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Urs von Arx, UvA Swiss Dividend Fund: «Ich vergleiche ein Portfolio gerne mit einer Fussballmannschaft»

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Der Anlagefonds UvA Swiss Dividend Fund investiert hauptsächlich in Aktien bzw. Beteiligungswertpapiere qualitativ starker Unternehmen, die sich langfristig durch überdurchschnittliche Profitabilität und Wachstum auszeichnen und als zuverlässige Dividendenzahler auftreten. Die Bestimmung der Portfoliogewichte der einzelnen Unternehmen basiert auf der Fundamentalanalyse. Ziel des Anlagefonds, dessen Volumen in 2020 von 14 auf 16 Mio. CHF angestiegen ist, ist es, stetig und wenn möglich steigende Dividenden an die Fondsanleger auszuschütten.

Dr. Urs von Arx arbeitete von 1986 bis 2002 als Finanzanalyst und Fondsmanager für verschiedene Finanzinstitute und war dann bis 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ressourcenökonomie an der ETH Zürich und am Center for Corporate Responsibility and Sustainability der Universität Zürich tätig. Er verantwortet als Portfoliomanager bei Valex Capital den UvA Swiss Dividend Fund seit Auflegung im Mai 2017.

Herr von Arx, Sie sind von Citywire als bester Portfoliomanager eines Schweizer Aktienfonds für die Jahre 2018 bis 2020 ausgezeichnet worden. Von Morningstar haben Sie ein 5-Sterne-Rating, die höchste erzielbare Note. Was machen Sie besser als die anderen?

Ich weiss nicht, ob ich es besser als die anderen aktiven Portfoliomanager mache. Drei Jahre sind eine kurze Referenzzeit.  Und ich weiss weder, wer alle anderen aktiven Manager sind oder wie sie genau vorgehen. Sicher aber ist, dass die geringe Grösse des Fonds ein grosser Vorteil ist, da man viel schneller Positionen auf- oder abbauen kann, gerade in Titeln, die eine relativ geringe Marktkapitalisierung haben.

Sie plädieren für ein aktives Investment. Was ist darunter zu verstehen?

Der schweizerische Aktienmarkt soll ja nach der etablierten Kapitalmarkttheorie effizient sein und in der Breite am besten durch den SPI abgebildet sein. Deshalb werden die meisten Gelder sogenannt passiv und billig in SPI/SMI orientierte ETF’s oder Aktienfonds investiert.  Das ist nicht nur bei den Institutionellen sehr beliebt und wird von einigen Banken und Vermögensverwaltern Privatanlegern empfohlen.

Können Sie das etwas verdeutlichen?

Die drei grossen Aktien Nestlé, Novartis und Roche haben beinahe 50% Anteil am Gesamtmarkt. Sind solche Indizes oder passive Produkte, die so ausgerichtet sind, gut diversifiziert? Nein. Ist das wichtig? Ja, weil somit viele Eier in den gleichen Korb gelegt werden. Damit werden die defensiven Qualitäten, die diese Titel zweifellos haben und wichtig sind, massiv übergewichtet. Dafür wird aber auf langfristiges Wachstumspotenzial, die andere Titel haben, verzichtet.

Noch kurz ein zweiter Einwand: Wie hoch ist das Gewicht der Grossbanken UBS und CS in diesen Indizes, und wie war deren ökonomische Performance in den letzten 15 Jahren? Die wenigsten aktiven Fondsmanager haben diese Titel übergewichtet, aber die passiven Investoren waren immer voll dabei, vor allem, wenn die Grossbanken immer wieder neue Aktien emittierten zulasten der Altaktionäre.

Die von Ihnen verwalteten Gelder sind im letzten Jahr von 14.1 auf 16.3 Mio. CHF. gestiegen. Was davon ist auf Kursgewinne zurückzuführen, was auf Einlagen von Neukunden?

Der Fonds ist letztes Jahr um 15% gewachsen. Performance und Neueinlagen teilen sich ziemlich genau hälftig diesen Zuwachs.

Ihr Fonds ist mit jetzt 16 Mio. immer noch recht klein. Planen Sie ein ähnlich starkes Wachstum im nächsten Jahr, und wie wollen Sie die dazu notwendigen Kunden gewinnen?

Die Hoffnung liegt natürlich darin, dass das Wachstum dieses Jahr um einiges grösser sein wird. Dabei helfen soll der ausgezeichnete dreijährige Track Record und die damit verbundenen Ratings und Auszeichnungen. Denn ich denke, dass es doch einen Unterschied bei der Akquisition macht, ob man ‘nur’ zwar wohl fundierte Aussagen macht oder ob man zeigen kann, dass der entwickelte Ansatz und die Systematik auch in der Vergangenheit funktioniert hat. Die Frage ist aber, ob der Fondsmarkt in der Schweiz auch von der Nachfrageseite her effizient ist. Wäre er das wie etwa in den USA, müsste der Fonds mit seinen 5 Morningstar-Sternen stark an Volumen gewinnen. Ob das geschieht, wird spannend zu beobachten sein.

Ihre grössten Positionen sind Blue Chips wie Nestlé, Novartis und Roche. Sollte man weiter auf diese eher defensiven Werte setzen, solange die Pandemie uns nicht loslässt?

Ich vergleiche ein Portfolio gerne mit einer Fussballmannschaft: Da braucht es einen Torhüter und ein paar gute Verteidiger, um die Defensive abzusichern, sowie agile Mittelfeldspieler und schusskräftige Stürmer, um anzugreifen und Tore zu schiessen. Aber ohne Defensive aufzutreten, wäre sehr riskant. Beispiel: Vor einem Jahr, während des Einbruchs der Börsen, hatten die grossen drei über 40% Anteil am Fondsportfolio. Dann habe ich die Positionen dieser drei Titel stark reduziert, um die Gelder in riskante Zykliker wie Adecco oder Richemont zu investieren, die stark gelitten hatten.

Seit der Trendumkehr im April letzten Jahres sind wir in einer Risk-On-Phase, und kleinkapitalisierte Aktien, zyklische und Wachstumstitel können Tore schiessen. Aber eine Verteidigung braucht es immer, auch wenn man am Angreifen ist. Und eine gut bestückte Ersatzbank ist auch sehr hilfreich. Und es schadet sicher nicht, wenn der Trainer versiert ist, flexibel denkt und etwas von Taktik versteht und so viel wie möglich über seine Spieler weiss. Gut entwickeltes Risikomanagement braucht es beim Anlegen wie beim Fussballspielen.

Sie sagten Comet schon vor einem Jahr eine „kometenhafte“ Performance voraus. Der Kurs hat sich von seinem Tief im März 2020 bei um die 80 CHF bis heute mehr als verdreifacht. Was zeichnet die Aktie aus?  Wäre es jetzt nicht an der Zeit, Gewinne mitzunehmen und die Position zu reduzieren?

Solange Comet in dieser Form ist, wechsle ich einen solch treffsicheren Mittelstürmer sicher nicht aus. Sehr früh hatte ich eine Position in Comet aufgebaut und war dann lange deutlich in Verlustzone. Grund war hauptsächlich der Abschwung der Halbleiterindustrie 2018 und 2019. Klar war, dass Comet über ausgezeichnete Technologien verfügt. Die neue sehr erfahrene Führung schaffte es rasch, das Unternehmen neu zu positionieren und die PS auf den Boden zu bringen. Zudem setzte die Halbleiterindustrie zum Wiederaufschwung an. Und wie! Heute sprechen Industrieexperten von einem Superzyklus, der bis 2025 andauern könnte. Der Bereich Plasmacontroltechnologie von Comet ist im zweiten Halbjahr 2020 um 48% gewachsen. Und auf Ende dieses Jahres erhofft sich Comet die ersten Verkäufe von neuen Hochfrequenzgeneratoren. Der CEO von Comet spricht von einem potenziellen ‘Game Changer’.

Neu haben Sie eine Position Logitech aufgebaut. Ist dieses Investment auf die Pandemie zurückzuführen? 

Absolut. Ich habe es völlig verpennt, Logitech von der Ersatzbank zu nehmen und frühzeitiger einzuwechseln. Wie konnte das passieren?  Ich habe mich Ende 2017 stärker mit Logitech beschäftigt. Mein Eindruck damals war, dass das Unternehmen 8 verschiedene Produktebereiche hatte, von denen 5 gut bis sehr gut liefen, drei aber temporäre Schwierigkeiten hatten. Für mich war damit Logitech zu diversifiziert, der analytische Aufwand zu gross, und daher war für mich ein Aktienkurs von 30 Schweizer Franken zu wenig billig. Die Pandemie hat das alles geändert. Plötzlich lief Logitech auf allen 8 Zylindern, was man bereits im Sommer 2020 dann sehen konnte. Ich leider nicht. Erst Ende Januar 2021 tätigte ich erste Käufe in Logitech. Zu Kursen von über 90 Schweizer Franken. Dem Dreifachen, was ich vor weniger Jahren zu teuer fand. Alles nur meine Schuld.

Man hört ja oft von Pandemiegewinnern. Haben Sie neben Logitech solche im Portfolio, und welche empfehlen Sie?

Die Pandemie beflügelt die Digitalisierung und somit Titel wie Comet oder VAT, von der Angebotsseite her. Von der Nachfrageseite her ist ein Titel wie Swissquote zu nennen.

Rückenwind erhalten auch einige HealthCare-Titel, andere werden gebremst. Alle Unternehmen, für die Kundenkontakt sehr wichtig ist, hatten mit Hemmnissen zu kämpfen, seien es Sonova, Straumann, Alcon und so weiter. Anbieter von Diagnostikinstrumenten wie Tecan profitierten logischerweise.

