Nachdem die Rapid Holding AG Ende 2014 aus dem Immobiliengeschäft ausgestiegen ist und sich voll auf ihr Industriegeschäft fokussierte, war die Aufhebung des Euro/CHF-Mindestkurses für Unternehmen so etwas wie der „perfekte Sturm“. Insbesondere machten Rapid die gesunkenen Verkaufspreis der Importprodukte zu schaffen, die sich negativ auf die Margen auswirkten. Deutlich verschlechtert hat sich auch die Situation im Geschäft mit den Fertigungsaufträgen für Industriekunden, dem Contract Manufacturing. Insgesamt ging der Umsatz von Rapid im Industriegeschäft gegenüber dem Vorjahr um 11.5% auf 38.5 Mio. CHF zurück. In den 2014er Umsatzzahlen sind allerdings noch die Erträge enthalten, die im Handelsgeschäft mit Lindner-Produkten erzielte wurden. Der Vertrieb dieser Produkte wurde Ende 2014 aufgegeben. Der Margendruck führte trotz umgehend ergriffener Effizienzsteigerungsmassnahmen zu einem negativen Betriebsergebnis (EBIT) von 130’000 CHF sowie einem Gruppenverlust in Höhe von 567’000 CHF.
Kerngeschäft Einachser wächst um 2.5%
Angesichts der schwierigen Ausgangslage fallen die erzielten Resultate in den einzelnen Sparten zumindest auf der Ertragsseite nicht so schlecht aus. Im Kerngeschäft mit den Einachsern, das in der Rapid Technic AG zusammengefasst ist, konnte das Unternehmen den Umsatz sogar um 2.5% auf 24.9 Mio. CHF steigern. Wie Rapid in einer Medienmitteilung bekannt gab, konnte das Exportgeschäft trotz des niedrigeren Eurokurses zulegen, wobei sich hier insbesondere Frankreich und Österreich gut entwickelten. Um den Margendruck im Export aufzufangen, habe Rapid die Preise leicht angehoben und die Rabatte der Importeure reduziert. Zudem sei das Schweizer Händlernetz gestrafft worden. Im Handelsgeschäft reduzierte sich der Umsatz um 600’000 CHF auf 7.0 Mio. CHF. Neben den währungsbedingt tieferen Verkaufspreisen für die Produkte der Marken Nilfisk und Iseki sei auch die zurückhaltende Investitionspolitik der Kommunen für den Umsatzrückgang verantwortlich. In der Sparte Contract Manufacturing verlor Rapid nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses einige Aufträge, da viele Kunden die notwendig gewordenen Preisanpassungen nicht akzeptiert hätten. Der Umsatz ging daher von 6.6 Mio. CHF auf 6.0 Mio. CHF zurück. Rapid hat auf die veränderten Rahmenbedingungen mit Anpassungen in der Organisation, mit Personalmassnahmen und der Fokussierung auf besondere Technologien reagiert. Im Bereich Contract Manufacturing gehören dazu das Rührreibschweissen sowie die Zerspanung.
Ausschüttung in Form von Aktien geplant
Wie nach dem Verkauf der Immobiliensparte angekündigt, bleibt Rapid trotz des Verlustjahres bei seiner Dividendenpolitik mit der Ausschüttung von 50 CHF je Aktie. Diese Ausschüttungspolitik soll so lange fortgesetzt werden, bis die flüssigen Mittel „auf ein für das operative Geschäft notwendiges Mass“ reduziert wurden, so Rapid. Ausserdem gab die Gesellschaft bekannt, dass sie im Jahr 2016 eigene Aktien am Markt zurückkaufen wolle, um ab der Generalversammlung 2017 die Ausschüttung ganz oder teilweise in Form von Aktien vornehmen zu können. Mit dem Rückkauf soll verkaufswilligen Aktionären auch ein Ausstiegsszenario angeboten werden. Obwohl das Umfeld weiterhin schwierig ist, hat sich Rapid zum Ziel gesetzt, in 2016 wieder ein positives Ergebnis zu erzielen.
Wie zu erwarten war, hat auch Rapid unter der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses gelitten. Erfreulich ist, dass es in dieser Situation gelungen ist, den Marktanteil im Kerngeschäft mit den Einachsern weiter auszubauen. Die grösste Herausforderung wird es nun sein, diese Marktposition zu nutzen, um wieder Gewinne schreiben zu können. Obwohl die Gesellschaft dank der überschüssigen Liquidität solide finanziert ist und auch im Anlagevermögen über ausreichend Substanz verfügt, stellt sich mittelfristig die Frage nach der kritischen Grösse. Entweder gelingt es Rapid, insbesondere mit den Einachsern als Nischenplayer weiterhin erfolgreich und profitabel zu sein. Sollte dies aber schwierig werden, bleibt nur die „Flucht nach vorn“: Entweder nutzt das Unternehmen die freien Mittel, um zuzukaufen. Oder die Industriesparte wird eines Tages an einen Mitbewerber verkauft. Angesichts der komfortablen Ausgangslage und der hohen Substanz – der Buchwert pro Aktie lag Ende 2015 bei 509 CHF (stille Reserven auf den betrieblich genutzten Liegenschaften nicht eingerechnet) – ist der Titel bei Kursen um die 460 CHF auf OTC-X vor allen Dingen für Value-Investoren mit einem längeren Anlagehorizont interessant. Wer diese Zeit nicht hat oder Anlageopportunitäten mit grösserem Wachstumspotenzial bevorzugt, kann den geplanten Aktienrückkauf zum Ausstieg nutzen.