Start Blog Seite 436

Im Kontext: Das Ferrari IPO – ein neuer Stern am Börsenhimmel?

0
Der LaFerrari ist der erste Ferrari in Serienproduktion, der mit dem aus dem Formel 1 stammenden Hybridsystem ausgestattet ist. Das Fahrzeug wird nur 499 Mal hergestellt. Bild: www.ferrari.com
Der LaFerrari ist der erste Ferrari in Serienproduktion, der mit dem aus dem Formel 1 stammenden Hybridsystem ausgestattet ist. Das Fahrzeug wird nur 499 Mal hergestellt. Bild: www.ferrari.com
Der LaFerrari ist der erste Ferrari in Serienproduktion, der mit dem aus dem Formel 1 stammenden Hybridsystem ausgestattet ist. Das Fahrzeug wird nur 499 Mal hergestellt. Bild: www.ferrari.com

Seit dem 21. Oktober 2015 wird die RACE-Aktie Ferrari unter diesem passenden Kürzel an der New Yorker Börse gehandelt. Bei dem IPO trennte sich die Muttergesellschaft Fiat-Chrysler von 10% der Anteile. Die Bookbuilding-Spanne lag bei 48 bis 52 US-Dollar. Am oberen Ende ist Ferrari mit 9.8 Mrd. US-Dollar bewertet. Die Erträge von rund 1 Mrd. US-Dollar flossen vollständig Fiat-Chrysler zu. Geplant ist, die anderen 80% Anteile an die Aktionäre von Fiat-Chrysler als Aktiendividende zu verteilen. Die verbleibenden 10% hält Piero Ferrari, der Sohn des Gründers Enzo Ferrari. Angesichts der hohen IPO-Bewertung mit dem über 30-fachen des erwarteten Gewinns in 2015 war es nicht überraschend, dass der Kurs nach der Notierungsaufnahme, die leichte Gewinne brachte, schnell wieder auf das Niveau des Emissionspreises zurückging. Dort scheint jedoch auch ein Boden gefunden.

36 500 Euro Net Profit pro Fahrzeug

Im vergangenen Jahr, und damit kommen wir zu den Luxusaspekten, erzielte Ferrari Umsätze von 2.76 Mrd. Euro, der Gewinn betrug 265 Mio. Euro. Verkauft wurden 2014 lediglich 7 255 Automobile, ganz bewusst, um das Raritäten-Premium auszubauen. Ferrari Käufer müssen auch im Durchschnitt ein Jahr auf die Auslieferung warten. Eine simple Kalkulation ergibt, dass pro verkauften Wagen 36 500 Euro Nettogewinn bleiben. Zum Vergleich: Maserati, ebenfalls eine Fiat-Chrysler Tochter, verkaufte 2014 immerhin 36 000 Automobile, Porsche kam in den ersten 8 Monaten des Jahres auf 120 000 Stück. Diese Zahlen sprechen für sich und führen wieder ein Mal deutlich vor Augen, dass Luxus eben auch mit Knappheit und Zugangsmöglichkeiten zu tun hat.

Ferrari – Grand Prix Sieger ohne Wettbewerb

Die Strategie von Ferrari ist einzigartig. Das Marketing besteht im Wesentlichen in bislang 222 Grand Prix Siegen bei der Formel 1. Die Rennen werden weltweit von bis zu 425 Mio. Zuschauern live verfolgt. Anders als bei anderen Herstellern fallen bei Ferrari auch signifikante Erträge aus Merchandising, Lizenzvergabe und Royalties an, im ersten Quartal 2015 immerhin 109 Mio. Euro oder 17.6% der Quartalsumsätze. Microsoft, Lego, Puma und Oakley Sunglasses sind bekannte Geschäftspartner von Ferrari. Weitere rund 10% der Einnahmen kommen durch einen lang laufenden Liefervertrag für Motoren an Maserati zustande.

Raritätenprämie bei der RACE-Aktie

Im roten Bereich: seit dem IPO hat die Ferrari-Aktie knapp 10% verloren. Chart: www.moneynet.ch
Im roten Bereich: Seit dem IPO hat die Ferrari-Aktie um knapp 10% verloren. Chart: www.moneynet.ch

Nach herkömmlichen Bewertungsmassstäben ist die Ferrari Aktie mit einem Gewinnmultiple von deutlich über 30 zu hoch bewertet. Exorbitante Gewinnsteigerungen sind nicht zu erwarten, da eine Ausweitung der Produktionskapazitäten nur mit Blick auf China und die Emerging Markets auf dann maximal 10 000 Automobile pro Jahr in Erwägung gezogen wird. Die Kursentwicklung könnte aufgrund des zunächst geringen Free Floats von nur 10% sehr volatil verlaufen, zumal die Absichten der Fiat-Chrysler Aktionäre, an die 80% des Aktienkapitals verteilt werden sollen, schwer zu prognostizieren sind. In diesem Zusammenhang bleibt auch abzuwarten, wie sich das „Loyalty Programm“ für die Ferrari Aktionäre entwickeln wird. Für Ferrari Aktionäre, die ihre Aktien drei Jahre lang halten, soll es dann Aktien mit speziellem Stimmrecht geben. Ein cleverer Schachzug, der zunächst eine unerwünschte Übernahme zu verhindern vermag, langfristig aber dazu führen kann, dass sich ein Konsortium auch eine Mehrheit verschaffen kann, natürlich auf einem wesentlich höheren Trophy Preis-Niveau.

Zum Abschluss der Serie über Luxus erwartet Sie in Teil 10 noch ein für Anleger wichtiges Tabellenwerk, in dem wir sämtliche in unserer Serie erwähnte Aktien aufführen.

Mit dem neuen Format „Im Kontext beabsichtigen wir von schweizeraktien.net, in periodischen Artikel-Serien den gewohnten analytischen Blick auf das Micro-Level von einzelnen Aktien und Branchen durch einen breiteren und tieferen Kontext zu ergänzen, hin zu einem „Grossen Bild“. Dieses soll unseren Lesern in eher prosaischer Form und lebendig, bisweilen auch vergnüglich, wirtschaftliche, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge vermitteln und Anregungen für die eigene Analyse der behandelten Sujets und Anlagethemen bieten, die oftmals im hektischen Tagesgeschäft in den Hintergrund gedrängt werden, aber für die fundierte Meinungsbildung „Im Kontext“ unabdingbar sind.

Immobilienaktien: Attraktive Investments mit tiefen Risiken für unsichere Zeiten

0
Baukräne weit und breit: der Schweizer Immobilienmarkt boomt. Auch die Immobilienaktien weisen eine gut Performance auf. Bild: schweizeraktien.net
Baukräne weit und breit: der Schweizer Immobilienmarkt boomt. Auch die Immobilienaktien weisen eine gut Performance auf. Bild: schweizeraktien.net
Baukräne weit und breit: Der Schweizer Immobilienmarkt boomt. Auch die Immobilienaktien weisen eine gute Performance auf. Bild: schweizeraktien.net

Der schweizerische Immobilienmarkt bietet den Investoren zahlreiche attraktive Anlagemöglichkeiten. Denn insgesamt gesehen ist die Immobilienbranche mit einem Anteil von 18% an der gesamten Wirtschaftsleistung die Branche mit der höchsten landesweiten Leistung. Bereinigt um Tätigkeiten wie beispielsweise die Leistungen von Bauämtern, Bauanwälten oder der Zementherstellung beträgt der Anteil der reinen Immobilienwirtschaft an der Wirtschaftsleistung immer noch beachtliche 11%. Diese Zahlen wurden in einer vom schweizerischen Hauseigentümerverband in Auftrag gegebenen Studie im 2014 ermittelt.

UBS Immobilienblasenindex stabilisiert sich

Ebenfalls sehr bedeutend ist die Immobilienbranche für die Finanzindustrie. Trotz der anhaltenden mahnenden Stimmen der Schweizerischen Nationalbank sowie dem von der UBS publizierten Immobilienblasenindex, der jüngst besorgniserregend angestiegen ist, gilt die Branche als solide. So sind derzeit weltweit die Immobilien in Grossstädten den Experten der UBS zufolge überbewertet. Die im Mai 2015 publizierte Studie, die nur in Englisch verfügbar ist, kann hier eingesehen werden. Der von der UBS weiter errechnete Immobilienblasenindex in der Schweiz stabilisierte sich im dritten Quartal 2015 auf einem Wert von 1.38, nachdem er im zweiten Quartal nochmals deutlich zulegte. Die Experten verweisen darauf, dass die nominell stagnierenden Eigenheimpreise und der Rückgang der Investitionsnachfrage den Blasenindex dämpfen. Die Immobilienfachleute des Beratungsunternehmens Wüest & Partner publizieren regelmässig Studien über den Schweizer Immobilienmarkt. In der jüngsten Ausgabe des Immo-Monitorings, dessen wichtigste Aussagen hier nachgelesen werden können, zeigen die Experten auf, dass der Grossteil der Preisanstiege der letzten Jahre fundamental erklärbar ist und deswegen nur partiell besorgniserregend ausfällt. Allerdings wird bei den Miet- und Eigentumswohnungen von einer Trendwende gesprochen. Die Marktliquidität habe deutlich zugenommen. Strukturelle Überkapazitäten seien dennoch keine zu erwarten. Als beendet angesehen wird vorläufig die langanhaltende Phase der Preisanstiege.

Anlagegelder fliessen weiter in den Immobilienmarkt

Diese Aussagen der Experten untermauern die Solidität des Immobilienmarktes. So dürften auch die institutionellen Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen wegen der gut kalkulierbaren Erträge nicht nur mangels Anlagealternativen weiterhin in Immobilien investieren. Diese Anleger investieren sowohl direkt in den Immobilienmarkt durch den Kauf von Liegenschaften oder beteiligen sich an Immobilienfonds und Immobiliengesellschaften. Neben den institutionellen Anlegern sind bei den Käufern von Fondsanteilen und Beteiligungspapieren von Immobiliengesellschaften auch zahlreiche Privatanleger zu finden. Während im Ausland nicht zuletzt wegen der Finanzkrise zahlreiche Immobilien unter Preisdruck gerieten, erfreut sich der Schweizer Markt seit langem einer positiven Entwicklung.

Starker Franken hat nur geringen Einfluss auf die Immobilienbranche

Ebenfalls bislang keinen messbaren Einfluss hat die Aufgabe der Unterstützung des Wechselkurses des Frankens gegenüber dem Euro. Lediglich die Baubranche vermeldet erste Anzeichen einer Abschwächung der Nachfrage, die allerdings bislang nicht dramatisch ausfällt. Dies deckt sich auch mit den vorerwähnten Aussagen der Branchenexperten. Genauer beachtet werden sollte allerdings die Entwicklung der Industriebetriebe, die unter der Wechselkursveränderung leiden. Betroffen von dieser Entwicklung werden vor allem die gewerblichen Immobilien, während die Wohngebäude allenfalls zu einem deutlich späteren Zeitpunkt wegen eines möglichen Rückgangs der Kaufkraft der natürlichen Personen infolge der Abschwächung der Wirtschaft getroffen werden könnten.