Aber ich denke, dass die Digitalisierung, Pandemie hin oder her, so oder so massiv weitergehen wird. Und ich hoffe, dass die Impfungen weltweit erfolgreich und schnell durchgezogen werden können, in der industrialisierten Welt wie auch in den Entwicklungsländern. Dann werden wir in einer diesbezüglich etwas sicheren Welt leben und über andere Dinge sprechen und wieder mehr das Leben geniessen können.

Sie setzen auch stark auf Swissquote. Was überzeugt Sie an diesem Unternehmen?

Die Positionierung und die bisherigen stetigen Erfolge über die Jahre hinweg. Swissquote ist ein klarer Digitalisierungsgewinner. Die Anleger treffen pandemiebedingt weniger ihre Anlageberater und legen nun vermehrt selbständig ihre Gelder an. Die neu zu Swissquote stossenden Portfolios sind deutlich grösser als die bisherigen im Durchschnitt. Und Swissquote hat anscheinend Probleme, diesen Anstieg von Neukunden zu verarbeiten. Ein schönes Problem, es legt die Basis dafür, dass auch in den kommenden Jahren mit schönem Wachstum zu rechnen ist.

Wie sieht es mit Titeln aus, die Kursgewinne bei einem Rebound versprechen. Auf welche Aktien setzen Sie nach der Pandemie?

Ich denke, gemäss den allermeisten Börsenkursen sind wir schon ‘nach der Pandemie’, vor allem wenn wir einige Zykliker betrachten.  Titel, von denen man pandemiebedingt noch einen Rebound erhoffen könnte, sind meines Erachtens im Bereich Tourismus/Reisen angesiedelt. Angesichts der Grösse und der langfristigen Aussichten dieser Sektoren beschäftige ich mich praktisch nicht mit solchen Titeln.

Sehen wir auch 2021 eine Outperformance Ihres Fonds gegenüber dem SPI?

Ich hoffe es stark. Seit Anfang Jahr beträgt die Outperformance gegenüber dem SPI etwas über 2%, was den Gesamtertrag von bisher 9.5% ermöglicht.

Herr von Arx, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Cham Group: Immobiliengesellschaft mit über 360 Jahren unternehmerischer Tradition

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Philipp Buhofer studierte Betriebsökonomie an der HWV Luzern. Nach mehrjährigen Tätigkeiten bei Metro International und als VR-Delegierter und Präsident der EPA AG ist er neben seiner Tätigkeit in der DAX Holding AG ist er als VR-Präsident der Cham Group AG tätig. Ausserdem engagierte er sich in den Verwaltungsräten der Kardex AG, bei der Schaffner Holding AG sowie der Rapid Holding AG. Bild: zvg

Wenn Philipp Buhofer über das weitläufige Firmenareal der Cham Group läuft, merkt man ihm seine langjährige Verbindung zur Papierproduktion an. Er kennt noch die genauen Standorte der grossen Papiermaschinen und erklärt im sogenannten «Kalandersaal» der ehemaligen Papierfabrik in Cham, wie das Papier durch das «Kalandrieren» unterschiedliche Oberflächen erhält: matt, glänzend oder satiniert.

Auf dem 11 Hektar grossen „Papieri-Areal“ im Norden von Cham entsteht derzeit ein neues Stadtquartier. Bild: zvg

Überhaupt ist auf dem gesamten «Papieri-Areal» entlang des Flüsschens Lorze die Vergangenheit der industriellen Papierproduktion noch sichtbar. Über 350 Jahre wurde an diesem Ort für die ganze Welt Papier produziert. Philipp Buhofer, dessen Familie heute über die BURU Holding rund 48% an dem Unternehmen hält, unternahm mehrfach den Versuch, den Turnaround für die ehemalige Cham Paper Group herbeizuführen. Doch der Einbruch des Euro machte eine rentable Papierproduktion an dem Standort unmöglich.

11 Hektar Industrieareal für Wohnen und Gewerbe
Philipp Buhofer studierte Betriebsökonomie an der HWV Luzern. Nach mehrjährigen Tätigkeiten bei Metro International und als VR-Delegierter und Präsident der EPA AG ist er neben seiner Tätigkeit in der DAX Holding AG ist er als VR-Präsident der Cham Group AG tätig. Ausserdem engagierte er sich in den Verwaltungsräten der Kardex AG, bei der Schaffner Holding AG sowie der Rapid Holding AG. Bild: zvg

2017 schliesslich verkaufte das Schweizer Traditionsunternehmen die Papierproduktion an die südafrikanische Sappi-Gruppe. Bereits in den Vorjahren war die Produktion von Cham nach Italien verlagert worden. Ebenso wurden erste Weichen für eine Umnutzung des 11 Hektar grossen Industrieareals im Norden von Cham gestellt. «Wir mussten 2011 fast 300 Leute entlassen», sagt Buhofer, der in der Nähe aufgewachsen ist. Für ihn sei es daher immer wichtig gewesen, der Gemeinde und der Bevölkerung mit der Umnutzung des Areals etwas zurückzugeben. Philipp Buhofer betont dabei, dass er eigentlich kein Immobilienunternehmer sei. Sein Herz schlage weiterhin für die Industrie. Deshalb hat er wohl auch sein Büro am Rande des «Papieri-Areals» in der frisch renovierten «Lokremise», dem früheren Lokschuppen, aufgeschlagen. Dort ziert ein alter Prellbock seinen modernen Besprechungsraum.

Umnutzung nimmt 2017 Fahrt auf

Rein ums Geld ging es Philipp Buhofer bei dem Projekt nie. Sonst hätte er das Areal zu einem früheren Zeitpunkt einem Projektentwickler bestens verkaufen können. «Die standen bei uns Schlange», erinnert er sich. Auch verzichtete er bewusst auf eine Zusammenarbeit mit anderen Immobiliengesellschaften. Naheliegend wäre hier die Zug Estates AG gewesen, eine Abspaltung der Metall Zug-Gruppe, die ebenfalls mit der Familie Buhofer verbunden ist. Finanziell ist die Cham Group auf Mittel von aussen jedoch nicht angewiesen. Nach dem Verkauf der Papieraktivitäten verblieben rund 175 Mio. CHF in der Kasse der neu unter Cham Group firmierenden Gesellschaft.

75% Wohnen und 25% Gewerbe

Um den Aufwand zu reduzieren, entschloss sich die Cham Group Ende 2019 auch, von der Börse in den ausserbörslichen Markt zu wechseln. Rund 1’000 Aktionäre sind weiterhin mit dabei. Für sie soll sich das Investment langfristig auszahlen. Denn auf dem Areal entsteht in den nächsten 10 Jahren ein neues Stadtquartier. 2’000 Menschen sollen hier eines Tages wohnen und rund 1’000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Philipp Buhofer setzt bewusst auf einen Mix von 75% Wohnen und 25% Gewerbe. Gastronomische Angebote und vielleicht ein Hotel gehören ebenso dazu wie viele öffentliche Flächen und möglicherweise einmal eine Schule. Das Kompetenzzentrum für Spitzenathletik, OYM, hat bereits ganz in der Nähe seinen Sitz. Zu den Gewerbemietern gehört heute schon das E-Bike-Entwicklungszentrum der Velomarke «Specialized». Von den rund 1’000 Wohnungen sollen 100 preisgünstig, d.h. rund 25% unter der marktüblichen Miete, angeboten werden.

Stockwerkeigentum war schnell verkauft
Sämtliche Wohnungen in den „Papieri-Suites“ waren innert weniger Tage verkauft. Abb.: papieri-suite.ch

In der ersten Bauetappe erstellt die Cham Group 105Wohnungen und Ateliers im Stockwerkeigentum: davon 52 Wohnungen und 7 Ateliers in den ehemaligen Maschinenhallen im Loft-Stil und 46 in einem neuen Hochhaus, den «Papieri-Suites». Innerhalb weniger Tage nach Verkaufsstart wurden die Wohnungen mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von rund 13’000 CHF reserviert. Mittlerweile sind fast alle verkauft. «Diese erste Etappe war für uns sehr wichtig», erklärt Buhofer. So habe man feststellen können, ob das Projekt bei den Kunden ankomme.

160 Mietwohnungen im Bau

Auch finanziell ist der Verkauf der Eigentumswohnungen und Lofts ein wichtiger Bestandteil für die Entwicklung der gesamten Überbauung. Mit den Verkaufserträgen will die Cham Group sukzessive die nächsten Bauphasen finanzieren. Mittlerweile sind auch die ersten 160 Mietwohnungen im Bau. Ende 2022 können dort die ersten Mieter einziehen, so der Plan. Nach Fertigstellung sollen 80% der Liegenschaften vermietet werden und so für nachhaltige Cashflows sorgen. Nachhaltigkeit ist auch sonst für das gesamte Areal ein wichtiger Aspekt. Allein in die Energiezentrale werden in den kommenden Jahren 35 Mio. CHF investiert. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt zu 100% aus erneuerbarer Energie und orientiert sich an der 2’000-Watt-Gesellschaft. «In der Energieversorgung werden wir vollständig autark sein», sagt Buhofer etwas stolz. Zum Einsatz kommt neben Photovoltaikanlagen auch ein früheres Wasserkraftwerk der Papierfabrik an der Lorze.

