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Geberit: Zinssenkungen heizen Kursfantasie an

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Brennofen Geberit
Geberit nahm im August im portugiesischen Keramikwerk eiinen neuen Brennofen in Betrieb, der doppelstöckig beladen werden kann, und die Arbeit von drei Tunnelöfen leistet. Dabei wird viel Energie und CO2 eingespart. Bild: geberit.com
Brennofen Geberit
Geberit nahm im August im portugiesischen Keramikwerk eiinen neuen Brennofen in Betrieb, der doppelstöckig beladen werden kann und die Arbeit von drei Tunnelöfen leistet. Dabei wird viel Energie und CO2 eingespart. Bild: geberit.com

Die Baukonjunktur ist zwar europaweit eingebrochen, doch die zuletzt fulminante Kursentwicklung der Immobilienaktien signalisiert schon, dass der neue Zinssenkungszyklus die Perspektiven der Zulieferer verbessert. Die Aktie von Geberit ist zwar nicht gerade günstig bewertet, liegt jedoch gut 30% unter ihrem Hoch und kommt schnell in Fahrt.

Wenn auch selten in den Schlagzeilen, ist der Sanitärspezialist Geberit doch eine der grossen Erfolgsgeschichten an der Schweizer Börse. Im laufenden Jahr wird das 150. Jubiläum gefeiert. Der Börsengang fand 1999 statt. Die ersten Kurse lagen um 36 CHF. Zwischen 2009 und 2021 kletterte die Aktie von 100 CHF auf 770 CHF. Erst bei knapp über 400 CHF endete die Nach-Covid Korrektur. Dem war zwischen Mitte 2020 und Ende 2021 ein ausserordentlicher Wachstumsschub vorausgegangen. Während dieser sechs Quartale lag die Wachstumsrate auf dem höchsten Niveau seit dem IPO 1999. Im Geschäftsjahr 2021 wurde das Dreifache der im langjährigen Mittel erzielten Wachstumsrate erzielt. Das Tief der Aktie wurde erst im Oktober 2023 verzeichnet, also vor einem Jahr. Zwischenzeitlich hat sich die Aktie wieder auf über 550 CHF vorgearbeitet.

Aktienkurs Geberit
Zinssenkungen könnten der Baubranche einen Schub geben, von dem auch die Geberit-Aktie profitieren wird. Chart: six-group.com

Resilienz im Abschwung

Trotz der schwachen Baukonjunktur in weiten Teilen Europas während der vergangenen zwei Jahre ist aber das Geschäft bei Geberit nicht eingebrochen. Dabei waren die makro-ökonomischen Belastungen extrem. Ins Gewicht fallen die Verwerfungen der Lieferketten, Inflation, der Krieg in der Ukraine, ein höheres Zinsniveau und ein starker Franken. Dennoch konnte das Umsatzniveau gehalten werden, und die Profitabilität blieb hoch. Im ersten Halbjahr 2024 betrug die EBITDA-Marge starke 31,6% und die Nettogewinnmarge 21,4%!

Vielsagender Semesterbericht

Die Halbjahreszahlen verdienen einen genaueren Blick. Der Umsatz ist um 1,4% auf 1.64 Mrd. CHF gefallen, jedoch in Lokalwährungen um 1,7% angestiegen. Der Währungseffekt beläuft sich auf negative 52 Mio. CHF. Das EBITDA ging zwar um 1,6% auf 518 Mio. CHF zurück, die Marge blieb jedoch mit 31,6% nahezu unverändert. Sie bewegt sich somit unverändert oberhalb des Zielbandes von 28% bis 30%. Der Nettogewinn ging um 5% auf 350.2 Mio. CHF zurück, allerdings fielen die Steuerzahlungen mit 83.6 Mio. CHF um 13 Mio. CHF höher als in der Vorjahresperiode aus. Nicht zuletzt zeigen die Quartalszahlen, dass das zweite Quartal mit einem Umsatzwachstum von 4,1% gegenüber der Vorjahresperiode wieder deutlich positiv ausfiel.

Faktoren der Geschäftsentwicklung

Bei Geberit entfallen 60% des Geschäftsvolumens auf den Renovierungsmarkt. Dieses Segment ist weitgehend konjunkturunabhängig und sorgt somit für relativ stabile wiederkehrende Erlöse. Und das Neubaugeschäft, also die verbleibenden 40%, läuft zwar im wichtigen Markt Deutschland verhalten und in West- und Nordeuropa schlecht, aber in Osteuropa, den USA, der asiatisch-pazifischen Region und in Afrika sowie dem Mittleren Osten gut. Während die fortgesetzte Frankenstärke schwer auf den Ergebnissen lastet, sorgten die rückläufigen Preise für Energie und Materialien für einen deutlich abgesenkten Warenaufwand. Mit 439.4 Mio. CHF lag er 7,3% unter dem Wert im ersten Semester 2023. Der Personalaufwand stieg dagegen um 3,1% auf 401.9 Mio. CHF. Hier schlägt sich die Lohninflation nieder.

Aktienrückkaufprogramme          

Der Gewinn je Aktie fiel im ersten Halbjahr nur um 3,3% auf 10.57 CHF, was auf die durch Aktienrückkäufe verminderte Zahl der ausstehenden Aktien zurückzuführen ist. Das Aktienrückkaufprogramm, das 2022 initiiert worden war, ist 2024 abgeschlossen worden. Insgesamt wurden 600 Mio. CHF aufgewendet, wodurch die Anzahl der Aktien um 3,6% reduziert wurde. Daraufhin wurde ein neues Aktienrückkaufprogramm an der GV im Mai 2024 beschlossen, das mit Beginn des dritten Quartals 2024 angelaufen ist. Demnach sollen über den Zeitraum von zwei Jahren weitere 300 Mio. CHF für Aktienrückkäufe aufgewendet werden.

Dividendenhistorie

Somit fliesst Kapital nicht nur durch die stetig steigenden Dividenden an die Aktionäre zurück, sondern auch durch die Aktienrückkäufe. Die Dividendenhistorie von Geberit ist beeindruckend. Waren es 2008 noch 5.20 CHF je Aktie, so lag die im laufenden Jahr ausgeschüttete Dividende nach kontinuierlichen Anhebungen bei 12.70 CHF. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt somit 2,3%.

Innovationsführerschaft

Im Gegensatz zu vergleichbaren Unternehmen ist Geberit seit langem schon der Innovationsführer in der Sanitärindustrie. Das 1874 gegründete Unternehmen revolutionierte das Sanitärwesen bereits 1900 durch die Innovation des aus Holz gefertigten Spülkastens für Toiletten, der ab 1905 in Serie gefertigt wurde. In der Folge konnten die Toiletten beim Hausbau integriert werden. Anfänglich als Keramiklösung konzipiert, wurde die Innovation des Kunststoff-Spülkastens seit 1952 zum eigentlichen Treiber der Expansion, zunächst in Westeuropa, nach dem Fall der Berliner Mauer auch in Osteuropa. Es folgten die USA, Nordeuropa und der ferne Osten. Mittlerweile ist Geberit mit 26 Produktionsstätten weltweit präsent. Produziert wird in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Slovenien, Italien, Indien, China und den USA. Die Produkte sind in über 100 Ländern eingeführt. Die Anzahl der Mitarbeitenden beträgt rund 11’000.

Markenstrategie

Innovationskraft, Fokussierung auf Sanitärwesen und -technologie, selektive geografische Expansion sowie kontinuierliche Optimierung der Geschäftsprozesse bilden den Kern der Unternehmensstrategie. Das zahlt sich in der führenden Marktstellung und der hohen Profitabilität aus. Zur Marktstellung gehört auch eine klare Markenstrategie. Geberit wurde als Markenname bereits 1953 eingetragen. Doch die zahlreichen Akquisitionen wurden meist unter ihren eingeführten Markennamen weitergeführt. Seit 2019 wurde die Markenstrategie jedoch vereinheitlicht, um als Geberit weltweit die entsprechende Wahrnehmung zu erlangen. Die Marken Keramag in Deutschland, Allia in Frankreich, Pozzi-Ginori in Italien und Kolo in Polen wurden allesamt auf Geberit umgestellt.

Nachhaltigkeit

Dachentwässerung Geberit
Auf dem Dach des Kulturzentrums De Doelen in Rotterdam kommt Pluvia, das Dachentwässerungssystem von Geberit, zum Einsatz. Bild: geberit.com

Zu den Innovationen der jüngeren Vergangenheit zählen der Unterputzspülkasten Alpha, die Infrarotfernbetätigung, das Rohrleitungssystem für die Trinkwasser- und Heizungsversorgung FlowFit sowie das Entwässerungssystem Super Tube für Hochhäuser. Die innovativen und hochtechnologischen neuen Produkte kommen auch in Ländern wie Indien, den USA oder im Mittleren Osten gut an. Dazu trägt wesentlich bei, dass Geberit nicht nur von Nachhaltigkeit spricht, sondern auch nachaltig wirtschaftet sowie entsprechende Produkte entwickelt. Im Fokus steht der sparsame Umgang mit der wertvollen und zunehmend knappen Ressource Wasser. Nachhaltigkeit ist bei Geberit schon seit 1990 integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Die Emissionen von Treibhausgasen werden jährlich um 5% reduziert.

Investitionen

Wie Profitabilität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen, zeigt der im August 2024 in Betrieb genommene neue Brennofen in Portugal. Der neue Tunnelofen kann zweistöckig beladen werden und ersetzt drei ältere Brennöfen. Die jährliche Produktionskapazität steigt von 900’000 Sanitärkeramiken auf 1,3 Mio. Stück. Dabei wird der Energieverbrauch um 40% gesenkt. So werden jährlich 3500 Tonnen CO2 eingespart. Zudem wird die heisse Abluft für Trockner und Lüftungsanlagen genutzt, was zusätzlich hilft, Energie einzusparen.

Problemlösungen

Die Innovationen beschränken sich längst nicht mehr nur auf Sanitärinstallationen und Badezimmer, sondern liefern auch Lösungen für grosse Probleme unserer Zeit, wie das Wassermanagement. Das Dachentwässerungssystem Pluvia vermindert Überschwemmungen, da das Regenwasser aufgefangen wird, Grünflächen bewässert und zur Gebäudekühlung beiträgt. Solche Lösungen erfahren durch die zunehmend starken Regenfälle, die mangels Abflüssen zu städtischen Flutkatastrophen beitragen, sowie die Überhitzung in den Städten rege Nachfrage.