Positive Performance der Schweizer Immobilienaktien

Ausgewählte Schweizer Immobilienaktien im Vergleich. (Quelle: Geschäftsberichte 2014)
Ausgewählte Schweizer Immobilienaktien im Vergleich. Daten Anfang November. * Warteck Invest: MarketCap ohne KE. Quelle: Geschäftsberichte 2014

Die Entwicklung der schweizerischen Immobiliengesellschaften fiel nicht zuletzt dank der anhaltend guten Marktverfassung in den letzten Jahren grossmehrheitlich positiv aus. Ein Vergleich der Kursentwicklung der Aktien in den letzten zwölf Monaten (siehe Tabelle) zeigt mit Ausnahme der Konkordia AG, die allerdings ein Spezialfall einer Immobiliengesellschaft ist, da sie keinen inneren Wert ausweist, eine durchwegs positive Entwicklung auf. Auch die Nachfrage von Investoren nach Immobilienpapieren ist weiterhin sehr hoch, wie etwa die im November durchgeführte Kapitalerhöhung der Basler Immobiliengesellschaft Warteck Invest aufzeigt. Wie das Unternehmen mitteilt, wurden von den bestehenden Anteilseignern 99.8% aller Bezugsrechte ausgeübt. Hieraus flossen der Gesellschaft Bruttogelder von 76.7 Mio. CHF zu. Die stets sehr solide agierende Gesellschaft sichert sich mit dieser Massnahme die Flexibilität zum Ausbau des Portfolios. Die Gesellschaft gehört mit einer Portfoliogrösse von 580 Mio. CHF (Stand 30. Juni 2015) zu den kleineren an der Schweizer Börse kotierten Immobiliengesellschaften. Deutlich macht dies auch ein Blick auf die Marktkapitalisierung von aktuell knapp 350 Mio. CHF (nach der Kapitalerhöhung). Überhastete Zukäufe suchen Investoren bei Warteck vergeblich. Stattdessen weisst die Firma eine seit Jahren kontinuierlich positive Entwicklung der Geschäftszahlen aus.

Mobimo übernimmt Dual Real Estate

In einer anderen Liga spielen die Mobimo und die PSP Swiss Property, die ebenfalls an der Schweizer Börse kotiert sind. Mit einer Portfoliogrösse von 6.1 Mrd. CHF und über 160 Liegenschaften gehört PSP zu den grössten der Schweizer Immobilienbranche. Nicht mit dieser Grösse mithalten kann Mobimo, die allerdings mit einem Volumen von knapp 2.5 Mrd. CHF (Stand 30. Juni 2015) ebenfalls zu den grösseren Branchenvertretern gehört. Die Gesellschaft hat zudem in den letzten Tagen die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an der Dual Real Estate Investment AG, einer kleineren Gesellschaft mit einem Portfolio von knapp 230 Mio. CHF, bekannt gegeben. Ein Vergleich der Kursentwicklung der beiden Titel zeigt auf, dass gerade bei den ganz grossen Firmen das weitere Wachstumspotenzial begrenzt ist. So legte die Aktie der PSP innerhalb der letzten 12 Monate um vergleichsweise tiefe 3.5% zu, während die Papiere von Mobimo um 12.1% avancierten. Die PSP erwartet zudem für das laufende Jahr einen Rückgang der Gewinne, was sich ebenfalls kursbelastend auswirkte.

Espace in der Leader-Position bei den nicht kotierten Immobilien AGs

Unter den ausserbörslich gehandelten Immobilienaktien weist die Espace Real Estate Holding AG (Espace) mit einem Portfolio von 608 Mio. CHF (Stand 30. Juni 2015) eine vergleichsweise grosse Grösse auf. Bei der Gesellschaft stehen die Zeichen auf einem weiteren Ausbau des Portfolios durch die gezielte Entwicklung der eigenen Landreserven (siehe auch OTC-X Research vom 13. November 2015). Hingegen finden wegen der sehr hohen Transaktionspreise kaum Zukäufe von Immobilien statt. Aktuell befinden sich weitere 165 Wohnungen in der Bauphase. In den kommenden Jahren sollen jeweils ein bis drei Gebäude pro Jahr fertiggestellt werden. Erst nach dem Ende der Expansionsphase sind deutlich steigende Erträge zu erwarten.

Zu den kleineren Firmen gehört die CasaInvest Rheintal AG, die über ein Portfolio von 170 Mio. CHF (Stand 30. Juni 2015) verfügt. Die Gesellschaft ist noch in der Wachstumsphase und strebt einen Ausbau des Portfolios auf eine Zielgrösse von rund 250 Mio. CHF an. Um keine unnötig hohen Risiken einzugehen, setzt das Unternehmen auf ein langsames Wachstum. Neben der aktiven Bewirtschaftung der bestehenden Gebäude sind Neubauprojekte, die allerdings nicht von der Gesellschaft selbst durchgeführt werden, Teil der Firmenstrategie.

Ein Sonderfall ist die Zürcher Freilager AG. Mit der derzeit laufenden Erstellung einer neuen Überbauung auf dem Areal des ehemaligen Zollfreilagers in Zürich stehen die Zeichen auf Expansion. Die Firma generiert daher aktuell nur sehr tiefe Mieterträge und schüttet dementsprechend nur eine sehr geringe Dividende aus. Die gesamten Baukosten des neuen Areals liegen bei rund 360 Mio. CHF. Ab dem nächsten Jahr wird ein Teil der neuen Gebäude fertiggestellt werden und dementsprechend in den Folgejahren Erträge generieren.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der schweizerische Immobilienmarkt nach wie vor solide ist. Das Risiko von deutlichen Einbrüchen ist derzeit nicht ersichtlich. An einzelnen Lagen besteht allerdings durchaus das Risiko rückläufiger Preise. Dies betrifft insbesondere Wohnungen und Luxusimmobilien an den sogenannten Hot Spots (Zürich, Genf, Zug) sowie Büroliegenschaften insbesondere in einzelnen Regionen. Beim Gros der Immobilien hängt allerdings die weitere Wertentwicklung stark von der zukünftigen Zinsentwicklung ab. Im Fall eines deutlichen Zinsanstiegs sind grössere Korrekturen zu erwarten. Derzeit bestehen keinerlei Anzeichen für eine deutliche Erhöhung der Zinsen, so dass dieses Risiko als sehr klein angesehen werden kann. Bei einem leichten Zinsanstieg sind allenfalls kleinere Preiskorrekturen im unteren einstelligen Prozentbereich zu erwarten.

Nicht mehr erwarten sollten die Investoren indessen Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Ein Wertzuwachs der Immobilienaktien in der Grössenordnung von rund 5% jährlich erscheint auf der Basis der Bestandesliegenschaften die obere Grenze zu sein. Zudem werden die Anteilseigner auch zukünftig mit kontinuierlichen Ausschüttungen rechnen können. Unter der Annahme einer stabilen Kursentwicklung sollten die Aktionäre eine Rendite von rund 4% erwarten können. Dies gilt allerdings nicht für die Gesellschaften, die grössere Investitionen in den Ausbau des Portfolios durchführen. Zu nennen sind hier im Bereich der auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Titel der CasaInvest Rheintal AG, Espace Real Estate Holding AG und Zürcher Freilager AG. Mit einem Kurs in Höhe des inneren Werts und einer Dividendenrendite von 3% bieten hier die Papiere der Espace Real Estate interessante Chancen für den langfristig agierenden Anleger. Für Investoren, die sich mit einer zumindest temporär tiefen Ausschüttung anfreunden können, erscheinen auch die Aktien der CasaInvest Rheintal, die mit einem im Branchenvergleich geringen Agio von 10% gehandelt werden, interessant. Bei den an der Schweizer Börse SIX gehandelten Aktien bieten die Papiere von Mobimo mit einem Agio von 10% und einer Rendite von 4.5% gute Chancen.

Rheintal Medien: CEO René Wuffli gibt 2016 nach 25 Jahren die Geschäftsleitung ab – Unternehmen auf Vorjahreskurs

0
René Wuffli, langjähriger Geschäftsleiter und VRP der Rheintal Medien, wird sich im August 2016 aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Bild: zvg
René Wuffli, langjähriger Geschäftsleiter und VRP der Rheintal Medien, wird sich im August 2016 aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Bild: zvg
René Wuffli, langjähriger Geschäftsleiter und VRP der Rheintal Medien, wird sich im August 2016 aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Bild: zvg

Die Rheintal Medien AG hat in den letzten drei Jahren einen deutlichen Veränderungsprozess durchlebt. 2011 wurden die beiden Regionalzeitungen „Der Rheintaler“ und die „Rheintalische Volkszeitung“ in die Rheintal Verlag AG eingebracht, die mehrheitlich der früheren Rheintaler Druckerei- und Verlag AG (rdv) gehörte. Anschliessend übergab die rdv den Akzidenzdruck und das Fachverlagsgeschäft an die Galledia AG, ein Joint Venture mit der Druckerei Flawil AG. Im letzten Jahr erfolgte dann die Fusion der rdv AG mit der rva Druck und Medien AG (Druckerei Flawil) zur heutigen Rheintal Medien AG. Rückwirkend auf den 1. Januar 2015 kaufte die neue Gesellschaft den 50%-Anteil an der Galledia AG vom früheren Joint Venture-Partner Druckerei Flawil AG. In dieser neuen Konstellation erhofft sich die Rheintal Medien AG, in dem immer härter werdenden Mediengeschäft in der Schweiz als mittelgrosse Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von rund 50 Mio. CHF mithalten zu können.

Somedia-Beteiligung wird verkauft – weitere Beteiligungen aufgestockt

Nachdem die wichtigen Konsolidierungsschritte abgeschlossen sind, kommt es zu einem Wechsel an der Spitze der Unternehmensgruppe. René Wuffli, seit 25 Jahren Geschäftsleiter der rdv und Präsident des Verwaltungsrates der Rheintal Medien, wird im kommenden Jahr erst das Amt des VR-Präsidenten an seinen Stellvertreter Urs Schneider übergeben und sich im August 2016 auch aus der Geschäftsleitung zurückziehen. „Wir haben diesen Schritt im Verwaltungsrat seit eineinhalb Jahren sorgfältig geplant“, so Wuffli auf Nachfrage. Die Gesellschaft sei in ihrer Struktur nun gut für die Zukunft aufgestellt und könne jetzt von einem jüngeren Team mit neuen Ideen in die Zukunft geführt werden. Wuffli betont allerdings, dass er noch bis 2019 im Verwaltungsrat als einfaches Mitglied dabei bleibe. Neben dem Wechsel im Verwaltungsrat gab Rheintal Medien in einem Aktionärsbrief auch bekannt, dass sie nun 100% an der Digitaldruckerei Copydruck Rheintal AG übernommen habe und sich von ihrer 20%igen Beteiligung an der Somedia Zeitungsdruck AG trennen werde. Durch diesen Schritt müsse Rheintal Medien künftig keine Investitionen in den Zeitungsdruck mehr mitfinanzieren, erklärte Wuffli. Dies schone die Liquidität des Unternehmens. Hoffnungen auf grosse ausserordentliche Erträge seien allerdings nicht realistisch. Zudem werde die Rheintalische Volkszeitung in den kommenden zwei Jahren weiterhin bei Somedia gedruckt. Anschliessend sei es auch denkbar, an einem anderen Ort zu drucken. Hier würde sich die Zeitungsdruckerei der zur NZZ Mediengruppe gehörenden St. Galler Tagblatt AG in Winkeln anbieten. Mit der St. Galler Tagblatt AG haben die beiden Regionalzeitungen einen über fünf Jahre laufenden Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen, der den überregionalen Teil für die beiden Rheintaler Blätter umfasst.

