schweizeraktien.net – Die Woche | 22. Februar 2021

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In diesen Tagen zeigt sich wieder einmal, wie lohnenswert der Besitz von Aktien auch in Krisenzeiten sein kann. Mit der Corona-Pandemie durchlebt die Welt derzeit eine der grössten Krisen der letzten Jahrzehnte. Weltweit sind über 2.4 Mio. Menschen an oder mit Corona gestorben. In der Schweiz sind bisher mehr als 9’000 Todesopfer zu beklagen. Gleichzeitig haben die Lockdown-Massnahmen der Regierung hierzulande Restaurants, Detailhändler und Freizeitbetriebe finanziell massiv getroffen, teilweise auch zum Aufgeben gezwungen.

Doch an den Börsen spürt man davon mit Blick auf die Indizes wenig: Der Corona-Crash vor einem Jahr, der die Märkte um rund ein Drittel in die Tiefe stürzen liess, ist nahezu ausgemerzt. Mit 13’400 Punkten befindet sich der SPI fast auf Vorkrisenniveau. Ein Teil der Einzeltitel notiert sogar deutlich über dem Niveau von vor der Krise: Hier stechen die Papiere aus den Corona-Gewinner-Sektoren Healthcare und Technologie hervor. 2020 in ein diversifiziertes Aktienportfolio zu investieren, war also kein Fehler, auch wenn es angesichts der Volatilität im Frühjahr starke Nerven brauchte.

War da also gar nichts? Ganz so leicht kann man es sich nicht machen. Am Mittwoch verkündete der für Finanzen zuständige Bundesrat Ueli Maurer ein Rekorddefizit von 15.8 Mrd. CHF für 2020. Ein grosser Teil davon ist auf pandemiebedingte Kurzarbeitsentschädigung und Erwerbsersatz zurückzuführen. Auf eine Erhöhung der Lohnbeiträge zur Finanzierung des Defizits in der Arbeitslosenversicherung wurde verzichtet; dieses trägt nun der Bund. Zahlen werden daher für die Corona-Schulden in den kommenden Jahren alle Steuerzahler.

Besser schneiden Steuerzahler häufig ab, wenn sie Aktien besitzen. Kursgewinne sind für Schweizer Privatanleger erst einmal steuerfrei. Anders sieht es bei Dividenden aus, sofern diese nicht aus Kapitaleinlagereserven stammen oder als Nennwertrückzahlung erfolgen. Sie fliessen auch für das Corona-Jahr 2020 wieder üppig und werden daher zum politischen Zankapfel. Der Nahrungsmittelriese Nestlé kündigte eine Erhöhung der Ausschüttung auf 2.75 CHF für das Corona-Jahr an, was einer Ausschüttungssumme von rund 8 Mrd. CHF entspricht. Auch die Swatch Group wird wieder eine Dividende für 2020 zahlen, obwohl das Unternehmen Kurzarbeitsentschädigung bezogen hat.

Ebenso halten die Gross- und Regionalbanken an ihren Ausschüttungen fest. Man erinnere sich: Den Firmenkunden der Banken eilte der Bund in der 1. Welle rasch mit Corona-Notkrediten zu Hilfe, welche durch Bundesbürgschaften bis zu 100% gesichert sind. Die Kredit-Ausfallrisiken durch Corona-Konkurse sind daher für die Banken minimiert; ohne die Notkredite und staatliche Hilfen würden die Bankbilanzen wohl anders aussehen.

Doch ist es angesichts dieser Fülle an staatlichen Unterstützungsmassnahmen legitim, ein Dividendenverbot zu verlangen? Wir meinen Nein. Denn jede ordentliche Dividendenzahlung muss der Empfänger versteuern: Gleich an der Quelle wird die Verrechnungssteuer in Höhe von 35% abgezogen, welche dann zurückgefordert werden kann und mit dem individuellen Satz versteuert werden muss. 2019 lagen die Einnahmen aus der Verrechnungssteuer bei 38.7 Mrd. CHF, von den nur 28.9 Mrd. CHF zurückgefordert wurden. Allein aus der nicht zurückgeforderten Verrechnungssteuer verblieben 9.8 Mrd. CHF beim Bund und den Kantonen. Die Steuereinnahmen aus den gesamten Dividendenerträgen dürften wohl ein Vielfaches von dieser Summe betragen.

Ein reiner Dividendenverzicht, wie er derzeit politisch gefordert wird, würde einen Ausfall dieser Steuereinnahmen zur Folge haben; die nicht ausgeschütteten Gewinne im Unternehmen verbleiben. Auch wenn die Forderung nach einem Dividendenverzicht politisch auf den ersten Blick verlockend klingt, würde diese nicht zu einer Reduktion des Corona-Defizits beitragen. Das Gegenteil wäre sogar der Fall.

Wir haben bereits im letzten Jahr die Situation um die Dividenden genauer analysiert und in einem Beitrag unsere Dividendenstrategie vorgestellt. Ende dieser Woche werden wir ein Update zum Dividendenthema publizieren. Angesichts des anhaltenden Negativzinsumfelds dürften Dividenden auch weiterhin ein wichtiger Renditebestandteil für Anleger bleiben – sofern es nicht politisch motivierten Gegenwind gibt.

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Mit Investments in Technologie- und Healthcare-Aktien liegt Martin Lehmann, Fondsmanager des 3V Invest Swiss Small & Mid Cap-Fonds, goldrichtig. Titel wie Logitech und VAT Group gehören seit Monaten zu den Outperformern an der Schweizer Börse SIX. Im Portfoliotalk mit Tobias Wolff spricht er über seine Titelauswahl.

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Dividendenstrategie 2021: Die Herausforderungen für Anleger steigen

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Dividendenkürzungen oder -streichungen waren im 1. Halbjahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie an der Tagesordnung. Schon Ende Oktober 2020 nahm unser Autor Karim Serrar unser Dividendenportfolio unter die Lupe und war zuversichtlich, dass die Ausschüttungen nicht gross beeinträchtigt werden.

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Die Aktien der Beteiligungsgesellschaften BB Biotech und HBM Healthcare waren in den letzten Jahren für Anleger so etwas wie der «Fünfer und das Weggli». Sie boten eine hohe jährliche Ausschüttungsrendite und gleichzeitig die Beteiligung an wachstumsstarken Aktien aus dem Biotech-Sektor. Wir haben beide Gesellschaften genauer unter die Lupe genommen.

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Die WIR Bank Genossenschaft setzte schon früh auf Kooperationen im Fintech-Bereich. Das zahlt sich nun aus. Wie die Geschäftszahlen für 2020 zeigen, entwickelt sich die Beteiligung an der VIAC AG sehr erfolgreich. Schwach bleibt das Geschäft mit der WIR-Bank-eigenen Währung CHW. Und ein hoher Verlust im Handel lässt die Jahresrechnung nicht ganz so gut aussehen, obwohl das Zinsengeschäft dank Hypotheken in Schweizerfranken weiter floriert hat.

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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…


Top- und Flopaktien nach einem Jahr Coronakrise

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