Immobilien Schweiz: Markt kommt bisher unbeschadet durch die Corona-Krise

Einfamilienhäuser bleiben gefragt

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Die Folgen des Lockdown für die Schweizer Wirtschaft sind bisher noch nicht abschätzbar. Zwar geht das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) von einem Rückgang des BIP um über 6% aus, was der tiefste Wirtschaftseinbruch seit 1975 wäre. Doch ist die Entwicklung in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Dies zeigt sich auch bei den Preisen am Schweizer Immobilienmarkt.

Wie das Beratungsunternehmen IAZI kürzlich mitteilte, habe der Schweizer Immobilienmarkt das erste Geschäftshalbjahr bisher relativ unbeschadet überstanden. Allerdings hätten sich die Aussichten für kommerziell genutzte Liegenschaften eingetrübt, schreibt IAZI in seiner Medienmitteilung.

(Noch) kein Einbruch: Die Preise für Schweizer Immobilien blieben im 1. Halbjahr 2020 stabil. Grafik: iazicifi.ch
Detailhandelsimmobilien besonders stark betroffen

Besonders stark von der Corona-Krise betroffen ist der Detailhandel (siehe auch Interview mit Nicole Loeb). Trotz finanzieller Unterstützung durch den Bund und einer starken Zunahme der Konsumausgaben stehe dem bereits geschwächten Detailhandel eine harte Belastungsprobe bevor, so das IAZI weiter. Seit Jahren schon wird der stationäre Detailhandel durch die wachsende Bedeutung des Online-Handels und den Einkaufstourismus in den Grenzregionen herausgefordert. Die Experten des IAZI gehen daher davon aus, dass die Covid-19-Krise den Strukturwandel weiter beschleunigen wird. «Geschäftsliquidationen werden zu einem weiteren Angebotsüberschuss an Verkaufsflächen führen, was wiederum die Marktmieten unter Druck setzen dürfte», heisst es in der Medienmitteilung weiter.

Auch für den Büroflächenmarkt ist das Beratungsunternehmen nicht mehr so zuversichtlich wie noch zu Jahresbeginn. Nachdem sich Anfang Jahr noch Anzeichen einer Erholung gezeigt hätten, werde diese Tendenz nun unterbrochen. Bei einer Verschlechterung der Arbeitsmarktdaten sei mit einer geringeren Absorption von Büroliegenschaften zu rechnen

Wohnimmobilien weiterhin gefragt

Etwas anders sieht es bei den Wohnimmobilien aus, wo sich die Preise im ersten Halbjahr stabil entwickelten. «Fast scheint es, als ob die Covid-19-Krise in diesem Segment beinahe spurlos vorüberzieht.», schreibt das IAZI. Der «SWX IAZI Private Real Estate Price Index» für privates Wohneigentum (Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen) weist im 2. Quartal 2020 einen Anstieg von 0.7% aus. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorquartal (0,8%) kaum verändert.

Ungebrochen ist das Preiswachstum bei den Einfamilienhäusern (EFH), das im 2. Quartal um 0,7% (Vorquartal: 0,8%) anstieg. Im Gesamtjahr waren es 3,3% (Vorjahr: 3,1%). «Die Nachfrage nach privatem Wohneigentum ist intakt geblieben, weiterhin realisieren sich genügend Menschen den Traum nach den eigenen vier Wänden», sagt Donato Scognamiglio, CEO des Beratungsunternehmens. «Es ist nicht auszuschliessen, dass der Lockdown auch dazu geführt hat, dass viele Familien neue Wohnbedürfnisse entwickelt haben.» Der «Swiss Real Estate Offer Index» für Einfamilienhäuser verzeichnet im 2. Quartal ebenfalls einen minimen Anstieg mit 1,2% (Vorquartal: 1,1%).

Ähnlich verhält sich das Preiswachstum bei den Eigentumswohnungen (ETW), die im 2. Quartal mit 0,7% (Vorquartal: 0,9%) im Plus lagen. Dies entspricht einer Preiszunahme auf Jahresbasis von 3,4% (Vorjahr: 3,3%). Laut dem «Swiss Real Estate Offer Index» verzeichneten Eigentumswohnungen im Gegensatz zu EFH mit minus 0,6% einen leichten Rückgang des Preiswachstums, auch wenn die Preisentwicklung auf Jahresbasis mit 2,8% auf hohem Niveau unverändert bleibt.

Restriktivere Vergaberegeln stoppen Preiswachstum bei MFH

Bei den Mehrfamilienhäusern (MFH) war das Preiswachstum im 2. Quartal nach Angaben von IAZI mit minus 0,4% leicht rückläufig (Vorquartal: 0,8%). Dennoch stiegen die Preise auf Jahresbasis immer noch mit 2,1%, nach 4,4% im Vorjahr. «Dieser leichte Rückgang des Preiswachstums bedeutet nach meiner Auffassung, dass die restriktiveren Vergaberegeln für Hypotheken zur Finanzierung von Renditeliegenschaften nun zu der erwarteten Dämpfung des Preiswachstums geführt haben», kommentiert Donato Scognamiglio die Entwicklung. Es gebe hier noch keinen Corona-Effekt. Die Entscheidungsfindungsprozesse in der Immobilienwirtschaft seien eher «träge» oder zumindest verhältnismässig langsam. Wohnrenditeliegenschaften würden immer noch ein beliebtes Anlagevehikel bleiben, was die Nachfrage weiterhin stütze, so der Chef des Beratungsunternehmens weiter.

Aufgrund dieser leicht rückläufigen Tendenz hat das IAZI eine Gesamtrendite von nur noch 0,4% für das 2. Quartal errechnet. Auf Jahresbasis lag diese Rendite, die sich aus der Netto-Cashflow-Rendite und der Wertsteigerung zusammensetzt, immer noch bei 5,3% (Vorjahr: 7,7%).

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