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Holdigaz: Reingewinn steigt um 12.1% auf 29.3 Mio. CHF – Höhere Dividende plus Sonderdividende

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Der Westschweizer Gasversorger Holdigaz berichtet in einer Medienmitteilung von einem positiven Geschäftsjahr 2014/15 (Ende: 31. März 2015). Zwar sei der konsolidierte Gesamtumsatz gegenüber den Vorjahreswerten um 2.5% auf 245.6 Mio. CHF gesunken, was die Gesellschaft auf höhere Durchschnittstemperaturen und die geringere Abnahme von industriellen Käufern zurückführt. Denn der Gasabsatz ging um 5.1% auf 1.52 Mrd. kwH Erdgas zurück. In den Baugesellschaften (Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik) sei der Umsatz, der 21.7% am Gesamtumsatz der Holdigaz-Gruppe beträgt, hingegen stabil geblieben. Unter dem Strich resultierte trotz des leicht rückläufigen Umsatzes ein Reingewinn in Höhe von 29.3 Mio. CHF, der um 12.1% über dem Vorjahresniveau liegt.

Die Gesellschaft kündigte eine Erhöhung der Dividende auf 3.75 CHF (Vorjahr: 3.50 CHF) sowie de Auszahlung einer Sonderdividende aufgrund des 10-Jahresjubiläums der Holdigaz-Gruppe an. Details zu der Sonderdividende wurden bisher nicht genannt. Ausserdem erklärte die Gesellschaft, dass sie ihre Anstrengungen zur Förderung der erneuerbaren Energien stärke und sich auch an geothermischen Tiefenbohrungen in Lavey beteilige.

Die Aktien der Holdigaz-Gruppe, die auf der OTC-X-Plattform der BEKB gehandelt werden, legten aufgrund des guten Ergebnisses und der Aussichten auf die Ausschüttung einer Sonderdividende bei hohen Volumen um 3.3% auf 155 CHF zu. Bei einer regulären Dividende von 3.75 CHF beträgt die Rendite auf Basis dieser Kurse 2.4%. Die Sonderdividende dürfte unserer Einschätzung nach in der Grössenordnung von mindestens 1 CHF pro Titel liegen. Eine Gesamtausschüttung mit einem runden Betrag von 5 CHF pro Aktie erscheint nicht abwegig. Auf dieser Basis würden die Papiere mit 3.2% rentieren. Sobald uns detaillierte Informationen zum Jahresabschluss vorliegen, werden wir diesen ausführlicher analysieren.

Zur Medienmitteilung: http://www.holdigaz.ch/download/Pressemitteilung_Holdigaz_140715_de.pdf

Weitere Beiträge zur Holdigaz-Gruppe auf schweizeraktien.net: https://www.schweizeraktien.net/?s=holdigaz&x=0&y=0

Stoosbahnen: Probleme und Verzögerungen beim Bau der neuen Stoos-Bahn – Streit mit Implenia AG um Geologie

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Illustration der neuen Stoos-Standseilbahn. Bild: www.stoos.ch

Seit unserem letzten Blog-Beitrag zu der auf OTC-X gehandelten Stoosbahnen AG sind mittlerweile fast 2 Jahre vergangen. Damals wurde bekannt, dass sich die Stoosbahnen AG als bisher grösster Betreiber von Transportanlagen mit der bisherigen Besitzerfamilie Koch – zugleich Hauptaktionärin der bei der OTC-X gelisteten SAE Immobilien AG (vormals Spinnereien Ägeri AG) – „im Grundsatz“ auf eine Übernahme der von Morschach aus auf den Stoos führenden Luftseilbahn Morschach-Stoos AG (nicht ausserbörslich gelistet) geeinigt habe. Noch ist der Geschäftsbericht 2014/2015 (GJ-Ende 30. April 2015) nicht veröffentlicht, doch gehen wir davon aus, dass die Übernahme mittlerweile – da es im Frühjahr zu verschiedenen Mutationen im Handelsregister gekommen ist – zum Ende des Geschäftsjahres 2014/2015 vollzogen wurde. Noch ist die Luftseilbahn Morschach-Stoos AG jedoch eine eigenständige Gesellschaft mit freien Aktionären. Ob diese aussenstehenden Aktien künftig ebenfalls von der Stoosbahnen AG übernommen werden sollen oder ob es gar zu einer Fusion mit der Stoosbahnen AG und der Bündelung aller Stoos-Transportaktivitäten unter einem einheitlichen Namen kommt, ist zum heutigen Zeitpunkt offen. Wir rechnen damit, dass den Aktionären der Luftseilbahn Morschach-Stoos AG zumindest mittelfristig ein freiwilliges Umtauschangebot in Aktien der Stoosbahnen AG unterbreitet wird, doch dürfte diese Pendenz intern – da es, um im Bild zu bleiben, deutlich grössere „Baustellen“ gibt – aktuell nicht die höchste Priorität geniessen.

Wir schrieben im September 2013 an dieser Stelle: „Für die Stoosbahnen AG macht die Erschliessung des Stoos über das verkehrstechnisch deutlich günstiger gelegenere Morschach oberhalb von Brunnen in der Nähe der Autobahn A4 / N4 einerseits Sinn. Andererseits erscheint vordergründig auch nicht ausgeschlossen, dass es zu einer internen Konkurrenzierung der neuen Standseilbahn Stoos kommen könnte, die Ende 2015 mit stark vergrösserten Kapazitäten (max. 1500 Gäste pro Stunde) in Betrieb gehen soll und zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme voraussichtlich die steilste Standseilbahn der Welt sein wird, über die auch schon ausländische Medien berichteten. Die Baukosten sollen um CHF 52 Mio. betragen, und hierfür sucht der Verwaltungsrat weitere Aktionäre, die sich via Kapitalerhöhung an der nach Angaben von der GV ansonsten gesicherten Finanzierung (vgl. auch NLZ vom 21. Juni 2013) beteiligen möchten. Nach einem Bericht der NLZ vom 27. September 2013 fehlen nach Auskunft des Verwaltungsratspräsidenten noch CHF 2.8 Mio. Insofern bleibt abzuwarten, welche Strategie der Stoosbahnen-Verwaltungsrat künftig mit der LSB Morschach Stoos verfolgen wird, wenn die prestigeträchtige neue – und auch teure – Standseilbahn Ende 2015 erst in Betrieb gegangen ist. Denkbar ist neben einer Entlastungsfunktion in Stoo(s)szeiten langfristig genauso eine Stilllegung von Kapazitäten nach einem Ablaufen der LSB-Konzession mit einer betrieblichen Konzentration auf die Standbeilbahn, doch sind alle Szenarien heute – ohne weitere Informationen – letztlich Zukunftsmusik und Spekulation.“

Eröffnungstermin Ende 2015 lässt sich wohl nicht mehr halten

Diese neue, 52 Mio. CHF teure Standseilbahn auf den Stoos entwickelt sich nach aktuellen Medienberichten zunehmend zum Sorgenkind am Stoos und bereitet den Verantwortlichen einige Kopfschmerzen und Extraschichten auf allen Ebenen. Klar ist: Der Termin „Ende 2015“ für die vorgesehene Eröffnung der prestigeträchtigen Bahn lässt sich aufgrund verschiedener eingetretener Verzögerungen beim Projekt nicht mehr halten, und auch die Baukosten sind teurer als budgetiert. Hinsichtlich der Verantwortlichkeiten für Pannen, Verzögerungen und höhere Kosten ist nun ein Streit zwischen der Bahngesellschaft einerseits und der ausführenden Baugesellschaft Implenia AG andererseits entbrannt, auch wenn sich die Beteiligten öffentlich um Schadensbegrenzung bemühen.

In ihrer Ausgabe vom 8. Juli 2015 berichtete die Neue Luzerner Zeitung (NLZ) unter der Überschrift „Streit um Stoos-Bahn-Tunnel„, dass der Bau bereits „eineinhalb Jahre in Verzug“ sei. Das Projekt wird „teurer und teurer„, wobei die Höhe der Zusatzkosten aktuell unklar erscheinen. Bruno Lifart, Delegierter des Verwaltungsrats der Stoosbahnen AG, erkennt gegenüber der NLZ das Hauptproblem darin, dass das sogenannte Raise-Drill-Verfahren „nicht so laufe, wie es die ausführende Baufirma Implenia versprochen habe“. Auch könne Implenia, so Lifart im NLZ-Gespräch weiter, „nicht die Versprechen einhalten, die sie bei der Auftragserteilung gemacht habe und weswegen sie den Zuschlag erhalten habe“. Bei diesen Arbeiten brach offenbar kurz vor Weihnachten der Bohrer ab und blieb stecken. Ein zweiter Versuch, den Tunnel ins steile Gelände zu fräsen, scheiterte nach NLZ-Informationen im April/Mai 2015. Es läuft aktuell der dritte Versuch. „Seit neun Monaten“ werde seitens Implenia „erfolglos“ (NLZ v. 8. Juli 2015) an diesem Tunnel gearbeitet, und dem Bauherrn sei schriftlich dargelegt worden, dass es „keinen Stillstand bei geologischen Schwierigkeiten gebe„. Überhaupt die Geologie…

Die komplexe Geologie am Berg ist ein Hauptstreitpunkt zwischen den Beteiligten – und dürfte auch eine zentrale Ursache für die bisher eingetretenen Verzögerungen und Kostensteigerungen sein. Implenia argumentiert, dass die geologischen Prognosen deutlich später als erwartet vorlagen und hier bereits eine nicht von Implenia zu vertretende Verzögerung eingetreten sei. Erschwerend sei auch noch hinzugekommen, dass die prognostizierte geologische Situation am Berg – basierend auf einem von der Stoosbahnen AG in Auftrag gegebenen Gutachten – von der tatsächlich vorgefundenen geologischen Situation am Berg abweicht (NLZ vom 8. / 9. Juli 2015). Diese Sichtweise wird vom Bauherrn nicht geteilt, der seinerseits die geologischen Prognosen als „hervorragend“ (NLZ vom 8. Juli 2015) bezeichnet.

