NZZ Mediengruppe: Halbjahreszahlen geben gemischtes Bild ab

Zuwächse im Leser- und Werbemarkt - schwächelndes Joint Venture CH Media

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Aktionärinnen und Aktionäre der Medienhauses an der Falkenstrasse können sich nicht beklagen: Der Kurs der Aktie liegt zurzeit  leicht über den Kursen Anfang 2022. Bild: zVg

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten – für Medienhäuser. So ergeht es auch der NZZ Mediengruppe, die im ersten Halbjahr 2022 sowohl im Nutzer- wie auch im Werbemarkt eine leichte Steigerung der Umsätze verzeichnen konnte.

War es 2021 noch die Corona-Pandemie, die die Nutzerzahlen in die Höhe trieb, so greifen die Leserinnen und Leser wegen des Kriegs in der Ukraine, der damit verbundenen Energiekrise und der Klimakapriolen mit Dürre in Grossteilen des europäischen Kontinents verstärkt auf seriöse Nachrichtenvermittlung zurück, wie sie die NZZ bietet.

Positive Entwicklung am Leser- und Werbemarkt

Der Erfolg der NZZ ist aber nicht nur auf äussere Faktoren zurückzuführen, sondern auch hausgemacht: Der Wachstumskurs in Deutschland habe weitergeführt werden können, schreibt die NZZ in ihrem Halbjahresbericht. Was sich positiv auf den Lesermarkt auswirkt, der um 2,1% wuchs. Dass der Nutzermarkt sogar um 3,9% gesteigert werden konnte, führen die Verantwortlichen insbesondere darauf zurück, dass im ersten Semester wieder Veranstaltungen durchgeführt werden konnten, darunter das Swiss Economic Forum. Aber auch die Events von NZZ Live erfreuten sich zunehmender Beliebtheit, so das Medienhaus an der Falkenstrasse.

Im Bereich Werbemarkt sind die strukturellen Tendenzen weiter gegenläufig: Der Werbemarkt Print liegt 1,3% hinter dem Vorjahr. Im vergangenen Jahr hatte er noch leicht zugelegt, was aber eine Ausnahme war und auf die Lockerung der Corona-Massnahmen zurückgeführt werden konnte. Jetzt befindet er sich wieder im rückläufigen Trend. Weiterhin auf Wachstumskurs ist der Werbemarkt Digital, der um 6,8% zulegte. Das Wachstum stamme hauptsächlich aus den Online-Anzeigen des Haupttitels NZZ und dem programmatischen Handel digitaler Werbeflächen des hauseigenen Vermarkters Audienzz, der im Mai zusätzlich das Publisher- und Kundenportfolio des Online-Vermarkters Romandie Network übernommen habe, so die Mediengruppe.

Dass die NZZ ein operatives Ergebnis (EBIT) von 7.6 Mio. CHF erzielen konnte und somit fast auf Vorjahresniveau liegt, sei auf die NZZ Publizistik und die Veranstaltungen zurückzuführen, schreiben VRP Etienne Jornod und CEO Felix Graf im Vorwort zum Halbjahresbericht.

Deutlicher Rückgang des Unternehmensergebnisses

Nicht ganz so gut sieht es beim Unternehmensergebnis aus. Dieses ging um mehr als 50% zurück und liegt bei 4.7 Mio. CHF nach 9.7 Mio. vor einem Jahr. Hier schlägt insbesondere das deutlich schlechtere Finanzergebnis mit einem Verlust von 5.3 Mio. CHF zu Buche.

Deutlich zurückgegangen ist auch der Ergebnisanteil an der 50%-Beteiligung am Joint Venture CH Media, der um 2.6 Mio. CHF auf noch 0.9 Mio. CHF abnahm. Das sei darauf zurückzuführen, dass die Kosten in den Geschäftsbereichen Druck und Entertainment überproportional angestiegen seien, schreibt die NZZ. Massiv gestiegene Papier- und Energiekosten, das Ausbleiben von Mediennothilfen und Kurzarbeitsentschädigungen im Zuge von Corona sowie verfehlte Umsatzziele im nationalen TV-Werbemarkt hätten zu der Abnahme geführt, so der Halbjahresbericht.

Ausblick

Der Werbemarkt werde sich auch im zweiten Halbjahr anspruchsvoll gestalten, auch würden die hohen Energie- und Rohstoffpreise die Kosten im zweiten Semester belasten, heisst es im Ausblick. Dabei sei aber das Joint Venture CH Media bezüglich dem Werbemarkt und der Kostenfaktoren deutlich stärker exponiert als das Unternehmen NZZ. Dort setzt man weiter auf Qualitätsjournalismus und will damit im Lesermarkt weiter wachsen. Aufgrund des unsicheren Wirtschaftsumfelds wird auf eine Prognose zum operativen Ergebnis verzichtet. Auch deshalb, weil das laufende Geschäftsjahr von den Unsicherheiten der Kursentwicklungen an den Kapitalmärkten geprägt bleiben wird.

Fazit

Insgesamt ergibt sich eine durchwachsene Halbjahresbilanz. Die leichten Zuwächse im Leser- und Werbemarkt sind für ein Unternehmen, das sich Qualitätspublizistik auf die Fahnen geschrieben hat, positiv zu bewerten. Dass das Wachstum im digitalen Werbemarkt überdurchschnittlich ansteigt und damit der Unterschied zu den Einnahmen aus der Printwerbung immer grösser wird, zeugt davon, dass man z.B. mit dem Ausbau der Deutschland-Redaktion strategisch die richtigen Weichen gestellt hat. Allerdings findet sich der Nutzer bei der täglichen Lektüre von NZZ Online des Öfteren eher in einem deutschen und weniger einem schweizerischen Medium wieder. Hier wäre es sicher wünschenswert, wenn die Redaktion in Berlin etwas häufiger Analogien auch zu Schweizer Gegebenheiten aufspüren würde, um die sensiblen Leser und Leserinnen hierzulande bei der Stange bzw. auf der Seite zu halten.

Seit der Gründung von CH Media war klar, dass das Geschäft mit den Regionalmedien keine strategische Bedeutung mehr für das Zürcher Medienhaus hat. Die auf nächstes Jahr angekündigte Reduzierung am Joint Venture CH Media von derzeit 50% auf 35% ist sinnvoll und kommt angesichts der Probleme, mit denen CH Media zu kämpfen hat, gerade richtig.

Die hohen Verluste beim Finanzergebnis von knapp 3 Mio. CHF sind zwar ärgerlich, aber letztlich auf externe Faktoren zurückzuführen, untern denen viele Unternehmen derzeit leiden.

Der Kurs der NZZ-Aktie zeigte sich seit Jahresbeginn von der Korrektur an dem Aktienmärkten unbeeindruckt. Bild: otc-x.ch

Nicht beklagen können sich die Aktionärinnen und Aktionäre der NZZ. Der Kurs der auf OTC-X-gehandelten Aktie liegt zurzeit bei 7’200 CHF und damit leicht über den Kursen Anfang 2022. Das allein ist Grund zur Freude, denn die Unternehmen, die in diesem Jahr eine positive Kursentwicklung zu verzeichnen haben, sind äusserst rar gesät.

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