Ausblick

Die Unternehmensleitung ist zuversichtlich, aus der gegenwärtigen Konjunkturschwäche gestärkt hervorzugehen. Die Neubaugenehmigungen in Europa sind 2023 um 15% zurückgegangen und im ersten Quartal 2024 um weitere 5% gefallen. Von der begonnenen Zinssenkungsrunde seien jedoch neue Impulse für den Wohnungsbau zu erwarten. Für 2024 wird ein etwa gleichbleibender Umsatz in Lokalwährungen erwartet. Im globalen Renovationsgeschäft wird mit einem robusteren Verlauf gerechnet. Generell wird ein struktureller Trend zu höherwertigen Sanitärstandards ausgemacht. Die EBITDA-Marge wird bei 29% erwartet, da das zweite Semester traditionell schwächer als das erste ausfalle.

Fazit

Innovations- und Marktführerschaft gepaart mit dem Fokus auf Profitabilität und eine Strategie der kontinuierlichen Verbesserung der Geschäftsprozesse bilden ein Rezept, das bei den Aktionären von Geberit weiterhin für Zufriedenheit sorgen sollte. Nur sehr wenige börsenkotierte Unternehmen vermögen langfristig Nettogewinnmargen von 20% zu realisieren. Dafür braucht es eine gut exekutierte und fokussierte Strategie, Disziplin bei der Umsetzung und Burggräben, die für Wettbewerber kaum zu überwinden sind. Die Aktie erscheint auf aktuellem Kursniveau vielversprechend, vor allem scheinen die Risiken im Vergleich zu anderen Aktien eher gering.

Zermatt Bergbahnen: CEO Markus Hasler verabschiedet sich mit Rekordzahlen

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Die letzte GV nach 13 Jahren: CEO Markus Hasler wird von VRP Franz Julen verabschiedet. Bild: zvg
Die letzte GV nach 13 Jahren: CEO Markus Hasler wird von VRP Franz Julen verabschiedet. Bild: zvg

Seit 13 Jahren ist Markus Hasler CEO der Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG). Zum 1. Januar 2025 wird er in Pension gehen und die Funktion an Martin Hug übergeben. In seinem letzten vollen Geschäftsjahr 2023/24, das am 31. Mai endete, lieferte er neue Rekordwerte: Der Nettobetriebsertrag stieg auf 94.4 Mio. CHF (+7,2%), der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um 4,3% auf 50.8 Mio. CHF. Während seiner Amtszeit ist der Umsatz um fast 50% gestiegen, und das EBITDA hat sich fast verdoppelt.

36 Mio. CHF Dividenden seit der Fusion ausgeschüttet

Grund genug für Verwaltungsratspräsident Franz Julen, Hasler im Rahmen der Generalversammlung für seine hervorragende Arbeit zu danken. Mit Blick auf die 317 anwesenden Aktionäre, die in diesem Jahr wieder einer Dividende von 5 CHF zugestimmt haben, wies er auch auf die Dividendensumme hin, welche die Zermatt Bergbahnen AG seit der Fusion im Jahr 2002 ausgeschüttet hat: 36 Mio. CHF haben die Aktionäre in diesem Zeitraum erhalten. Julen strich jedoch nicht nur die wirtschaftlichen Erfolge von Markus Hasler heraus, sondern lobte auch seine Führungsqualitäten. Er hob auch die Geduld hervor, die Hasler gerade bei schwierigen Projekten immer wieder bewiesen hatte.

Matterhorn Alpine Crossing und Ski Weltcup Zermatt

Matterhorn Alpine X
Mit der neuen 3S Seilbahn gelangt man von Zermatt nach Italien. Bild: zvg

Diese Geduld war gerade in den vergangenen Jahren wichtig. Denn die Zermatt Bergbahnen haben nicht nur kräftig in das neue Projekt Matterhorn Alpine Crossing, eine Alpenüberquerung mit der Seilbahn nach Italien, investiert, sondern sich auch für Ski-Weltcuprennen Zermatt-Cervinia eingesetzt. Bekanntlich konnte der Weltcup aus unterschiedlichen Gründen, vor allem witterungsbedingt, nicht durchgeführt werden. Auch das Alpine Crossing geriet wegen technischer Herausforderungen in die Schlagzeilen. Franz Julen machte jedoch im Zusammenhang mit dem Vorzeigeprojekt klar, dass es sich um ein völlig neues Produkt handle und es dabei zu erwarten gewesen sei, dass Fehler auftreten würden. «Mittlerweile liegen wir aber nur knapp hinter dem Businessplan», so Julen. Markus Hasler zeigte später auf, dass in diesem Jahr bereits fast 20’000 Personen, ohne Skifahrer, das Alpine Crossing genutzt hätten. Ein internationaler Reiseverkehr werde jedoch erst ab 2025 möglich. «In 15 bis 20 Jahren werden wir froh sein, dass wir dieses Projekt realisiert haben», so VR-Präsident Julen. Auch in Bezug auf den Ski Weltcup zeigte sich Julen zuversichtlich: «Der Weltcup wird kommen, wenn Zermatt es will», so Julen. In der Diskussion ist derzeit eine Wiederauflage der Rennen am Gornergrat.

IKON-Pass statt Zusammenarbeit mit Vail Resorts

Auch vom Markteintritt des US-Skiresortbetreibers Vail Resorts lässt sich Julen nicht verunsichern. Panik und Aktionismus seien nicht angebracht. Auch habe der Verwaltungsrat entschieden, selbst nicht für andere Bahngesellschaften zu bieten. «Wir investieren unser Geld lieber hier, in Zermatt», so Julen. Eine Hintertür liess er sich dennoch offen. Falls sich in Cervinia einmal eine Gelegenheit ergebe, werde man dies prüfen. Die US-Gäste holen die Zermatt Bergbahnen über die Kooperation mit dem IKON-Pass ab, der von der Alterra Mountain Company ausgegeben wird. «Aus der Kooperation mit dem amerikanischen IKON-Pass resultierte eine beachtliche Anzahl von Gästezutritten in Zermatt», berichtete CEO Markus Hasler. Die Anzahl Gäste aus New York und Los Angeles wuchs dank der Kooperation im zweistelligen Prozentbereich. Aufgrund der guten Resonanz konnte der bestehende Zusammenarbeitsvertrag mit Alterra mittelfristig verlängert werden, so Hasler.

Rekordgästezahlen im Sommer und im Winter

Obwohl sich die wirtschaftliche Situation im vergangenen Jahr schwierig gestaltete und die geopolitischen Krisen das Umfeld prägten, war die Nachfrage von Gästen aus dem asiatischen Raum und aus Nordamerika hoch und bescherte der ZBAG neue Rekordergebnisse im Ausflugsgeschäft, sodass der Verkehrsertrag im Sommer um 22,2% gegenüber dem Vorjahr auf 24.6 Mio. CHF anstieg. Die schlechten Witterungsbedingungen ab Mitte März 2024 bis zum Ende der Wintersaison Anfang Mai beeinflussten die Zahl der Ersteintritte sowie die Erträge im Bereich Wintersport. Dass trotzdem im Wintersport ein Ergebnis und finanzielle Kennzahlen auf Rekordhöhe erzielt werden konnten, lag laut der Gesellschaft am dynamischen Pricing sowie der Akzeptanz des IKON-Pass.

Aufgrund der guten Entwicklung stieg der Personenverkehrsertrag um 7,7% auf 88.3 Mio. CHF, wovon 63.7 Mio. CHF oder 72% im Winter und 24.6 Mio. CHF im Sommer erwirtschaftet wurden. Im Gegensatz zu anderen Bergbahnen ist die ZBAG mit Ausnahme des Restaurants Matterhorn Glacier Paradise und der Shops ein reines Transportunternehmen und betreibt keine Nebengeschäfte. Der Nettobetriebsertrag kletterte im Geschäftsjahr 2023/2024 insgesamt auf 94.4 Mio. CHF.

Betriebsaufwand steigt deutlich an

Allerdings hat das starke Wachstum auch einen höheren Betriebsaufwand nach sich gezogen: Der Personalaufwand kletterte um fast 9% auf 26.2 Mio. CHF, der Sachaufwand fiel mit 17.4 Mio. CHF um fast 14% höher als im Vorjahr aus. Unter dem Strich verblieb ein EBITDA in Höhe von 50.8 Mio. CHF, was einer Marge von 53,8% entspricht. Der Cashflow erreichte 47.4 Mio. CHF und erlaubte wiederum Investitionen in Höhe von 48.7 Mio. CHF. Diese flossen u.a. in den Ersatz der Pendelbahn Zermatt – Furi, die Umgestaltung des Gästebereichs Talstation Matterhorn-Express sowie in die Erstellung eines neuen Verwaltungsgebäudes.

Nach Abschreibungen in Höhe von 44.6 Mio. CHF und einem Finanz- und Steueraufwand von 3.4 Mio. CHF verblieb ein Unternehmensgewinn in Höhe von 3.1 Mio. CHF. An der Generalversammlung, an der Paul-Marc Julen neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde, beschlossen die Aktionäre die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 5 CHF je Aktie. Ausserdem stellte sich an der GV auch der neue CEO Martin Hug vor, der am 1. Januar 2025 das Amt von Hasler übernehmen wird. Derzeit ist Hug noch für sein eigenes Beratungsunternehmen sowie als Gemeindepräsident der Gemeinde Flims tätig.

Fazit

Die Zermatt Bergbahnen AG hat ein weiteres Rekordjahr hingelegt. Wie bei den meisten touristischen Betrieben konnte sie vom ungebrochenen Reiseboom nach dem Ende der Pandemie profitieren. Selbst die Rückschläge beim Projekt Matterhorn Alpine Crossing und das vorläufige Ende der Ski-Weltcup-Pläne konnten die Lage nicht trüben.