Hohe Neubewertungsgewinne mit Baufortschritt
Mit der ersten Bauetappe wurde bereits begonnen. Weitere sechs Etappen werden in den nächsten 10 Jahren folgen. Quelle: papieri-cham.ch

Dass sich das gesamte Projekt für Investoren auch rechnen wird, zeigen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020. Zwar ist der Ertrag aus der Vermietung noch sehr gering, und auch die Erträge aus den Verkäufen zeigen sich noch nicht im Cashflow. Dafür spiegelt sich der Baufortschritt vor allem in den Neubewertungsgewinnen der Liegenschaften wider. 2020 nahm der Wert der Liegenschaften um 48.2 Mio. CHF zu und liegt neu bei 270.3 Mio. CHF. Auch in den kommenden Jahren können die Aktionäre mit Neubewertungsgewinnen in ähnlicher Grössenordnung rechnen. «Der innere Wert unsere Aktie dürfte pro Jahr um 40 bis 50 CHF zulegen», schätzt Philipp Buhofer. Er macht aber auch deutlich, dass die Entwicklung des gesamten «Papieri-Areals» sechs Etappen umfasst und noch rund 10 Jahre dauern wird. Insgesamt werden bis dahin 750 Mio. CHF in das neue Stadtquartier fliessen. Der Soll-Mietertrag nach Fertigstellung wird auf 32 Mio. CHF pro Jahr geschätzt.

Weitere Landreserven gesichert

Damit ist allerdings noch lange nicht Schluss. Denn 2018 konnte sich die Cham Group das angrenzende Pavatex-Areal sichern. Mit 35’000 m2 und einer direkten Anbindung an das Energiesystem bietet es ausreichend Raum für eine 7., 8. und 9. Bauetappe. Philipp Buhofer schliesst zudem auch nicht aus, dass sich die Cham Group eines Tages ausserhalb der Gemeinde Cham engagiert. «Wenn sich auf der Achse Zürich-Luzern Opportunitäten bieten, schauen wir diese natürlich an». Mit einer Eigenkapitalquote von 80,8% per Ende 2020 verfügt die Gesellschaft jedenfalls über ausreichend Spielraum, um auch weitere Wachstumsschritte anpacken zu können.

Fazit

Die Cham Group ist noch ein kleines Pflänzchen unter den Schweizer Immobiliengesellschaften, das aber auf solidem Grund und Boden wächst, und auf eine jahrhundertealte unternehmerische Tradition bauen kann.

Gemessen an den prognostizierten Zahlen lässt sich heute schon abschätzen, dass der Net Asset Value (NAV) bis zur Fertigstellung des «Papieri-Areals» weiter kräftig anwachsen wird. Zusätzliches Potenzial könnte sich aus der Nutzung des Pavatex-Areals ergeben. Derzeit schüttet die Cham Group aufgrund ihrer Position an vorhandenen flüssigen Mitteln und Wertschriften von 73 Mio. CHF (per Ende 2020) jährlich eine Substanzdividende von 6 CHF je Aktie aus. Mit den ersten Miteinnahmen ab 2023 wird sich die Ausschüttung dann sukzessive erhöhen. Denn die Gesellschaft plant, bis zu 75% des operativ erwirtschafteten Reingewinns, also ohne Neubewertungsgewinne, als Dividende auszuschütten. Dies, sobald aus der Arealentwicklung regelmässig Erträge generiert werden.

Die grössten Risiken für die Cham Group bestehen bei der Belegung der geplanten rund 46‘000 m2 Gewerbefläche, einer rückläufigen Nachfrage nach Wohnraum in der Region sowie Verzögerungen im Baufortschritt. Dank der soliden Bilanz und dem (bisherigen) Verzicht auf den Einsatz von Fremdkapital dürften solche allfälligen Herausforderungen gut überstanden werden.

Der Aktienkurs ist nach dem Corona-Crash wieder auf das frühere Niveau gestiegen. Chart: www.otc-x.ch

Bei Aktienkursen von 505 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie gezahlt wurden, liegt die Dividendenrendite auf dem aktuellen Niveau bei 1,2%, und der Titel wird mit einem Agio von knapp 30% auf den aktuellen NAV gehandelt. Allerdings dürfte allein der Baufortschritt in diesem und im kommenden Jahr das Agio egalisieren. Die Aktie der Cham Group ist ein Titel für langfristig denkende Anleger. Für kurzfristige Engagements ist das Aufwärtspotenzial gering. Deutliche Kursrückschläge können allerdings gut für einen Einstieg genutzt werden.

RMH Regionalmedien: Fusion mit NZZ führt zur Abfindung von 245 CHF pro Aktie

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Der RMH-Aktienkurs hat sich auch seit dem Corona-Crash wieder erholt. Chart: otc-x.ch

Nach der AZ Medien wird jetzt auch die RMH Regionalmedien AG, die einst aus der Fusion von LZ Medien und St. Galler Tagblatt entstanden ist, verschwinden. Die zur NZZ Mediengruppe gehörende RMH Regionalmedien AG hält gemeinsam mit der AZ Medien zu je 50% die Anteile an CH-Media. Erst vor wenigen Wochen hatte die Familie des Medienunternehmers Peter Wanner über die familieneigene Beteiligungsgesellschaft BT Medien den Minderheitsaktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet.

Nun gab die NZZ Mediengruppe bekannt, dass der Verwaltungsrat der RMH Regionalmedien AG an der Generalversammlung vom 25. Mai 2021 die Fusion zwischen der NZZ Regionalmedien AG und der RMH Regionalmedien AG beantragen wird. Die RMH soll mittels Absorptionsfusion unter Ausschluss der Minderheitsaktionäre von der NZZ Regionalmedien übernommen werden. Geplant sei eine Barabfindung von 245 CHF je RMH-Aktie für die Minderheitsaktionäre. 97% der RMH-Aktien befinden sich bereits im Besitz der NZZ. Bei einem Preis von 245 CHF wird die RMH mit 182 Mio. CHF bewertet.

Der RMH-Aktienkurs hat sich auch seit dem Corona-Crash wieder erholt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der RMH wurden zuletzt auf OTC-X für 195 CHF pro Aktie gehandelt. Das Abfindungsangebot liegt damit 25% über den letztbezahlten Kursen.

schweizeraktien.net – Die Woche | 19. April 2021

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Börsengänge sind die Königsdisziplin für alle Investmentbanker. Für Investoren können sie ebenfalls lohnenswert sein. Doch hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen, wie die vergangene Woche wieder einmal gezeigt hat: Während die Aktien der Kryptobörse Coinbase an den ersten Handelstagen stark gesucht waren und das Unternehmen astronomische Bewertungen erzielte, lief es für den britischen Essenslieferdienst Deliveroo weniger gut. Der Markt lechzt derzeit vielleicht nach neuen Investmentmöglichkeiten, mag aber dann nicht alle gleich gut verdauen.

Während das IPO-Karussell an den meisten Aktienbörsen der Welt immer schneller dreht, steht es in der Schweiz weiterhin still. Mit Polypeptide hat sich ein erster Kandidat für dieses Jahr aus der Deckung gewagt. Zwei oder drei weitere Aspiranten stecken noch in der Pipeline, könnten also noch vor der Sommerpause ihr Debüt geben. Eines davon dürfte die Aerospace-Tochter der Beteiligungsgesellschaft Montana Tech Components sein. Der Kurs der ausserbörslich gehandelten Aktien zog jedenfalls nach einem Bericht in der Finanz und Wirtschaft bei hohen Volumen in der letzten Woche stark an. Seit Jahresbeginn haben sich die Valoren des vom Österreicher Michael Tojner dominierten Unternehmens auf OTC-X mehr als verdoppelt. Keimzelle der heutigen Montana Aerospace AG, die möglicherweise vor einem IPO steht, ist die bis Ende 2009 auf OTC-X gelistete Alu Menziken AG, an der die Montana Tech Components AG 2007 die Mehrheit übernommen hatte.

Noch keine Anzeichen sind derzeit für das Debüt eines ersten Schweizer SPAC auszumachen. Anfang Jahr schwappte die Euphorie aus den USA auch in die Schweiz über. Mit viel Engagement stürzten sich Banken, Anwälte und Dienstleister auf das Thema. Auch die Schweizer Börse SIX schien von den Möglichkeiten eines Handels mit den Mantelgesellschaften angetan. Doch daraus wird wohl vorerst nichts, denn erst einmal soll die SIX auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht FINMA ihr Kotierungsreglement überarbeiten. Die Behördenmühlen mahlen bekanntermassen sehr langsam. Daher ist mit der Kotierung des ersten Schweizer SPAC wohl erst im Herbst zu rechnen.

Ob die Börseneuphorie noch solange anhalten mag? Wir erinnern uns an das Jahr 2000, als die Schweizer Börse mit ihrem SIX New Market kurz vor dem Zusammenbruch der New Economy einen Marktplatz für Jungunternehmen lancierte. Think Tools hiess eines der damals hoch gelobten Jungunternehmen, das wenig später sang- und klanglos unterging. Ebenso wie der SIX New Market – dieser soll aber auch noch in diesem Jahr ein zweites Leben erhalten.

Auf einen Boom folgt bekanntlich der nächste. Und das «nächste grosse Ding» könnten digitalisierte Vermögenswerte sein. Obwohl derzeit vor allem Krypto-Währungen wegen der enormen Gewinne der letzten Monate im Fokus der Anlegerschaft stehen, könnte die Blockchain-Technologie das Investoreninteresse auf andere Vermögenswerte wie Firmenbeteiligungen, Kunstwerke, Wein und Oldtimer lenken. Wie das aussehen kann, darüber haben sich Sygnum-Gründer Mathias Imbach und Luc Schuurmanns von der Bank Linth mit finews.ch-Chefredaktor Peter Hody an unserem Branchentalk Banken auf Zoom unterhalten.

