Die Acrevis Bank in Sta. Gallen wird im April ihr Kapital erhöhen. Bild: www.acrevis.ch
Die Acrevis Bank in Sta. Gallen wird im April ihr Kapital erhöhen. Bild: www.acrevis.ch
Die St. Galler Acrevis Bank AG konnte im 2015 einen Geschäftserfolg und einen Jahresgewinn über den Vorjahreswerten erzielen. Wie die Bank in einem Medienbulletin am 26. Februar mitteilte, haben Brutto- und Nettozinserfolg um 0.8 Mio. CHF (oder + 2.1 % bzw. + 2.3 %) zugenommen. Damit hätten sie deutlich über dem Budget und über dem Vorjahr gelegen, so die Bank. Aufgrund der Bereinigung von Verbindungen zu ausländischen und einzelnen institutionellen Anlegern habe sich der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft rückläufig entwickelt und erreichte nur noch 19.6 Mio. CHF (- 11.5%). Das Handelsgeschäft habe sich aufgrund einer intensiven Handelstätigkeit mit Währungen nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses positiv entwickelt und sei um 0.4 Mio. CHF(+ 7.9%) auf 5.3 Mio. CHF geklettert. Der Geschäftsaufwand nahm um 2.4% ab, so dass die Acrevis Bank mit 23.1 Mio. CHF einen Geschäftserfolg ausweisen konnte, der um 0.7% über dem Vorjahreswert lag. Der Reingewinn stieg ebenfalls und erreichte 18.1 Mio. CHF (+ 1.4%). Den Aktionären soll eine gleichbleibende Dividende von 32 CHF je Aktie ausgeschüttet werden.
Moderates Wachstum
Auch die Bilanz der Ostschweizer Regionalbank entwickelte sich nach Angaben der Gesellschaft positiv. Die Kundenausleihungen legten um 3.5% zu, wobei hier die Hypothekarforderungen mit einem Plus von 4.3% auf 3’175 Mio. CHF die treibende Kraft waren. Die Kundengelder lagen unverändert bei rund 3’166 Mio. CHF. Hingegen nahmen die Depotvolumen um 112.3 Mio. CHF (+ 3.2%) auf 3.6 Mrd. CHF zu. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 2.9% auf 4’073 Mio. CHF.
52’111 neue Aktien zu 1’050 CHF
Zudem gab die Acrevis Bank die Eckdaten einer genehmigten Kapitalerhöhung bekannt. Demnach soll das Aktienkapital durch die Ausgabe von 52’111 neuen Aktien zu nominal 85 CHF auf 31 Mio. CHF erhöht werden. Die Zeichnungsfrist läuft vom 11. April bis 29. April 2016. Der Bezugspreis pro neue Aktie liegt bei 1’050 CHF. Alte Aktionäre können die neuen Titel in einem Verhältnis von 6:1 beziehen. Sofern nicht alle Bezugsrechte ausgeübt werden, können die Aktien frei gezeichnet werden. Zudem findet in der Zeit vom Montag 11. bis Mittwoch 27. April 2016 ein Bezugsrechtehandel über die Acrevis Bank statt.
Die Aktien der Acrevis Bank wurden zuletzt ausserbörslich zu Kursen von 1’260 CHF gehandelt. Auf dieser Basis beträgt die Dividendenrendite 2.5%.
Die wichtigsten Kennzahlen 2015 der Acrevis Bank AG. Quelle: Aktionärsbrief
Eine der Geschäftsstellen der Alpha Rheintal Bank befindet sich in Berneck. Quelle: Alpha Rheintal Bank AG
Eine der Geschäftsstellen der Alpha Rheintal Bank befindet sich in Berneck. Quelle: Alpha Rheintal Bank AG
Die Alpha Rheintal Bank AG (ARB) setzte im Jahr 2015 ihren Wachstumskurs der Vorjahre fort. Die Bilanzsumme stieg um 4.5% auf knapp 1.9 Mrd. CHF. Um auch weiterhin wachsen zu können, führte die ARB im Frühjahr 2015 eine Aktienkapitalerhöhung durch. Durch die Ausgabe von 59’000 neuen Aktien im Nennwert von 50 CHF zu einem Preis von 390 CHF pro Aktie flossen der Bank rund 23 Mio. CHF an frischen Mitteln zu. Diese zusätzlichen Mittel erlauben es der Ostschweizer Regionalbank, auch zukünftig unabhängig zu bleiben und die Wachstumschancen in der Region zu nutzen. In einem Aktionärsbrief mit den ersten Zahlen des Jahres 2015 weist die ARB zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2015 einen Anstieg der offen ausgewiesenen Eigenmittel um 24.65 Mio. CHF auf 114.6 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr aus. Im Gegensatz zum Gros der Schweizer Regionalbanken ist bei der ARB das Vermögensverwaltungsgeschäft ein bedeutendes Standbein. Allerdings musste das Finanzhaus hier im 2015 einen Rückgang der Depotvolumen um 4.5% auf 1.59 Mrd. CHF verbuchen. Neben dem Rückgang der Aktienmärkte haben sich vor allem die Verluste bei den Fremdwährungen von 10% deutlich negativ auf die Werte ausgewirkt.
Zinsdifferenzgeschäft wächst weiter
Die ARB konnte im Jahr 2015 eine anhaltend hohe Nachfrage nach Kundenausleihungen verbuchen. So stiegen die Kundenausleihungen um 4.6% auf 1.59 Mrd. CHF an. Wie dem Aktionärsbrief entnommen werden kann, hat die Bank das Wachstum wegen der soliden Kreditvergabepolitik und den Einschätzungen zum Immobilienmarkt begrenzt. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Kundeneinlagen mit plus 4.2% auf 1.336 Mrd. CHF trotz des deutlichen Rückgangs der Kassenobligationen um 11.1% auf 130.2 Mio. CHF. Zeitgleich stiegen die Kundengelder um 6.1% auf 1.206 Mrd. CHF an. Die höheren Ausleihungen führten zu einem Plus des Nettozinserfolgs, d.h. der Zinserfolg nach Wertberichtigungen auf dem Kreditportfolio, von 1.3% auf 16 Mio. CHF. Im Geschäftsfeld Kommissions- und Dienstleistungserträge musste die ARB hingegen einen Rückgang um 2.9% auf 6.2 Mio. CHF verbuchen. Das Bankhaus litt eigenen Angaben zufolge unter dem anspruchsvollen Börsenumfeld. Ebenfalls belastend wirkten sich die Rückgaben von Retrozessionen an die Kunden, die im Jahr 2015 beschlossen wurde, aus. Deutlich zulegen konnte das Handelsgeschäft, das um 47.2% auf 3.7 Mio. CHF anwuchs. Dies ist vor allem auf die Aufhebung der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank zurückzuführen, die eine deutliche Belebung des Devisenhandels zur Folge hatte. Gleichzeitig musste die Ostschweizer Bank der ungünstigen Entwicklung an den Finanzmärkten Tribut zollen. So fiel der übrige ordentliche Erfolg um 81% auf 0.14 Mio. CHF. Trotz der höheren regulatorischen Vorschriften konnte der Geschäftsaufwand leicht um 0.1% auf 16.6 Mio. CHF gesenkt werden. Nach den um 60’000 CHF auf 890’000 CHF gesunkenen Wertberichtigungen resultierte ein Anstieg des Geschäftserfolgs (früher Zwischenergebnis) von 9% auf 8.6 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 7.2 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 9.2% entspricht. Trotz des höheren Gewinns sollen die Aktionäre eine gegenüber dem Vorjahr um 0.50 CHF auf 8.50 CHF pro Aktie tiefere Dividende erhalten. Wie die Geschäftsleitung in dem Aktionärsbrief schreibt, strebt die ARB die weitere Stärkung der Eigenmittel zulasten der Ausschüttung an.
Die ersten Geschäftszahlen der ARB für 2015 erlauben eine vorsichtig optimistische Einschätzung. Als sehr erfreulich angesehen werden kann die Kostenentwicklung in einem sehr schwierigen, von stetig steigenden regulatorischen Anforderungen geprägten Umfeld für die Regionalbanken. Der im Vergleich zum Plus der Ausleihungen tiefere Anstieg des Nettozinserfolgs zeigt auf, dass der Zinsmargendruck auch im Berichtsjahr weiter angehalten hat. Ein Blick auf die detaillierten Zahlen des Geschäftsberichts, der noch nicht vorliegt, wird zeigen, inwieweit die Bank von tieferen Zinskosten profitieren konnte und inwieweit die Zinseinnahmen gestiegen sind. Die deutliche Steigerung des Gewinns geht auf das Konto der angestiegenen Handelsaktivitäten. Als solide betrachtet werden kann die Bilanz. So ist beispielsweise der Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Kundengelder mit 84% hoch.
Die Aktien der ARB werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 465 CHF weisen die Titel ein leichtes Agio zum Buchwert von rund 450 CHF, bestehend aus den offen ausgewiesenen Eigenmitteln zuzüglich der Reserven für allgemeine Bankrisiken, auf. Das Gros der Regionalbankenaktien wird mit einem Discount zum Buchwert gehandelt. Als durchschnittlich angesehen werden kann die Dividendenrendite von gut 1.8%. Hierbei nicht übersehen werden darf indessen, dass die Ausschüttung aus Reserven für Kapitaleinlagen erfolgt und somit für Schweizer Privatanleger steuerfrei ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf der Basis des Geschäftserfolgs (vormals Zwischenergebnis) von gut 19 signalisiert keine Unterbewertung der Aktien. Insgesamt können die Titel anhand der aktuell vorliegenden Zahlen für 2015 als angemessen bewertet angesehen werden.