Aktienkurs Zermatt Bergbahnen
Obwohl die Zermatt Bergbahnen AG für 2023/24 Rekordzahlen ablieferte, ist der Aktienkurs seit Jahresbeginn rückläufig. Chart: otc-x.ch

Der Aktienkurs der Namenaktien der Zermatt Bergbahnen AG hat seit Jahresbeginn rund 10% verloren. Zuletzt wurden auf OTC-X 465 CHF für eine Namenaktie bezahlt. Gemessen an den klassischen Kennzahlen wie KGV und Dividendenrendite wirken die Titel wenig attraktiv, denn das KGV ist mit 85 sehr hoch und die Dividendenrendite mit 0,9% unterdurchschnittlich. Allerdings schreibt die ZBAG ihre Anlagen sehr aggressiv ab, was sich in der Anlagenrechnung zeigt. Der Anschaffungswert der Sachanlagen lag bei rund 900 Mio. CHF, der Buchwert per Ende Mai 2024 lediglich bei 230 Mio. CHF. So gesehen dürfte der ausgewiesene Buchwert in Höhe von 192 CHF je Aktie deutlich unter dem wirklichen Substanzwert liegen. Eine Übernahme durch Vail Resorts oder andere, bei der die stillen Reserven gehoben würden, kann ausgeschlossen werden, da die Aktienmehrheit in der Region liegt und zwischen der ZBAG, der Gemeinde und dem regionalen Gewerbe ein enges Zusammenspiel besteht. Hauptaktionäre sind die Burgergemeinde Zermatt, die BVZ Holding AG und die Einwohnergemeinde Zermatt. Ausserdem hat die Bahnengruppe mit dem IKON-Pass nun auch eine Lösung gefunden, wie sie am wachsenden Interesse nordamerikanischer Gäste profitieren kann. Die Aktie bleibt also eher ein Titel für Anleger mit einem Bezug zur Region, die auch an der Generalversammlung, die bisher immer auf dem Trockenen Steg stattgefunden hat, teilnehmen möchten.

Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt. Egon Gsponer, der neue CEO der BVZ-Gruppe, und Alice Kalbermatter, CFO, werden am Investoren-Meeting teilnehmen.

Reishauer Beteiligungen: Maschinenbauer-Aktie im Sog der europäischen Automobilindustrie

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Reishauer Aktienkurs
Binnen Jahresfrist hat sich der Kurs der Reishauer-Aktie halbiert. Chart: otc-x.ch
Reishauer Aktienkurs
Binnen Jahresfrist hat sich der Kurs der Reishauer-Aktie halbiert. Chart: otc-x.ch

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die europäische und insbesondere die deutsche Automobilindustrie nicht in den Schlagzeilen steht. Erst kürzlich hatte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck zu einem Autogipfel geladen, um die Schwierigkeiten in der Branche und Lösungsansätze zu besprechen. Auch die Schweizer Reishauer Gruppe, zu der die deutsche Tochter Felsomat gehört, spürt das schwierige Umfeld. Für 2024 sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt. Im Jahr 2025 dürfte es schwieriger werden, bevor 2026 und 2027 ein Aufschwung erwartet wird. Dies berichtet Verwaltungsratspräsident Alex Waser auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Der Aktienkurs von Reishauer hat den drohenden Abschwung bereits vorweggenommen und sich seit Jahresbeginn halbiert.

Zurückhaltung in der Elektromobilität

Waser ist gerade von der AMB, einer internationalen Messe für Metallbearbeitung in Stuttgart, zurückgekehrt. Die Transformation vom Verbrenner hin zu batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV) sei in vollem Gang, so Waser. Das Interesse an den neuen Maschinen und Applikationen der Reishauer-Gruppe sei gross. Doch insgesamt spüre auch Reishauer die Zurückhaltung der europäischen OEMs. Mittlerweile erzielt die Reishauer Gruppe zwei Drittel der Umsätze mit Maschinen und Anlagen im Bereich der Elektromobilität. In Fernost läuft das Geschäft nach wie vor gut. Mehr als 50% der Aufträge entfallen auf diesen Markt, 10% auf Indien, 25% auf Europa und der Rest auf den amerikanischen Kontinent.

Reishauer an der AMB
Die Reishauer-Gruppe war an der Fachmesse AMB mit einigen Neuigkeiten vertreten. Bild: zvg

Doch der negative Trend der Automobilindustrie geht an Reishauer und Felsomat nicht vorbei. «Viele Projekte wurden gestoppt, verschoben oder reduziert», so Waser. Nach dem ersten Nachfrageboom, vor allem nach Fahrzeugen im Premium-Segment, sei dieser Markt vorerst gesättigt. Es fehlten bezahlbare elektrisch betriebene Fahrzeuge im niedrigen und im Einsteiger-Segment. Neben den politischen Unsicherheiten nennt Waser auch die derzeit noch nicht ebenbürtige Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge als Gründe für die Zurückhaltung bei den Endkunden. Positiv bewertet er hingegen, dass es immer mehr Anwendungen für elektrische Antriebe gibt. «LKW, Busse, Baumaschinen und auch Landmaschinen wie Traktoren gibt es jetzt als BEV», so Waser.

«Elektromobilität wird sich durchsetzen»

Alex Waser, der zuvor als CEO beim Spezialisten für Laserschneiden, Bystronic, tätig gewesen ist, zeigt sich mittel- bis langfristig überzeugt davon, dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird. Dies, obwohl es derzeit danach aussehe, dass es eine vorübergehende Tendenz zurück zu Hybridantrieben und reinen Verbrennern gebe, so Waser. Für die Reishauer-Gruppe stellt dies wiederum eine Chance dar, denn das Kerngeschäft des über 200 Jahre alten Maschinenbau-Unternehmens sind Schleifmaschinen für Zahnräder, die in Fahrzeugen mit mehrstufigen Getrieben eingesetzt werden. «Wir sind in beiden Welten gut aufgestellt», sagt der Verwaltungsratspräsident.

Durststrecke für 2025 erwartet

Im laufenden Jahr rechnet die Reishauer-Gruppe mit «einem vernünftigen Jahr», wobei Projektverzögerungen bei Felsomat eine Herausforderung darstellen. Für 2025 falle die Nachfrage jedoch bereits jetzt geringer aus, sodass interne Sparmassnahmen eingeleitet wurden. Dies kann bis hin zur Kurzarbeit gehen. «Wir wollen uns 2025 aber auch bereit für den Aufschwung machen», so Waser. Diesen erwartet das Unternehmen für 2026, spätestens 2027. Die Investitionen in neue Technologie-Projekte und auch in die mittelfristig geplante Bauetappe in Wallisellen sieht Waser nicht als gefährdet an und verweist auf die solide Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 50%. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte die Reishauer-Gruppe noch einen Umsatz von 513.3 Mio. CHF und wies einen Gewinn von 15.8 Mio. CHF aus.

Fazit

Die Tochtergesellschaften der Reishauer Beteiligungen AG leiden unter der schwachen Automobilkonjunktur. Der Kursverlauf der Aktie gleicht dabei dem vieler anderer Automobilzulieferer. Positiv ist zumindest in der aktuell herausfordernden Lage, dass weder die Reishauer AG noch die Felsomat GmbH & Co. KG von einem oder nur wenigen Kunden abhängig sind. Hinzu kommt die breite geografische Diversifikation. Auch die Bilanz ist solide, das Eigenkapital je Aktie lag per Ende 2023 noch bei 36’000 CHF. Allerdings muss es Reishauer auch gelingen, die nächsten zwei schwachen Jahre ohne Verluste zu überstehen, damit sich das Eigenkapital nicht verflüchtigt. Ebenso ist es wichtig, dass die Bilanzstruktur gut gemanagt wird, denn die Bilanz wurde im vergangenen Jahr wegen vieler in Arbeit befindlicher Projekte aufgebläht. Auch die Aufnahme von Darlehen wäre, wenn man die Reishauer-Historie betrachtet, ein Traditionsbruch.

Nach dem jüngsten Kurszerfall sind die auf OTC-X gehandelten Aktien allerdings mit zuletzt 20’100 CHF nicht mehr zu teuer. Gelingt es, die Durstrecke im kommenden Jahr ohne grosse Blessuren zu überstehen, dürfte sich ein Investment in die Aktie für mittelfristig handelnde Anleger auszahlen. Schaut man die Dividendenhistorie an, so wurden in den vergangenen zehn Jahren selbst in schwierigen Zeiten wie 2020 und 2022 Ausschüttungen getätigt. Es kann daher zwar nicht als sicher, aber als sehr wahrscheinlich angenommen werden, dass auch für 2024 und 2025 Ausschüttungen erfolgen werden.

Dividendenstrategie Spezial: Nestlé raus, CFT rein

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Nicht erlaubte Methoden bei der Aufarbeitung und Abfüllung von Trinkwasser bei Nestlé Waters führten 2024 zum Skandal. Bild: PD

Jede langfristig erfolgreiche Dividendenstrategie basiert auf der Auswahl exzellent geführter Unternehmen. Ein wesentlicher Faktor für deren Erfolgskurs ist das Management. Ein abrupter Austausch eines CEO, wie jetzt bei Nestlé, kann zwar notwendig sein, ist aber nicht unbedingt ein gutes Signal. Die Reaktion der Börse auf den Wechsel an der Spitze spricht Bände. Zeit, sich von Nestlé zu trennen.

Der weltgrösste Nahrungsmittelproduzent war vor der Ära Schneider als traditionsbewusst bekannt. Kritiker fanden jedoch schärfere Worte und bezeichneten Nestlé als sklerotisch. Das sollte sich ab Anfang 2017 mit der Berufung von Ulf Mark Schneider zum CEO ändern. Schneider war kein Eigengewächs, sondern extern, was einen Bruch der Tradition bedeutete. Er sollte frische Dynamik bringen und den weitverzweigten Konzern in eine neue Ära des Wachstums steuern. Es war eine wahre Herkulesaufgabe, die Schneider jedoch sehr gut erfüllte. Das Votum der Börse war eindeutig. Der Aktienkurs konnte sich innerhalb von fünf Jahren auf 130 CHF fast verdoppeln.

