WWZ: Wärmenetze für die CO2-minimierte Zukunft

Unveränderte Dividende trotz Gewinnrückgang

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Der Aufbau der Wärme- und Kältenetze, wie hier Circulago 2018, ist mit hohen Investitionen verbunden. Bild: wwz.ch

Wenn der Umsatz ein deutliches Plus aufweist, aber im Rest der Erfolgsrechnung die Minuszeichen überwiegen, dann weist dies mit Blick auf das Jahr 2022 meistens auf den Geschäftsverlauf von Energieversorgern hin. Nicht anders ergeht es der WWZ AG für das vergangene Geschäftsjahr.

So stieg der Umsatz des Zuger Unternehmens um fast 10% auf 270.5 Mio. CHF. Das Umsatzwachstum sei mehrheitlich als Folge der Verteuerung der Energie entstanden, schreibt das Unternehmen. Die Beschaffungskosten hätten sich um 27% auf 124 Mio. CHF erhöht.

Branche in Aufruhr

Die kriegsbedingte Gasknappheit und die Importabhängigkeit der Schweizer Stromversorgung habe die Branche in Aufruhr versetzt, schreibt Verwaltungsratspräsident Frank Boller im Vorwort des Finanzberichts. Die Strompreise seien um ein Vielfaches in die Höhe geschossen. Vor allem Grosskunden und die lokalen Elektrizitätsversorger hätten den hohen Preisen nicht entkommen können, so der VRP.

Keine vollständige Überwälzung der höheren Preise

Die Energieabsatzmengen lagen im Berichtsjahr infolge der warmen Witterung unter dem Vorjahr, was zu einer um über 6% sinkenden Bruttomarge auf Lieferungen und Leistungen führte. Die höheren Beschaffungspreise im Berichtsjahr hätten nicht vollständig oder nur zeitverzögert auf die Kundenpreise überwälzt werden können, teilt WWZ weiter mit. Insgesamt führten der tiefere Bruttoertrag, das Kostenwachstum und vor allem die hohen Abschreibungen zu einem Rückgang des betrieblichen Ergebnisses (EBIT) auf 24.5 Mio. CHF (-24,4% gegenüber 2021). Der Konzerngewinn der WWZ-Gruppe sank gegenüber dem Vorjahr um 21% auf 31.1 Mio. CHF. Belastet wurde das Jahresergebnis auch aufgrund des schwachen Börsenjahres durch Kursverluste in Höhe von 7.4 Mio. CHF. Nur durch einen Buchgewinn in Höhe von 13.9 Mio. CHF aus dem Verkauf einer Liegenschaft konnte ein noch stärkerer Gewinneinbruch vermieden werden.

Die Gemengelage stellt eine grosse Herausforderung für die im letzten Mai berufene neue CEO Esther Denzler dar. Man könne bei WWZ trotz der grossen Erfahrung nicht mehr auf Bewährtes zurückgreifen, lässt sich Denzler im Finanzbericht zitieren. «Stattdessen sind wir gefordert im agilen Umgang mit Unbekanntem. Nehmen wir die Versorgungssicherheit als Beispiel: Wir sind gezwungen, unser höchstes Gut, die unterbruchsfreie Versorgung, bewusst zu torpedieren, indem wir die Machbarkeit von Abschaltungen prüfen und vorbereiten müssen. Es ist täglich nötig, die gegenwärtige Situation neu zu denken», so Denzler.

Starke Auswirkungen auf Kunden

Zusätzlich habe man es mit starken Reaktionen auf Kundenseite zu tun, sagt CFO Andreas Ronchetti Salomon. Die unmittelbarsten und stärksten Auswirkungen hätten die Stromkunden im freien Markt gespürt, die neue Strombezugsverträge abschliessen mussten. Diese Verträge orientierten sich an den Marktpreisen, welche teilweise ein Vielfaches des bisherigen Preises betrugen.

Der Stromabsatz, der mit 45% den grössten Geschäftsbereich der WWZ ausmacht, stieg 2022 mit 0,7% leicht auf 760 Mio. kWh an. Gleichzeitig ging der Gasabsatz um über 16% auf 440 Mio. gWh zurück. Damit liegt WWZ leicht unter dem schweizerischen Durchschnitt, der nach einer ersten provisorischen Einschätzung des Bundesamts für Energie um knapp -20% liegt.

Im Segment Telekom, dem zweitgrössten Geschäftsbereich, hat die WWZ infolge des «intensiven Verdrängungsmarkts» und trotz eines leicht steigenden Mengenwachstums zurückgehende Nettoerlöse zu verzeichnen: Diese sanken um 2,8% auf 73.8 Mio. CHF. Der Nettoerlös des Segments Übrige, das unter anderem die Bereiche Fernwärme, Erdgas und Wasser führt, stieg gegenüber dem Vorjahr um 19% auf 79.7 Mio. CHF.