Eine attraktive Wohnüberbauung auf dem Areal des Weinunternehmens Landolt wird von Lienhardt vermarktet. Quelle: Lienhardt & Partner Privatbank AG
Eine attraktive Wohnüberbauung auf dem Areal der ehemaligen Weinkellerei Landolt wird von Lienhardt vermarktet. Quelle: Lienhardt & Partner Privatbank AG
Die Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG (Lienhardt) konnte im Jahr 2015 ein deutliches Ertragsplus von 9.8% auf 25.9 Mio. CHF verbuchen. Wie die Privatbank in einer Medienmitteilung zum Jahresabschluss schreibt, stellt dies ein Rekordergebnis dar. Auch der Geschäftserfolg legte kräftig um 31.9% auf 5.3 Mio. CHF zu. Von der positiven Geschäftsentwicklung sollen auch die Aktionäre mit einer um 2 CHF auf 40 CHF pro Aktie erhöhten Dividende profitieren. Wie Lienhardt weiter mitteilte, stiegen die verwalteten Vermögen im Berichtsjahr erneut an. Neben der Vermögensverwaltung setzt das Zürcher Bankhaus auch auf das Zinsdifferenzgeschäft und Immobilien.
Markantes Plus der Kommissionserträge
Im letzten Jahr stiegen die Kommissionseinkünfte aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft um hohe 19.4% auf 10.7 Mio. CHF an. Wie Lienhardt mitteilte, geht das Plus vor allem auf das Konto wachsender verwalteter Vermögen (+ 14.6%). Dies führte dazu, dass sich auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft um 6.4% auf 2.2 Mio. CHF erhöhte. Im Zinsengeschäft konnte das Bankhaus ein Plus des Bruttozinserfolgs, d.h. vor Veränderungen von ausfallrisikobedingten Wertveränderungen und Verlusten aus dem Zinsgeschäft, in Höhe von 6.2% auf knapp 5.6 Mio. CHF verbuchen. Zusätzlich wurden positive Effekte aus den Wertveränderungen von 0.1 Mio. CHF verbucht. So stieg der Nettozinserfolg um 8.3% auf fast 5.7 Mio. CHF. Hierbei profitierte Lienhardt vor allem von den um 11.6% auf 2.7 Mio. CHF gesunkenen Zinskosten, während die Zinseinnahmen nur um 1.1% auf 7.5 Mio. CHF sanken. Zeitgleich stiegen die Ausleihungen um 5% auf 517.5 Mio. CHF an. Augenfällig ist hierbei der deutliche Rückgang der nicht aus dem Hypothekarbereich stammenden Ausleihungen um 17% auf 56.1 Mio. CHF. Gleichzeitig zogen die Hypothekarforderungen um 8.5% auf 461.4 Mio. CHF an. Der gegenüber dem Ausleihungsplus höhere Anstieg des Zinserfolgs lässt erkennen, dass die Zinsmargen zumindest nicht weiter unter Druck sind. Ebenfalls nicht übersehen werden dürfen die verschärften Liquiditätsanforderungen und die höheren regulatorischen Vorschriften. Trotz des hieraus resultierenden Mehraufwands stiegen die Personalkosten nur um 0.8% auf 12.3 Mio. CHF. Allerdings forderten die grösseren Volumina ihren Tribut bei den Sachausgaben, die sich um 10.3% auf 6.8 Mio. CHF erhöhten. Insgesamt stiegen die Sachaufwendungen um 4% an. Die Wertberichtigungen zulasten der Erfolgsrechnung stiegen um 19.4% auf 1.3 Mio. CHF bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Veränderungen von Rückstellungen um 56.4% auf 0.25 Mio. CHF. So resultierte ein Geschäftserfolg von 5.3 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 31.9% entspricht. Unter dem Strich verblieb trotz eines um 1 Mio. CHF tieferen ausserordentlichen Ertrags ein Gewinnplus von 11% auf 4.6 Mio. CHF.
Rückläufiges Immobiliengeschäft
Rückgänge verzeichnete das Zürcher Finanzhaus im Immobiliengeschäft. So gingen die Einnahmen aus dem Geschäftsfeld Liegenschaftsbewirtschaftung und -vermittlung um 1.5% auf 3.5 Mio. CHF zurück. Aber auch der Liegenschaftserfolg aus den eigenen Immobilien ging um 4.7% auf 3.5 Mio. CHF zurück. Hierfür verantwortlich sind Unternehmensangaben zufolge partielle Leerstände. Weiter festgehalten wird an der vorsichtigen Abschreibungs- und Rückstellungspolitik. Dies spiegelt sich auch in den Bilanzkennzahlen wider. So weist Lienhardt trotz des Anstiegs der Bilanzsumme um 9.2% auf 804.7 Mio. CHF eine eigenen Angaben zufolge ausgezeichnete Leverage Ratio von 12.2% und eine Kernkapitalquote von 18% aus.
Die Geschäftszahlen der Zürcher Privatbank fallen nicht nur auf den ersten Blick sehr erfreulich aus. Auch der Geschäftsbericht mit den detaillierteren Angaben zu den einzelnen Positionen der Erfolgsrechnung und der Bilanz dürfte keine negativen Überraschungen beinhalten. Als sehr erfreulich kann auch die um die Position Wertveränderungen aus dem Zinsengeschäft, die ein Bestandteil des Zinserfolgs ist, bereinigte Entwicklung der Cost-/Income-Ratio bezeichnet werden. Nur auf der bereinigten Basis ist ein Vergleich mit dem Vorjahr möglich. Dieser zeigt eine deutliche Verbesserung der CIR von 77.8% im Vorjahr auf 74%. Dieser Wert ist zwar im Vergleich zu Regionalbanken sehr hoch, aber für eine Privatbank angesichts der neuen hohen regulatorischen Anforderungen durchaus gut. Neben den Kennzahlen der Erfolgsrechnung können sich auch die Bilanzkennzahlen sehen lassen.
Die Aktien von Lienhardt werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) und bei Lienhardt & Partner selbst gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’850 CHF weisen die Titel einen Discount von gut 10% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert auf. Der Substanzwert der Papiere dürfte indessen noch deutlich höher liegen. Allerdings dürfte dieser von den freien Aktionären kaum je auch nur zum Teil realisiert werden können. Als zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv angesehen werden kann die Dividendenrendite von knapp 2.2%. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf der Basis des Zwischenergebnisses von knapp 14 kann als angemessen betrachtet werden. Die Aktien eignen sich als solide werthaltige Anlage mit einer ansprechenden Ausschüttungsrendite. Sie sind damit ein Ersatz für deutlich schlechter rentierende Obligationen. Es darf allerdings nicht unberücksichtigt bleiben, dass der Grossteil der Papiere in den Händen der Familie Lienhardt und ihr nahestehender Personen liegt. Anleger sollten sich mit deren Geschäftsphilosophie, bestehend aus einer soliden Privatbank mit einem nicht unerheblichen Immobiliengeschäft, einverstanden erklären.
Jürg von Allmen ist Direktor der Saanen Bank AG. Bild: zvg
Jürg von Allmen ist Direktor der Saanen Bank AG. Bild: zvg
Die in der Region Gstaad tätige Regionalbank Saanen Bank AG berichtete von einem guten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2015. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte die Bilanzsumme um 4.7% bzw. 55.5 Mio. CHF auf 1’239 Mio. CHF gesteigert werden. Insgesamt verfügte die Saanen Bank im letzten Jahr über Kredite mit einem Volumen von 1’013 Mrd. CHF (+ 4%). Während der Netto-Zinserfolg um 1.9% auf 12.85 Mio. CHF stieg, waren die Kommissionserträge mit 2.26 Mio. CHF um 10% rückläufig. Da ein Teil der Rückstellungen für das 2015 abgeschlossene US-Steuerprogramms nicht benötigt wurden, konnten diese erfolgswirksam aufgelöst werden. Dies führte zu einem kräftigen Anstieg des Geschäftserfolgs um 75.2% auf 6.89 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb mit 2.28 Mio. CHF ein gleichbleibender Jahresgewinn. Auch die Dividende wird mit 22 CHF auf Vorjahresniveau bleiben. Jürg von Allmen, Direktor der Saanen Bank, erklärt im Interview mit schweizeraktien.net, warum trotz der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative der Immobilienmarkt in der Region nicht eingebrochen ist. Ausserdem sieht er nach der Beendigung des US-Steuerprogramms weitere Wachstumschancen – auch im Vermögensverwaltungsbereich.
Herr von Allmen, Ihre Bank konnte 2015 die Ausleihungen um 4% erhöhen. In welchem Bereich sind Sie am stärksten gewachsen?
Im Hypothekargeschäft. Mit 4% ist das Wachstum allerdings niedriger als in der Vergangenheit. Denn wir sind nicht bereit, grössere Risiken einzugehen. Unser Hypothekenportfolio ist daher mit Erst- und Zweitwohnungen breit diversifiziert. Auch haben wir einen guten Mix aus in- und ausländischen Kunden. Unsere Kunden verfügen über eine sehr gute Bonität.
Wie entwickelt sich der Immobilienmarkt im Saanenland generell? Es gibt immer wieder Berichte, wonach Luxusimmobilien weniger gefragt sind und auch die Nachfrage nach Zweitwohnungen in Bergregionen zurückgeht.
Der Immobilienmarkt in unserer Region ist in den letzten Jahren transparenter geworden. Früher gingen viele Liegenschaften unter der Hand weg. Man wusste daher eigentlich gar nicht, dass diese auf dem Markt sind. Durch die elektronischen Medien kann heute jeder sehen, welche Immobilien auf dem Markt sind und welche Preise gefordert werden. Dennoch sehen wir keinen grossen Preisdruck auf Immobilien in unserer Region. Allerdings sind weniger Transaktionen zu verzeichnen, und es dauert teilweise länger, bis Objekte verkauft werden können. Wir befinden uns derzeit in einer Konsolidierungsphase, nachdem vor der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative noch schnell jeder gebaut hat, der über eine Baubewilligung verfügte.
Welche Folgen hat die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative auf den Immobilienmarkt in Ihrer Region konkret?
Es war vor allen Dingen die Rechtsunsicherheit nach der Annahme der Initiative, die viele Fragen aufgeworfen hat. Seit Januar ist diese Rechtssicherheit wieder gegeben, was sich positiv auf die Nachfrage auswirken wird. Mittelfristig dürften die Preise auch wieder steigen, weil das Angebot begrenzt ist. Die Zweitwohnungsinitiative war sicher ein Bremser für unseren Immobilienmarkt, hat aber nicht zum Absturz geführt.