Tageszeitungen auf Kurs – Galledia AG kämpft im Verlagsbereich

Nach Angaben des Unternehmens liegt der 2015er Umsatz bei der Rheintal Medien AG im Bereich der Tageszeitungen und der Vermietung der Liegenschaften in Berneck auf Kurs. Das Ergebnis auf Stufe EBITDA übertreffe sogar mit 7% die budgetierten Werte. Nach Angaben von René Wuffli entspreche das Budget in etwas den Vorjahreszahlen. Das bisher gute Abschneiden der Digitaldruckerei Copydruck AG – der Umsatz übersteigt das Budget um 16% und das EBITDA sogar um 65% – dürfte sich zusätzlich positiv auf das Jahresergebnis auswirken. Zudem fliessen seit September 2015 die ersten Mieterträge für die ehemalige Produktionsstätte in Berneck. Diese wurde an die Postmail AG vermietet.

In der 100%igen Tochter Galledia AG entwickeln sich die Sparten Print und Verlag hingegen gegensätzlich: Während die Druckereisparte trotz eines Umsatzrückgangs um rund 2.2 Mio. CHF das EBITDA gegenüber dem Vorjahr verbessern konnte, weisen die 25 Fachzeitschriften (u.a. Organisator, Marketing & Kommunikation, Immobilien Business) bisher einen Umsatzrückgang um rund 5.4% und ein negatives Betriebsergebnis (EBITDA) aus. Begründet wird dies mit den Aufbaukosten für den Onlinebereich. Im Druckbereich wirkte sich die Akquisition des Druckgeschäfts der Luzerner UD Medien positiv aus. Insgesamt ist René Wuffli zuversichtlich, dass die Galledia AG für 2015 eine „schwarze Null“ ausweisen könne. 2014 war das Ergebnis noch negativ (siehe Blog Beitrag vom 7. Mai 2015). Zum Gesamtjahr möchte der CEO noch keine weiteren Aussagen machen. Dazu sei es schlicht noch zu früh. Allerdings rechne er mit einem Ergebnis, das nicht schlechter als im Vorjahr ausfallen werde.

Im dem herausfordernden Umfeld, dem die gesamte Schweizer Medienbranche wegen des Strukturwandels und der Frankenstärke ausgesetzt ist, ist es heute schon ein Erfolg, wenn die Ergebnisse auf Vorjahresniveau gehalten werden können. Dies insbesondere, wenn die Erträge zum grossen Teil noch aus den klassischen Einnahmequellen Druck und -vorstufe, Inserate sowie Abonnemente stammen. Allerdings wird es auch für die Rheintal Medien AG nun sehr wichtig, das bestehende Geschäft zu stärken, neue Ertragsquellen zu erschliessen und vor allen Dingen in das Onlinegeschäft zu investieren. Nach Angaben von René Wuffli soll dies vor allen Dingen über Zukäufe im Fachmediengeschäft geschehen. Dies dürfte im aktuellen Umfeld nicht einfach werden, da auch andere Verlage das Fachmediengeschäft als Wachstumsfeld erkannt haben (z.B. NZZ). Durch die langfristige Vermietung der Liegenschaft in Berneck und ein gutes Polster an liquiden Mitteln dürfte Rheintal Medien in der Lage sein, kleinere Akquisitionen zu tätigen. Grosse Würfe darf der Aktionär allerdings nicht erwarten. Zuletzt wurden die Aktien auf der Handelsplattform OTC-X zu Kursen von 405 CHF gehandelt. Auch wenn sich das operative Ergebnis (EBITDA) der Gruppe konsolidiert auf dem Niveau des Vorjahres bewegt, so dürfte der Wertschriftenertrag aufgrund der schwieriger gewordenen Situation an den Finanzmärkten geringer ausfallen. 2014 lag der Wertschriftenertrag noch bei 670’000 CHF. Insgesamt rechnen wir daher mit einem rückläufigen Reingewinn, der auch Auswirkungen auf die Dividendenhöhe haben könnte. Da die Aktien der Rheintal Medien AG allerdings vorwiegend regional gestreut sind, rechnen wir nicht mit einem signifikanten Dividendenrückgang. Selbst bei einer Kürzung der Dividende auf 15 CHF je Aktie wäre die Rendite mit 3.7% – gemessen an den letztbezahlten Kursen – noch attraktiv.

Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Kreise sind Aktionäre der Gesellschaft.

Macro Perspective: Identifikation von Spekulationsblasen – der beste Vermögensschutz

0
South Sea Bubble: Die Symptome einer Spekulationsblase sind immer noch die gleichen.

„Ich kann zwar den Lauf der Gestirne auf Zentimeter und Sekunde genau berechnen, jedoch nicht wohin eine wahnwitzige Menge die Kurse treibt.“ Sir Isaac Newton, 1643-1729, Astronom, Mathematiker, Physiker, Alchimist, Metallurge, Philosoph

South Sea Bubble: Die Symptome einer Spekulationsblase sind immer noch die gleichen.
South Sea Bubble: Die Symptome einer Spekulationsblase sind immer noch die gleichen.

Wenig hat sich an der Herdenmentalität der Anleger geändert, seit die berühmte South Sea Bubble um 1720 erst grosse Vermögen aus dem Nichts geschaffen hat, die sich dann ganz schnell wieder in Staub verwandelt haben. Auch Sir Isaac Newton verlor einen grossen Teil seines Vermögens. Amüsanterweise zahlt die britische Regierung bis heute, fast 300 Jahre später, Zinsen auf einen kleinen Teil der noch ausstehenden Anleihen! Um die Jahrtausendwende waren es dann die Internet- und Technologieaktien, die erst Boom und dann Baisse mit sich brachten. Heute sind die Bubbles in anderen Bereichen angesiedelt. Doch die Symptome sind immer noch die gleichen.

Kreditboom gleich Asset Inflation

57 Billionen US-Dollar ist das ausstehende Volumen am globalen Bondmarkt. Nie war es einfacher und billiger, Kredite in Milliardenhöhe aufzunehmen, vorausgesetzt, die Bonität stimmt. Nestlé emittierte dieses Jahr eine Anleihe, die, ein absolutes Unikum bei Corporate Bonds, eine Negativverzinsung aufwies. Die Gläubiger bezahlen Nestlé dafür, ihr Geld zu leihen! Selbst schlechte Schuldner bekommen Geld, am Kapitalmarkt als High-Yield Bond Emittenten, oder von Hedge Fonds und Schattenbanken aller Art als hart verhandelte Nachrangdarlehen oder Wandelanleihen. Bis vor kurzem liess sich alles platzieren. Jetzt nehmen die Stress-Symptome zu. Der amerikanische Junk Bond Markt hat inzwischen die eine Billionen US-Dollarmarke überschritten. Auch die reichliche Liquidität der S&P 500 Unternehmen erlaubt Kreditvolumina in Milliardenhöhe, die überwiegend in Aktienrückkäufe und den überhitzten M&A Markt fliessen, bspw. bei Apple, deren Bonds Zinsen nahe der Null-Linie abwerfen. Noch jede Aktienhausse der Geschichte wurde von einem Kreditboom genährt, der, an seinem Wendepunkt angekommen, aufgrund der Antizipation einen Dominoeffekt auslöst. Ein eindeutiges solches Stress-Symptom traf jetzt den CEO von Valeant, der einen Teil seiner Aktien mit 100 Mio. US-Dollar beliehen hatte. Goldman Sachs liquidierte die beliehenen 1.3 Mio. Aktien nach ihrem Kurssturz, um den Kredit zurückzuführen. Das ist eine Zwangsliquidation. Ähnlich ergeht es den Hedge Funds, die in Valeant investiert waren. Sie erleiden hohe Verluste, Bill Ackman über eine Milliarde US-Dollar, Prodigy 300 Mio. US-Dollar. Die Abflüsse folgen erst zeitversetzt, weil der Exit aus Hedge Funds längeren Kündigungsfristen unterliegt. Die müssen dann Positionen liquidieren, um die Auszahlungen vornehmen zu können.

Gewinnrezession führt zu Kontraktion des Multiples

Die Berichtssaison für das dritte Quartal nähert sich dem Ende, und wie es aussieht, ist es das dritte Quartal in Folge, in dem die aggregierten Gewinne der S&P 500 Unternehmen rückläufig sind, zwar jeweils nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich, aber eben doch negativ. Drei negative Quartale in Folge sind auch offiziell eine Rezession, wobei die Entwicklung der Unternehmensgewinne der GDP Entwicklung um 2 bis 3 Quartale voraus läuft. Die aktuelle Korrektur an der Wall Street ist eine Anpassung daran, dass die Gewinne nicht weiter nach oben extrapoliert werden können, sondern, im Gegenteil: Bei einer Gewinnkontraktion muss das Multiple nach unten korrigiert werden. Sollte die Fed, wie allgemein erwartet, im Dezember die erste Zinserhöhung nach einem Jahrzehnt sinkender Zinsen entscheiden, dürfte das Gewinnmultiple an der Aktienbörse weiter zurückgenommen werden, da der Antizipationsmechanismus eben so funktioniert, dass weitere Zinserhöhungen erwartet werden. Dann dürfte auch die Verzinsung der 10-jährigen Government Bonds wieder deutlich höher liegen als die Dividendenrendite des S&P. Es war eine absolute Kuriosität in der Geschichte der amerikanischen Finanzmärkte seit Mitte der 50er Jahre, dass die Verzinsung der 10-jährigen Bonds niedriger lag als die S&P Dividendenrendite, wie zuletzt. Von einem KGV 19 bei den S&P 500 Aktien könnte es dann schnell auf ein KGV 15 gehen, wobei die Erfahrung lehrt, dass insbesondere nach langen Aufschwungphasen die Enttäuschung heftig sein kann für diejenigen Anleger, die nichts anderes kannten als steigende Kurse. Deshalb kann die darauffolgende Baissebewegung auch weit kräftiger als angemessen ausfallen. Die Börse übertreibt eben, in beide Richtungen.