Bauunternehmung Implenia versucht einzulenken

Zwischen den Stoosbahnen und Implenia laufen nun Verhandlungen, wie mit dem Projekt weiter zu verfahren ist. Es werden bilateral verschiedene Varianten diskutiert. Gerüchten, wonach sich Implenia von der Stoos-Baustelle zurückziehen würde, widerspricht Implenia selbst in einer ergänzenden Stellungnahme am 9. Juli 2015 gegenüber der NLZ. Implenia gibt sich versöhnlich und bemüht, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen: Man sei bemüht, die Arbeiten ungeachtet aller Differenzen „so schnell wie möglich“ voranzutreiben. Angestrebt würden ein „schnellstmöglicher, erfolgreicher Abschluss“ und eine weitere „gute Zusammenarbeit“ mit dem Bauherrn Stoosbahnen AG. Auch weist Implenia gegenüber der NLZ darauf hin, dass man „seit letztem Herbst im Interesse des Baufortschritts auf eigene Kosten“ weiterarbeiten würde.

Aus einer Aussenperspektive lässt sich schwerlich beurteilen, wo die Probleme tatsächlich liegen und wer hier – auch juristisch – verantwortlich zeichnet für die aufgetretenen Schwierigkeiten und wirtschaftlichen Rückschläge. Gerade im Bereich der Geologie steht Aussage gegen Aussage. Fakt ist, dass verschiedene Verzögerungen und auch Pannen eingetreten sind, die zu höheren Projektkosten führten. Wer diese Kostensteigerungen letztlich zu tragen hat, ist heute noch – da die Verhandlungen zwischen den Beteiligten laufen – offen. Bruno Lifart als VR-Delegierter erwähnt gegenüber der NLZ, dass der Rechtsweg – „wenn immer möglich“ – nicht beschritten werden soll und man versuche, mit der Implenia „im Gespräch“ einen „gemeinsamen Nenner zu finden„. Für Lifart steht jedenfalls fest, dass die Finanzierung der Bahn – unabhängig von den aktuellen Schwierigkeiten – gesichert sei und das Projekt „allen Unkenrufen zum Trotz“ (NLZ v. 8./9. Juli 2015) fertig gebaut wird.

Ob es der Stoosbahnen AG gelingen wird, im Gespräch mit der Implenia AG als ausführender Bauunternehmung auf einen „gemeinsamen Nenner“ bei der rechtlichen und wirtschaftlichen Aufarbeitung der Schwierigkeiten am Berg beim Tunnelprojekt für die neue Stoos-Standseilbahn zu kommen, bleibt vorläufig noch offen. Anlässlich der kommenden Generalversammlung, die voraussichtlich im September/Oktober 2015 stattfinden wird, dürfte sich die Verwaltung auch zu diesem Themenkomplex der Verantwortlichkeiten äussern. Mit einem zuletzt bezahlten Kurs von 4.60 CHF (7. Juli 2015) notiert die Aktie weit unterhalb ihres Nominalwertes (25 CHF), der zugleich der Ausgabebetrag einer der Finanzierung der neuen Standseilbahn dienenden, bereits seit 2014 laufenden Kapitalerhöhung ist. Vor knapp 2 Jahren hatten wir in unserem Blog-Beitrag darauf hingewiesen, dass nicht zuletzt die hohen Finanzierungsaufwendungen und die nicht triviale Bilanz „das Geschäft der Stoosbahnen AG anfällig machen für äussere Einflüsse„. Verzögerungen und Kostensteigerungen beim Bau der neuen Standseilbahn auf den Stoos hatten wir damals noch nicht auf der Rechnung, auch wenn die Verantwortlichkeiten heute noch ungeklärt sind. Obwohl wir die unveröffentlichten Zahlen des Geschäftsjahres 2014/2015 noch nicht kennen, gilt die seinerzeitige Einschätzung in der neuen Situation auch heute noch.

Als Ganzjahresdestination im Herzen der Zentralschweiz ist das autofreie Hochplateau für Gäste attraktiv und vielseitig – insbesondere auch im Sommer. Die vergleichsweise selten und nur in kleinen Stückzahlen gehandelte Aktie der Stoosbahnen AG eignet sich – genauso wie die Teilnahme an der Kapitalerhöhung – aber praktisch nur für Anleger aus der Region mit einem Faible für Lokalwerte, die von der branchenüblichen Naturaldividende sowie weiterer Ermässigungen und Event-Teilnahmen – gestaffelt nach Aktienbesitz (Emissionsprospekt, Seite 5) – profitieren können.

Schweizer Zucker: Gesellschaft erwartet im Geschäftsjahr 2014/15 Betriebsverlust – Weitere Kostensenkungen notwendig

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Die Rübenernte auf den Feldern erfolgt unter dem Einsatz teurer Maschinen. Quelle: Schweizer Zucker AG
Die Rübenernte auf den Feldern erfolgt unter dem Einsatz teurer Maschinen. Quelle: Schweizer Zucker AG
Die Rübenernte auf den Feldern erfolgt unter dem Einsatz teurer Maschinen. Quelle: Schweizer Zucker AG

Die Schweizer Zucker AG, der einzige Zuckerproduzent in der Schweiz, veröffentlichte vor wenigen Tagen in einem Aktionärsbrief eine Gewinnwarnung. Wie bereits im Vorjahr sind das für die Aktionäre unerfreuliche Nachrichten: So rechnet die Gesellschaft damit, im Geschäftsjahr 2014/15 einen Verlust auf der Stufe Betriebsergebnis auszuweisen. Wegen der gefallenen Preise für Zucker erwartet die Gesellschaft deutlich tiefere Erlöse im Hauptgeschäftsfeld Industriezucker. Da die Rübenpreise für die Ernte 2014 bereits im Vorfeld festgelegt wurden, konnten diese nicht an die veränderten Preisbedingungen angepasst werden. Zusätzlich belastend habe sich die „Grossernte“ ausgewirkt. So seien trotz einer guten Kostendisziplin entsprechend hohe Verarbeitungskosten angefallen.

Zuckerpreise verharren auf tiefem Niveau

Keine positiven Signale für die Zuckerpreisentwicklung sind aus dem Ausland zu vernehmen. Obwohl die globale Zuckerbilanz sich allmählich von einer Über- zu einer Unterversorgung entwickelt, verharren die Preise in der Nähe der Tiefststände von 330 CHF pro Tonne Zucker. Höher sind die Preise in der Europäischen Union, wo der Durchschnittspreis ein Niveau von 440 CHF pro Tonne erreicht hat. Allerdings sind auch dort die Preise im Vorfeld der für das Jahr 2017 anstehenden neuen Marktregelungen mit der Aufgabe der Produktionsquoten massiv eingebrochen. Für den Sommer 2015 rechnet die Europäische Kommission indessen mit einer eher knappen Versorgungssituation bei Zucker, was die Preise stützen sollte.

Euroschwäche verbilligt Importzucker zusätzlich

In der letzten Zuckerkampagne, so wird die jährliche Zuckerrübenernte im Fachjargon genannt, im Spätherbst 2014, wurden 320’000 Tonnen nach nur 223’000 Tonnen im Vorjahr produziert. Dies erlaubte es der Gesellschaft, die bei Beginn der Kampagne nahezu leeren Lager gut zu füllen. Die Versorgungssituation hat sich somit vollständig normalisiert, und der Zukauf von Zucker aus dem Ausland ist nicht notwendig. Allerdings werden die Verkäufe durch billigen Importzucker belastet. Neben dem Marktpreiszerfall wurden die Grenzabgaben in mehreren Schritten zudem stark reduziert. Eine weitere Verschlechterung der Situation brachte die Aufgabe der Wechselkursunterstützung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro durch die Schweizerische Nationalbank. Obwohl die Schweizer Zucker AG ihre Verkaufspreise mehrmals nach unten anpasste, liegen die Absatzzahlen deutlich hinter den Vorjahreswerten.

Anbauflächen um 5% reduziert

Für den Rübenanbau im laufenden Jahr wurden die Anbauflächen nach der Rekordernte des letzten Jahres um rund 5% reduziert. Nach der frühen Aussaat bei guten Bedingungen verursachten die kalten Nächte in der Ostschweiz und massive Niederschläge in der Westschweiz Schäden an den Kulturen. Es zeichnet sich somit ab, dass die Erträge das Niveau des Vorjahres nicht erreichen werden. Im Rahmen der Branchenvereinbarung wurden die den Pflanzern bezahlten Rübenpreise für 2015 reduziert.

Weitere Kosteneinsparungen von 10% nötig

Die Gesellschaft reagierte bereits in den letzten drei Jahren mit dem Projekt „Fitness“ auf die sich abzeichnenden Preiskorrekturen am Zuckermarkt. Im laufenden Geschäftsjahr erlaubt das Projekt Einsparungen von 8.5 Mio. CHF. Wegen des anhaltenden Preisdrucks sieht sich die Schweizer Zucker AG gezwungen, in den nächsten zwei Jahren bei den Kosten weitere 10% einzusparen. Die Massnahmen betreffen alle Bereiche. So müsse unter anderem auch die Arbeitsproduktivität weiter gesteigert werden. Aktuell laufen Verhandlungen über eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit mit den Sozialpartnern. Trotz dieser Massnahmen wird es nicht gelingen, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Die Gesellschaft versucht daher, Subventionen von der öffentlichen Hand zur Förderung des Rübenanbaus in der Schweiz und einen angepassten Grenzschutz für Schweizer Zucker zu erhalten. Derzeit sieht sich die Schweizer Zucker AG mit grossen Herausforderungen konfrontiert, die auch die nächsten Jahre anhalten werden. Durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten und einer guten Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette will die Gesellschaft auch zukünftig die Kunden mit Schweizer Qualitätszucker beliefern.