Wer sind die Käufer der Immobilien?
Es kommt immer wieder eine sehr wohlhabende Klientel ins Saanenland. Ein Treiber sind hier auch die Internationalen Schulen wie Le Rosey und die John F. Kennedy School. Eltern, deren Kinder dort in die Schule gehen, nehmen sich einen Erst- oder Zweitwohnsitz in der Region. Aber es gibt auch viele ehemalige Schüler, die später, wenn sie beruflich erfolgreich sind, zu uns zurückkehren und ein Feriendomizil erwerben.
Der Schweizer Franken hat sich gegenüber dem Euro in den letzten fünf Jahren markant aufgewertet. Ist dies nicht auch eine Bremse für den Immobilienmarkt?
Sicherlich gibt es einige potenzielle Kunden, die sich nun Immobilien in Gstaad oder anderen Orten in der Schweiz nicht mehr leisten können. Aber viele Immobilienkäufer wollen ganz bewusst ein Objekt im Saanenland kaufen. Der Preis ist dann nicht alleine entscheidend. Viel wichtiger ist es, dass das Umfeld stimmt. Da sind oftmals auch die privaten und beruflichen Netzwerke ein ausschlaggebender Punkt für den Kaufentscheid. Da die meisten Leute in ihrer Freizeit hier oben sind, lassen sich auch viel entspannter Geschäfte machen.
Welcher Rolle spielt der Tourismus für Ihre Bank? Leiden nicht gerade Hoteliers und Restaurateure derzeit unter der Wechselkurssituation und dem schneearmen Winter?
Klar hängen auch wir am Tourismus. Als Exportindustrie, die ihre Produktion hier im Land erbringen muss, wurde der Tourismus brutal durch den starken Franken getroffen. Die Tagestouristen fehlen teilweise ebenfalls. Allerdings bin ich überzeugt, dass sich die hohe Qualität im Tourismus mittel- und langfristig für uns auszahlt. Unsere Bank selber hat wenige Risiken von Hotels und Restaurants in den Büchern.
Wie sieht es mit dem Gewerbe und Bauunternehmen aus?
Hier ist die Nachfrage in einzelnen Sparten spürbar zurückgegangen. Allerdings haben viele Bauunternehmen in der Boomzeit mit temporären Arbeitskräften gearbeitet, so dass keine grossen Fixkosten aufgebaut wurden. Jetzt, wo wir zu einer normalen Entwicklung zurückkehren, können die Temporärkräfte heruntergefahren werden. Auf der anderen Seite hat die Anzahl der Renovationen und Umbauten zugenommen, so dass von dieser Seite eine zusätzliche Nachfrage kommt. Risiken sehen wir daher bei den lokalen Bauunternehmen und Handwerkern kaum.
Die Erträge aus dem Kommissionsgeschäft haben im letzten Jahr um 10% abgenommen. Investiert Ihre wohlhabende Kundschaft nicht mehr?
Wir waren in den letzten zwei Jahren sehr stark mit der Aufarbeitung des US-Steuerprogramms beschäftigt. Hinzu kam, dass aufgrund unserer Weissgeldstrategie auch einige Vermögen abgeflossen sind. Das wird sich ab diesem Jahr ändern. Wir werden in den nächsten Monaten den Ausbau der Vermögensverwaltung wieder forcieren.
Haben Sie heute überhaupt noch ausländische Kunden?
Etwa 20 bis 30% unserer Kundschaft sind international. Das wird sich auch nicht ändern. Aber alle Kunden haben einen Bezug zum Saanenland. Sie müssen also hier einen Wohnsitz haben, regelmässig Ferien machen oder der Region anderweitig verbunden sein.
Welche Rolle spielen die internationalen Kunden bei Ihren Wachstumsplänen im Private Banking?
Im Grunde macht die Saanen Bank einen grossen Spagat: Mit dem einen Fuss stehen wir mitten in der uns sehr wichtigen Landwirtschaft, mit dem anderen im internationalen Private Banking. Genau diese regionale Verankerung schätzen allerdings unsere internationalen Kunden. Genauso wie Gäste in der Region gerne regionale Produkte bei der Bure-Metzg oder in der lokalen Molkerei kaufen, wollen sie hier auch mit einer regionalen Bank zusammenarbeiten. Dies ist unser grosser Vorteil.
Wie sieht das konkret im Private Banking aus?
Wir wollen unser Vermögensverwaltungsprodukt nochmals weiter optimieren. Da unsere internationalen Kunden nicht permanent vor Ort sind, eignet sich hier ein VV-Mandat am besten.
Die Zinsen bleiben weiterhin tief. Wie sehen Sie die Entwicklung für das laufende Geschäftsjahr?
Wir gehen weiterhin von einem moderaten Wachstum der Ausleihungen aus. Da zum Beispiel Zinsabsicherungen Ende letzten Jahres ausgelaufen sind und wir diese nicht mehr erneuert haben, dürfte sich auch der Nettoerfolg aus dem Zinsgeschäft positiv entwickeln. Wir rechnen daher mit einem stabilen respektive besseren Ergebnis für 2016.
Bei Kursen von 2’600 CHF für die Saanen-Bank-Aktien ist die Dividendenrendite mit 0.8% im Branchenvergleich niedrig. Werden Sie die Dividende in den kommenden Jahren erhöhen?
Unser Aktionariat ist sehr stark lokal verankert. Für die Aktionäre ist eine stabile Bank wichtiger als hohe Renditen. Deshalb thesaurieren wir die Gewinne lieber und stärken so das Eigenkapital. Mittelfristig sollten die Aktionäre durch steigende Kurse von den thesaurierten Gewinnen profitieren können.
In den letzten drei Jahren musste die Aktie der Saanen Bank einen deutlichen Kursrückgang verzeichnen. Dies war insbesondere auf die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem US-Steuerprogramm zurückzuführen. Nachdem das Verfahren im 2015 mit der Zahlung einer Busse von 1.365 Mio. US-Dollar abgeschlossen werden konnte, kann sich das regionale Institut nun wieder voll auf die Zukunft konzentrieren. Der Aktienkurs hat bereits auf die neue Situation reagiert und ist binnen Jahresfrist um 12% gestiegen. Positiv zu werten ist zudem, dass die im Zusammenhang mit der US-Busse getätigten Rückstellungen nicht vollständig in Anspruch genommen werden mussten und nun erfolgswirksam aufgelöst werden konnten.
Da der Immobilienmarkt in der Region trotz Abkühlungstendenzen stabil scheint, dürfte hier in den kommenden Jahren ein moderates Wachstum möglich sein. Ein grösseres Potenzial besteht jedoch im indifferenten Geschäft. 2015 lag der Anteil der Erträge aus diesem Geschäftsbereich nur bei knapp 21%. Andere mittelgrosse Regionalbanken erwirtschaften hier bereits einen Drittel. Die Ausgangslage für die Saanen Bank, im indifferenten Geschäft zu wachsen, ist angesichts der vermögenden Klientel in der Region um Gstaad gut.
Mit den bisher vorliegenden Kennzahlen kann sich das regionale Institut ebenfalls sehen lassen: die Cost/Income-Ratio liegt bei 56.6%, und rund 98% der Ausleihungen sind durch Kundengelder gedeckt. Bei Aktienkursen von 2’625 CHF, die auf OTC-X für eine Saanen Bank-Aktie gezahlt werden, beträgt der Discount auf den ausgewiesenen Buchwert mehr als 20%. Addiert man die Reserven für allgemeine Bankrisiken hinzu, ist der Discount deutlich grösser. Konkrete Zahlen können wir erst nennen, wenn der komplette Zahlenkranz vorliegt. Insgesamt scheint die Saanen-Bank-Aktie günstig bewertet. Lediglich die Dividendenrendite ist mit 0.8% im Branchenvergleich dürftig. Solange die Dividende nicht angehoben wird, ist der Titel vor allen Dingen für Anleger mit einem Bezug zur Bank und der Region interessant.
BKW setzt in Zukunft auch auf Erneuerbare Energien. Bild: www.flickr.com
BKW setzt in Zukunft auch auf Erneuerbare Energien. Bild:
Die Aktienkurse von börsenkotierten Energiewerten befanden sich mehrere Jahre im freien Fall. Grund dafür waren die stark sinkenden Strompreise und die mit der Energiestrategie 2050 des Bundesrates verbundenen Herausforderungen. Insbesondere die Abschreibungen auf Beteiligungen an Atomkraftwerken und die hohen Kosten für deren Stilllegung schreckten Investoren ab. In den letzten Monaten haben die Aktienkurse von Alpiq und BKW nicht nur einen Boden gefunden. Sie konnten teilweise kräftig zulegen. Binnen Jahresfrist stieg der Alpiq-Kurs um etwas mehr als 50% auf 105 CHF. Und auch die Aktie des in Bern beheimateten Energieunternehmens BKW AG legte binnen Jahresfrist um mehr als 30% auf zuletzt 38.60 CHF zu.
Am 19. Februar publizierte die unabhängige Analyseboutique Research Partners AG eine Basisstudie zur BKW AG. Die Analysten sehen ein „Markantes Erholungspotenzial dank Netzgeschäft und Dividende“. Nach ihren Berechnungen liegt die faire Bewertung der Aktien im Bereich des Buchwertes von 51.50 CHF. Daher startet Research Partners die Abdeckung des Titels mit einem „Kaufen“-Rating sowie einem 12-Monats-Kursziel von 52 CHF. Die Gefahr von weiteren ausserordentlichen Abschreibern auf das Anlagevermögen halten die Analysten für moderat. Hingegen werde das stabile und regulierte Netzgeschäft ab 2016 zum Ertragspfeiler.
Die Aktien der BKW AG wurden am 19. Februar zum Kurs von 38.60 CHF an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 1.60 CHF pro Aktie beträgt die Dividendenrendite derzeit 4.1%.
