Antoine Millioud, CEO aventron: «aventron ist ein Grünstromproduzent und damit Teil der Lösung einer nachhaltigen Energiezukunft»

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aventron wurde 2005 als Kleinkraftwerk Birseck gegründet. 2010 und 2013 stiessen zwei weitere Energieversorgungsunternehmen zum Kreis der Aktionäre. Seit 2010 werden Beteiligungen in diversen europäischen Ländern getätigt. 2010 erfolgte auch der Börsengang an der BX Berne Exchange. Nun wurde die Aktie von der BX dekotiert. Seit 17. Februar kann sie auf OTC-X gehandelt werden. CEO Antoine Millioud erklärt im schweizeraktien.net-Interview, worin die Stärken des Unternehmens bestehen.

Herr Millioud, bitte erläutern Sie unseren Lesern kurz die Hauptgründe für die Dekotierung der aventron-Aktie von der BX Berne Exchange und die Handelsaufnahme im ausserbörslichen Aktienmarkt OTC-X.

Antoine Millioud, CEO aventron. Bild: zVg.

Das Aktionariat der aventron ist historisch von den drei Hauptanteilseignern geprägt: der Primeo Energie, die die aventron 2005 gegründet hat, der Energie Wasser Bern und dem Stadtwerk Winterthur. Sie besitzen über die aventron holding AG 69,7% der Aktien. Weitere Aktionäre sind der UBS Clean Energy Infrastructure Fund II mit 7,4%, die Reichmuth Infrastruktur Schweiz mit 6,1% und die Gebäudeversicherung Bern mit 3,4%. Der Free-Float beträgt 13,4%.

Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass institutionelle Schweizer Investoren mit langem Anlagehorizont dem aventron Geschäftsmodell viel Sympathie entgegenbringen und diese sich auch wesentlich an den Kapitalerhöhungen der letzten Jahre beteiligt haben. Um den Kapitalbedarf für den weiteren Ausbau des Kraftwerkportfolios zu sichern, ist die Gesellschaft auch in Zukunft vorab auf das Interesse von externen Finanzinvestoren angewiesen. Mit dem Schritt an die OTC-X hoffen wir, die Attraktivität zu vergrössern und auch für interessierte Schweizer Privatanleger mehr in den Fokus zu rücken.

Würden Sie bitte noch in einigen Sätzen Geschäftsgegenstand und Unternehmensziele für die Leser zusammenfassen?

aventron ist eine etablierte Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energien mit dezentralen Kraftwerken. Wir diversifizieren innerhalb der Erzeugungsarten Wind, Sonne und Wasser, und wir diversifizieren über die sechs europäischen Länder Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland sowie Norwegen. Das Unternehmen plant, mittelfristig ein diversifiziertes und ausgewogenes Portfolio an erneuerbaren Energien mit einer installierten Gesamtleistung von 1’000 Megawatt aufzubauen. Avisiert haben wir ein Zwischenziel von 750 MW bis in das Jahr 2023.

Warum sollten die Anleger aventron als mögliches Investment in Erwägung ziehen? Was spricht für die Aktie?

aventron bietet eine attraktive Investitionsmöglichkeit in Energie-Infrastruktur für langfristig orientierte Investoren. Mit der aventron-Aktie beteiligt sich der Anleger an der Energiewende und Investition in dezentrale Kraftwerke. Die Besonderheit unseres Geschäftsmodells liegt in der guten Planbarkeit unserer Erträge und Cashflows während der Projektlaufzeit. Über die Diversifikation sind zudem mögliche Risiken minimiert. Wir zahlen kontinuierlich steigende Dividenden, zuletzt von gut 2,5%, und das Aktionariat ist sehr stabil und auf eine langfristige Anlage ausgerichtet.

Das Umsatzwachstum von 14.8 Mio. CHF in 2014 auf 91.8 Mio. CHF in 2018 ist beeindruckend. Können Sie schon etwas zum Geschäftsverlauf in 2019 sagen? Und wie lauten Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre?

Wir haben den Umsatz sowie die Produktion im Geschäftsjahr 2019 wiederum signifikant gesteigert. Die guten Erträge aus den Kraftwerken führten nach nicht revidierten Berechnungen zu einer um 12% höheren Gesamtleistung von rund 105.2 (Vorjahr: 94.2) Mio. CHF. Das EBIT stieg um 15% auf 32.4 (28.2) Mio. CHF. Mit dazu beigetragen hat die Erweiterung des Portfolios aus Wind-, Solar- und Kleinwasserkraftwerken um 69 MW auf nunmehr 545 MW. Im laufenden Jahr wollen wir die Kraftwerkskapazität auf 600 MW ausbauen und im Jahr 2023 dann 750 MW erreichen.

Angesichts der durchgängig hohen EBIT-Margen von nahe 30% ist der Reingewinn bis 2018 überproportional auf über 10 Mio. CHF gestiegen. Wird sich die Profitabilität weiterhin so stark entwickeln?

Für das Geschäftsjahr 2019 kann ich das bestätigen. Wir sind weiter bestrebt, unsere Zinskosten sukzessive zu senken und die Verwaltungskosten niedrig zu halten. Natürlich ist aber die operative Profitabilität geschäftstypisch hauptsächlich durch die meteorologischen Rahmenbedingungen und die Entwicklung der Strompreise bedingt. Über die Diversifizierung ist aventron aber ganz gut abgesichert. So gilt die Wasserkraft als ein natürlicher Hedge zur Sonnenenergie.

