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Bellevue Group: Bank am Bellevue wird an Luxemburger KBL epb verkauft

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Die Bellevue Group verkauft die Bank am Bellevue an das Luxemburger Finanzinstitut KBL European Private Bankers (KBL epb), wie die Gruppe am Dienstag in einem Communiqué mitteilte. „Der Verkaufspreis wird nicht kommuniziert“, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Die neue Besitzerin übernehme die 22 Mitarbeiter und den Kundenstamm mit verwalteten Vermögen in Höhe von 1,7 Mrd. CHF, heisst es in der Mitteilung. Als Grund für den Verkauf nannte die Bellevue Gruppe, dass der vor zwei Jahren lancierte Neuaufbau der Bank am Bellevue äusserst anspruchsvoll gewesen sei. Der Ausbau des Vermögensverwaltungsgeschäfts für unternehmerisch denkende Privatkunden habe sich in der aktuellen Marktlage als schwierig erwiesen.

Der Verkauf habe keine Auswirkungen auf die Geschäftsbereiche Asset Management und Privatmarktanlagen, die unverändert weitergeführt und -entwickelt würden, schrieb die Bellevue Gruppe. Der Abschluss der Transaktion werde für das erste Quartal 2020 erwartet, wenn die Aufsichtsbehörden die Genehmigung erteilen würden.

Die 1949 gegründete KBL epb mit Sitz in Luxemburg ist den Angaben zufolge in 50 Städten in ganz Europa tätig. Die rund 2’000 Mitarbeitenden betreuen vermögende Privatpersonen und ihre Familien sowie institutionelle und professionelle Kunden.

KBL-Gruppenchef Jürg Zeltner erklärte: „Wir freuen uns, zusammen mit diesem Team ein solides, gut verankertes Schweizer Geschäft aufzubauen, das die Bedürfnisse von nationalen und internationalen Kunden gleichermassen abdeckt.“

Die Bellevue Group ihrerseits werde ihren Fokus auf das Asset-Management- und Privatmarktgeschäft legen und beide Bereiche ausbauen. „Der Ertrag aus diesem Verkauf und aus der im Juli 2019 veräusserten Beteiligung an SIX wird die Weiterentwicklung unserer Gruppe beschleunigen“, äusserte sich Bellevue Gruppenchef André Rüegg.

Zudem würden die Bellevue Group und KPL epb Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Asset-Management-Bereich prüfen, wie etwa im globalen Gesundheitssektor, in dem die Bellevue Group zu den internationalen Marktführern gehöre, hiess es.

Die Aktien der Bellevue Group AG sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 21.50 CHF für eine Aktie gezahlt.

jb/uh

Bergbahnen Wildhaus: Gutes Wetter lässt Kassen klingeln – Kein Ende des «Toggenburger Kriegs» in Sicht

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Das neue Bergrestaurant Oberdorf erweist sich als Gästemagnet. Quelle. Wildhaus Bergbahnen AG
Das neue Bergrestaurant Oberdorf erweist sich als Gästemagnet. Quelle. Wildhaus Bergbahnen AG

Die Bergbahnen Wildhaus AG (BWH) konnte im Geschäftsjahr 2018/19, das am 31. Mai 2019 endete, von idealen Witterungsbedingungen profitieren. Nach einem – wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt – Bergsommer wie im Bilderbuch folgte ein schneereicher Winter. Dieser forderte die Gesellschaft indessen. So konnte der Betrieb über die Festtage wegen des kurz zuvor erfolgten Wärmeeinbruchs mit viel Regen nur dank der Beschneiungsanlage aufrechterhalten werden. Im Januar fielen dann grosse Mengen an Naturschnee, die gepaart mit Winterstürmen einen hohen Aufwand für die Bahnen mit sich brachten. Zum Start der Hauptferienzeit im Februar stellte sich eine lang anhaltende Schönwetterperiode ein, die den Gästen perfekte Verhältnisse bot. Per Saldo konnte der Jahresgewinn auf knapp 250’000 CHF gesteigert werden, was einem Plus von 132% gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Kein Friede in Sicht

Die Hoffnungen, den «Krieg» im Toggenburg im Sinne einer allen Partnern dienenden Lösung zu beenden, schwinden zusehends. Mit dem Ende der Sommersaison 2019 läuft die Tarifvereinbarung zwischen den Toggenburg Bergbahnen und den Bergbahnen Wildhaus aus. Offenbar sind die Toggenburg Bergbahnen nicht zu Verhandlungsgesprächen bereit. Dies gilt zumindest für die Zeit bis im September 2019, dem Ende des Übernahmeangebots für die Wildhaus Bergbahnen. Wie wir in unserem Blog vor Jahresfrist berichteten, wurde eine Kaufofferte für die Aktien der Wildhaus Bergbahnen abgegeben, die massiv tiefer als der Buchwert und auch die im ausserbörslichen Handel bezahlten Preise von letztmalig 180 CHF liegt. Der Verwaltungsrat der Wildhaus Bergbahnen taxiert das Angebot zwar als feindlich, signalisiert aber im Geschäftsbericht gleichzeitig auch Verhandlungsbereitschaft im Tarifstreit.

Zumindest bis zum aktuellen Zeitpunkt erscheint ein gemeinsames Ticket für die beiden verfeindeten Unternehmen im Winter 2019/20 in weite Ferne gerückt. Die Verantwortlichen der Bergbahnen Wildhaus haben bereits die Tarife des kommenden Winters auf ihrer Homepage publiziert. Dabei fällt auf, dass der Skipass neu auch im Gebiet Grüsch-Danusa gültig ist, während er bei den verfeindeten Toggenburg Bergbahnen nicht mehr gültig ist. Weiterhin erhältlich sein wird auch der Skipass Meilenwies, der 48 Gebiete in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Liechtenstein umfasst. Dort finden sich indessen nur die Angebote und Preise für die vergangene Saison, ebenso wie bei den Toggenburg Bergbahnen. Letztere setzen jedoch auch auf eine Kooperation: Ab dem kommenden Winter ist der Skipass der Toggenburg Bergbahnen auch im Gamplüt-Gebiet gültig. Wie unsere Kollegen vom St. Galler Tagblatt in einem Artikel vom Juli vermelden, sind sämtliche Abonnements der Toggenburg Bergbahnen sowohl im Winter 2019/20 als auch im Sommer 2020 auch auf Gamplüt gültig.