Valiant-CEO Markus Gygax präsentiert verbesserte Kennzahlen und setzt auf Expansion. Bild: Valiant
Schon die Halbjahreszahlen lagen über den Erwartungen, und jetzt präsentiert Valiant auch starke Jahreszahlen. Während viele Geldhäuser mit den tiefen Zinsen zu kämpfen haben und im Zinsgeschäft entsprechende Rückgänge ausweisen, schaffte die Bank aus Luzern im vergangenen Jahr in diesem Segment ein Plus von 8.1% auf 287.8 Mio. CHF.
Bei den Kundeneinlagen verzeichnete Valiant dabei ein Plus von 1.1% auf 18.1 Mrd. CHF, konnte gleichzeitig aber auch die Ausleihungen um 1.4% auf 22.1 Mrd. CHF ausbauen, wobei das Hypothekargeschäft einen Zuwachs von 2.0% auf 20.4 Mrd. CHF verzeichnet.
Deutlicher Anstieg der Zinsmarge…
Trotz des höheren Kreditvolumens fiel der Zins- und Diskontertrag der Bank um 6.1% auf 386.3 Mio. CHF. Da der Zinsaufwand sogar weit stärker um 27.0% auf 129.1 Mio. CHF zurückging, kam es zu einem Anstieg der gesamten Zinsmarge um 9 auf 113 Basispunkte.
Da das Finanzhaus den Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 0.7% auf 64.4 Mio. CHF steigern konnte und im für Valiant vergleichsweise wenig bedeutenden Handelsgeschäft ein Rückgang um 3.0% auf 11.9 Mio. CHF zu Buche stand, kletterte der Betriebserfolg des Konzerns insgesamt um 6.0% auf 382.0 Mio. CHF.
… und eine weit tiefere Cost-Income-Ratio
Dass sich die Effizienzmassnahmen der letzten Jahre auszahlen, zeigt sich im Rückgang des Geschäftsaufwands. Dieser fiel nämlich trotz des gestiegenen Betriebsertrags um 1.2% auf 213.0 Mio. CHF. Vor allem der Rückgang im Personalaufwand um 4.5% auf 113.4 Mio. CHF brachte so eine deutliche Verbesserung der Cost-Income-Ratio von 59.8% auf 55.8%.
Per Saldo kletterte der Geschäftserfolg der Bank vor Steuern um 20.7% auf 126.3 Mio. CHF, und der Konzerngewinn stieg proportional dazu um 21.0% auf 114.4 Mio. CHF. Der Gewinn je Aktie kletterte dadurch von 5.98 auf 7.24 CHF und der Buchwert von 125.76 auf 129.90 CHF. An der Generalversammlung am 18. Mai soll dann auch eine Anhebung der Dividende von 3.20 CHF auf 3.60 CHF beschlossen werden.
Für dieses Jahr ist Firmenchef Markus Gygax zuversichtlich und erwartet einen leicht steigenden Konzerngewinn. Wachstum dürfte es aber auch in den nächsten Jahren geben. Zwar hat der Manager wegen des Niedrigzinsumfelds die Gewinnziele für 2017 mit einem ursprünglich geplanten Konzerngewinn von 150 Mio. CHF um 20 bis 30 Mio. CHF gesenkt – entsprechend einem Ergebnis von 8.0 bis 8.50 CHF je Aktie. Aber mit einem 11er-KGV auf Basis 2017 ist der Titel noch nicht übermässig hoch bewertet und vor allem: Die Aktie notiert 25% unter dem Buchwert. Dazu kommt: Valiant setzt auf Wachstum und will die Zahl der Kundenberatenden bis 2020 um 80 Mitarbeiter und das Filialnetz um 10 Geschäftsstellen ausbauen. Zudem sind in den nächsten Jahren zusätzliche jährliche Investitionen von bis zu 15 Mio. CHF in die Digitalisierung, die Marktpräsenz und die Mitarbeiter geplant. Bei Valiant sind zwar keine grossen Sprünge zu erwarten, doch angesichts der attraktiven Dividende von 3.6% und der vergleichsweise stabilen Geschäfte ist die Aktie für Anleger mit mittlerem Zeithorizont auf jeden Fall ein Wert zum Kaufen und Liegenlassen.
Im deutschen Görlitz steht die Betriebsstätte der rondom Biegetechnik. Quelle: rondom Biegetechnik GmbH
Im deutschen Görlitz steht die Betriebsstätte der rondom Biegetechnik. Quelle: rondom Biegetechnik GmbH
Die Aktien der HBB Holding AG führten im Jahr 2015 die Liste der Gewinnertitel mit einem Plus von 337.5% mit Abstand an. Die Gesellschaft befand sich lange Zeit in einer nahezu ausweglosen Lage und konnte der Insolvenz nur knapp entgehen (siehe auch Blog-Beitrag vom 29.4.2015). Die sich im Jahresverlauf abzeichnende erfolgreiche Weiterführung der Sanierungsmassnahmen bestätigt sich nun in den für 2015 vorgelegten Jahreszahlen. Wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht mitteilt, gelang es im Lauf des Jahres 2015, die noch bestehenden Altlasten der HBB Biegetechnik, einer 100%igen Tochtergesellschaft der HBB Holding, aus eigener Kraft zu bereinigen. Bei der HBB ist die Gesellschaftsstruktur zu beachten. Die Holding selbst ist operativ nicht tätig. Sie ist ausschliesslich von den Ergebnissen der beiden 100%igen Tochtergesellschaften HBB Biegetechnik in Walzenhausen und der rondom Biegetechnik in Görlitz abhängig. Trotz des sehr schwierigen Umfeldes, mit dem die Gesellschaft konfrontiert ist, konnten die Ziele des Jahres 2015 erreicht werden. Beide Tochtergesellschaften schrieben im vergangenen Jahr schwarze Zahlen. Dank der positiven Geschäftsentwicklung musste die Walzenhausener Biegetechnik seit Frühjahr 2015 die Kontokorrent-Limite nicht mehr beanspruchen und hat per Jahresende 2015 genügend Liquidität aufgebaut, um beruhigt in das Jahr 2016 starten zu können.
Holding-Bilanz verbessert dank guter Ergebnisse der Tochtergesellschaften
Die HBB Holding weist auch für das Jahr 2015 noch ein negatives Eigenkapital aus. Dieses konnte allerdings gegenüber dem Vorjahr markant von minus 1.2 Mio. CHF auf noch knapp minus 0.7 Mio. CHF reduziert werden. Hierfür verantwortlich ist vor allem die Umwandlung eines Darlehens in Höhe von 0.5 Mio. CHF in Eigenkapital im Verlauf des Jahres 2015. Diese Umwandlung erfolgte im Rahmen einer Erhöhung des Aktienkapitals um 0.25 Mio. CHF, bei welcher ein Agio von ebenfalls rund 0.25 Mio. CHF zugunsten der Eigenmittel vereinnahmt wurde. Die Erfolgsrechnung der Holding weist einen gegenüber dem Vorjahr deutlich reduzierten Verlust von 11’000 CHF aus. Die Einnahmen bestehen ausschliesslich aus Finanzerträgen in Höhe von knapp 100’000 CHF nach gut 160’000 CHF im Vorjahr. Demgegenüber standen im 2015 Finanzaufwendungen von nahezu 140’000 CHF nach knapp 100’000 CHF im Vorjahr. Im 2014 musste die Holding allerdings noch Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen in Höhe von 120’000 CHF machen, die im 2015 nicht mehr anfielen. Ebenfalls positiv auf die Zahlen des Jahres 2015 wirkte sich die erfolgswirksame Veränderung der Abgrenzung einer Bürgschaft in Höhe von 36’500 CHF aus.
Positives Eigenkapital im 2017 erwartet
Die HBB erwartet für die in Walzenhausen domizilierte HBB Biegetechnik ein ausserordentlich anspruchsvolles Jahr 2016. Trotz der Herausforderungen ist die Gesellschaft zuversichtlich, da in den letzten Jahren die Kosten gesenkt und Reserven gebildet werden konnten. Die Entwicklung ist von den eingehenden Projekten abhängig. Bei allen wichtigen Projekten des Jahres 2015 bestehen weiterlaufende Optionen. Neben einem für Rolls-Royce entwickelten Prototyp ist hier vor allem ein Grossprojekt für Bombardier zu nennen. Wie stark das Know-how von HBB gefragt ist, zeigt sich in der Verdoppelung der Offertanfragen, deren Volumen im 2015 bei 30 Mio. CHF lag. Trotz eines harzigen Starts in das Jahr 2016 wird damit gerechnet, das konservative Budget erreichen zu können. Bei der rondom Biegetechnik setzt sich die positive Entwicklung der Vorjahre auch im 2016 fort. Es wird ein Umsatzplus von 5% erwartet. Der Sitzhersteller Recaro hat eine jährliche Abnahmebestätigung für einen Rückenlehnen-Typ während der nächsten zehn Jahre unterzeichnet. Die Serienproduktion soll im Frühjahr starten. Bei diesem Auftrag, bei dem die schnellstmögliche Optimierung der Produktion im Vordergrund steht, handelt es sich um das grösste je erhaltene Projekt der HBB-Gruppe. Bei der rondom besteht nicht das Problem der fehlenden Aufträge, sondern dasjenige der Abarbeitung. Dies wegen der Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Dank der positiven Entwicklung der beiden Gesellschaften soll der Verlustvortrag der Holding weiter reduziert werden. Für 2017 seien die Aussichten nach Firmenangaben gut, dass ein positives Eigenkapital ausgewiesen werden könne.