Wer heute schon in Schweizer Immobilien investieren möchte, kann dies über Immobiliengesellschaften wie Espace Real Estate oder Cham Group tun. Wir stellen in der kommenden Woche die Cham Group näher vor. Ausserdem wird der neue CEO der Stadtcasino-Baden-Gruppe, Michael Böni, in einem Interview Auskunft über die aktuelle Situation des Badener Grand Casinos sowie die Entwicklung des Online-Gaming während des Lockdowns geben.

Viel Vergnügen bei der Lektüre.

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Michael Böni, Stadtcasino Baden AG: «Wir standen nie in Gefahr, Verluste zu schreiben»

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Michael Böni wurde im November 2020 zum CEO des Grand Casino Baden und der Stadtcasino Baden Gruppe berufen und löste damit Detlef Brose ab, der die Geschicke des Unternehmens fast zwei Jahrzehnte verantwortet hatte.

Der ausgebildete Wirtschaftsinformatiker Michael Böni war IT-Verantwortlicher der internationalen LMH Gruppe und arbeitete im Cyber Security-Bereich von Unisys in London. Seine Erfahrung in der Spielindustrie sammelte er als Verantwortlicher für die Entwicklung von 3D-Real-Time-Grafiken und -Spielen und in leitender Position bei Goodgame Studios in Hamburg. Die schweizerische Blackzendo baute er zu einer vollständig Cloud-basierten Firma auf. Bild: schweizeraktien.net

Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich der neue CEO erstmals nach Wiedereröffnung des landbasierten Casinos in den Medien. Er spricht über den schwierigen Start in seiner neuen Position, der schon nach Kurzem von dem Lockdown im Dezember überschattet wurde, welche Strategie er mit den Onlinecasinos jackpots.ch und casino777.ch verfolgt, und er umreisst die weitere Expansion der Gruppe mit der 50%-Beteilgung an Gamanza als technologischem Provider von Spieleplattformen.

Herr Böni, Sie leiten seit Mitte November 2020 die Geschicke der Stadtcasino Baden AG. Was war in den ersten 150 Tagen das Erfreulichste, was Sie erleben durften?

Das war auf jeden Fall die Erfahrung, sehr offen und herzlich aufgenommen zu werden. Das Team und die Menschen, die hier arbeiten, waren ja auch schon einer der Beweggründe für mich, das Angebot des Verwaltungsrates anzunehmen und diese Aufgabe zu übernehmen. Es ist einfach ein cooles Team mit tollen Menschen, die Zusammenarbeit mit ihnen macht sehr viel Spass.

Kurz nach Ihrem Antritt als CEO mussten Sie die Türen der landbasierten Casinos in Baden und Davos zum zweiten Mal wegen eines erneuten Lockdowns schliessen. Jetzt können Sie zwar wieder ab 19.4. öffnen, aber nur mit deutlich eingeschränkten Kapazitäten, was die Besucher anbelangt. Wie sind Sie über diesen zweiten Lockdown gekommen?

Natürlich ist die Situation für uns sehr schmerzhaft. Sowohl finanziell, vor allem aber für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man muss sich das vorstellen: Viele sind seit dem 18. Dezember des letzten Jahres im Lockdown, viele weitere im Homeoffice. Seit man sich draussen wieder in kleinen Gruppen treffen darf, haben wir jetzt regelmässig am Nachmittag «Get togethers» organisiert, um den Kontakt auch persönlich wieder zu gewährleisten – natürlich unter Einhaltung aller Schutzmassnahmen. Das kommt bei den Teams sehr gut an.

Inwiefern können Sie die Zeit der Schliessung nutzen, um Arbeiten voranzutreiben, die bei laufendem Betrieb nicht möglich wären?

Bereits letztes Jahr haben wir unser Restaurant komplett umgebaut und erneuert, es tritt jetzt unter der eigenen Marke PLÜ auf. In den Spielsälen haben wir die «Corrida Lounge» neu gestaltet, und mit vier Fu Lai Cai Lai Slots haben wir ein neues Multi-Level-Jackpot-System installiert. Dazu kommen die üblichen ständigen Anpassungen: Es wurden zwei neue Slots installiert, und 23 Slots haben einen neuen Standort innerhalb des Saales erhalten. Zudem sind wir dabei, einen neuen, attraktiven Jackpot aufzugleisen.

Im Juli 2019 ging mit Jackpots.ch das erste Online-Casino der Schweiz ins Netz. Was sind Ihre Erfahrungen nach anderthalb Jahren online?

Die Erfahrungen sind sehr vielfältig. Zunächst können wir sagen, dass die Online-Casinos erfolgreich sind und über den Vorgaben liegen – wobei hier schwierig abzuschätzen ist, welchen Anteil die Corona-Situation an dieser Entwicklung hat und wieviel alleine darauf zurückzuführen ist, dass mittlerweilen die Angebote bekannter sind und sich bei den Kunden etablieren konnten. Zum anderen haben wir festgestellt, dass sich tatsächlich einige Lieferanten von Dienstleistungen, die wir für ein Online-Casino brauchen, das regulatorische Umfeld in der Schweiz nicht gewohnt waren. Wir sind deshalb beispielsweise dabei, den Zahlungsabwickler zu wechseln.

Inwieweit konnten Sie die fehlenden BSE des landbasierten Casinos durch die Online-Casinos kompensieren?

Konkrete Zahlen kann ich Ihnen noch nicht nennen, das darf ich erst mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts. Ich kann aber sagen, dass die Umsatzeinbussen sich natürlich nicht vollumfänglich kompensieren liessen. Gleichzeitig ist klar, dass es sich als goldrichtig erwiesen hat, dass die Gruppe eine schnelle Lancierung des Online-Geschäfts geschafft hatte und damit in der Lockdown-Phase immer noch Erträge generieren konnte. Dadurch standen wir nie in der Gefahr, Verluste zu schreiben.

Die Hauptinvestitionen für Sie im Onlinebereich liegen einerseits in der Zurverfügungstellung der technischen Infrastruktur, also der Plattform, andererseits in Marketingausgaben, um die Spieler auf Ihre Seite zu holen. Kommen wir zuerst zu den Marketingausgaben. Wie stark mussten Sie diese in der Pandemie hochschrauben?

Aus Wettbewerbsgründen geben wir keine konkreten Zahlen zu den Marketingbudgets bekannt. Beim Online-Casino sind wir effektiv mit der Gratwanderung konfrontiert, dass die Politik einerseits die Erwartung hat, dass wir die Schweizer Spielerinnen und Spieler ansprechen, damit sie nicht in unregulierten ausländischen Casinos spielen, sondern bei uns, wo wir entsprechende Schutzkonzepte verfolgen. Andererseits verlangt das Gesetz, dass die Werbung nicht aufdringlich sein soll. Die Corona-Pandemie hat aber beim Marketing für das terrestrische Casino fast noch mehr Anpassungen verlangt. Es macht ja beispielsweise keinen Sinn, an Plakatwänden für ein Casino zu werben, das aber geschlossen ist. Gleichzeitig wollen Sie natürlich bei ihren Gästen in Erinnerung bleiben. Wir haben deshalb neue Formate geschaffen, beispielsweise mit Videos, die wir über Social-Media-Kanäle verbreiten.

Die Stadtcasino Baden AG ist mit 50% an der iGaming-Plattform Gamanza beteiligt. Im Herbst hiess es, dass die Gamanza Group mit vier weiteren landbasierten Schweizer Casinos einen Plattform-Deal abschliessen konnte. Können Sie uns heute sagen, mit wem Sie die Deals abgeschlossen haben und ob es noch weitere Interessenten an Ihrer Plattform gibt?

Gegenwärtig sind zwei Online-Casinos mit der Gamanza-Plattform online: jackpots.ch sowie pasino.ch. Mit drei weiteren sind die Verträge in trockenen Tüchern und die Lancierung in Vorbereitung. Die Kommunikation darüber liegt aber bei den entsprechenden Anbietern. Mit einem weiteren Anbieter laufen Gespräche.  Wichtig ist, dass wir dieses B2B-Geschäft auch im Ausland weiterverfolgen. Die Märkte in Deutschland oder den Niederlanden beispielsweise sind für uns interessant, weil dort viele klassische Casinos vor der Herausforderung stehen, ein Online-Standbein aufzubauen. Sie dabei zu unterstützen, ist eines der Geschäftsfelder, die wir vorantreiben wollen und wo wir mit der Kombination aus technischem und Casino-Know-how ein Alleinstellungsmerkmal haben.

Eine ganze Reihe weiterer Schweizer Casinos bietet jetzt Online-Casinos an. Welchen Markt sehen Sie für die diversen Anbieter? Macht Sie die Konkurrenz nervös?

Nicht sonderlich, die Entwicklungen, die jetzt stattfinden, waren mit der Annahme des neuen Gesetzes absehbar. Für uns steht im Zentrum, die «Customer Journey» weiter zu verbessern. Wir sprechen intern vom «House of Entertainment 2.0». Dazu zwei Stichworte: Zum einen wollen wir die Verbindung on- und offline stärken und laufend verbessern. Zum anderen bekennen wir uns ja schon seit längerem zu der House-of-Entertainment-Strategie mit den klassischen Casino-Spielen als Markenkern, aber eben auch weiteren Unterhaltungsangeboten, welche wir darum herum gruppieren. Auch dieses Angebot wollen wir weiter ausbauen.

Warum bieten Sie kein Online-Poker an wie z.B. Swisscasinos?

(Lacht). Ich kann soviel sagen: In spätestens zwei Monaten sollten Sie mir diese Frage hoffentlich nicht mehr stellen müssen. Aber weil Sie sicherlich mehr wissen möchten: Wir sind in Vorbereitung eines solchen Angebots, das in der Pokerszene so richtig einschlagen wird und klären gegenwärtig mit der ESBK die letzten offenen Punkte.

Welche weiteren Expansionspläne haben Sie mit Jackpots.ch?