Gesundheitsprodukte statt Wurst und Eiscrème

Trotz innerer Widerstände konnte Schneider das Portfolio der Produkte verjüngen, sich von wachstums- und margenschwachen Bereichen trennen und neue Akzente setzen. Gesundheitsprodukte ersetzten Wurst, Süsswaren und Eiscrème. Das umstrittene Wassergeschäft wurde bis auf die Premium-Marken veräussert. Umgekehrt wurden zahlreiche Akquisitionen zur Stärkung in rasch wachsenden Bereichen des Kerngeschäfts getätigt, u.a. im Lebensmittelsegment und bei Haustiernahrung. Die Produktpalette wurde im Hinblick auf veränderte Konsumgewohnheiten ausgebaut, beispielsweise durch «Functional Food» und vegane Alternativen. Der global marktführende Konzern mit 93 Mrd. CHF Umsatz in 2023 hat immer noch über 2000 Marken im Portfolio. Besonders ins Gewicht fallen die 31 Marken, die jeweils über 1 Mrd. CHF Jahresumsatz generieren. Schneider hat auch einen Teil der Beteiligung an L’Oréal verkauft. Der Wert der verbliebenen 20% Beteiligung liegt bei 38 Mrd. CHF, was 18% der aktuellen Market Cap von Nestlé in Höhe von 210 Mrd. CHF entspricht.

Back to «Business as usual»?

Das eigentlich Kritische des plötzlichen CEO-Austauschs ist, dass der Nachfolger Laurent Freixe ein altgedienter Nestlé-Manager ist, der bereits vor acht Jahren ein Kandidat für den CEO-Posten war und nun den Konzern wieder auf traditionelle Weise führen soll. Obwohl es in der Schneider-Ära auch Skandale gab, zuletzt durch nicht erlaubte Methoden bei der Aufarbeitung und Abfüllung von Trinkwasser in der Schweiz und Frankreich, war es in der Schneider-Periode doch recht gut gelungen, Nestlé aus den Schlagzeilen zu halten – ganz im Gegensatz zu der Zeit davor.

Ob bleivergiftete Babynahrung, Zerstörung der Regenwälder, Kinderarbeit, Tierversuche oder die Verschmutzung der Ozeane, Nestlé hatte nichts ausgelassen und damit stets für ein schlechtes Image, negative Schlagzeilen und etliche Negativpreisverleihungen gesorgt. Bis heute ist Nestlé neben Coca-Cola der grösste Ozeanverschmutzer durch Plastikflaschen. Nestlé wieder auf eine traditionelle Spur zu bringen, ist gleichbedeutend mit der Wiederaufnahme respektive Fortsetzung fragwürdiger Geschäftspraktiken – so jedenfalls lässt sich der Kurssturz an der Börse seit Bekanntmachung des CEO-Austauschs interpretieren.

Streichung auf der Liste der «Dividendenstrategie»

Durch die scharfe Korrektur ist die Aktie jetzt unter den Kurs von November 2018 gefallen, zu dem Nestlé auf die Liste der ausgesuchten Titel der Dividendenstrategie von schweizeraktien.net gesetzt worden war. Zwar wird die Dividende von zuletzt 3 CHF je Aktie noch gut verdient, doch das Steigerungspotenzial ist nach den minimalen Erhöhungen der letzten Jahre eher als beschränkt einzuschätzen. Die seit Aufnahme auf die Liste gezahlten Dividenden seit 2019 summieren sich auf 14.20 CHF je Aktie, womit der Total Shareholder Return immer noch positiv ausfällt – bei noch tieferen Kursen jedoch nicht mehr. Daher wird die Aktie von der Liste der «Dividendenstrategie» von schweizeraktien.net gestrichen, zumal die Prognose nicht positiv ausfällt. Es ist erst die zweite Aktie, die gestrichen wird nach Landis+Gyr. Diese hatte zwar 2019 einen guten Lauf, stürzte dann jedoch ab und steht auch heute noch tiefer als beim IPO 2017. Die zuletzt gezahlte Dividende von 2.25 CHF je Aktie liegt ebenfalls unter dem Niveau der ersten beiden Jahre an der Börse.

Dividendenperle CFT

Die Compagnie Financière Tradition ist ein global aktiver Finanzbroker mit Sitz in Lausanne. Genauer gesagt handelt es sich um einen der weltweit führenden Interdealer-Broker. Geschäftsgegenstand ist die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage bei Derivaten, Optionen, Rohstoffen und Finanzinstrumenten aller Art zwischen professionellen Marktteilnehmern. Die Spezialisierung besteht darin, dass die oft exotischen Finanzkonstrukte nicht über die Börsen gehandelt werden, sondern im OTC-Markt oder direkt zwischen den Parteien. Das über die Jahrzehnte aufgebaute Netzwerk ermöglicht solche nicht alltäglichen Deals, die auch auskömmliche Margen für den Broker CFT bieten. Eine detaillierte Darstellung von Geschäftstätigkeit und -modell sowie der Marktstellung in diesem wenig transparenten Segment wurde auf schweizeraktien.net im Mai 2023 publiziert.

Chart CFT
Der Kursverlauf der Aktie von CFT entwickelt sich seit drei Jahren konstant nach oben. Chart: six-group.com

Gewinn- und Dividendenhistorie überzeugt

Für die Aktie spricht eine kontinuierliche Gewinn- und Dividendenentwicklung, die zwar nicht spektakulär ist, dafür aber seit mehr als einem Jahrzehnt überaus kontant. 2013 wurden 2 CHF je Aktie ausgeschüttet, dieses Jahr waren es 6 CHF. Die Perspektiven für weitere Dividendenerhöhungen sind gut. Im ersten Halbjahr 2024 nahm der konsolidierte Umsatz um 9,2% auf 577 Mio. CHF zu. Davon entfielen 537.1 Mio. CHF auf das Brokerage-Geschäft, der Rest anteilig auf Joint Ventures. Das EBITDA kletterte um 10,6% auf 92.2 Mio. CHF, was einer operativen Marge von leicht gesteigerten 16% entspricht. Der Nettogewinn erhöhte sich um 12% auf 79.9 Mio. CHF. Der Gewinn je Aktie erreichte 7.98 CHF, nach 6.93 CHF in der Vorjahresperiode. In der Präsentation zum ersten Semester ist das Zahlenwerk detailliert dargestellt.

Weiterhin spricht das gegenwärtige Kapitalmarktumfeld für die Aktie. CFT profitiert von volatilen Märkten und der durch tiefe Burggräben gekennzeichneten Marktstellung. Es gibt im Interdealer Brokerage nur wenige Konkurrenten, und die sind kleiner als CFT. Allerdings ist die Liquidität der Aktie eher gering. Das tägliche Handelsvolumen bewegt sich in der Regel zwischen einigen hundert und einigen tausend Stück. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 1,2 Mrd. CHF. Der Hauptaktionär Viel & Cie. hält 68,26%. Der Streubesitz wird mit 21,6% angegeben. Der aktuelle Kurs beträgt 152 CHF.

Vail Resorts: Akquisitionen in der Schweiz haben Priorität vor Kooperationen

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Das Skigebiet in Andermatt ist seit zwei Jahren zu 55% im Besitz von Vail Resorts. Bild: www.andermatt-sedrun-disentis.ch
Das Skigebiet in Andermatt ist seit zwei Jahren zu 55% im Besitz von Vail Resorts. Bild: www.andermatt-sedrun-disentis.ch

Seit einigen Wochen sorgt der US-Skiresortbetreiber Vail Resorts mit seinen Übernahmeplänen in der Schweiz für Schlagzeilen und bewegt auch die Kurse von ausserbörslich gehandelten Aktien, wie beispielsweise der Weissen Arena AG. An einer Fachtagung der Seilbahnenbranche in Andermatt erläuterte Mike Goar, der Vertreter von Vail in der Schweiz, die Strategie des börsenkotierten Konzerns.

Europäischer Markt im Visier

Wer gedacht habe, er werde nun mit einer Liste von Übernahmezielen sein Referat beginnen, werde leider enttäuscht, so Goar an der Tagung der Fachzeitschrift von Seilbahnen International (SI). Als börsenkotiertes Unternehmen müsse Vail Resorts allerdings sehr transparent sein, auch was die Expansionsschritte betreffe. Europa sei der grösste Markt weltweit für Skisport. Daher sei es nur folgerichtig, dass Vail mit seinen mehr als 2.4 Mio. Epic-Pass-Besitzern und bisher 42 Resorts diesen attraktiven Markt auch erschliessen wolle. Gerade mit Blick auf den Klimawandel bringe das Geschäftsmodell von Vail Stabilität und datengetriebene Expertise in den Markt. Je mehr Skigebiete Vail betreibe, desto einfacher sei es für einen Epic-Pass-Besitzer, bei ungünstigen Schneebedingungen auf ein Gebiet mit Schneesicherheit umzuschwenken. Ein Epic-Pass kostet derzeit 1’025 US-Dollar für die Saison und erlaubt es, in weltweit rund 80 Skigebieten von Vail zu fahren. Der Vorteil für Vail liegt darin, dass bereits Anfang Dezember rund 70% des Jahresumsatzes in den Büchern ist, dies unabhängig vom Wetter.

Mike Goar von Vail Resorts (links) an der Fachtagung von Seilbahnen International. Bild: schweizeraktien.net

Keine Target-List, aber klare Kriterien für Zukäufe

Derzeit ist Vail in der Schweiz an der Andermatt-Sedrun Sport AG mit 55% und am Skigebiet in Crans-Montana mit 84% beteiligt. Mit vier europäischen Skiresorts bestehen Partnerschaften, darunter auch mit Verbier in der Schweiz. «Wir sprechen derzeit auch mit weiteren Skiresorts über Partnerschaften», so Goar. Auf Nachfrage von schweizeraktien.net betont er allerdings, dass Beteiligungen die Priorität vor den Partnerschaften haben. Dabei gehe es Vail immer um die Mehrheit. Allerdings können Minderheitsaktionäre weiter beteiligt bleiben. Dies ist auch in Andermatt der Fall mit Andermatt Swiss Alps sowie einigen Kleinaktionären.