Die Geschäftszahlen der HBB sind, da nur ein Holdingabschluss publiziert wird, wenig aussagekräftig. Allerdings konnten im 2015 sämtliche Altlasten, die fast zu einer Insolvenz führten, bereinigt werden. Auch wenn diese erreichte Verbesserung nur sehr rudimentär in den vorgelegten Zahlen zu erkennen ist, befindet sich das Unternehmen auf dem richtigen Pfad. Trotz der Überschuldung der Holding und dem negativen Eigenkapital stellt sich die Situation deutlich besser als noch vor Jahresfrist dar. Nachdem die Forderungen gegenüber der Holding durch eine Umwandlung in Eigenkapital aufgelöst werden konnten, gelang es nun auch, die Verpflichtungen der operativ tätigen Tochterfirmen zu eliminieren. Somit ist die Gefahr einer Insolvenz nicht mehr gegeben, zumal die operativ tätigen Tochterunternehmungen über genügend liquide Mittel verfügen, um ihre Geschäftstätigkeit zu finanzieren. Allerdings befindet sich die HBB nach wie vor in einer schwierigen Lage und besitzt nur ein dünnes Finanzpolster.
Die Aktien der HBB sind auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gelistet. Die Valoren wurden letztmalig zu Kursen von 39 CHF gehandelt. Die Titel werden zu Geldkursen von 30 CHF gesucht und zu Briefkursen von 40 CHF offeriert. Der grosse Spread zwischen den beiden Werten reflektiert die ungewisse Situation, in der sich die Gesellschaft befindet. Sofern es gelingt, die Sanierung weiter voranzutreiben und eine deutliche Verbesserung der Eigenkapitalausstattung zu erreichen, sind weitere Kursavancen wahrscheinlich. Sollte dies hingegen nicht gelingen, sind deutliche Kursverluste zu erwarten. Auch wenn die Insolvenz vorderhand abgewendet werden konnte, verfügt die Gesellschaft nur über geringe Reserven. Wenn es allerdings gelingt, in den beiden Tochtergesellschaften weiterhin schwarze Zahlen zu schreiben, besteht wenig Anlass zur Sorge. Die entsprechenden Anzeichen stehen zwar gut. Vorläufig ist eine abschliessende Einschätzung der Aktien jedoch nicht möglich. Wir verzichten daher vorläufig auf eine Anlageempfehlung zu den Titeln und verweisen ausdrücklich auf den nach wie vor spekulativen Charakter der Aktien.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.
Die Wasserwerke Zug AG (WWZ) teilten in einem Communiqué mit, dass ein Aktienpaket von 4’750 Namenaktien, entsprechend 9.5% des Aktienkapitals, mit einem Volumen von 60 Mio. CHF umplatziert wurde. Die Medienmitteilung kann unter diesem Link heruntergeladen werden. Hiervon wurden 8.68% vom UBS Clean Energy Infrastructure Switzerland KGK (UBS CEIS) übernommen. Die UBS CEIS ist eine langfristig orientierte Anlagegesellschaft für Schweizer Pensionskassen und Versicherungen. An der UBS CEIS beteiligt sind 36 verschiedene Schweizer Pensionskassen und Versicherungen. Die Gesellschaft investiert in Schweizer Unternehmen, die erneuerbare Energien produzieren, Infrastruktur bereitstellen und die Energieeffizienz verbessern.
Verkäufer des Aktienpakets ist die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt SUVA. Die SUVA zieht sich aus Anlagen in nicht kotierten Aktiengesellschaften zurück, wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist.
Rund 30% des Aktienkapitals der WWZ sind im Besitz der öffentlichen Hand. Eine namhafte Beteiligung von 10% besitzt die Ernst Göhner Stiftung, die auf den Zürcher Unternehmer Ernst Göhner zurückgeht. Sie fördert gemeinnützige Zwecke in den Bereichen Kultur, Umwelt, Soziales und Bildung/Wissenschaft. Die Ausschüttungen werden finanziert aus den Gewinnen an Firmenbeteiligungen und einem ansehnlichen Immobilienportfolio.
Rund 50% des Aktienkapitals der WWZ sind in festen Händen. Die übrigen 50% sind breit gestreut bei 4’200 vorwiegend privaten Aktionären.
„Die Psychopathologie der Massen ist in der Psychologie des Einzelnen verwurzelt.“ Carl Gustav Jung, 1875-1961, Psychiater, Analytischer Psychotherapeut, Tiefenanalytiker
Spätestens seit Jahresanfang muss jedem Marktteilnehmer klar sein, dass nun wirklich die „Irren die Anstalt übernommen haben“. Von der für viele überraschenden Yuan-Abwertung und der Kapitalflucht aus China über die ersten Krisenfälle bei Ölexportnationen, den Bankencrash in Europa bis hin zum Negativzins in Japan, der das Gegenteil des Beabsichtigten erzielt – die Finanzmärkte laufen Amok und regulieren die von Notenbankern mit Billionen geschaffene Scheinwelt schnell und brutal auf ihre Weise. „Repricing of Risk“. Damit werden durch die Marktkräfte die historisch einmaligen Fehlallokationen von Kapital während der letzten Jahre schonungslos bloss gelegt. Licht auf die Hintergründe wirft einmal mehr William White, Ex-BIZ und jetzt OECD Chef-Volkswirt, in einem Beitrag für die NZZ. Viele Marktteilnehmer verlieren Hemd und Hose. Der US High Yield Bond Markt ist und bleibt einer der besten Frühindikatoren für Aktien, und der Januar verheisst nichts Gutes.
Kurskollaps bei Deutsche Bank, Credit Suisse & Freunden
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis verschiedener Grossbanken im Vergleich. Quelle: Bloomberg News
Nur noch 18 Mrd. Euro betrug die Börsenkapitalisierung der grössten Bank Deutschlands vergangene Woche. Nach einem beispiellosen Kurszerfall seit Monaten, insbesondere aber seit Jahresanfang, immerhin minus 40%, sah sich CEO Cryan sogar zu der ungewöhnlichen Massnahme genötigt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, dass die Bank grundsolide sei. Weiss der Markt mehr, denn wie sollte sonst ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von nur 0.3 X zustande kommen, gegenüber 0.7 bei der ebenfalls stark gefallenen Credit Suisse oder 0.8 bei europäischen Banken im Mittelwert? Denn ein Wert von 0.3 X signalisiert das unmittelbar bevorstehende Ende, dem Kurszerfall von Aktien und Bonds entsprechend und auch angesichts der Tatsache, dass die Kreditausfallversicherungsprämien (CDS) für Deutsche Bank sich im Preis verdoppelt haben. Man muss schon etwas tiefer bohren, um plausible Ursachen für den von Deutsche Bank angeführten Bankencrash zu finden.Als Folge der Nachkrisenbankenregulierung wurde durch die Basler Richtlinien auch die neue Kategorie „Additional Tier One Capital Adequacy Ratio“ geschaffen, die sicherstellen soll, dass im Falle von Schwierigkeiten genügend Kapitalpuffer vorhanden sind, bevor Einleger oder Steuerzahler herangezogen werden müssen bei den „Too Big to Fail“ Banks. Diese sogenannten „AT1-Bonds“, auch CoCo Bonds genannt (Contingent Convertible), bieten eine höhere Verzinsung als erstrangige Bonds, sind dafür aber nachrangig und können unter bestimmten Konditionen auch nicht mit Zinsen bedient werden – und sogar zwangsumgewandelt werden in Aktien, oder gar ausgebucht. Solange der Draghi-Geldsegen anhielt und das volle Ausmass der Straf- und Vergleichszahlungen sowie der Rechtskosten für die Deutsche Bank noch unter dem Radar der QE-euphorisierten Anlegerschaft blieb, gingen die AT1-Bonds mit einem Coupon von über 6% sehr gut weg. Jetzt, wo die Schwierigkeiten auftauchen, ist scheinbar vielen Käufern dieser Bonds aufgefallen, dass sie sie lieber nicht haben wollen, was ein Überangebot in einem wenig liquiden Markt brachte und Druck auf die Kurse auslöste. Die Bank fühlte sich genötigt zu erklären, dass die Zinszahlungen bei den Bonds kein Problem seien.
Nicht nur CEO Cryan musste die Solvenz der Bank öffentlich beteuern, auch Finanzminister Schäuble äusserte sich, dass ihm keine Probleme bekannt seien. Das erinnert sehr stark an die Beteuerungen von Bear Sterns, die 2008 kurz danach insolvent waren und von JP Morgan übernommen wurden. Auch Lehman CEO Fuld schwor öffentlich, dass Lehman solvent und liquide sei, unmittelbar vor dem Lehman-Moment.
Auch wenn es den meisten nicht bewusst ist: Aber die Financial Weapons of Mass Destruction, die Derivate, sind immer noch aktiv – und zwar im Bauch der Banken. So beläuft sich das Derivatives Book der Deutschen Bank auf das Zwanzigfache des BSP Deutschlands! Natürlich stellen die Banken das immer mehr wie eine Absicherung dar, ohne Risiko, weil sich die Positionen gegenseitig aufheben. Tatsächlich sind es spekulative Positionen oder werden dazu, wenn, wie zur Zeit, plötzlich Volatilitäten und Spreads zunehmen, Währungen abstürzen, Carry-Trades aufgelöst werden, Schuldner wackeln und Zwangsliquidationen zunehmen, wie etwa bei den Sovereign Wealth Funds der ölproduzierenden Länder. Hier könnte etwas im Derivatebereich im grossen Massstab schief laufen. Bei Öl, Yen, Zinsentwicklung, …
Die grossen Banken haben 2-5% ihres Kreditportfolios bei Energieunternehmen. Nachdem die Preise bei Öl und Gas substanziell und wohl auch auf längere Zeit gefallen sind, ist wohl mit weiteren Ausfällen zu rechnen. So sind seit Anfang 2014 bereits 42 Emittenten am US High Yield Bond Markt pleitegegangen. Die Deutsche Bank könnte überproportional engagiert und von den zu erwartenden Abschreibungen überfordert sein.
Aus jetziger Sicht ist die Deutsche Bank auf alle absehbaren und bekannten Rechtsrisiken vorbereitet. Die Befürchtung der Märkte ist, dass eine Kapitalerhöhung auf dem gedrückten Kursniveau wenig aussichtsreich sei, vor allem, wenn eine unvorhergesehen grosse Summe verhängt wird oder eine, die jetzt noch gar nicht auf dem Radar ist.