Jackpots.ch wie übrigens auch casino777.ch, das ja, gemeinsam mit unserem belgischen Partner Ardent, auch zu unserer Gruppe gehört, müssen nun schnell die Maturitätsphase erreichen. Dafür haben wir auch die Strukturen angepasst: Beide Online-Casinos haben mit Brian Christner und Robert Kocher je einen operativen Leiter erhalten, welche die Online-Casinos mit grossem Elan und viel Fachwissen voranbringen. Das ist die erste Zielsetzung. Dazu kommt, dass wir laufend kleinere und grössere Updates vornehmen: vor und hinter den Kulissen. Es kommen neue Spielangebote dazu; aber auch zum Beispiel in Bezug auf den Spielerschutz wollen wir laufend lernen und Verbesserungen anbringen. Stichworte sind hier Big Data und Künstliche Intelligenz. Und dann besteht ein grosser Fokus auf der Integration zwischen On- und Offline und der Verbindung der beiden Casino-Welten – sowie die Weiterentwicklung der House-of-Entertainment-Philosophie auch auf die Online-Casinos.

Was sind Ihre Forderungen an die Politik, einerseits im Zusammenhang mit Covid-19, andererseits und darüber hinausgehend, was die Zukunft des Casinostandorts Schweiz anbelangt?

Es ist nicht an uns, Forderungen an die Politik zu formulieren. Uns ist sehr wohl bewusst, dass die Politik die Kunst des Möglichen darstellt. Von grosser Bedeutung werden sicherlich die Konzessionserneuerungen im Jahr 2024 sein. Da haben wir natürlich schon den Anspruch, dass diese Vergabe fair und professionell verläuft. Unser Haus hat diesbezüglich ja – allerdings in anderen Ländern – schon schmerzhafte Erfahrungen machen müssen.

Wie werden Sie den ersten Tag der Öffnung des Stadtcasinos Baden nach dem Lockdown feiern?

So grossartig noch nicht, offen gesagt. Der jüngste Öffnungsschritt wurde ja relativ kurzfristig  und auch eher überraschend angekündigt. Dazu kommt: Es ist ein vorsichtiger Schritt, mit vielen engen Vorgaben für das Schutzkonzept. Und diese Öffnung beinhaltet auch das Risiko, dass sie wieder zurückgenommen wird, wenn sich die Lage verschlechtert. Es ist also Sensibilität gefragt. Eine «End-of-Pandemie»-Feier wird deshalb wohl erst etwas später folgen können. Aber Sie haben mich da auf eine gute Idee gebracht.

Herr Böni, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. 

Die Aktie der Stadtcasino Baden AG wird auf OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt wurden 661 CHF für die Aktie bezahlt.

Börsengänge Schweiz/International: IPO-Boom – bisher ohne Schweiz

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Die Hochstimmung am IPO-Markt setzte sich nahtlos im ersten Quartal 2021 fort, und das sogar in gesteigertem Ausmass. 391 IPOs oder 68% mehr Börsengänge und ein um 223% gesteigertes Volumen lassen die Hoffnungen für den Rest des Jahres in den Himmel wachsen. Der Schweizer Primärmarkt blieb allerdings bislang in Deckung. Nun kündigte jedoch das schwedische Life-Sciences-Unternehmen PolyPeptide das erste IPO des Jahres an der SIX an.

Trotz dem internationalen Überschwang an den IPO-Märkten verzeichnete die SIX auch im ersten Quartal keinen einzigen Neuzugang. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren, denn der Primärmarkt ist nicht nur wegen der strengen Regulierung extrem geheimniskrämerisch. Vollmundige Ankündigungen, wenngleich meist recht unspezifisch, sind die Ausnahme. In der Regel enttarnt sich der IPO-Kandidat sehr kurzfristig, oft beginnt die Zeichnungsfrist sogar zeitgleich.

PolyPeptide vor dem IPO an der SIX

Konkret wird es mit dem Börsengang nun bei PolyPeptide, die am 12. April ihre Absicht, im zweiten Quartal das IPO zu vollziehen, mitteilten. Da auch die emissionsbegleitenden Banken bereits benannt sind, dürfte der Startschuss in Form der Festlegung der Bookbuilding-Spanne und der Öffnung der Zeichnungsfrist wohl bald fallen. Das Unternehmen ist Contract Manufacturer und Zulieferer für 250 Kunden aus der Life-Sciences-Industrie. Die Wachstumsraten erreichen auch in der langfristigen Betrachtung über 10% bei gleichzeitig hoher Profitabilität. Das IPO wird auf schweizeraktien.net in Kürze kritisch durchleuchtet.

Weitere IPO-Kandidaten in der Schweiz

Glaubwürdig erscheint auch der angekündigte Spin-off der Turboladersparte von ABB. Als realistisch einzustufen ist ebenfalls der avisierte Börsengang des Sportschuherstellers On, allerdings wohl eher in den USA. Die Schweizer Marktteilnehmer warten auch weiterhin auf das erste IPO einer SPAC-Gesellschaft, obwohl schon seit Monaten darüber gemunkelt wird. Vielleicht ist der regulatorische Prozess doch nicht ganz so einfach, wie sich das die Initiatoren und deren Banken wünschen.

Europäischer Primärmarkt mit starker Erholung

In Europa verlief der Anstieg der Primärmarktaktivität steil, allerdings von sehr niedriger Basis aus. Das Emissionsvolumen schoss von 1.2 Mrd. USD im Vorjahresquartal auf 20.1 Mrd. USD an, so EY in ihrem IPO-Quartalsbericht. Im Nachbarland Deutschland fanden fünf Emissionen statt, darunter zwei der weltweit grössten. Vantage Towers, ein Spin-off von Vodafone, sammelte 2.3 Mrd. Euro ein, Auto1 immerhin 1.8 Mrd. Euro. Das reichte für die Ränge fünf und sechs im globalen Ranking.

Ungebremster IPO-Boom in China

Spitzenreiter im Emissionsranking war Kuaishou Technology mit 6.2 Mrd. USD an der Börse Hongkong. In China stiegen die Emissionen um 52% auf 134, das Volumen kletterte um 73% auf 22.7 Mrd. USD. Spitzenreiter unter den Ländern waren die US-Börsen, die ein gemeinsames Emissionsvolumen von 37 Mrd. USD verzeichneten. Der Vorjahreswert hatte bei 7.2 Mrd. USD gelegen. Die Anzahl der IPOs stieg von 24 auf 82.

Tech-Aktien mit 41% der Emissionsvolumina

Nicht nur in den USA erfreuten sich Technologie-IPOs der höchsten Nachfrage. Laut EY stellte die Industrie 25% der IPOs im ersten Quartal. Nach Emissionsvolumen entfielen sogar 41% auf Technologie.

Quelle: EY Quarterly IPO Trends reports 2020 Q4

Quelle: PWC, Q1 2021 Capital Markets Watch

SPAC-Manie

Laut EY sammelten 267 SPACs im ersten Quartal 83 Mrd. USD ein, hauptsächlich in den USA. Das ist mehr als im gesamten Vorjahr – und auch fast so viel wie die IPOs im selben Zeitraum global erzielten. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue SPACs lanciert und Übernahmen bekannt gegeben werden. Dazu passt, dass in den letzten fünf Monaten, wie die Bank of America ermittelte, mit 576 Mrd. USD mehr Kapital in Aktien-Fonds geflossen ist als in den letzten 12 Jahren zusammen! Der Anlagedruck ermöglicht die Rekordzahl von klassischen IPOs wie SPAC-Emissionen. Die Stimmung der Anleger ist super-bullish wie historisch nur vor markanten Trendwenden wie 2000/2001, was Contrarians skeptisch stimmen muss.

IPOs und SPACs vs. Indizes. Quelle: PWC, Q1 2021 Capital Markets Watch

Kaum SPAC-Emissionen in Europa

In den USA gab es nach Informationen von Reuters 2020 und 2021 insgesamt 522 SPAC-Emissionen, die über 300 Mrd. USD an Kapital aufnahmen. Doch in Europa gab es „nur“ 10 SPACs, die vergleichsweise bescheidene 1.3 Mrd. USD einsammelten. An den Grössenverhältnissen dürfte sich so schnell nichts ändern. Was aber wohl zunehmen wird, ist die Jagd der amerikanischen SPAC-Initiatoren auf günstig bewertete europäische Zielgesellschaften. Das dürfte auch den europäischen M&A-Markt mit neuen Impulsen versorgen.

IPO-Flop in London: Deliveroo

Ein Beispiel dafür, dass nicht jedes IPO zu jeder Bewertung akzeptiert wird, ist Deliveroo, der international aktive Essensauslieferer. Das Unternehmen war u.a. von Amazon finanziert worden. Trotz hoher Verluste stieg die Pre-IPO Bewertung deutlich, weil die Wachstumsraten während der Pandemie es möglich machten. Am ersten Handelstag stürzte die Aktie jedoch um 30%. Es war das grösste IPO in London seit mehreren Jahren und der einzige nennenswerte Flop unter den Börsendebütanten der jüngeren Vergangenheit.

Ist Coinbase 100 Mrd. USD wert?

Aktuell sorgt das Direct Listing von Coinbase für Aufsehen. Am 14. April war der erste Handelstag. Bei zeitweilig erreichten Kursen von über 400 USD errechnet sich eine Market Cap von 100 Mrd. USD, am Handelsschluss waren es immerhin 85 Mrd. USD. Damit ist Coinbase der höchstbewertete Börsenhandelsplatz und somit teurer als die Nasdaq oder die Muttergesellschaft der NYSE. Noch im letzten Jahr lag die Bewertung bei einer vorbörslichen Finanzierungsrunde bei gerade 5.8 Mrd. USD. Allerdings sind die Umsätze und Gewinne explosionsartig mit dem Anstieg des Bitcoinpreises gestiegen. Der Umsatz kletterte um 800% zum Vorjahresquartal auf 1.8 Mrd. USD, der Gewinn liegt bei etwas weniger als der Hälfte.