Biotech im Korrekturmodus

Der DJ Biotech-Index hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht. Chart: www.moneynet.ch
Der DJ Biotech-Index (schwarz) hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht und den DJ Industrial (blau) klar geschlagen. Chart: www.moneynet.ch

Besonders anfällig sind bestimmt Hype-Industrien wie Biotech. Anders als 1999/2000 ist bei diesem Techboom Tech im engeren Sinn kaum vertreten. Die meisten IPOs dieses Jahr kamen aus dem Biotech Sektor. Der Arca Index legte in den letzten 4 Jahren um beachtliche 80% zu. Bei vielen der jetzt notierten Biotechs fragen sich Experten, woher der pay-back kommen soll. Die abwesenden Tech-IPOs sammeln sich bei den Venture Capital Unternehmen als, der jüngste Auswuchs an Wall Street, „Unicorns“ oder, noch besser, „Decacorns“. Für diejenigen, die mit der Banker-Sprache nicht vertraut sind: Damit sind privat gehaltene Techfirmen gemeint, deren Bewertung bei der letzten Finanzierungsrunde jenseits von 1 Mrd. US-Dollar bzw. 10 Mrd. US-Dollar lag. Als Star wird Uber gefeiert, die 40 Mrd. US-Dollar auf die Waage bringen sollen. Die Frage ist, würden diese Firmen bei einem Börsengang ähnliche Bewertungen erhalten angesichts meist mangelnder Umsätze und Gewinne sowie regulatorischer Unsicherheiten oder rechnen sich die VCs wechselseitig reich?

Aktien vs. Bonds

Den Trend gibt stets der Anleihenmarkt vor; steigen die Bonds, folgen auch bald die Aktienmärkte – so war es jetzt für rund drei Jahrzehnte, von kurzen Phasen mit höheren Zinsen abgesehen. Doch die Anleihezinsen sind am „lower bound“ angekommen. Jetzt kann die Richtung der Entwicklung eigentlich nur noch nach oben gehen. Das bedeutet fallende Bondkurse, steigende Zinsen und in der Konsequenz auch eine nachlassende Attraktivität der Aktien, die unter Renditeaspekten zunehmend die Konkurrenz höherer und steigender Zinsen zu spüren bekommen. So die Theorie. Könnte es dieses Mal anders sein?

Magisches Denken der Notenbanken

Haben die Notenbanken mit dem Negativzins und QE etwa Instrumente entdeckt, auf die ihre Vorgänger nicht gekommen sind und die jetzt eine in Schulden ertrinkende Welt durch magisches Denken retten? Wohl kaum! Die verdeckte Staatsschuldenfinanzierung hatte auch schon Reichskanzler Brüning in der Weimarer Republik entdeckt – mit den bekannten Folgen. Überschuldung wird letztlich immer zu einer schwachen Währung führen und ist Ausdruck einer Wirtschaft, die ohne den Sauerstoff Kredit kollabieren wird. Dies führt, wie heute in den Emerging Markets, aber auch am Euro zu sehen ist, zu einem Abzug des internatonalen Anlagekapitals, was Krisen verschärft und oft zu einer sich selbst nährenden Deflationsspirale führt. Bei all den gegenwärtigen „Notverordnungen“ zu Griechenland, Ukraine, Balkanstaaten, der weiter schwelenden Bankenkrise, der hohen und steigenden Arbeitslosigkeit in Südeuropa, dem Aufpoppen extremistischer politischer Parteien, dem Sezessionsdrang Kataloniens, Schottlands und jetzt auch Bayerns usw. drängen sich zunehmend die Vergleiche zu damals auf – vor allem, weil es böse endete.

Krieg als Allheilmittel

Als zynische Erkenntnis bleibt, dass in der jüngeren Geschichte der Neuzeit Phasen der Deflation und Depression stets durch Kriege gelöst wurden. Das lenkt von sozialen und wirtschaftlichen Problemen ab, lässt die politische Führungsriege oder Junta als Helden erscheinen und führt, so sicher wie das Amen in der Kirche kommt, zu Inflation. So betrachtet finden in Syrien, Yemen, Libyen usw. Stellvertreter-Kriege statt, die mehr Rüstung, Modernisierung der Waffensysteme, höhere Militärbudgets usw. erfordern. Die Staaten der ersten Welt brauchen Inflation, mehr als alles andere, denn nur dann werden sich die Schulden zumindest real vermindern, bei Deflation dagegen, nehmen sie real zu, der Dominoeffekt, die Deflationsspirale, der Staatsbankrott ist dann nur einen Schritt entfernt. Allerdings, es fehlen die grossen Köpfe, die auch mal klar sagen, was Sache ist. Wenn schon die Medien ihrer Verpflichtung zur objektiven und umfassenden Berichterstattung und Information nicht nachkommen, dann braucht es mehr Persönlichkeiten wie Günter Grass, der vor seinem Ableben zumindest mit letzter Kraft der Welt sagte, dass der Dritte Weltkrieg bereits begonnen hat. Wie sonst sollte man die biblisch anmutenden Menschenströme interpretieren, die lieber im Mittelmeer ertrinken oder auf der Brücke zwischen Braunau am Inn und dem abgeschotteten Bayern erfrieren als sich erschiessen oder köpfen oder in die Luft sprengen lassen wollen. Der kulturelle Niedergang Europas dokumentiert sich überdeutlich darin, dass Köpfe wie Einstein, Chaplin, Sartre, Marcuse, Mitscherlich oder Brandt in der gegenwärtigen Generation fehlen. Köpfe, die etwas zu sagen haben und es auch tun. Das grosse Schweigen ist, wie auch in dem gleichnamigen Bergmann-Film, ein Ausdruck gestörter, ja pathologischer psychosozialer Strukturen, mangelnder Kognition und der frappierenden Unfähigkeit zur kritischen Artikulation. Könnte es daran liegen, dass die kritische Intelligenz im dunklen Zeitalter der Diktatoren so gründlich vernichtet wurde, dass ausser Konformismus nicht viel übrig geblieben ist?

Extraterrestrische Perspektive

Wie würden wohl ausserirdische intelligente Wesen, die die Erde beobachten, beurteilen, was sie sehen? Krieg um fossile Energieträger, die total primitiv verbrannt werden, damit Löcher im atmosphärischen Schutzschild verursachen und den Planeten für Sonnenstürme wie 1859 verwundbar machen. Die Temperaturerhitzung, was zu einer Überschwemmung der Küstenregionen führt, Methan aus dem Permafrost und vom Boden der Ozeane löst. Plutoniumanlagenbetriebe, die beim ersten elektromagnetischen Impuls (EMP) ausfallen und dann kurz hinterher durchbrennen und die radioaktiven Atome mit ihrer Halbwertzeit von 4,5 Mrd. Jahren freisetzen. Die Vergiftung der raren Ressource Wasser, die Plastifizierung der Ozeane, die Ausrottung von Fischen, Meereslebewesen aller Art, die Habitatfragmentierung, die auch die letzten Tiger, Elefanten und Rhinozerosse aussterben lässt, die chemische Vernichtung der Bienen, die fast die gesamte Bestäubungsarbeit für die Ernährung von 7 Mrd. Menschen übernehmen usw. Die ausserirdischen Beobachter würden wohl weiter fliegen auf der Suche nach intelligentem Leben, denn, wer seine eigenen Lebensgrundlagen selbst zerstört, dem mangelt wohl jegliche Basis zur intergalaktischen Kooperation, allen technologischen Fortschritten zum Trotz. Wahrscheinlich ist das Universum – oder eher Multiversum nach dem Stand

Der Borg
Stehen am Ende der aktuellen Entwicklung Mensch-Maschinen wie die Borg?

der heutigen theoretischen Astronomie – voller untergegangener Zivilisationen, das vermuten jedenfalls die führenden Astrophysiker und -biologen. Abgesehen von Epidemien, kosmischen Katastrophen und galaktischen Vernichtungskriegen dürfte ein Hauptgrund sein, dass die intelligenten Maschinen, künstlich geschaffene intelligente Droiden, sich am Ende gegen ihre Schöpfer gewandt haben und diese ausgelöscht. Die einzige Autorität, die auf diese Gefahr wiederholt hinweist, ist Stephen Hawking, der wie wohl nur wenige andere versteht, dass die Rechnerkapazität gemessen in parallelen Rechenoperationen pro Sek. inzwischen dank Moore´s Law nahe an der des menschlichen Gehirns angelangt ist. Jenseits dieses Punkts ist der Mensch mit seiner langsamen Adaption den Maschinen taktisch unterlegen. Elon Musk von Tesla und der Microsoft Mitgründer Steve Wozniak sowie 20 000 Unterzeichner unterstützen Hawkings Appelle. Doch im MIT und an anderen Forschungsinstitutionen wird weiterhin unter Hochdruck und mit unbeschränkten Budgets an der Mensch-Maschine gearbeitet, am Ende steht, was in Star Trek so treffend mit den Borg zur Darstellung kam.

Börse und Krieg

Es gibt keine generelle Regel, wie die Börse auf Krieg reagiert. Es mögen erst die Kurse fallen und dann steigen, oder sie steigen erst und fallen dann. Es kommt auf den Kontext an. Die Erwartungen, den absehbaren Verlauf, den wahrscheinlichen Sieger, die voraussichtliche Dauer, die Kosten uvm. Die aktuelle Situation ist insofern besonders, als alle Weltmächte und solche, die sich dafür halten, nach und nach in den Krieg um Syrien hineingezogen worden sind. Die Interessen sind vielfältig, Desinformation und Propaganda, verdeckte Operationen und solche unter falscher Flagge sind an der Tagesordnung, ja, sind Strategie, denn jede erfolgreiche Kriegführung basiert auf Täuschung. Niemand regt sich darüber auf, dass das NATO-Mitglied Türkei zusammen mit dem US-Verbündeten Saudi-Arabien und Qatar zur Durchsetzung ihrer mittelalterlichen Vorstellungen die dunklen Kräfte eines noch dunkleren Zeitalters genährt haben. Die USA gewinnen so oder so (she. auch Macro Perspektive vom April und August), wenn die aufgeworfenen Dilemmata Europa verwerfen, den Nahen Osten und Afrika in ein Flammenmeer verwandeln und Russland und China schwächen. Die formen eine Gegenallianz, die eine rote Linie zu ziehen begonnen hat: bis hierher, und nicht weiter!

Fazit

Die Welt ist ungemütlich geworden. Die 25 Jahre Frieden nach dem Fall der Mauer sind heute Geschichte. Europa, oder genauer, die EU hat sich selbst in eine Zwangsjacke gesteckt, die weder ökonomisch noch politisch noch strategisch funktioniert. Folge ist ein kontinuierliches Zurückfallen im globalen Kontext – zwischen effizienten Asiaten und innovativen Amerikanern. Das drückt sich auch in der Entwicklung des Euro aus. Waren jahrzehntelang europäische Nachbarländer der Schweiz weit überwiegend für Logiergäste und als Exportdestination zuständig, so sind es heute vor allem Chinesen, aber auch Indonesier und Thailänder, die für die Schweiz wichtiger werden. Die kluge neutrale Politik wird der Schweiz auch in dieser schwierigen Situation helfen, das Beste daraus zu machen. Bei der Anlagepolitik empfiehlt sich generell Risikoaversion, breite Diversifikation und ein Fokus auf defensive Anlageklassen und Industrien. In jeder Hinsicht gilt Isaac Newtons Spruch: „Schicksal ist nie eine Frage der Chance, sondern eine Frage der Wahl.“

IBAarau: Regionaler Versorger nach neun Monaten gut unterwegs – Finanzanlagen belasten

0

Nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015 berichtet die IBAarau-Gruppe von einem grundsätzlich positiven Geschäftsverlauf. So habe das kumulierte operative Ergebnis (EBIT) mit 11.5 Mio. CHF um 1.6 Mio. CHF über dem Vorjahreswert gelegen. Dazu beigetragen hätten der temperaturbedingte Mehrabsatz bei Erdgas und Strom sowie eine weiterhin sehr gute Auslastung im Bereich Elektroinstallation, teilte der in Aarau und rund 20 umliegenden Gemeinden tätige Versorger in einer Medienmitteilung mit. Allerdings sei die Performance der Finanzanlagen im dritten Quartal leicht negativ gewesen, so dass der Reingewinn nur 8.8 Mio. CHF betrug.

