Kursaal Bern: Das Kongressgeschäft und die Casinos sind die Treiber des Erfolgs

Interview mit Prof. Daniel Buser und Ueli Winzenried, VR der Kursaal Bern AG

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Die letzten zwei Jahre waren für die Kursaal Bern AG nicht leicht. Erst der Lockdown, dann die wechselnden Corona-Massnahmen liessen die Umsätze im Geschäft mit Veranstaltungen, dem Hotel und der Gastronomie einbrechen. Auch das Casinogeschäft litt unter der Pandemie. Hoffnungen auf einen schnellen Erfolg mit zwei Onlinecasinos haben sich zerschlagen. Der Markt scheint gesättigt zu sein. Doch der Verwaltungsrat der Kursaal Bern AG hat rasch auf die Veränderungen reagiert und an der Zukunft der Gruppe gearbeitet.

Prof. Dr. Daniel Buser, VR-Präsident Kursaal Bern, und Ueli Winzenried, VR der Kursaal Bern sowie Präsident der Casinos Bern und Neuenburg. Bild: schweizeraktien.net

Kursaal-VR-Präsident Daniel Buser und Ueli Winzenried, Präsident des Grand Casino, schauen im Gespräch mit schweizeraktien.net lieber in die Zukunft, als die Vergangenheit zu kommentieren. Im 2. Semester 2022 läuft es im Kerngeschäft mit den Veranstaltungen, dem Swissôtel und der Gastronomie schon wieder rund. Auch in den terrestrischen Casinos in Bern und Neuenburg setzt sich der Aufwärtstrend fort. Von dem Entscheid, sich nur noch auf ein Onlinecasino zu konzentrieren, erhofft sich die Kursaal Bern AG ebenfalls positive Impulse. Zudem geht es in die Phase der Neukonzessionierungen in Bern und Neuenburg als einziger Bewerber ins Rennen. Geht der Plan auf, würde im Jahr 2025 in Romanel-sur-Lausanne ein weiteres Casino mit A-Konzession hinzukommen.

Das Geschäftsjahr 2021 war noch stark von Covid geprägt. Im 1. Semester 2022 zeichnete sich eine Erholung ab. Wie verlief das 2. Semester im Veranstaltungsbereich?

Daniel Buser: Wir haben im Mai den Wendepunkt erreicht. Der positive Trend hat sich im 2. Halbjahr verstärkt. Unsere Arena ist bis zum Jahresende ausgebucht. Für das gesamte Jahr rechnen wir mit einem guten Ergebnis, auch wenn es nicht ganz gelingen wird, die ersten drei Monate zu kompensieren.

In der Pandemie wurden hybride Veranstaltungsformate entwickelt und promotet. Wie hat sich die Aufhebung der Covid-Massnahmen auf diese hybriden Formate ausgewirkt?

Unter hybriden Veranstaltungsformaten verstehen wir im Kursaal keine Zoom-Meetings. Unser Technikpartner Habegger bietet eine Top-Streaming-Technologie an. Das ist wie Fernsehen, eine echte Show. Wir konnten feststellen, dass gerade internationale Kongresse davon profitieren. Wissenschaftliche, zum Beispiel medizinische Kongresse, können so weltweit gestreamt werden. Bei lokalen Veranstaltungen, die einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert haben und bei denen das Networking im Vordergrund steht, werden On-Site-Events klar favorisiert.

Die Hotellerie verzeichnete in der Schweiz einen sehr guten Sommer. Wie lief es im Swissôtel Kursaal Bern?

Die Belegungszahlen liegen wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie. Das Hotel ist fast immer ausgebucht. Die Investitionen in den Umbau haben sich gelohnt.

Ueli Winzenried: Auch die Partnerschaft mit Accor ist ein Erfolg. Wir sind jetzt ein Business- und Freizeithotel. Vor dem Umbau war das Hotel vor allem auf Geschäftsreisende und Kongressbesucher ausgerichtet. An den Wochenenden war es daher weniger gut ausgelastet. Dank der Partnerschaft mit Accor und den 65 Mio. Mitgliedern im «Loyalty Program» sind wir jetzt an den Wochenenden ebenfalls sehr gut gebucht.

