Repower: Energiewende und hohe Strompreise prägen Zahlenwerk 2021

Gasversorgung im Gaskombikraftwerk Teverola sichergestellt

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2025
Wasserkraft – im Bild die Südmauer des Lago Bianco im Puschlav – macht den grössten Anteil an der Eigenproduktion von Repower aus. Bild: Repower AG

Es sind stürmische Zeiten in der Energiebranche. In den Wintermonaten drohen Versorgungsengpässe, ausgelöst durch den Atomausstieg und die gleichzeitig noch nicht in genügend grossem Volumen vorhandenen erneuerbaren Energien. Unlängst erst präsentierte Energieministerin Simonetta Sommaruga einen Plan zur Verhinderung einer solchen Strommangellage. Nebst Wasserkraftreserven beinhaltet dieser Plan auch den Bau mehrerer Gaskraftwerke. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine scheint nun aber auch die Gasverfügbarkeit durch den grossen Anteil Russlands am Markt nicht mehr garantiert. Inmitten dieses heraufordernden Umfeldes informiert das Bündner Energieunternehmen Repower – selbst Betreiberin eines Gaskombikraftwerkes im italienischen Teverola – über das Geschäftsjahr 2021 und die Aussichten für das Unternehmen und die Branche.

Italien trägt weiter Löwenanteil zum EBIT bei

Höhere abgesetzte Mengen Strom und Gas sowie die stark gestiegenen Energiepreise liessen die Gesamtleistung von Repower um 89% auf 3.3 Mrd. CHF hochschnellen. Da Repower im Rahmen ihrer Absicherungsstrategie den Strom aus den eigenen Kraftwerken zu grossen Teilen im Voraus verkauft, konnte das in Poschiavo domizilierte Unternehmen bisher nur punktuell von den gestiegenen Strompreisen profitieren. So stiegen gleichsam mit den Erlösen auch die Kosten für die Energiebeschaffung auf 2.9 Mrd. CHF (+107%). Während der Stromabsatz auf 21’446 GWh (+23%) deutlich zunahm, verharrte die Eigenproduktion mit 2’923 GWh annähernd auf Vorjahresniveau. Mit 42% entfällt der grösste Anteil daran auf den Bereich Wasserkraft, gefolgt von thermischer Energie mit 39%. Windkraft und Photovoltaik nehmen mit 7% respektive 1% nur eine geringe Bedeutung am Gesamtmix ein, werden jedoch laufend ausgebaut. Kernenergie macht über eine Beteiligung 11% der Produktion von Repower aus.

Auf Stufe EBIT gelang Repower eine erfreuliche Steigerung auf 81.8 Mio. CHF (+6%). Das Segment Markt Italien hat 57.0 Mio. CHF (-21%) zum EBIT beigetragen. Insbesondere die um 29 Mio. CHF tiefere Marge aus der Bereitstellung von Regelenergie durch den Betrieb des Gaskombikraftwerkes Teverola belastete das Ergebnis. Dafür resultierten Steigerungen im Geschäft mit erneuerbaren Energien und im Endkundengeschäft, dessen Nachfrage sich 2021 nach einem Rückgang zu Beginn der Covid-Pandemie wieder erholt hat.

Das Segment Markt Schweiz steuerte 36.8 Mio. (+127%) zum EBIT bei, wobei mit 21 Mio. ein grosser Teil davon als einmaliger Ertrag aus einer Kaufpreisanpassung im Zusammenhang mit der 2013 erfolgten Überführung der Höchstspannungsnetze an Swissgrid stammt. Aus dem Bereich «Übrige Segmente und Aktivitäten» stammt ein negativer EBIT-Beitrag von -12.0 Mio. CHF. Unter dem Strich konnte Repower den Gruppengewinn auf 47.1 Mio. (+14,2%) steigern, was den Verwaltungsrat dazu veranlasst, der Generalversammlung eine Erhöhung der Dividende von 3.00 CHF auf 4.50 CHF je Aktie zu beantragen.

Bei rund 233 Mio. Kubikmeter Gas lag der Verbrauch im Kraftwerk Teverola 2021. Volumenmässig könnte so der oben gezeigte Lago Bianco knapp 13 Mal gefüllt werden. Bild: Repower AG
Über 100 Mio. CHF investiert ins Stromnetz und erneuerbare Energien

Bemerkenswert ist die Verdoppelung der Bilanzsumme per Ende 2021 auf 4.0 Mrd. CHF. Zurückzuführen ist dieser massive Anstieg auf positive und negative Wiederbeschaffungswerte von Energiederivaten. Die Buchwerte dieser Held-for-Trading-Positionen schnellten zusammen mit den Preisanstiegen am Energiemarkt um das 17- respektive 19-fache in die Höhe und machten per Stichtag mit 1.8 Mrd. CHF rund 45% der Bilanzsumme aus. Als Konsequenz sank die Eigenkapitalquote auf 22% (Vorjahr 44%), obschon das Eigenkapital effektiv um 2% auf 0.9 Mrd. zugenommen hat. Langfristig erwartet das Unternehmen aber eine Rückkehr der Quote in den Zielbereich von 35% bis 45%.

