Urs Neuhauser, CEO Griesser Holding: «Wir wollen bis 2030 im Bereich Flotte zu 100% emissionsfrei sein»

Deutsche Tochter Weinor erwartet weiteres Rekordjahr

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Urs Neuhauser ist seit Februar 2019 CEO der Griesser Gruppe. Zuvor war er während sieben Jahren in der Baubranche, als Mitglied der Gruppenleitung der Schweizer Jansen AG, für diverse Geschäftsbereiche verantwortlich. Unter seiner Führung wurden neue Märkte aufgebaut, Geschäfte gestärkt und Innovationen umgesetzt. Als neuer Griesser-Chef bringt Neuhauser, der nach 28 Jahren den langjährigen CEO Walter Strässle abgelöst hat, seine Erfahrung ein um die Marke kontinuierlich weiterzuentwickeln. Bild: zvg

Das Pandemiejahr 2020 bescherte der Griesser Gruppe ein Rekordergebnis. Der Schweizer Hersteller von Sonnenschutzprodukten, zu dem auch die Mehrheit an der deutschen Firma Weinor gehört, profitierte dabei von dem Trend, Haus und Garten zu verschönern. Dieser Trend hält auch 2021 an. Wie CEO Urs Neuhauser im Interview mit schweizeraktien.net erklärt, steuert die Tochterfirma Weinor auf ein weiteres Rekordjahr zu. In Bezug auf das Gruppenresultat gibt er sich angesichts der angespannten Situation bei den Lieferketten allerdings zurückhaltend. Ausserdem äussert sich Neuhauser auch zu den Nachhaltigkeitszielen der Griesser Holding.

Herr Neuhauser, 2020 war für viele Unternehmen ein Krisenjahr, dennoch konnte die Griesser Gruppe Umsatz und Profitabilität steigern. Die vermehrt zu Hause verbrachte Zeit löste bei vielen Menschen einen Investitionsdrang in und um die eigenen vier Wänden aus. Wie hat sich dieser Trend 2021 fortgesetzt?

Auch 2021 spürten wir klar, dass unsere Kunden vermehrt in die eigenen vier Wände investieren. Für Griesser verzeichneten wir insbesondere in Frankreich, Spanien und Italien eine sehr hohe Nachfrage. Weinor steuert auf ein weiteres Rekordjahr zu. Die Produkte von Weinor passen sehr gut in den aktuellen Trend «Outdoor Living», bei dem die Terrasse oder der Garten aufgewertet werden.

Im laufenden Jahr präsentiert sich nun die Lage bei den globalen Lieferketten und Rohstoffpreisen als Herausforderung. Wie bekommt Griesser die Auswirkungen dieser neuerlichen Krisensituation zu spüren?

2021 ist bedauerlicherweise sehr herausfordernd. Neben der andauernden Covidkrise sowie der Cyberattacke im April belasten uns die stark steigenden Materialpreise, Schwankungen, Unsicherheiten und Ausfälle von unseren Lieferanten sehr. Im Vergleich zu unseren Mitbewerbern konnten wir uns dank unseren langfristigen Partnerschaften mit den Hauptzulieferern wohl leicht besser halten, und unsere Lieferfristen bleiben marktführend.

Welche Prognose können Sie für das Resultat 2021 abgeben?

Die genannten Herausforderungen des Jahres 2021 werden ihre Spuren in den Zahlen hinterlassen, und dies unterschiedlich in der Wertschöpfungskette. Auf den Punkt gebracht heisst das starker Auftragseingang, aber verzögerte Schlussrechnungen.

Durch die Verankerung von Griesser in Aadorf beschäftigten Sie 2020 rund die Hälfte Ihrer Mitarbeitenden in der Schweiz. Ein beträchtlicher Anteil der Umsätze generieren Sie jedoch auch im europäischen Raum, wodurch die Abhängigkeit vom CHF/EUR-Wechselkurs hoch ist. Mit welchen Auswirkungen der Aufwertung des Schweizer Frankens der letzten Wochen rechnen Sie für Griesser?