Für das gesamte Jahr 2015 rechnet die IBAarau AG mit einem guten operativen Jahresergebnis, welches über dem Vorjahr liegen werde, so die Gesellschaft. Allerdings können das sehr gute Finanzergebnis aus dem Vorjahr nicht mehr wiederholt werden. Im Geschäftsjahr 2014 erzielte IBAarau bei einem Umsatz von 147.5 Mio. CHF ein operatives Ergebnis (EBIT) von 16.8 Mio. CHF. Der Reingewinn lag dank des guten Finanzergebnisses bei 20 Mio. CHF.

Die Aktien der IBAarau AG wurden ausserbörslich auf OTC-X zuletzt zu Kursen von 1’100 CHF gehandelt.

Im Kontext: Luxusgüter der frühen Moderne – wie der Fernhandel dem Kapitalismus den Weg bahnte

0
"Fuggerkontor" von Unbekannt - biography of M. Schwarz; Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig.
„Fuggerkontor“ von unbekannt – biography of M. Schwarz; Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig.

Zwar gab es schon vor Jahrtausenden regionale oder weithin gefächerte Handelsstrassen wie die Seidenstrasse zwischen China, Zentralasien und Arabien, die Bernsteinstrasse vom Baltikum durch Mitteleuropa bis zum Mittelmeer oder die alten Karawanenwege durch die Sahara. Wie schon die Namen sagen, ging es dabei stets um Luxusgüter wie Seide, Salz, Gold, Elfenbein, Weihrauch und Gewürze. Wikinger, Phönizier, Karthager, Tuareg, Araber und Chinesen blieben dabei jedoch überwiegend unter sich, bis etwa zu der Zeit, als Marco Polo nach China reiste, eine Zeit, in der das „dunkle Zeitalter“ in Europa zu Ende ging und vom Mittelalter abgelöst werden sollte. Das grösste Vermögen in Europa zu dieser Zeit konzentrierten die berühmten Pfeffersäcke auf sich, die Fugger aus Augsburg. Sie waren zunächst mit Tuchwaren, dann mit Pfeffer reicher als die Könige geworden, da dieser mit Gold aufgewogen wurde. Zeitgleich entwickelten sich die frühen venezianischen und Genueser Handelsdynastien, die mit Seide, Brokat, Gewürzen und Edelsteinen unvorstellbare Vermögen aufhäuften. Hier wurde auch das moderne Bankwesen entwickelt, das sich noch heute in Begriffen wie Giro, Konto, netto usw. manifestiert. In weiteren Wellen folgten die frühen Kolonialwaren wie Kakao, Zimt, Kaffee und Tee. Die Niederlande wurden zum Zentrum des Welthandels, und in Amsterdam wurde auch die erste Börse der Welt ins Leben gerufen. Berühmt wurde aus dieser Zeit die Tulpenzwiebelspekulation, ein reines Luxusvergnügen, das in einem totalen Platzen der ersten Spekulationsblase der Geschichte endete. Später gab es Kautschukmilliardäre in Manaus mitten im brasilianischen Amazonasbecken, die so unvorstellbar reich waren, dass sie ihre Wäsche in Lissabon erledigen liessen und das prachtvollste Opernhaus der Welt mitten im Dschungel bauten; die Intarsien und Kacheln, der Marmor und die Skulpturen wurden aus Italien, Frankreich und Portugal mitsamt den Kunsthandwerkern eingeschifft.

Von Preziosen und Spezereien

Andere Episoden betreffen den Pelzhandel, den Gewürzhandel, das Gold- oder Diamantenfieber, Smaragde, Platin, Tropenhölzer, Moschus oder sonstige rare und teure Objekte der Begierde. Die Händler solcher begehrter Preziosen und Spezereien haben über Jahrhunderte hinweg hohe Gewinne gemacht und damit die Basis der alten grossen Vermögen in Florenz, Antwerpen, Nürnberg und Hamburg gelegt. Nur, dass mit dem Voranschreiten der neuzeitlichen Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft etwa ab 1840 die Anzahl der potenziellen Käufer von Luxusgütern exponentiell zugenommen hat und sich diese Entwicklung nunmehr auf globaler Ebene die breite Bahn bricht.

Luxus und Sklavenarbeit

Zwar sind Leopardenfellmäntel, Krokoledertaschen und Schildpattbrillen mittlerweile gesellschaftlich gebannt, doch neue Luxusobjekte wie Smart Phones sind auch nicht unproblematisch. Bis heute können Apple, Samsung & Co. nicht nachweisen, dass das von ihnen verwendete Coltan sowie andere seltene Metalle und Elemente, ohne die es keine Mobiltelefone geben würde, nicht aus Bürgerkriegsgebieten mit Kinder- und Sklavenarbeit wie im Kongo kommen. Das ist auch nach wie vor das Problem der Schokoladenindustrie, die trotz aller Zertifizierungen das Image der Ausbeutung von Kindern in Westafrika nicht glaubhaft abstreifen kann. Bei Nestlé gab es unlängst gar eine Anklage der US-Justizbehörden wegen einem Fall von systematischer Sklavenarbeit auf Schiffen im Pazifik. Die stellen direkt auf hoher See aus Fischen Katzenfutter her, ein anderer Luxuszweig, der in den Ländern der ersten Welt Milliardenumsätze erzielt, teilweise mit Biokost, angereichert mit Omega3 Fettsäuren, wertvollem Kalzium und Magnesium für unsere Lieblinge auf vier Pfoten.

Dem interessierten Leser sei an dieser Stelle noch folgende Ausstellung, auch online, zum Besuch empfohlen, die einen breiten historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Überblick zum Thema Luxus bietet: http://www.wertpapierwelt.ch/de/home/exhibitions/current/luxury.html

Im folgenden und abschliessenden Teil der Serie erfahren Sie alles über den Börsengang der Luxusmarke Ferrari, und ob sich ein Engagement auszahlen kann.

Mit dem neuen Format „Im Kontext“ beabsichtigen wir von schweizeraktien.net, in periodischen Artikel-Serien den gewohnten analytischen Blick auf das Micro-Level von einzelnen Aktien und Branchen durch einen breiteren und tieferen Kontext zu ergänzen, hin zu einem „Grossen Bild“. Dieses soll unseren Lesern in eher prosaischer Form und lebendig, bisweilen auch vergnüglich, wirtschaftliche, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge vermitteln und Anregungen für die eigene Analyse der behandelten Sujets und Anlagethemen bieten, die oftmals im hektischen Tagesgeschäft in den Hintergrund gedrängt werden, aber für die fundierte Meinungsbildung „Im Kontext“ unabdingbar sind.

Sämtliche Beiträge unserer Luxus-Serie finden Sie unter: Gastbeiträge – Im Kontext.

Karl Bucher, VRP Rigi Bahnen: „Wir werden anhaltend gute Zahlen liefern“

0
Bucher Karl
Karl Bucher (54) ist diplomierte Schreinermeister sowie Inhaber und Geschäftsführer des bekannten Innenausbau- und Einrichtungsunternehmens Karl Bucher AG in Goldau. 2012 wurde er in den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG gewählt und ist seit 2014 deren Verwaltungsratspräsident. Mitaktionär und Verwaltungsratspräsident ist er zudem bei der Windenergie Goldau. Ausserdem arbeitet Bucher seit April dieses Jahres als Vorstandsmitglied von Schwyz Tourismus. Politisch ist er bei der FDP Meggen aktiv. Bucher ist verheiratet und hat 4 Kinder. Bild: zvg

Der Aktienkurs der Rigi Bahnen hat seit Jahresbeginn um rund 80% zugelegt. Dies ist vor allen Dingen auf ein überraschend gut laufendes Geschäftsjahr 2015 zurückzuführen, für das Rigi Bahnen-Verwaltungsratspräsident Karl Bucher einen Umsatz von 21 Mio. CHF und einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von rund 6 Mio. CHF erwartet. Doch kann das in den kommenden Jahren so weiter gehen? schweizeraktien.net sprach mit Karl Bucher am Rande des Branchentalk Tourismus über die Herausforderungen und die Zukunftsaussichten für die Innerschweizer Bergbahngesellschaft.

Von einem schlafenden Riesen zu sprechen, wäre im Zusammenhang mit den Rigi Bahnen wohl übertrieben, geschlafen hat das Unternehmen aber wohl schon?

Na ja, ein Riese wird die Rigi respektive die Rigi Bahnen AG nie werden. Es ist auch nicht das Ziel der aktuellen Entwicklung. Geschlafen haben wir in den letzten Jahren nicht. Die Strategie war auf das konzessionierte Bahnunternehmen fokussiert, alles andere überliess man den Partnern am Berg. Dann waren über mehrere Jahre erhebliche Anstrengungen nötig, um die angeschlagene Pensionskasse zu sanieren. Mittel, die an der Front viel wirkungsvoller hätten eingesetzt werden können.

Doch jetzt zeigt der Trend aufwärts: Die Anzahl der Passagiere, der Ertrag und das EBITDA sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Geht es so weiter?

Prognosen sind immer schwierig. Doch wir gehen von anhaltend guten Zahlen aus. Ob die asiatische Wirtschaftsentwicklung zusammen mit den erschwerten Visa-Bestimmungen zu einem vorübergehenden Dämpfer führen werden, kann nur schwer vorausgesagt werden. Sicher ist aber: Es wird keine weitere lineare Steigerung wie 2015 geben, das würden die Organisation, die Infrastruktur und die Mitarbeiter nicht verkraften und wäre auch für das Gäste-Erlebnis am Berg nicht ideal.

Wo sehen Sie das längerfristige Potenzial?

Generell sind wir noch recht weit von unseren Kapazitätsgrenzen entfernt. Allerdings: An einigen Tagen im November sind wir schon nahe an diese Grenzen gestossen. Höchst unerwartet. Noch Steigerungspotenzial haben wir sicher in der Gastronomie, im Merchandising und im Shopbereich.

Was sind Ihre Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr? 

