Repower: Hohe Energiebeschaffungskosten sorgen für ein spürbar tieferes EBITDA

Konzernumsatz steigt um 2.7% auf 904.7 Mio. CHF. Knapp positives Resultat im 1. Semester.

0
2893
Der Repower-Hauptsitz in Poschiavo. Bild: repower.ch

Im ersten Halbjahr 2017 erwirtschaftete das bündnerische Energieunternehmen Repower Holding einen Gesamtumsatz von 904.7 Mio. CHF, was einem Anstieg um 2.7% zur Vorjahresperiode entspricht. Hingegen verschlechterte sich das operative Ergebnis (EBITDA) um 15.8% auf 42.6 Mio. CHF. Diese negative Entwicklung ist vor allem auf den massiven Kostenanstieg bei der Energiebeschaffung zurückzuführen, welche um 40.9 Mio. CHF zunahmen. Grund dafür sind die höheren Energiepreise, die Repower zahlen musste. Dadurch rücken die erzielten Fortschritte auf der Kostenseite in den Hintergrund. So sanken die Kosten um 6.9% im Personalbereich, um 7.5% für Materialbeschaffungen und um 19.7% bei den übrigen betrieblichen Aufwendungen. Insbesondere der Rückgang bei den Personalkosten ist auf die Devestitionen im letzten Jahr zurückzuführen, wie dem Halbjahresbericht zu entnehmen ist. Per Ende Juni 2017 beschäftigte Repower nur noch 589 Mitarbeiter (umgerechnet auf Vollzeitstellen), während es ein Jahr vorher noch 627 waren.

Segment „Schweiz“ und „Übrige“ bleibt weiter zurück

Die Abschreibungen erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 339.3% auf 22.3 Mio. CHF. Im ersten Halbjahr 2016 führten jedoch Wertaufholungen in Höhe von 17.5 Mio. CHF zu sehr tiefen Abschreibungsaufwendungen. Werden diese Sondereffekte aus dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum herausgerechnet, bleiben die Wertberichtigungen zum aktuellen Halbjahr praktisch unverändert. Dennoch fällt das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) mit 20.3 Mio. CHF um 27.5% tiefer aus. Davon sind minus 2 Mio. CHF dem Segment „Schweiz“, 23 Mio. CHF dem Segment „Italien“ und minus 1 Mio. CHF dem Segment „Übrige“ zuzurechnen. Diese Unterteilung hebt die starke Abhängigkeit von Repower vom Italien-Geschäft hervor und zeigt, dass die Restrukturierungen in der Schweiz noch nicht die gewünschten Wirkungen erzielt haben. Neben der geografischen Segmentierung wäre auch im Halbjahresabschluss eine funktionale Unterteilung der Erfolgsrechnung wünschenswert. Dadurch wäre erkennbar, ob sich die Neuausrichtung der Unternehmensstrategie und der damit verbundenen Investitionen in den Vertriebs- und Dienstleistungsbereich bereits ausbezahlt haben. Unter dem Strich ergibt sich mit einem Halbjahresgewinn von 1.1 Mio. CHF ein knapp positives Resultat.

Druck auf Bruttomarge bleibt hoch

In den vergangenen Monaten blieb die Marge im Strommarkt weiter unter Druck. Dies führte zu einer zusätzlichen Verknappung der Energie-Bruttomarge. Unter den sich ändernden Marktbedingungen erreichte Repower aus Sicht des Managements ein zufriedenstellendes Ergebnis. Dies führte wohl auch dazu, die Ergebnisaussichten für das Geschäftsjahr 2017 leicht anzuheben. Neu wird ein operatives Ergebnis (EBIT) auf Höhe des vorliegenden Halbjahresabschlusses 2017 erwartet, also rund 20 Mio. CHF.

Nach dem Kursanstieg der auf OTC-X gehandelten Repower-Aktien bis auf über 62 CHF erfolgte im April 2017 eine leichte Korrektur. Seither ist eine Seitwärtsbewegung im Aktienkursverlauf zu erkennen. Der Markt wartet offensichtlich auf neue Impulse von Unternehmensseite. Insbesondere muss sich zeigen, ob die Diversifikation in das Vertriebs- und Dienstleistungsgeschäft in Zukunft auch lohnenswert sein wird und sich die neue Unternehmensstrategie als gewinnbringend erweist. Hier ist aber wohl weiterhin Geduld gefragt, bis sich diese Investitionen spürbar auf das Gesamtergebnis auswirken werden. Die Geschäftsleitung gibt sich hier allerdings bewusst zurückhaltend, da sich die Projekte alle noch in einem sehr frühen Stadium befinden. So bleibt Repower im Moment noch stark von der Energieproduktion und der damit verbundenen tiefen Margen im Strommarkt abhängig. Der etwas verbesserte Ausblick auf das Geschäftsjahr 2017 lässt darauf hoffen, dass sich die Margen auf tiefem Niveau stabilisieren könnten. Positiv könnten sich die Flexibilisierung der Wasserzinsen – mit rund 4.5 Mio. CHF in 2016 ein nicht unbedeutender Posten auf der Aufwandseite – auf das Geschäftsergebnis auswirken, ebenso wie die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) für Strom aus Wasserkraft, wie sie die Energiestrategie 2050 vorsieht.

Die Aktien der Repower AG wurden auf OTC-X zuletzt zu einem Kurs von 58.75 CHF gehandelt. Angesichts des knapp positiven Ergebnis ist eine Berechnung des KGV nicht sinnvoll. Dies insbesondere, da das knapp positive Konzernergebnis fast ausschliesslich auf die Erträge aus Italien zurückzuführen ist, nicht aber im Schweizer Kerngeschäft erarbeitet wurde. Eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung dürfte angesichts der schwierigen Gewinnsituation nicht ganz so rasch erfolgen, auch wenn die Grossaktionäre dies sicherlich einmal fordern werden. Zur Bewertung der Aktie verbleibt einzig das Kurs-/Buchwert-Verhältnis, das mit 0.6 eine Unterbewertung andeutet. Per Ende Juni 2017 lag der Buchwert bei 107 CHF je Aktie. Der Discount auf den Buchwert dürfte sich allerdings erst abbauen, wenn das Unternehmen dank der neuen Produkte und Dienstleistungen wieder nachhaltig Gewinn schreibt. Bis dahin könnte es noch einige Zeit dauern.

Siehe auch Kurzstudie OTC-X Research vom 31. August 2017.

Kommentar verfassen