Zwei Jahre nach dem Spatenstich wird am heutigen 18. Oktober 2022 das neue Gewerbezentrum der Auto AG Group direkt an der Autobahn A2 mit über 10’000 m2 Gewerbe-, Ausstellungs- und Büroflächen eröffnet.
Zum Gewerbepark gehört ein mehrgeschossiges Parkhaus, wovon fünf Stockwerke betriebsintern genutzt werden. Der Komplex ist derzeit zu 60% vermietet. Das Investitionsvolumen inklusive Landanteil, aber ohne Innenausbau, beträgt rund 25 Mio. CHF.
Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich Auto AG CEO Marc Ziegler zu den Zielen, die er mit dem Gewerbepark verfolgt, inwieweit ihm die gestiegenen Preise insbesondere für Dieselkraftstoff Sorgen bereiten und warum das Unternehmen plant, im nächsten Jahr eine eigene Wasserstofftankstelle in Betrieb zu nehmen.
Herr Ziegler, Sie eröffnen heute den Gewerbepark A2 in Rothenburg. Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Vermietungssituation?
Die Vermietung der Gewerberäume, insbesondere der befahrbaren Fläche in der Ebene 0 und 1, lief sehr gut. Auch die Attikafläche war stark gefragt. Diese Flächen hätten wir mehrfach vermieten können. Mit der Vermietung der Geschosse in der Mitte liegen wir leicht hinter unserem Ziel. Hier merkt man, dass die Nachfrage nach Büroräumen in der Pandemie gesunken ist. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass wir dank der tollen Lage und der flexiblen Struktur des Gebäudes auch die restlichen Flächen rasch vermieten können. Die aktuelle Vermietungsquote liegt etwas über 60%.
Was sind die längerfristigen Ziele, die Sie mit dem Gewerbepark verfolgen?
Primär ist der A2 Gewerbepark ein Rendite-Objekt der Auto AG Immobilien. Mieter, die eine gewisse Synergie oder Nähe zu oder mit unserem Business haben wie Conwys, Devisco oder Carglass sind für uns und auch die Mieter natürlich interessant. Mit einigen weiteren Mietern, die Synergien zu unserem Geschäft bringen, sind wir noch im Gespräch.
Die Preise für Dieselkraftstoff, der einen Grossteil Ihrer Flotte antreibt, sind im Laufe dieses Jahres nochmals massiv gestiegen. Inwieweit drückt das auf die Marge, insbesondere im Busverkehr?
Der Busbetrieb Auto AG Rothenburg ist seit anfangs 2022 respektive seit Februar 2022 wieder gut auf Kurs. Die Fahrgastzahlen haben sich erfreulich, für mich unerwartet stark, erholt und liegen auf dem geplanten Niveau. Dass der Diesel teurer wurde, hat für viele Busbetriebe einen negativen Effekt. Wir haben den Treibstoff zum Glück frühzeitig mit einem Termingeschäft eingekauft. Aus diesem Grund haben die gestiegenen Treibstoffpreise 2022 und auch 2023 keine Auswirkungen auf unseren Busbetrieb.
Sie betreiben ja insbesondere auch Schulbusse. Rechnen Sie mit einer Preiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr?
Der Schulbusbetrieb (Auto AG Bus) gehört nicht zum öffentlichen Verkehr. Die Schulbusse werden nach privatwirtschaftlichen Kriterien beauftragt. Im öffentlichen Verkehr zeichnen sich bis Ende der Fahrplanperiode 2022/2023, also bis Ende November 2023, keine Preisanpassungen ab.
Da der Schulbusbetrieb von den Preissteigerungen des Treibstoffs betroffen ist, besteht die Möglichkeit, dass wir dort einzelne Preise für Schulen und Gemeinden anpassen müssen.
Ein weiteres Problem für Sie stellen Lieferengpässe dar. Neue Fahrzeuge können nicht oder nur verspätet ausgeliefert werden. Wie begegnen Sie den stark rückläufigen Immatrikulationen für Nutzfahrzeuge?
Neben dem Fachkräftemangel gehören die Lieferengpässe definitiv zu den grossen Herausforderungen der Gegenwart. Die Verknappung des Angebots hat dazu geführt, dass die Margen bei den verkauften Fahrzeugen etwas besser wurden. Zudem führen die Lieferprobleme bei Neufahrzeugen dazu, dass Kunden mehr Werkstattleistungen beanspruchen, um die bestehenden Fahrzeuge länger auf der Strasse zu behalten. Unser Umsatz wird aufgrund des Volumenrückgangs im Fahrzeugverkauf tiefer als budgetiert ausfallen. Dennoch halten wir an unserem Profitabilitätsziel fest.