Das Goldman Sachs Votum
Es gibt jedoch auch einen Faktor, der gegen alle Theorien eines unmittelbar bevorstehenden Kollapses spricht. Lloyd Blankfein, der CEO von Goldman Sachs, sagte am 09.02.16 bei der Credit Suisse Financial Services Conference in Miami nach der expliziten Frage zum Zustand der Deutschen Bank wohl ganz entspannt, dass GS keine Schwierigkeiten bei den europäischen Counter Parties sehe.
Bei den anderen europäischen Banken geht es mehr oder weniger um ähnliche Befürchtungen. Der Abschreibungsbedarf kann aus italienischen Non-Performing-Loans (NPL) bestehen, ein grosses Engagement im Tourismus, bei Immobilien, bei Öl, in China oder Brasilien, …
Eigenkapital begründet Bewertungsdifferenzen US vs. Europa
Auffällig ist auf jeden Fall, dass die Bankaktien 2015 stets als Favoriten für 2016 gehandelt wurden, mit Aufholpotenzial und als Profiteure der EZB-Politik. Bemerkenswert ist, dass die Korrektur in den USA ihren Anfang nahm, dass die amerikanischen Bankaktien auch gefallen sind, doch aufgrund des gestärkten Eigenkapitals sehr viel besser dastehen. JP Morgan bringt auch auf aktuellem Niveau 180 Mrd. Euro Börsenwert auf die Waage, das 10fache von Deutsche Bank, Bank of America 107 Mrd. Euro, Wells Fargo sogar 208 Mrd. Euro. Dagegen sind Commerzbank bei 8 Mrd. Euro, BNP bei 47 Mrd. Euro und CS bei 18 Mrd. Euro angelangt. Deutsche Bank und CS liegen auf dem tiefsten Kursniveau seit Anfang der 90er Jahre. Und der Ausblick von CS ist nicht rosig.
Öl-Update
Wie in der Macro Perspective im Januar durch Carmen Reinhart dargestellt, erfüllt sich die Vorhersage zunehmender Staatspleiten fast erschreckend schnell. Erst bat das diktatorische Aserbaidschan beim IWF um einen Notkredit von 4 Mrd. USD zur Erfüllung der Budgetverpflichtungen, die bei einem Ölpreis um 30 USD nicht mehr aus den zu 60% für das Budget verantwortlichen Ölexporten bestritten werden können. Die Bonität wurde daraufhin auf Junk Niveau gesetzt. Diktator Alijev hält sich seit langem nur mit repressiven Mitteln an der Macht, Oppositionelle und Journalisten sitzen ohne Grund im Gefängnis oder verschwinden. Das passt zur Not-Allianz mit Erdogan, der sich zunehmend auch dieser Mittel bedient, um seine wackelige Herrschaft zu erhalten.
Kriegs-Update
Sowohl die USA als auch Russland sehen im Kampf gegen die IS Milizen in Syrien und im Irak die Kurden als entscheidenden Partner auf dem Boden. Erdogan stiess deshalb sogar bluttriefende Drohungen gegen die USA aus! Am 13.02., unmittelbar nach der Münchener Sicherheitskonferenz, bei der ein Ende der kriegerischen Aktivitäten in einer Woche vereinbart worden war, hat jedoch Erdogan begonnen, die Kurden in Syrien zu bombardieren und war daraufhin scharf von Obama verwarnt worden. Auch die Saudis sind bereit, mit Bodentruppen in Syrien einzumarschieren, nachdem es dem „Hohen Verhandlungsrat“, ein irreführender Terminus für saudische fundamentalistische Interessen, nicht gelungen war, die Syrien-Gespräche zu desavouieren. Damit treffen sowohl Türkei und Russland als auch Türkei und Kurden und darüber hinaus Iran und Saudi-Arabien direkt bei kriegerischen Aktivitäten aufeinander.
Öl-Exporteur Nigeria – Terror in West-Afrika
Anzahl Todesopfer in jihadistisch motivierten Ereignissen in Afrika im Zeitraum 2013-2015. Quelle: Munich Security Report 2016
Nigeria ist der zweite Kandidat, der Notkredite benötigt, immerhin 9 Mrd. USD. Der Norden ist grossflächig in der Hand der fundamentalistischen Terror-Milizen, die auch weite Teile der Zentralafrikanischen Republik, des Chad, des Niger, von Mali und Kamerun destabilisieren und terrorisieren. Das korrupte Land wirkt völlig hilflos gegen die Destabilisierung durch die Terror-Milizen. In Nigeria wurde seit Jahresanfang ein Öltanker gekapert, für die Besatzung wird ein hohes Lösegeld gefordert. Andere Rebellen haben eine Öl-Pipeline gesprengt, was massive Umweltschäden mit sich bringt. Aufgrund des globalen Überangebots von ca. 2 Mio. Fass pro Tag und überquellender Lager ist abgesehen von zeitweiligen Erholungsbewegungen kaum mit einer Trendwende zu rechnen. Daher dürften Venezuela, Ecuador, Kasachstan als nächste um Notkredite bei IWF und Entwicklungsbanken vorstellig werden.
China im Visier der Devisenspekulanten
Jahre-, fast jahrzehntelang galt China, immerhin ein kommunistisches und zentral geplantes Land, als Wachstumswunder mit immer neuen Geschäftsmöglichkeiten. Jeder Mittelständler und sogar Selbständige, der mitreden wollte, reiste ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Für den distanzierten Beobachter schien es immer wie eine Wiederholung der Geschichte, denn Europäer waren schon immer für „Chinoiserien“ besonders anfällig. Meistens endete es nicht gut, schon daher war die blauäugige Verliebtheit, wie zuletzt, recht bemerkenswert. Bedenken zur Intransparenz des Zahlenwerks, fragwürdigen Statistiken, seltsamen Geschäftsmodellen, faulen Krediten, Aufbau von Überkapazitäten, Anlagebetrug, Korruption usw. wurden weggewischt. Doch inzwischen ist der Moment der Wahrheit gekommen. Mit der im August 2015 begonnenen Yuan-Abwertung, so scheint es heute, wurde ein Mechanismus in Gang gesetzt, der einen internationalen Abwertungswettlauf, immer grössere QE-Bazookas, Negativzinsen und, vor allem, ein kaum vorstellbares Ausmass an Kapitalflucht aus China auslöste. Die stets beeindruckend hohen Devisenreserven Chinas lagen bei 4 Billionen USD, doch seit August 2015 sind sie beträchtlich gefallen, um 100 Mrd. USD oder mehr pro Monat auf gerade noch knapp über 3 Billionen USD. Etwa um die Zeit des Wirtschaftsforums in Davos sorgte eine offizielle Verlautbarung Chinas für Irritationen, in der George Soros namentlich gewarnt wird, gegen den Yuan zu spekulieren. Soros hatte zuvor den Devisenmarkt und den Yuan kritisch kommentiert. Nach dieser Episode liessen immer mehr Hedge Fund Manager die Maske fallen und outeten sich als Yuan-Baissiers. Das scheint gegenwärtig der „most-crowded trade“ zu sein.
Japan führt Abe-nomics ad absurdum
Entwicklung des Yens gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn. Quelle: SIX iD
Ende Januar überraschte Haruhiko Kuroda eigentlich jeden mit der völlig unerwarteten Bekanntgabe der Massnahme, auf bestimmte Einlagen der Banken bei der BoJ zukünftig einen Negativzins zu erheben, nur 0,1% und auch nur auf Mittel, die aus zukünftigen QE-Massnahmen geschaffen werden, aber eben ein Signal, das umso besser wirken sollte, als es nicht erwartet worden war. Doch dieser Schuss ging völlig in die Hose. Anstatt den Yen weiter zu schwächen, pardon, attraktiver zu machen, drehte dieser vs. USD radikal um und legte innerhalb von Tagen um 9% zu, das ist gewaltig am Devisenmarkt. Die Aktien fielen gleichzeitig aus dem Bett, der Nikkei-Index erlebte seine schlimmste Woche seit 2008 und verlor seit Jahresanfang bereits um 21%. Die Entscheidung der BoJ war kontrovers, denn es ging 5:4 aus bei der Abstimmung. Das offenbart, wie zerrissen selbst die voting members bei der BoJ, aber genauso bei der EZB, BoE und der Fed sind, denn es handelt sich bei Negativzinsen um Neuland. Und wie sich zeigt, wird genau in den Ländern, die dazu Zuflucht nehmen, Schweiz, EU, Japan, die Bankenindustrie zerstört, ohne die es keinen gesunden und nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung geben kann. Dennoch hat die Schwedische Reichsbank, ein Vorreiter des Negativzinses, gerade eben die Strafzinsen von -0.35% auf minus 0.5% weiter abgesenkt, oder heisst es erhöht?
Yen als Krisenindikator
Immer, wenn sich Krisen ankündigen, weist der sonst eher unauffällige Yen hohe Oszillationen auf und tendiert danach zur Stärke. Hintergrund ist, dass Japan, trotz allem, immer noch die grösste Gläubigernation der Welt ist mit ca. 3.5 Billionen USD Auslandsaktiva. Ob Asienkrise 1998 oder Lehman 2008: Die Japaner holen früh ihr Geld heim und lösen dabei die carry-trades (Kredit in Yen und Kauf von Auslandsaktiva) auf. Da diese Anlagen meist ohne Währungs Hedging erfolgen, wird somit eine plötzliche, hohe Yen-Nachfrage ausgelöst. Dazu kommen Spekulanten aus aller Welt, die sich ebenfalls gern in Yen verschulden und in der Regel US-Aktiva kaufen. Mit der Nachfrageabschwächung aus China und dem Ölpreiszerfall wurde die Begründung für weitere Zinserhöhungen durch die Fed hinfällig, womit kein nachhaltiger Zinsvorteil bei US-Anlagen mehr zu erwarten war. Solche rapiden Verwerfungen hinterlassen die meisten Akteure mit erheblichen Verlusten. Im Grunde hat die Marktreaktion auf die Negativzinsentscheidung der BoJ alle Errungenschaften der letzten zwei Jahre in Japan innerhalb weniger Tage annulliert. Abe-nomics funktioniert nicht! Die Lage als Nettogläubiger-Nation ist der der Schweiz sehr ähnlich, nur im fast 15fachen Massstab.