Wie erfolgreich sind die einzelnen Bereiche unabhängig vom Casino? Schreiben alle schwarze Zahlen?

Es ist nicht sinnvoll, einzelne Sparten zu betrachten. Für uns und die Kunden ist das Gesamtpaket entscheidend. Natürlich ist es unser Ziel, dass alle Bereiche für sich profitabel sind. Vor der Pandemie war dies einzig das Hotel.

Daniel Buser: Der Treiber im Kursaal ist das Veranstaltungsgeschäft. Ist die Auslastung mit Events und Kongressen hoch, ist auch das Hotel ausgebucht und die Gastronomie verdient Geld. Wenn dann noch Freizeitgäste hinzukommen, stimmt die Gesamtrechnung.

Wo stehen Sie mit Ihrem Projekt Kongressstadt Bern, und wie läuft die Zusammenarbeit?

Gemeinsam mit Bern Welcome, Bernexpo und den anderen Partnern wollen wir Bern zur Kongressstadt Nr. 1 in der Schweiz machen. Der Startschuss erfolgt im Januar 2023. Bern verfügt über kurze Wege, es gibt hier kein Verkehrschaos, eine wunderschöne Altstadt, und wir liegen nahe am Röstigraben. Das ist gerade für schweizweite Anlässe wichtig, denn die Anreise für Gäste aus der Westschweiz geht schneller als an andere Kongressstandorte in der Deutschschweiz.

Als Bundesstadt hat Bern auch die Politik und die Verbände vor Ort …

Bei den Bundesämtern haben wir sicherlich noch Potenzial. Die Universität Bern, insbesondere die Medizin ist für uns sehr wichtig. Mit dem Insel Campus wird Bern zu einem Top-Standort im medizinischen Bereich. Davon profitieren alle. Wichtig ist für uns auch die Neue Festhalle. Nur so können wir ganz grosse Kongresse und Ausstellungen nach Bern holen. Daher arbeiten wir eng mit der Bernexpo Gruppe zusammen.

Welche Projekte beschäftigen Sie in den kommenden Jahren?

In den nächsten Jahren werden wir in der Arena die Fenster auswechseln und so energetisch auf den neusten Stand aufrüsten. Ausserdem wird das heutige Giardino im Frühling 2023 zu einer Gastrolandschaft umgebaut. Die Investitionen bewegen sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich, sodass wir sie aus eigener Kraft finanzieren können.

Welchen Einfluss haben die höheren Energiepreise auf Ihre Erfolgsrechnung?

Ueli Winzenried: Den Strompreis haben wir Ende 2021 bis Ende 2024 absichern können. Wir zahlen zwar etwas mehr, sind aber von den extremen Preissteigerungen nicht betroffen. Bei Wärme setzen wir auf Fernwärme der EWB.

Wie sieht es mit der Produktion von erneuerbaren Energien aus? Ihre Dachfläche würde sich doch gut eignen, um mit Photovoltaik selbst Strom zu produzieren.

Es gibt ein Projekt für eine PV-Anlage, mit der wir 10 bis 15% unseres Stroms selbst produzieren könnten. Ausserdem haben wir ein Energieeffizienzprogramm gestartet. Im Bereich der Nachhaltigkeit arbeiten wir intensiv an Massnahmen gegen Food Waste. Unser Ziel ist es, in zwei Jahren «netto-null-Events» anbieten zu können. Dies wird auch von vielen Veranstaltern gefordert.

Neben der Energiethematik beschäftigt auch das Thema Mitarbeitermangel die Wirtschaft. Der Kursaal hat über 300 Mitarbeitende. Wie schaffen Sie es, ausreichend Personal zu rekrutieren?

Daniel Buser: Auch wir spüren diesen Mangel. Mit einem attraktiven Package und einer modernen Kommunikation treten wir dem entgegen. Ausserdem hat der Kursaal in der Region Bern als Arbeitgeber ein sehr gutes Renommée. Das hilft uns, die besten Mitarbeitenden zu finden.

Kommen wir zum Casino. Warum haben Sie das hurrah-Casino geschlossen, und wie hoch waren die Investitionen in das Projekt?