Einerseits erbringen wir einen Teil der Wertschöpfung lokal in unseren europäischen Werken und Vertriebsstandorten. Andererseits kaufen wir in der Schweiz auch Materialien in EUR ein, was die Situation etwas entspannt. Dennoch beobachten wir kontinuierlich die weitere Entwicklung des Wechselkurses.

2020 trug insbesondere die deutsche Tochtergesellschaft Weinor mit einem Rekordergebnis positiv zum Gruppenresultat bei. Wie sieht es diesbezüglich im laufenden Jahr aus?

Weinor wird 2021 voraussichtlich erneut ein Rekordjahr verzeichnen können.

Wie soll die Zusammenarbeit mit Weinor in Zukunft aussehen?

Als Unternehmensgruppe werden wir auch in Zukunft die Stärken beider Marken nutzen, dies bedeutet auch einen hohen Grad an Unabhängigkeit. Synergien nutzen wir punktuell, jeweils mit dem Ziel von Kostenoptimierungen.

Diesen Sommer wurde das 17 Mio. CHF starke Investitionsprojekt am Standort Aadorf abgeschlossen. Welchen Effekt erhoffen Sie sich von den Investitionen?

Optimierte Warenflüsse im gesamten Werk Aadorf sowie Reduktion von Durchlaufzeiten für unsere Kundenaufträge. Die Investition ist für uns ein wichtiges Zeichen an den Produktionsstandort Schweiz. Er wird die Warenflüsse in unserem Stammwerk wesentlich verbessern. Insgesamt investieren wir sowohl in der Schweiz als auch in Europa. Bei Weinor fand im Sommer der Spatenstich für den Werksausbau statt.

Per Ende 2020 verfügte die Griesser Holding bei einer soliden Eigenkapitalquote von beinahe 70% über eine Nettoliquidität von über 35 Mio. CHF. Wofür sollen diese Mittel eingesetzt werden?

Als Industrieunternehmen haben wir eine laufende Pflicht, unsere Produktivität zu verbessern; daran arbeiten wir mit einem langfristigen Investitionsplan.

Wie sieht die Dividendenpolitik nach der Erhöhung auf 25 CHF je Aktie fürs vergangene Geschäftsjahr in Zukunft aus?

Wir führen unsere moderate Dividendenpolitik fort, versuchen aber, die Ertragsentwicklung der Gruppe bei den Dividendenausschüttungen zu berücksichtigen.

Seit 2007 achtet Griesser verstärkt auf Ressourcenschonung und CO2-Reduzierung. Am Standort Luzern läuft momentan ein Pilotprojekt zur Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität. Welchen Effekt erzielen Sie mit dem Projekt?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 zu 100% emissionsfrei im Bereich Flotte und als Unternehmen bis 2050 komplett klimaneutral zu sein. Auf dem Weg dorthin haben wir im Rahmen eines Pilotprojekts einen Teil der Kundenbetreuerfahrzeuge und in der Region Luzern alle Servicebusse durch E-Autos ersetzt. Dadurch ist unser Betrieb in Luzern und Umgebung nun deutlich klimafreundlicher, sauberer und leise. Insgesamt können wir 120 Tonnen CO2 und über 45’000 Liter Diesel durch die Umstellung sparen. Der Strom dafür beziehen wir zu 100% aus zertifizierten erneuerbaren Energiequellen.

Wie sorgen Sie gruppenweit dafür, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen auch von den Mitarbeitenden mitgetragen und umgesetzt werden?

Wir integrieren unsere Mitarbeitenden vollumfänglich in unsere Nachhaltigkeitspolitik. So fand Anfang September eine Nachhaltigkeitswoche mit zahlreichen verschiedenen Aktivitäten an unserem Hauptsitz in Aadorf statt, um unsere Mitarbeitenden noch besser auf das Thema zu sensibilisieren und mit auf die Reise zu nehmen.

Vielen Dank für das Interview.

Nach Bekanntgabe des Jahresabschluss für 2020 setzte der Aktienkurs der Griesser-Aktie zu einem Sprung an. Chart: www.otc-x.ch

Die Namenaktien der Griesser Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’160 CHF für eine Aktie bezahlt.

In der Nachhaltigkeitsbewertung von schweizeraktien.net hat die Griesser Holding im Jahr 2021 ein sehr gutes Ergebnis erzielt.

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