Die Ertragsaussichten für die Schweizer Zucker AG sind nicht gut. Dies ist vor allem dem schwierigen Marktumfeld für das Zuckergeschäft geschuldet. So leiden auch die europäischen Grosskonzerne, wie etwa die Deutsche Südzucker AG, unter dem Preiszerfall des Zuckers bei anhaltend hohen Produktionskosten. Die Aussagen der Gesellschaft, an der Produktion von Zucker festhalten zu wollen, lässt den Schluss zu, dass die im Vorjahr gemachte Ankündigung möglicherweise Rückstellungen aufzulösen, um den Pflanzern einen angemessenen Rübenpreis zahlen zu können, weiterhin Bestand hat. Dennoch stellt sich die Frage nach der Schmerzgrenze für die Produktion von Zucker in der Schweiz, die angesichts der aktuellen Tiefstpreise und dem sehr günstigen Importzucker aktueller denn je ist. Die Anlagen zur Zuckerproduktion weisen zudem sehr hohe Fixkosten auf, die nur bei einer grossen Auslastung tragbar erscheinen. Ein allfälliger deutlicher Rückgang der Erntemenge lässt die Kosten nur unterproportional fallen, was sich negativ auf das Ergebnis auswirken wird.

Für das laufende Jahr wird die Gesellschaft einen Verlust ausweisen. Dies lassen die Aussagen des Aktionärsbriefs vermuten. Es wäre zwar möglich, durch die Auflösung von Reserven ein positives Resultat auszuweisen. Dies erscheint derzeit jedoch als sehr unwahrscheinlich. Die schwachen Zahlen dürften sich auch in der Ausschüttungspolitik niederschlagen. Nachdem bereits für das Vorjahr die Dividende um 0.30 CHF auf 0.50 CHF pro Aktie gekürzt wurde, ist eine weitere Kürzung sehr wahrscheinlich. Auch ein kompletter Dividendenverzicht erscheint nicht vollkommen abwegig.

Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Innerhalb der letzten zwölf Monate haben die Aktien um fast 44% ihres Werts verloren und wurden letztmalig zu Kursen von 18.50 CHF gehandelt. Wegen des zu erwartenden Verlustausweises können die Papiere nicht mehr auf der Basis des Kurs/Gewinn-Verhältnisses bewertet werden. Ebenso erscheint eine Beurteilung der Titel auf der Basis der Dividendenrendite wenig aussichtsreich, da ein vollständiger Dividendenverzicht nicht ausgeschlossen werden kann. Der entsprechende Entscheid hierfür liegt bei den Grossaktionären, die bereits im Vorjahr die Kürzung der Dividende, ganz im Gegensatz zum Gros der an der Generalversammlung teilnehmenden Kleinaktionäre, gutgeheissen haben.

Somit können die Papiere lediglich noch auf der Basis des Buchwerts bewertet werden. Dieser betrug per Bilanzstichtag 30. September 2014 rund 59 CHF pro Aktie. Hieraus lässt sich ein Discount von fast 70% auf der Basis des aktuellen Kurses ermitteln. Zudem dürfte die Gesellschaft über nicht unerhebliche stille Reserven in den Sachanlagen verfügen. Auch besitzt die Gesellschaft sehr hohe Rückstellungen in Höhe von 126 Mio. CHF, welche die ausgewiesenen Eigenmittel von 101 Mio. CHF übersteigen. Diese theoretisch vorhandenen Werte dürften jedoch in der Zukunft sinken, ohne dass die Kleinaktionäre hiervon profitieren können. Die Kleinaktionäre sind nur „Trittbrettfahrer“ und müssen sich den Interessen der Hauptaktionäre, bestehend aus den Zuckerrübenpflanzern und der Vereinigung für Zuckerrüben, beugen. Bei den Papieren handelt es sich dennoch um sehr substanzstarke Aktien, bei denen die Substanz selbst bei einer längeren Schwächeperiode des Zuckermarktes über einen Zeitraum von fünf Jahren den aktuellen Kurswert übersteigen sollte. Da dies aber keineswegs sicher ist, eignen sich die Aktien auch auf dem aktuellen Niveau nur für risikobereite Investoren zur Anlage. Diese könnten indessen von einer Verbesserung der Preissituation im Rahmen einer möglichen Verknappung des Zuckerangebots profitieren.

Eine ausführliche Unternehmensanalyse der Schweizer Zucker AG von OTC-X Research finden Sie auf www.otc-x.ch.

OTC-Musterdepot: Ein Dividendenfeuerwerk – top-Rendite: Parkresort Rheinfelden

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Bernexpo – hohe Dividenden und deutlicher Abschlag zum Buchwert. Bild: Bernexpo

Auf den ersten Blick gingen die Griechen-Ängste auch an den ausserbörslich gehandelten Titeln nicht vorbei. So rutschte der BEKB Liquidity-Index, mit den am stärksten gehandelten Aktien auf OTC-X, seit Anfang Juni um 1.2 Prozentpunkte nach unten und damit ziemlich exakt genau so stark wie der breite Aktienmarkt mit dem SMI. Doch nur auf den ersten Blick. Denn viele ausserbörslich  gehandelte Werte haben in den letzten Wochen Dividenden ausgezahlt.

Und wie üblich bei Ausschüttungen werden die Aktien dann ex-Dividende, also ohne Dividendenanspruch und nach der Ausschüttung oft mit einem Dividendenabschlag gehandelt. Und das drückt eben die Performance. Denn der BEKB-Liquidity ist ein Kursindex, in dem Dividenden nicht mit eingerechnet sind. Aber: Anders als im SMI und auch anders als im BEKB Liquidity-Index gab es im OTC-Musterdepot von schweizeraktien.net in den letzten Wochen nicht nur Kursgewinne, sondern ein regelrechtes Dividendenfeuerwerk. Die Outperformance des Depots zum BEKB-Liquidity stieg dadurch im Juni weiter an. Konkret fiel die Performance YTD – year to date, seit Jahresanfang – im BEKB-Liquidity von +0.1% auf -1.1%. Im Depot dagegen gab es eine weitere Steigerung. Die Performance kletterte von +11.4% auf +13.9%. 0.3% gingen dabei auf das Konto von Kursgewinnen.

Bernexpo – weit unter Buchwert

Einer der Top-Zahler im Depot ist Bernexpo. Nachdem der Messe- und Eventveranstalter schon im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 62.3 Mio. CHF und einem operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern in Höhe von 7.4 Mio. CHF bereits Bestmarken in der Unternehmensgeschichte aufstellen konnte, sind die Berner auch im laufenden Jahr gut gebucht. Nach einem erfreulichen Start im ersten Halbjahr gibt es auch im 2. Semester viele Veranstaltungen.

Der Umsatz dürfte das Niveau des Verlgeichsjahres 2013 erreichen. Vor wenigen Wochen gab es eine Dividende von 15 CHF je Aktie – Rendite 3.3%. Mit dieser attraktiven Verzinsung, einem 8er-KGV und dem hohen Abschlag zum Buchwert von 538 CHF je Aktie ist Bernexpo trotz des überdurchschnittlichen Kursgewinns im Depot seit Jahresanfang von 16.2% noch lange nicht ausgereizt.

Générale Beaulieu – Ertragsverbesserung zu erwarten

Dividende gab es auch bei Générale Beaulieu. Allerdings fiel die Zahlung des Klinikbetreibers wegen hoher Investitionen von 500 auf 400 CHF. Seit der Dividendenzahlung hat der Kurs etwas nachgegeben. Dadurch notiert die Aktie jetzt um rund 20% unter Buchwert. Da im nächsten Jahr aus den im 2014 getätigten Investitionen deutliche Ertragsverbesserungen zu erwarten sind, ist die Aktie jetzt wieder günstig zu haben.

Der nächste Dividendenzahler: Kursaal Bern. 10 CHF je Aktie bekamen die Anleger für das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Rendite ist zwar mit 1.8% vergleichsweise bescheiden, doch dafür verzeichnet der Titel seit Jahresanfang deutliche Kursgewinne von derzeit 34.1%. Wir bleiben investiert.

Parkresort Rheinfelden – 3.7% Dividende und weitere Steigerungen sind drin

Unsere Einschätzung beim letzten Update zum Musterdepot im Juni hinsichtlich Parkresort Rheinfelden hat sich in den letzten Wochen bestätigt. Die Aktie kletterte in den letzten vier Wochen um weitere 10% und beschert seit Jahresanfang bereits einen Gewinn von 25.2%. Trotz der Steigerungen ist die Aktie mit einem geschätzten KGV im Bereich von 10 und hoher Dividende nicht teuer, zumal das Unternehmen in den letzten Jahren stark wachsen konnte. Auch hier wurde inzwischen eine Dividende ausgezahlt: 30 CHF, entsprechend einer Rendite von 3.7%.

Während das Parkresort die Dividende für 2014 um 20% erhöht hat, kam es bei Société Suisse des Explosifs zu einer Dividendenkürzung von 120 auf 70 CHF. Damit verliert die Aktie fast schon ihren Reiz als Top-Dividendenwert. Denn gab es auf dem früheren Ausschüttungsniveau noch Renditen von über 4.0%, so sind es nun nur noch 2.6%. Ein kleines Trostpflaster bleibt: Die Dividende war erstmalig von der Steuer befreit, da es sich hier um eine Erstattung aus den Kapitaleinlagereserven gehandelt hat. Negativ auf die Kursentwicklung wirkte sich die Ankündigung der Gesellschaft aus, im Werk Gamsen ab Herbst Kurzarbeit einzuführen. Bereits vor zwei Wochen erklärte CEO Daniel Antille in einem Interview mit schweizeraktien.net, dass am Standort Gamsen Optimierungen eingeleitet wurden. Er kündigte ab 2016 wieder eine Verbesserung der Rentabilität an.