2015 erwarten wir einen Gesamtumsatz von 21 Mio. CHF im Vergleich zu 18.2 Mio. im Vorjahr. Das EBITDA wird von 4.2 auf 6 Mio. CHF steigen. Für das nächste Jahr erwarten wir eine etwas verlangsamte Entwicklung bei den Frequenzen, da uns heuer sowohl das Sommer- als auch das Spätherbstwetter gut bis sehr gut gesinnt waren. Dank den neuen Gastro- und Shop-Angeboten auf Staffel und Kulm sollte der Gesamtumsatz dennoch auf gut 22.5 bis 23 Mio. CHF steigen. Das EBITDA könnte rund 6.5 Mio. erreichen.

Suchen die Rigi Bahnen nach neuen Geschäftsfeldern?

Nach den hohen Investitionen der vergangenen Jahre ist eher eine Konsolidierungsphase angesagt. Überraschungen sind aber immer möglich.

Die ganze Branche klagt über die massive Frankenaufwertung. Ihnen scheint diese nicht besonders grosse Sorge zu machen?

Ja, wir können der Frankenentwicklung relativ gelassen entgegenblicken. Denn unsere Gäste kommen zu rund 70 Prozent aus der Schweiz und nur zu 30 Prozent aus dem Ausland, davon rund die Hälfte aus Asien. Wir sind zudem nahe bei Luzern und Zürich und haben als Rigi Bahnen keine Mehrtagesgäste. Das Skigeschäft ist sehr lokal und hat keinen grossen Einfluss auf das Gesamtergebnis.

Wann werden die Rigi Bahnen zum ersten Mal eine Bardividende ausschütten? Welche Rendite streben Sie an?

Wir wollen das der Generalversamlung am 19.Mai 2016 beantragen. Aktuell laufen die letzten Verhandlungen mit dem Kanton betreffend der rechtlichen Voraussetzungen und mit dem Seco über die Modalitäten im Zusammenhang mit den zinslosen Darlehen. Das sollte gemäss aktuellem Infostand klappen, so dass einem Dividendenbeschluss nichts im Wege stehen sollte.

Was sind die Eckpunkte Ihrer neuen Strategie, die Rigi als Gesamtprojekt betrachten will?

Vom Transport- zum Tourismusunternehmen, das ist die griffige Zusammenfassung unserer Strategie 2015/2019. Im Fokus steht der Gast, der nationale und der internationale. Wir wollen all unsere Anstrengungen aus dessen Sicht anschauen und so umsetzen, dass er ein gesamtheitliches Erfolgserlebnis am Berg hat. Ein Beispiel: Wenn die Bahn 365 Tage im Jahr fährt, so kann es in Zukunft nicht mehr sein, dass Restaurantbetriebe an zentralen Punkten während Wochen geschlossen haben und unsere Gäste buchstäblich im Regen stehen. Der Gast versteht das nicht und unterscheidet auch nicht zwischen RBAG und dem Partnerbetrieb.

Der Anteil der Auslandgäste ist mit 30 Prozent noch relativ bescheiden. Was unternehmen Sie, um diesen Anteil zu steigern und insbesondere bei den Asiaten zu punkten?

Es entspricht unseren Vorstellungen, auch langfristig einen starken Anteil an Schweizer Gästen zu haben. 70/30 ist über das ganze Jahr ein guter Mix. Unsere asiatischen Gäste schätzen den kurzen Anfahrtsweg, von und nach Luzern, die spannende Bahnfahrt und die tolle Aussicht. Darauf können wir aufbauen. Für uns ist es wichtig, einen stabilen und gut ausbalancierten Ertragsmix zu haben. So fangen wir Schwankungen und Risiken in den einzelnen Märkten sicher ab.

Die Rigi Bahnen sind eine der wenigen Bergbahnen die das GA, den Swiss Travel Pass und die ÖV-Tageskarten integral akzeptieren. Hat sich dies bewährt, und wie hoch ist der Anteil der GA-Passagiere?

Ja, dieser nicht einfache Entscheid hat sich für uns bewährt. Er führte zu einer geringeren Wetterabhängigkeit und zu besseren Erträgen bei der Gastronomie. Wenn der Gast kein Billet kaufen muss, hat er dafür mehr Geld für die Konsumation zur Verfügung. Der Anteil der GA-Gäste beträgt aktuell rund 17.5 Prozent.

Bergbahnkenner sehen die Rigi Bahnen heute da, wo erfolgreiche Konkurrentinnen wie Pilatus Bahnen oder Jungfraubahnen vor zehn Jahren waren. Eine richtige Erkenntnis?

Am Branchentalk Tourismus sind die Rigi Bahnen in der Tat als Nachzügler zu den Big Five bezeichnet worden. Doch Nachzügler geniessen ja bekanntlich eine besonders hingebungsvolle Zuneigung der Eltern…

Ob es zum Aufholen zehn Jahre braucht, wird sich zeigen. Wichtig ist uns, dass der Weg und das Ziel klar vor Augen bleiben und alle Partner am Berg in ihrem eigenen Tempo mitziehen können und so ihren Beitrag zum überzeugenden Gesamterlebnis leisten. Berge, die von einer Firma „beherrscht“ werden, haben es da sicher etwas einfacher.

In etwas mehr als 5 Jahren feiern die Rigi Bahnen ihr 150-Jahr-Jubläum. Haben Sie schon Ideen, wie das gefeiert werden soll? Kann Zermatt als Vorbild dienen?

Das wird tüchtig gefeiert, das verspreche ich gerne heute schon. Zu sagen, wie dieses Fest dann genau ausschaut, dafür ist es noch zu früh. Sicher wird es keine Kopie eines Festes einer anderen Destination sein. Gute Vorbilder schauen wir aber gerne an.

Die Aktien der Rigi Bahnen AG werden ausserbörslich auf der Plattform OTC-X zu Kursen um die 7.35 CHF (12.11.15) gehandelt. Wir bleiben bei unserer Einschätzung vom 19. Oktober 2015, dass die Aktie zwar langfristig Potenzial hat. Kurzfristig dürfte der rasante Kursanstieg der letzten Monate allerdings schon viel vorweggenommen haben. Rückschläge sind daher nicht auszuschliessen.

Die wichtigsten Grossprojekte der Rigi Bahnen AG

  • Fertigstellung Hochperron mit Zugangsturm Goldau bis Frühling 2017
  • Erneuerung Luftseilbahn Weggis-Rigi Kaltbad bis spätestens 2018
  • Ausbau der Infrastruktur auf Rigi Kulm. Gastro/Shopping. Das Gipfelerlebnis soll einen Wow-Effekt auslösen.
  • Beschaffung Rollmaterial in Etappen, ab 2020 und später
  • Entwicklung Bahnhofareal Arth-Goldau (NEAT) und Parkareal der Rigi Bahnen bei der A4 im Zeitraum 2016 – 2020. Umzonung / kant. Raumplanung / Volksabstimmung sind schlecht planbare Rahmenbedingungen.

Nicht kotierte Inhaberaktien: Aktionäre müssen sich bis Jahresende bei ihrer Gesellschaft melden – Physische Titel besonders betroffen

0

Für nicht börsenkotierte Gesellschaften mit Inhaberaktien stehen derzeit gravierende Änderungen an. Sie müssen künftig nachweisen können, wer ihre Aktionäre sind. Und nicht nur die Unternehmen, auch die Aktionäre sind aufgrund der seit 1. Juli 2015 geltenden Regelungen gefordert. Sie müssen sich als Aktionär bei ihrer Gesellschaft registrieren lassen. Dies betrifft insbesondere Aktionäre mit physischen Titeln, die ihre Aktien zu Hause oder in einem Safe aufbewahren. Grund für diese neuen Regelungen und den administrativen Aufwand sind die Vorschriften zur Geldwäscherei, die auf internationalen Druck, namentlich auf Druck der OECD und ihr nahestehender Organisationen, verschärft wurden (siehe Blog-Beitrag vom 11.6.15.) Insbesondere nicht börsenkotierte Inhaberaktien, aber auch andere private Unternehmensbeteiligungen wie nicht-börsenkotierte Inhaber-Partizipationsscheine, GmbH-Anteile und selbst Genossenschaftsanteile, stehen nach Lesart der bei der OECD in Paris angesiedelten Gruppe zur Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung (Groupe d’action financière, GAFI) im Generalverdacht, aufgrund ihrer weitreichenden Anonymität neben Steuerdelikten auch Geldwäscherei und – im schlimmsten Falle – sogar Terrorismusfinanzierung zu begünstigen – so abwegig dies im Falle nicht kotierter Aktien, für die ein regelmässiger ausserbörslicher Handel organisiert wird, angesichts der tatsächlichen Verhältnisse in diesen Titeln auch sein mag. Am 12. Dezember 2014 wurde das Bundesgesetz zur Umsetzung der 2012 revidierten Empfehlungen der Groupe d’action financière (GAFI) erlassen. Der zugehörige Erlass wurde per 1. Juli 2015 gestaffelt in Kraft gesetzt.

Übergangsfrist für betroffene Inhaberaktionäre endet am 31. Dezember 2015

Per 1. Juli 2015 traten u.a. die Änderungen beim Obligationenrecht sowie beim Bucheffektengesetz in Kraft. Die Übergangsbestimmungen (UeB) sehen in ihrem Artikel 2 vor, dass „Gesellschaften, die im Zeitpunkt des Inkrafttretens der Änderung vom 12. Dezember 2014 im Handelsregister eingetragen sind, jedoch den neuen Vorschriften nicht entsprechen, (…) innerhalb von zwei Jahren ihre Statuten und Reglemente den neuen Bestimmungen anpassen (müssen)“. Damit besteht hier grundsätzlich für die betroffenen Unternehmen Handlungsbedarf.

Ein noch kurzfristigerer Handlungsbedarf besteht weiterhin für die Eigentümer von Inhaberaktien, so sie nicht Gefahr laufen möchten, etwaige Vermögensrechte aus ihren Wertschriften zu gefährden. Aktionäre, die beim Inkrafttreten des neuen Rechts – also am 1. Juli 2015 – Inhaberaktien hielten, müssen innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten des neuen Rechts die Meldepflichten im Zusammenhang mit dem Erwerb von Inhaberaktien gemäss Art. 697i OR (neu) und mit Bezug auf die wirtschaftlich Berechtigten gemäss Art. 697j OR (neu) erfüllen, soweit es sich nicht um Bucheffekten handelt. Die Frist zur Verwirkung der Vermögensrechte läuft in diesem Fall gemäss Artikel 3 UeB zum GAFI-Gesetz sechs Monate nach Inkrafttreten des neuen Rechts ab, also bereits am 31. Dezember 2015 und damit schon in wenigen Wochen.