Europäische Staatsschuldenkrise flammt wieder auf
Abgesehen von Griechenland ist auch Portugal wieder auf dem Krisenradar. Die Linksregierung wurde gewählt, weil sie ein Ende der Austerität versprochen hatte. Diese hatte das Land weitgehend paralysiert und dürfte jetzt nicht so ohne weiteres weiterhin verfolgt werden, was sich am Bondmarkt darin ausdrückt, dass die 10-jährigen Portugal Bonds innerhalb der letzten Wochen erst auf ein Renditeniveau von 3% gestiegen sind und dann, ganz schnell, auf über 4%, trotz dem Bond Buying Programme der EZB. Trouble ahead! Bei einer Abstufung des Rankings, wie zu erwarten ist, sind Portugal Bonds nicht mehr qualifiziert für das Bond Kaufprogramm der EZB. Noch im November konnte Portugal 5-jährige Anleihen mit einer Negativverzinsung am Markt platzieren. Dies zeigt sehr deutlich, wie irrational und vom Herdeninstinkt gesteuert die institutionellen Anleger agieren. Risk-on, risk-off.
Italiens Bankensektor – ein Milliardengrab
Im Januar hat sich alles zugespitzt, bei den italienischen Banken stiegen die NPLs, also Kredite, die nicht mehr bedient werden, um 9%! Insgesamt machen damit faule Kredite 17% des ausstehenden Kreditvolumens aus, mehr als 200 Mrd. Euro. Bankaktien waren im freien Fall, erste Institute wurden geschlossen. Aufgrund der schieren Grösse der italienischen Volkswirtschaft – Nr. 4 in Europa und Nr. 8 weltweit – ist das eine Problemkategorie, die jenseits von Griechenland und Portugal liegt und damit ein gewaltiges Problem für Europa und die Welt als Ganzes darstellt, denn kaum eine Bank, ein Unternehmen oder ein institutioneller Anleger wäre von einem italienischen Desaster nicht betroffen.
Bundesbank und Banque de France starten Initiative
Jens Weidmann und sein französischer Kollege haben gemeinsam die politische und fiskalische Union Europas gefordert, um das Scheitern der EU, wie es drohe, zu vermeiden. Die Initiative ist insofern bemerkenswert, als der Vorschlag die Auflösung der beiden Institutionen, denen die Initiatoren vorstehen, impliziert. Es ist auch ein deutlicher, vielleicht der letzte Versuch, die europäischen Politiker endlich dazu zu veranlassen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, Lösungen zu finden, anstatt fantasielos darauf zu warten, dass es die Notenbanken mit willfähriger Zinspolitik schon richten werden. Bemerkenswert ist auch, dass Weidmann dem „durchgeknallten“ Ansinnen der Politiker, Bargeld zu verbieten oder zumindest Bar-Transaktionen auf 5’000 Euro in Deutschland zu beschränken, entgegengetreten ist, „immerhin ist Bargeld das einzige gesetzliche Zahlungsmittel“, war seine Begründung.
Private Equity Giganten kaufen eigene Aktien
Entwicklung börsenkotierter Private-Equity-Gesellschaften im Vergleich zum S&P 500 seit August 2015. Quelle: Marketwatch.com
Apollo, Blackstone und KKR sind börsennotiert, wenngleich die nach dem Börsengang hinzugekommenen Aktionäre kaum glücklich sein dürften. Im Nachhinein betrachtet war die Öffnung für neue Aktionäre nicht mehr als ein opportunistisches Kasse machen bei bester Börsenstimmung und unkritischen Anlegern. Doch in den letzten Monaten hat sich die Talfahrt der PE-Aktien erheblich beschleunigt, was in der Sprache der Märkte wohl heisst, dass das Klima für Börsengänge von Portfolio-Gesellschaften oder profitable Verkäufe an Industrie- oder Finanzinvestoren auf absehbare Zeit eingetrübt bleibt. Doch damit wollen sich die Manager nicht zufrieden geben und kaufen jetzt als Private Equity Unternehmen eigene börsennotierte Aktien zurück, weil diese unterbewertet seien. Eine ziemliche Paradoxie, die vielen institutionellen Anlegern gar nicht gefällt. Darüber hinaus ist es auch eine starke Botschaft an Anleger, die Realitäten zu akzeptieren und sich nicht ihnen entgegenzustellen. Der Markt hat immer recht.
Goldman Sachs löst 2016 Top-Deals auf
Was ist von einem Börsenjahrgang zu halten, wenn die Top Investment Bank bereits Anfang Februar die Top-Deals für das Jahr auflöst, darunter, dass der USD gegen Euro und Yen steigen würde? Tatsächlich verlor der USD seit Jahresanfang um 5% vs. Yen und um 3% vs. Euro. Bei Positionierung auf der falschen Seite des Trades kommen am Terminmarkt schnell Verluste im Milliardenbereich heraus. Auch der Trade auf eine Outperformance der US Bankaktien vs. dem S&P 500 Index ging aufgrund des Bankencrashs seit Dezember richtig daneben. Interessanterweise stellt sich auch keine Konvergenz des Renditeniveaus von 5-jährigen italienischen und deutschen Staatsanleihen ein, wie erwartet, sondern vielmehr eine Divergenz. CEO Blankfein schätzt das Marktgeschehen abgesehen vom Aktienmarkt als nicht rational ein.
Syngenta-Übernahmeangebot wirft Fragen auf
Unbeeindruckt vom Börsencrash in Shanghai und den diversen Turbulenzen treten chinesische Staatsunternehmen international verstärkt als Käufer auf, so auch in der Schweiz. Doch mit Syngenta, einem globalen Marktführer aus der Schweiz, geht es jetzt weit über die Bedeutung der sonst üblichen Übernahmen mittelständischer Unternehmen hinaus. ChemChina bietet mit 47,9 Mrd. USD inklusive Übernahme der Schulden sogar den höchsten Preis, den je ein chinesisches Unternehmen auf der internationalen Ebene bereit war zu zahlen. Die Motive sind klar und doch undurchsichtig zugleich. Was würde es in der Konsequenz für die Verbraucher in der Schweiz und der ganzen Welt ändern, wenn zukünftig die Entscheidungen über den Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden in Bejing, vielleicht sogar vom Politbüro, getroffen werden? Geht es bei Syngenta nur um ein weiteres Unternehmen wie viele andere, oder ist das Oligopol in diesem für die Weltbevölkerung wichtigen Segment der Produktion sicherer und ausreichender Nahrungsmittel nicht von überragender strategischer Bedeutung? Warum ist das Management heute mit dem Angebot der Chinesen zufrieden und empfiehlt „einstimmig“ die Annahme, obschon das im August abgelehnten Angebot von Monsanto um rund 5% höher lag? In einem vergleichbaren Fall hatte die bestimmt nicht des Interventionismus verdächtige Regierung Canadas 2010 die Übernahme des Düngemittelproduzenten Potash Corp. of Saskatchewan durch die australische BHP untersagt. Immerhin legte Syngenta seit Jahresanfang nunmehr um 6% zu, während der SMI rückläufig war. Sollte das Angebot angenommen werden, was abzuwarten bleibt, winkt Syngenta-Aktionären eine Rendite von über 20%, denn die Aktie notiert nicht ohne Grund mit einem deutlichen Abschlag zum Übernahmepreis. Dazu kommen noch die Dividende sowie eine Sonderdividende bei Annahme des Angebots. Für die Finanzierung stehen auf Seiten von ChemChina HSBC sowie CITIC verbindlich bereit. Es dürfte eine spannende Diskussion und Meinungsbildung bei den Aktionären geben. Nicht auszuschliessen, dass im weiteren Prozess auch Monsanto und/oder Dow Chemical auf den Plan treten.
Nach den beispiellosen Verwerfungen an den Finanzmärkten seit Jahresanfang, die auch von irrationalem Handeln verursacht wurden, ist jetzt anzunehmen, dass eine Gegenreaktion erfolgt, um die gefühlten Übertreibungen des Bärenmarktes zu korrigieren. Eine zunehmend wahrscheinliche Eskalation des Stellvertreter-Krieges in Syrien kompliziert die Lage und überfordert zudem die an Bequemlichkeit und Berechenbarkeit gewohnten Marktteilnehmer. Das gibt entnervten und verunsicherten Anlegern die Gelegenheit, folgenden Rat von C.G. Jung zu beherzigen: „Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.“ Und wer in der Mitte ist, sieht, dass Gold (Preisanstieg über 10%) und US Gov. Bonds (Zinsrutsch von 2,2% auf 1,7% bei 10-jährigen) seit der letzten Macro Perspective die einzigen Assets sind, die in einer deflationären Spirale zu gewinnen vermögen. Es sei denn, dass Erdogan und andere Kriegstreiber die Welt in einen zweifellos inflationierenden WWIII stürzen können! Mit einer NATO auf Blindflug steigt die Wahrscheinlichkeit jedenfalls täglich.
Die Wildrose, ein wichtiger Rohstoff für Weleda. Bild: www.weleda.ch
Die Weleda AG ist nach eigenen Angaben „weltweit führende Herstellerin von zertifizierter Bio- und Naturkosmetik und Arzneimitteln für die anthroposophische Therapierichtung“. Sie hat ihren Hauptsitz in Arlesheim (Kanton Basel-Landschaft) und eine Niederlassung in Schwäbisch Gmünd (D). Die internationale Weleda-Gruppe besteht aus weltweit 19 Gesellschaften und beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende. Weleda ist in rund 50 Ländern vertreten. Die Marke Weleda steht – inspiriert von der Anthroposophie – für Nachhaltigkeit im Umgang mit den natürlichen Ressourcen und eine ganzheitliche Betrachtung von Mensch und Natur.