Sommerumsatz steigt auf knapp 1 Mio. CHF

Im Sommer 2018 konnte die BWH mit Gesamterträgen von 960’000 CHF fast die Schallmauer von 1 Mio. CHF knacken. Der Grossteil der Einnahmen stammt hierbei aus dem Restaurationsgeschäft, dessen Zahlen im Geschäftsbericht nicht zwischen der Winter- und der Sommersaison getrennt ausgewiesen werden. Aus dem Transportgeschäft stammten 365’000 CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 8,7% entspricht. Somit gehen auf das Konto der Gastronomieerträge im Sommer über 600’000 CHF. Bereits im Vorjahr warnte indessen die BWH im Geschäftsbericht, dass deutliche Umsatzsteigerungen im Sommer grösserer Investitionen bedürfen.

Guter Winter lässt Erträge anschwellen

Die Gesamteinnahmen der BWH im Berichtsjahr erreichten 6.9 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 4,5% entspricht. Als Haupteinnahmequelle fungierten wie in der Vergangenheit die Winterverkehrserträge, die um 2,4% auf 3.5 Mio. CHF anstiegen. Deutlich stärker legten die Gastronomieeinnahmen mit plus 6,2% auf 2.7 Mio. CHF zu. Auf der Kostenseite stiegen die Personalaufwendungen um 3,6% auf gut 3.1 Mio. CHF an. Etwas weniger stark legten mit plus 3,2% auf 1.4 Mio. CHF die betrieblichen Aufwendungen für die Bahn zu, obwohl die grossen Schneemengen einen deutlich höheren Arbeitsaufwand erforderten. Analog der Mehrumsätze entwickelten sich die Kosten der Gastronomie, die um 6,2% auf 1.3 Mio. CHF anstiegen. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 7,1% auf 1.1 Mio. CHF. Wegen der um 50’000 CHF gesunkenen Sachabschreibungen legte das EBIT überproportional um 125’000 CHF respektive plus 55,6% auf 350’000 CHF zu. Unter dem Strich resultierte sogar ein Gewinnplus von 131,7% auf 250’000 CHF. Die Aktionäre erhalten auch weiterhin keine Dividende.

Projekt Wildhaus 2.0 auf Kurs

Das aktuell laufende Projekt Wildhaus 2.0 befindet sich auf Kurs. Die Details des Projekts haben wir ebenfalls vor Jahresfrist vorgestellt. Angaben der BWH zufolge entwickelt sich die noch bis September 2019 laufende Aktienkapitalerhöhung gut. Weiterhin blockiert bleiben allerdings Subventionen im Umfang von 5 Mio. CHF, die erst bei einer Einigung der BWH und der Toggenburg Bergbahnen freigegeben werden.

Fazit

Die Geschäftszahlen der BWH fallen in der Kurzfristbetrachtung gut bis sehr gut aus. Allerdings reicht der erzielte Cashflow von 750’000 CHF bei weitem nicht aus, um die Erneuerung der Sachanlagen aus eigener Kraft zu finanzieren. Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 48 Mio. CHF kann der übliche Erneuerungszyklus von 25 bis 30 Jahren nur durch Fremdmittel finanziert werden. Einen gewissen Einblick liefert das Projekt Wildhaus 2.0, das auf Subventionen angewiesen ist und zudem auch mit einer Aktienkapitalerhöhung finanziert werden muss. Zusätzlich zu den ökonomischen Problemen kommt noch der «Toggenburger Krieg», der bestenfalls für ein mediales Echo und damit eine Steigerung des Bekanntheitsgrads sorgt. Für den aussenstehenden Betrachter ist dieser Kleinkrieg nicht nachvollziehbar. Ausser Zweifel steht, dass bei einer Kooperation der beiden Bahnen und einem allfälligen Zusammenschluss ein deutliches Kostensenkungspotenzial besteht.

Die Aktien der BWH werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der letztbezahlte Preis der selten gehandelten Titel lag bei 225 CHF, was deutlich unterhalb des ausgewiesenen Buchwerts von 320 CHF pro Aktie liegt. Nicht aussagekräftig ist das hohe KGV auf der Basis des Reingewinns von fast 31 für das Berichtsjahr. Als durchschnittlich angesehen werden kann indessen die Bewertung auf der Basis des Unternehmenswerts im Verhältnis zum EBITDA (Enterprice Value/EBITDA) von 6.4. Hierbei nicht übersehen werden darf allerdings die geringe Finanzkraft der Gesellschaft, die es ihr nur sehr begrenzt erlaubt, Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren. Die Aktionäre erhalten anstelle einer Dividende Aktionärsbons im Umfang von 2% des Nennwerts der Papiere, was 4 CHF pro Aktie im Nennwert von 200 CHF ausmacht. Zudem können die Aktionäre im Anschluss an die GV gratis die Bergbahnen nutzen und erhalten einen Konsumationsgutschein im Umfang von 18 CHF, der am Tag der GV in den Bergrestaurants eingelöst werden kann. Beim Besitz von lediglich einer Aktie lässt sich so zumindest für diejenigen Aktionäre, die an der GV teilnehmen können, eine ansehnliche Rendite von über 10% erzielen. Weitere Vergünstigungen oder Dividenden sind auch zukünftig nicht zu erwarten, weswegen die Papiere ausschliesslich für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und zur Gesellschaft zur Anlage geeignet sind.

Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom Development Holding, auch Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.

Orascom DH: Umsatz steigt, Verlust weiter reduziert

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Der Immobilienentwickler Orascom DH hat im ersten Halbjahr 2019 den Umsatz gesteigert. Trotz einer guten Entwicklung der Hotels und der Immobilien-Sparte in Ägypten blieb die Gruppe des Investors Samih Sawiris aber knapp unter der Gewinnschwelle.

Der Umsatz stieg im ersten Semester um 43% auf 223 Mio. CHF, wie die Gruppe am Dienstag mitteilte. Das adjustierte EBITDA – Landverkäufe, Währungseinflüsse und Wertberichtigungen ausgeklammert – erhöhte sich um 19% auf 41,7 Mio. Unter dem Strich resultierte aber weiterhin ein Reinverlust von 1,6 Mio. nach einem Fehlbetrag von 16,7 Mio. in der Vorjahresperiode.

Alle Segmente mit Wachstum

Alle Segmente hätten derweil zum Wachstum beigetragen, schreibt die Gesellschaft. Im Hotel-Bereich stiegen die Erträge um 14,1% auf 83,6 Mio. CHF.