In den letzten fünf Jahren wurden jeweils zwischen 20 Mio. CHF und 43 Mio. CHF investiert. Das Eigenkapital wurde auf 235 Mio. CHF verdreifacht. Müssen Ihre Aktionäre weiterhin mit Verwässerung durch Ausgabe neuer Aktien rechnen?

aventron möchte weiter wachsen. Das wird zunächst nicht ohne das Einwerben von finanziellen Mitteln über den Kapitalmarkt gehen. Wir haben in der Vergangenheit klar gezeigt, dass wir diese Mittel sehr zügig in attraktive Projekte investieren können und den Einlagen entsprechende Renditen zukommen. So gelingt es uns regelmässig, trotz des Verwässerungseffekts bei Kapitalerhöhungen das Ergebnis pro Aktie zu steigern.

Der Aktienkurs an der BX hat sich über die Jahre im Vergleich zu relevanten Indizes nur unterdurchschnittlich entwickelt. Was sagen Sie einem damit unzufriedenen Aktionär?

Die Attraktivität der aventron-Aktie liegt sicher in ihrer Solidität. Sie fusst auf der starken Bilanz mit einer deutlich über dem Branchendurchschnitt liegenden Eigenkapitalquote von knapp über 30%. Die Buchwerte des Kraftwerkportfolios (Sachanlagen konsolidiert) betragen rund 600 Mio. Franken. Unsere Geschäftspolitik ist in vielerlei Hinsicht konservativ. Ergebniserhöhende Kaufpreisallokationen betreiben wir nicht. Wir verfolgen damit das Ziel, dass unsere Aktionäre in eine gesicherte Ausschüttung kombiniert mit einer stetigen Kursentwicklung investieren können. Ich habe im Börsenumfeld der letzten Quartale den Eindruck, dass Sicherheit in der Anlage wieder an Attraktivität gewinnt.

aventron ist ja in mehreren Ländern aktiv. Was hat Sie beispielsweise veranlasst, in Norwegen zu investieren?

Norwegen ist eines der wenigen Länder in Kerneuropa, in dem kleinere Wasserkraftwerke in grösserem Ausmasse noch gebaut werden können. Das Potenzial ist in Norwegen enorm. Zudem verfügt Norwegen über sehr gute meteorologische Bedingungen für die Wind- und Wasserkraft. Norwegen ist damit ein sehr wichtiger Teil unserer Diversifikationsstrategie.

Ist aventron, oder vielmehr, sind die operativen Beteiligungsgesellschaften vom Klimawandel betroffen? Wie wirken sich die langen Trockenperioden auf Ihre Kleinwasserkraftwerke aus?

Ihre Frage spricht den Kern unseres Geschäftsmodells an: Produzieren unsere Ländergesellschaften viel Elektrizität aus Sonnenenergie, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Wasserkraftwerke eher wenig produzieren und vice versa. Dazu kommt die Länderdiversifikation, die regionale Wetterlagen nutzt, im Gesamtportfolio aber vielfach zu einem Ausgleich von Extremen beiträgt.

Laut Medienberichten hat das jüngste Sturmtief Sabine bei Windkraftwerken zu einem starken Anstieg der Stromerzeugung geführt. Gehört aventron auch zu den Profiteuren?

Generell ist das erste Quartal in Europa in puncto Wind ertragreich. Wir gehen davon aus, dass Sabine und andere Tiefdruckgebiete in diesem Jahr den Durchschnittsertrag etwas anheben werden.

Nach welchen Rentabilitätskriterien erwerben Sie neue Beteiligungen?

Bei unseren Investitionen folgen wir unseren internen Vorgaben zu Zielrenditen, welche es zu erfüllen gilt. Diese sind abhängig von Technologie, Land und Projektstand. Wenn ein Projekt strategiekonform ist und unsere Investitionskriterien erfüllt, verfolgen wir es. Grundsätzlich achten wir darüber hinaus auf ein ausgewogenes Länderportfolio: Kein einzelnes Land soll mehr als 40% zu unserem Gesamtumsatz beitragen.

Und welche ESG-Kriterien legen Sie an?

Die ökologische und soziale Nachhaltigkeit setzt aventron bereits im Rahmen der Geschäftstätigkeit und seines Geschäftszwecks um. Die ökologische Nachhaltigkeit ist im Geschäftsziel selbst verankert: aventron ist ein Grünstromproduzent und damit Teil der Lösung einer nachhaltigen Energiezukunft.

Was muss sich in der Schweiz ändern, um die Ziele der Energiestrategie 2050 erreichen zu können?

Im Bereich der Solarenergie benötigen wir ein stabiles Förderregime für grosse Aufdachanlagen, bei denen der Eigenverbrauchsgrad tief ist. Im Bereich der Wind- und Wasserkraft mehr Aufgeschlossenheit, auch vonseiten der Umweltverbände und Bundesämter, damit die Interessenabwägungen den Herausforderungen der Dekarbonisierung wirklich Rechnung tragen.

Welchen zeitlichen Horizont sollten Anleger bei der aventron-Aktie mitbringen, um die Früchte Ihrer bisherigen und zukünftigen Arbeit zu ernten?

Der Stamm des Apfelbaums ist bereits gut gewachsen. Die Tragfähigkeit für gute Ernten erhöhen wir mit dem weiteren Ausbau des Erneuerbare-Energien-Kraftwerksportfolios sukzessive. Heute sind es die Früchte, die jeder geniessen kann, morgen reicht die Ernte zusätzlich für Kompott und Saft.

Ist aventron ein Kandidat für die „Sustainability Leaders“ der diesjährigen OTC-X-Nachhaltigkeitsstudie?

Wir sollten es sein… Bereits heute wird aventrons Leistung und Position im Nachhaltigkeitsbereich durch Quadia bewertet und in ihrem Impact Assessment Report beschrieben.

Vielen Dank, Herr Millioud, für die detailreichen Informationen und die Einblicke. 

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