Kürzere Meldefrist für Käufe von nicht  kotierten Inhaberaktien nach dem 1. Juli 2015

Wer nach dem 1. Juli 2015 Inhaberaktien einer nicht börsenkotierten Gesellschaft erworben hat, muss nach Art. 697i OR (neu) „den Erwerb, seinen Vor- und seinen Nachnamen oder seine Firma sowie seine Adresse innert Monatsfrist“ der Gesellschaft melden. Hier greift die sechsmonatige Schutzklausel des Artikel 3 UeB nicht mehr. Auch hat der Inhaberaktionär gemäss Art. 697i Abs. 2 OR den Besitz der Inhaberaktie nachzuweisen und er muss sich gegenüber der Gesellschaft identifizieren, als natürliche Person etwa durch einen amtlichen Ausweis wie Pass, Identitätskarte oder Führerausweis mit Fotografie im Original oder in Kopie. Jede Namensänderung oder ein Wechsel des Wohnsitzes ist an die Gesellschaft zu melden. Grenzwerte sieht das Gesetz – anders als das Börsengesetz in den Meldeschwellen (Art. 20 BEHG) – dabei nicht vor: Insofern reicht bereits die berühmte „eine Aktie“ einer nicht börsenkotierten Aktiengesellschaft, um umfassend meldepflichtig im Sinne des Gesetzes zu werden

Umwandlung in Namenaktien ist eine Variante – die Beibehaltung von Inhaberaktien auch

Unsere Hypothese im Juni 2015 war, dass sich die Inhaberaktien nicht börsenkotierter Gesellschaften in der Schweiz aufgrund dieser geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen und zunehmendem regulatorischen Gegenwind in den Folgejahren tendenziell zu einem Auslaufmodell entwickeln werden und der bürokratische Aufwand für die betroffenen Unternehmen genauso wie für die betroffenen Inhaberaktionäre massiv zunimmt. Für eine eindeutige Aussage ist es heute, fünf Monate später, noch zu früh.

Über das Ziel hinausgeschossen?

Was den zusätzlichen administrativen Aufwand angeht, dürften wir mit unserer Einschätzung richtig gelegen haben. Ein Treuhänder bezeichnete die GAFI-Regelungen im Zusammenhang mit den nicht börsenkotierten Inhaberaktien gegenüber schweizeraktien.net als „bürokratisches Monster“ und „weit über das Ziel hinausgeschossen„. Der Verdacht, dass hier – um im Bild zu bleiben – mit den breit streuenden, aber leistungsstarken „OECD-Kanonen“ wenig präzise auf kleine „OTC-Spatzen“ geschossen wird und eigentlich die falschen Ziele getroffen werden, ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Doch alles Lamentieren hilft nichts: Aktionäre wie Unternehmen haben sich an die neue Situation anzupassen. Ob sich Inhaberaktien tatsächlich zu dem prognostizierten „Auslaufmodell“ entwickeln, lässt sich heute, Anfang November 2015, noch nicht mit Sicherheit feststellen.

Nach einer Analyse der Beratungsgesellschaft Grisonia Consult GmbH auf Basis der OTC-X-Daten zeigte sich im Juni 2015, dass das Aktienkapital von immerhin 75 der auf OTC-X gelisteten Firmen aus Inhaberaktien bzw. Inhaber- und Namenaktien besteht (Abbildung 1).

Abbildung 1: OTC-X – Aktiengattungen in Subindices, www.otc-x.ch; © Grisonia Consult GmbH, Meggen, 2015
Abbildung 1: OTC-X – Aktiengattungen in Subindices, www.otc-x.ch; © Grisonia Consult GmbH, Meggen, 2015

Nach einer aktuellen Erhebung von schweizeraktien.net (Abbildung 2) – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – gibt es zwar im Sog der neuen GAFI-Vorschriften Tendenzen zur Umwandlung von Inhaberaktien in Namenaktien, doch genauso gibt es zahlreiche OTC-X-gelistete Unternehmen, die trotz GAFI vorläufig an ihren Inhaberaktien festhalten und ein Aktionärsverzeichnis nach Art. 697l OR (neu) führen wollen. Neben den persönlichen Daten wie Name/Vorname oder Firma und Adresse ist – bei natürlichen Personen – auch das Geburtsdatum und sogar die Staatsangehörigkeit der Inhaberaktionäre festzuhalten, so dass der Aufwand im Einzelfall gegenüber Namenaktien sogar erhöht erscheint. Alle Daten ergeben sich dabei aus den bei der Identifikationsprüfung zum Aktienerwerb einzufordernden Dokumenten. Das Verzeichnis über die Inhaberaktionäre muss nach Art. 686 Abs. 1 OR (neu) so geführt werden, dass in der Schweiz jederzeit darauf zugegriffen werden kann. Art. 686 Abs. 2 i.V.m. Art. 697l Abs. 3 OR (neu) sieht eine Aufbewahrungspflicht von 10 Jahren für Belege vor, die einer Eintragung zugrunde liegen – und das auch nach Streichung des Eigentümers aus dem Verzeichnis!

Aktuell haben sich trotz des nahenden Endes der Frist im Sinne der Übergangsbestimmungen erst vergleichsweise wenige betroffene Unternehmen, zuletzt allerdings mit steigender Tendenz, gegenüber ihren eigenen Aktionären klar positioniert und aufgezeigt, wohin die Reise im Bereich der Struktur des Aktienkapitals künftig gehen soll. Es sieht dabei beim Blick auf die „Ereignisdaten“ (Abbildung 2) so aus, als ob sich diverse Unternehmen erst in den letzten Wochen mit dem Thema detailliert auseinandergesetzt hätten.

Abbildung 2: Auswirkungen von "GAFI" auf einzelne OTC-X-Gesellschaften.
Abbildung 2: Auswirkungen von „GAFI“ auf einzelne OTC-X-Gesellschaften.

Zehn Unternehmen hatten zwischen Juni und Oktober 2015 mehr oder weniger transparent kommuniziert, dass die Inhaberaktien beibehalten werden sollen und man künftig ein „Aktionärsverzeichnis“ führen wird (Abbildung 2). Entsprechende Veröffentlichungen erfolgten hier im Schweizerischen Handelsamtsblatt, an der Generalversammlung oder auf anderen Wegen, wobei hier jene Inhaberaktionäre, die nicht z.B. an der GV vertreten waren, im Informationsrückstand sind.Bei weiteren sieben Unternehmen, so etwa bei der Gurtenbahn Bern AG, den Bergbahnen Disentis AG, den Toggenburg Bergbahnen AG, den Bergbahnen Adelboden AG oder – aus dem Industriebereich – der Lagerhäuser der Centralschweiz AG, findet bzw. fand im Sog von „GAFI“ eine Umwandlung der bestehenden Inhaberaktien in Namenaktien statt, was aus unserer Perspektive angesichts der schwindenden Unterschiede zwischen den Gattungen grundsätzlich auch sinnvoll erscheint – nicht zuletzt auch mit Blick auf eine mögliche direktere Kommunikation mit dem Aktionariat. In Einzelfällen kann dabei jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die anstehende Umwandlung von Inhaberaktien in Namenaktien von Unternehmensseite auch dazu benutzt wird, die Eintragungspraxis künftig restriktiver zu gestalten und die Handelbarkeit der Aktie im Interesse der Hauptaktionäre zu erschweren. Dies wäre dann ein aus Aktionärssicht nachteiliger „Kollateralschaden“ der GAFI-Regelungen.

Betroffene Unternehmen informieren vielfach nicht oder unzureichend – indirekt betroffene Banken auch

Verschiedene Unternehmen haben sich nach unserem Kenntnisstand bis heute nicht gegenüber ihren Aktionären zu dieser Thematik geäussert und auch keine Wege aufgezeigt, wie bestehende oder neue Inhaberaktionäre ihren Meldepflichten innerhalb der Fristen gegenüber der Gesellschaft nachkommen können, soweit sie davon betroffen sind. Daneben gibt es zahlreiche weitere kleinere Aktiengesellschaften mit Inhaber-Streubesitzaktionären, die sich bisher nicht „proaktiv“ über entsprechende Veröffentlichungen, z.B. auf einer Unternehmenshomepage, an ihre Aktionäre gewandt haben. Aus unserer Sicht ist diese Konstellation angesichts der potenziell weitreichenden Folgen fehlender Meldungen unbefriedigend.

Wir halten es jedoch auch für denkbar, dass noch immer viele Unternehmen mit ausserbörslich gehandelten Inhaberaktien nicht im Detail über GAFI und die Folgen informiert sind und heute auch noch nicht wissen, wie mit diesen neuen Anforderungen konkret in der Praxis umzugehen ist. Doch nicht nur die Unternehmen selbst zeigen bisweilen Defizite in der Information ihrer eigenen Aktionäre. Auch Banken, bei welchen allenfalls betroffene Titel deponiert sind, geben hinsichtlich Information ihrer Kunden nicht immer ein glückliches Bild ab. Während einzelne Banken ihre Kunden mit Inhaberaktien im Depot über GAFI und die Folgen informiert haben, herrscht bei anderen Banken nach unserem Kenntnisstand oft ein grosses Schweigen im Hinblick auf GAFI und ausserbörsliche Aktien. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Wenn dann noch die Titel eines „schweigsamen“ Unternehmens bei einer „stillen“ Depotbank verwahrt sind, kann es für den betroffenen Inhaberaktionär doppelt schwer sein, seine Aktionärsrechte auch künftig wahrnehmen zu können.

Aus Aktionärssicht wäre es wünschenswert, wenn alle über ihre Depotkunden betroffenen Banken ihre Kunden entsprechend zeitnah über etwaigen Handlungsbedarf in dieser GAFI-Angelegenheit informieren würden.

Noch immer sind nicht börsenkotierte Inhaberaktien in der Schweiz weit verbreitet, und die zurückliegenden Monate zeigen, dass es noch zu früh ist, das Totenglöcklein für die Inhaberaktie zu läuten. Noch lebt die Inhaberaktie, und sie ist erstaunlich vital, wenngleich absehbar ist, dass sich der Charakter der Inhaberaktie ändert und die Inhaberaktie alter Prägung zunehmend in die Nähe der Namenaktie gerückt ist. Die Grenzen werden immer fliessender und verschwimmen zusehends ineinander bzw. werden fast bis zur Unkenntlichkeit verwischt.

Wie unsere Auswertungen ergeben haben, stellen einige betroffene Unternehmen zum heutigen Zeitpunkt noch nicht auf Namenaktien um, während andere Unternehmen wiederum die Gunst der (GAFI-)Stunde nutzen, um gerade diese Umwandlung herbeizuführen. Ein eindeutiger Trend ist heute also noch nicht feststellbar.

Gleichwohl halten wir im Kern, auch wenn die aktuelle Auswertung dies noch nicht zeigt, an unserer vorgängig geäusserten Einschätzung fest, dass die Inhaberaktie mittel- bis längerfristig ein Auslaufmodell sein wird und sich ein Trend zur Namenaktie verfestigen wird. Namenaktien können für Unternehmen situativ übrigens auch praktische Vorteile bedeuten. So lässt sich etwa die Aktionärskommunikation intensivieren, und das eigene Aktionariat kann neu entdeckt werden, was nicht nur mit Blick auf etwaige Kapitalstrukturmassnahmen vorteilhaft sein kann.