Standort und Erreichbarkeit wichtig

Die Schlüsselkriterien, nach denen Vail seine Akquisitionsziele auswählt, sind klar definiert. Das Epic-Pass-Netzwerk soll Weltklasse-Skigebiete umfassen, ebenso wie kleinere regionale Skigebiete. Wichtigste Kriterien seien der Standort und die Erreichbarkeit, die Marke der Destination, die Anbindung ans Netzwerk, die Demografie der Gästestruktur und das Gästeerlebnis, das das Resort biete. Am Beispiel von Crans-Montana machte Goar deutlich, dass hier der «Brand» zwar etwas in die Jahre gekommen und auch das Gästeerlebnis nicht mehr zeitgemäss sei. Doch genau hier bringe Vail Resorts seine Erfahrung ein. «Wir arbeiten in Crans-Montana nun daran, den Brand und die Qualität des Skigebietes wieder auf ein hohes Niveau zu bringen.» Auch in Andermatt würden von Vail in den kommenden Jahren rund 110 Mio. CHF investiert.

Mike Goar betonte zum Abschluss nochmals, dass keine Liste mit Akquisitionszielen im Management existiere: «Wir haben nur unsere Akquisitionskriterien. Wenn es hier Unternehmen gibt, die passen, werden wir die Gespräche führen und entsprechend weiterverfolgen.»

Die Aktien der Andermatt-Sedrun Sport AG werden weiterhin ausserbörslich auf OTC-X gehandelt, allerdings sehr selten. Zuletzt wurden 4.05 CHF für eine Aktie bezahlt. Der Kurs für die Titel der Weissen Arena AG liegt bei 210 CHF.

Meyer Burger: Zwischen Turnaround und Totalausfall

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Das Meyer Burger-Werk in Colorado/USA. Bild: zvg
Das Meyer Burger-Werk in Colorado/USA. Bild: zvg

Rettung oder Rückzug? Meyer Burger will mit B2B-Geschäften und neuen Produktionsstrategien den Turnaround schaffen. Doch der Weg bleibt steinig. Lohnt sich ein Engagement noch für Anleger?

Meyer Burger steht – einmal mehr – an einem entscheidenden Punkt. Das Solarunternehmen setzt nach dem katastrophalen Crash der Aktie voll auf die Neuausrichtung im B2B-Geschäft und plant, mit Partnerschaften und Produktionsoptimierungen den Turnaround zu schaffen. Zudem wurde das Management ausgewechselt. Besonders DESRI, ein bedeutender Partner aus den USA, spielt eine Schlüsselrolle. Doch nicht alles läuft rund – alte Probleme und neue Risiken überschatten die Erfolgsaussichten.

Wachstum durch Partnerschaften und USA-Fokus

Meyer Burgers neue Strategie basiert auf langfristigen Abnahmeverträgen mit Partnern, vor allem Kraftwerksbetreibern wie Desri. Das Unternehmen ist ein führender Entwickler, Eigentümer und Betreiber im Bereich der erneuerbaren Energien in den Vereinigten Staaten. Der gesamte Markt von Meyer Burger richtet sich jetzt ausschliesslich auf die USA – und nur noch B2B-Geschäfte stehen im Fokus. «Die Zusammenarbeit mit Desri bietet Meyer Burger langfristige Stabilität, indem Abnahmegarantien das Verkaufsrisiko verringern», sagt Eugen Perger, Head of Equity Strategy bei Research Partners. Der Direktvertrieb wird zugunsten von Grossprojekten aufgegeben, und das Unternehmen verabschiedet sich aus dem Endkundengeschäft.

Wichtiges Element der neuen Strategie ist die Optimierung der Produktionsstandorte. Meyer Burger wird in Deutschland und den USA produzieren, aber mit einer klaren Aufgabenteilung: In Deutschland, in Thalheim, werden nur noch Solarzellen hergestellt, während diese in Goodyear, USA, zu kompletten Solarmodulen zusammengebaut werden. «Das erlaubt Effizienzgewinne», so Perger, «aber nur, wenn beide Standorte voll ausgelastet sind.» Der Versand von Einzelteilen in die USA reduziert zwar Logistikkosten. Einzelteile sind oft kompakter verpackbar als ein zusammengebautes Endprodukt, was Platz spart und den benötigten Frachtraum reduziert. Aber die wahre Herausforderung besteht darin, die Kapazitäten der Fabriken in beiden Ländern zu maximieren.

Die früher oft genannten 3 Jahre technologischer Vorsprung von Meyer Burger sind dahingeschrumpft. Asien fabriziert gleichwertige Solarzellen (Bild: zVg).

Technologisch kein Vorsprung mehr gegenüber Asien

Ein weiteres Problem: Technologisch ist Meyer Burger inzwischen nicht mehr unbedingt führend. Heterojunction-Technologie (HJT) und die Smart Wire Connection Technology (SWCT), einst gefeierte Alleinstellungsmerkmale, bieten heute kaum noch einen Vorsprung. «Asiatische Konkurrenten haben stark aufgeholt. HJT und SWCT sind keine einzigartigen Verkaufsargumente mehr – sie heissen in Asien einfach nur anders», so Perger. Dies schmälert Meyer Burgers Wettbewerbsfähigkeit erheblich. Das frühere Argument lautete nämlich immer: «3 Jahre technologischer Vorsprung.» Der globale Wettbewerb in der Solartechnik ist hart, und ohne technisches Alleinstellungsmerkmal wird es schwierig, die Marktposition auszubauen. Immerhin ist die Nachfrage nach Solarmodulen in den USA nach wie vor gut – aber längst nicht mehr so hoch wie im Boom während der Russlandkrieg-Energiekrise.

Finanzielle Risiken und Kapitalbedarf

Auch finanziell steht Meyer Burger vor einer Zerreissprobe. Die erwarteten Verluste in den Jahren 2024 und 2025 sind erheblich. «Wir rechnen mit einem Minus in zweistelliger Millionenhöhe, welches das Unternehmen stark belasten wird», prognostiziert Perger. Besonders die Forderung von Desri nach Arbeitsplatzgarantien für die kommenden Jahre erhöht den Druck auf die Kostenstruktur. Meyer Burger bleibt so wenig Spielraum für Restrukturierungen. Gleichzeitig kosten die in Deutschland notwendigen Sozialpläne für abgebautes Personal zusätzlich Geld, was die finanzielle Situation weiter verschärft.

Hinzu kommt das Problem der Eigenkapitalengpässe. Viele – mehrmals und jahrelang – enttäuschte Aktionäre wollen nicht weiter investieren, weil sie das Vertrauen in die optimistischen Prognosen verloren haben. Fremdkapital und Subventionen, wie eben aus Colorado, werden dringend benötigt. «Ohne erhebliches Fremdkapital, ca. 100 Mio. CHF, bleibt die Umsetzung der neuen Pläne ein heisses Spiel auf Zeit», analysiert Perger. Sogar eine Übernahme durch Partner wie Desri könnte im Raum stehen, falls Meyer Burger den Kapitalbedarf nicht decken kann. Das wäre allerdings ein Szenario, das die Aktionäre nicht erfreuen dürfte. Es könnte sowohl einen potenziell zu niedrigen Übernahmepreis als auch eine Verwässerung ihrer Anteile durch Kapitalerhöhungen bedeuten.

Talfahrt ohne Ende? Im Jahr 2011 erreichte die an der SIX kotierte Meyer-Burger-Aktie ihren Höchststand. Danach begann der nicht enden wollende Abstieg. Bild: zVg

Positiver Ausgang möglich, aber riskant

Trotz dieser Stolpersteine gibt es auch Argumente, die für eine Investition sprechen. Meyer Burger könnte, sofern die Partnerschaften erfolgreich und die Produktionsstätten ausgelastet werden, den Umsatz bis 2026 auf 300 bis 400 Mio. Euro steigern. Das Ziel in diesem Blue Sky Szenario: ein EBITDA von 50 bis 60 Mo. Euro. «Wenn alles optimal läuft, wäre eine schwarze Null bis 2026 möglich», meint Perger. Doch auch er bleibt skeptisch. Denn nach Abschreibungen und Zinsbelastungen bleibt der Rein-Gewinn vorerst auf der Kippe – und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lässt sich aktuell gar nicht berechnen.

Die technischen und finanziellen Herausforderungen sind also beträchtlich: Solange Meyer Burger keine technologischen Vorteile hat – und sich die Partnerschaften nicht auszahlen – bleibt der Turnaround äusserst ungewiss. Anleger müssen, wie schon früher, einmal mehr einen langen Atem haben. Die Aktie ist für kurzfristige Investoren also schlicht uninteressant, es sei denn, sie spekulieren auf Kursprünge durch neues Sentiment. Also auf Faktoren, die nichts mit den fundamentalen Werten des KMU zu tun haben.

Fazit: Lohnt sich das Investment?

Meyer Burger steht zwischen Turnaround und Totalausfall. Auf der Pro-Seite stehen potenzielle Umsatzsteigerungen durch neue Partnerschaften und die Konsolidierung der Produktion. Zudem gibt es Hoffnung auf ausreichende Subventionen und neues Fremdkapital von «Gläubigen».

Auf der Kontra-Seite lasten hohe Verluste, Kapitalengpässe und technologisches Gleichauf mit Asien schwer auf dem Unternehmen. «Das ist ein Spiel mit dem Feuer», resümiert Perger. Die entscheidenden Fragen für Anleger lauten: Traut man Meyer Burger den Turnaround nach all den vergangenen Enttäuschungen noch zu? Und wie lange müssen Aktionäre auf einen «echten» Gewinn unter dem Strich warten?

Das Investment in Meyer Burger bleibt ergo risikoreich. Quasi ein Blick in die Wolken mit Hoffnung darauf, dass sich die versteckte Sonne zeigt. Die Zahlen für 2024 und 2025 sprechen vorerst dagegen.

Cham Group: Gespräche über Zusammenschluss mit Ina Invest

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Das Papieri Areal in Cham würde mit dem Portfolio der Ina Invest zusammengeführt. Bild: www.papieri-cham.ch
Das Papieri-Areal in Cham würde mit dem Portfolio der Ina Invest zusammengeführt. Bild: www.papieri-cham.ch

Es bahnt sich in der Schweiz eine Fusion von zwei Immobiliengesellschaften an. Wie die Ina Invest AG und die Cham Group AG heute bekannt gaben, prüfen sie eine Fusion der beiden Gesellschaften. Während Ina Invest an der SIX kotiert ist, werden die Aktien der Cham Group ausserbörslich gehandelt. An beiden Gesellschaften ist Unternehmer Philipp Buhofer über seine Buru Holding beteiligt: Mit 15,7% an der Ina Invest und mit 48,2% an der Cham Group.

