Mit Spannung war die Medienkonferenz der Luterbacher Schaffner Holding AG am 6. Dezember erwartet worden. Denn die Finanzgemeinde erhoffte sich, neben der Präsentation der Geschäftszahlen, Informationen über die künftige Führung des Herstellers von elektronischen Komponenten. Der langjährige CEO Alexander Hagemann hatte im Juli überraschend das Unternehmen verlassen. Seither wird Schaffner interimistisch von Finanzchef Kurt Ledermann geführt. Doch konkrete Aussagen zur Besetzung des CEO-Postens gab es nicht. „Die Suche nach einem neuen CEO läuft“, verkündete Verwaltungsratspräsident Daniel Hirschi. Zudem sei das Führungsteam gut aufgestellt, so dass die Gesellschaft ohne Druck nach dem Nachfolger von Hagemann suchen könne. Antworten gab es auch keine auf die Frage nach den Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2016/17. Kurt Ledermann verwies dabei auf das volatile Marktumfeld, das konkrete Prognose nur schwer möglich mache. Allerdings erklärte er auch, dass die Schaffner-Gruppe weiter intensiv an der Kostenbasis schrauben werde.
Schaffner profitiert vom steigenden Bedarf nach elektrischer Energie
Für die Zukunft sieht sich die Gesellschaft trotz der unsicheren Lage gut aufgestellt. Der Bedarf nach elektrischer Energie steige, so Ledermann. Bei Erneuerbaren Energien, im Infrastrukturbereich oder bei der Elektromobilität sei Schaffner überall mit dabei. Daher hält das Unternehmen auch an den mittelfristigen Zielen fest: Der Umsatz soll organisch um 5% pro Jahr wachsen, die EBIT-Marge mindestens 8% und die Eigenkapitalquote mehr als 40% betragen. Auch an der Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von 25 bis 35% des Reingewinns möchte Schaffner festhalten. Da es im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16 nur für eine „schwarze Null“ reichte, müssen die Aktionäre an der Generalversammlung vom 12. Januar 2017 diesmal auf eine Ausschüttung verzichten.
Schwacher Bereich Power Magnetics
Insgesamt verlief das per 30. September 2016 beendete Geschäftsjahr durchzogen. Der Umsatz der Schaffner-Gruppe ging um 8% auf 185.6 Mio. CHF zurück. Als Grund nennt die Gesellschaft eine Marktschwäche in der Division Power Magnetics. In dieser Sparte brach der Umsatz um 28.7% auf 45.4 Mio. CHF ein. Mit einem Verlust von 9.1 Mio. CHF verhagelte der Bereich Power Magnetics auch das Gruppenergebnis. Die Division EMC konnte den Umsatz mit 93.8 Mio. CHF (Vorjahr: 95.3 Mio. CHF) nicht ganz halten, erzielte aber ein gutes Segmentsergebnis von 8.9 Mio. CHF. Gut lief es hingegen in der Division Automotive. Diese profitierte von der hohen Nachfrage nach Antennen für schlüssellose Zugangssysteme bei Automobilen und steigerte den Umsatz um 8.3% auf 46.4 Mo. CHF. Das Segmentsergebnis verdoppelte sich fast auf 11.3 Mio. CHF. Restrukturierungskosten in der Division Power Magnetics in Höhe von 4.6 Mio. CHF belasteten den Betriebsgewinn (EBIT), der auf 1.6 Mio. CHF fiel. Das Unternehmensergebnis verblieb mit 0.4 Mio. CHF (Vorjahr: 7.7 Mio. CHF) nur knapp im schwarzen Bereich.
Die schwachen Unternehmenszahlen für das Geschäftsjahr 2015/16 waren erwartet worden. Auch der Dividendenausfall kommt angesichts dieser Entwicklung und der bisherigen Ausschüttungspolitik nicht wirklich überraschend. Der Aktienkurs gab nach Bekanntgabe des Jahresergebnisses um mehr als 7% nach, erholte sich aber zwischenzeitlich wieder. Zuletzt wurden die an der SIX Swiss Exchange kotierten Aktien zu 227 CHF gehandelt. Entscheidend ist nun, wie rasch das Unternehmen mit einem neuen CEO wieder an die frühere positive Geschäftsentwicklung anknüpfen kann. Einen wichtigen Beitrag dürften hier auch die an der GV neu zu wählenden VR-Mitglieder Urs Kaufmann und Philipp Buhofer leisten. Kaufmann ist CEO der ebenfalls börsenkotierten Huber+Suhner AG, Buhofer mit rund 20% grösster Aktionär von Schaffner. Sie müssen auch Antworten auf die Frage liefern, ob und wie die vor einem Jahr angekündigte Akquisitionsstrategie künftig umgesetzt wird. Konkrete Aussagen zum laufenden Geschäftsjahr lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer machen. Allerdings dürften die Restrukturierungskosten nicht nochmals in gleicher Höhe anfallen, so dass der Ausweis eines substanziellen Gewinns möglich sein dürfte. Auch wenn die Aufnahme von Schaffner in das SPI Musterdepot von schweizeraktien.net vom Timing her nicht optimal war, so bleiben wir bei der positiven Einschätzung und erwarten in den nächsten Jahren eine deutliche Ergebnisverbesserung. Diese sollte sich auch in der Wiederaufnahme der Dividendenzahlung und in höheren Aktienkursen zeigen.