Wann rechnen Sie mit einer Normalisierung der Lieferkettenprobleme?
Leider ist abzusehen, dass eine Normalisierung erst Ende 2023, anfangs 2024 eintreten wird und uns das Thema Lieferverfügbarkeit noch das ganze kommende Jahr beschäftigen wird.
Fossile Brennstoffe werden immer mehr zu einer wirtschaftlichen Belastung für Unternehmen, die von ihnen abhängig sind. Wie sieht Ihre Strategie aus, in Zukunft neben Wasserstoff auch andere alternative Energien wie z.B. Elektroantrieb im Bereich Mobilität zu nutzen?
Im Nutzfahrzeugsektor sind alternativen Antriebe noch viel weniger verbreitet als im PW Sektor. Wir verfolgen in der Auto AG Truck, unserem Nutzfahrzeuggeschäft, bereits seit 2018 die Strategie «Fit für alle Antriebsarten». Eingestiegen sind wir 2018 mit dem Verkauf des MAXUS, eines Elektro-Lieferwagens aus China. Seit damals haben wir eine grössere dreistellige Zahl an Elektrofahrzeugen verkauft. Mittlerweile nicht nur die beiden Modelle von MAXUS, sondern auch Elektro-Nutzfahrzeuge von Fiat Professional, AMN und bald auch Iveco. Wasserstoff hat für uns viel Potenzial im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge sowie allgemein in der Energiespeicherung.
Thema Wasserstoff: Im nächsten Jahr soll die erste von Ihnen betriebene Wasserstofftankstelle mit von Ihnen produziertem Wasserstoff in Betrieb gehen. Was versprechen Sie sich von diesem Schritt?
Die Anlage, die wir in Rothenburg bauen, dient primär dazu, um etwas über die H2-Produktion und das ganze System zu lernen. Unser Ziel ist es, unseren Kunden eine Gesamtlösung von der H2-Produktion bis zur Mobilität anzubieten. Zudem können wir den selbst produzierten Wasserstoff dazu verwenden, Fahrzeuge, die in der Garage waren, wieder zu befüllen. Das machen wir bisher über Gasflaschen, die sehr teuer sind.
Setzen Sie weiter bei Wasserstoff-Fahrzeugen voll auf die Zusammenarbeit mit Hyundai? Oder können Sie sich vorstellen, auch Fahrzeuge anderer Anbieter zu vertreiben und zu warten?
Mit Hyundai haben wir einen Vertrag für die Betreuung aller Fahrzeuge in der Schweiz. Dieser Vertrag schliesst nicht aus, dass wir Fahrzeuge anderer Marken betreuen oder sogar verkaufen würden.
Sie schreiben in Ihrem Aktionärsbrief vom Juli, dass die Werkstätten profitieren würden, weil aufgrund der Lieferprobleme die älteren Fahrzeuge länger genutzt und damit auch häufiger die Werkstätten in Anspruch genommen werden würden. Können Sie das mit Zahlen etwas untermauern?
Unsere Profitabilität wird 2022 deutlich besser als in den Vorjahren sein.
Im Aktionärsbrief machen Sie ebenfalls darauf aufmerksam, dass Sie Ihre Umsatzziele bedingt durch die Fahrzeug-Lieferengpässe in diesem Jahr nicht erreichen werden. Wie stark werden Sie Ihr Umsatzziel verfehlen?
Unser Umsatz wird 2022 gegenüber den Vorjahren im tieferen einstelligen Prozentbereich rückläufig sein.
Wo sehen Sie ganz generell die Zukunft der Mobilität?
Im Personenverkehr gehe ich davon aus, dass der Freizeitverkehr weiter ansteigen wird. Beim Pendlerverkehr ist davon auszugehen, dass sich dieser nach einer leichten Erholung nach der Pandemie auf einem etwas tieferen Niveau als vor der Pandemie stabilisieren wird. Der Güterverkehr wird sicher auch in Zukunft wachsen. Vor allem die Feinverteilung direkt zu Kunden durch Onlinebestellungen sind ein Treiber dieser Entwicklung. Auch sonst denke ich, dass die Logistik nicht rückläufig sein wird, auch wenn aktuell gewisse Anti-Globalisierungstendenzen durch die Lieferprobleme zu erkennen sind. Mittel- bis langfristig wird sich das wieder normalisieren. Das Geschäft der Auto AG ist primär auf den nationalen Gütertransport und die Bauwirtschaft ausgerichtet.