Wettbewerbsintensivierung dämpft Gewinnaussichten

Es ist jedoch zu erwarten, dass die fetten Handelscourtagen bis auf null sinken können, denn die Wettbewerber wie Binance und Kraken sowie herkömmliche Börsenplätze werden sich ihren Teil des Kuchens abschneiden wollen. Um Marktanteile zu gewinnen, wird der Kampf über die Gebührenhöhe ausgetragen. Zudem wird das Wachstumspotenzial wohl im aktuellen Hype überschätzt. 9% der Erwachsenen in den USA haben bereits sogenannte Krypto-Währungen gehandelt. Doch 66% der Bevölkerung hat hat nach einer aktuellen Umfrage kein Interesse am Krypto-Markt.

Digitale Vermögenswerte: Erinnerungen an den Goldrausch werden wach

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In dieser Woche erreichten die Preise für Bitcoin und Ethereum neue Höchstwerte. Das Interesse an Kryptowährungen wird angesichts der enormen Kursgewinne in den letzten Monaten immer grösser. Doch sind die klassischen Retailbanken für dieses Thema bereits gewappnet? Und welche Möglichkeiten bieten digitale Vermögenswerte den traditionellen Banken und Ihren Kunden? Antworten auf diese Fragen lieferten die Gesprächspartner Mathias Imbach, Luc Schuurmans und Peter Hody am ersten Zoom-Talk von schweizeraktien.net, der im Rahmen einer hybriden Veranstaltungsreihe des Branchentalk Banken 2021 stattfand.

Kryptowährungen im Fokus

Mathias Imbach, CO-Gründer der 2017 auf digitale Vermögenswerte oder «Digital Assets» fokussierten Sygnum Bank, machte in seinem Referat deutlich, dass «Digital Assets» mehr als nur Kryptowährungen sind. Man fraktioniere mit Hilfe der Blockchain-Technologie die ökonomischen Rechte an Vermögenswerten. Als Beispiele nannte er Kunstwerke, Oldtimer, Weinsammlungen und Immobilien. «Mit dieser Technologie öffnet man auch ein Pool an Assets, die bisher nicht bankfähig waren», umschrieb Imbach die Chancen für Finanzinstitute. Auf Nachfrage von finews.ch-Chefredaktor Peter Hody räumte er allerdings auch ein, dass bei der Sygnum Bank derzeit die grösste Mehrheit der Transaktionen im Krypto-Bereich anfielen. Bitcoin und Ethereum machten den grössten Anteil am Tradingvolumen aus.

Anlagekunden interessiert, aber zurückhaltend

Auch Luc Schuurmans, Stv. CEO der Bank Linth, verzeichnet ein zunehmendes Interesse von Anlagekunden am Krypto-Thema. Etwa 10% seiner Kunden wollten mehr wissen, erkundigten sich über die Anlagemöglichkeiten. Am Ende seien es aber «deutlich weniger als 1%», die auch in solche Produkte investieren. Schuurmans sieht aber nicht nur neue Chancen im Anlagegeschäft, die sich durch die Digitalisierung von Vermögenswerten ergeben. Gerade auch bei der Erbteilung könnten diese künftig eine wichtige Rolle spielen. Denn ganz gleich, ob es sich um ein Kunstwerk oder eine Firma handelt, beides kann durch die Fraktionierung, also die rechtliche Zerlegung in viele Einzelteile, zum Teil im Besitz eines Erben bleiben, während die übrigen Rechte an Dritte verkauft würden.

Fraktionierung von Vermögenswerten möglich

Mit dem Inkrafttreten der DLT-Vorlage Anfang Februar ist es nun möglich, diese «Einzelteile» oder «Tokens» ganz offiziell auszugeben. Sygnum nutzte die neuen rechtlichen Möglichkeiten auch gleich, um ein Weinportfolio zu tokenisieren. Und auch das Fintech daura tokenisierte in den letzten Wochen die Aktien von Schweizer Firmen.

Mathias Imbach bietet mit seiner Sygnum Bank anderen Finanzinstituten in diesem Bereich Outsourcinglösungen an. Konkret müssen Retailbanken nicht selber in Technologie und Infrastruktur investieren, sondern können sogenannte «White Label»-Lösungen bei Sygnum einkaufen. Darin sieht auch Schuurmans Chancen für die Retailbanken. «Unsere Stärke ist und bleibt die klassische Beratung», gab er sich überzeugt. Dennoch könne er sich vorstellen, dass digitale Vermögenswerte eines Tages zum Standardangebot einer Retailbank gehören werden.

Am Anfang einer langen Reise

Angesichts der vielen Chancen, die sich aus den neuen Möglichkeiten ergeben, sprach Peter Hody zusammenfassend vom Beginn einer langen Reise, an deren Anfang wir derzeit stehen würden. Und Luc Schuurmans fügte hinzu: «Alles erinnert ein wenig an die Zeiten des Goldrausches in Amerika».

schweizeraktien.net wird die Reise weiter begleiten. Am 20. Mai findet der nächste Zoom-Talk statt. Wir sprechen dann mit Alain Kunz, Head Digital Assets Bank Cler, und Desireé Velleuer, Co-Gründerin Crypto Consulting, über konkrete Angebote und Produkte für Anlagekunden. Am 8. Juni findet eine Präsenzveranstaltung mit einem Referat von Dr. Andréa Maechler, Mitglied des Direktoriums der SNB, im Restaurant Metropol in Zürich statt. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten unter:  https://www.schweizeraktien.net/branchentalk-banken-2021/  

Auto AG Group: Bremsspuren im Ergebnis

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Der Ertragsrückgang im öffentlichen Verkehr trägt massgeblich zum stark gesunkenen Reingewinn der Auto AG Group bei. Bild: autoag.ch

„Jetzt erst recht Gas geben!“ – diese Devise gab Walter Huber, Verwaltungsratspräsident der Auto AG Group, an der Medienkonferenz zu den Jahreszahlen 2020 aus. Man habe der Corona-Krise einiges Positives abgewinnen können, so Huber weiter. So seien die Prozesse mit digitalen Tools im Werkstattbereich optimiert worden, man fokussiere stark auf die Zukunft und strebe die Marktführerschaft bei der Wartung und Reparatur von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antriebstechniken in der Schweiz an.

Zunächst gilt es aber, das Jahr 2020 zu verdauen, das „Bremsspuren im Ergebnis gebracht habe“, so der passende Jargon des Automannes Huber. Besonders schmerzt der Einbruch im öffentlichen Verkehr, der der Auto AG einen Ertragsrückgang von 2 Mio. CHF bescherte. Die Einnahmen sanken auf 15.5 Mio. CHF (Vorjahr 17.4 Mio.). In den letzten Jahren habe man immer kosteneffizient und nach betriebswirtschaftlichen Kriterien gearbeitet. Dadurch konnten Reserven gebildet werden. Diese Reserven müssten in der aktuellen Situation genutzt werden, um die Verluste aus den fehlenden Billetteinnahmen zu decken, bedauert Huber.

Besser sieht es im Bereich Nutzfahrzeuge aus. Aber auch hier ging der Umsatz von 100.3 Mio. CHF auf 97.7 Mio. zurück. Unter dem Strich fielen die Gesamt-Umsätze der  Auto AG um 3.5 Mio. CHF auf 113.2 Mio. CHF.

Dividende wird ausgeschüttet

„Wir sind stolz auf das Ergebnis“, so CFO Walter Odermatt. Denn auch wenn das Gesamtergebnis mit 609‘000 CHF deutlich schlechter ausfiel als im Vorjahr (1.85 Mio.), so sei das alleine auf die Verluste im ÖV zurückzuführen. Mit den zwei Millionen mehr an Einnahmen wäre man in den Gewinnsphären von 2018, das einen Gewinn von 2.8 Mio. CHF brachte.

Deshalb beantragt das Unternehmen der GV auch die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 5 CHF pro Aktie. Diese setzt sich zusammen aus 2 CHF für das Geschäftsjahr 2020 und 3 CHF für 2019. In 2019 wurde wegen der Ungewissheit der sich abzeichnenden Corona-Krise keine Ausschüttung vorgenommen; das wird jetzt nachgeholt. Denn die Liquiditätssituation habe sich nach dem ungewissen letzten Jahr aufgehellt, so VRP Walter Huber.

Projekte im Bereich Wasserstoff und Gewerbepark A2 im Plan

CEO Marc Ziegler ist zuversichtlich, dass sich die Meilensteine, die 2020 erreicht wurden, in der Zukunft auszahlen werden. Die Entwicklung der exklusiven Partnerschaft mit Hyundai und der Gewerbepark A2 seien voll auf Kurs.

Die Auto AG führt für die mit Wasserstoff angetriebenen Nutzfahrzeuge von Hyundai schweizweit alle Wartungssarbeiten und Reparaturen durch. 46 solcher Hyundai-Trucks sind bereits auf der Strasse, ab Herbst sollen dann weitere 140 Zweiachser dazukommen. Im Mai erwartet die Auto AG den Einsatz des ersten wasserrstoff-betriebenen Dreiachsers in der Schweiz. „Das Projekt läuft gut“, freut sich Marc Ziegler.

Der Gewerbepark A2 in Rothenburg, für den 2020 der Grundstein gelegt wurde, sei bereits zu einem Drittel vermietet, Ende 2021 sollen es über 60% sein.