Bei den Immobilien konnte der Umsatz auf 116,9 Mio. mehr als verdoppelt werden. Dabei haben insbesondere Verkäufe in Ägypten und in Lustica/Montenegro das Wachstum gestützt. Allerdings hätten Marktetingausgaben und Vorauszahlungen im Zusammenhang mit dem neu gestarteten Projekt „O West“ in Kairo die Margen belastet.

Das Segment „Town Management“, das die an den Destinationen erbrachten Dienstleistungen umfasst, trug schliesslich 22,5 Mio. zum Umsatz bei, das sind 42% mehr als im Vorjahr.

Ausblick bestätigt

Weiter bestätigte das Unternehmen die Zielsetzung für das laufende Jahr. So geht Orascom für 2019 weiterhin von einen Umsatz von 400 Mio. CHF und einem bereinigten EBITDA im Bereich von 74 bis 77 Mio. CHF aus. Ausserdem werden Immobilienverkäufe in Höhe von 445 bis 470 Mio. angestrebt.

Die Aktien der Orascom DH sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Die letztbezahlten Kurse lagen bei 14.98 CHF.

an/kw

Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind auch Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom DH, und Khaled Bichara, CEO der Orascom DH, sowie Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.

Hochdorf: Milchverarbeiter befindet sich in „ernst zu nehmender Krise“

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Im freien Fall: der Aktienkurs von Hochdorf. Chart: moneynet.ch
Im freien Fall: der Aktienkurs von Hochdorf. Chart: moneynet.ch

Der Milchverarbeiter Hochdorf hat ein enorm schwieriges Halbjahr hinter sich. Unter dem Strich resultierte ein riesiger Verlust. Und das Unternehmen ist nun auf Geldsuche.

Hochdorf selber schreibt am Dienstag von einer „ernst zu nehmenden Krise“, in der sich das Unternehmen befinde. Der Grund dafür seien hauptsächlich die Probleme der 51%-Tochter Pharmalys, die sich deutlich schlechter als erwartet entwickelt habe. In der Folge hätten wegen einer Neubeurteilung der Geschäftsrisiken bei Pharmalys erhebliche Debitorenrückstellungen gebildet und Wertberichtigungen vorgenommen werden müssen.

Konkret verringerte sich der Umsatz des Gesamtkonzerns im ersten Semester 2019 um knapp 14% auf 242.9 Mio. CHF, was mit dem geringeren Umsatz bei Phamalys und den Debitorenrückstellungen erklärt wird. Die Gewinnzahlen sind auf allen Stufen tiefrot: Konkret weist das Innerschweizer Unternehmen ein EBIT von -52.4 Mio. (VJ +2.9 Mio.) und einen Reinverlust von 63.6 Mio. (VJ -2.2 Mio.) aus.

Der Verlust an sich ist keine Überraschung, nachdem das Unternehmen im Mai ein „deutlich schlechteres Halbjahresergebnis“ und dann im Juli ein „massiv schlechteres Halbjahresergebnis“ in Aussicht gestellt hatte. Analysten hatten allerdings im Vorfeld mit nicht ganz so schlechten Zahlen gerechnet.

Schon im Juli hatte Hochdorf eine komplette Neuausrichtung angekündigt. Wie der Milchverarbeitungskonzern damals mitteilte, will er sich künftig auf das wachstumsstarke Geschäft mit Babynahrung konzentrieren. Für die eigene Vermarktungsorganisation Pharmalys würden „alle strategischen Optionen“ geprüft. Dies wird nun bestätigt. Man arbeite „mit Hochdruck“ daran.

Zusätzlicher Kredit angestrebt

Mit diesen Resultaten erhöhte sich die Nettoverschuldung laut den Angaben um knapp 20 Mio. auf 174.2 Mio. CHF, und die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 38,5 von 48,8%.

Weil sich die massive Verschlechterung der Geschäftsentwicklung und eine Verletzung der Kreditbedingungen per Mitte Jahr abgezeichnet habe, sei die bestehende Finanzierung mit den Banken neu verhandelt worden, heisst es weiter. Der Konsortialkredit in Höhe von 151 Mio. sei bis zum 31. Oktober 2019 verlängert, und die Kreditbedingungen wären zeitweilig ausser Kraft gesetzt worden.

Um den geplanten Umbau der Gruppe voranzutreiben, strebe die Gesellschaft nun aber eine weitere Verlängerung des Konsortialkredites sowie den Abschluss einer zusätzlichen Kreditfazilität in Höhe von 40 Mio. an.

Ausblick wenig konkret

Wenig konkret ist entsprechend der Ausblick. Die Gruppe stehe vor „grossen Herausforderungen“ und die Festlegung einer Endjahresprognose sei daher schwierig. Umsetzungsgrad und -tempo der ergriffenen Massnahmen, insbesondere jene bei Pharmalys, würden einen bedeutenden Einfluss auf den Ertrag, das Betriebs- und das Nettoergebnis haben, heisst es weiter.

Die eingeleiteten Massnahmen zur Neuausrichtung und Restrukturierung würden das Jahresergebnis aber so oder so stark belasten. Die notwendigen Abschreibungen und Rückstellungen seien jedoch bereits im Halbjahresergebnis „bestmöglich abgebildet“. Zudem erhofft sich das Management erste Effekte aus den angelaufenen Sparmassnahmen.

Die Aktien von Hochdorf sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 73.30 CHF für eine Aktie gezahlt. Binnen Jahresfrist hat sich der Aktienkurs mehr als halbiert.

rw/uh

Metall Zug: Rote Zahlen im ersten Semester und Wechsel im Verwaltungsrat

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Die Aktien von Metall Zug haben binnen Jahresfrist rund einen Drittel des Werts verloren. Chart: moneynet.ch
Die Aktien von Metall Zug haben binnen Jahresfrist um rund einen Drittel des Werts verloren. Chart: moneynet.ch

Die Industriegruppe Metall Zug ist im ersten Halbjahr 2019 in die roten Zahlen gerutscht. Probleme mit der IT und eine Bodensanierung belasteten die Rechnung. VR-Präsident Buhofer konzentriert sich derweil auf V-Zug.

