Cendres+Métaux: Starke Nachfrage nach Luxusgütern treibt das Wachstum an

Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 87 Mio. CHF legt stille Reserven offen

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Luxusgüter boomen. Davon profitierte 2022 auch der Zulieferer Cendres+Métaux. Bild: www.cmsa.ch

Luxusgüter sind seit dem Ende der Pandemie wieder gefragt. Dies zeigen auch die Aktienkurse von Firmen wie Richemont und Swatch. Es ist daher nicht überraschend, dass auch Zulieferer wie die Edelmetallschmiede Cendres+Metaux SA (CM) von diesem positiven Lauf profitieren. Weniger dynamisch lief es für das Bieler Unternehmen hingegen in der Medizintechnik. Durch die Auflösung von Rückstellungen resultierte ein Konzerngewinn von 92.4 Mio. CHF; die Dividende soll von 115 auf 140 CHF je Aktie erhöht werden.

Zweistelliges organisches Umsatzwachstum

Gruppenweit stieg die Bruttomarge bei CM im Jahr 2022 um 28,9% auf 87.5 Mio. CHF. Bei den ausgewiesenen Zahlen handelt es sich um die vom Unternehmen als «Bruttomarge» bezeichneten Werte, also den erzielten Erlösen ohne die Edelmetallpreise. Diese werden den Kunden zu den jeweiligen Marktpreisen verrechnet. Inklusive der Edelmetallpreise lag der Bruttoumsatz bei 157.9 Mio. CHF (+ 28,7%). Organisch ist das edelmetallverarbeitende Unternehmen bei der Bruttomarge um 18% gewachsen. Den übrigen Anteil zum Wachstum haben Zukäufe im Jahr 2022, wie die Übernahme der Cornu & Cie, einem Hersteller von Armbändern, Schnallen und Verschlüssen, beigesteuert.

Ungebrochene Nachfrage in der Luxussparte

Besonders kräftig war das Wachstum in der Sparte Luxury+Industry. Der positive Trend, der bereits im 2. Quartal 2021 zu verzeichnen war, habe sich 2022 fortgesetzt, heisst es im Geschäftsbericht. Die Nachfrage nach Luxusgütern im oberen Preissegment sei im Laufe des Jahres 2022 stetig angestiegen. Dies habe zu einem Umsatzplus in dieser Sparte von 33,1% geführt, wobei die Akquisition von Cornu&Cie darin noch nicht enthalten sei.

Hohe Edelmetallpreise bremsen Medizintechnik

Die Medizintechnik-Sparte verzeichnete nur ein sehr geringes Wachstum. In der Auftragsproduktion (CMO) für namhafte Hersteller von Medtech- und Dentalprodukte kletterte der Umsatz nur um 2,3%, dies wiederum ohne die Edelmetallpreise. Positiv vermerkt CM, dass einmal aufgebaute Kundenbeziehungen im CMO langfristig bestehen blieben und stabil seien. In diesem Bereich habe man 2022 einen neuen Kunden gewinnen können, der ein Schraubensystem zur Behandlung von Knochenbrüchen herstellt.

Bei den eigenen Markenprodukten mussten die Bieler hingegen einen leichten Umsatzrückgang von 1,9% hinnehmen. Zu spüren bekommt CM hier weiterhin die Substitution von Dentallegierungen aus Edelmetall durch billigere Produkte. Ebenso habe der hohe Preis von Edelmetallen einen negativen Einfluss auf den Absatz der eigenen Legierungen, schreibt CM im Geschäftsbericht.

EBIT legt um 72% zu

Dennoch gelang es, die Rentabilität auf Gruppenstufe zu verbessern. Der Gewinn vor Abschreibungen auf Stufe EBITDA kletterte um 31,5% auf 14.9 Mio. CHF, das EBIT sogar um 72,0% auf 7.1 Mio. CHF. Dass der Konzerngewinn schlussendlich mit 92.4 Mio. CHF ausgewiesen werden konnte, liegt an der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 87.3 Mio. CHF. Ohne diese nicht liquiditätswirksame Transaktion, die auch keine Steuerfolgen für das Unternehmen hat, hätte der Reingewinn 5.1 Mio. CHF (Vorjahr: 4.5 Mio. CHF) betragen. «Diese Auflösung reflektiert ein getreueres Bild der wirtschaftlichen Realität», schreibt CM im Geschäftsbericht.