Ueli Winzenried: Insgesamt hat sich der Markt für Onlinecasinos in der Schweiz enttäuschend entwickelt. Der Bruttospielertrag erreicht gerade einmal 250 Mio. CHF, viel weniger als erwartet. Eine gleich hohe Summe dürften Schweizer über verschiedene VPN-Adressen illegal in ausländischen Onlinecasinos verspielen. Das fehlt den Schweizer Betrieben. Von den 80’000 Spielern, die in der Schweiz wegen der Gefahr von Spielsucht gesperrt wurden, werden viele in ausländischen Onlinecasinos weiterspielen. Wir erwarten daher nur noch ein Wachstum von 3 bis 5% pro Jahr. Das ist zu wenig für zwei Angebote unserer Gruppe. Daher haben wir uns zu dem radikalen Schritt entschlossen. Jeder Monat, den wir beide Onlinecasinos weiterbetrieben hätten, würde uns Geld kosten.

Warum wurde hurrah.ch geschlossen, wo Sie über das Casino Neuenburg zu 98% beteiligt sind, am Grand Casino Bern mit 7melons.ch nur zu 55%?

Mit 7melons waren wir früher am Markt. Daher ist das Casino besser etabliert. Wir werden nun alles daransetzen, die registrierten Spieler zu aktiven Spielern zu machen. Die Kunden von hurrah erhalten ein attraktives Angebot, auf 7melons zu wechseln. Die Investitionen in das Onlinecasino hurrah sind Ende Jahr abgeschrieben.

Wie laufen die terrestrischen Casinos in Bern und Neuenburg im Jahr 2022?

Die Anzahl Besucher ist zwar um 15% zurückgegangen, doch der Spieleinsatz pro Besucher ist wesentlich gestiegen. Erfreulich ist auch, dass jüngere Besucher unsere Casinos in Bern und Neuenburg besuchen. Für 2022 rechnen wir damit, das 2019er Niveau fast wieder erreichen zu können. Im kommenden Jahr wollen wir auf das Niveau von vor der Krise zurückkehren.

Warum haben Sie sich für das Einreichen eines Konzessionsgesuchs für Romanel-sur-Lausanne entschieden?

Vorab noch eine gute Nachricht: Der Bundesrat hat 23 Zonen für die neuen Konzessionen ab 2025 definiert, d.h. zwei zusätzliche Zonen. Für diese 23 Zonen gibt es 29 Konzessionsgesuche. Für Bern und Neuenburg sind keine neuen Konzessionsgesuche eingegangen. Dies zeigt, dass wir hier einen guten Job machen.

Unser Projekt Casino du Léman wird sich in einer dieser neuen Zonen befinden. Im unmittelbaren Einzugsgebiet von Romanel gibt es 400’000 Einwohner. Unser geplantes Casino mit einer A-Konzession wird sich an einer sehr zentralen Lage befinden. Wir konnten dort bereits eine Option auf einen Mietvertrag mit einer Fläche von 2’000 m2 abschliessen. Unser Team aus Neuenburg, das vor zehn Jahre das Casino in Neuenburg aufgebaut hat und heute noch führt, bringt viel Erfahrung mit. Es kennt auch das Publikum in der Westschweiz. Anders als in Neuenburg werden wir in Romanel auch ein breites kulturelles Angebot entwickeln, bei dem wir die Erfahrung aus dem Kursaal in Bern nutzen.

Ab 2025 soll die Kursaal-Aktie eine Dividendenperle sein. Wird sich daran aufgrund der Investitionen im Casinogeschäft etwas ändern?

Daniel Buser: Wir könnten schon früher wieder eine Dividende auszahlen, dürfen dies aufgrund der Covid-Härtefallgelder aber nicht. Ab 2025 wollen wir 30 bis 50% des Reingewinns ausschütten, wie wir es bei der Kapitalerhöhung 2021 auch versprochen hatten. Dieses Versprechen werden wir einhalten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Aktien der Kursaal Bern AG haben seit Jahresbeginn im Vergleich zum Gesamtmarkt nur wenig eingebüsst. Chart: bxswiss.com

Die Aktien der Kursaal Bern AG sind an der BX Swiss kotiert. Die letzten bezahlten Kurse lagen bei 350 CHF.

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