Insgesamt hat die Gruppe für die Sanierung von schadstoffbelasteten Böden auf dem Stammareal in Zug knapp 14 Mio. CHF zurückgestellt. Zusätzlich wurde das Betriebsergebnis (EBIT) von Kosten und Ertragsausfällen als Folge der SAP-Einführung bei V-ZUG und schwächeren Märkten, vor allem im Automobilsektor, belastet, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Bereits Anfang Juni wurde deshalb eine Gewinnwarnung ausgesprochen und dabei ein Betriebsergebnis um die Nullgrenze in Aussicht gestellt.

Betriebsergebnis negativ

Gemäss den nun veröffentlichten Zahlen rutschte das EBIT auf -1,6 Mio. CHF in den negativen Bereich ab, nach einem Gewinn von 36,4 Mio. vor einem Jahr. Auf Stufe Reinergebnis ergab sich ein Verlust von 5,9 Mio. CHF, nach einem positiven Wert von 22,6 Mio. Der Rückstand zum Vorjahresergebnis sei im zweiten Semester wohl nicht mehr aufzuholen, heisst es im Ausblick auf das Gesamtjahr.

Der Umsatz, der von der Akquisition der Haag-Streit Gruppe im März 2018 profitierte, stieg um 4,0% auf 576,5 Mio. CHF. Bereinigt um diesen Effekt und den Einfluss der Fremdwährungen ergab sich allerdings ein organisches Wachstum von -1,4%.

Umsatzmässig geschrumpft ist insbesondere die grösste Sparte Haushaltapparate mit der Marke V-Zug, bei der sich ein organisches Minus von 3,8% ergab. Das Betriebsergebnis der Sparte fiel wegen der Sonderkosten im Zusammenhang mit der Einführung von SAP markant zurück.

Zum Portfolio der Gruppe gehören neben Waschmaschinen und Kochherden auch Systemlösungen für Spitäler und die Pharmaindustrie (Belimed) oder Maschinen für die Herstellung von Kabelbäumen zur Verwendung in Autos oder Telekomanlagen (Schleuniger).

Analysten hatten im Vorfeld mit einem leicht positiven Betriebs- und Reinergebnis im Durchschnitt (AWP-Konsens) von 0,7 beziehungsweise 0,4 Mio. CHF gerechnet. Beim Umsatz erwarteten sie einen leichten Anstieg auf 561,3 Mio.

Buhofer gibt VR-Präsidium ab

Die Industriegruppe hatte bereits im vergangenen März einen tief greifenden Umbau angekündigt. So soll die Sparte Haushaltsapparate V-Zug an die Börse gebracht werden. Die Verselbständigung der Sparte Haushaltapparate und die Kotierung von V-Zug an der SIX Swiss Exchange seien derzeit die zentralen Aufgaben von Metall Zug, heisst es in der aktuellen Mitteilung. Diese Abspaltung ist allerdings frühestens im zweiten Quartal 2020 zu erwarten.

In diesem Zusammenhang übernimmt VR-Präsident Heinz Buhofer neu interimistisch die Leitung von V-Zug und übergibt das Präsidium der Holding an Martin Wipfli. Dieser Rollenwechsel sei hinsichtlich der Verselbständigung von V-Zug die richtige Reaktion. Dirk Hoffmann, der bisherige CEO der V-Zug, tritt in die Metall Zug AG über, wo er für dort anstehende strategische Projekte zur Verfügung steht. Die Suche nach einem neuen CEO für V-Zug ist eingeleitet.

Per 1. September 2019 wechselt das Präsidium des Verwaltungsrats der V-Zug AG von Jürg Werner zu Oliver Riemenschneider. Werner bleibt vorerst Mitglied des Verwaltungsrats, gibt aber per Ende März 2020 seine operativen Funktionen bei der Metall Zug AG ab und tritt in den Ruhestand.

Die Namenaktien der Kategorie „B“ der Metall Zug AG sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 2’020 CHF je Aktie gezahlt. Die Namenaktien der Kategorie „A“ werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Preis lag bei 215 CHF.

cf/

Orior: Biotta-Übernahme bringt Umsatzplus und mehr Gewinn im Halbjahr

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Der Nahrungsmittel-Hersteller Orior hat im ersten Semester 2019 etwas mehr umgesetzt und unter dem Strich klar mehr verdient. Für das zweite Halbjahr ist das Unternehmen zuversichtlich – trotz der hohen Fleischpreise.

Der Umsatz in der Berichtsperiode von Januar bis Juni stieg um 2,2% auf 279,6 Mio. CHF. Dieses Plus kam allerdings primär durch die Übernahme von Biotta im Mai 2018 zustande, wie die in den Bereichen Frisch-Convenience und Fleischveredelung tätige Gruppe am Montag mitteilte. Organisch resultierte hingegen ein Umsatzrückgang von 1,8%.

Der organische Rückgang war jedoch vom Unternehmen in Aussicht gestellt worden und war auch gewollt. Wie angekündigt habe man „zugunsten einer gesunden Marge“ auf die Weiterführung eines Convenience-Auftrags in der Höhe von gut 8 Mio. verzichtet, hiess es dazu.

Die Gewinnzahlen zeigten denn auch einen stärkeren Anstieg als der Umsatz. Das Betriebsergebnis (EBITDA) verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 3,7% auf 28,4 Mio. CHF, womit die Marge auf 10,2 von 10,0% anstieg. Der Reingewinn nahm sogar um 7,4% auf 14,0 Mio. zu. Hier hätten sich auch steuerliche Effekte positiv ausgewirkt, so die Mitteilung weiter.

Mit den ausgewiesenen Zahlen wurden die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen. Diese hatten im Schnitt (AWP-Konsen) mit einem Umsatz von 274,6 Mio., einem EBITDA von 27,9 Mio. und einem Reingewinn von 12,9 Mio. CHF gerechnet.

Stabile Marge erwartet

Im Ausblick auf den weiteres Jahresverlauf zeigt sich Orior zuversichtlich. Organisch werde sich der Umsatz allerdings auch im zweiten Halbjahr um 1 bis 2% zurückbilden – wegen des gleichen Effekts wie im ersten Halbjahr (Verzicht auf Convenience-Auftrag).

Dank der breiteren Aufstellung der Gruppe und „konsequentem Fokus auf profitable Margen“ geht das Management jedoch trotzdem von einer operativen Rentabilität „auf gleichbleibendem, gesundem Niveau“ aus. Daran änderten auch die hohen Rohstoffpreise insbesondere für Fleisch und Geflügel nichts, teilte das für die Marken Rapelli, Ticinella und Albert Spiess bekannte Unternehmen weiter mit.