Liegenschaften in wirtschaftsstärksten Regionen

Gemäss einer Medienmitteilung soll der Zusammenschluss 2025 im Sinne eines «Merger of Equals» erfolgen. Es sei eine Absichtserklärung der beiden Verwaltungsräte unterzeichnet worden. Durch den möglichen Zusammenschluss entstünde eine der führenden Immobiliengesellschaften der Schweiz mit einem qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Portfolio an erstklassigen Standorten, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Die Renditeliegenschaften und Entwicklungsprojekte von Ina Invest und Cham Group befinden sich in Basel, Cham, Genf, Lausanne, Winterthur und Zürich und konzentrieren sich damit auf die wirtschaftsstärksten Metropolregionen der Schweiz.

Die Cham Group ist derzeit ausschliesslich mit der Entwicklung des Papieri-Areals in Cham beschäftigt. Der Wert des Portfolios lag per Ende Juni 2024 bei 480.3 Mio. CHF. Die Ina Invest rapportierte in ihrem Semesterabschluss einen Portfoliowert von 847 Mio. CHF. Beide Gesellschaften verfügen über Entwicklungsprojekte, die nach Fertigstellung einen Wert von weit über 3 Mia. CHF umfassen würden.

«Durch den Zusammenschluss würde eine Portfoliogrösse erreicht, die Vorteile bietet hinsichtlich der Flexibilität in der Projektrealisierung, der Finanzierungsmöglichkeiten sowie der Nutzung von Skaleneffekten und Synergien», schreiben die Unternehmen in der Medienmitteilung. Sie weisen allerdings auch darauf hin, dass sich die Gespräche zwischen der Cham Group und Ina Invest über einen möglichen Zusammenschluss noch in einem frühen Stadium befänden und die Aktionäre beider Gesellschaften im Frühjahr 2025 an den jeweiligen ordentlichen Generalversammlungen über die geplante Fusion abstimmen sollen. Anschliessend sollen die Aktien weiter an der SIX Swiss Echnange gehandelt werden.

Aktienkurs Cham Group
Die Aktien der Cham Group AG haben in diesem Jahr um rund 3,5% zugelegt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Cham Group werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 510 CHF für eine Aktie bezahlt.

Investora: Investoreninteresse an Schweizer Small Caps weiterhin intakt

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Die Schweizer Small Caps (blau) hinken in diesem Jahr bisher den SMI-Titeln (grün) hinterher. Chart: six-group.com

Die Anlageklasse der Small Caps ist in den letzten Monaten hinter den Blue Chips zurückgeblieben. Während der SMI seit Jahresbeginn mit knapp 8% im Plus liegt, weist der Small-Cap-Index SSCI nur ein knappes Plus auf. Das tat dem Interesse an den kleinen und mittleren Schweizer Aktiengesellschaften allerdings keinen Abbruch: Die einmal jährlich stattfindende Investorenkonferenz Investora war auch in diesem Jahr sehr gut besucht. Obwohl sich viele Unternehmen mit einem schwierigen Marktumfeld konfrontiert sehen, dominierte – wie sollte es auch anders sein – der Optimismus.

Schweiz als Insel der Glückseligen?

«Es tut gut, einmal an eine Schweizer Small-Cap-Konferenz zu gehen», meinte ein deutscher Investor. In Deutschland überwiege der Pessimismus; Unternehmen und Investoren befänden sich im Krisenmodus. Die Schweiz sei eine «Insel der Glückseligen». Vielleicht lag dies nicht nur an der Stimmung der professionellen Anleger, sondern auch an der guten Auswahl der Unternehmen. Auch unter den 34 Unternehmen, die sich in Zürich präsentierten, überwog der Optimismus. Bernhard Wiehl, Finanzchef des Automobilzulieferers Autoneum, machte deutlich, dass sich zwar die Automobilindustrie in Europa «am Rande einer Depression» befinde, die Situation in Amerika und vor allem in Asien jedoch ganz anders sei. Gut für ein Unternehmen wie Autoneum, das selbst im Jahr der grossen Automobilkrise 2024 noch die Guidance erhöht hat und mit einem Umsatz von 2.3 bis 2.5 Mia. CHF sowie einer EBIT-Marge von 5 bis 5,5% rechnet.

Unternehmen im Wachstumsmodus

SKAN CEO Thomas Huber an der Investora
SKAN-CEO Thomas Huber präsentierte sein Unternehmen an der Investora. Bild: schweizeraktien.net

Natürlich handelt es sich bei der Automobilindustrie derzeit um eine stark gebeutelte Branche. Von den Schweizer Zulieferern waren daher an der Investora mit Ausnahme von Autoneum keine vertreten. Wie Wachstum geht, zeigten Unternehmen aus dem Logistik-, Energie- und Healthcaresektor. Endrücklich ist die Wachstumsstory der SKAN Holding, die auch schweizeraktien.net schon länger verfolgt. CEO Thomas Huber zeigte auf, dass angesichts der immer grösser werdenden Anzahl von biotechnologisch hergestellten Medikamenten die Nachfrage nach den Isolatoren der Firma weiter wachsen werde. Er betonte allerdings auch, dass dies Zeit benötige. «Wer als Investor nicht mindestens fünf Jahre bei uns dabeibleiben möchte, der sollte gar nicht erst investieren», so Huber vor den Investoren. Der SKAN-Aktienkurs bewegt sich denn auch seit Monaten seitwärts.

Passives Investieren schadet den Small Caps

Es gibt auch einige andere Firmen, die an der Investora präsentierten und deren operative Performance sich im Aktienkurs nicht niederschlägt. Die Gründe dafür sind vielfältig: geringer Freefloat, komplexes Geschäftsmodell, fehlende Analystenabdeckung wurden im Gespräch während der Networking-Pausen genannt. In den vergangenen Jahren sei es immer schwieriger geworden, aktiv in Einzeltitel zu investieren. Gerade grössere institutionelle Anleger setzen offenbar lieber auf passive Instrumente und passive Anlagestrategien. Für Small Caps scheint es da wenig Platz zu geben. «Da die Performance gerade von Pensionskassen einmal im Jahr gemessen wird, kann es sich eine PK nicht erlauben, hier schlechter als der Markt abzuschneiden», weiss ein Fondsmanager. Denn gerade wegen der geringeren Liquidität der Small Caps kann es durchaus passieren, dass ein Investor seine Aktien gar nicht oder nur mit einem grossen Abschlag verkaufen kann. Das drückt dann auf die Performance.

Stadler-Chef Spuhler zeigt sich zuversichtlich

Eines der Highlights an der Investora war der Auftritt von Peter Spuhler, dem Patron der Stadler-Rail-Gruppe. Auch die Aktie seines Unternehmens gehört zu den grossen Verlierern unter den Schweizer Industrietiteln, auch wenn Stadler Rail mit einer Marktkapitalisierung kein Small Cap ist. Seit dem Börsengang im April 2019 verloren die Aktien rund 40%. Doch Spuhler, ganz Vollblutunternehmer, will von einer Fehlentscheidung nichts wissen. «Ich würde den Schritt nochmals wagen», so der Patron in einem Gespräch mit dem Chefredaktor der Finanz und Wirtschaft. Er machte auch deutlich, dass Stadler Rail sich immer wieder gegen grosse Konkurrenten durchsetzt, was zu einem starken Auftragseingang führt. Doch es brauche oft Jahre, bis aus den Aufträgen Umsatz werde. Kritisch betrachtet wird von vielen Investoren auch die Marge, die mit rund 2% derzeit sehr gering ausfällt. Spuhler kündigte an, dass diese langfristig wieder auf 8 bis 9% steigen soll.

Überflieger R&S Group

Unter den vielen Unternehmen, die an den zwei Tagen in «The Hall» präsentierten, war auch der Neuling R&S Group. Diese hat durch den fulminanten Kursanstieg seit dem Listing über den Spac VT5 mit einem Plus von 77% für Furore gesorgt. CEO Markus Laesser strich in seiner Präsentation die drei Wachstumstreiber Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Modernisierung der Stromnetze hervor. Diese würden dem Geschäft mit Transformatoren in den kommenden Jahren Rückenwind verleihen. Kürzlich hat R&S durch den Kauf von Kyte Powertech seine Marktposition weiter ausgebaut. Es zeigt sich, dass trotz des schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds gerade Small-Caps-Unternehmen in einer spezialisierten Nische tätig sind, die von den grossen Trends Digitalisierung und Klimawandel profitieren können. Dazu gehört auch der Anbieter von Logistiklösungen Kardex. Von diesen grossen Trends sowie der Deglobalisierung, Urbanisierung und dem zunehmenden Mangel an Arbeitskräften im Lager gebe es weiteres Potenzial für das Unternehmen. Der Aktienkurs von Kardex ist seit Jahresbeginn um einen Drittel gestiegen.

Da kann Autoneum trotz allem Optimismus nicht ganz mithalten: Die Titel haben seit Jahresbeginn rund 10% verloren. Es zeigte sich, dass trotz des allgemein schwierigen Umfelds bei der richtigen Titelauswahl ein Investment in Small- und Mid Caps die Blue Chips um Längen schlagen kann. Die Investora ist und bleibt daher ein wichtiges Schaufenster für das Segment der Schweizer KMU-Aktien.

Healthcare Aktien: Trendwende nach langer Korrektur zeichnet sich ab

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Die Schweizer Medizintechnikbranche ist vielfältig. Bildquelle: swiss-medtech.ch

Alle zwei Jahre veröffentlicht Swiss Medtech, der Verband der Schweizer Medtech-Industrie, seine Studie zur Entwicklung der volkswirtschaftlich bedeutenden Branche. Der Stand der Dinge ist ermutigend – auch für Investoren. Schon seit drei Jahren befinden sich die Leit-Aktien Straumann und Sonova in einer andauernden Korrektur-Phase. Könnte diese schon bald durch einen neuen Aufwärtstrend umgekehrt werden?