Deutlicher Anstieg der Anzahl der Mitarbeitenden

Das Unternehmen baute die Anzahl der Mitarbeitenden 2020 um 40 kräftig aus. Neu sind 447 bei der Auto AG beschäftigt. Die Gesellschaft begründet den deutlichen Zuwachs mit dem neuen Geschäft der Auto AG Bus, das sehr personalintensiv sei. Das Geschäftsfeld umfasst Bustransporte, insbesondere auch Schülertransporte. 2020 konnten in diesem Bereich etliche langfristige Aufträge hinzugewonnen werden. Bis zu 500 Schülerinnen und Schüler werden täglich mit den 43 Bussen der Auto AG Bus transportiert.

Ausblick

Die Auto AG strebt die schweizweite Marktpräsenz an. Die nationale Abdeckung sei weiterhin die Zielsetzung, so Walter Huber. An diesem Ziel soll trotz der Pandemie nicht gerüttelt werden. Er könne sich durchaus auch Akquisitionen vorstellen, um die weissen Flecken zu tilgen, die das Unternehmen im Werkstattbereich in der Schweiz noch aufzuweisen hat.

Im Bereich der alternativen Antriebsenergien will die Auto AG weiter wachsen. Bis 2025 plane Hyundai, 1‘600 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb in der Schweiz auf die Strasse zu bringen. Als exklusiver Partner bemüht sich die Auto AG, dafür ein flächendeckendes Werkstattnetz zur Verfügung zu stellen.

Ende 2022 soll der Gewerbepark A2 bezugsfertig sein, das Ziel sei es, bis dahin 75% vermietet zu haben.

Im Bereich öffentlicher Verkehr bleibt die herausfordernde Situation auch in 2021 bestehen. Die Situation habe sich gegenüber 2020 nicht verbessert, so Ziegler. Ticketverluste müssten auch in diesem Jahr aus den Reserven beglichen werden. Man bemühe sich aber, mit den Tarifpartnern Wege zu finden, um die Kosten für die Auto AG abzufedern.

Dagegen hat der Nutzfahrzeugbereich im 1. Quartal 2021 seine Ziele erfüllt.

Fazit

Die Auto AG hat 2020 nur in geringem Masse Kurzarbeitsentschädigung in Anspruch genommen, auf Nachfrage beziffert Odermatt den Betrag in niedrigem sechsstelligem Bereich. Corona-Kredite seien gar nicht beantragt worden, was die Ausschüttung einer Dividende möglich macht.

Verluste sind auch in 2021 im Bereich des öffentlichen Verkehr absehbar, die Frage wird sein, inwieweit sie durch Erfolge im Nutzfahrzeugbereich kompensiert werden können. Das Engagement im öffentlichen Verkehr lässt überdies wenig Spielraum bei den Kosten zu; Linienverbindungen können nicht einfach gestrichen werden.

Ein reibungsloser Weiterbau am Gewerbepark A2 und eine verlässliche Partnerschaft mit Hyundai sind deshalb in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig.

Der Kurswert der Aktie der Auto AG Group liegt deutlich unter dem Buchwert. Quelle: autoag.ch

Die Aktie der Auto AG wird über OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt wurde ein Preis von 420 CHF bezahlt. CFO Walter Odermatt machte darauf aufmerksam, wie sehr in den letzten Jahren Buch- und Kurswert der Aktie auseinandergedriftet seien. Der Buchwert liegt bei 688 CHF. Es gibt also durchaus Fantasie in der Aktie.

Roland Leuenberger, CEO Repower: «Elektromobilität hat ein grosses Wachstum vor sich»

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Roland Leuenberger ist seit April 2020 neuer CEO von Repower. Zuvor leitete er den Versorger bereits ein halbes Jahr interimistisch, nachdem Kurt Bobst das Unternehmen 2019 verlassen hatte. Bild: zvg

Der Bündner Versorger Repower erzielte trotz der Corona-Krise für 2020 ein gutes Geschäftsergebnis. Zwar lagen die Nettoerträge mit 1’708 Mio. CHF um 11% unter dem Vorjahreswert. Dennoch fiel das EBIT mit 77 Mio. CHF um 18% höher als 2019 aus. Obwohl der Reingewinn aufgrund höherer Steuern auf 41 Mio. CHF (Vorjahr: 50 Mio. CHF) zurückging, wird der Generalversammlung am 19. Mai die Ausschüttung einer höheren Dividende von 3 CHF vorgeschlagen.

Ein grosser Teil des in 2020 erzielten Gewinns wurde wiederum in Italien erzielt, wo Repower ein Gaskombikraftwerk in Teverola betreibt. Mit 72 Mio. CHF steuerte das Italiengeschäft 2020 mehr als 90% zum Gruppen-EBIT bei. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt CEO Roland Leuenberger die Bedeutung des Italien-Geschäfts für die Gruppe. Und er geht auch auf die Chancen von Elektromobilität allgemein und für Wasserkraft als Bestandteil der Energiestrategie 2050 in der Schweiz ein.

Roland Leuenberger ist seit April 2020 neuer CEO von Repower. Zuvor leitete er den Versorger bereits ein halbes Jahr interimistisch, nachdem Kurt Bobst das Unternehmen 2019 verlassen hatte. Bild: zvg

Repower kann trotz Corona-Pandemie einen guten Jahresabschluss vorweisen und das operative Ergebnis sogar um 18% steigern. Allerdings wurde, wie schon in den Vorjahren, der grösste Teil des Gewinns in Italien dank dem Verkauf von Regelenergie erzielt. Wie genau funktioniert das Geschäft im Kraftwerk Teverola?

In Italien muss, wie in ganz Europa, die Frequenz des Stromnetzes stabil bei 50 Hertz gehalten werden. Dazu werden Verbrauchs- und Produktionsprognosen erstellt. Weichen dann der tatsächliche Verbrauch oder die Produktion wesentlich davon ab, muss dies mit Regelenergie ausgeglichen werden. Regelenergie wird an einem separaten Markt gehandelt. Unser Kraftwerk Teverola bietet solche Regelenergie an. Gerade in der ersten Lockdownphase waren die Unsicherheiten sehr gross, die Prognosen daher schwierig, was zu einem hohen Bedarf an Regelenergie führte. Wir konnten mit Teverola so das Stromnetz stabil halten und dabei natürlich auch gute Preise erzielen.

Bedeutet dies, je instabiler die Netze sind, desto besser für das Kraftwerk in Teverola?

Grundsätzlich stimmt das so. Dies ist aber nicht nur bei Corona der Fall, sondern zum Beispiel auch bei der zunehmenden Einspeisung von erneuerbaren Energien. Allerdings kommt es sehr auf die konkrete Regelzone an. In der Zone Centro Sud bei Napoli, wo wir unser Kraftwerk betreiben, ist der Markt für Regelenergie vorteilhafter als in anderen Regionen.

In der Corona-Pandemie stand die Wirtschaft wochenlang still. Warum wurde das Geschäft in Italien nicht negativ beeinflusst?

Wir hatten im letzten Jahr einen Trade-off im Italien-Geschäft. Im Lockdown sank weltweit der Bedarf an fossiler Energie. Das hat sich 1:1 negativ auf den Strompreis ausgewirkt, was für unseren Handel schlecht war. Auch die Nachfrage nach Strom in unserem KMU-Geschäft war natürlich rückläufig. Wir konnten also auch weniger Strom verkaufen. Diese beiden negativen Faktoren konnten durch den Verkauf von Regelenergie überkompensiert werden.    

Sie sprachen an der Medienkonferenz den Shift in Italien von Kohle/Gas hin zu den erneuerbaren Energien an. Wie beeinflusst dies mittelfristig die Perspektiven Ihres Gaskombikraftwerks in Italien?

Italien verfolgt mit dem Piano Nazionale Integrato per l’Energia e il Clima, dem Nationalen Energie- und Klimaschutzplan, bis 2030 das Ziel, 80 Terrawattstunden (TWh) Energie, die heute mit fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas erzeugt werden, durch Energie aus erneuerbaren Quellen zu ersetzen. 50 TWh sollen dabei mittels Photovoltaik und 25 TWh durch Windkraft produziert werden. Die anderen 5% sind Wasserkraft. Zusätzlich baut man in Italien für 10 TWh neue Gaskombikraftwerke auf, um die zunehmende unsichere Einspeisung von erneuerbaren Energien ausgleichen zu können und genügend Bandenergie zu haben.

Das Gaskombikraftwerk in Teverola, ursprünglich für die Produktion von Bandenergie geplant, produziert Regelenergie und hat sich in den letzten Jahren zur Cashcow bei Repower entwickelt. Bild: zvg

Der ganze Shift ist für uns gut, denn wir setzen auf den von der Politik geförderten Umbau hin zu PV und Windanlagen, wo wir selber Anlagen entwickeln und auch bestehende Anlage kaufen, um die Kapazität in den nächsten vier Jahren zu verdoppeln. Die Einspeisevergütung ist dabei staatlich garantiert. Das Risiko ist hier auch gering, denn der italienische Staat hat in der Vergangenheit das Vergütungssystem noch nie rückwirkend angepasst. Hier gehen wir von sehr stabilen Erträgen aus diesen Projekten aus.

Und mit Ihrer Regelenergie kann Repower die Netzstabilität sicherstellen, die sich aufgrund der Schwankungen bei der Einspeisung von Energie aus Sonne und Wind ergibt. Damit profitieren Sie gleich dreimal in Italien von der Nationalen Energiestrategie.