Thurella sowie Weiss & Appetito: steuerfreie Dividenden und ein 5er-KGV

Nach der Aufnahme der Dividendenzahlung für 2013 vor einem Jahr gab es inzwischen auch bei Thurella wieder Geld. Konkret wurden nach der Generalversammlung vor fünf Wochen 2.0 CHF je Aktie ausgezahlt. Die Rendite von 2.1% ist zwar auch hier nur moderat, doch wie bei Société Suisse des Explosifs erfolgte die Zahlung auch bei Thurella aus der Kapitaleinlagereserve und blieb somit steuerfrei.

Etwas mehr verwöhnt wurden die Aktionäre bei Weiss & Appetito. Beim Bauspezialisten gab es vor fünf Wochen 8 CHF je Aktie – Rendite 2.5%. Allerdings ist beim Bauunternehmen in diesem Jahr wegen der Euroschwäche und der abnehmenden Marktdynamik am Bau in der Schweiz mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang zu rechnen. Dennoch gibt es für die Aktie von Weiss & Appetito zwei ganz klare Kaufargumente: Da ist ein 5er-KGV drin, und es gibt einen aktuellen Kursabschlag von rund 30% auf den Buchwert.

schweizeraktien.net Musterdepot OTC
Valoren Unternehmen Kaufkurs aktueller Kurs Stück in CHF Performance
1110034 Bernexpo Holding 396 460 25 11500 16,2%
160200 Générale Beaulieu 10600 11500 1 11500 8,5%
161329 Kongress+Kursaal Bern 410 550 25 13750 34,1%
10517517 Lorze AG 20,85 22,5 480 10800 7,9%
1792366 Menzi Muck AG 6050 6790 2 13580 12,2%
199228 Parkresort Rheinfelden 655 820 15 12300 25,2%
251331 Soc. Suisse des Explosifs 3100 2700 3 8100 -12,9%
1474512 Thurella AG 90 97 110 10670 7,8%
21293696 Weiss+Appetito 300 320 33 10560 6,7%
4261528 Zur Rose AG 23 24,5 430 10535 6,5%
Cash 2526
Performance gesamt 115’821 13,9%
BEKB Liquidity Index 965,6 954,56 -1,1%
Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101’673 CHF; Stand: 10.7.15

Marco Zingg, VRP Cendres+Métaux: „Wir verfolgen eine Vorwärtsstrategie“

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Marco Zingg, Verwaltungsratspräsident der Cendres+Métaux Holding S.A. Bild: zvg
Marco Zingg, Verwaltungsratspräsident der Cendres+Métaux Holding S.A. Bild: zvg

Die Verwerfungen an den Edelmetallmärkten haben die Geschäftsentwicklung und auch den Aktienkurs der Bieler Cendres+Métaux-Gruppe in den letzten drei Jahren geprägt. Nach dem Absturz des Goldpreises und organisatorischen Neuausrichtungen war das Unternehmen, das rund zwei Drittel der Umsätze in Höhe von über 60 Mio. CHF im Dentalbereich und einen Drittel im Uhren- und Schmuckbereich erzielt, im letzten Jahr wieder auf Kurs. Doch Veränderungen im Marktumfeld sowie der Margendruck, insbesondere im Medizintechnikbereich, haben Anpassungen in der Organisation erfordert. Hinzu kommt die Euroschwäche, welche das Geschäftsergebnis im laufenden Geschäftsjahr 2014/15 (Ende: September 2015) zusätzlich belasten wird. Der im Dezember 2014 gewählte Verwaltungsratspräsident Marco Zingg beginnt daher mit einem moderaten Umbau des Traditionsunternehmens. Im Gespräch mit schweizeraktien.net betonen Zingg und CEO Claudio Penna allerdings, dass sie nicht nur Sparübungen planen und erklären, wo sie Potenzial für ihre Produkte in der Medizintechnik und im Uhren- und Schmuckbereich sehen.

Herr Zingg, Sie fassen innerhalb der C+M-Gruppe die zwei bisherigen Bereiche Dental und Medical zum neuen Medtech-Bereich zusammen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Marco Zingg: Wir sehen derzeit fundamentale Veränderungen im Gesundheitswesen. Dazu gehört ein verschärfter Wettbewerb, der auch zu einer Konsolidierung innerhalb der Branche führt. Ausserdem hält der Preisdruck wegen der hohen Gesundheitskosten an, der sich bei uns wiederum in sinkenden Margen niederschlägt. Auch haben sich die Kontakte zu unseren Kunden und die Vertriebskanäle geändert. Es wäre verantwortungslos gewesen, wenn wir in diesem Umfeld nicht gehandelt hätten.

Welchen Einfluss hat die Euroschwäche auf Ihren Entscheid?

Die Zusammenführung der beiden Bereiche ist keine Folge der Aufhebung des Mindestkurses, sondern wurde vor dem Wegfall der Wechselkursuntergrenze in die Wege geleitet. Durch den starken Franken müssen wir nun zusätzlich die Effizienz und das Volumen erhöhen, um auch in diesem herausfordernden Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei hilft sicherlich die neue Struktur.

CEO Claudio Penna. Bild: zvg
CEO Claudio Penna. Bild: zvg

Die Umsätze im neuen Medical-Bereich machen heute mehr als 60% der Gesamtumsätze von C+M aus. Wie stark wirkt sich hier der schwächere Euro aus?

Claudio Penna: Wir haben in diesem Bereich zwei grosse Schweizer Kunden, die sehr stark im Euroraum tätig sind. Auch ein wesentlicher Teil der restlichen Kunden ist im Euroraum zu finden. Insgesamt erwirtschaften wir rund zwei Drittel der Umsätze im Medical-Bereich im Ausland. Daher trifft uns der Wegfall der Wechselkursuntergrenze empfindlich. Noch am 15. Januar hatten wir die ersten Anrufe von Kunden aus dem Euroraum, die Preisreduktionen verlangt haben. Sorgen machen uns aber weniger die kurzfristigen Effekte, sondern die langfristigen Beziehungen zu Kunden. Es ist durchaus möglich, dass Schweizer Hersteller bei Neuausschreibungen von ausländischen Kunden aufgrund des starken Frankens gar nicht mehr berücksichtigt werden. Folgeaufträge könnten so ausbleiben.

Wo führt die neue Organisationsstruktur zu Verbesserungen, und wie gross ist das Einsparpotenzial?

Marco Zingg: Hier möchte ich Ihnen gerne ein Beispiel nennen: Durch die Konsolidierung in der Medtech-Branche hatten wir im Vertrieb teilweise zwei Kundenberater, die den gleichen Kunden betreut haben. Solche Doppelspurigkeiten wird es in Zukunft nicht mehr geben. Zudem können wir gerade bei der Produktentwicklung viele Synergien nutzen. Ziel unserer neuen Organisation sind nicht in erster Linie Einsparungen. Im Gegenteil: Wir verfolgen eine Vorwärtsstrategie und benötigen hier gewisse Kompetenzen, um diese auch erfolgreich umsetzen zu können. Durch das zusätzliche Wachstum wollen wir die für eine Medtech-Firma nötige Struktur finanzieren.

Haben Sie deshalb auch Ihren Verwaltungsrat Arne-Christian Faisst in die operative Leitung der Firma geholt?

Als wir vor einem Jahr über die neue Zusammensetzung des Verwaltungsrates gesprochen haben, war es für mich wichtig, eine Person mit Expertise im Medtech-Bereich zu finden. Unsere Neuausrichtung zeigt nun, dass dies richtig war. Es ist ein Glücksfall, dass Herr Faisst nun auch von uns mandatiert wurde, um den Bereich neu aufzustellen. Da er im Verwaltungsrat vertreten ist und operativ im Unternehmen mitarbeitet, konnten wir wichtige Entscheidungen deutlich beschleunigen. Dies hilft uns besonders im derzeitigen Marktumfeld.

Wie sieht es bei Ihnen mit den Innovationen aus? Ist Ihre Pipeline hier gut gefüllt? Ein wichtiges Produkt ist ja hier der Bone-anchored-Port (BAP) für Dialyse-Patienten.

Wir arbeiten zwar laufend an Innovationen, müssen aber das Innovationsmanagement weiter verstärken. Denn wir möchten stets neue Produkte in der Pipeline haben. Mit dem BAP können wir im Idealfall in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen. Die Entwicklung dieser Neuheit hat es uns erlaubt, wichtige Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Zwischenzeitlich konnten wir aufzeigen, dass solche Ports auch für andere Anwendungen eingesetzt werden können. Eine weitere erfolgreiche Entwicklung aus unserem Haus ist das Hochleistungspolymer Pekkton. Da der Trend der Edelmetallsubstitution wie auch der Substitution von Keramik im Dentalbereich anhält, sind wir für dieses Produkt sehr zuversichtlich. Insbesondere der asiatische Raum reagiert sehr positiv auf das neue Produkt.

Sehen Sie im asiatischen Raum Wachstumschancen?

Bisher waren wir nur in Japan und Südkorea gut aufgestellt. In den übrigen asiatischen Märkten sind wir kaum vertreten. Es ist aber eines unserer Ziele, in den asiatischen Märkten zu wachsen. Dies muss nicht unbedingt China sein. Es betrifft den gesamten ASEAN-Raum. Diese preissensitiven Märkte sind generell offener für neue, preisgünstigere Technologien.

Sie erwähnten, dass Sie im Schmuckbereich durch neue Technologien konkurrenziert werden. Gibt es auch Innovationen im Schmuckbereich?

Claudio Penna: Eine grosse Herausforderung ist sicherlich der 3-D-Druck. Auf diesen Trend haben wir reagiert, indem wir eine spezielle Edelmetalllegierung in Weissgold für 3-D-Drucker entwickelt haben. Unser Produkt mit dem Namen Edelwhite kommt in der Industrie sehr gut an.