Zwischen 2021 und 2023 stieg der Umsatz der Schweizer Medtech-Branche von 20.8 Mrd. CHF auf 23.4 Mrd. CHF. Das entspricht einem jährlichen Zuwachs um 6%. Die rund 1400 in der Schweiz domizilierten Medtech-Unternehmen beschäftigen laut der Studie von Swiss Medtech fast 72’000 Mitarbeitende. Das ist mehr als ein Prozent der arbeitenden Bevölkerung. Mehr als die Hälfte des Branchenumsatzes entfällt auf die Top-70-Unternehmen, während 95% der Unternehmen weniger als 250 Mitarbeitende beschäftigen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Medizintechnik wird an deren Beitrag zum Handelsbilanzüberschuss erkennbar, der mit 5.8 Mrd. CHF bemerkenswerte 11,9% zur positiven Handelsbilanz des Landes beisteuert. Und beachtliche 12% des Umsatzes werden in Forschung & Entwicklung investiert, ein Spitzenwert im Vergleich zu allen anderen Branchen.

Wachstumsbremse Medizinprodukteregulierung

Die EU-Länder sind sowohl die wichtigste Exportdestination als auch der wichtigste Markt für Importe. Die USA sind allerdings mittlerweile zum grössten einzelnen Handelspartner avanciert, für Exporte wie auch für Importe. Nicht erfasst in den Export- und Importzahlen ist die Produktion Schweizer Medtech-Unternehmen ausserhalb des Heimatmarktes . Zunehmend liegt der Fokus der Expansion auf Asien, Nord- und Südamerika. Die europäische Medizinprodukteregulierung erweist sich als Wachstumsbremse, da die Zulassungsverfahren langwierig und bürokratisch überfrachtet sind, was extrem kostentreibend ist und daher für Wettbewerbsnachteile sorgt.

Inflation drückt Margen

Wie Swiss Medtech ermittelt hat, haben 80% der Medtech-Unternehmen zusätzliches Personal einstellen müssen, um den Anforderungen der EU-Regularien gerecht zu werden. Das Produktportfolio wurde bei der Hälfte der Branchenvertreter um 20% reduziert. Die Entwicklungskosten erhöhten sich branchenweit um 28%, die Produktkosten um 13% und die Produktpreise um 8%. Diese scharfe Kostenschere schneidet zwangsläufig tief in die Margen. Das dürfte auch einer der Gründe für die Kontraktion der Gewinne in den letzten Jahren sein und somit die jahrelange Baisse der Aktien mitverursacht haben. Dazugetreten ist in den letzten Jahren verstärkt die allgemeine Inflation, ausgehend von den höheren Preisen für Rohstoffe, Transport, Energie und Logistik.

Schweizer Gesetzgebung soll geändert werden

Die europäische Medizinprodukteregulierung verzögert die Marktzulassung zum Teil um mehrere Jahre, was dazu führt, dass der Schweizer Bevölkerung erst verspätet innovative und manchmal lebensrettende neue medizintechnische Produkte zur Verfügung stehen. Daher strebt die Branche an, dass neue Medizinprodukte, die von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zugelassen wurden, auch in der Schweiz an den Markt kommen können. Bereits mehr als 20% der Schweizer Unternehmen beantragen die Erstzulassung in den USA. Das Schweizer Parlament hat deshalb schon 2022 den Bundesrat beauftragt, die von der FDA zugelassenen Medizinprodukte auch in der Schweiz zuzulassen. Der Vorteil ist, dass die FDA schneller als die europäische Zulassungsbehörde arbeitet. Dadurch würden die Patienten in der Schweiz besser versorgt werden und die Industrie im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen geraten. Weiterhin würde die Attraktivität des Medizintechnik-Standorts Schweiz europa- und weltweit nochmals gesteigert werden.

Digitalisierung und KI als Impulsgeber

Kennzeichnend für die Schweizer Medtech-Industrie ist die Stärke in der Gestaltung effizienter Prozesse. Daher werden die Chancen der Digitalisierung entschlossen genutzt und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz forciert. Dies wiederum verlangt hohe Investitionen in IT und Datensicherheit. Bei den börsenkotierten Unternehmen zeichnet die Kursentwicklung recht unterschiedlich ab, wie die einzelnen Unternehmen mit den Herausforderungen des Marktes zurechtkommen respektive im besten Fall frühzeitig Anpassungen vorgenommen haben.

Pioniergewinne für Ypsomed

Ypsomed hat die Veränderungen des Marktes und der Regulierung früh erkannt und diese zu einem guten Teil antizipiert. Von entscheidender Bedeutung für die positive Entwicklung ist die strategische Entscheidung zur vollständigen Fokussierung auf Delivery Systems, also das boomende Geschäft mit den Autoinjektoren. Seit Anfang Jahr liegt die Aktie mit 41% im Plus und in den letzten 12 Monaten mit 60%. Dazu hat ohne Zweifel auch die Ausnahmeentwicklung im Bereich der injizierbaren Therapien – Stichwort Novo Nordisk und Eli Lilly – wesentlich beigetragen, doch ohne die richtigen Weichenstellungen in den Vorjahren wäre die starke Geschäftsentwicklung kaum in diesem Ausmass möglich gewesen. Das ist auch der Grund, warum Ypsomed auf schweizeraktien.net der Top-Pick in der Industrie während der letzten Jahre war.

Der Boom der «Injectibles»

Im Geschäftsjahr 2023/2024 kletterte der um eine Devestition bereinigte Umsatz um 24,5% auf 548.5 Mio. CHF! Die EBIT-Marge stieg um mehr als das Doppelte auf 15,7%, und der Jahresgewinn erhöhte sich um 52,8% auf 78.4 Mio. CHF, was einer Nettogewinnmarge von 14,3% entspricht. Der Ausblick bleibt positiv. Die selbsentwickelte Ypso-Pump wurde zur Zulassung bei der FDA eingereicht. Bis 2025 sollen zwei Unternehmenseinheiten geschaffen werden, die sich ganz auf das B2C- respektive das B2B-Geschäft fokussieren. Wachstumsimpulse schaffen auch neue Indikationsgebiete für die Autoinjektoren wie Migräne, Multiple Sklerose, Onkologie, Dermatitis und Psoriasis. Für das Geschäftsjahr 2024/2025 wird ein Wachstum von 25% und ein EBIT von 140 Mio. CHF erwartet. Das war Grund genug, um die Ypsomed-Aktie Anfang August nach Ausverkauf an den Börsen auf die Liste der Turnaround-Kandidaten zu setzen. Der Kurs stieg seitdem von 380 CHF auf 420 CHF. Der seit September 2022 etablierte Aufwärtstrend ist intakt.

Chart Ypsomed
Seit Anfang Jahr liegt die Aktie von Ypsomed mit 41% im Plus. Chart: six-group.com

SKAN – Weltmarktführer bei Isolatoren

Ein weiterer Titel, der sich dem Abwärtssog in der Branche entziehen konnte, ist SKAN. Die Aktie des Spezialisten für Isolatoren zur keimfreien Abfüllung von injizierbaren Therapien hat sich zwar auf 12 Monatssicht wie auch seit Anfang Jahr per saldo kaum bewegt, doch durch die hervorragende Geschäftsentwicklung ist SKAN gut in die seit dem IPO über dem Branchendurchschnitt liegende Bewertung hineingewachsen. Aufgrund der weiterhin starken Perspektiven ist die Aktie reif für einen Ausbruch nach oben.

Die Aktie von Straumann erlitt seit dem Hoch einige Rückschläge. Chart: six-group.com

Trendwende bei Straumann lässt auf sich warten

Anders ist das Bild bei den langjährigen Favoriten Straumann und auch Sonova. Die Höchststände verzeichneten beide Marktführer nach der langen Hausse während der intensiven Covid-Periode Ende 2021. Danach folgt der Absturz, wenn auch im letzten Jahr mit Ansätzen einer nachhaltigen Erholung. Bereits 2022 war die Folgerung aus dem Kursgeschehen, dass ohne die Leitaktien Straumann, Lonza und Bachem keine dauerhafte Trendwende des Sektors erfolgen kann. Straumann fiel im Sptember 2022 auf unter 90 CHF und kratzte seitdem zweimal an der 150-CHF-Marke. Doch die Hürde wurde bisher nicht genommen, da es immer wieder zu kräftigen Rückschlägen kommt. Während in der Covid-Ära praktisch alle Banken Kaufempfehlungen aussprachen, selbst auf aberwitzig hohem Kursniveau, sind es heute hauptsächlich Halte-Empfehlungen, teilweise, wie bei UBS, sogar Sell-Einschätzungen. Tatsache ist, dass die Bewertung auch auf dem gedrückten Kursniveau nicht gerade attraktiv ist. Das KGV 2024 liegt bei ca. 38. Der Geschäftsverlauf ist weiterhin positiv. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz in CHF um 11,3%, organisch jedoch um 16,1%. Die Margen waren allerdings unter leichtem Druck, was nicht zuletzt auf die Frankenstärke zurückzuführen ist. Besonders gut lief es in den wichtigen Volumenmärkten USA und China. Durch Einführung von Innovationen wie dem kabellosen Intraoral-Scanner, dem Verkauf von 80% an der Zahnschienentochter DrSmile und neuen Initiativen zur Schulung von Zahnmedizinern zu digitalen Prozessen in der Behandlung ist der Fokus geschärft worden. Der adressierbare Markt hat ein Volumen von 19 Mrd. CHF, wovon 2.6 Mrd. CHF im laufenden Jahr auf Straumann entfallen werden. Die Kern-EBIT-Marge bleibt mit 27,3% stark, wenngleich sie etwas tiefer als in der Vorjahresperiode ausfällt. Im Management wurden verschiedene Änderungen bekannt gegeben. U.a. wird Matthias Schupp, bisher Head Latinamerica, ab Oktober neuer CEO von Medartis. Trotz guter Geschäftsentwicklung ist die Medartis-Aktie auf andauerndem Sinkflug. Sollte der Kurs der Straumann-Aktie die Hürde bei 150 CHF nachhaltig überwinden, eröffnen sich neue Kurspotenziale, die zunächst durch das historische Hoch bei 210 CHF begrenzt werden.