Abgesehen davon sei nach wie vor geplant, im September eine zweite Tranche am Unternehmen Casualfood zu übernehmen – womit dieses Unternehmen dann vollkonsolidiert werde. Orior hatte vor knapp einem Jahr den Kauf des deutschen Anbieters von Sandwiches, Salaten, Müesli und Smoothies angekündigt. Damals wurde der Umsatz des Unternehmens auf 52 Mio. Euro beziffert.

Die Aktien von Orior werden an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Zuletzt wurden 80.70 CHF für eine Aktie gezahlt.

rw/uh

Macro Perspective: Ein aktueller Risikokatalog, bevor der Trump-Slump kommt?

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Anti-China-Proteste in Hong Kong. Bild: Getty Images

„Nichts macht den Menschen argwöhnischer, als wenig zu wissen.“ Francis Bacon, 1561-1626, Philosoph, Staatsmann, Jurist.

Der starke Dollar, abgesackte Bondrenditen und viele weitere Bremsspuren lasten auf der Weltkonjunktur und den Börsen. Zwar wird jeder Schwächeanfall der Aktienindizes mit der üblichen Medizin von den Notenbanken bisher noch überwunden, doch wer sich jetzt noch immer darauf verlässt, dass es Draghi & Co schon wieder richten werden, der wird allein mit seinem Portfolio und verlassen sein.

Seit mehr als 10 Jahren sind die Notenbanken „the only game in town“, wie es der Allianz-Berater und Bond-Guru Mohamed El-Erian formuliert. Was damit implizit gesagt ist: Die Politik, die ja für fiskalische Anreize und die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuständig ist, hat nahezu vollständig versagt in der Erfüllung ihrer Aufgabe. Das Problem ist nur, dass monetäre Anreize zwar vorübergehend sehr effektiv sein können, jedoch mit der Zeit ihre Wirksamkeit verlieren. Mehr als 10 Jahre unkonventioneller Notenbankpolitik zeigen Verschiedenes, darunter auch, dass die Effekte zunehmend verpuffen und, fast zwangsläufig, inzwischen sogar zu einem unverhohlenen Abwertungswettlauf geführt haben, den man nun auch getrost als „Währungskrieg“ bezeichnen kann.

Vom Handelskrieg zum Währungskrieg

Der Abwertungswettlauf ist eine logische Konsequenz aus dem von Trump angezettelten Handelskrieg. So hat sich der chinesische Yuan, der schon immer äusserst sorgfältig gemanagt wird, erstmals seit der Währungskrise 2008 wieder über die Hürde von 7 Yuan zum USD bewegt – eine Massnahme zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit angesichts der auferlegten Zölle. Inzwischen ist jedoch klar, dass der „Zollstreit“ weitreichendere Folgen gezeitigt hat. Über 30 Länder haben seit Jahresbeginn ihre Zinssätze gesenkt, darunter Neuseeland, Indien, Mexiko, Brasilien, Saudi-Arabien, Russland und Thailand. Kein Wunder also, dass die Mini-Zinssenkung in den USA ebenfalls verpufft ist und Trump wieder oder immer noch der Fed im Nacken sitzt und grössere Zinssenkungen verlangt.  “The Fed’s high interest rate level, in comparison to other countries, is keeping the dollar high, making it more difficult for our great manufacturers”, so Trump in einem aktuellen Twitter-Statement.

Quelle: New York Times

180 Grad-Wende der Notenbanken

Laut der Rating-Agentur Fitch waren zum Jahresende 2018 noch 38 der 53 untersuchten Notenbanken dabei, die ultratiefen Zinsen durch Erhöhungen zu normalisieren, nur drei bewegten sich noch innerhalb ihres Zinssenkungszyklus. Das wirft Fragen auf. Wenn die Notenbanken schon bei den ersten Rezessionsanzeichen ihren Kurs um 180 Grad wenden, so lässt sich das zwar in einigen Fällen als Willfährigkeit interpretieren, doch in den meisten Fällen geht es um Wettbewerbsfähigkeit. Daher hat auch die EZB bereits angekündigt, die Märkte wieder mit mehr Liquidität zu versorgen, nachdem erst im Dezember 2018 das Anleihekaufprogramm beendet worden war. Die Inflation ist tief und fallend, das Wachstum schwach. Das zeigt sich besonders ausgeprägt bei den Exportweltmeistern Deutschland und China. Eine Folge der wiederbelebten protektionistischen Politik, die, so das Urteil der Geschichte, noch immer schlecht für Welthandel, Wachstum und Wohlstand war.

Anleiherenditen im freien Fall

Die veränderten Erwartungen der Marktteilnehmer spiegeln sich nirgends deutlicher wider als in den kollabierenden Bondrenditen. Seit November 2018 haben die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen um volle 1,7 Prozentpunkte auf aktuell nur noch 1,56% verloren, und einen beachtlichen Teil davon nach der Fed-Zinssenkung vom 31. Juli. Deutsche 10-jährige Bunds rentieren mit -0,67% auf dem tiefsten Stand ihrer Geschichte. Was aber aus Anlegersicht ominöser als die nackten Renditezahlen ist, ist die erstmals seit 2008 vorübergehend inverse Zinsstruktur zwischen amerikanischen Anleihen mit 2 Jahren und 10 Jahren Laufzeit, ein nahezu untrüglicher Indikator für eine gravierende Rezession. Experten sprechen in diesem Fall von einer Bond Recession.

Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen in 2019. Quelle: investing.com

Aktienkäufer bleiben optimistisch

Das passt nicht zusammen mit den rosigen Prognosen für den Aktienmarkt, die tagtäglich wie ein Mantra wiederholt werden. Manche der Argumente sind durchaus stichhaltig. Die Schwäche in den USA als Leitökonomie und -börse ist bislang auf den Industriebereich und die Investitionen beschränkt, doch zwei Drittel der Nachfrage entfallen auf den Konsumenten. Und dem geht es angesichts der Nahezu-Vollbeschäftigung gut, so die Argumentationslinie. Die wirtschaftliche Schwäche in anderen Regionen würde die USA kaum berühren, da Exporte eine vergleichsweise geringe Rolle spielen.

