BVZ Holding: Matterhorn Gotthard Bahn mit so vielen Reisenden wie noch nie

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Während viele Skigebiete wegen fehlenden Schnees den Betrieb einstellen müssen, hat Zermatt genug der weissen Pracht, wie das aktuelle Bild vom 7. Januar 2023 zeigt. Bild: Saskia Heim

Während die Skigebiete unter 1’500 m ü. M. massiv unter dem warmen Jahreswechsel leiden und einige bereits schliessen mussten, frohlocken die hochalpinen Destinationen wie Zermatt und die Jungfrau-Region. Denn wegen der Schneesicherheit kommen jetzt Gäste, die eigentlich andere Destinationen eingeplant hatten, aber diese nun wegen Schneemangels storniert haben. So finden selbst Österreicher, die bekanntermassen mit vielen eigenen Skigebieten gesegnet sind, deren Höhe aber nicht an die von Zermatt, dem Engadin oder der Jungfrau-Region heranreicht, in die Schweiz.

Aber nicht erst die Zeit um den Jahreswechsel, sondern bereits das ganze 2022 war z.B. für die BVZ Holding mit der zu ihr gehörenden Gornergrat Bahn (GGB) und Matterhorn Gotthard Bahn ein Rekordjahr, wie die Zermatter in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt gaben. So verzeichnete die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) mehr Reisende als im bisher besten Jahr in der Unternehmensgeschichte, 2019. Gegenüber dem durch Corona beeinträchtigten Vorjahr 2021 ergibt sich mit 664’600 Reisenden eine imposante Steigerung von knapp 60%.

Rekordwinter mit Umsatzsteigerung

Das bestätigt auch der Geschäftsleiter der BVZ Holding, Fernando Lehner, gegenüber schweizeraktien.net: «Dank der Höhenlage der Skigebiete in unserem Wirkungskreis und des Ganzjahreserlebnis Gornergrat erleben wir bisher einen Rekordwinter.»

Wie hoch Gewinn und Umsatz gegenüber dem Vorjahr steigen werden, wird erst mit dem Jahresabschluss veröffentlicht. Aber so viel ist Fernando Lehner schon zu entlocken: «Die erfreuliche Entwicklung bei den Besucherzahlen der Gornergrat Bahn, dem regionalen Personenverkehr der Matterhorn Gotthard Bahn und dem Glacier Express werden den Umsatz positiv beeinflussen.»

Erholung der Gästezahlen aus den Kernmärkten

Dank der Steigerung der Individualreisenden gegenüber den Gruppenreisenden am Gornergrat  liessen sich pro Gast höhere Durchschnittserträge erwirtschaften, schreibt das Unternehmen in der Ad-hoc-Mitteilung. Und auch wenn der Schweizer Heimatmarkt mit 40% der Gäste weiterhin klar vorne liege, erholten sich die Gästezahlen aus den Kernmärkten Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Nordamerika deutlich. Zudem steige der Anteil der asiatischen Besucher wieder stark an. China spiele für das Unternehmen im Gästemix gegenüber Südkorea, Japan, Taiwan und Südostasien nur eine untergeordnete Rolle, so Lehner gegenüber schweizeraktien.net. «Aber natürlich freuen wir uns auf die chinesischen Touristen, die bei uns derzeit einen im unteren einstelligen Prozentbereich liegenden Anteil bei der Gästestruktur ausmachen und daher durchaus Potenzial für uns bieten.»

Matterhorn Gotthard Bahn wieder in der Spur

In den ersten elf Monaten (Januar bis November 2022) wurden im Regionalen Personenverkehr 7.29 Mio. Reisende gezählt, was einem Zuwachs von 31,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2021 (5.55 Mio.) entspricht und gar die ersten zwölf Monate des Rekordjahres mit 6,59 Mio. übertrifft. Der hohe Anteil von rund 80 bis 90% touristisch motivierter Reisen spiegle den prognostizierten Nachholbedarf bei Ausflügen und Besuchen in der Natur und in den Bergen wider, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. Auch das Gemeinschaftsunternehmen Glacier Express, an dem die Rhätische Bahn und die MGB zu je 50% beteiligt sind, sei sehr gut gebucht und nähere sich wieder dem Vorkrisenniveau an.

Bedauern über ausgefallene Weltcupabfahrten

Ende Oktober 2022 hätte in Zermatt die Premiere mit Weltcupabfahrten für Männer und Frauen steigen sollen. Fast hätte es geklappt, aber in den unteren Abschnitten der Piste fehlte der Schnee. Fernando Lehner bedauert dies, blickt aber nach vorne: «In diesem Jahr wird es sicher einen neuen Anlauf geben. Inwiefern das Auswirkungen auf die Reisenden bei der MGB und GGB hat, wird sich dann zeigen. Klar ist, dass auch wir ein Interesse daran haben, in der Zwischensaison die Zahl unserer Gäste weiter zu steigern.»

Strategie bestätigt

Dass die BVZ auch in den herausfordernden letzten Jahren an den strategischen Investitionen festgehalten habe, zahle sich aus, so Lehner. So hätten zentrale Projekte wie «Zooom the Matterhorn» oder auch die Beschaffung von neuen Zügen für die Gornergrat Bahn und die MGB dank der soliden finanziellen Basis vorangetrieben werden können.

Ausblick

Das Festhalten an der Strategie werde durch die aktuellen Zahlen bestätigt, so der CEO. «Das macht uns sowohl für das Ergebnis des Geschäftsjahres 2022 als auch für das neue Jahr sehr zuversichtlich.» Gegenüber schweizeraktien.net gibt er aber auch zu bedenken, dass die gesellschafts- und geopolitische globale Situation angespannt bleibe und die Pandemie noch nicht ausgestanden sei. «Das kann natürlich recht schnell Auswirkungen auf den ohnehin recht volatilen Tourismussektor haben.» Aber auch mit Blick nach vorne überwiegt die Zuversicht: 2023 feiert Zermatt 125 Jahre Gornergrat Bahn. Im Rahmen dieses Jubiläums seien grossartige Aktionen und Aktivitäten geplant, so Lehner.

Fazit

Die BVZ Holding hat dank des Festhaltens an der Strategie auch in den sehr schwierigen Corona-Jahren 2020 und 2021 wieder in die Spur gefunden. Rekordfrequenzen für 2022 machen dies deutlich. Man kann davon ausgehen, dass auch beim Umsatz wieder Vorkrisen-Niveau erreicht wird. Auch der Gewinn wird sicher höher ausfallen als 2021, wo ein bescheidener Bilanzgewinn von 361’580 CHF geschrieben wurde.

2020 zahlte das Unternehmen keine Dividende, 2021 3.00 CHF pro Aktie. Das lag weiter unter den Ausschüttungen vor der Corona-Krise, als in den Jahren 2017 bis 2019 zwischen 7.50 CHF und 14.00 CHF bezahlte wurden. Es ist aufgrund des guten Geschäftsganges damit zu rechnen, dass die Dividende wieder angehoben wird.

Mit dem Beginn der Corona-Pandemie fiel der Aktienkurs von BVZ stark und hat sich seither nicht mehr erholt. Chart: www.six-group.com

Die BVZ Aktie ist an der SIX kotiert und notiert mit 730 CHF noch immer nur leicht über den Tiefstständen während der Pandemie. Weit weg ist der Kurs vom Allzeithoch Anfang 2020, als die Aktie mit etwas über 1’400 CHF fast das Doppelte kostete. Es gibt also durchaus Zuversicht, dass 2023 auch in Kurs-Hinsicht ein erfreuliches Jahr werden könnte.

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