Dennoch haben Sie in Ihrer Medienmitteilung geschrieben, dass der Uhrenbereich besser als der Schmuckbereich läuft. Warum?

In der Bijouterie haben wir es mit einfacheren Produkten als bei Uhren zu tun. Uhren sind sehr technische Produkte, deren Herstellung mit einer grösseren Wertschöpfung verbunden ist. Während die Uhrensparte bei uns in den letzten Jahren gewachsen ist und immer noch wächst, ist der Bijouteriebereich seit Jahren geschrumpft. Ein Grund dafür sind Schmuckhersteller, die ihre eigenen Produktionskapazitäten ausgebaut haben und auf ein Outsourcing verzichten. Zusätzlich kommt die Euroschwäche hinzu. Während die meisten Uhrenhersteller ihren Sitz in der Schweiz haben, befinden sich die Schmuckunternehmen in den USA und Japan. Daher ist der Euroeffekt hier stärker zu spüren. Aufgrund der Vertikalisierung in der Schmuckindustrie sowie des negativen Währungsumfelds verlieren wir für das nächste Jahr einen grossen Kunden.

Wie verlief die Entwicklung in den ersten neun Monaten?

Was die Auslastung und die produzierten Mengen betrifft, so läuft das Geschäftsjahr wie geplant. Wie bereits erwähnt, beschäftigt uns der Druck auf die Margen und die Währungssituation. Seit der Aufhebung der Kursuntergrenze durch die SNB sind verschiedene Massnahmen umgesetzt worden. Darunter beispielsweise eine Verlängerung der Arbeitszeit. Beim Personalbestand ersetzen wir die Stellen von Personen nicht, die in Pension gehen oder das Unternehmen aus anderen Gründen verlassen. Auf Kündigungen versuchen wir zu verzichten, damit wir die Kompetenzen an Bord behalten.

Mit welchem Ergebnis rechnen Sie für das laufende Geschäftsjahr?

Das Ergebnis wird durch die Währungssituation ganz klar negativ beeinflusst. Die Bewertung unserer Tochtergesellschaften im Ausland sowie die Korrekturen auf dem Bestand der Debitoren und dem Warenlager belasten in Form eines Einmaleffektes die Erfolgsrechnung mit einem einstelligen Millionenbetrag. Wie sich dies genau auf das Ergebnis auswirkt, können wir heute noch nicht sagen. Wir setzen alles daran, dass wir dennoch keine roten Zahlen ausweisen müssen.

Welche Auswirkungen wird die Situation auf die Dividendenpolitik Ihrer Gesellschaft haben? Sie haben die Dividende ja bereits vor zwei Jahren einmal reduziert.

Marco Zingg: Der Verwaltungsrat hat die Absicht, die Kontinuität bei der Dividende zu bewahren. Bereits 2013 wurde die Dividende gekürzt und damit die zu erwartende negative Entwicklung antizipiert. Allerdings ist es derzeit noch zu früh, um konkrete Aussagen zu machen.

Nach vielen erfolgreichen Jahren, in denen die C+M-Gruppe stark gewachsen und von Rekord zu Rekord geeilt ist, erfolgt nur die Ernüchterung. Wie stehen die sieben Grossaktionäre zu der neuen Strategie?

Unsere Grossaktionäre, bei denen es sich um drei Familien handelt, verfolgen eine langfristige Optik und stehen daher voll hinter der neuen Strategie. Ihnen ist bewusst, dass sich das Umfeld geändert hat und wir entsprechend reagieren müssen.

Rasche Änderungen im Marktumfeld, der Generationenwechsel in Verwaltungsrat und Management sowie die Euroschwäche fordern derzeit die C+M-Gruppe. Im laufenden Jahr und in den kommenden Jahren dürfte sich das Unternehmen, das mit seinen bisher drei Bereichen sehr breit aufgestellt ist, deutlich verändern. Ein erster Schritt ist die Zusammenfassung der Medizintechnikbereiche. Weitere Schritte sind nicht auszuschliessen. Allerdings ist das Unternehmen solide finanziert und verfügt über ausreichend Substanz, um diesen Transformationsprozess erfolgreich durchlaufen zu können.

Der Kurs der C+M-Aktie hat in den letzten drei Jahren um rund 25% verloren. Der ausgewiesene Buchwert liegt bei 3’853 CHF pro Namenaktie und damit um rund 50% unter dem Kurs von 7’300 CHF, der zuletzt auf OTC-X für die Titel bezahlt wurde. Bezieht man allerdings die Rückstellungen in Höhe von knapp 112 Mio. CHF mit ein, die zum grossen Teil Eigenkapitalcharakter aufweisen dürften und zur Abfederung von Schwankungen bei den Edelmetallpreisen gebildet wurden, so errechnet sich ein Buchwert von 11’780 CHF. Sofern es der Gesellschaft gelingt, im laufenden Geschäftsjahr eine schwarze Null und in den kommenden Jahren wieder Gewinne auf dem Niveau des letzten Geschäftsjahres in Höhe von 6.5 Mio. CHF (EBITDA: 9.1 Mio. CHF) und höher auszuweisen, wäre die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau nicht zu hoch bewertet. Aufgrund der ungewissen Aussichten sollten Anleger allerdings noch zurückhaltend mit einem Engagement sein, da ein weiterer Kursrückgang nicht auszuschliessen ist. Es dürfte sich lohnen, die Entwicklung der Gesellschaft, die künftig auch offener kommunizieren möchte, genau zu beobachten. Denn mittelfristig könnte ein Einstieg wieder interessant sein.

MediBank: Aktionäre stimmen freiwilliger Liquidation zu, Dividende noch blockiert

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Durch die an der GV beschlossene freiwillige Liquidation sparen die MediBank-Aktionäre nun rund 4 Mio. CHF: Bild: schweizeraktien.net
Durch die an der GV beschlossene freiwillige Liquidation sparen die MediBank-Aktionäre nun rund 4 Mio. CHF: Bild: schweizeraktien.net

Gerade einmal fünf Minuten vor dem Beginn der ausserordentlichen Generalversammlung der Zuger Privatbank MediBank ist es zu einer Einigung zwischen den zwei streitenden Hauptaktionären gekommen. Dies erklärte jedenfalls Verwaltungsratspräsident Rico Baumgartner bei der Begrüssung der 28 Aktionäre im Parkhotel Zug. Einer der Punkte in der Vereinbarung zwischen Hans-Rudolf Rahm und Bruno De Nicolò sah offenbar vor, dass nicht die Verwaltungsräte Rico Baumgartner und Carlo de Paoli zu den Liquidatoren der Gesellschaft bestellt werden sollten, sondern drei andere Personen, darunter VR-Mitglied Richard Rahm und der Rechtsanwalt von De Nicolò. Mit zwei Nein-Stimmen wurde der Antrag auf freiwillige Liquidation mit dem neuen Liquidatoren-Team anschliessend auch angenommen, so dass die Bank nun ordnungsgemäss liquidiert werden kann. Der Verwaltungsrat wird in den nächsten Tagen Verhandlungen mit der Aufsichtsbehörde FINMA führen, die das Zuger Geldinstitut im Dezember 2014 unter ihre Fittiche genommen hatte. Ob und wann die Liquidation und auch die von der FINMA bisher blockierte, aber von den Aktionären an der letzten ordentlichen Generalversammlung beschlossene Ausschüttung einer Sonderdividende in Höhe von 8 Mio. CHF erfolgen kann, blieb offen.

Fast alle Kundenvermögen veräussert

Eigentlich müsste die Finanzmarktaufsicht das Unternehmen bei den von den Aktionären beschlossenen Schritten nun bestmöglich unterstützen. Denn im Grunde wurden seit der ordentlichen Generalversammlung im März 2015 (siehe Blog-Beitrag vom 19. März) wichtige Punkte umgesetzt. So konnten 588 Kunden mit einem Vermögen von 187 Mio. CHF an andere Banken veräussert werden, darunter die in Liechtenstein ansässige Bank Alpinum, wie der Verwaltungsratspräsident den Aktionären berichtete. Allein von der Bank Alpinum habe die MediBank dafür eine Zahlung in Höhe von 750’000 CHF erhalten. Heute verfügt die MediBank nur noch über vier Kunden mit einem Vermögen von 1.6 Mio. CHF, für die noch eine Lösung gesucht werde. Zudem habe sich die Bank mit den US-Steuerbehörden geeinigt. Aufgrund des geringen Kundenstammes konnte auch der Personalstamm deutlich reduziert werden. „Wir möchten die Bank möglichst kosteneffizient herunterfahren“, erklärte Baumgartner. Ganz glücklich ist der Verwaltungsrat nicht mit der Aufsichtsfunktion der FINMA. Denn die von der FINMA eingesetzten Rechtsanwälte hatten es der Bank verunmöglicht, den kompletten Kundenstamm zu veräussern. Sie forderten auf einmal die Zustimmung jedes einzelnen Kunden zur Übertragung der Vermögenswerte. Gegen diesen Entscheid hat die MediBank zwischenzeitlich Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen eingereicht.

Aktionäre sparen durch freiwillige Liquidation 4 Mio. CHF

Dass es nun doch noch zur freiwilligen Liquidation der Bank kommt, freut auch die übrigen Aktionäre. Denn nach Angaben von Baumgartner hätte die Zwangsliquidation durch die FINMA rund 10 Mio. CHF gekostet. Bei der freiwilligen Liquidation rechnen die Verantwortlichen nur noch mit 6 Mio. CHF, wovon rund 4 bis 5 Mio. CHF auf die Sicherstellung einer zehnjährigen Aufbewahrungspflicht entfallen. Sparen können sich die Aktionäre hingegen nun die Liquidation durch teure, von der FINMA beauftragte Anwälte. Diese sollten Tagessätze von bis zu 11’400 CHF verrechnen dürfen. „Durch den heutigen Entscheid haben die Aktionäre mindestens 4 Mio. CHF gespart“, so Baumgartner an der a.o. Generalversammlung. Nach Abzug der noch entstehenden Kosten dürften rund 24 Mio. CHF Eigenkapital in den Kassen der Bank verbleiben, welche schrittweise an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Wann dies der Fall sein wird, lässt sich heute noch nicht genau sagen. Fachleute rechnen mit einer Dauer der Liquidation von ein bis zwei Jahren. Bis dahin sollte auch der Prozess gegen einen ehemaligen Berater des Unternehmens abgeschlossen sein.