Finanz-Alchemie

Das ist jedoch kurzsichtig, denn die Kapitalmärkte schaffen eigene Realitäten, die wiederum Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. Ein allgemein unterschätzter oder gar nicht wahrgenommener Faktor der Hausse ist, dass in den USA kreditfinanzierte Aktienrückkaufprogramme in beträchtlicher Höhe einerseits die Kurse treiben, andererseits die Gewinne je Aktie um rund 3% p.a. erhöhen. Die Marktkapitalisierung der US-Aktienbörsen erreicht ca. 30 Billionen USD, die Aktienrückkaufprogramme rund 1 Billion USD p.a. Da Kredite in Europa günstiger sind, finanzieren tatsächlich die Europäer nicht unwesentlich den Wealth-Effect in den USA. Das gilt auch für die SNB mit ihren grossen Käufen und Beständen an US-Aktien.

Brexit-Debakel führt zu Kapitalabfluss

Ein starker Trend wie an den US-Börsen lockt auch Kapital von anderen Börsenplätzen weg. So sind ca. 30 Mrd. USD seit dem Referendum 2016 aus dem britischen Aktienmarkt abgeflossen, davon der grössere Teil erst in der jüngeren Vergangenheit. Das schlägt sich auch auf Entwicklung des GBP nieder. Zunehmend hat sich der US-Aktienmarkt von den wirtschaftlichen Realitäten entfernt. Aufgrund der Liquiditätsschwemme werden auch die allerorts zunehmenden Risiken ausgeblendet.

Hong-Kong-Krise spitzt sich zu

So scheint es nach über zwei Monaten immer intensiverer Proteste in Hong Kong keinen Weg aus der Eskalation zu geben. Während die chinesische Regierung ihren totalitären Anspruch auch in der ehemaligen Kronkolonie durchsetzt, wollen die Bewohner von Hong Kong – ein Land, zwei Systeme – nicht auf ihre demokratischen Freiheiten verzichten. Ein brutales Ende der Aufstände wie 1989 in Peking erscheint unabwendbar. Der Hang-Seng-Index hat seit Beginn der Proteste im Mai um 15% verloren.

Chinas Power Play

China lässt auch weiterhin im südchinesischen Meer die Muskeln spielen. Obwohl die maritimen Gebietsansprüche Chinas vom Internationalen Gerichtshof schon vor drei Jahren verworfen wurden, steigt die Präsenz chinesischer Schiffe. Selbst die Philippinen, die seit längerem auf Schmusekurs mit China sind, haben allein in den letzten Monaten drei Proteste gegen die Verletzung ihrer Hoheitsrechte artikuliert. Das bestätigt die Skepsis der anderen Anrainer wie Vietnam und Malaysia. Es geht auch um die Kontrolle der Seewege, durch die jährlich Waren im Wert wie 3.4 Billionen USD bewegt werden. Es ist ein neuralgischer Punkt für die globalen Lieferketten und damit die Weltwirtschaft.

Konflikt zwischen Indien und Pakistan flammt auf

Zwischen Indien und Pakistan hat sich der schwelende Konflikt erneut zugespitzt. In dem indischen Bundesstaat Kaschmir, dem einzigen mit moslemischer Bevölkerungsmehrheit, wurde der Sonderstatus mit gewissen Selbstverwaltungsrechten durch den indischen Premierminister Modi aufgehoben. Stattdessen wurden die Truppen verstärkt, woraufhin Pakistan den bilateralen Handel einschränkte und Premierminister Khan die Erwartung äusserte, dass sich die Gewalttätigkeiten fortsetzen werden. Beide Länder verfügen über Nuklearwaffen. Pakistan ist ein Verbündeter Chinas, das wiederum mit Indien diverse Grenzstreitigkeiten austrägt.

Zollkrieg USA-Indien

Und obwohl Indien, die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt, ein natürlicher Verbündeter gegen China ist, eskaliert der Zollstreit mit den USA. Im Juni hatten die Inder Zölle auf US-Waren im Wert von 1.4 Billionen USD erhoben, nachdem die Amerikaner Zölle auf Aluminium und Stahl eingeführt hatten. Dies sei, so Trump in einem weiteren Tweet „nicht länger akzeptabel“.

Zölle auf Automobilimporte

Wenngleich die im Mai angekündigten Zölle auf Automobile und Teile – Ziel EU und Japan – von Trump um sechs Monate aufgeschoben wurden, das Damoklesschwert hängt über den beiden wachstumsschwachen Regionen, deren Konjunktur ganz wesentlich von Automobilexporten bestimmt wird. Deutschland ist das extremste Beispiel, wo, je nach Schätzung, jeder sechste oder dritte Arbeitsplatz direkt und indirekt von der Automobilindustrie abhängt.

Zollkrieg USA-EU

Abgesehen von Zöllen auf Automobile ist die EU aber auch Ziel eines von Trump breiter angelegten Handelsstreits. Europa war ja auch von den Zöllen auf Aluminium und Stahl betroffen und belegte im Gegenzug, etwas unbeholfen, US-Stahl mit Zöllen. Jetzt hat Trump die Luftfahrtindustrie als nächstes Ziel gewählt. Airbus soll auch mit Zöllen belegt werden. Eine Gegenmassnahme würde offensichtlich Boeing betreffen – eine Eskalation zwischen den USA und der EU würde wegen der weit höheren wirtschaftlichen Integration der beiden Regionen sehr viel schädlicher für die Weltwirtschaft sein als der USA-China-Konflikt.

Brexit am 31. Oktober

Weiterhin, auch wenn man sich daran gewöhnt hat, steht der Brexit zum 31. Oktober an, dieses Mal, wie es scheint, unumstösslich. Es läuft wohl auf einen „No-Deal Brexit“ hinaus, also die maximal schädliche Exit-Variante, da sich die politischen Kräfte auf nichts einigen können. Mag es vielleicht langfristig für die Engländer gut sein, kurzfristig sind keinerlei wirtschaftliche Vorteile zu erkennen. Zudem will Schottland in der EU bleiben – es könnte zu einem Ausstieg aus dem Vereinigten Königreich kommen.