Das ist absolut richtig. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn die Konkurrenzsituation wird auch zunehmen. Auch will der italienische Staat die Preise für Regelenergie nicht einfach steigen lassen. Ab 2022/23 wird daher ein Kapazitätsmarkt geschaffen, von dem voraussichtlich mehrheitlich die staatlichen Energiefirmen profitieren werden. Die Auswirkungen davon sind noch nicht genau abzusehen. Hier gibt es wieder grosse regionale Unterschiede. In der Region Centro Sud sind wir allerdings noch weniger von der Konkurrenzsituation betroffen, und die Nachfrage ist dort auch höher.

Welche Massnahmen hat Repower ergriffen, um die starke Abhängigkeit von den Erträgen aus Teverola zu reduzieren?

In Italien bauen wir das Geschäft mit KMU-Kunden weiter aus. Dort beschäftigen wir neben unseren Mitarbeitenden über 500 Agenten, die unsere Kunden betreuen und neue Kunden akquirieren. Das Geschäft wächst pro Jahr stabil mit Raten im einstelligen Prozentbereich. Repower ist dort mittlerweile eine trendige Marke, die auch für eine gewisse Verbindlichkeit steht. Weiterhin verkaufen wir unseren Kunden auch zusätzliche Produkte. So können wir es uns erlauben, keine Margenverwässerung in Kauf zu nehmen. Dass unser Kundeportfolio sehr solvent ist, hat gerade die Corona-Krise im letzten Jahr gezeigt. Die Zahlungsausfälle bei Repower lagen deutlich unter dem italienischen Durchschnitt, der staatlich veröffentlicht wird.

In welchen Geschäftsfeldern wollen Sie in der Schweiz künftig wachsen, und wo sehen Sie das grösste Potenzial?

Ein wichtiges Standbein bleibt das Netzgeschäft, wo wir über ein Netz mit einer regulierten Anlagenbasis von gut 300 Mio. CHF verfügen. Diese sichern einen stabilen Deckungsbeitrag. Wir werden Investitionen und Abschreibungen so gestalten, dass wir den Netzwert beibehalten können. Dann haben wir den eigenen Handel, der abhängig von der Strompreisentwicklung ist. Aktuell entwickelt sich der Strompreis eher zu unseren Gunsten. Einen grossen Teil unserer Stromproduktion müssen wir am Markt absetzen. In der Produktion sind wir stark abhängig von den regulatorischen Rahmenbedingungen. Es geht dabei auch um Investitionsbeiträge der öffentlichen Hand für Grosswasserkraftwerke, die bis 35% der anrechenbaren Investitionskosten betragen können. Weitere Themen sind das Gewässerschutzgesetz sowie die Anpassung der Wasserzinsen ab 2024. Generell kann man sagen, wenn die Wasserkraft von der Politik gestärkt wird, profitiert auch Repower davon. Wenn nicht, werden wir dies 1:1 spüren.

Wird die Politik auf Wasserkraft setzen?

Davon gehe ich aus. Die politische Landschaft wird merken, dass sie ohne Wasserkraft weder die Versorgungssicherheit noch ihre Klimaziele erreichen kann. Es ist ein starker politischer Wille da, die Wasserkraft rentabel zu halten.

Im Bereich der Elektromobilität konnten Sie einen Auftrag des Kantons Zürich für bis zu 880 Ladestationen gewinnen. Warum hat sich der Kanton für Repower entschieden, und wie gross ist das Umsatzvolumen?

Uns wurde bestätigt, dass wir die beste technische Lösung anbieten konnten. Dazu gehört nicht nur die Ladeinfrastruktur mit den Ladestationen, die wir mit Partnern installieren werden, sondern auch das Lastmanagement, die Verfügbarkeit der Ladestationen und damit die Sicherheit, dass die Autos auch immer genügend Strom haben, die Abrechnung und die Datensicherheit. Repower kann hier eine sehr überzeugende Gesamtlösung anbieten. Bei der Anzahl Ladestationen handelt es sich um ein «moving target». Es können am Schluss auch über 1’000 Stationen sein. Angaben zu einzelnen Umsatzvolumen kommunizieren wir nicht.

Ist mit weiteren Aufträgen in einer ähnlichen Grössenordnung zu rechnen?

Wir sind überzeugt, dass die Elektromobilität ein grosses Wachstum vor sich hat. Dies gibt auch Repower als Fullservice-Anbieter einen weiteren Schub. Allerdings rechnen wir nicht damit, dass das Geschäft mit der Elektromobilität die Dimensionen des Stromverkaufs erreichen wird. Aber es wird einen stabilen Ergebnisbeitrag leisten.

Wo sehen Sie Chancen für Ihr Dienstleistungsgeschäft und wann werden Ihre Zukunftsprojekte einen nennenswerten Anteil zum Gesamtertrag der Gruppe beisteuern? 2020 war der EBIT-Beitrag mit 11 Mio. CHF noch negativ.

Auch die Dienstleistungserträge ersetzen nicht unsere Erträge aus dem Kraftwerksportfolio. Das Produzieren, Verteilen und Handeln mit Strom bleibt auch in Zukunft unsere Haupteinnahmequelle. Wir nutzen aber unser Know-how aus dem Bau und Betrieb unserer eigenen Anlagen, um mit Dienstleistungen für andere Infrastrukturanbieter und Gemeinden tätig zu werden. Wir bauen zum Beispiel für die SBB ein Unterwerk in Mendrisio. So können wir auch unsere internen Ressourcen besser steuern und uns am Markt profilieren. Unser Dienstleistungsgeschäft ist, anders als bei anderen Versorgern, ein typisches B2B-Geschäft.

Dies betrifft auch Dienstleistungen, die mit dem technologischen Wandel im Netz zusammenhängen. Wir rechnen damit, dass Start-ups in den Markt eintreten, die Produkte und Dienstleistungen im Strombereich anbieten. Hier entscheiden wir, ob wir entsprechende Produkte und Dienstleistungen übernehmen oder neue Lösungen selber entwickeln. Evulution ist ein Beispiel, wie wir Digitale Lösungen vom Energieversorgungsunternehmen (EVU) für andere Energieversorgungsunternehmen anbieten. Weil es sich bei all diesen Themen um Investitionen handelt, dauert es einige Jahre, bis der Break-even erreicht ist.

Wann werden Sie den Break-even erreichen?    

Dies ist von den einzelnen Projekten abhängig. Unsere Produkte Smartpower, Easyasset und Energyboard können alle von einer regulatorisch gestützten Nachfrage profitieren. Das Kundenportal bietet dem Endkunden eines EVU Einblick in den Energiebezug, die Produktionsweise sowie Informationen zu Rechnungsdaten. Hier sind wir bereits Cashflow-positiv. Mit Smartpower liefern wir eine massgeschneiderte Lösung für Smart Metering, Lastmanagement und Energiemanagement. Hier planen wir in zwei bis drei Jahren die Gewinnzone zu erreichen.

Wie ist die Repower-Gruppe in das laufende Jahr gestartet, und welches Ergebnis visieren Sie für 2021 an?

Wir sind gut gestartet. Die höheren Grosshandelspreise am Strommarkt helfen uns. Auch das Geschäft mit der Regelenergie entwickelt sich im bisherigen Rahmen. Dies stimmt uns für das gesamte Geschäftsjahr zuversichtlich. 

Die Verschuldung konnte 2020 weiter abgebaut, die Nettoliquidität gesteigert werden. Vergrössert sich dadurch der Spielraum für weitere Dividendenerhöhungen?

Über die Ausschüttungen entscheiden die Aktionäre auf Antrag des Verwaltungsrates. Allerdings ist es das Ziel von Repower, stabile Ausschüttungen tätigen zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Nach Bekanntgabe des Jahresabschluss zog der Aktienkurs von Repower auf OTC-X weiter an. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Seit Bekanntgabe der Jahreszahlen kletterte der Kurs auf 120 CHF.

Rigi Bahnen: Corona-Pandemie lässt Umsatz um einen Drittel einbrechen

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Wie die Rigi Bahnen AG am Dienstag bekannt gab, hat auch das Innerschweizer Tourismusunternehmen unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie stark leiden müssen. Kumuliert gingen die Frequenzen im Geschäftsjahr 2020 um 44% auf 1.05 Mio. zurück. Insgesamt verzeichneten die Rigi Bahnen einen Rückgang des Nettoertrags um 34% auf 19.0 Mio. CHF. Nur dank einer gesteigerten Nachfrage aus der Schweiz und eines rigiden Kostenmanagements sei es gelungen, einen positiven Cashflow von 1.8 Mio. CHF zu erzielen, teilte das Unternehmen mit.

Die Kostensenkungsmassnahmen und die Kurzarbeitsentschädigung reduzierten den Betriebsaufwand um 20% auf 17.4 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) von 1.7 Mio. CHF (- 76,2%). Da das Bundesamt für Verkehr (BAV) für alle abgeltungsberechtigten Transportunternehmen die Auflösung stiller Reserven angeordnet hat, resultierte ein kleiner Gewinn von 354’000 CHF.

Für das laufende Geschäftsjahr gibt sich die Unternehmensleitung zuversichtlich. Als Grund wird das 150-Jahr-Jubiläum genannt, das für eine starke Binnennachfrage und Gäste aus Europa sorgen soll. Mit ersten internationalen Gästen rechnen die Rigi Bahnen erst ab Frühjahr 2022. Die Generalversammlung findet am 12. Mai ohne physische Präsenz der Aktionäre statt. Auf die Ausschüttung einer Dividende wird verzichtet.

Der Aktienkurs der Rigi Bahnen-Aktie entwickelte sich in den letzten zwölf Monaten relativ stabil. Chart: www.otc-x.ch

Die Aktien der Rigi Bahnen AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 10.50 CHF für eine Aktie bezahlt.

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