Aktionäre sind meist die besten Unternehmens- und Markenbotschafter – und dieses Potenzial gilt es, im Sinne der Unternehmung freizulegen und gewinnbringend zu nutzen. Hinzu kommt, dass Namenaktien im Sinne einer gelebten Aktionärsdemokratie vorteilhaft sind. Namenaktien fördern eine sehr viel direktere Kommunikation zwischen Unternehmen und Aktionären. Im Idealfall mündet eine direktere Kommunikation mit den Aktionären auch in einer höheren Wertschöpfung für alle Stakeholder, soweit dies von den Hauptaktionären überhaupt gewünscht und zugelassen wird.

Wir empfehlen den Aktionären nicht kotierter Schweizer Aktiengesellschaften, sich hinsichtlich des GAFI-Status „ihrer“ Gesellschaften sehr zeitnah und unbedingt noch vor dem 31. Dezember 2015 mit den Unternehmen direkt in Verbindung zu setzen und auch die jeweiligen Depotbanken auf diese Thematik anzusprechen. Denn sonst könnten sie Gefahr laufen, ihre Vermögensrechte zu verlieren. Dies würden sie spätestens in der Dividendensaison 2016 zu spüren bekommen.

APG: Research Partners nimmt Abdeckung der Aktie mit Kursziel 360 CHF auf

0
APG vermietet Werbeflächen u.a. auch an Bahnhöfen. Bild: www.apg.ch
APG vermietet Werbeflächen u.a. auch an Bahnhöfen. Bild: www.apg.ch

Die Aktien des Schweizer Aussenwerbeunternehmens APG SGA SA gehören seit rund fünf Jahren zu den Outperformern unter den börsenkotierten Small- und Mid Caps. In diesem Zeitraum hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Auch im laufenden Jahr kann sich das Kursplus mit über 30% auf 380 CHF sehen lassen. Allerdings dürfte die Kursentwicklung nun etwas an Dynamik verlieren. Denn das Wachstumspotenzial wird gemäss einer kürzlich publizierten Studie der unabhängigen Analyse-Boutique Research Partners nur noch als „moderat“ bezeichnet. Die Analysten halten die APG-Aktie für einen „hoch bewerteten Dividendentitel mit nur noch moderatem Wachstumspotenzial“, so die Studie. Sie starten daher die Abdeckung mit einer „Halten“-Empfehlung und einem 12-Monats-Kursziel von 360 CHF.

Im Geschäftsjahr 2014 erzielte die APG-Gruppe einen Betriebsertrag von 316.4 Mio. CHF und konnte einen Gewinn von 52.3 Mio. CHF (oder 17.30 je Aktie) ausweisen. Die Aktionäre profitierten von der Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 22 CHF je Aktie (Dividendenrendite: 7.6%). Im ersten Semester 2015 lag der Umsatz bei 155.8 Mio. CHF (+ 1.9%). Auch künftig sollen mindestens 60% der Gewinne ausgeschüttet werden, so dass weiterhin mit einer hohen Dividendenrendite zu rechnen ist. Das Wachstum im Schweizer Markt dürfte allerdings begrenzt sein und der Wettbewerb intensiver werden. Erst kürzlich musste die APG bekannt geben, dass sie die Werberechte der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) ab 2017 und der Stadt Luzern ab 2016 an den Konkurrenten Clear Channel verloren hat. Gemäss der Studie von Research Partners werde der Verlust der Verträge das Wachstum von Umsatz und Gewinn künftig beeinträchtigen.

Im Kontext: Luxus im Wandel der Zeit – von Raritäten und Relativem

0
Die hängenden Gärte von Babylon. Marten van Heemskerck 1498-1574.
Die hängenden Gärten von Babylon. Marten van Heemskerck 1498-1574. Quelle: www.weltwunder-online.de

Anhand einiger bekannter Zitate zum Thema wird schnell klar, dass Luxus für jeden etwas anderes bedeutet. Der wohl berühmteste Ausspruch stammt von Oscar Wilde, der sagte: „Ich kann auf alles verzichten, nur nicht auf Luxus.“ Das zeigt auch die Vielschichtigkeit dessen, was Luxus wirklich ausmacht. „Heiraten ist eine Pflicht, einen Liebhaber nehmen ein Luxus“, schreibt Simone de Beauvoir in „Das andere Geschlecht“. Oder: „Republiken enden durch Luxus, Monarchien durch Armut“, so schreibt Charles de Montesqieu in „Vom Geist der Gesetze“. Und schliesslich, um den Kreis zu schliessen: „Was nützen uns die Künste ohne den Luxus, welcher sie nährt?“, so Jean-Jacques Rousseau.

Luxus ist nicht gleich Luxus

Schon der Terminus mit seiner Etymologie zeigt die ganze Doppelbödigkeit des Verhältnisses zwischen Mensch und Luxus auf. Die erste Bedeutung des lateinischen Wortes „luxus“ ist „Verschwendung“, weiterhin „üppige Fruchtbarkeit“. Die Wortwurzel ist identisch mit der von „luxuria“, was gemeinhin mit „Wollust“, einer der sieben Todsünden in der Bibel, zu übersetzen ist. Die erweiterte Bedeutung von Luxus ist demnach das Übermass an Ressourcen, auch an knappen, mit denen verschwenderisch oder über das in einer Gesellschaft als akzeptabel oder sinnvoll erachtete Mass hinaus umgegangen wird. Über Jahrtausende hinweg war Luxus allein Sache der Herrscher, ihres Hofstaats und ihrer Günstlinge, später auch des Klerus und der Händler. Für den Bauern, Soldaten oder Handwerker waren Luxusgüter über Jahrtausende nur in Ausnahmefällen, z.B. bei Kriegsbeutezügen oder Benennung als Hoflieferant in vielleicht verfügbarer Nähe. Und auch heute ist beisipielsweise fliessendes Wasser oder gar ein Bad immer noch ein Luxus für mehr als die Hälfte der Menschheit. Noch vor 50 Jahren waren Apfelsinen oder Pampelmusen ein rarer Luxus, den die weitaus meisten Europäer in oder nördlich der Alpen allenfalls an Weihnachten zu schmecken bekamen.

Auf Spurensuche

Die historische Spurensuche für die Ursachen des zwiespältigen Verhältnisses der abendländischen Kultur zum Luxus führt über die Christianisierung der bekanntermassen verschwenderischen Römer zur Zeit ihres Untergangs weiter zurück in der Geschichte. Nach heutigem archäologischen Wissensstand haben die Könige von Ninive, rund 2’300 Jahre v. Chr. gegründet und spätere Hauptstadt des assyrischen Reiches, um 690 v. Chr. die ersten grösseren Aquädukte in der Geschichte der Menschheit konstruiert. Erste Aquädukte hatte schon Ramses II in Ägypten bauen lassen, doch nicht in einer den Assyrern ebenbürtigen Ingenieursleistung. Über mehr als 48 km führte das Meisterwerk der frühen Bau- und Bewässerungskunst reichlich Wasser aus den Bergen im Norden an Ninive heran und überwand dabei auch beträchtliche Steigungen, was allein durch den richtigen Wasserdruck bewerkstelligt wurde. König Sanherib bewässerte und begrünte die Stadt, die von Blüten- und Blumendüften beherrscht wurde: ein Vorläufer der berühmten Hängenden Gärten von Babylon.

… bei den Assyrern …

Die Assyrer und insbesondere der babylonische Vielvölkerstaat mit all seinen frühen Religionen, Sprachen, Sitten und Gebräuchen, dem astronomischen Wissen, seiner Pracht und kulturellen Blüte musste zwangsläufig das Gegenbild zu der sich eben erhebenden monotheistischen Weltsicht der im babylonischen Exil befindlichen jüdischen Stämme sein. Dort entstanden die wesentlichen Teile des Alten Testaments der Bibel. Polygame Praktiken, rituelle Tempelprostitution, blanke Brüste und Fruchtbarkeitskulte mussten den aus der ägyptischen Sklaverei geflohenen und um ihre Identität fürchtenden Hebräern zutiefst zuwider sein. Das Christentum übernahm die gegen Prachtentwicklung und prätentiöses Verhalten gerichtete Grundhaltung und verbrannte im Wahn während der Inquisition einen Drittel aller Frauen in Europa. Davor wurde mit den Kreuzzügen der erste „Heilige Krieg“ der Geschichte ausgelöst. In Amerika wurde mit gesegneten Kanonen und Schwertern fast die gesamte Urbevölkerung hingemetzelt, die Kulturgüter der Maya, der Azteken und Inka wurden verbrannt oder eingeschmolzen.

… und Aristoteles

Alexander der Grosse starb übrigens in Babylon, das er nach allen Kriegszügen bis hin nach Zentralasien und Indien glücklich wieder erreicht hatte und als seine neue Heimat ansah, das Zentrum seines Reiches. Er schätzte das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichsten Völker, welches kulturelle Blüte erst ermöglicht, und hat diese Philosophie für sich und das Abendland übernommen. Die frühzeitliche Brutalität, alle Gegner nach dem Sieg zu töten, zu versklaven und verschleppen hat Alexander unter dem Einfluss seines Lehrers und Erziehers Aristoteles beendet. Dessen „Nikomachische Ethik“ könnte viele der heutigen Probleme in einem anderen und erweiterten Rahmen erfassen helfen, das Werk entstand ca. 330 v. Chr. Das Beispiel Aristoteles und Alexander zeigt auch, warum im Terminus „Orientierung“ der „Orient“ steckt. Dort, in Mesopotamien, ist ja bekanntlich auch von den Sumerern um 3 400 v. Chr. die erste Keilschrift entwickelt worden, aus Zahlen, die für den Handel unverzichtbar geworden waren. Schliesslich war um 1 750 v. Chr. daraus dann die Stele des Hammurapi geworden, das erste vollständig erhaltene Gesetzeswerk der menschlichen Zivilisation, dessen Gegenstand hauptsächlich Fragen des Eigentums sind. Das Gilgamesch Epos gilt als erste literarische Leistung des Menschen. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass auch die Bibel bis zur Entdeckung der Buchdruckerkunst, und auch darüber hinaus, ein Luxusartikel war, den sich ausserhalb des Klerus nur Fürsten und Könige leisten konnten.

Im nächsten Teil erfahren Sie, wie Luxusgüter und Fernhandel den Weg für unsere moderne Marktwirtschaft bereiteten.

Mit dem neuen Format „Im Kontext“ beabsichtigen wir von schweizeraktien.net, in periodischen Artikel-Serien den gewohnten analytischen Blick auf das Micro-Level von einzelnen Aktien und Branchen durch einen breiteren und tieferen Kontext zu ergänzen, hin zu einem „Grossen Bild“. Dieses soll unseren Lesern in eher prosaischer Form und lebendig, bisweilen auch vergnüglich, wirtschaftliche, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge vermitteln und Anregungen für die eigene Analyse der behandelten Sujets und Anlagethemen bieten, die oftmals im hektischen Tagesgeschäft in den Hintergrund gedrängt werden, aber für die fundierte Meinungsbildung „Im Kontext“ unabdingbar sind.

Sämtliche Beiträge unserer Luxus-Serie finden Sie unter: Gastbeiträge – Im Kontext.

GV-Termine und Veranstaltungen