Alles sieht danach aus, dass das Kapitel MediBank nun definitiv beendet werden kann. Auch wenn die beiden Hauptaktionäre und ehemaligen Geschäftspartner in dem ganzen Theater eine unrühmliche Rolle spielten und ihren Streit auf dem Rücken der Minderheitsaktionäre ausgetragen haben, so tauchte am Schluss ein weiterer Mitspieler auf der Bühne auf, der keine Glanzrolle spielte. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA. Die von ihr veranschlagten Kosten für die Liquidation scheinen in keinem Verhältnis zu der eigentlichen Tätigkeit im Rahmen der Liquidation zu stehen. Wie sonst sollte es möglich sein, dass die freiwillige Liquidation nun 4 Mio. CHF weniger kosten wird? Auch die Tagessätze für die Honorare der externen Liquidatoren scheinen absolut übertrieben zu sein. Schlussendlich erscheint es auch erschreckend, wie die FINMA Entscheide der Generalversammlung der Aktionäre blockiert und diese daran hindert, an den überschüssigen Teil ihres Kapitals zu kommen. Bei aller Kritik an der FINMA im letzten Akt der MediBank-Farce muss man darauf hinweisen, dass diese ohne die Rivalitäten der Hauptaktionäre vermutlich gar nicht auf der Bühne erschienen wäre. Daher ist es umso erfreulicher, dass sich am Schluss nun beide Hauptakteure noch einigermassen gefunden haben und die Geschichte – für alle Beteiligten – nun ein gutes Ende nimmt.

Die Inhaber- und Namenaktien der MediBank AG werden auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB gehandelt.

Bondpartners: Aktien werden neu auf OTC-X gehandelt

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Der Firmensitz der Bondpartners in Lausanne. Bild: www.bpl-bondpartners.ch
Der Firmensitz der Bondpartners in Lausanne. Bild: www.bpl-bondpartners.ch

Seit dem 8. Juli werden die Aktien des in Lausanne ansässigen Finanzdienstleisters Bondpartners SA auf der OTC-X Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Bisher waren die Valoren des 1972 gegründeten Brokerhauses, das sich auf den Handel mit Fremdwährungsobligationen und Aktien spezialisiert hat, an der SIX Swiss Exchange kotiert. CEO Christian Plomb begründet den Wechsel in das nichtkotierte Segment mit der geringen Grösse seines 30 Mitarbeiter zählenden Unternehmens. „Wir sind zu klein, um an der SIX kotiert zu bleiben“, so Plomb. Die regulatorischen Vorgaben an der SIX seien für die grossen SMI-Gesellschaften gemacht, aber nicht für kleinere Unternehmen, so der CEO weiter. Daher habe man sich entschieden, auf OTC-X zu wechseln. Die Umsetzung der Minder-Initiative sei für Bondpartners allerdings nicht der Hauptgrund für den Wechsel gewesen.

Ihr Reporting gegenüber den Aktionären will die Gesellschaft nach dem Abschied von der SIX allerdings nicht ändern. Für das erste Semester 2015 berichtet Plomb von einer schwierigen Lage, welche durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses ausgelöst worden sei. Rund 90% der Erträge stammen aus dem Bondhandel in EUR oder USD. Konkrete Angaben zum ersten Semester will die Gesellschaft in rund einer Woche machen. Im Geschäftsjahr 2014 erzielten Bondpartners einen konsolidierten Reingewinn in Höhe von 3.2 Mio. CHF (+64%). Im Zinsdifferenzgeschäft steigerte Bondpartners den Ertrag um 1.5% auf 2.5 Mio. CHF, während im Kommissionsgeschäft die Erträge um 2% auf 1.8 Mio. CHF anstiegen. Aufgrund des guten Ergebnisses wurde die Dividende für 2014 auf 35 CHF je Inhaberaktie erhöht.

An der Schweizer Börse SIX wurden die Titel zuletzt für 685 CHF gehandelt. Die ersten Geldkurse auf OTC-X lagen bei 680 CHF. Damit beträgt das KGV auf Basis der 2014er Gewinne 13, und die historische Dividendenrendite erreicht 5.1%. Aufgrund der unsicheren Aussichten wegen der Euroschwäche ist für das laufende Geschäftsjahr ein deutlich geringeres Ergebnis zu erwarten, das auch Auswirkungen auf die Ausschüttung haben könnte. Konkrete Aussagen dazu sowie eine Einschätzung der Aktie werden wir nach Vorlage der Semesterzahlen vornehmen.

Nexus: Umsatz steigt in 2014 um 24%, höherer Verlust – schwarze Null für 2015 geplant

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Die Gewinner der Swiss Startups Awards 2014 in Zürich mit Nexus-CEO Michele Blasucci (r.). Bild: www.swiss-startups-awards.ch
Die Gewinner der Swiss Startups Awards 2014 in Zürich mit Nexus-CEO Michele Blasucci (r.). Bild: www.swiss-startups-awards.ch

Schon vor zwei Jahren kündigte Michele Blasucci an, dass er mit seiner Nexus AG in den nächsten Jahren erst einmal in das Wachstum investieren will, bevor das Unternehmen die Gewinnzone erreicht. Diesen Kurs hat die Nexus-Gruppe, die mit startups.ch Dienstleistungen für Unternehmensgründer anbietet und mit Findea eine Treuhandfirma betreibt, auch 2014 beibehalten. Der konsolidierte Umsatz kletterte 2014 um 24% auf 6.6 Mio. CHF. Vom Gesamtumsatz sind 5.5 Mio. CHF (Vorjahr: 4.2 Mio. CHF) auf die operative Unternehmenstätigkeit zurückzuführen. Knapp 1.1 Mio. CHF der Umsätze bestehen aus aktivierten Eigenleistungen, welche aus der Softwareentwicklung durch die Tochterfirma Websoft stammen. Ein deutlich höherer Betriebsaufwand führte zu einem operativen Verlust (EBITDA) von 359’729 CHF. Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 711’209 CHF. Durch den hohen Verlust ist auch die Eigenkapitalquote auf einen niedrigen Wert von knapp 18% zusammengeschmolzen.

1’710 Gründungen in 2014

Firmengründer und Mehrheitsaktionär Blasucci begründet den hohen Verlust im Geschäftsjahr 2014 mit den hohen Marketingmassnahmen zum allgemeinen Markenaufbau, den Investitionen in neue Standorte und neue Mitarbeiter sowie eine tiefe anfängliche Auslastung der Treuhänder. Diese sei aber im Verlauf der Monate gestiegen. Zudem habe startups.ch das Ziel von 2’000 Gründungen in 2014 nicht erreicht. Insgesamt zählte startups.ch nur 1’710 Gründungen. Durch eine Reduktion des klassischen Marketingbudgets sowie eine Intensivierung der Online-Marketing Aktivitäten soll im laufenden Jahr insbesondere die Kostenseite entlastet werden. So würden die Swiss Startups Awards ab 2016 nur noch alle zwei Jahre ausgetragen. Ausserdem soll die Softwareentwicklungsfirma Websoft künftig auch externe Aufträge annehmen können. Bisher war das Unternehmen ausschliesslich für die Nexus-Gruppe tätig und hatte die Online-Treuhandsoftware für Findea entwickelt.

Startups.ch und Findea arbeiten profitabel

Ein Blick auf die Zahlen der Tochterunternehmen startups.ch, Findea, Websoft und die in Chile tätige LanzateSolo zeigt, dass startups.ch und Findea profitabel arbeiten. In 2014 wurde mit Online-Firmengründungen ein Umsatz von 4.2 Mio. CHF und ein Gewinn auf Stufe EBITDA von 79’000 CHF erzielt. Noch besser lief es bei der Treuhandfirma Findea, die mittlerweile über sieben Filialen in der ganzen Schweiz verfügt. Dort stieg der Umsatz auf 2.2 Mio. CHF (+ 90%). Unter dem Strich verlieb ein EBITDA von 252’000 CHF. Websoft musste hingegen einen Verlust in Höhe von 405’000 CHF ausweisen. LanzateSolo erzielte 2014 einen Umsatz von 110’000 CHF. Mit den eingeleiteten Massnahmen will die Nexus-Gruppe im laufenden Geschäftsjahr den Verlust reduzieren. Nach Aussagen von Michele Blasucci sei eine schwarze Null für 2015 das Ziel. Die Entwicklung im ersten Halbjahr 2015 deutet darauf hin, dass die Gesellschaft auf Kurs ist. Bei startups.ch stieg der Umsatz um 12% auf 2.3 Mio. CHF. Und Findea erreichte einen Umsatzsprung um 65% auf 1.5 Mio. CHF. Insgesamt habe Findea in der ersten Jahreshälfte 157 neue Mandate gewonnen. Gemäss der Planungsrechnung von Nexus soll die Gruppe in 2016 bereits einen Gewinn in Höhe von 447’000 CHF und positive Cashflows schreiben, welche dann die Rückführung eines Darlehens in Höhe von 4.8 Mio. CHF erlauben.