Hoher Investitionsbedarf in Wärme- und Kältenetze

Die drohende Strom- und Gasmangellage habe die Versorgungssicherheit in der Öffentlichkeit in den Vordergrund gerückt, schreibt VRP Frank Boller. «Unser Entscheid, vor rund zehn Jahren in Wärmenetze zu investieren, wurde durch die aktuelle Krise zusätzlich bestätigt. Wir erfreuen uns einer steigenden Nachfrage nach Anschlüssen an die neuen Netze und sehen gleichzeitig schon, dass die Kapazitäten bald ausgeschöpft sein werden und wir weitere Projekte identifizieren müssen», so der VRP. Im Jahr 2022 steuerte der Verkauf von Fernwärme- und -kälte rund 15 Mio. CHF zum Gesamtumsatz bei.

WWZ leiste punkto Wärmenetze einen überproportionalen Beitrag und investiere dreistellige Millionenbeträge in Fernwärmeprojekte, pflichtet Ronchetti Salomon bei. «Der Ausbau dieses Bereichs ist sehr kapitalintensiv und bringt in den ersten Jahren des Aufbaus keine positiven Renditen. Dies schmälert vorübergehend den Gewinn und die Rendite der ganzen Unternehmung.» WWZ sei jedoch überzeugt, dass sich diese Investitionen langfristig auszahlen werden, so der CFO.

Ausblick

Der Ausbau der Energieverbünde Ennetsee und Circulago steht für die WWZ im Vordergrund. Die beiden Projekte sind unterschiedlich fortgeschritten in ihrer Entwicklung. Circulago liefert in weiten Gebieten schon Wärme und Kälte. Der Energieverbund Ennetsee steckt hingegen mitten im Bau. Die erste Wärmelieferung ist auf den kommenden Winter vorgesehen. Daneben stehe 2023 auch eine Konzentration auf das Kerngeschäft an, um in diesem weiter profitabel zu sein, sagt Denzler im Ausblick des Finanzberichts.

In der Stromversorgung habe sich die Lage Anfang 2023 sichtlich entspannt. Jedoch gebe es politische Faktoren, auf die der Einfluss der WWZ gering sei, die jedoch grosse Auswirkung hätten, so Denzler. «Die Energiepolitik steht vor grundsätzlichen Fragestellungen, um eine Ausgewogenheit zwischen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit zu erreichen.»

Fazit

Mit einer Eigenkapitalquote von 78,1% der Bilanzsumme steht das Unternehmen kerngesund da und ist in der Lage, die hohen Investitionen, die insbesondere wegen des Ausbaus der Wärme- und Kältenetze notwendig sind, zu schultern. Die Konzentration auf die Wärmenetze ist die richtige Strategie, um auf dem Weg weg von fossilen Energien die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Der Anteil der Wärmenetze an den Nettoerlösen macht bei WWZ zurzeit nur 5,6% aus.

Die CO2-Einsparungen bei Circulago werden bei rund 25’000 Tonnen und beim Wärmeverbund Ennetsee bei rund 12’000 Tonnen pro Jahr liegen. Wirkung werden sie allerdings erst im Endausbau erzielen. Aber die Entwicklung zu CO2-armem, idealerweise ganz CO2-neutralem Heizen und Kühlen ist der Megatrend.

Aktienkurs WWZ
Die WWZ-Aktie gehörte 2022 zu den Verlierern unter den auf OTC-X gehandelten Energietiteln. Chart: www.otc-x.ch

Trotz des geringeren Konzerngewinns will WWZ auch für 2022 eine Dividende in unveränderter Höhe von 33 CHF pro Aktie ausschütten, was bei einem Kurs von 1’175 CHF einer Rendite von 2,8% entspricht. Das mag ein gewisser Trost sein für die Aktionärinnen und Aktionäre, denn die auf OTC-X gehandelte Aktie hat im letzten Jahr mit 13% doch deutlich an Wert verloren. Der OTC-X Energie-Index, in dem 19 Energieversorger gelistet sind, ging im selben Zeitraum um überraschend geringe 3% zurück.

Gemessen am Buchwert pro Aktie von 1’826 CHF (per Ende 2022) erscheint der Titel mit einem Kurs-/Buchwertverhältnis von 0.6 nicht zu hoch bewertet. Allerdings dürfte es aufgrund der starken Investitionstätigkeit noch etwas dauern, bis auch die Gewinne wieder steigen und sich der Kurs dem inneren Wert der Aktie annähert.

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