Insgesamt 104 Mio. CHF investierte Repower 2021 in ihre Sachanlagen, wovon 74 Mio. auf die Schweiz entfallen. Nebst den rund 25 Mio., die ins Stromnetz flossen, wurde insbesondere in die Stärkung der Erneuerbaren investiert. Die Gesamterneuerung des Wasserkraftwerkes Robbia im Puschlav ist weit fortgeschritten und soll eine Produktionssteigerung um 10% ermöglichen. Über 200 neue Photovoltaik-Anlagen wurden 2021 ans Repower-Netz angeschlossen. Erwähnenswert ist der Einsatz von bifazialen Modulen an mehreren italienischen Standorten. Damit ist Repower einer der ersten Energiedienstleister, der sich die Technologie zunutze macht, und erwartet dank der höheren Effizienz und des beidseitigen Einfangens der Sonnenstrahlen eine Produktionssteigerung um 44% bei gleichbleibender Fläche. Zu guter Letzt nahm Repower im Sardinischen Sassari einen neuen Windpark in Betrieb.

Plug’n Roll sichert sich mehrere Grossaufträge

In Sachen Energiewende engagiert sich Repower nicht nur durch die Produktion von erneuerbaren Energien, sondern bietet über die Marke Plug’n Roll auch Ladelösungen für die Elektromobilität an. 2021 konnte mit dem Kanton Zürich ein neuer Grosskunde gewonnen werden. Bis 2025 sollen die kantonalen Liegenschaften von Plug’n Roll mit rund 880 Ladestationen ausgerüstet werden. Auch für die Elektroauto-Flotte der SBB wird Plug’n Roll in den nächsten Jahren an 175 Standorten bis zu 600 Ladepunkte installieren. Ein Auftrag, bei welchem sich Plug’n Roll bei einer öffentlichen Ausschreibung gegen 18 Mitbewerber durchgesetzt hat. Detailliertere Informationen zur Nachhaltigkeit bei Repower finden sich im 2021 erstmalig erstellten und 40 Seiten starken Nachhaltigkeitsbericht.

Unklare Aussichten in Italien trotz sichergestellter Gasversorgung

Der Blick nach vorne zeigt viele Unsicherheiten auf. Die konkreten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Energiewirtschaft sind noch nicht vollständig absehbar, Repower erwartet jedoch, dass diese die Branche prägen und verändern werden. Die Gasversorgung des Kraftwerkes Teverola ist sichergestellt, da das Gas von den Importströmen aus dem Süden über Algerien und Libyen und von der transadriatischen Pipeline aus Aserbaidschan stammt. Aufgrund der unklaren Auswirkungen der Einführung eines Kapazitätsmarktes für Regelenergie in Italien auf die Leistung von Teverola kann das Unternehmen keine konkrete Prognose zum Ergebnisbeitrag von Teverola und Italien auf das Ergebnis 2022 abgeben. Dank den hohen Energiepreisen rechnet Repower 2022 mit steigenden Einnahmen aus dem Stromverkauf. Dies wird gemäss Unternehmensangaben aber nur ein kurzfristiger Effekt bleiben, denn bereits mittelfristig gehe der Markt wieder von deutlich niedrigeren Strompreisen aus.

Repower erwartet 2022 steigende Einnahmen aus dem Stromverkauf dank den rekordhohen Strompreisen, auch wenn diese nur von kurzer Dauer sein werden. Grafik: Repower AG
Fazit

Es sind herausfordernde Zeiten für Repower. Gerade die Zukunft des für das EBIT wichtigen Kraftwerkes in Teverola ist von zahlreichen Fragezeichen geprägt. Auch wenn die Gasversorgung sichergestellt sei, dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis sich Preise und Verfügbarkeiten wieder normalisiert haben. Welche langfristigen Konsequenzen die Energiepolitik aus dem Krieg in der Ukraine ziehen wird, ist ebenfalls noch nicht abzuschätzen. Aus politisch unsicheren Ländern stammendes Gas als Energiequelle wird aber sicherlich nicht an Attraktivität gewinnen. Auch die Einführung des Kapazitätsmarktes für Regelenergie in Italien könnte den Beitrag des Marktes Italien zum EBIT beeinflussen.

Etwas konkreter sind die Aussichten im Schweizer Markt. Hier wird weiterhin die Wasserkraft das Zugpferd sein. Der Kanton Graubünden will im Rahmen seiner Wasserkraftstrategie die Wertschöpfung der Wasserkraft im Kanton erhöhen. Repower, welches das einzige entlang der ganzen Strom-Wertschöpfungskette aktive Bünder Energieunternehmen ist, bietet sich als Partnerin bei der Umsetzung an. Die Energiewende wird auch mittelfristig für neue Geschäftsmöglichkeiten für Repower sorgen, sei es in der Stromproduktion oder über andere Geschäftsfelder wie die Elektromobilität.

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 136 CHF. Daraus berechnen sich ein KGV von 21.3 und ein KBV von 1.14. Damit ist die Bewertung nicht gerade günstig, die Dividendenrendite von 3,3% ist dafür verhältnismässig attraktiv. Es gilt aber sicherlich die weitere Entwicklung insbesondere im italienischen Geschäft genau im Auge zu behalten.

Seit dem Wechsel von der SIX zu OTC-X im Jahr 2016 zeigt der Kurstrend der Repower Aktien konstant nach oben. Chart: otc-x.ch

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