Die Nexus-Gruppe hat in den letzten Jahren sehr stark in das Wachstum investiert. Obwohl umsatzseitig diese Wachstumspläne grösstenteils erreicht wurden, belasten insbesondere die hohen Marketingausgaben und die Entwicklungskosten für die Software die konsolidierte Rechnung. Durch die Aktivierung der Entwicklungskosten – die immateriellen Anlagen betrugen Ende 2014 rund 3 Mio. CHF – werden diese auch in den kommenden Jahren noch die Erfolgsrechnung prägen. Kritisch ist zudem zu sehen, dass das immaterielle Anlagevermögen mit knapp 3 Mio. CHF bei weitem das Eigenkapital von 975’000 CHF (per Ende 2014) übersteigt. Spielraum für grössere Wertberichtigungen gibt es da wenig. Obwohl die Strategie der Nexus-Gruppe, erst Services bei Unternehmensgründungen anzubieten und anschliessend einen Teil dieser Start-ups als Kunden für die eigene Treuhandtochter Findea zu gewinnen, plausibel erscheint, so ist die wirtschaftliche Situation derzeit ein Kantengang. Die Aktien der Nexus AG werden auf der Plattform OTC-X der BEKB zu Kursen um die 11.20 CHF gehandelt. Auf Basis dieses Kurses liegt die Marktkapitalisierung bei knapp 18 Mio. CHF. Dies erscheint uns angesichts der doch beachtlichen Risiken, welche sich aus der bilanziellen Situation ergeben, nicht gerechtfertigt. Bis sich eine deutliche Besserung der Situation einstellt, bleibt das Papier ein hochriskantes Investment für sehr risikofreudige Anleger.

Reishauer: Gewinn steigt 2014 auf 30.1 Mio. CHF – Dividende unverändert bei 830 CHF

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Die Maschinen von Reishauer werden weltweit eingesetzt. Quelle: Reishauer-Gruppe
Die Maschinen von Reishauer werden weltweit eingesetzt. Quelle: Reishauer-Gruppe
Die Maschinen von Reishauer werden weltweit eingesetzt. Quelle: Reishauer-Gruppe

Die in Wallisellen im Kanton Zürich domizilierte Reishauer-Gruppe musste im Geschäftsjahr 2014 einen Rückgang der Gesamterträge um 10.6% auf 374.4 Mio. CHF hinnehmen. Das Unternehmen hat sich auf Schleifmaschinen spezialisiert, die zur Herstellung von Zahnrädern benötigt werden, und verfügt in dieser Branche über eine starke internationale Stellung. Neben dem Hauptsitz in Wallisellen besitzt die Gesellschaft zahlreiche internationale Niederlassungen auf dem gesamten Kontinent. Zusätzlich zu den Maschinen bietet die Gruppe eine Palette an Diamant- und CBN-Werkzeugen an. Zum Einsatz kommen die Produkte vor allem in der Automobilindustrie. Das nach Unternehmensangaben weltweit aktive Vertreternetz erlaubt es, dank der grossen Kundennähe am „Puls des Geschehens“ zu bleiben. Zu den bekannten Kunden der Reishauer-Gruppe gehört der Getriebehersteller ZF.

Deutlich höhere Finanzerträge in 2014

Nachdem die Reishauer im 2013 von zwei Grossprojekten profitieren konnte, musste das Unternehmen im Jahr 2014 einen Umsatzrückgang aus Lieferungen und Leistungen um 14.2% auf 357.2 Mio. CHF hinnehmen. Aus dem nicht näher bezeichneten sonstigen Betriebsertrag erzielte Reishauer 7.6 Mio. CHF nach 6.3 Mio. CHF im Vorjahr. Deutlich höher als im Vorjahr fielen die Finanzerträge mit 11.4 Mio. CHF nach einem Vorjahreswert von 7.3 Mio. CHF aus. Hierin dürften unter anderem Beteiligungserträge aus den Tochterfirmen enthalten sein. Gesamthaft resultierte bei den markant tieferen Abzügen für Halb- und Fertigfabrikate von 1.8 Mio. CHF nach 12.6 Mio. CHF im Vorjahr ein Rückgang der Einkünfte um 10.6%. Bei den Aufwendungen konnte Reishauer deutliche Einsparungen bei den Materialkosten erzielen. Diese gingen gegenüber dem Vorjahr um 20% respektive um 41.1 Mio. CHF auf 165.4 Mio. CHF zurück. Die Personalkosten zogen leicht um 1.4 Mio. CHF an, entsprechend einem Plus von 1.3%, auf 104.6 Mio. CHF. Der sonstige, nicht näher bezeichnete Betriebsaufwand fiel um 3 Mio. CHF auf 53.3 Mio. CHF. Im Ergebnis resultierte ein Rückgang des EBITDA exklusive der Finanzerträge von 44.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 39.8 Mio. CHF im Berichtsjahr. Nach den um 730’000 CHF erhöhten Sachabschreibungen resultierte ein EBIT von 22 Mio. CHF nach 27.4 Mio. CHF im Vorjahr. Die Finanzaufwendungen waren für 2014 um fast 1.9 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr, so dass unter dem Strich ein leichter Anstieg des Reingewinns um knapp 700’000 CHF respektive plus 2.3% auf 30.1 Mio. CHF resultierte. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 830 CHF pro Aktie.

Kostensenkungen wegen Wechselkursentwicklungen

Für das laufende Jahr zeichnet sich offenbar eine weitere Abschwächung der Ergebnisse ab. Wie die Privatbank Lienhardt & Partner in einem Newsletter schreibt, sieht sich Reishauer wegen der Wechselkursentwicklungen zu weiteren Kostensenkungen gezwungen. Ein grösserer Stellenabbau sei nicht geplant. Analysten einer anderen Privatbank gehen für das laufende Geschäftsjahr bei gleichbleibenden Umsätzen von einem leichten Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) um knapp 6% auf 37.7 Mio. CHF aus. Der Reingewinn soll laut der Berechnungen des Analysten nur noch 25.7 Mio. CHF (- 14.6%) betragen.

Die von Reishauer ausgewiesenen Kennzahlen fallen gut aus. Hierbei darf die geringe Transparenz der Gesellschaft nicht übersehen werden. Zudem wurden in der Vergangenheit seitens des Mehrheitsaktionärs, der Familie Bodmer, verschiedene Transaktionen zum Nachteil der Gesellschaft getätigt. Diese wurden durch Adrian Gasser, VR-Präsident der Lorze AG, die bislang ein Aktienpaket von knapp 47% an der Reishauer besass, im Rahmen eines aufwendigen Gerichtsverfahrens aufgedeckt und führten zu Schadensersatzzahlungen an die Reishauer-Gruppe. Auch wurde dem streitbaren Aktionär jahrelang die Eintragung ins Aktienregister verwehrt und erst durch einen Bundesgerichtsentscheid ermöglicht. Details zu der Fehde zwischen Reishauer und Adrian Gasser können unserem Blog-Beitrag vom letzten Herbst entnommen werden.

Die Reishauer-Gruppe verfügt über eine grundsolide Bilanz mit ausgewiesenen Eigenmitteln von 276.5 Mio. CHF per Jahresende 2014, was einer Eigenmittelquote von 62% der Bilanzsumme entspricht. Zudem verfügt die Gesellschaft über Rückstellungen in Höhe von 107.3 Mio. CHF, die zumindest teilweise Eigenmittelcharakter aufweisen dürfen.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Das Aktienkapital der Gesellschaft ist zu gleichen Teilen von je 5’000 Inhaber- und Namenaktien im Nennwert von je 250 CHF aufgeteilt. Beide Aktienkategorien sind ausserbörslich handelbar. Unterschiedliche Rechte bestehen nicht. Von den allgemein nur selten gehandelten Titeln werden die Inhabervaloren öfters umgesetzt. Der letzte Kurs lag bei 60’200 CHF pro Aktie. Auf dieser Basis weisen die Titel eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tiefe Dividendenrendite von knapp 1.4% auf. Auch das KGV von 20 für 2014 erscheint nicht günstig. Hierbei darf allerdings nicht übersehen werden, dass der wirtschaftliche Gewinn, der den Aktionären zuzurechnen ist, den ausgewiesenen Reingewinn übersteigen dürfte. Als Näherungswert angenommen werden kann das Verhältnis des Kurses zum EBITDA, das allerdings mit rund 15 ebenfalls nicht günstig ausfällt. Zudem dürfte für das laufende Jahr eine Abschwächung zu erwarten sein. Auch auf der Basis des Buchwerts erscheinen die Titel mit einem Agio von über 100% zum ausgewiesenen Wert teuer. Selbst unter vollständiger Berücksichtigung der Rückstellungen beträgt das Agio über 50%.

Auch wenn der Substanzwert, der bei Reishauer mit sehr grossen Unsicherheiten behaftet ist, den Buchwert übersteigt, dürfte sich dieser kaum je realisieren lassen, wie nicht zuletzt der langjährige Rechtsstreit mit Adrian Gasser aufzeigt. Auf der Basis der vorliegenden Informationen sind die Aktien auf dem aktuellen Niveau überteuert. Eine Revision der Einschätzung könnte sich bei einer deutlich erhöhten Transparenz der Berichterstattung und einer Öffnung des Managements gegenüber neuen Aktionären, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem Abbau der Position der Lorze AG einhergeht, aufdrängen. Die Lorze AG hatte im Herbst 2014 angekündigt, sich von der Beteiligung trennen zu wollen (siehe Blog-Beitrag vom 5. September 2014). Ein Teil der Aktien wurde bereits über die BZ Bank zum Verkauf angeboten.