Chart Sonova
Der Kurs der Aktie von Sonova konnte sich festigen. Chart: six-group.com

Sonova scheint Tritt zu fassen

Bei Sonova ist der langfristige Aufwärtstrend ungebrochen. Ähnlich wie bei Straumann scheint es jedoch viel Zeit zu erfordern, bis die Korrektur nach der Übertreibungsphase abgeschlossen ist. Nach dem Doppelhoch von Ende 2021 und Mai 2022 halbierte sich der Kurs innerhalb weniger Monate. Noch im Oktober 2023 pendelte der Kurs knapp über 200 CHF, konnte sich jedoch im laufenden Jahr deutlich befestigen. Dazu trugen innovative Produkte bei wie ein Hörgerät, das mit Hilfe von KI Umgebungsgeräusche vermindern kann, sodass die Hörqualität deutlich verbessert wird. Im Geschäftsjahr 2023/2024 per 30. März war der Umsatz um 3% rückläufig. Für das laufende Geschäftsjahr wird von den Analysten ein Zuwachs im hohen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Der Wettbewerb ist hart. Für längerfristige Impulse sorgt die zunehmende Überalterung der Gesellschaft, denn Hördefizite treten vor allem bei Senioren auf. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen teureren Produkte für eine nachhaltige Nachfragebelebung sorgen werden.

Auch bei den weiteren Leitaktien des Healthcare-Segments (ohne Pharma) liegen die historischen Höchststände deutlich über den aktuellen Kursen. Sowohl Lonza wie auch Bachem scheinen noch mehr Zeit zu benötigen, um in die hohen Bewertungen hineinzuwachsen. Deutlich zulegen konnte dagegen PolyPeptide, allerdings nach einem regelrechten Absturz um 90% von 140 CHF auf 14 CHF.

Fazit

Die Medizintechnik und ihre Zulieferer bilden einen wichtigen und wachstumsstarken Sektor, dessen Perspektiven sich durch Innovationen weiter verbessern. Allerdings läuft die Entwicklung nicht gleichmässig, sondern differenziert ab. Die Schweizer Weltmarktführer und langjährigen Zugpferde an der Börse, Straumann und Sonova, bleiben auf ihrem Wachstumskurs, sind allerdings davon betroffen, dass die Nachfrage nach hochpreisigen Produkten und Dienstleistungen unter der Inflation leiden. Die Patienten wählen daher oft preiswerte Lösungen oder schieben ihre Entscheidungen auf. Sowohl bei Zahnersatz wie auf bei Hörgeräten werden in den meisten Ländern nur preiswerte Lösungen von den Kostenträgern übernommen, in manchen Ländern ohne umfassendes Versicherungssystem sind die Kosten sogar vollständig von den Patienten zu tragen.

Ein anderes Bild zeigt sich bei chronischen und tödlichen Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Adipositas oder Herzkrankheiten. Bei diesen Indikationen entstehen hohe Kosten für die Gesundheitssysteme, die durch neue Diagnostikverfahren und effektive Therapien auf längere Sicht wesentlich vermindert werden. In diese Kategorie fallen unter den börsenkotierten Schweizer Aktien Ypsomed und SKAN. Ansonsten spielt die Musik hauptsächlich in den USA. Die Aktien von Stryker und Intuitive Surgical beispielsweise haben ihre alten Höchststände längst hinter sich gelassen und steigen fast vertikal. Eine globale Investment-Lösung bieten die spezialisierten Medtech-Fonds von Bellevue Asset Management.

Kursaal Bern AG: Umsatz gesteigert, Rückkehr in die Gewinnzone

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Umsatz gesteigert, Kosten im Griff, Rückkehr in die Gewinnzone. Die Kursaal Bern AG zeigt sich zufrieden mit dem Halbjahresergebnis. Bild: kursaal-bern.ch

Die Kursaal Bern AG konnte den Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 38.2 Mio. CHF steigern, ein Plus von 5,1%. In den Segmenten Kongresszentrum sowie Hotel & Restaurants seien gute Umsatzsteigerungen erzielt worden, schreiben Verwaltungsratspräsident Daniel Buser und CEO Kevin Kunz im Vorwort zum Halbjahresbericht. Die Spielbanken lägen hingegen etwas unter dem Vorjahr und den Erwartungen.

Das Umsatzwachstum sei trotz eines verhaltenen ersten Quartals in einem von Unsicherheiten geprägten Marktumfeld zustande gekommen, so die Verantwortlichen.  Ein starkes zweites Quartal habe deutlich höhere Umsätze in allen Sparten generiert, mit Ausnahme der terrestrischen Casinos.

Starker Anstieg des EBITDA

Das ausgewiesene Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 2.7 Mio. auf 6.2 Mio. CHF. Unter dem Strich weisen die Berner einen Gewinn von 1.9 Mio. CHF aus, in der Vorjahresperiode war noch ein Verlust von 0.6 Mio. CHF angefallen.

Im Kongresszentrum sei das erste Halbjahr 2024 nach Informationen des Unternehmens insgesamt planmässig verlaufen. Februar und April waren schwächer gebucht, Mai und Juni dagegen sehr stark. Ende Juni 2024 liege man bei Umsatz und Gewinn deutlich über dem Vorjahr. Der Trend hin zu immer kurzfristigeren Buchungen bleibe jedoch weiter bestehen.

Deutliches Umsatzwachstum auch in der Gastronomie. Dies sei auch auf den Umbau des Giardino Restaurant & Bar im Vorjahr zurückzuführen. Und auf die Rooftop Igloos, die in den ersten zwei Monaten 2024 mit einem japanisch ausgerichteten Ramen-Angebot erfolgreich abschnitten. Hingegen habe das kühle, regnerische Wetter im Frühsommer die Giardino Terrasse und den Giardino Container getroffen.

Umsatzrückgang im Casino-Bereich

Trotz leichter Steigerung bei den Besucherzahlen mussten die Casinos der Kursaal Bern AG einen Umsatzrückgang von 21.8 Mio. auf 21.2 Mio. CHF verbuchen. Zurückzuführen sei dies in erster Linie auf die Anfang April begonnenen Bauarbeiten beim Casino Neuchâtel, die den Verkehr einschränkten und Parkplätze blockierten, so das Unternehmen. Deshalb seien die Ziele für das erste Halbjahr 2024 nicht erreicht worden. Wegen der Bauarbeiten, die voraussichtlich noch bis Ende des Jahres andauern würden, bleibe die Situation herausfordernd.

Zufrieden zeigt sich die Kursaal Bern AG mit der Entwicklung des Onlinecasinos 7melons.ch, das im ersten Halbjahr einen Zuwachs verzeichnen konnte. Anhaltende Investitionen in Plattform und Spielangebot sorgten für eine zunehmende Konkurrenzfähigkeit.

Zur Jahresmitte wurde der Aktienanteil am Grand Casino Kursaal Bern auf 68,5% erhöht. Man wolle damit langfristig die Ertragsperspektive steigern.

Betriebsaufwand geht zurück – Investitionen ebenfalls

Der Betriebsaufwand ist im ersten Halbjahr leicht von 32.8 Mio. auf 32 Mio. CHF gesunken. Am stärksten wurden hierbei bei den Werbungskosten gespart, die von 4.4 Mio. auf 3.7 Mio. CHF zurückgingen, ein Rückgang um satte 16%.

Gleichzeitig ging auch die Investitionstätigkeit des Unternehmens deutlich zurück. Im ersten Halbjahr wurden 1.3 Mio. investiert, nach 3.6 Mio. im Vorjahreszeitraum.

Ausblick

Im Kongresszentrum seien die Bücher bis Ende Jahr gut gefüllt, schreibt die Kursaal Bern AG. Der Umbau weiterer Räumlichkeiten sei geplant. Hoffnung macht auch, dass sich die Reisebranche weiter im Aufwind befindet. Das Bundesamt für Statistik hat für das erste Halbjahr 2024 in der Schweizer Hotellerie 20,1 Mio. Logiernächte verzeichnet, das sind rund 476’000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Das erfüllt die Berner mit Zuversicht.

Sie machen aber auch darauf aufmerksam, dass die angespannte geopolitische Lage, eine schwache Weltkonjunktur sowie rückläufige Investitionen einen dämpfenden Effekt auf die allgemeine Wirtschaftslage habe. Dies vor dem Hintergrund eines erneut unterdurchschnittlichen Wachstums der Schweizer Wirtschaft.

Fazit

Umsatz gesteigert, Kosten im Griff, Rückkehr in die Gewinnzone. Die Macher sind sichtlich zufrieden mit dem ersten Halbjahr. Allerdings sind die Zahlen, die die Berner vorlegen, insofern nur schwer interpretierbar, weil die Kursaal Bern AG keine Segmentberichterstattung vorlegt. So lässt sich die Profitabilität der einzelnen Töchter nicht nachvollziehen. Das Fehlen der Segmentberichte wird mit möglichen Wettbewerbsnachteilen begründet. Die relevanten Mitbewerber seien grösstenteils Gesellschaften ohne öffentlich zugängliche Finanzinformationen, schreibt die Kursaal Bern AG.

Das ist aber nicht ganz richtig. Gerade im Casino-Bereich sind viele Mitbewerber auf otc-x gelistet und veröffentlichen in ihren Geschäftsberichten detailliert die Profitabilität ihrer Geschäftsbereiche.

Für die Aktionärinnen und Aktionäre wäre es wünschenswert, wenn die Kursaal Bern AG hier mehr Transparenz schaffen würde. Gerade im umkämpften Markt der Online-Casino-Anbieter, der auch grosse Teile des Werbeaufwands der einzelnen Gesellschaften verschlingt, wäre eine Veröffentlichung der relevanten Zahlen zu begrüssen.

Die Aktien der Kursaal Bern AG sind an der BX Swiss kotiert. Zuletzt wurden 330 CHF für eine Aktie bezahlt.

Kursverlauf der an der BX Swiss gehandelten Aktie der Kursaal Bern AG. Quelle: bxswiss.com

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