Das Geschäftsjahr 2015 verlief für die Weleda-Gruppe ungeachtet verschiedener Herausforderungen auf der Makro-Ebene – namentlich an der Währungsfront im Sog des SNB-Entscheids vom Januar 2015 – erfreulich. Sowohl in der Naturkosmetik als auch bei den Arzneimitteln konnte die Weleda-Gruppe weiter wachsen. Wie Weleda in einem jüngst veröffentlichten „Weleda-Brief“ an „Aktionäre, Partizipanten und Freunde der Weleda AG“ mitgeteilt hat, konnte der provisorische Gesamtumsatz der Gruppe um fast 7% auf 389 Mio. Euro gesteigert werden. Währungsbereinigt lag das Umsatzwachstum noch immer bei beachtlichen 5%. Sowohl in der Naturkosmetik (+8%) als auch in der Arzneimittelsparte (+4%) konnten die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr in einem ansonsten anspruchsvollen Marktumfeld deutlich gesteigert werden. Als Haupttreiber für die Absatzsteigerung in der Naturkosmetik erkennt Weleda einerseits die hohe Innovationskraft der Gruppe, andererseits die sehr gute Marktentwicklung in Deutschland als wichtigstem Zielmarkt des Unternehmens sowie in Frankreich. Während 2014 das Umsatzwachstum in der Sparte Naturkosmetik zu 74% durch Innovationen getragen wurde, waren es 2015 bereits 84%. Daraus folgert das Unternehmen, dass es künftig – „noch mehr als bisher“ – gilt, die Innovationskraft des Unternehmens hoch zu halten und diesen Bereich zu stärken.
Im Arzneimittelsegment profitierte Weleda auf der einen Seite von der starken Grippewelle im 1. Quartal 2015. Auf der anderen Seite konnte der Absatz mit OTC-Produkten deutlich gesteigert werden. Erneut waren hier Deutschland und Frankreich die Umsatztreiber, aber auch Brasilien wusste im Arzneimittelsegment mit Umsatzsteigerungen zu glänzen. Aus Sicht von Weleda war in der Arzneimittelsparte besonders erfreulich, dass der Wegfall des seit Herbst 2015 nicht mehr vertriebenen Iscador-Medikaments beim Umsatz 2015 durch andere Produkte kompensiert werden konnte.
Ergebnis auf Vorjahreshöhe erwartet
Ergebnisseitig rechnet Weleda nach den vorläufigen Zahlen im „Weleda-Brief“ trotz der Umsatzsteigerung mit einem „etwa gleichbleibenden Nettoergebnis“. Als Grund dafür gibt die Gesellschaft die Stärke des Schweizerfrankens (CHF) an, denn die Verwaltungskosten der Schweizer Weleda AG fallen zu einem guten Teil in CHF an. Bilanzierungswährung ist der Euro. Gestiegene Rohstoffpreise, Marketinginvestitionen für OTC-Arzneimittel sowie die nur eingeschränkt mögliche Weitergabe von Preissteigerungen auf Endverbraucherebene haben ebenfalls zu höheren Kosten geführt. Ein gleichbleibendes Nettoergebnis entspräche auf Gruppenebene rund 9.8 Mio. EUR oder etwa 10.7 Mio. CHF (bei einem Durchschnittskurs um 1.09 CHF/EUR). Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der bekannten Situation an der Währungsfront ist dieses stabile Ergebnis angesichts des Kostenblocks in CHF gleichwohl als „erfreulich“ zu bezeichnen.
Nettoverschuldung vollständig abgebaut
Produktivität und Liefertreue konnten gemäss Erläuterungen im „Weleda-Brief“ 2015 weiter verbessert werden. Erfolge in diesen Bereichen trugen in den letzten Jahren wesentlich zur Stabilisierung von Weleda bei, die 2011 und 2012 in eine existenzbedrohende Schieflage geraten war. 2015 konnten auch die Finanzverbindlichkeiten um weitere 13.4 Mio. Euro reduziert werden und lagen per Ende 2015 bei nur noch 38.9 Mio. Euro. Die 2014 noch bestehende Nettoverschuldung wurde vollständig abgebaut. Nach den vorläufigen Zahlen verfügte Weleda per Ende 2015 nunmehr sogar über ein Nettofinanzguthaben im Umfang von 14.4 Mio. Euro, so dass die weiteren Schritte der Unternehmensentwicklung aus einer bilanziellen Position der Stärke angegangen werden können.
Internationalisierung soll vorangetrieben werden
Für die Zukunft sieht Weleda eine Forcierung der Internationalisierungsstrategie – implizit verbunden mit einer Reduktion der Abhängigkeit vom deutschen Markt – sowie den Ausbau der Markenidentität und weitere Innovationen als erfolgskritische Faktoren, die es unternehmensseitig zu meistern gilt. Insbesondere die Internationalisierung der Weleda ist ein strategisches Thema der Gruppe. „Grosse Entwicklungspotenziale“ erkennen die Verantwortlichen in Europa, „den Amerikas“ sowie in Asien. Sehr erfolgreich hat sich bisher das Engagement auf dem russischen Markt entwickelt. Weleda ist in Russland nach eigenen Angaben „Marktführer für Naturkosmetik im Vertriebskanal Apotheke“. „Ruhe und Besonnenheit“, so heisst es bei Weleda weiter, hätten sich gerade in diesem Markt ausgezahlt. Für das laufende Jahr 2016 prognostiziert Weleda eine weiterhin stabile Geschäftslage und erwartet im Vergleich zu 2015 ein Umsatzwachstum zwischen 4 bis 5%. Dies würde bereits am unteren Ende der Prognose-Bandbreite einen Umsatz oberhalb von 400 Mio. Euro bedeuten.
Die Kapitalstruktur der Weleda AG ist ungewöhnlich und aus der Historie komplex. Es gibt nicht weniger als vier (4!) verschiedene Anteilsklassen. Das Gesellschaftskapital von 14.25 Mio. CHF ist eingeteilt in 3’478 Namenaktien à nominal 1’000 CHF, 6’880 Namenaktien à nominal 112.50 CHF, 3’984 Namenaktien à nominal 125 CHF sowie 19’000 Namenpartizipationsscheine ohne Stimmrecht à 500 CHF nominal. Rund 40 Prozent des Kapitals und etwa 80 Prozent der Stimmrechte der Weleda AG sind im Besitz der beiden Hauptaktionäre Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) und Klinik Arlesheim, vormals Ita Wegman Klinik AG. Die genaue Aufteilung des Aktienbesitzes zwischen den Hauptaktionären ist öffentlich nicht bekannt. Die übrigen Weleda-Namenaktien sowie die stimmrechtslosen Partizipationsscheine (PS) sind im Streubesitz, wobei es nach Informationen von schweizeraktien.net innerhalb des Streubesitzes wiederum Paket-Aktionäre bzw. „Paket-Partizipanten“ geben soll. Nicht zuletzt dieser Umstand dürfte auch ein Grund dafür sein, dass der Handel in den PS nicht sehr liquide ist – von den Aktien ganz zu schweigen.
Aufgrund von statutarischen Eintragungsbeschränkungen für die Namenaktien – Anrecht auf Eintragung im Aktienregister haben nur die Mitglieder der AAG – werden auf OTC-X nur die Namenpartizipationsscheine (Valor 496018) frei gehandelt. Zuletzt wurden die Weleda-PS am 11. Februar 2016 mit 2’900 CHF auf OTC-X gehandelt. Der Geld-Kurs liegt aktuell bei 2’770 CHF, der Brief-Kurs bei 3’020 CHF (Kurse vom 11. Februar 2016). Auf gleicher, bereinigter Nennwertbasis von 500 CHF analog zum Nennwert der PS und auf Basis des PS-Kurses (2’900 CHF) läge die „theoretische“ Marktkapitalisierung der Weleda AG unter Ausblendung des Vorteils der (Mehrfach-)Stimmrechte der Namenaktien bei lediglich knapp 83 Mio. CHF oder nicht einmal 20% vom Umsatz 2015. Das auf diese Weise ermittelte „PS-KGV“ läge bei einem Nettoergebnis um 10.7 Mio. CHF indikativ im Bereich um 8, womit die Gesellschaft analytisch – gerade auch im Vergleich zu anderen Kosmetik-/Arzneimittelherstellern – sehr günstig erscheint.
Dagegen stehen die in den Details sehr speziellen Strukturen der Weleda AG, die trotz der operativen Fortschritte der jüngeren Vergangenheit und der Professionalisierung auf vielen Ebenen noch immer keine „normale“ Aktiengesellschaft ist und auch eine vergleichende Bewertung erheblich erschweren. In dieser Konstellation liegen für den Anleger Chance und Risiko zugleich. Die Dividende für Aktionäre wie für Partizipanten lag 2014 bei 5% vom Nominal, entsprechend 25 CHF je PS. Damit liegt die Dividendenrendite bei optisch niedrigen, letztlich wenig attraktiven 0.9%. Auf der anderen Seite hat die Gesellschaft gerade erst einen Turnaround mit vorangegangenem „Beinahe-Grounding“ durchlaufen, und in einer solchen Ausgangslage erscheint es auch nicht falsch, dass das Kapital zur weiteren Stabilisierung und Entwicklung des Geschäfts zunächst in der Firma bleibt, anstatt es an die Anteilseigner auszuschütten. Allerdings würde die mittlerweile wieder sehr komfortable Bilanzsituation der Weleda AG künftig nach der mehrjährigen „Fastenzeit“ auch wieder höhere Ausschüttungen an die Anteilseigner erlauben, die in letzter Instanz auch der Förderung der Anthroposophie dienen und damit sogar indirekt den Gesellschaftszweck begünstigen würden. Ob es jedoch dazu kommen wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall ist die „ganzheitliche“ Verbindung von Anthroposophie und Ökonomie – in der Praxis wohl ein nicht ganz einfacher Spagat – eine Spezialität der Weleda AG. Die Revitalisierung der Marke Weleda scheint in jedem Fall gelungen, und die Gesellschaft ist auch operativ wieder erfolgreich unterwegs, wie das bisher bekannte Zahlenwerk für 2015 eindrucksvoll belegt.