Europäische Bankenkrise mit neuem Tiefpunkt

In Italien ist die Regierungskoalition gescheitert. Wie es auch konkret weitergehen wird, die Wirtschaft stottert, die Banken wackeln, und die Zeichen stehen auf eine weitere Erhöhung der Verschuldung, die sich bereits bei 132% des BSP bewegt. Italien ist vielleicht der schlimmste Fall, doch Bankaktien in ganz Europa bewegen sich auf Krisenniveau. Zusammen beträgt die Market Cap aller europäischer Banken gerade noch eine halbe Billion USD. Noch vor zwei, drei Jahren war es das Drei- bis Vierfache, obwohl die Krise da bereits lange zugebissen hatte. Zum Vergleich: JP Morgan bringt allein 360 Mrd. USD auf die Börsenwaage. Der Unterschied besteht darin, dass sich die US-Banken rekapitalisiert und Marktanteile zugewonnen haben.

US-Milliardäre fordern höhere Steuern

Was aber die meisten Politiker und Wähler nicht zu verstehen scheinen, ist, dass es nicht Aufgabe der Notenbanken ist, die Wirtschaft zu stimulieren und diese es vor allem deshalb tun, weil die Politiker versagen. Die tun zwar alles, damit es so bleibt, wie es ist, aber nichts dafür, wie es sein sollte. Die Folge ist u.a., dass aufgrund der anhaltenden tiefen Zinsen die Vermögenskonzentration exorbitant voranschreitet. Doch Multimilliardäre konsumieren nicht mehr, wenn noch eine Milliarde dazukommt. Die ganze Argumentation vom „trickle-down effect“ hat sich als nicht stichhaltig erwiesen. Das erkennen selbst die Multimilliardäre, die deshalb zu einem nicht geringen Teil auch höhere Steuern fordern, darunter Abigail Disney, George Soros, die Pritzker Familie.

Notenbankpolitik führt zu wachsender Ungleichheit

Denn die andere Seite der Inaktivität der Politik und der fortgesetzt akkommodierenden Notenbankpolitik ist, dass immer weitere Teile der Bevölkerungen den Eindruck haben müssen, dass sie nicht von Wachstum und Wohlstand profitieren, sondern vielmehr abgehängt werden. Daher gewinnen auch populistische Parteien Zulauf, da sie eine Heimat für die Benachteiligten und Scheinlösungen für die globalen Fehlentwicklungen zu bieten vorgeben. Doch diese Polarisierung und die Kreierung von Sündenböcken bringt gar nichts, wie man ja derzeit sieht. Tatsächlich bietet die Geschichte ja genügend Anschauungsmaterial, wohin Protektionismus, Nationalismus und Populismus führen.

Da Änderungen angesichts der in vielerlei Hinsicht festgefahrenen Positionen und Fronten, ob Brexit, Handels-, Währungs- oder tatsächlicher Krieg wie in der Iranfrage möglich, sich nicht abzeichnen, aber der Druck jeweils zunimmt, sind gravierendere Verwerfungen sozialer, politischer und wirtschaftlicher Art zu erwarten.

Gold als sicherer Hafen

Auch wenn Aktien immer noch wie die beste Anlageform aussehen – es ist sehr unwahrscheinlich, dass all die rezessiven Kräfte die Gewinnentwicklung der Unternehmen nicht gravierend beeinflussen sollten. Durch das Zusammenwirken der diversen Krisenfaktoren könnten die Gewinne schnell und kräftig einbrechen, was die Aktienkurse nach unten ziehen würde. Demgegenüber scheint der beschwingte Preisanstieg beim Gold noch viel Raum nach oben zu haben, auch deshalb, weil die meisten Investoren gar nicht oder kaum bei der ultimativen Währung engagiert sind.

Entwicklung des Goldpreises in USD im vergangenen Jahr. Quelle: finanzen.ch

Für erfolgreiche Investoren ist es selbstverständlich, dass sie die anlagerelevanten Argumente kritisch prüfen, nicht, wer sie verbreitet. Bacon sagt: „Das Argument gleicht dem Schuss einer Armbrust – es ist gleichermassen wirksam, ob ein Riese oder ein Zwerg geschossen hat.“

 

 

 

 

 

 

Verwaltungsräte zeichnen düsteres Bild für Konjunkturentwicklung

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Dunkle Wolken am Konjunkturhimmel.

Die Schweizer Verwaltungsräte werden, was die konjunkturellen Aussichten betrifft, zunehmend negativ. Mehrheitlich rechnen sie zwar noch mit einer gleichbleibenden Wirtschaftslage für die kommenden zwölf Monate. Aber der Anteil der negativen Einschätzungen nimmt zu. Die Aussichten für das eigene Unternehmen werden dagegen positiver eingeschätzt.

Nur 27% der knapp 400 befragten Verwaltungsräte beurteilen die Konjunkturaussichten für die Schweiz positiv. Im Vorjahr seien es noch doppelt so viele gewesen, heisst es in einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Fachverbands swissVR, der Beratungsfirma Deloitte sowie der Hochschule Luzern. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil der Verwaltungsratsmitglieder, die die Konjunkturentwicklung neutral bewerten, auf 67 von 45% gestiegen. Der Anteil der klaren Pessimisten habe auf 6 von 1% zugenommen.

IT-Branche hui – Detailhandel pfui

Mit 76% der Befragten werden die Geschäftsaussichten in der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) am positivsten eingeschätzt. Im Baugewerbe sind es 62%. Beide Branchen haben seit der letzten Umfrage um rund zehn Prozentpunkte gut gemacht. Dagegen beurteilen lediglich 49% der Befragten aus Pharma, Life Sciences, Medtech und Gesundheit sowie in der Finanzdienstleistungsindustrie die Aussichten optimistisch. Im Detailhandel und in der Konsumgüterindustrie sind es noch 48%.

Bei der Einschätzung für die Entwicklung ihrer eigenen Branche sind die Verwaltungsräte erneut skeptischer geworden. Nur noch 36% der Befragten (Vorjahr 46%) erwarteten eine positive Branchenentwicklung. Beim Urteil über das eigene Unternehmen seien sie zwar optimistischer als bei der Gesamtbranche, denn 53% der Befragten schätzten die Geschäftsaussichten positiv ein. Dies ist aber gegenüber dem Vorjahr ein starker Rückgang von sieben Prozentpunkten.

Generell zeichne die konjunkturelle Einschätzung der Verwaltungsräte ein realistisches Bild. Der grosse Optimismus, mit dem die Verwaltungsräte ihr Unternehmen beurteilen, überrasche aber, heisst es. „Man fragt sich, ob hier der Wunsch nicht Vater des Gedanken ist“, wird Michael Grampp, Chefökonom Deloitte Schweiz, in der Studie zitiert. Die Unternehmen müssten die globalen Unsicherheiten wie die andauernden Handelsstreitigkeiten ernst nehmen und auch wieder mit einem stärkeren Franken kalkulieren.

pre/kw

Gurit: Deutlich mehr Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr

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Nach dem Gewinneinbruch im Vorjahr geht es mit dem Spezialkunststoffhersteller Gurit wieder bergauf. Das Ostschweizer Unternehmen hat im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert.