Gondrand: Basler Spedition weitet Verlust im 2014 deutlich aus – neues Management soll’s richten

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Geht für die Camions der Gondrand die Sonne nochmals auf? Quelle: Gondrand Holding AG
Geht für die Camions der Gondrand die Sonne nochmals auf? Quelle: Gondrand Holding AG
Geht für die Camions der Gondrand die Sonne nochmals auf? Quelle: Gondrand Holding AG

Die Gondrand Holding AG blickt auf ein sehr schwaches Geschäftsjahr 2014 zurück. Wie VR-Präsident Julien Houart den Aktionären an der GV berichtete, habe der starke Rückgang der Umsätze zu einem hohen Verlust im Geschäftsjahr 2014 geführt. Die Gesellschaft habe durch mehrere von den Agenten im internationalen Geschäft nicht erhaltene Gelder hohe Verluste erlitten. Wie Houart auf Nachfrage einräumte, besteht eine nur geringe Wahrscheinlichkeit, dass diese Forderungen auf dem Rechtsweg eingetrieben werden können. Die in Basel ansässige Speditionsgesellschaft verlor im Jahr 2014 auch das Blumengeschäft in der Schweiz und den Niederlanden an einen Konkurrenten. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, geht dieser Verlust auf „fragliche“ Aktionen von Dritten zurück.

Heftige Kritik am früheren Management

Seit mehreren Jahren schreibt Gondrand Verluste, die im letzten Jahr nochmals massiv anstiegen. Die schwachen Zahlen veranlassten wie bereits in den Vorjahren mehrere Aktionäre dazu, heftige Kritik an der Gesellschaft zu üben. Unter anderem wurde dem Management vorgeworfen, wiederholt nur Entschuldigungen für die schlechten Ergebnisse abzuliefern, aber keine Lösung für ein Ende der misslichen Lage herbeizuführen. Einhellig als kleiner Hoffnungsschimmer wurde die Einsetzung eines neuen Managementteams im März 2015 bezeichnet. Der bisherige CEO Olivier Houart trat im März 2015 von seinem Amt zurück und legte auch gleichzeitig sein VR-Mandat nieder. Zum neuen CEO benannt wurde Volker Henze, der zugleich auch noch Vizepräsident des Verwaltungsrats wurde. Henze zur Seite gestellt wurde Anthony Ranson als COO. Diese Neuaufteilung des Managements entspricht einer Aufteilung des Postens des Firmenchefs, wie dem Geschäftsbericht entnommen werden kann. Diese Massnahme dürfte vor allem dem anhaltend schwachen Geschäftsgang des ersten Quartals 2015 geschuldet sein. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, wurde im ersten Quartal 2015 nochmals ein Verlust erzielt, welcher das Jahresergebnis „stark beeinflussen“ (im englischen Originaltext largely impacted) wird. Die anhaltende Verschlechterung müsse zuerst gestoppt werden, und effiziente Massnahmen zur Behebung der aktuellen Situation müssen durchgeführt werden.

Verlust deutlich ausgeweitet

Im Geschäftsjahr 2014 verzeichnete Gondrand ein Minus der Gesamteinkünfte gegenüber dem Vorjahr aus den Transportleistungen um 9.7% auf 338.8 Mio. CHF. Etwas stärker fielen die Warenkosten mit minus 10% auf 183.3 Mio. CHF, während die Aufwendungen für Zoll und Steuerabgaben sogar um 13.5% auf 72.1 Mio. CHF sanken. Dennoch resultierte ein Rückgang des Bruttogewinns aus dem Transportgeschäft um 5.4% auf 83.3 Mio. CHF. Lediglich aus dem im Geschäftsbericht abgedruckten Diagramm mit der Umsatzaufteilung der einzelnen Sparten in Prozenten der Transportleistungen lässt sich die Spartenentwicklung ermitteln. An erster Stelle der Einnahmen stehen mit 28% des Bruttogewinns die sonstigen Serviceleistungen, die im Berichtsjahr um 2% auf 23.3 Mio. CHF sanken. An zweiter Stelle folgten mit 23.4% die Logistikleistungen, die marginal um 0.1% auf 19.5 Mio. CHF zulegen konnten. Noch im Vorjahr an zweiter Stelle standen die Strassentransporte, die im Berichtsjahr deutlich um 15.1% auf 19.1 Mio. CHF sanken. Auch beim Seefrachtgeschäft verzeichnete Gondrand eine Einbusse um 8.1% auf 11.6 Mio. CHF. Ein leichtes Plus um 0.5% auf 9.8 Mio. CHF verzeichneten die Luftfrachten.

Auf der Kostenseite gelang bei den Personalausgaben eine Reduktion um 5.2% respektive minus 3.3 Mio. CHF auf 60.6 Mio. CHF. Gleichzeitig stiegen aber die übrigen Geschäftsaufwendungen um 9% bzw. plus 3.7 Mio. CHF auf 27.2 Mio. CHF an. Dieser Anstieg wird mit den Restrukturierungskosten begründet. Im Ergebnis resultierte ein Betriebsverlust vor Abschreibungen und Finanzierungsaufwendungen (EBITDA) in Höhe von 3.7 Mio. CHF nach einem knapp positiven Wert in Höhe von 84’000 CHF im Vorjahr. Während die ordentlichen Sachabschreibungen um 200’000 CHF auf 3.5 Mio. CHF zurückgingen, wurden zusätzliche Abschreibungen auf Immobilien in Höhe von 1.1 Mio. CHF getätigt und Rückstellungen für gefährdete Forderungen von 1.3 Mio. CHF gebildet. Dies führte zu einer massiven Verschlechterung des Betriebsergebnisses (EBIT), das nach minus 3.65 Mio. CHF im Vorjahr auf minus 9.7 Mio. CHF fiel. Negativ auf das Ergebnis wirkte sich der um 1.3 Mio. CHF auf 2 Mio. CHF gestiegene Nettofinanzaufwand aus. So resultierte unter dem Strich ein Reinverlust von 11.2 Mio. CHF nach 4.2 Mio. CHF im Vorjahr.

Keine grossen Hoffnungen für 2015

Für das laufende Jahr machte die Geschäftsleitung auch nach massiven Interventionen seitens der Aktionäre keine detaillierteren Angaben zu den geplanten Budgets. Es wurde lediglich deutlich, dass auch für 2015 ein weiterer Verlust zu erwarten sei. Erst für 2016 werde der operative Turnaround angepeilt. Der VRP bezeichnete die Gesellschaft als einen langsam fahrenden Zug, der allmählich wieder an Fahrt aufnehme. Mit dem neuen Management sei die Gesellschaft wieder „im Spiel“.

Die Geschäftszahlen der Gondrand für 2014 können nur als schwach bezeichnet werden. Es ist daher zu verstehen, dass die Aktionäre Kritik üben. Inwieweit die teilweise sehr harschen Kritiken der Aktionäre gerechtfertigt sind, steht auf einem anderen Blatt. Während andere Unternehmen der Logistikbranche mit guten bis sehr guten Zahlen aufwarten, erzielte Gondrand nicht nur im 2014 Verluste. Nicht von der Hand zu weisen sind auch die Aktionärskritiken, wonach Gondrand erheblich an Renommée eingebüsst hat. Aktuell ist die Gesellschaft mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Ob es für den erfolgreichen Turnaround, wie einige Aktionäre erwähnten, zu spät ist, ist offen. Klar ist in jedem Fall, dass erhebliche Fehler gemacht wurden, die den Aktionären sehr viele Verluste eingebracht haben.

Nur wenig Licht ins Dunkel der möglichen Ursachen der Verluste brachte auch eine Sonderprüfung, die von Aktionären angestrengt wurde. Hierbei ging es um ein Darlehen von Gondrand an das Transportunternehmen Planzer, ein direkter Konkurrent, und den Kauf eines Aktienpakets von Planzer an Gondrand. Der in Frage gestellte Zusammenhang der beiden Transaktionen wurde durch die Prüfung bestätigt. Allerdings ist dieser mittlerweile obsolet geworden, da die Gondrand das Darlehen gekündigt hat. Dies geschah im Nachgang zu „als feindlich einstufbarem Verhalten“ von Planzer gegenüber Gondrand. Wie der an der GV von Gondrand anwesende Vertreter von Planzer bestätigte, wurde die Darlehenssumme zum Fälligkeitstag, dem Tag der GV, bezahlt. Hiervon erfuhr der VR eigenen Angaben zufolge auch erst an der GV. Die Frage nach einer möglichen Verpflichtung von Gondrand, die Aktien zurückzukaufen, wurde ebenfalls vom Vertreter der Planzer mit einem klaren Nein beantwortet. Somit besteht keine Verpflichtung aus diesem Vorgang, der kein gutes Licht auf die Verantwortlichen von Gondrand wirft. Insbesondere sehr grossen Anlass zur Kritik gibt die Tatsache, dass die Aktionäre erst über eine Sonderprüfung Auskünfte zu dem Deal erhalten konnten.

Die Aktien von Gondrand werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Bei der Bewertung ist zu berücksichtigen, dass die Gesellschaft drei Aktienkategorien besitzt. Offiziell handelbar sind derzeit lediglich die insgesamt 41’400 Prioritäts-Inhaberaktien mit einem Nennwert von 100 CHF. Weiterhin besitzt die Gesellschaft 10’000 Inhaber-Stammaktien à 4 CHF und 200 Inhaber-Stammaktien à 100 CHF. Die handelbaren Titel wurden letztmalig zu Kursen von 805 CHF umgesetzt. Dieser Wert liegt deutlich unter dem ausgewiesenen Buchwert per Jahresende 2014. Neben den als ordentlich einzustufenden Bilanzkennzahlen, die eine Eigenmittelquote von 44.6% aufweisen, ist dies das einzige Argument, welches für ein Investment in die Aktien von Gondrand spricht. Allenfalls vorhandene stille Reserven sind, angesichts der Risiken weiterer Abschreibungen auf das Anlagevermögen, nicht als mögliche Argumente für einen Erwerb der Titel anzusehen. Dies zeigt auch die Entwicklung des Eigenkapitals auf, das im Geschäftsjahr 2014 um fast 15% respektive 10.1 Mio. CHF auf 59.4 Mio. CHF fiel. Die Papiere verfügen daher derzeit nicht über Anlagequalität.

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