Dieses getreuere Bild wird insbesondere in der Bilanz deutlich. Durch die Auflösung der Rückstellungen sinkt das Fremdkapital von 150.5 Mio. CHF auf 96.5 Mio. CHF. Im Gegenzug erhöht sich das Eigenkapital auf 133.2 Mio. CHF (Vorjahr: 42.6 Mio. CHF). Dies führt auch zu einer Eigenkapitalquote von neu 58%. Auch in Sachen Nachhaltigkeit hat CM in vergangenen Jahr weitere Schritte unternommen. So nahm das Unternehmen am Programm Swiss Triple Impact teil mit dem Ziel, die wichtigsten Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu definieren. Zum 1. Dezember 2022 wurde zudem die Stelle eines Head of Corporate Responsibility besetzt. Im Geschäftsbericht gibt CM Auskunft über die Reduktion von CO2 sowie anderer Faktoren wie Energie, Wasser, Abfall etc.

Mit hohem Auftragsbestand ins 2023 gestartet

Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr ist positiv. «Unsere Auftragsbestände für 2023 sind höher als Anfang 2022, und unsere verschiedenen Initiativen Entwicklungsprojekte kommen gut voran», heisst es. CM wolle die vor drei Jahren eingeschlagene Strategie mit Fokus auf Profitabilität und moderates Wachstum weiter fortsetzen. Gleichzeitig verweist das Unternehmen auf das unsichere geopolitische und wirtschaftliche Umfeld.

Fazit

Der Jahresabschluss von CM fällt in zweierlei Hinsicht positiv aus. Zum einen ist es dem Unternehmen gelungen, in einem nach wie vor schwierigen Umfeld profitabel zu wachsen. Damit wird die vor zwei Jahren eingeschlagene Strategie bestätigt. Zum anderen wurde durch die Auflösung der Rückstellungen Transparenz geschaffen. Es war schon bisher zu vermuten, dass ein Grossteil der Rückstellungen Eigenkapitalcharakter hat. Doch durch die Auflösung ist dies nun in der Bilanz klar ersichtlich. Auch die Eigenkapitalquote von 58% zeigt das wahre Bild einer finanziell soliden Gesellschaft.

Aktienkurs Cendres+Métaux
Der Aktienkurs von Cendres+Métaux hat sich von seinen Tiefstständen gelöst. 5-Jahres-Chart: www.otc-x.ch

Positiv entwickelt hat sich durch die Auflösung der Rückstellungen auch der Buchwert je Aktie, der per Ende 2022 bei 9’514 CHF und damit rund 60% über den letzten auf OTC-X bezahlten Kursen von 5’800 CHF liegt. Dies entspricht einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von 0,6. Der Gewinn je Aktie beträgt, ohne Berücksichtigung des a.o. Ertrags, 364 CHF je Aktie. Damit liegt das KGV bei 15.9. Bei einer Ausschüttung von 140 CHF je Aktie rentiert der Titel mit 2,4%. Nach der Bekanntgabe der Jahreszahlen haben die Aktien gleich einen Kurssprung gemacht.

Sofern sich der Wachstumskurs im laufenden Jahr fortsetzt, ist die Aktie noch nicht zu teuer. Chancen bietet zudem die Medizintechnik-Sparte. Allerdings muss es CM gelingen, bei den Dentalprodukten die Abhängigkeit von den Edelmetalllegierungen zu reduzieren. Denn angesichts der aktuell weiterhin hohen Preise u.a. für Gold dürfte sich der Trend hin zu alternativen Materialien fortsetzen.

 

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