Der Umsatz wuchs um 48% auf 284,7 Mio. CHF, was zu einem guten Teil dem Zukauf der dänischen JSB Group im vergangenen Oktober zu verdanken ist. Ohne die Akquisition wäre Gurit um 14,6% gewachsen. Andererseits hat das Windkraftgeschäft nach der Flaute im Vorjahr wieder an Schwung gewonnen.

Der Betriebsgewinn legte um 11,5 Mio. auf 27,5 Mio. CHF zu. Die entsprechende Marge stieg um 1,5 Prozentpunkte auf 9,7%. Unter dem Strich stieg der Reingewinn um gut 63% auf 18,2 Mio. CHF.

Als Grund nannte Gurit am Donnerstagabend den in diesem Jahr stark wachsenden Windenergiemarkt. Das lasse die Nachfrage nach Materialen für die Produktion von Windturbinenblättern deutlich steigen.

Mit den Zahlen hat der Spezialkunststoffhersteller die Erwartungen der Finanzgemeinde übertroffen. Analysten hatten gemäss AWP-Konsens im Schnitt einen Umsatz von 281,4 Mio. und ein EBIT von 26,1 Mio. CHF prognostiziert. Beim Reingewinn hatten sie mit 17,7 Mio. gerechnet.

Das Autozuliefergeschäft ausgerechnet, das Gurit zum Verkauf gestellt hat, hätten die Ostschweizer gar noch besser abgeschnitten. Der Betriebsgewinn hätte in diesem Fall gar 34,4 Mio. CHF und die Marge 12,5% erreicht. Der Wermutstropfen: Gurit musste für den Bereich eine Wertminderung von 6,7 Mio. vornehmen.

Windkraftgeschäft mit Rückenwind

Im umsatzmässig grössten Geschäftsbereich Composite Materials nahm der Umsatz um 15,3% auf 122,2 Mio. CHF zu. Laut dem Unternehmen läuft die Produktion von Werkstoffen an der Kapazitätsgrenze. Und die Balsaproduktion könne die steigende Nachfrage kaum bewältigen, da Rohstoffe nur begrenzt zur Verfügung stünden.

Der neu geschaffene Bereich Kitting (Bausatz-Lösungen) setzte 75,2 Mio. CHF um. Dabei handelt es das übernommene JSB-Geschäft. Der ebenfalls im Windmarkt angesiedelte Geschäftsbereich Tooling (Bauformen) erzielte mit 67,8 Mio. 12,6% mehr Umsatz.

Das Luft- und Raumfahrtgeschäft steigerte sich derweil um 10% auf 27,5 Mio. Der zum Verkauf stehende Geschäftsbereich Composite Components erfuhr gar einen Umsatzsprung von 56% auf 9,9 Mio. CHF. Die Verkäufe profitierten laut Gurit von neuen Programmen sowie von bestehenden Langzeit-Grossaufträgen.

Für das Gesamtjahr erwartet Gurit mit einem Umsatz von über 525 Mio. CHF und einer Betriebsgewinn-Marge in der oberen Hälfte des Zielkorridors von 8 bis 10%.

Die Aktien von Gurit sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 1040 CHF für eine Aktie gezahlt.

ra

BFW Liegenschaften: Portfolioabrundung wird fortgesetzt

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Die Immobiliengesellschaft BFW Liegenschaften hat im ersten Semester deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Sie hat zudem seit Anfang Jahr zwei Liegenschaften veräussert, weitere zwölf Liegenschaften sind zum Verkauf bestimmt. Die Mittel aus den Verkäufen sollen Entwicklungsprojekten zugeführt werden.
Gemäss vorläufigen Zahlen erwirtschaftete die BFW Liegenschaften ein betriebliches Ergebnis (EBIT) von noch 9,1 Mio. CHF nach 15,8 Mio. im Vorjahr, wie die Gesellschaft am Donnerstag mitteilte. Der Gewinn inklusive Neubewertungserfolg sinkt auf 2,9 Mio. nach 13,4 Mio.
Der Rückgang erklärt sich hauptsächlich aus einem tieferen Erfolg aus Neubewertung von 2,1 Mio. nach noch 7,5 Mio. im Vorjahr. Aus der Vermietung resultierte ein Erfolg von 7,1 Mio. (VJ 7,8 Mio.). Der Verkauf von zwei Renditeliegenschaften in Burgdorf und Weinfelden brachte einen einmaligen Gewinn von 1,3 Mio.
Die Fair Value Bewertung der Zinsswaps und Swaptions führte zudem im ersten Halbjahr 2019 zu einem negativen Effekt vor Steuern von 3,5 Mio., nachdem im Vorjahr noch ein positiver Beitrag von 2,5 Mio. verbucht wurde. Die Abflachung der Zinskurve sowie die gestiegene Volatilität hätten zu der markanten Wertveränderung der Zinsabsicherungsinstrumente geführt.
Mittel aus Verkäufen sollen in Projekte investiert werden
Im Rahmen der „Portfolioabrundung“ hat die BFW im ersten Halbjahr 2019 je eine Liegenschaft in Burgdorf und in Weinfelden veräussert. Weitere zwölf, mehrheitlich kleinere Liegenschaften seien per 30. Juni 2019 noch zum Verkauf bestimmt, heisst es. Die durch die Verkäufe frei werdenden Mittel sollen den Entwicklungsprojekten zugeführt werden: In Planung sind in Steckborn (Augustinergasse) an zentraler Lage eine Arealentwicklung mit Realisierung von rund 20 Wohnungen, in Rorschach (Löwenstrasse) ein Neubauprojekt mit vier Baukörpern und total 86 Wohnungen mit kleinerem Gewerbeanteil sowie in Zürich (Schaffhauserstrasse) ein Projekt zur Aufstockung und Weiterentwicklung einer bestehenden Liegenschaft.
Der vollständige Bericht zum Halbjahr wird am 13. September veröffentlicht.
Die Aktien der bfw liegenschaften sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 43.70 CHF für eine Aktie gezahlt.

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