapital aufweist. Schindler wächst stabil dank Neuanlagen. Das Servicegeschäft sorgt für die hohe Profitabilität. Der Ausblick für 2019 bleibt dank hohem Auftragsbestand gut.

Vor allem zeigt auch das Asiengeschäft, insbesondere in China, starkes Wachstum. Die installierte Basis an Aufzügen und Fahrtreppen in den Megacities wird grösser, und das Servicegeschäft lässt sich effizienter betreiben, was zu Skaleneffekten und einer höheren Profitabilität führt.

Welchen anderen Titeln in Ihrem Portfolio trauen Sie die beste Performance in den kommenden Monaten zu?

Potenzial sehen wir bei gut geführten Unternehmen, die für ihre Kunden einen Mehrwert durch Innovation und kurze Payback-Perioden bieten können. Da denken wir insbesondere an Georg Fischer, SFS, Komax, Interroll und Forbo. Im aktuellen Umfeld dürften sich auch defensive oder wenig zyklische Unternehmen wie der Nahrungsmitteltitel Orior gut entwickeln.

Welche Titel, die Sie noch nicht in Ihrem Portfolio haben, beobachten Sie genauer?

Es gibt immer wieder Chancen, gute Unternehmen kaufen zu können. Wie gesagt bewirtschaften wir unser bestehendes Portfolio aktiv und steuern die Gewichtung der Positionen. Die Unternehmen im Fonds ändern wir nicht stark.

Nichtsdestotrotz haben wir beispielsweise Siegfried nach der Veröffentlichung der Zahlen neu ins Portfolio aufgenommen. Der Kurs ist deutlich von den Höchstwerten zurückgekommen, und der Ausblick auf stabiles Wachstum des Pharma-Outsourcing-Partners und Herstellers von pharmazeutischen Substanzen ist erfolgsversprechend.

Welche Titel werden Sie eher reduzieren?

Wir beobachten die Entwicklung der Halbleiter-Aktien sehr genau. Im Moment fehlen noch die positiven Nachrichten aus der Industrie. Der Markt hofft auf eine Erholung im 2. Halbjahr. Falls sich die Auftragseingänge ins 2020 verschieben, dürften die Aktien von Inficon, Comet und VAT erneut unter Druck kommen. Von Comet haben wir uns Anfang 2018 getrennt. VAT und Inficon sind Topunternehmen. Wegen ihrer führenden Position halten wir sie weiterhin im Fonds.

Könnten Sie sich auch OTC-Titel in Ihrem Portfolio vorstellen?

Aus Liquiditäts-, Transparenz- aber auch Ressourcengründen haben wir sie bisher nicht auf dem Radar. Aber wir sind im Bereich Small Caps in kleinkapitalisierte Unternehmen wie Orior, Crealogix, Conzzeta, aber auch Zur Rose investiert.

Stichwort Zur Rose: Was halten Sie von den Turbulenzen im Verwaltungsrat von Zur Rose?

Die Änderungen im VR von Zur Rose kann ich nicht kommentieren.
Insgesamt sehen wir es lieber, wenn ein Unternehmen den Fokus auf Profitabilität legt. Zur Rose hingegen akquiriert laufend dazu und investiert massiv in Kapazitätserweiterungen und neue Logistik. Diese Strategie birgt Risiken, und die Resultate, gemessen am Gewinn pro Aktie, werden erst in einigen Jahren sichtbar. Zudem war die aus unserer Sicht schlecht durchgeführte Kapitalerhöhung auch nicht gerade vertrauensfördernd. Zugute halten muss man dem Management, dass es seine Strategie konsequent durchführt und daran glaubt, dass der Markt der Versandapotheken rasch konsolidiert werden muss, um erfolgreich zu sein und Skaleneffekte erzielen zu können.

Von welcher Performance gehen Sie in 2019 aus?

Die Nebenwerte haben seit Anfang 2019 bereits wieder um 10% zugelegt. Sie pendeln sich nach den grossen Verlusten im 4. Quartal 2018 wieder ein. Sollte sich die Wirtschaft stark abkühlen, rechnen wir mit erneut tieferen Kursen. Eine Rezession ist in den aktuellen Kursen nicht eskomptiert. Wenn das Umfeld so bleibt, wie es aktuell ist, sehen wir mit einem gut diversifizierten Fonds, der aktiv gemanaged ist, durchaus weiteres Potenzial.

Prognosen habe ich noch nie abgegeben. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man in dem Segment der Small Caps investiert bleiben muss. Nicht aus taktischen, sondern aus strategischen Gründen, weil viele Small und Mid Caps  eine starke Kundenbindung haben und für ihre Kunden Mehrwert schaffen.

Herr Peter, wie danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

 

Kommentar verfassen